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j1090vdg
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Beitrag von j1090vdg »

Hallo,

ich finde es eine gute Idee, sich in einem Forum kurz vorzustellen.

Mein Name ist Tanja und bei mir wurden nach einem langen Kampf (geh ich zum Arzt oder nicht) Depressionen diagnostitiert. Das ist jetzt etwa 8 Wochen her.

Seitdem nehme ich ein Medikament namens Citadura. Die Einnahme wurde langsam aufgebaut und seit dieser Woche sind es täglich 40 mg, die Maximal-Dosis.

Was mich erstaunt, ist die Tatsache, dass ich jedesmal, wenn ich davon überzeugt bin, dass die Tabletten jetzt helfen und ich in Watte gepackt durch die Welt laufe, wird es wieder schlimmer, als jemals zuvor. Ich breche regelrecht zusammen und kann mich überhaupt nicht mehr halten. Die Häufigkeit der Zusammenbrüche nimmt genau wie deren Intensität zu und ich bin nahezu am Ende meiner Kräfte.

Ein gaaaanz lieber Freund von mir meinte, mein Seelenkind wolle mit mir sprechen und von mir angehört werden und erst, wenn ich dass zulassen würde, könnte ich wieder auf die Füsse kommen. Ich habe aber Angst, mein 'Seelenkind' anzuhören, erstens, weil ich nicht weiss wie und zweitens weil ich Bedenken habe die Kontrolle über mich zu verlieren.

So dass war erstmal ein wenig über mich.

Hoffe hier auf Austausch, Hilfe und darauf, dass auch ich Unterstützung geben kann.

sd
sd
ricky
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Re: Vorstellen

Beitrag von ricky »

Hallo liebe Tanja,

erstmal herzlich Willkommen im Forum!!

Deine Zeilen haben mich berührt.
Ich bin überzeugt, dass dir deine Seele (oder wie es dein Freund nennt Seelenkind) etwas wichtiges sagen möchte.

Bei mir war das auch so. Meine Depression war quasi ein Notruf an mich, dass ich nicht so weitermachen kann, dass ich mein Leben ändern muss.

Und ja, du solltest früher oder später hören, was dir dein "Seelenkind" sagen möchte. Und dafür wäre es bestimmt sinnvoll - wenn du das noch nicht getan hast - dir einen Therapeuten zu suchen.

Ich wünsch dir Kraft und hier einen guten Austausch!!

LG ricky*maus
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo Ricky Maus,

danke für Deine nette Begrüßung.

Mein Psychiater meint zur Zeit, dass ich keinen Therapeuten brauche, bzw. noch nicht brauche. Er denkt, dass ich nur mit Medi's wieder in Spur gebracht werden kann.

Jetzt verwirrt es mich schon, dass hier hauptsächlich von der Kombination der Psychpharmatherapie und der Gesprächstherapie gesprochen wird.

Warum meint er, dass ich das vielleicht nicht brauche? Nimmt er mich nicht ernst und wieso wirken die Medi's nicht. Placebo?

Viele Fragen und viele Zweifel - In Kombination mit meiner steigenden Verzweiflung zu viel Bewegung im Leben....

Ich suche derzeit Ruhe - eine Krümel-Ecke - und eine Käseglocke vor den Schreien aus meinem Innersten - alles tut weh - nicht physich, sondern innerlich - ein Kampf und die Angst, dass es nie wieder aufhört und immer schlimmer wird.

Kennst Du diese Gedanken auch ?

Ist der Kontakt zum Seelenkind nur mit Hilfe eines Therapeuten möglich und sollte ich meinen Psychiater darauf ansprechen ?

Sorry für die vielen dämlichen Fragen, aber ich weiss nicht mehr was ich tun soll.

Wünsche Dir einen angenehmen Abend.

Herzlich
sd
jujumaus1972
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Re: Vorstellen

Beitrag von jujumaus1972 »

hallo silbermond,
auch von mir ein herzliches willkommen.
ich kann auch von mir sagen, das eine combi zwischen medis und thera sehr hilfreich ist.
viel glück und kraft für deinen weg.

hallo ricky:jap:


cu
juju
namsté
ricky
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Re: Vorstellen

Beitrag von ricky »

Hallo Tanja,

deine Fragen sind nicht "dämlich", sondern ganz normal in deiner Situation.

Zu den Medi`s. Es ist durchaus möglich, dass dein jetziges AD nicht wirkt.
Nicht jedes Medi wirkt bei jedem. So hart es ist, manchmal muss man einige durchprobieren, bis man das richtige gefunden hat.
Bei mir waren es leider auch erst eine ganze Reihe, bis ich "meine" Kombination gefunden hatte.

Dass dein Arzt dir ein Plazebo verschreibt, glaube ich echt nicht.
Hmm, und warum er meint, dass du (noch) keine Psychotherapie brauchst, weiss ich ehrlich gesagt nicht.
Ich bin weder Arzt noch Therapeut, aber ich würde schon sagen, dass eine Therapie gut für dich wäre. Das mit den Schreien aus deinem Inneresten, dem Kampf und der Angst, dass es nie aufhört, das hört sich in meinen Ohren nicht wirklich gut an.
Ich kenne sowas aber auch von mir selbst, kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst.

Ich möchte dir auf keinen Fall Angst machen, aber ich hätte es ohne Therapie - nur mit AD`s nicht geschafft.
Ideal ist wirklich die Kombination aus beidem. Die Medi`s können stabilisieren, bereit machen für eine Therapie.

Ich würde deinen Psychiater darauf mal ansprechen. Und du solltest ihm auch sagen, dass dein AD nicht wirkt.
Ich glaube, du nimmst es jetzt 8 Wochen, nicht wahr? Dann sollte es eigentlich schon seine Wirkung zeigen.

Ich hoffe, ich kann dir ein bisschen helfen!!

LG ricky*maus
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo Juju,

danke für die nette Begrüssung.

Wünsche Dir auch alles erdenklich Gute.

Es ist schön hier im Forum, man fühlt sich ernst genommen und nicht veräppelt.

Herzlich
sd
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo Ricky*Maus,

entschuldige die verspätete Antwort, aber gestern hatte ich schon angesetzt zu schreiben und musste unterbrechen.

Ich war gestern bei meinem Arzt und habe ihm von meinen Ängsten, den schwindenden Kraftreserven und dem was in mir passiert erzählt. Soweit man soetwas überhaupt in Worte fassen kann. Auch das die Medikamente nicht wirken und ich immer tiefere Abstürze erlebe.

Er hat mir für Januar erneut einen Termin gegeben und hofft, dass die Medikamente bis dahin anschlagen. Wenn nicht, wird ein Medikamentenspiegel im Blut gemacht und weiter geschaut. Ausserdem hat er mir angeboten, dass ich jederzeit in eine Klinik gehen kann, um eine Insel zu erhalten. Er glaubt zwar, dass es auch ambulant geht, aber er würde es jederzeit unterstützen und verstehen.

Als Notfallmedikament habe ich jetzt Atosil, wenn es gar nicht mehr geht und ich meine Nerven überhaupt nicht mehr in den Griff bekomme. Die machen halt nur leider ohnmachtsähnliche Schlafphasen über fast den ganzen Tag und das ist alle mal besser, als diese unaushaltbaren Zustände in mir.

Ich freue mich, dass Du mir antwortest und wir uns austauschen können und danke Dir für Deine Antworten.

Pass auf Dich auf
herzliche Grüsse
sd
ricky
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Re: Vorstellen

Beitrag von ricky »

Hallo Tanja,

ich finde es echt klasse, dass du deinem Arzt alles erzählt hast!
Und er scheint dich ja doch ernst zu nehmen.

Was sagst du zu seinem Angebot, dass du jederzeit in die Klinik gehen kannst?
Käme das für dich in Frage?

Ich freue mich auch über unseren Austausch hier. Vielleicht magst du ja noch ein wenig mehr von dir erzählen?

Ich bin 34 und habe schon lange mit Depressionen zu tun. Bin aber erst nach vielen Jahren zum Arzt gegangen, um mir Hilfe zu holen....
Vor kurzem habe ich meine letzte Therapie beendet und versuche jetzt mehr oder weniger auf eigenen Beinen zu stehen.
Habe nur noch so alle 4-6 Wochen meine ambulante Musiktherapie in der Klinik....

Bis bald und LG ricky*maus
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo Ricky*Maus

da hast Du ja bereits eine lange Odysee hinter Dir. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du mit Hilfe Deines Umfeldes und ambulanten Stützsystems immer weiter den Berg hinauf gehen kannst und letztendlich wieder auf eigenen Füssen stehen darfst.

So etwas, wie ich derzeit erlebe, habe ich noch nie erlebt. Sicher gab es immer wieder trübe Phasen, aber die waren sehr kurz und kratzten höchsten den Abgrund, den ich derzeit erreicht habe. Keine Depression oder nur annähernd etwas dergleichen.

Seit einigen Monaten habe ich das Gefühl, dass es mir immer schlechter geht. Ich hätte es selbst nie als Depression bezeichnet und wäre wohl auch nie zum Arzt gegangen, aber in meinem Umfeld gibt es einen wirklich lieben Freund, der mich mittels Gesprächen immer wieder aufgebaut hat und mir aber auch die Grenze zeigte. Irgendwann meinte er zu mir, dass er mir nicht mehr helfen kann und ich doch zum Arzt gehen soll, dass er der Meinung ist, dass ich Hilfe brauche. Zunächst fühlte ich mich vor den Kopf gestossen und dachte er will mich nur los werden. Aber nach einem ersten kleinen Zusammenbruch in Gegenwart von mehreren Arbeitskollegen habe ich eingesehen, dass es so nicht weiter geht.

Nachdem ich das erste Mal beim Arzt war und anfing die Tabletten zu nehmen, dachte ich erst, es wäre alles vorbei. Aber der Tag danach war meine erste kleine Hölle, seitdem geht es mal 1-2 Tage oder auch mal länger und dann einer noch heftigerer Zusammenbruch -immer kürzere Abstände und immer tiefer.....

Seit Montag habe ich Urlaub (zwangsweise, soll mich mal erholen, etc.) und habe das Gefühl, dass es mir nur noch schlecht geht. Nicht mehr so heftige Abstürze, dafür aber auch keine normalen Phasen mehr und immer wieder die Frage, wie soll das bloss weiter gehen und wie soll ich das aushalten.

Heute habe ich für die Weihnachten eingekauft und war ziemlich unter Druck und unter vielen Menschen. Ich habe es das erste mal in meinem Leben erlebt, dass ich mich angestarrt fühlte - wie ein hektisches nervöses Huhn - dass ich auffalle. Ich hatte Angst unter diesen vielen Menschen - es hat mich ausgelaugt und als ich wieder zurück war, kam ich mir vor, als ob ich stundenlang Sport gemacht hätte.

Vielleicht noch zu meiner Person: ich bin 34 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder und einem Beruf, der mir viel gibt und Spass macht, der aber auch fordert, weil er mit Menschen zu tun hat, die eine Behinderung haben und daher staatliche Unterstützung brauchen.

Soviel ersteinmal zu mir.

Herzlich
sd
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Beinahe hätte ich es vergessen:

Auf Deine Frage, ob ich mit vorstellen könnte in eine Klinik zu gehen.

Ich weiss es nicht. Ich habe einfach Angst die Kontrolle über mich zu verlieren. Das mein Inneres die Macht übernimmt und ich nichts mehr bin, als nur ein Häufchen Elend. Meine Arbeit hat mich bislang davor beschützt und wenn ich in eine Klinig gehe, bin ich längere Zeit nicht auf der Arbeit. Was soll mich denn dann noch ablenken ???

Auf der anderen Seite gibt es auf der Arbeit immer wieder Phasen, in denen ich am liebsten meine Bürotür nicht nur zu machen, sondern sogar zu schließen möchte. Damit keiner reinkommt und mich weinen sieht. Bin leider schon von völlig fremden Kollegen erwischt worden. Möchte nicht wissen, was im Haus geredet wird, aber eigentlich ist es mir völlig gleich. Kraft dagegen anzugehen habe ich sowieso nicht. Also sollen sie doch....

Eine Klinik hätte den Vorteil (denke ich), dass ich in dem Zimmer sein kann, die Tür zu, die Decke über den Kopf in der Ecke und warten bis der Albtraum endlich vorbei ist.

Kindisch ?? Weiss nicht, aber ich stelle mir einfach so die Insel vor, von der mein Arzt gesprochen hat. Wie ein Mensch der Migräne hat und in einem abgedunkeltem Raum darauf wartet, dass es endlich besser wird.

Viel Text, der hoffentlich nicht nervt.
Gruss
sd
JEM
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Re: Vorstellen

Beitrag von JEM »

Hallo Tanja,
ich habe Deinen Beitrag leider erst jetzt gelesen - er erinnert mich etwas daran wie 1994 bei meiner Frau alles begonnen hatte. Die erste Leidenszeit ging über Monate, begleitet von Fehldiagnosen (sie hatte gleichzeitig auch Nervenschmerzen im Gesicht, die wohl psychosomatisch bedingt waren, aber das wussten wir damals nicht und die Ärzte haben das auch nicht erkannt). Sie war dann irgendwann am Ende ihrer körperlichen und seelischen Kraft.
Auch wenn ihr damals die Trennung von mir und unserer Tochter sehr schwer gefallen ist, hat sie sich seinerzeit für einen Klinikaufenthalt entschieden, weil sie merkte, dass sie mit ambulanter Behandlung nicht ausreichend versorgt werden konnte. Es wurde dann ein Aufenthalt von über 2 Monaten in einer psychosomatischen Klinik. So schlimm das für sie war (sie litt sehr unter der Trennung von uns), gab es auch Positives: Es wurde eine erste umfassende Diagnose gestellt, sie hat erfahren, dass sie mit ihrem Leiden nicht alleine ist, ihre Medikation wurde "eingestellt" u.v.m.
Auch die begleitenden Therapien haben ihr natürlich geholfen, ambulant wären diese gar nicht möglich gewären.
Rückblickend läßt sich sagen, dass der Klinikaufenthalt sicher kürzer gewesen wäre, wenn sie früher dorthin gegangen wäre.
Kein Mensch geht gerne in eine Klinik, aber die "Kontrolle über sich" kann man auch so verlieren, bei meiner Frau war es nach einer Leidenszeit von Monaten der Fall.

Deine Arbeit gibt Dir sicher jetzt noch eine Ablenkung, aber Du hast es selbst schon erkannt, dass das keine Garantie auf Dauer hat. (Meine Frau war damals künstlerisch tätig, es hatte ihr immer sehr viel bedeutet, irgendwann war es aus, sie konnte (und wollte) nichts mehr zustande bringen.)
Dein "Rückzugswunsch" ist nicht kindisch, sondern der ganz typische Selbstschutz der Seele.

Therapie: Meine Frau hatte seither nur eine Gesprächstherapie mit mäßigem Erfolg.
AD's hat sie in den langen Jahren ca. 20 verschiedene erhalten, manche mit gutem, manche mit durchschnittlichen, manche ohne Erfolg.
Es dauert oft länger, bis die richtige Medikation gefunden wird und auch diese muss dann irgendwann wieder gewechselt werden.

Lasse Dich aber jetzt von meinem Beitrag nicht mutlos machen. Gerade am Anfang einer Behandlung kann man noch vieles erreichen, was später nur noch mit großem Auwand möglich ist.
Bitte gehe sorgsam mit Dir um!

Liebe Grüße
Jürgen


_______________

Das schwere Herz wird nicht durch Worte leicht. Doch können Worte uns zu Taten führen.

(Friedrich Schiller)
ricky
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Re: Vorstellen

Beitrag von ricky »

Liebe Tanja,

dein Text nervt überhaupt nicht - ganz im Gegenteil. Ich lese gerne von dir. Du schreibst sehr deutlich und klar, aber doch mit sehr viel Tiefe und Gefühl.

Hey, wir sind ja gleich alt, und ich bin auch verheiratet und habe keine Kinder...

Damals wollte mein Arzt, dass ich in die Klinik gehe, aber ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt.
Irgendwann habe ich dann aber selbst eingesehen, dass ich es ambulant einfach nicht schaffe und bin auf eine Depressions-Station gegangen.
Es tat gut, dort zu sein, in einem geschützen Raum, wo immer jemand da ist zum reden oder zum festhalten.
Allerdings ist es nicht wirklich so, wie du es dir vorstellst, dass man in seinem Zimmer sitzt und wartet bis der Albtraum vorbei ist.
Das ist vielleicht der Wunsch, aber die Realität sieht doch anders aus.
Es gibt viele Therapien, man wird mobilisiert, hat mehrere Termine an einem Tag. Z.B. Frühsport, Entspannung, Musiktherapie, etc. und natürlich Einzelgespräche und Gruppentherapie....

Hört sich jetzt vielleicht heftig an, aber es ist schon gut so. Der Tag bekommt (wieder) Struktur und somit auch wieder mehr Sinn.

Der Klinikaufenthalt hat mir sehr gut getan, aber es kamen bei mir noch andere Störungen dazu, und so war ich noch 2 mal auf einer gemischten Psychotherapie-Station...

Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass man nicht zu lange warten sollte.
Ich habe damals fast 10 Jahre mit mir gekämft bis ich dann endlich zum Arzt (und dann auch zum Therapeuten) bin. Das war eindeutig zu lange. Viele Dinge haben sich so "eingebrannt", dass ich sehr lange, teilweise bis heute brauche, um Verhaltens- und Denkweisen zu verändern.

Ich denke, dass es auf jeden Fall sinnvoll ist, so früh wie möglich in Therapie zu gehen. Je länger man wartet, umso schwerer ist es wieder aus dem Loch herauszukommen.

Ich möchte dir keine Angst machen, mit dem was ich schreibe, ich möchte nur nicht, dass du zu lange wartest. Je früher du dir Hilfe holst, desto besser.

Ich wünsch dir viel Kraft!!

LG ricky*maus
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Warnung,

mir geht es gerade derart schlecht. Es zerrt und reisst und will nicht aufhören.

Meine Mama hat heute zum ersten mal am Telefon erlebt, was es heisst, wenn ich keine Kontrolle mehr über mich habe. Ich habe nur noch geweint, geweint, geweint....

Ich schäme mich so. Warum bin ich nur so niederträchtigt und lasse die anderen Menschen spüren wie es mir geht. Kann ich das nicht wie jeder vernünftige Mensch in meinem Zimmer mit mir selbst ausmachen. Warum bloss ? Wann ist das endlich vorbei ?

Ich habe Angst vor Weihnachten. Meine Schwiegereltern, Eltern, mein Bruder und meine Oma kommen. Wir werden zu Acht sein und es gibt Spannungen zwischen meinen Eltern und Oma. Oma fühlt sich nicht genug beachtet und ich kann ihr nicht das nicht geben, was sie braucht, weil ich selbst nicht mehr kann. Ich verstehe sie ja, so alleine da oben während der Vorweihnachtszeit und das Enkel nur ein Haus weiter erweckt den Anschein keine Zeit haben zu wollen. Ich will ja, aber kann nicht mehr. Sch.....e

Es tut mir leid. Ich höre auf zu schreiben für jetzt, weil es nur noch Hölle ist. Keine Sorge, es geht wieder vorbei, sagt mein Mann. Ich bin froh, dass heute Samstag ist, er ist bei mir und trinkt mir Fencheltee.

Passt auf Euch auf.
Eure
sd
JEM
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Re: Vorstellen

Beitrag von JEM »

Liebe Tanja,

vor wem warnst Du uns alle?
Vor der Krankheit oder Deinem heutigen Zustand?

Deine Mama hat gehört das es "ihrem Kind" nicht gut geht - was ist da schlimm daran?
Hast du Dich früher geschämt, wenn du mit einem aufgestossenen Knie weinend zu ihr kamst?
Deine jetzige Verletzung ist tiefer, warum sollst Du Dich schämen zu weinen? Wäre doch im wahrsten Sinne des Wortes "unmenschlich"!
("Niederträchtig" wäre es schon eher Deinen Angehörigen gegenüber, wenn Du ihnen etwas vorspielen würdest)
Du hast schon zu lange und zu viel mit Dir selbst ausgemacht, jetzt solltest Du ganz einfach einmal andere Dir helfen lassen!

"Wann ist es vorbei?"
Kann dauern, keiner wird Dir eine verlässliche Prognose geben können. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, je früher und konsequenter die Krankheit "angenommen" wird, desto höher sind die Erfolgsaussichten.
Dein Mann scheint Dich ja gut zu stützen, vielleicht kannst Du das "Weihnachten" wenigstens teilweise an ihn delegieren?
(haben wir früher auch oft so gemacht)

Ich wünsche Dir viel Kraft und gute Gedanken!
(und ein Weihnachten ohne Ängste!)
Liebe Grüße
Jürgen


_______________

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(Friedrich Schiller)
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo Jürgen

vor meinem heutigen Zustand. Ich möchte nicht, dass Jemand liest und sich von meinem emotionalen Ausbruch gestört fühlt. Daher vorher die Warnung und dann der Text. In einem anderen Forum war das so gewünscht und ich habe es hier übernommen.

Zu dem Schämen. Als Kind hatten wir in unserer Familie eine ziemlich schlimme Situation. Mein Papa war ganz schlimm krank durch einen Unfall und ich kam gerade von einem Schulausflug (Theater Peterchens Mondfahrt) und wollte Mama davon erzählen. Sie hat mir gesagt, was mit Papa passiert ist und ich fing an zu weinen und sie hat es mir verboten. Heute verstehe ich es. Damals habe ich aufgehört und konnte lange nicht weinen.

Ich schäme mich, weil ich weiss, dass in meinem näheren Umfeld so viele Menschen sind, die ein Recht haben, depressiv zu sein, ich nicht. Mir müsste es doch gut gehen - aber etwas in mir lässt mich nicht. Warum ????

Mein Mann nimmt so viel ab wie er kann und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Alleine eine Schleife für die Geschenke zu basteln (ich verpacke normalerweise sehr gern) fällt mir ausgesprochen schwer. Meine Hände sind so unkoordiniert.

Danke für Deine Wünsche. Habt eine schöne und geruhsame Zeit.

Herzlich
sd
Quentin
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Re: Vorstellen

Beitrag von Quentin »

Hallo Tanja,

ich finde auch, es gibt keinen Grund sich zu schämen. Du machst das ja nicht mit Absicht. Für Außenstehende ist es vielleicht wirklich schwer zu verstehen, aber manchmal kann man halt einfach nicht mehr. Aber anscheinend hast Du ja einen Mann der zu Dir hält.

Ich habe mir auch schon oft gedacht, eigentlich gibt es keinen äußeren Grund, daß ich oft so niedergeschlagen bin. Und trotzdem habe ich oft so Angstzustände und weiß nicht wovor. Ich bin dann wie gelähmt und kriege nichts mehr auf die Reihe. Die einfachsten Dinge schaffe ich dann nicht mehr und fühle mich wie ein Versager.

Manchmal glaube ich, daß ist irgendetwas in meinem Kopf, das mich blockiert. Ich hoffe, daß ich es eines Tages wieder so hinbringe, daß ich ein "normales" Leben habe. Manchmal finde ich es auch ganz angenehm, in der Masse unterzugehen. Keiner, der einen nervt oder beobachtet.

Viele Grüße

Quentin
JEM
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Registriert: 13. Nov 2007, 11:24

Re: Vorstellen

Beitrag von JEM »

"Ich schäme mich, weil ich weiss, dass in meinem näheren Umfeld so viele Menschen sind, die ein Recht haben, depressiv zu sein, ich nicht. Mir müsste es doch gut gehen - aber etwas in mir lässt mich nicht."

Liebe Tanja,
jetzt ich muss Dir leider widersprechen - KEIN Mensch hat ein RECHT darauf depressiv, also krank zu sein!
Keine Angst, ich habe Dich schon richtig verstanden, auch meine Frau hatte z.B. "kein Recht" depressiv zu werden! Aber leider ist das in der Seele verankert und nicht in den äußerlichen Bedingungen des Moments, in dem die Krankheit zum Vorschein kommt (der wirkliche Anfang liegt lange davor...).
Auch wenn Du ein gespanntes (vielleicht traumatisches) Verhältnis zum Schämen hast - hier ist es fehl am Platze. Es führt Dich nur noch tiefer in den Teufelskreis von Schuld und Versagen.
Es handelt sich um eine Krankheit - Du bist dabei sie "anzunehmen", Dir Hilfe zu holen, aber es ist eine Krankheit, kein Makel!
Der erste Ansatz liegt immer darin Deine Eigenliebe, Deine Selbstachtung zu stärken - das ist kein Egoismus, sondern schlicht die Grundlage der Liebesfähigkeit.
Ich wünsche Dir und den Deinen besinnliche Weihnachten und gute Gedanken!

Liebe Grüße
Jürgen

Noch ein Nachtrag zu Klinikaufenthalt: In den Kliniken kannst Du verschiedene Therapien "ausprobieren", was ambulant nur schwer möglich ist (vor allem für Berufstätige)

P.P.S.: Für was sollte dieses Forum da sein, wenn nicht auch für emotionale "Ausbrüche"?
Wie sollen Menschen, die alleine sind oder sich alleine fühlen sich sonst mitteilen können?
Ich finde diese Funktion äußerst wichtig und auch hilfreich!


_______________

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(Friedrich Schiller)
CJ43
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Re: Vorstellen

Beitrag von CJ43 »

Liebe Tanja!

Depression ist etwas ganz anderes als Jammern oder sich beklagen! Es ist eine ernsthafte Krankheit und um so schwerer, weil sie nach außen wenig sichtbar wird.

Ich bin gerade zum ersten Mal in meinem Leben an dem Punkt, wo ich mir halbwegs zugestehen kann, depressiv zu sein.
Ein Recht darauf habe ich leider auch nicht, im Gegenteil. Ich "habe ja alles". Daher würde ich das Recht auf Depression gerne dankend ablehnen, oder wenigstens eintauschen, gegen ein Magengeschwür oder so. Oder ein Holzbein. Nix ist, bin fit wie ein Turnschuh, außer im Kopf.
Vorhin habe ich heulend im Sessel gesessen, und weißt du, was ich gedacht habe: Ist ok. so, steht mir zu. Heulkrämpfe sind ein Symptom der Depression, wie Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit. Das lässt sich nicht ändern, wenn ich mich zusammen nehme oder alles versuche zu überspielen.

Ich hoffe, du schaffst es, dir selbst zu genehmigen krank zu sein. Das ist kein Verschulden oder Undankbarkeit (das hat meine Mutter früher immer gesagt: du bist so undankbar, sieh doch mal wie gut du es hast).
Man kann von einem Diabetiker auch nicht verlangen, gefälligst selbst wieder Insulin zu produzieren!

Das heißt ja nicht, dass man nicht selbst für sich sorgen sollte, oder allem seinen Lauf lassen oder so. Nur dieses: ich bin selbst schuld, wenns mir schlecht geht, dieses sich um jeden Preis dagegen stemmen, das hat mir nicht viel gebracht!

Bei mir stehen Sultaninen und Mandeln herum, jede Menge. Ich wollte noch so viel backen - na, nächstes Jahr.
Ich wünsche dir sehr, dass du nicht so an dir selber verzweifelst, und vor allem, dass du dich nicht schämst für deine Tränen1
Alles Liebe
Constanze
j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

@ Alle

Ich danke Euch für Eure Antworten und versuche sie in mir wirken zu lassen, was sich wirklich nicht leicht darstellt.

Wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit und möglichst ruhige und angenehme Feiertage. Morgen kommen meine gesamten Verwandten und ich hoffe wir überstehen das alles schmerzfrei.

Bis bald und ein dankbarer Gruss
Herzlich
sd
ricky
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Re: Vorstellen

Beitrag von ricky »

Hallo Tanja,

ich möchte dir einfach ganz viel Kraft wünschen für die anstehenden Feiertage!!

Ich denke, für viele wird es nicht einfach sein, aber wir werden das schon schaffen.

LG ricky*maus
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j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo Ricky*Maus

danke Dir !!!

Hab eine ruhige und erholsame Zeit ohne den Stress, der diese Zeit so schwierig machen kann.

Ich schicke Dir ein wenig Kerzenschein über die Datenautobahn.

Herzlich
sd
ricky
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Re: Vorstellen

Beitrag von ricky »

Hallo Tanja,

hast du Weihnachten gut überstanden?
Und wie geht es dir jetzt?

Ich fand es im Großen und Ganzen o.k., bin aber auch irgendwie froh, dass es jetzt vorbei ist.

Silvester wird nochmal heftig. Da bin ich immer sehr melancholisch drauf.
Na ja, mal sehen...

LG ricky*maus
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j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo Ricky*Maus

ja Weihnachten ist zum Glück vorüber. Ich habe alles durch einen Grauschleier erlebt und meine Stimmung gut überspielt. Eigentlich hat mich der Gedanke an eine Tradition aufrecht erhalten.

Mein Mann und ich schauen am 2. Weihnachtsfeiertag mitten in der Nacht immer "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Darauf hatte ich gehofft. Weil es mir immer ein Stück von "zu Hause" gibt und ich mir nicht so verloren vorkomme. In diesem Film kann ich normalerweise total versinken.

Diesesmal hat der Film nur weh getan und ich hätte am liebsten abgebrochen ihn zu sehn, aber den ganzen Film über gehofft.

Silvester geht sicher auch vorbei. Irgendwie. Mehr schlecht als recht.....

Ich wünsche Dir für diese Tage viel Kraft und werde um Mitternacht an Dich denken.

Pass auf Dich auf.

Herzlich
sd
ricky
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Re: Vorstellen

Beitrag von ricky »

Hallo Tanja,

"und ich hätte am liebsten abgebrochen ihn zu sehn, aber den ganzen Film über gehofft."

Es gibt ja diesen Spruch:
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Und so wie sich das anhört ist deine Hoffnung noch am leben.
Das ist gut und wichtig!

Ich wünsche dir, dass das auch im neuen Jahr so bleibt.
Ganz viel Kraft und Mut für dich!

LG ricky*maus
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j1090vdg
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Re: Vorstellen

Beitrag von j1090vdg »

Hallo,

Wie war Euer Silvester?

@ Ricky-Maus: Ich hoffe es ist einigermassen glimpflich umgegangen, habe um 12.00 h einen kurzen Gedanken an Dich in den Raketenhimmel geschickt.

Meins war das schönste Silvester seit Jahren, wenn man den anderen Beteiligten glauben darf. Ich empfand es als das Schlimmste.

Es hat alles recht gut angefangen, aber um 12.00 h als das Feuerwerk losging. Ich habe mich so auf das Feuerwerkschaun gefreut. Einen kurzen Moment war ich alleine und fasste den Vorsatz, dass 2008 besser werden wird als 2007 (nicht mehr und nicht weniger). Und das war mein grösster Fehler überhaupt. Ich habe dann meinen Kopf gehört, wie er gesagt hat: "Was bringt Dir ein schönes 2008, wenn 2009 und 2010 und ... schlimm werden?" Die Tränen und Verzweiflung kamen hoch und das was den ganzen Abend über nur unterschwelig da war. So wurde alles auf einen Schlag wieder grau und ist es bis jetzt geblieben.

Die letzten zwei Tage waren doch zumindest ansatzweise farbig - wo ist sie denn binnen eines Momentes hin...... Warum? Wie lange noch?

LG
sd
Antworten