Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

El-R17
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Lieber Peter, liebe Camille, liebe Anna, liebes Bittchen, ihr Lieben,

ich wünschte, ich wäre öfters hier, ich würde mir öfter die Zeit für Eure klugen Worte, Eure Gedanken, Eure Gefühle nehmen. Ihr wisst sicher alle, dass das manchmal schmerzhaft ist, oder, dass man manchmal von so viel Fürsorge, die einem ja sonst so fehlt, überfordert ist. So ging es mir. Ich lese Euch, und Eure Worte und ich kann nicht fassen, dass wir Menschen aneinander vorbeilaufen, mit all unserem Kummer, und alle unseren Schmerzen, mit dem, was wir erleben. Wir denken und schlimmer noch, wir erfühlen eine Einsamkeit, die gar nicht sein müsste.

Lieber Peter, ich fürchte mich vor der Klinik oder der stationären Behandlung; nicht weil ich nicht denke, dass ich eine Auszeit brauche, einen Abstand, die Möglichkeit wieder mich selbst zu heilen, sondern weil es bei mir wohl das berufliche Aus wäre. Ich finanziere aber die Familie, daher ... derzeit keine Option. Jedenfalls nicht in meiner Wahrnehmung.

Liebe Camille,
bitte bitte entschuldige Dich nicht! Das ist nicht "mein" Thread, es ist unser Austausch; und schon zweimal nicht dafür, dass du nicht weißt, was du schreiben sollst. Ich finde es schon sehr tröstlich zu wissen, dass es Euch gibt, dass Ihr da seid, dass ihr fühlt mit einer Tiefe, die einen manchmal selbst verzweifeln lässt, die einen an die Grenzen des Fühlbaren führt.
Ich wünsche Dir, dass Du dich mit uns finden kannst, sicher fühlen kannst, dass wir gemeinsam auf die Suche nach den Möglichkeiten mit diesen Gefühlen, mit der Verzweifelung ein Stücken umzugehen. Sie hier zu lassen, einfach ein Stück davon hier rauszulassen und nicht wieder mitzunehmen.
Ich danke Dir auch für Deine lieben Worte, mir hilft das Schreiben wirklich sehr. in dem Moment, in dem ich schreibe ist es oft sehr schmerzhaft und körperlich und ich weine dabei, aber es hilft, es nimmt ein wenig Schmerz von mir.

Liebe Anna,
noch sind meine Kinder zu klein, um zu verstehen, was die Krankheit ist und was sie will. Und noch hadere ich damit, in den offenen Umgang zu gehen. Meine kleine nahm mal das Buch, Leben mit dem schwarzen Hund in die Hände und wollte es vorgelesen haben. Dem kam ich nach, musste aber die ganze Zeit weinen. Ich weiß noch nicht, wie es gut gehen kann, wie ich es mit ihnen lebe und bespreche, ich hasse die Ungeduld, die ich manchmal mit ihnen habe, die aus der Krankheit kommt, ich hasse es, wie ich manchmal bei ihnen bin, und nicht bei ihnen bin. Ich weiß aber, dass ich es mit ihnen leben muss, nicht an ihnen vorbei, nicht gegen sie, nicht trotz ihnen. Nur, wie weiß ich noch nicht.

Liebes Bittchen,
du sprachst, zu recht, die Beziehung an, in der ich lebe und liebe und weine , und weine. Ich weiß, dass sie mir nicht geben wird, wonach ich mich mit aller aller Macht sehne, ich weiß, dass ich dort nicht die Ruhe, die Geborgenheit, den Schutz finden werde, die ich mehr als alles andere brauche. Nun ist es so, dass wissen und fühlen ja nun mal, wie in einer Depression generell, sich das ein Schnäppchen schlagen. Die Vorstellung, ich würde diese Beziehung beenden, bringt mich an den Rand körperliche und seelischen Ertragens; als würde ich ersticken, es förmlich nicht überleben... Als ich als junges Mädchen, schulisch gewzungener Maßen, Effie Briest las, dachte ich, was ein albernes Weibstück. Wegen Liebeskummer zerbrechen.. Gottchen! Demut habe ich gelernt.

Ich muss leider, dass Schreiben einstellen, der Pendlerbus fährt Kurven der Art, dass mir etwas flau wird...

entschuldigt,

ich denke an Euch, ich danke euch, ich freue mich immer von Euch zu lesen!

Danke Euch und liebe Grüße, und fühlt Euch umarmt
El
Bittchen
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Bittchen »

Liebe El-R17,

auch wenn ich Liebeskummer schon sehr lange nicht mehr habe,ist mir dieses quälende Gefühl noch sehr gut im Gedächtnis geblieben.
Da möchte ich nicht weiter darauf eingehen,weil ich gerade dadurch in meiner Jugend sehr verzweifelt war.
Da kann ich gut verstehen,dass du glaubst, an diesem Kummer zu zerbrechen.
Da ist die depressive Störung noch ein Verstärker.
Effi Briest hat mich auch sehr beeindruckt,wohl weil gerade wir Betroffenen dazu neigen uns mit Dramen zu identifizieren und an unserer Stärke zweifeln.
Du bist aber nicht Effi Briest,sondern eine starke Frau,die mitten im Leben steht,mit allen Höhen und Tiefen.
Bei deiner unglücklichen Beziehung will ich nicht werten und kann dir auch nicht raten.
Das steht mir nicht zu,aber ich weiß wie schwer es sein kann da los zulassen.
Aber du eröffnest den Thread" Was tut ihr wenn die Dunkelheit kommt?"
Der erste Schritt ist,einzusehen dass du an einer depressiven Störung leidest und professionelle Hilfe brauchst.
Denn ich habe das Gefühl ,du bewegst dich sehr auf einen seelischen Zusammenbruch hin.
Ziehe früher die Reißleine!!!
Du wirst selbst heraus finden können mit der Zeit ,was dir gut tut und was nicht.
Auch die Liebe zu deinen Kindern wird dabei entscheidend sein.
Da wünsche ich dir sehr,dass du es schaffst, für dich und deine Kinder den richtigen Weg zu gehen.
Sorge gut für dich,denn du bist wichtig !!!
Effi Briest kannst du ganz schnell vergessen,das war ein anderes Jahrhundert und Frauen waren da in einer aussichtslosen Abhängigkeit ohne Toleranz durch die Außenwelt.
Da hat sich sehr viel verändert.

Alles erdenklich Gute für dich und liebe Grüße

Bittchen
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anna54
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Liebe El
ich habe einen Gedanken von dir ganz besonders empfunden,dass du schreibst,dass wir in unserem Leid aneinander vorbeilaufen.
Wir erkennen uns nicht,nur hier in dem Forum erkennen wir uns,geben uns zu erkennen.
Sich in der Welt da draußen angeschlagen erkennen zu geben,da schreibst du von deinem beruflichem Ende.
Ich kann nur ahnen,wo du dich da befindest.
Aber ich habe und mache immer noch die Erfahrung,dass es sich lohnt zu schauen,wo sich die Menschen befinden,die sich erkennen,die mutig zu Schwächen und Krankheiten stehen.
Von ihnen habe ich gelernt und auch erst mit notwendiger Skepsis,aber letztlich waren sie meine wahrhaftigen Lehrmeister.
Ich wollte wissen,was gibt ihnen so viel Kraft und Sicherheit,dass sie sich aus der Deckung wagen und wagen können.
Aber das ist die Gradwanderung,scheint nur der Moment gelungen und letztlich bleibt man Verlierer,wird den Verlierern zu gerechnet.
Immer gebe ich dann den anderen viel Macht----sie bewerten mein Leben,meinen Lebensweg.
Erst wenn ich das nicht mehr zulasse,entreiße ich ihnen Macht,die ihnen letztlich auch nicht zusteht.
Heute kann ich das alles leicht behaupten und es mir leicht machen,trotzdem bleibt meine Erkenntnis,dass durch das Zulassen,Macht erst möglich wird.
Psychische Erkrankungen sind kein Makel,sie beschreiben eher das scheinbare Scheitern ganz besonderer Menschen.Sie beschreiben eine nicht lebbare Menschlichkeit.

Ganz besonders ist mir ein Mitpatient einer Tagesklinik in Erinnerung.
Er hatte einen besonderen Namen und damit ein besonders Erbe,seine Frau kam aus "gutem Haus" und verbot sich seine Diagnose.
So bekam er einen Hirntumor "zugestanden",und er "versteckte" sich in verschiedenen Kliniken und Einrichtungen und hoffte seiner Depression zu entgehen.
Jeden Morgen ging ich einen langen Spaziergang durch einen Buchenwald,plötzlich wollte er mich begleiten,ich wußte,dass er Jogger war und wieß auf mein sehr langsames Tempo hin.
So waren wir danach jeden Morgen in heftigen Gesprächen und liefen kreuz und quer durch die Natur.
Er war ein Mensch,der mich erkannt hatte und wissen wollte,wie es zu schaffen sei eine Depression anzunehmen,ohne sein Gesicht zu verlieren.
Heftig haben waren diese Gespräche,die Bäume haben nur gestaunt,aber sie waren wissende Schweiger. Nirgendwo anders wäre diese Ehrlichkeit möglich gewesen,diese Schule des Lebens.
Nicht mal in dem Schutz der Klinik war es ihm möglich,offen und ehrlich zu sein,Versuche scheiterten an dem Spott der Mitpatienten,sie erkannten ihn nicht,wollten seine Bedürftigkeit nicht sehen.
Er war als "reicher Mann" draußen aus dem sonst großem Mitgefühl,auf seiner Ebene war er ein Verlierer auf der Ebene der Kranken galt er als Außenseiter.
Es gab sogar einen Zwischenfall im Speisesaal,er wurde von einem Mitpatienten zu Boden geschlagen.
Ein Missverständnis,er selbst gab sich noch als "Schuldigen",mich hat das sehr betroffen gemacht.
Einmal sah ich seine Frau,ihr war das alles peinlich,die Klinik,wir,ganz besonders ihr Mann.
Jahre später rief er mich an,das Schicksal hatte ihn eingeholt,ein jetzt wahrhaftiger Hirntumor machte ihm einen Strich durch alle Rechnungen.
Kaum ein andere Mitpatient ist mir so lebhaft in Erinnerung,es war seine absolute Ehrlichkeit,sein bedingungsloses Vertrauen und das Glück uns in dieser Zeit auch erkannt zu haben,gekannt zu haben wäre das falsche Wort.
Mein Mann erkrankte an Krebs,wir gingen durch viele Kliniken,durch viele Untersuchungen und Therapien,auch dort erkennen sich Menschen,in ihrem Leid,ihrer Betroffenheit,sie erkennen die Bruchstelle in ihrem Leben und tröstlich erscheint der Moment,nicht allein zu sein.
Liebe El,das wünsche ich dir von herzen,dass du hier im Forum,aber auch in deinem Umfeld die Augen offen hast und zulassen kannst,was auf dich zukommt.

Oft erlebe ich Krisen der Depression,wie eine schwangere Zeit,mit heftigen Wehen und Ängsten kommt irgendwann eine Lösung,die ich weder erkannt noch gesucht hätte,aber sie ist dann der einzig mögliche Weg.
anna54
Gertrud Star
Beiträge: 3441
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe El,
der Druck, unter dem du stehtst, ist spürbar. Deshalb ist es so wichtig, dass du nicht noch ein Gefühl bekommst, du wärst eine Rabenmutter. Vielleicht könnte es dir helfen, wenn du ab und an innehältst und dir vor Augen führst, was du alles leistest: so ganz allgemein, und auch in kleinere Häppchen aufgeteilt.
Ich selbst bin in jungen Jahren auch mal gependelt 3 Jahre lang. Allerdings sehr weite Strecke und letztendlich nur für Helfertätigkeit (wegen Überschuldung durch einen dummen Fehler). Ich weiß, wie viel Zeit das frisst. Bei mir hat sich damals die Gebärfähigkeit sozusagen verabschiedet, ich blieb kinderlos. Und ich habe diese Zeit erst jetzt, sehr viel später, so mit Anfang 50 mal etwas aufarbeiten können, um etwas Abstand zu bekommen.
Ich wundere mich heute doch sehr, wie sehr wir schon als Teenies ausgelutscht wurden, und danach immer weiter, bis zu meinem 30. Lebensjahr. Schule, Lehre, Studium, Pendeln, Wohnung bewohnbar machen: Alles sehr sehr zeitintensiv und zum Scheitern verurteilt. Nach 2 Jahren Pause wieder Fernpendeln wegen Umschulung, die ich dann aber vorzeitig abbrechen musste.
Ich denke, für dich wird sich eine Lösung finden, auch finanziell. Und wenn du mit deinem Ex noch gut kannst, könnt ihr sicher miteinander auch über Geld und Unterhalt reden.
Zu meiner Pendelzeit war ein Mann in mittleren Jahren, der mit mir fuhr, der weniger Unterhalt als in der Düsseldorfer Tabelle zahlte, weil er sich mit seiner Frau so einigte, und er mit Helfertätigkeit auch gar nicht mehr hätte zahlen können. Er vermisste seine Söhne auch sehr.
Ich saß damals in der Dorfpension montags zum Stammtisch immer neben dem gleichen sympatischen Akademiker, der auch pendelte, zwischen den ganzen Monteuren und Bauarbeitern als einzige (junge) Frau (U30).
In den letzten Jahren "hatte ich auch was" (in den Augen vieler) seltsames mit einem Mann, so eine Ferngeschichte. Manchmal ist sowas so wichtig für einen, egal was andere sagen, ob man sich trifft oder nicht, die körperliche SEite dazu kommt oder nicht, oder die Sache auf Zeit und nebenbei angelegt ist. Solange es für beide gut ist, ist es gut. Wenn andere Zeiten kommen, kann man immer noch anders tun. Ich kann mir vorstellen, dass in solch einer Pendelzeit auch beziehungstechnisch eine "Ausnahmesache" in einer Ausnahmesituation das Normale ist. Man liest manchmal, dass das ja heutzutage eher das Normale geworden sein soll, besonders bei den Jungen. Und so mancher, der auch Wiedervereinigungsbedingt in den 90ern pendelte, hatte nicht nur daheim den Partner. So mancher Dienstreisende heutzutage geht am Dienstreiseort nicht allein ins Bett, weil immer eine Person da ist, die sich auf ihn freut.
Ihr Jungen habt andere Lebensmodelle, das fällt uns Alten öfters mal schwer, nachzuvollziehen.
Aber alles hat seine Grenzen (der Belastbarkeit), und zumindest zeitweise muss etwas Belastung raus.
Schade finde ich, dass ihr euch da alleine rein finden müsst, und wir Älteren mangels Erfahrung schlecht wirklich Rat geben können, der auf solch moderne Situationen ausgelegt ist. Das merke ich auch immer wieder im Gespräch mit meiner jungen Verwandten, und sage ihr das auch so.
Mir fällt gerade ein, dass meine damals so ungewöhnliche Lebenssituation sicher auch den Profis neu gewesen sein muss, sie sich das nicht vorstellen konnten. Vielleicht hatte ich sowas schon damals (aber nicht mit den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten), und wurde auch deshalb nicht wirklich verstanden.

Liebe Anna,
du benutzt so schöne Bezeichnungen, mit dem schwanger sein.
Ich hatte damals nach dem Ende meiner Pendelzeit einen Trau, da erschien mir die Therapeutin neben mir als Schwangere. Heute kann ich erahnen, was der Traum bedeutete. Damals erahnte es weder ich noch die Therapeutin. Schade, da wäre die Lösung drin gewesen.

LG Gertrud
(die wohl nicht mehr pendeln mag, weil sie vom Lehrbeginn bis zum 28. Lebensjahr fast 10 Jahre fernpendelte, und dann nach 5 Jahren Pause vom Pendeln wegen der Umschulung nochmal 2 Jahre fernpendelte).
Gertrud Star
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Gertrud Star »

Ich bins nochmal.
Damals, zu meiner Pendelzeit und auch noch danach, gab es auch Mütter, die ihre Kinder der Arbeit im Westen wegen (im Osten gabs ja fast nix mehr) daheim ließen, beim Mann oder den Großeltern (die ja oft genug mit Anfang 50 schon für immer raus waren aus dem Arbeitsleben nach der Wende). Manchmal kamen die Kinder nach, wenn die Arbeit hier fest war. Manchmal blieben sie auch, weil sie nicht weg wollten, oder die Schule noch im Osten fertig machen wollten. Manche Kinder sind ab der Pubertät bei Großeltern aufgewachsen, und jetzt wo deren Eltern in Rente gehen, gehen sie zurück zu ihren damals zurück gelassenen Kindern und deren Kinder.
Die fast Mamalosen Kinder haben meist keinen Schaden davon getragen.
Das wollte ich dir noch mit auf den Weg geben.
Camille
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El,

Vielen Dank fürs "Verzeihen." Ich habe nach wie vor Sorge Dir zu schreiben - habe Angst dich noch mehr zu belasten.

Ich sehe mich in Dir - wie es mir ging als meine Kinder im Alter deiner Kinder waren - jetzt sind sie 15 und 12. Damals habe ich viel geweint. Ich hatte auch Erlebnisse - wie du im Bus - bei mir in der Bahn von der Arbeit nach Hause - als Tränen unaufhaltsam flossen, ganz still - und jemand Fremdes legte mir die Hand auf die Schulter und frage, ob ich Hilfe bräuchte. Ich sagte nein - ich sei nur traurig. Ich habe es nicht erkannt, was los ist. Ich dachte immer nur - ich bin unfähig, nutzlos, wertlos. Immer das Gefühl versagt zu haben, immer das Gefühl ich müsse mich mehr anstrengen - immer noch so ein Rest Hoffnung - damals - es könne mir doch noch gelingen, aus mir einen "guten Menschen" zu machen - Endlich irgendwo anzukommen - Ruhe zu finden - dann wäre alles gut

Ich sehe dich da drin - kämpfen und weitermachen. Und das Unmögliche von Dir verlangen.


Du hast es erkannt - das ist gut

Das wie - weiß ich selbst nicht - und ich traue mich kaum, das zu zugeben - und auch das Gefühl, das nicht schreiben zu dürfen. Deswegen fällt es mir so schwer zu antworten.

Ich werde gerne weiter von Dir lesen.

Liebe Grüße
Camille
Gertrud Star
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihr beiden,
das was ihr beschreibt, kenne ich auch sehr gut, aber ohne soviel weinen in diesem Zusammenhang, und ohne Kinder.
LG Gertrud
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Bittchen »

Liebe El.

wenn ich hier lese,wird mir immer mehr klar,wie verschieden sich die Symptome bei einer depressiven Störung bemerkbar machen.
Jeden kann es treffen ,ohne Rücksicht auf Herkunft,Geld,Bildung oder Schicksalsschläge.
In meiner schwersten Phase war ich innerlich abgestorben,nicht weinen,nicht fühlen.
Keinen Hunger,keinen Durst ,nur endlich Ruhe haben, vor diesem Horror.
Sogar sprechen konnte ich nicht mehr.
Ich schlurfte nur noch im Bademantel zur Toilette.
Lasse es nicht soweit kommen!!!
Das war der Punkt, an dem mein Mann mich das erste Mal in die Klinik gebracht hat.
Dass musste zu meinem eigenen Schutz damals sein.
Da erinnere ich mich auch immer wieder bei Peters Posts .
Denn ich will das nicht vergessen ,was diese sch....Krankheit damals mit mir gemacht hat.
Ich wollte in der Klinik keinen Besuch,außer meinen Mann,keiner sollte mich so sehen.
Auch meine damals schon erwachsenen Töchter nicht,so sehr habe ich mich geschämt.
Die haben sich aber darüber hinweg gesetzt und kamen trotzdem,alle drei zusammen.
Die Mitpatienten waren sehr hilfreich,dar Austausch und die gemeinsame Erfahrung mit der Depression hat mir geholfen zuversichtlicher zu werden.
Ich war da auf der speziellen Station für an Depressionen Erkrankte,das war neu damals und das Akutkrankenhaus war modern umgebaut worden.
Noch heute genießt mein ärztliche Psychologe mein Vertrauen in der Instituts Ambulanz.
Damals war er mein behandelnder Arzt in der Klinik.
Auch die kognitive Verhaltenstherapie lernte ich in der Klinik kennen.
Später habe ich auch endlich eine ambulante Therapie gemacht.
Heute gehe ich mit der depressiven Störung , bei mir vertrauten Personen,ganz offen um.
Damals hatte ich auch schon lange immer Mal Antidepressiva genommen,ich hatte die erste depressive Phase mit 18 Jahren.
Die Zeit zwischen Jugend und Zusammenbruch war ein AUF und Ab von sehr schmerzlichen Situationen.
Trotzdem habe ich auch sehr viel gut bewältigt.
Aber ich habe mich überfordert und immer weiter gemacht, wollte gut funktionieren.
Die immer Mal eingenommenen Ads , haben den damaligen Zusammenbruch nicht verhindert.
Da hat dann nur noch der letzte Tropfen gefehlt,der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Bei mir ist viel falsch gelaufen,dass weiß ich heute.
Mit meinem Wissen von heute,würde ich ganz anders agieren und mich viel früher in therapeutische Behandlung begeben.
Doch auch für mich war es nicht zu spät, noch ganz langsam den besseren Umgang mit der depressiven Störung, aber auch mit mir selbst, zu erlernen.
Unter sehr vielen anderen Büchern von Betroffenen über die depressive Störung,hat mich auch das Buch von Sally Brampton sehr beeindruckt.
In "Das Monster,die Hoffnung und ich",schildert sie ihren Weg aus der Krise,ohne zu beschönigen.
Ich wünsche dir auch, dass du nie die Hoffnung verlierst,es gibt Hilfe.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo El
Das ein Klinik Aufenthalt keine Option darstellt, ist der falsche Weg. Es gibt Immer Optionen,"Immer" !
Mit einem gebrochenen Bein würdest du auch zum Krankenhaus fahren, warum nicht mit einer Krankheit, die sich auch auf deine Familie und dein ganzes Umfeld auswirkt? Du kannst deinen Kindern nur gerecht werden, wenn du gesund bist, das hast du ja schon selbst eingesehen.
Ich wollte auch nicht in die Psychiatrie, aber bei mir lag es an der Erziehung.(In die Psychiatrie gehen nur Bekloppte oder Leute, die zu faul sind zum arbeiten. O Ton meines Vaters.) Erst meine Betreuerin brachte mich zum umdenken.
Wer sagt dir denn, das du bei einer Krank Schreibung nicht weiter Beschäftigt wirst?
Bei einem Zusammenbruch fällst du für längere Zeit aus

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe El
es geht nicht um einsehen müssen,man sieht nicht,was man sehen müßte.
Manchmal geht es um durchhalten um dann den Umschwung zu nutzen,um noch mal davongekommen zu sein.
Das schließt nicht aus,im ambulanten Bereich alle Hilfen auszunutzen.
Ich kenne beide Möglichkeiten.
Es gibt Situationen,wie Bittchen es beschreib,aber auch da hab ich die Klinik noch abgelehnt.
Ich kannte und kenne nur Kliniken mit Akutstationen,die selber grenzwertig waren.

Es gibt andere,wer das Glück hat,diese zu finden,für den ist das ein guter Weg.
Lass es nicht so weit kommen,schrieb Bittchen,ja das möchte ich auch sagen,leide nicht zu extrem,so einsam und vor allem so lange.
Aber die Hoheit der Entscheidung ist bei dir,immer.
Schicke dir Sonnenschein vom verschneitem Hof,jetzt könnte ich die Rehe finden!
anna54
Camille
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

@ Bittchen
Unter sehr vielen anderen Büchern von Betroffenen über die depressive Störung,hat mich auch das Buch von Sally Brampton sehr beeindruckt.
In "Das Monster,die Hoffnung und ich",schildert sie ihren Weg aus der Krise,ohne zu beschönigen.
Ich kenne das Buch auch - und finde es sehr gut recherchiert und schonungslos ehrlich. Und gerade durch die Offenheit war und ist es für mich sehr hilfreich.


Man muss nur Wissen und für sich entscheiden, ob man es ertragen kann, dass "die Krankheit" leider doch "gesiegt" hat.


Camille
Camille
Beiträge: 602
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El,

Manchmal braucht es Zeit - bei mir sowieso - allesgeht sehr sehr langsam. Ich kann es mehr und mehr zulassen, dass ich Geduld brauche. Ich spüre mehr und mehr, dass ich mich doch mit Dir austauschen möchte. Du hast mir den Druck genommen nur "hilfreich" antworten zu dürfen. Vielleicht kommt man gemeinsam weiter - vielleicht sogar nur darüber.

Vielen Dank für dein Angebot und deine Worte
Ich wünsche Dir, dass Du dich mit uns finden kannst, sicher fühlen kannst, dass wir gemeinsam auf die Suche nach den Möglichkeiten mit diesen Gefühlen, mit der Verzweifelung ein Stücken umzugehen.
Ich möchte es versuchen
Herzliche Grüße
Camille
El-R17
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Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Ihr Lieben, liebe Camille, liebe Anna, liebes Bittchen, liebe alle!

Danke für Eure Antworten, Eure Beiträge, ich lese es so gerne, manchmal tut es natürlich weh, was nützt es zu sagen, es wäre nicht so. Die Dinge werden manifester, wenn man sie schreibt, auf eine bizarre Art werden sie dann auch wahr. Als höffte man, es wäre doch nicht die Wahrheit.

Ich habe sehr dunkle Stunden, aber auch wieder helle Momente, an denen ich weiß, es wird irgendwann besser werden...

Ich bin gerade etwas unsortiert, und verzeiht mir daher, wenn ich nicht konkret auf alles einzelne eingehe, aber ich versuche es, irgendwie so abzudecken, wie es mir in den Sinn kommt.

Die Klinik: ich bin einfach noch nicht soweit. Ich will auch vieles tun, um es nicht soweit kommen zu lassen, wenn ich es nicht selbst entscheide. Klingt kompliziert, ist es auch. Ich möchte mir noch Weg zu suchen; Freunde, das Forum, Therapie, Auszeiten, Kleinigkeiten, Bücher, usw.
Aber ja, ihr habt recht, es auszuschließen, ist nicht besonders fürsorglich, weder für mich, noch meine Familie.

Der Liebeskummer: Effi Briest ist keine Angstfigur von mir, sie ist eher eine Mahnung, wie ich arrogant ich war, einst zu denken, mich könnte die Liebe nicht brechen. Ich weiß, wie ich nach Außen wirke, tough, durchaus nicht unerfolgreich, gut gelaunt, aufgeschlossen, alles im Griff (einen Scheiss..., aber so funktioniert es ja nicht, wie ihr alle wisst). Ich habe nicht gewusst, wie es ist, wenn man fürchtet, dass das Herz zerbrechen kann (literally), ich habe es schlicht und ergreifend nicht gewusst. Ich habe über Geliebte geurteilt, ich habe darauf herabgeschaut, wie so viele. Weil ich keine Ahnung hatte. Aber das soll nicht Thema sein. Wenn ein Teil in mir weiß, dass es für mich mittel oder langfristig vielleicht gesunder wäre, das zu beenden, so ist da ein anderer übermächtiger Teil, der sich anfühlt, als würde dann mein Herz nur von Dunkelheit erfüllt werden, und kein Licht mehr geben. Ich weiß, ich habe dann noch die Kinder, meine Freunde, Optionen, aber da kommt nichts an dann... Es ist wie ein Tsunami der Dunkelheit vor dem ich dann stehe, und sehe nicht, wie ich diesen bewältigen könnte. Im Moment... sehe ich es nicht.

Die Kinder..... Nicht einen Tag in meinem Leben habe ich bereut, sie bekommen zu haben. Nicht einen. Aber auch kein Tag in ihrem Leben, war ich die Mutter, die ich mir für sie erträumt und erhofft habe. Die nicht so ist wie meine Mutter, ungeduldig, unerbittlich, unzufrieden.... Ich möchte, dass meine Mädchen groß werden, und aus sich heraus (Selbst)Vertrauen schöpfen, dass sie selbstsicher, aber mitfühlend, dass sie auf sich und andere achten, dass sie sich selbst und andere bestehen lassen, dass sie wissen, dass sie geliebt werden, um selbst lieben zu können. Dass ich die richtige Person bin, mit all meinen Selbstzweifeln, mir der Krankheit, der Nichtanwesenheit, der Erschöpfung, der Ungeduld, die sie erleben, das bezweifele ich. Ich sage Ihnen oft, dass sie toll sind, dass sich sie liebe, dass ich sie liebe, dann wenn ich nicht da bin, und auch dann wenn ich sauer bin, wenn ich traurig bin oder ungeduldig; dass sie ok , ja mehr als ok sind, so wie sie sind. Nur: etwas zu hören, ist etwas anderes als es zu spüren; wissen wir das nicht besser als viele andere ? Sie müssen es fühlen, ganz tief ihn sich, und ich frage mich, ob es zu ihnen durchkommt. Ich will nicht, dass sie werden wie ich... Ich will das nicht.

Diese Woche bin ich viermal hin und her gefahren, weil ich verschiedene berufliche Verpflichtungen hatte, jetzt bin ich körperlich aweng im Arsch, aber ich denke, dass ist Anstellerei, ich bin die Strecke ja nicht gelaufen, ich kann es schwer annehmen zu sagen, dass ich vielleicht aus nachvollziehbaren Gründen fertig bin, und was nutzt das den Mädels...? ich denke oft, ich stelle mich an, ich versuch aus dieser Sozialisierung auszubrechen, aber immer wieder komme ich dann an den Punkt, an dem ich denke, ich mache es mir zu leicht, ich habe die Verantwortung, für die Kinder, den Job, Freunde, Familie usw. Ich kann mich nicht wegducken... Ich weiß, dass es nicht richtig ist, wie ich denke, gleichzeitig denke ich aber auch, ich kann mir selbst die Absolution geben. Wer bin ich...

Gefühle in der Depression: Meine erste Depression mit 18, die war anders: da war da nur die Panik, die schob ich weg, und daraus wurde dann Leere, ich stand nicht auf, ich bewegte mich wie ein Zombie, ich war wie eine Puppe, die man bewegt. Bis heute ist mir unklar, wie ich daraus kam. Ich hab diese Zeit auch als so schrecklich in Erinnerung, dass ich sie weggesperrt habe. Dass ich mich nicht damit auseinandersetze, dass ich nicht hinschauen will.
Diese Depression ist ganz anders, sie ist geprägt, von Gefühlen, die in Wogen über mich kommen, Traurigkeit, Wut, Selbsthass, aber die meiste Zeit einfach nur Traurigkeit und Verzweifelung, sie fressen die Seele auf. Und ja, es gibt Momente, in denen ich wünschte, ich würde nichts mehr fühlen (bitte nicht missverstehen, nicht sterben oder so), einfach nichts fühlen, sowie Ruhe im Herzen und im Kopf haben.

die Therapiesuche ist derzeit immer noch erfolglos; so schnell nichts in Sicht.
dafür aber nehme ich mir Zeit Sachen mit den Händen zu machen, Handarbeit (sieht scheußlich aus, aber es hilft), Puzzlen, Malen, alles was meine Hände beschäftigt, und meine Konzentration fordert, dann können die Gedanken nicht machen, was sie wollen.
Zudem mache ich wieder abends im Bett autogenes Training. Das ist auch gut. Es hilft, ans Unterbewusstsein ranzukommen und es zum ruhen zu bringen.

Kleine Schritte also, kleine...

Ich danke Euch, Eure Ehrlichkeit, Eure Erfahrungen, Eure Geschichten, sie sind mir wichtig und wertvoll. So auch Euer Vertrauen,

mit lieben Grüßen
Eure
El
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El, und alle anderen

Ich nehme Els Angebot an, die meinte, das sei nicht ihr Thread, sondern ein Thread zum Austausch für uns alle - und die mir schrieb
Ich wünsche Dir, dass Du dich mit uns finden kannst, sicher fühlen kannst, dass wir gemeinsam auf die Suche nach den Möglichkeiten mit diesen Gefühlen, mit der Verzweifelung ein Stücken umzugehen.
Ich bin für mich wieder völlig im Chaos - zweifle, ob ich überhaupt "Depressionen" habe oder einfach nur "unfähig" bin mit einem ganz normalem Leben klar zu kommen.

Alles was ich über deine Beschwerden lese und wie du sie beschreibst, liebe El, könnte genauso gut von mir stammen. (Ich kann mich nur nicht so differenziert ausdrücken ;) und vieles nehme ich nur so diffus wahr, oft weiß ich nicht einmal, was mich schmerzt oder bedrückt - manchmal auch noch nicht mal das.

Ich werde für mich versuche einzelne Bereiche "raus zu picken" und mich etwas besser darin zu finden.

An einem Satz von Peter1 habe ich mich sehr gestoßen - er tat mir weh.
Du kannst deinen Kindern nur gerecht werden, wenn du gesund bist, das hast du ja schon selbst eingesehen.
Es tut mir weh, weil ich weiß, dass er recht hat - aber ich weiß nicht, was ich machen soll, um gesund zu werden. Der Satz lässt mich verzweifeln. "Meine Spirale" fängt wieder an bei der Frage - "Was habe ich überhaupt?" Was soll - was muss ich machen, um gesund zu werden? Ich versuche meiner Psychiaterin zu vertrauen - sie hält meine Störung für: rez. depressive Störung - schwere Episode (F33.2). Ich nehme die Medikamente - werde ruhiger, gelassener, schlafe besser, bin damit wieder belastbarer - soweit OK. Ich "versuche" es mit Therapie. Und dennoch ändert sich nichts. Ich kann die Augen nicht verschließen, vor dem, was El auch beschreibt.


Aber auch kein Tag im Leben meiner KInder, war ich die Mutter, die ich mir für sie erträumt und erhofft habe. Die nicht so ist wie meine Mutter, ungeduldig, unerbittlich, unzufrieden..
Meine KInder - sie hätten eine andere Mama verdient - eine, die mit Ihnen lachen kann, weil sie sich freuen kann - eine die mit Interesse zuhören kann, weil sie nicht gegen ihr Gedankenkreisen und Grübeln kämpfen muss - eine die Zuversicht ausstrahlt, weil sie selbst hoffnungsvoll in die Zukunft blickt - eine die präsent ist, die auch mal berechtigt schimpft- weil sie sich selbst fühlt und nicht depersonalisiert. Es tut mir so sehr weh für meine Kinder.

Das ist ein Schmerz - kaum mehr ertragbar. Und jeden Tag vom Neuem versuche ich es besser zu machen - ich hasse mich für meine "Freudlosigkeit" und für meine "Fehlende Zuversicht."


Selbstvorwürfe helfen mir nicht weiter, das weiß ich. Sie sind trotzdem da und schmerzen und kosten Kraft und hinterlassen Schuldgefühle.


Wenn ich wüsste, dass ich "gesund" werden könne durch eine stationäre Behandlung, würde ich es machen. Mir fehlt der Glaube daran. Ich habe eher Angst davor, dass ich mich noch mehr "verschlechtern" könnte. Und natürlich kann mir meine Psychiaterin diese Bedenken nicht nehmen - sie meinte auch nur, dass man nicht vorhersagen könne, ob eine stationäre Behandlung erfolgreich verlaufe oder nicht." Sehr ehrlich. Aber was dann?


Ich versuche für meine Kinder da zu sein, so gut ich es kann. Hoffe, dass mein Mann meine Defizite etwas ausgleichen kann. Hoffe in meiner Hoffnungslosigkeit - dass meine Kinder Trost und Geborgenheit woanders finden - meine Große in der Musik, meine Kleine bei ihrem Pferd - und ich Ihnen ein wenig den Rücken freihalten kann.

Manchmal glaube ich, Trost und Frieden erst dann zu finden, indem ich selbst eine Annährung mit meiner Mutter erreiche. Mein Verhältnis ähnelte lange Zeit dem, was auch du El beschreibst
Meine Mutter und mein Bruder wissen nichts. Meine Mutter findet solche Erkrankungen abstrus und wir haben in unserer Familie sowas nicht... Unsere Telefongespräche beginnen so: Mama: Ich dachte Du meldest Dich/Lebst Du auch noch? Ich: ähh.... ja, Mama: Ach Mensch, ja die Arbeit, das Pendeln... Dein armer Mann, deine armen Kinder; Ich: bitte ? Mama: hahaha... ist doch nur ein Scherz... (haben wir gelacht)
Ein Gespräch, dass ich automatisch übrigens jetzt halten kann...
Geprägt von gegenseitigen Erwartungen, Blendungen und Interessenlosigkeit, die zwangsläufig zur Enttäuschung führen müssen. Solche Telephonate kenne ich auch nur zu gut. Vielleicht lag es aber auch mehr an mir - ich wollte "Nähe" nie zulassen. Anfang Januar habe ich dann ein Gespräch gesucht - habe erzählt, dass ich jetzt auch in Behandlung bin, wie meine Geschwister. Meine Mutter hat ungläubig reagiert - aber das könne doch gar nicht sein. Bei jedem Kontakt zweifelt sie aufs Neue. Vielleicht braucht sie mehr Zeit. Vielleicht hat sie ja auch Recht. Zumindest seit ungefähr 2 Jahren - bin ich wie betäubt - wie nicht mehr hier.

Im Sommer 2016 ist etwas passiert, das ich bis heute nicht verstehe. Es ist, als sei die Welt in tausend Stücke zerbrochen - und ich bekomme nichts mehr sortiert und finde mich nicht mehr zurecht. Ich funktioniere irgendwie weiter...


Das ist etwas von dem, was ich Dir auch immer sagen wollte liebe EL. Lasse es bitte nicht soweit kommen. In allem was du beschreibst, finde ich mich wieder, wie ich mich fühlte, als meine Kinder im Alter von deinen waren - jetzt sind sie 15 und 12. Kümmere dich jetzt und wünsche Dir so etwas nicht
Und ja, es gibt Momente, in denen ich wünschte, ich würde nichts mehr fühlen
Es fühlt sich nicht gut an. Glaub mir


Camille
Peter1
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Camille und alle Anderen
Das dir der Spruch weh getan hat, tut mir sehr leid.Ich hatte nicht die Absicht, dir irgendwie zu schaden.
Du schreibst, das deine Psychiaterin dir nicht garantieren kann, das ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik erfolgreich wäre.
Sie kann dir aber auch nicht garantieren, das die klinische Therapie ein Miss Erfolg wird.
Das kannst du nur feststellen, wenn du es ausprobierst, denn hinterher ist man immer schlauer.
In der Klinik, unter der so gen. Käseglocke, kannst du dich, ohne Einflüsse von außen fallen lassen, zu dir selbst finden, und möglicherweise anfangen gesund zu werden. Das ist schon sehr vielen Menschen gelungen, warum solltest du nicht auch zu ihnen zählen?
Wenn du in meinem Thema „Watt Nu“ etwas zurück blätterst, wirst du fest stellen, das auch ich wahnsinnige Angst vor der Klapsmühle (O-Ton meines Vaters) hatte. Meine Betreuerin hat mich einfach vor die Wahl gestellt, freiwillig, oder per Gerichtsbeschluss in die Klinik zu gehen. Ich ging freiwillig, und bin ihr heute überaus dankbar, das sie mich quasi gezwungen hat.
Seit der Klinik sind mittlerweile 3 Monate vergangen, und davon war ich eine Woche traurig, aber nicht depressiv, sondern eher unbewältigte Trauer.

„Unfähig mit einem ganz normalen Leben klar zu kommen“, bist du Definitiv nicht ! Sonst hättest du nicht eine der anspruchsvollsten Ausbildungen geschafft, und einen sehr verantwortungsvollen Beruf ! Und so eine schlechte Mutter, wie du schreibst, kannst du nicht sein, sonst wäre dein Mann vermutlich schon eingeschritten.

Ganz nebenbei, deine Mutter hat nicht recht !!!

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
anna54
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
er schneidet mitten ins Herz,dieses Gefühl,den Kindern nicht gerecht zu werden.
Das kenne ich sehr genau,als kranke Mutter ist man immer im Defizit.
Meine Kinder waren im Grundschulalter,als meine Depression wieder auftauchte,eine Phase mit 18Jahren war der Vorläufer.
Eine Mutter gibt immer alles,und damit ist es genau so in Ordnung,wie es ist.
Kinder lieben bedingungslos,immer.
Nur wünscht sich jede Mutter alles zu tun,damit ihre Kinder unbelastet sind.
20Jahre hab ich in meinem Beruf Mütter erlebt,das scheinbar Unbelastete war selten,viel öfter kamen Krankheiten,Brüche und Verlassenwerden vor.
Es gab die vielen Masken und Vorzeigefassaden,wo wir als Team später die Scherbenhaufen erlebten.
Kinder brauchen Eltern,die authentisch sind,die greifbar und möglichst ehrlich mit sich selbst sind.
Alles andere verwirrt sie und leider suchen sie dann die Ursache in ihrem Verhalten.
So habe ich es erlebt und erlebe es immer noch.
Mein Sohn hat übel genommen,meine Tochter hat angenommen und damit die Basis für unsere Lebensform der zwei Generationen geschaffen.
Dafür bin in unendlich dankbar.
Alle Schmerzen,tief im Herzen kenne ich immer noch,tiefe Scham,tiefe Verluste,aber nichts hab ich verloren,ich habe an der Familie festgehalten und mich damit in der Therapie unendlich angreifbar gemacht.
Meine Herkunftsfamilie war ein Problemfeld,keiner geht unbeschadet durchs Leben.
In jedem Moment das geben,was geht,das ist die Lösung.
Nicht gestern,nicht morgen,im hier und jetzt das zu tun,was jetzt noch geht.
Nicht immer sich ins Defizit setzen,das macht die Depression schon selbst.
Diese ewigen Zweifel,das ist Elternsein immer und bleibt es ewig.schmeißt sie über Bord,die Zweifel und schlechten Gefühle,das ist mein Rat, mit Mitte 60,grau und wissend.
Die besten Ratschläge bekam ich nicht von Therapeuten,die suchten in den Defiziten,nein ,andere Mütter lebten es mir vor,da schaute ich hin und jene die ehrlich waren,die mir nicht nur ihre Fassade zeigten,und dann war es immer ein auch eine brüchiges Leben,das sie lebten,aber mit Stolz und Mut.
Mut zur Lücke,Mut zur Ehrlichkeit,Mut zur Überforderug,Mut zum Scheitern.
Der WDR zeigte am letzten Mittwoch 22.10 eine Doku über schwierige Geburten,mir kamen nach über 30Jahren noch die Tränen,weil etwas gezeigt wurde,was ich erlebt habe.
Damals habe ich es hingenommen,weil es scheinbar "normal" war.
Heute bin ich dankbar,dass Frauen ehrlich darüber sprechen,dass sie verletzt und verlassen wurden in einer Phase ihres Lebens ,dass behütet sein muss.
Andere Kulturen können das besser.
Ein Vortrag einer lebens-und berufserfahrenen Kindertherapeutin begann immer mit dem Satz: Sie haben immer das Beste gewollt und gegeben,immer.
Das war so ehrlich und so unendlich tröstlich,auch für mich.
Danke für die besonderen Erfahrungen und Begegnungen hier,unendlich wichtig.
anna54
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El, lieber Peter, liebe Anna liebe alle

Zuerst @El - es ist mir nach wie vor sehr wichtig, dass du dich meldest und BITTE auch ehrlich sagst, wenn du nicht möchtest, dass sich in "deinem Thread" Themen verselbständigen und vielleicht an deinen Bedürfnissen vorbeigehen oder dich sogar "verletzen"/ "verunsichern." Das werde ich auf alle Fälle respektieren. Also - äußere dich bitte offen.

Ich für mich versuche gerade mich über das Schreiben und über das Lesen etwas mehr zu "finden"
- und diesem oft diffusen Schmerz ein bischen besser zu verstehen - um dann einen besseren Umgang für mich und andere zu finden - in der Hoffnung die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und das finde ich gerade hier. Ich habe den Eindruck, dass es mir hilft. Wenigstens Stück für Stück.


@Peter Und dein Satz, war für mich einfach sehr hilfreich - er war und ist schmerzhaft, ja das stimmt. Aber genau aus diesem Grund hat er mich zum Nachdenken angeregt - und das war gut. Deswegen gibt es keinen Grund dafür, dass Dir etwas leid tun müsste. Du warst hilfreich mit deiner Aussage. Und dass du niemandem schaden oder weh tun möchtest, das weiß ich wirklich. Mach Dir keine Gedanken darüber. ;)


Ich bin insgesamt ein Stück weiter gekommen, mich etwas zu entlasten, was die Schuldgefühle im Hinblick auf "meine Kinder" betrifft - mir ist klar geworden wie groß mein innerer Druck ist, endlich "gesund" werden zu müssen. Ja und, dass das leider eher kontraproduktiv ist. Ganz tief fühle ich auch so etwas wie eine Ahnung, dass es eher hilfreich für eine Besserung meiner "Symptomatik" sein könnte, wenn ich gelassener und ruhiger auch mit mir werden könnte. Nachsichtiger. Und ich glaube das bracht sehr viel Zeit....

Als ich mir vor über 2 Jahren meinen Wunsch nach "endgültiger Ruhe verboten" habe, weil ich das meinen KIndern nicht auch noch antun wollte - haben sich diese Gedanken verselbstständig. Sie waren allgegenwärtig, gefühlt nicht mehr meine eigenen und übermächtig stark und befehlend:"Du darfst nicht mehr leben. Es reicht - du hast genug Schaden angerichtet. Das verstehe ich bis heute nicht. Ich dachte, ich habe mich doch anders entschieden, ich möchte für meine KInder doch noch mal alles versuchen. Ich habe gekämpft gegen diese Macht - minute um Minute. Und ich tue es noch heute.


Aber ich bin unsicher, was ist "alles". Was ist hilfreich und was nicht. Ist eine stationäre Therapie hilfreich. Für den Fall einer akuten Eigengefährdung ja - und dann weise ich mich selbst ein, so habe ich es mit meiner Psychiaterin und meinen Therapeuten besprochen. Aber zur langfristigen Behandlung, habe ich Zweifel und die werden und wurden hier beim Lesen immer wieder von Neuem genährt. Du hast Recht Peter, indem zu sagst, man kann es erst beurteilen, wenn man es ausprobiert. Aber dieses "Ausprobieren" - diese Entscheidung - dabei geht es ja nicht nur um mich - es geht zunächst einmal nicht ohne weitere Einschränkungen für meine KInder und meinen Mann. Das würde ganz sicher- zumindest anfangs - zu einer deutlichen Zunahme meiner Schuld- und Versagensgefühle führen. Ob es wieder zu solch einem rasenden Zorn auf mich selbst - über meine "egoistisches und eigennütziges Handeln- kommen würde und mich überwältigen würde, wie im Sommer 2016 ist zwar unsicher. Aber die Angst ich könnte, mich auch wieder verschlechtern - keinen Weg mehr zurückfinden ins "normale Leben" ist da. Und ich habe auch etwas zu verlieren. Ich habe Angst davor meine Arbeit zu verlieren - etwas, was mir Struktur und gewisse Daseinsberechtigung gibt - und auch eine gewisse finanzielle Sicherheit, weil auch meine Beziehung zu meinem Mann alles andere als stabil ist. Ich mache ihm keine Vorwürfe, er konnte und kann mich meist kaum "ertragen."

Die Risiken einer stationären Behandlung überwiegen - für mich in meiner jetzigen Situation. Es gibt noch Einiges mehr, was dagegen spricht. Mag sein, dass mir der "Mut" fehlt - mag aber auch sein, dass ich mir ganz realistisch und vorausschauend der Tragweite einer solchen Entscheidung bewusst bin - und dann doch lieber nach dem Motto handle "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach." Es geht ja mit meiner Entscheidung nicht nur um mich. Das macht es so schwierig - und da verstehe ich EL sehr gut.


Und da tust du mir auch so gut liebe Anna. Du kommst mir vor, wie eine Mutter, die mich tröstet ohne zu beschönigen. Ja es schneidet mitten ins Herz, dieses Gefühl, den Kindern nicht gerecht zu werden. Und es tut weh, sehen zu müssen, dass sie meine "Verhaltensmuster" übernommen und gelernt haben. Ihnen fehlt "Selbstvertrauen" - sie lassen sich schnell verunsichern, zweifeln zuerst an sich, wenn etwas nicht "glatt" läuft - sind sehr streng mit sich. Ich kann nur sagen - Ich habe auch immer mein Bestes gegeben und immer das Beste gewollt. Und keine Sorge, ich kümmere mich, so gut ich es kann. Nach oberflächlichen Kriterien sicher sehr gut - ich kann einfach keine emotionale Sicherheit bieten. Ich fange an mit mir ehrlicher zu werden - ruhiger und nachsichtiger. Versuche mir auch meine Trauer und mein Verzweifeltsein zu zugestehen. Ja ich spüre - liebe Anna, dass du Recht hast, ich soll mich ehrlich und aufrichtig zeigen.


Ich konnte gestern meine "große Tochter" trösten - an einem Tag voller Tränen und Trauer - voller Selbstzweifel und Gefühle von Wertlosigkeit.


Ich werde auch versuchen mit meiner Mutter einen ehrlicheren und offeneren Kontakt zu suchen. Ich habe ihr schon als Kind/Jugendliche nicht gezeigt, wie es mir geht, aus vielerlei Gründen. Und ich habe mir diese Rolle - ein strahlendes, glückliches Mädchen/Frau, der alles gelingt, die für jeden immer und überall da ist - meist selbst geglaubt. Kein Wunder also...

Im Moment sehe ich klarer und bin zuversichtlich

Kann im nächsten Moment wieder anders sein

Vor und zurück - hoch und runter - ich glaube meine Tendenz ist leicht steigend und das ist gut

Danke Dir Anna, Danke Dir Peter

Und das wünsche ich Dir liebe El auch
Camille
Peter1
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Camille
Der Umgang mit Suizidalen Gedanken gleicht einem Drahtseilakt. Nimmt man es auf die leichte Schulter, und geht ohne Netz aufs Seil, kann man schnell auf dem Boden landen. Ich habe Erfahrung darin. (2 zum Glück misslungene Versuche.) Mach du bitte nicht den gleichen Fehler wie ich. Wer weiß, ob du es beim nächsten mal schaffst, dich einzuweisen.
Mittlerweile habe ich, dank der Medikation, meine Gedanken im Griff. Seit Weihnachten sind meine Depressionen weg geschlossen, irgendwo in meinem Kopf. Ich weiß, das sie noch da sind, und nur auf eine kleine Unaufmerksamkeit meinerseits warten, um wieder zu zu schlagen.
Überleg dir das mit der Klinik bitte noch einmal. Ich will dich nicht überreden, denn wenn jemand in die Klinik geht, muss er dies aus eigener Entscheidung heraus tun, und gesund werden wollen, denn sonst ist der Aufenthalt zwecklos.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
El-R17
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe Camille, liebe Anna, lieber Peter, liebe alle,

liebe Camille, ich finde es wunderbar, wenn wir uns gegenseitig den Faden geben, uns auszudrücken und so zu finden, so zu erkennen, dass die Einsamkeit, die wir spüren, und einsam fühlen lässt, aber wir damit nicht alleine sind. All diese Gefühle, der Einsamkeit, der Wertlosigkeit, der Ungenügsamkeit, sie sind nicht zu vermitteln, wenn jemand sie nicht kennt oder nicht nachspüren kann; solche Versuche lassen einen selbst dann nur unzulänglicher spüren, und das ist hier ganz ganz anders. Man erklärt sich, aber nicht um des Erklärens willen, sondern um sich selbst den Weg zu weisen, um sich selbst zu klären, und von anderen Meinungen zu erfahren, Ratschläge. Dieses Erklären ist ein ganz anderes. Dass ich den Threat eröffnet habe, heißt nicht, dass ich ihn um mich führen möchte.
Ich lese gerne von Dir Camille, dein Schmerz tut mir aber unendlich leid. Du schriebst, Du könntest Dich nicht so ausdrücken, doch ist dies ein Zeichen dafür, wie sehr du dich unterschätzt, denn deine Gedanken sind differenziert, schlau, reflektiert, und immer gekennzeichnet von einer ganz ganz tiefen Liebe und Fürsorge für Deine Familie. Du bist eine Kriegerin! Aber auch die brauchen Pause.
Nimm die Dinge und die Angebote, die dir etwas bringen, die dir richtig erscheinen... jeden Schritt, den du gehst, für dich mit deinen Kindern, mit deiner Mutter, machen der Krankheit den Garaus!
Ich wünsche Dir Kraft, ich wünsche Dir Liebe, ich wünsche Dir auch, dass Dich mal jemand in den Arm nimmt, und Dir sagt, dass Du das alles ganz schön toll machst! Weil, genauso ist es, Und zwar nicht über 100 m, oder 1 km, sondern viele viele Marathonläufe lang.

Liebe Anna,
Camille hat da sehr recht, Dich zu lesen, ist eine ganz große Hilfe, manche Sachen, die du schreibst, erinnern mich an die Person, die ich mal war, die ich wieder sein möchte, und ich sehe da Dich und den Hof, und die richtige Entscheidung, und ich denke mir, El, gib nicht auf, irgendwann gewinnt die Sonne und der Schnee wieder die Bedeutung, die sie mal hatten...
vielleicht klingt das verkitscht, aber so empfinde ich das.

Ja, klar, ich bin des Kämpfens müde, ja klar, ich möchte einmal nach Hause kommen, ich möchte das mich jemand umarmt, dass ich mich sicher fühle, dass da mal nichts ist, einfach nur Geborgenheit...

Ich weiß, man soll der Schwarzen Dame zuhören, sie hat einem was zu sagen. Aber ich bin da auch skeptisch; wie vielen Menschen haben wir die Gelegenheit gegeben uns zu verletzen, uns nahe zu sein, und die Nähe auszunutzen, uns zu kritisieren, ohne Grenzen und Ansehen unserer Person, wie vielen haben wir zugehört, die nichts Gutes zu sagen hatten... Ich denke, die schwarze Dame ist auch nur ein Besuch, und so MUSS sie wieder gehen, sie hat kein Recht auf uns, und unser Gehör.

Viele liebe Grüße an Euch alle
El
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Hallo,

Habe nicht viel Zeit, daher nur kurz.

@Peter - Vielen Dank für deine Fürsorglichkeit - wenn im Moment auch nicht berechtigt, so tut es doch gut zu spüren, da ist jemand, der sorgt sich um mich. Ein kleines Licht in der Dunkelheit der Einsamkeit.

Meine Medikamente schützen mich sehr gut vor mir selbst - ich fühle mich eher lebensmüde aber ganz sicher nich suizidal. Wie schnell solche Gedanken meiner Kontrolle entgehen können, habe ich erfahren. Mein Verantwortungsgefühll funktioniert noch - ichpasse auf mich auf.

Und ich habe es ständug im Hinterkopf - ich lehne eine stationäre Behandlung nicht komplett ab - im Moment möchte ich es weiter ambulant versuchen.

@Liebe El, schön, wenn es für dich OK ist und du einen offenen Austausch suchst.

Ich bin auch froh um alles, was ich hier und da lese.

Passt auf euch auf

Herzliche Grüße
Camille

P.S. Meine "Kleine" hat heute Geburtstag. Sie wird heute 13
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Happy Happy Birthday deiner "Kleinen"!

Hoffentlich hattet Ihr einen wunderbaren Tag!

P.S. Das mit dem lebensmüde in Abgrenzung zu suizidal ist mir absolut vertraut.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
nun hab ich eine Stunde für einen Beitrag gebraucht,nur ist er verloren gegangen.
Ich lasse liebe Grüsse hier.
Bis bald
anna54
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

Das ist ja so ärgerlich.

Es ist mir auch schon passiert. Habe ich da total geärgert - DieNeue hatte mir den Tipp gegeben, Berichte - vorallem wenn sie länger werden - erst zu speichern, bevor ich sie abschicke. Meistens mache ich das jetzt so.

Liebe El, ich möchte dich wenigstens hier virtuell umarmen - du hast es schon selbst einmal so geschrieben - ein bischen empfinde ich dieses Forum wie ein zu Hause. Es ist keine reale Welt - und doch, ich fühle mich hier nicht so einsam und allein - fühlst du das auch? Ich merke, dass ich hier nicht kämpfen muss und so tun als ob ich zurecht käme - das gibt mir ein sanftes Gefühl von Geborgenheit. Ich kann die Augen schließen, ruhig werden, weil ich mich nicht in dem sonstigen Ausmaß schäme.

Du kämpfst und bist müde. Deine 2 Mädchen sind noch so klein. Ich erinnere mich an diese Zeit - ich habe jetzt viel viel mehr Ruhe als du. Ich hätte es in dieser Zeit nicht "alleine" geschafft - das ist eine riesen Leistung. Ich möchte nicht vergleichen - weil das nie geht und trotzdem - nehme es an.

Wenn du beiden Phasen kennst - lebensmüde und suizidal - passt du auf dich auf? Ich sorge mich mich um dich. Weißt du Peter hat Recht mit seinem Vergleich.

Camille
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,
manchmal funktioniert das Herholen des Textes bei mir einfach mit dem "rückwärts-im-Browser-Pfeil"
Gruß
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich schreibe meine Texte mit open Office, kopiere sie in die Zwischenablage, und füge sie dann hier ein.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
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