Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

El-R17
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Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Hallo Ihr Lieben,

Ich bin ganz neu im Forum und lese mit einem weinenden und einem auch ein wenig erleichterten Auge viele Eurer Threads und Nachrichten. Es nimmt mir ein wenig das Gefühl allein zu sein. Man kann durchaus rational wissen, dass man es nicht ist, es zu spüren ist ein anderer Schuh.
Ich habe schon mein ganzes Erwachsenenleben mit depressiven Episoden zu kämpfen, nun aber bin ich seit mehr als einem Jahr in einer schweren Episode aus beruflichen und privaten Gründen, medikamentös sind wir jetzt beim letzten Umstellungsversuch, reagiere nicht gut auf serotonin...
Was mich interessieren würde, ist, was ihr tut, wenn ihr merkt, dass diese Dunkelheit (so nenne ich es), kommt und einen einzuhüllen und zu ersticken droht, wenn alles direkt an die Seele geht, verletzt, wenn alle Schutzhäute zu brechen drohen...
Ich spüre dann wie ich gelähmt bin; ich gebe dann weiter arbeiten, mache und tue, aber alles ist wie einen 7000 er erklimmen, aber einen sinnlosen 7000er , auf dem dann ein neuer Berg wartet...
Ich weiß nicht, ob ich mich da verständlich ausdrücken kann, ich sehe dann nur noch Dunkelheit, alles was ich falsch gemacht habe, falsch mache und was falsch laufen wird. Der Tunnel wird dann ganz eng und klein...
Und ich habe keine guten Strategien dagegen und frGe deswegen euch, ob ihr welche habt und teilen könnt...
Verzeiht, wenn das schon Thema war oder durch ist
Liebe Grüße El
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Katerle »

Hallo El,

ersteinmal herzlich Willkommen hier im Forum und ich wünsche dir, dass du dich mit anderen weiter austauschen kannst.

Wenn die Dunkelheit kommt, versuche ich mir das von der Seele zu schreiben, was mich bedrückt. Entweder auf einen Zettel oder in ein Buch oder du kannst das auch hier im Forum tun. Nur so kannst du den Berg nach und nach abtragen.
Dann sieht man tatsächlich nur das, was man falsch gemacht hat und der Tunnel wird immer enger und kleiner... Aber wenn du dir alles von der Seele geschrieben hast oder mit jemanden geredet, dann siehst du auch wieder (wenn nicht gleich), Licht am Ende des Tunnels und du wirst auch erkennen, das eben doch nicht alles falsch gelaufen ist. Und du entdeckst positive Dinge, an denen du dich festhältst und weiter darauf aufbaust.

Wünsche dir ganz viel positive Energie,
Katerle
win10
Beiträge: 68
Registriert: 17. Jan 2018, 16:52

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von win10 »

Hallo EL

Meine letzte depressive Phase ist schon 4 Jahre her. Ausgelöst wurde diese Phase durch jahrelanges Mobbing am Arbeitsplatz. Nach 1-jähriger ärztlicher Behandlung und 3-jährigen Kampf vor dem Arbeitsgericht konnte ich alle Probleme, die die Depression ausgelöst haben, auflösen. Ohne fremde Hilfe wäre das nicht möglich gewesen. Mit Antidepressiva kann kurzfristig die Stimmung aufgehellt werden, damit man wieder zur Ruhe kommt und in der Lage ist,Lösungen zu finden. Mittel- und langfristig kann man damit keine Probleme lösen. So meine Erfahrung. Ärztliche Meinungen sollte man auch kritisch hinterfragen. Ärzte sind auch nur Menschen und können Fehldiagnosen stellen, wie es bei mir der Fall war. Manchmal kann es schon recht lange Dauern bis man eine Lösung findet. Mein Problem konnte ich im Prinzip lösen, dass ich mit vorzeitig in Rente ging. Dabei musste ich noch aufpassen, nicht vorher noch in Harz 4 zu fallen. Mir 59 hätte ich mit meiner Qualifikation kein neuen Job gefunden. Nun bin ich bereits 64 und freue mich meines Lebens. So bin ich mit meinen Hobbys voll ausgelastet und kenne keine lange Weile. Beharrlichkeit kann sich, wie bei mir, manchmal auszahlen. Mit klugen Ratschlägen werde ich mich zurückhalten, denn im Prinzip muss jeder seinen eigenen Weg finden.

Viel Glück
win10
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebes Katerle, lieber Win10,

danke für Eure Antworten. Das alles ist für mich oft überwältigend, und wie viele schreiben, eben ein steter Kampf.

Katerle:
Das mit dem von der Seele schreiben, oder reden, das halte ich auch für wichtig für mich. Ich habe nur auch Angst davor, alles laut auszusprechen oder geschrieben zu sehen. Ich weiß natürlich, dass ich an allem die dunkle Seite sehe, dass ich der Dunkelheit eine Macht über mich gebe, die sie nicht haben soll. Sie frisst alles weg, die Freude an der Arbeit, die Freude an den Freunden, die Freude an meinen Kindern, an alle dem, was vor zwei Jahren noch schön war. Wenn die Dunkelheit kommt, sehe ich keine Zukunft, dann ist alles im Dunkeln. Viele werden das Gefühl kennen, das mit diesen schweren Phasen einherkommt: nicht gut genug für irgendetwas zu sein, versagt zu haben, keine Perspektiven zu sehen, in Nichts Licht zu sehen.
Ich sehe die Menschen um mich herum, und frage mich, wie sie das machen, wie stehen sie auf, wie haben sie Freude an etwas, wie genießen sie, woher nehmen sie die Zuversicht, wieso sind sie eins mit sich...
Natürlich "weiß" ich "rational", dass weder die einen so glücklich sind, wie ich meine, noch ich so schlecht bin, wie ich es fühle.
Aber bei mir kommt dann alles an, alles sticht sofort ins Herz, jeder dumme Spruch, jede kleine Bemerkung, jede Falte unter dem Auge, jeder Fehler, den ich wirklich mache...

Win10: ich finde es unglaublich tröstend zu lesen, dass sich das Leben wieder balancieren kann, dass es wieder gut werden kann. Ich habe die letzten 12 Jahre in einem sehr belastenden Arbeitsverhältnis agiert, immer in Zeitverträgen zudem, also in totaler Abhängigkeit; dazu kam dann am Ende ein systematisches Mobbing bzw. Bossing, dass selbst unser personalrat (kummer gewöhnt) blass wurde, ich habe bevor ich die Stelle jetzt wechselte, viel viel Kraft und federn gelassen, alles Kraft, die mir fehlte, um mit meiner Depression umzugehen,und die diese noch befördert habe. Jetzt habe ich vor diesem ausgesetzten Arbeitsverhältnis erstmal Ruhe, aber ich merke, dass ich es nicht verwunden habe, die Verletzungen noch offen sind; ein Teil in mir weiß, ich bräuchte Abstand, Pause, ne Kur, was weiß ich, aber ein anderer Teil ist fest, fest in der Überzeugung, dass ich das nicht darf und nicht kann, insbesondere in einem Umfeld, in dem man befristet ist, Höchstleistungen erwartet werden, und als Frau mit Kindern man dreimal beweisen muss, dass man es drauf hat.
Zudem ging meine Ehe in die Brüche, wobei mein Mann Freund, Unterstützung und Weggefährte geblieben ist.

Man sagt ja, Ratschläge sind auch Schläge, aber ehrlich gesagt, ich höre lieber von Euch, Meinungen und Tips, kleine und große Strategien, Erfahrungswerte, als verloren mich zu fühlen.

Ich danke Euch für's Hier sein dürfen
E
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe El
willkommen im Forum!
Immer wieder neu und immer wieder die alte Geschichte,wie Menschen,die vom Leben ausgelaugt und scheinbar "gescheitert"( bitte das Wort richtig verstehen) sich wiederfinden in einer psychischen Krise oder auch längeren Erkrankung.
Ich bin jetzt Mitte 60 und kenne gerade bei meiner Tochter diese Überforderung im Beruf heute.
Dann noch Familie gründen und Kinder aufziehen und im Beruf immer top,dafür aber nur einen Zeitvertrag,oft und gerade trotz Studium mit häufig Bestnoten,die Frauen haben es eben drauf.

Was dann den Fall befeuert sind die Umstände wie Frauen heute leben,leben müssen.
Kinder kann man nur aufziehen,groß bekommen,mit ganz viel Unterstützung im Umfeld.
Heutige so häufige Trennungen,ich sehe das bei meiner sehr viel jüngeren Schwester,lassen Frauen mit Kindern dann "alt aussehen".

Wenn die Dunkelheit kommt,da sind nicht nur die Worte hier hilfreich,ich habe beim Ansehen des Buches:Der schwarzeHund,noch mal viel tiefer nachfühlen können,was Depression ist.

Depression ist Lähmung,ist Dunkelheit,ist Hoffnungslosigkeit,ist weg zu sein,von dem,was das Leben trägt,nämlich die Gewissheit: getragen zu sein.
Die anderen sind auf der anderen Seite,wo diese Zuversicht einfach da ist,niemals angezweifelt wird,oft nicht mal wahrgenommen wird.
Ein Leben mit und in der Depression erfordert Abstand von Lasten,die man nicht mehr tragen kann und will,ist verletzt sein dürfen und seine Verletzungen auch erst mal anerkennen zu können.
Depressive Menschen sind besonders empfindsam,daher auch wunderbare Mitmenschen,aber in der Dunkelheit,ich beschreibe auch einen undurchdringlichen Nebel,der die Sicht in die Zukunft versperrt. Einmal war hier der Ausspruch über die Zahnbürste,die 15Kilo wiegt.
Alltägliches wird oft unmöglich,jeder Schritt,jeder Atemzug kann zu schwer werden.
Dann ist Auszeit angesagt,längere Auszeit,Wege zu finden ist schwer,dann ist ausharren notwendig,schwer zu ertragen.
Irgendwann kommt immer die Wende,jede Depression geht vorbei,wenn es lange dauert,hat das sicher seinen tiefen Sinn,auch wenn alles sinnentleert zu sein scheint.
Therapeutische Hilfe ist immer ein guter Weg,auch ein langer,auch nicht einfach zu finden.
Auszeiten,ohne den Makel beruflich gescheitert zu sein,sind mehr als notwendig,keine andere Krankheit ist so schwer in ihrem Leidensdruck,daher kann es fast niemand nachfühlen,der nicht selbst in diesen Schuhen gehen mußte.

Ich wünsche dir von Herzen,dass du hier lesen und auch weinen kannst,dass du schreiben kannst was dich niederdrückt,und lass dir ewig Zeit damit,nichts geht von heute auf morgen.
Hast du Unterstützung bei den Kindern?!!!
Fühl dich verstanden und angenommen,gut das du diesen Schritt hierher gegangen bist,lobe dich,jeden Tag mehr und mehr!!!
Herzliche Grüße
anna54
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe Anna,
liebe alle,

Vielen lieben Dank für die lieben Worte.
Tatsächlich bin ich froh hier gelandet zu sein, und irgendwie fassungslos, das ich jetzt erst darauf komme.
Ich bin so erzogen und sozialisiert, dass ich alles zu schaffen und zu bewältigen habe, krank kann ich sein, wenn ich im Koma liege, ein Auto mich überfahren hat oder so was in der Größenordnung. Ansonsten, so habe ich es von klein auf mitbekommen, habe ich mich zusammenzureißen. Ich sehe mich um, ich sehe all die Menschen, Männer wie Frauen, die in ihren Situationen unglaublich bewältigen, die man nur loben kann, dass sie trotz allens auf stehen und weiter machen, sei es im ganz kleinen oder im ganz großen. Für mich kann ich das nie wahr machen, es kommt nicht an: es kommt nicht an, ob oder was ich geschafft habe, nie genug, nie richtig, nie perfekt, nie ganz da, immer entäuschend. Ich denke immer, irgednwann kommt rock bottom und dann von da wird es aufwärts gehen, aber rock bottom kommt nicht.
Ich bin nicht suizidal, aber manchmal gehe ich irgendwo lang und denke, wenn ich jetzt etwas hätte, was mich aus dem Verkehr zöge, wofür alle Verständnis hätten, dann hätte ich mal Ruhe, Pause, kein schlechtes Gewissen, nur ich, Ruhe... Ich weiß...
In einem anderen Threat schrieb lass ich von den vielen Antennen, die manche haben, da wo andere nur eine haben. Meiner (nicht öffentlich gelebten) Beziehung (eigenes Thema) habe ich versucht eben dies deutlich zu machen, aber ich fühle ich wie scheitere daran: dass mit dem Liebe fühlen bis ins Mark, mit dem alles intensiv Spüren zwar eine Gabe oder ein Glück verbunden ist, zugleich aber auch ein schrecklicher Preis: denn die Traurigkeit ist auch ebenso tiefer, die extreme sind in allen Gefühlsbereichen da. Wie will ich aber sein..., kann ich anders sein...

Mit den Kindern habe ich insofern Hilfe, als das mein Ex sich super kümmert, zuverlässig und ein super papa ist. Familie haben wir beide keine hier, und ich pendele zudem derzeit noch beruflich in eine andere Stadt, und bin drei Nächte die Woche nicht da, an einem anderen Ort, wo ich kein soziales Netz habe, aber mir dringend eine Therapie suchen möchte. Den rest arbeite ich in meiner basisstadt sozusagen.
Die Kinder sind super betreut, aber ich bin oft ungeduldig und habe weniger Zeit als möchte oder weniger Kraft als ich sollte. Diesen kleinen Wesen gegenüber sehe ich oft mit Schuld entgegen; sie haben doch nicht gefragt, ob sie auf die Welt kommen wollen. Ich schulde ihnen alles, sie mir nichts, und doch kann ich ihnen nicht mal annäherend alles geben. Und mein große kleine zeigt Züge, wie ich sie habe; alles geht in ihr herz, in die kleine Kinderseele, alles nimmt sie zu sich und macht es mit sich aus. Dann wird mir als wäre ein riesiger Zentner auf meinem Herzen, und ich wünscht, ich könnt ihr helfen, ihr all die Kraft, all das Selbstbewusstsein schenken und mitgeben, dass sie braucht, um unabhängig und frei zu sein, um mit diesen Gaben und diesem Sein und erfülltes und glückliches Leben führen zu können. Und es tut mir so leid, dass ich das nicht kann... wie auch, wenn ich es selbst nicht weiß, wie es geht.

Ich danke Euch für den Raum, den Ihr gebt.
Herzlich
El
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Liebe El
dieser Raum,den du hier schon spüren kannst,kann auch ein Raum sein,wo anfangen kann,was noch nicht nachzuspüren ist.
Mir wird immer mehr bewußt,dass Mütter heute eine noch mal viel größere Last zu stemmen haben,mag kaum das Wort schreiben,Basisstadt--------------
Wenn du in deiner Kleinen sehen kannst,was du kennst,wovor du sie behüten möchtest,dann lass dir sagen,erst mal mußt du dich behüten,deine Kleine zeigt dir,wie das geht.
Ich wollte das damals nicht hören,war nur in Sorge um meine Tochter,um ihr Seelenheil.
Heute weiß ich,dass wir zusammen sehr stark sind,dass wir ein Lebensprojekt führen können,weil wir einander so ähnlich,aber auch so verschieden sind.
Ich bin mit ihr und dem Rest der Familie auf einen Bauernhof gezogen,ich gehöre sicher nicht hierher,wenn man sich meine Lebensgeschichte ansieht,aber zusammen mit meiner Tochter macht es den ganz tiefen und wahrhaftigen Sinn.
Als junge Mutter war in in tausend Sorgen und Belastungen,heute weiß ich,Kinder sind behütet,vom Leben selbst,von der Urkraft,die das Leben einfach gibt.
Später verlieren sich diese Verbindungen,wir verlernen sie,leider,das Leben zwingt sie uns ab,wir sollen schließlich funktionieren.
Wir haben immer alles selbst in uns,nur verlieren wir den Zugang,um so mehr,wie wir uns entfernen von dieser Quelle,auch entfernen müssen,aber auch zurückkehren können.
Mit dem Zurückkehren ist das schwer,das bedeutet Verluste,das bedeutet Wahrheiten,die wir nicht wahr haben wollen.
Da ist ein gute therapeutische Begleitung sehr wichtig.
Ein ganz wichtiger Schritt,weil die Suche nach einem passendem Therapieplatz weder einfach noch schnell geht.
Langsamkeit ist notwendig,leider passt das nicht in die Lebenswirklichkeit heute.
Ich habe heute noch Kontakt zu der Therapeutin,die mir damals sehr geholfen hat,als es um meine Kinder ging.
Wir sind inzwischen 20Jähre älter und ich liebe diese inzwischen fast privaten Gespäche mit ihr.
Leider ist diese Zeit begrenzt,Rettungsinsel,immer wieder trotzdem.
Wie schön zu erleben,wie unterschiedlich unsere Sprache ist.
Nie genug,wie leer macht das,wie ausgebeutet macht das----ich hab das bitter lernen müssen,dass ich genug bin,ich glaubte je mehr ich gebe,um so mehr bekomme ich auch.
Falsch,wer sich ausbeutet,der hat hinterher noch den Spott,dass er halt ungenügend ist.
Wer lernen und erleben durfte,dass er immer und überall so sein darf,wie er ist,der hat fast die Garantie auf ein gutes Leben.
Mir war früher nicht klar,warum gerade ein behindertes Kind so viel Glück in die Familie tragen kann,hab das in mehr als 20Jahren Berufserfahrung miterleben dürfen,diese Kinder zeigen uns worauf es letztlich ankommt.
Sie sind im Hier und Jetzt,da wo wir fast nie mehr sind.
anna54
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Hallo Ihr Lieben! Liebe Anna.
jetzt ist sie da, ganz und gar, und umhüllt mich und macht mich beweglos, ich kann nur noch weinen, ich hab sie nicht aufhalten können.
Ich meine sie ist immer da, aber jetzt eine der Phasen wo sie so mächtig ist, oder ich so mächtig sein lasse...
Ich bin mit dem Pendelbus jetzt zu meiner Arbeit gefahren, ich versuche immer auf der Fahrt noch zu arbeiten, aber die Konzentration, sie kostet mich so viel Kraft. Und in dieses Abseits zu fahren, in dieses Alleine im Alleinsein.
als ich im Bus saß, telefoniert einer mit seiner Freundin oder einem Freudn, unklar, aber lautstark. Selbst wenn man nicht zu hören wollte, so war man doch gezwungen: im prinzip hörte ich mir die aggressive Gegenrede darüber an, dass doch das Leben des anderen völlig ok sei, und wo nun das "scheiss" Probleme läge, und er/sie solle sich mal zusammenreißen. Und es traf mich so in Herz, dass zu hören, und zu denken, wie verzweifelt die Person am Telefon sein muss, wie traurig, wie verletzt, wie sie sich als Versager/in fühlen muss... sich an jemanden zu wenden, in Not, und dann kommt das. Und all das kommt einem so bekannt vor, so gelebt und so gefühlt....
Ich chattete dann selbst noch mit meiner Beziehung, die wie gesagt nicht offen gelebt ist, und die selbst mich viel viel Kraft kostet, aber ohne die mir alles komplett sinnlos erscheint. Ich halte recht viel der Depression aus der Beziehung heraus, weil ich schon gemerkt habe, dass das zwar nominell akeptiert wird, aber nicht wirklich verstanden (und das gibt es nicht, was er nicht versteht oder nachvollziehen kann, ist per se entweder falsch oder quatsch). Heute schrieb er: "Aber du hast dich gerade entschieden mit allem unglücklich zu sein. da fehlt mir manchmal die Kraft"
Und obwohl ich eigentlich weiß, ich habe mich nicht dazu entschieden, ich habe die Krankheit nicht gewählt, ich wollte sie nicht haben, ich WILL glücklich sein, und wenn ich das nicht kann, so will ich doch nicht so sein, nicht immer traurig, nicht immer konsummiert von meinen Gefühlen, nicht immer im Arm der Dunklen Damen, das gewicht auf den Schultern und dem Herzen, und doch... trifft es . Mitten ins Herz, in die Seele. Ist es alles meine Schuld? Muss ich mich nur anders entscheiden? Wenn ich doch einfach mich abfinden könnte, wäre ich dann nicht zufrieden?
Und dann fühle ich mich klein und schäbig, vorgeführt, peinlich berührt, schwach und erbärmlich... und dann will ich mich retten, und behaupte, dass alles gut ist, und dass ich das packe, und dass es mir leid tut , dass gesagt oder geschrieben zu haben...
und dann sitze ich da, in einem pensionszimmer, und weiß jetzt muss ich versuchen das wahr zu machen, und weiß nicht wie... jede dieser Lügen kostet Kraft

Entschuldigt, aber irgendwie musste es ein wenig von all dem raus, bevor ich daran ersticke...

Danke fürs Dasein
win10
Beiträge: 68
Registriert: 17. Jan 2018, 16:52

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von win10 »

Hallo EL

Schön, dass du so viele Antworten bekommen hast. Wenn du noch eine Arbeit hast, versuche dieses Arbeitsverhältnis so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Nach einer längeren Auszeit ist es sehr schwer wieder beruflich Fuß zu fassen. So war jedenfalls meine Erfahrung. Mein Chef hatte Einblick in meine Krankenakte nehmen können. Auf Grund dieser Einsicht behauptete er, dass ich nicht mehr arbeitsfähig sei. Die Annahme beruhte auf eine falsche Diagnose. Als Kind hatte ich einen Unfall und mein Gehirn war danach leicht geschädigt. Jedenfalls war meine Intelligenz nicht geschädigt worden. So war es mir immerhin möglich meine Gedankengänge anders zu organisieren als ein normaler Mensch. Immerhin habe ich ich einen Hochschulabschluss als Elektronikingenieur und bin Leutnant der Reserve. Die Psychologen waren der Meinung, ich hätte mein Gedächtnis verloren, weil ich bestimmte Tests nicht bestanden hatte. Sie waren aber nicht auf die Idee gekommen, dass ich mein Gehirn,wegen des leichten Gehirnschadens, anders organisieren mußte. Der Arbeitgeber war nun der Meinung er hätte jetzt leichtes Spiel. Er hatte nicht bedacht, dass Menschen die wegen eines Gehirnschadens eingeschränkt sind, durchaus mit der Intelligenz normaler Menschen mithalten können. Die Natur findet immer Lösungen Einschränkungen auszugleichen. Manchmal dauert die Suche etwas länger. Wichtig bleibt nur, nicht aufzugeben. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich, dass es nicht einfach ist, die Hoffnung aufrechtzuerhalten.

Gruss
win10
El-R17
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Lieber Win10,

danke für Deine Nachricht. Ich habe nicht vor den Job in Gefahr zu bringen, zumal ich als Geisteswissenschaftlerin an der Uni jeden Tag dankbar sein kann, einen Job zu haben, obgleich immer befristet. Was Menschen ohne Neurodiversität oder ähnliche Erfahrung abschätzig denken oder für Meinungen haben, macht mich immer noch fassungslos. Es wundert nicht, wenn man sich da bemüht es zu verstecken, so zu tun als wäre man praktisch jemand anderes, im Falle meiner Depressionen, so zu tun als wäe ich immer glücklich, und strahlend, als wäre alles kein Problem, noch weniger vielleicht als für andere, als wäre alles erwartbar. Nur auch das kostet große Kraft, Kraft, die man ja eh schon nicht hat, weil es eine riesige Überwindung ist, auf dem Bett aufzustehen, weil alles ein Berg ist, den man erklimmt, und dazu dann Lächeln bitte...
Manchmal werde ich so wütend und traurig zu gleich, und denke,w arum kann ich nicht mal Pause haben, wieso keine Ruhe, kein wirkliches mal Pause haben, eine echte Pause, in der es nicht gleih darum geht, was ich noch machen muss, und ob das jetzt auch ok ist, dass ich Pause mache, eine Pause für mich, die nicht darauf fusst, dass ich mich um die Kinder kümmern muss... wann muss ich mal nicht die Last für die Zukunft tragen, wie ich die Rechnungen bezahle, wie ich die Kinder groß kriege ohne dass sie was merken, wann habe ich mal Ruhe...
Klingt irgendwie motzig, vielleicht ist es das auch... weil alle die man sieht, haben eine innere Baustelle, alle bezahlen einen Preis.
Camille
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Hallo EL-R17

Du fragst: Wenn die Dunkelheit kommt...….was tut ihr?

Als die Dunkelheit kam - was tat ich damals.....

- ich wollte die Kinder großkriegen ohne dass sie was merken, ohne dass sie schaden nehmen

- ich wollte meinen Job nicht in Gefahr bringen, weil auch immer befristet

- ich wollte meine Verantwortung tragen für meinen Partner, meine Kinder, meine Eltern/Geschwister und Freunde

- ich wollte meinen Teil beitragen zum Gelingen einer menschlichen Gesellschaft national/ international und im Bewusstsein meiner Verantwortung auch im Bezug auf die gesamte "Schöpfung."

- ich wollte niemandem zur Last fallen - tat als wäre alles kein Problem - es haben doch alle ihre inneren Baustellen, alle zahlen einen Preis - ich habe gelächelt und gestrahlt

UND ich habe viel geweint - alleine

UND ich habe mich gesehnt nach einer Pause. Nach Ruhe.

UND ich hatte die Illusion, dann würde alles wieder "besser" werden

Wurde es aber nicht - es wurde schlechter von Jahr zu Jahr

Was möchte ich dir damit sagen.
Zuerst, dass Ich mich in all deinen Schreiben wiederfinde - aber keine Antwort habe, auf die Frage - was mache oder besser was "machte" ich damals (dagegen). Ich habe das gemacht, was du gerade tust. - weitergemacht.

Ich kann dich nur teilhaben lassen an meiner Erfahrung - das hat zu keiner Verbesserung meines "psychischen Zustandes" geführt.

Im Sommer 2016 war ich soweit, dass Suizidgedanken sich verselbstständigten - übermächtig wurden - imperativ. Vielleicht weil ich auch so sozialisiert bin, immer funktionieren zu müssen. Ich fühle mich auch Schuld an meinem Zustand - frage mich, wie alle anderen, ihr Leben so selbstverständlich hinbekommen und fühle mich erbärmlich im Vergleich. Nutzlos - Wertlos. Kann "mich in meinem Zustand" nicht akzeptieren. Schäme mich dafür. Hasse mich dafür. Kämpfe gegen die Schwere und die Last einen verzweifelten Kampf trotz kompletter Erschöpfung....

Seitdem versuche ich bewusst "umzudenken" - mit therapeutischer und medikamentöser Hilfe. Versuche nachsichtiger mit mir zu sein. Auch zugewandter und verständnisvoller für meine kranke "Seele". Es gelingt mir noch(?) nicht richtig.

Das ist meine Botschaft. Versuche liebevoll mit dir umzugehen. Vielleicht hilft dir eine THerapie dabei. Davon hast du bisher nichts geschrieben - bist du schon in Behandlung? Vielleicht hilft Dir eine REHA - oder Mutter-KInd Kur. Es klingt so, als ob deine KInder noch nicht schulpflichtig sind - dann wärst du zeitlich nicht so gebunden. Oder dein Mann kümmert sich in der Zeit um deine KInder....


Das ist mein Ratschlag - nimm dich und deine Beschwerden ernst und "versuche" dir zuzugestehen, was du dir ersehnst.

Herzliche Grüße
Camille
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe Camille,

vielen vielen vielen lieben Dank für das Geschriebene.

Ich wusste kurz nicht, ob ich es geschrieben habe, bis mir klar war, dass deine Gedanken und Deine Gefühle den meinen so ähnlich, ja fast identisch sind.

Ich bin gerade etwas überwältigt; Freitage sind eh meine absoluten Horrortage, an denen ich ganz viel abgearbeitet bekommen sollte, besonders alleine und einsam bin ode rmich fühle und immer weniger hiekomme und mich immer schlechter fühle..

Ich will mich ernst nehmen und vor allem, vielleicht in einem ersten Schritt ernst genommen werden, und das fühle ich hier. Das erste Mal seit einer Ewigkeit... das ist so überwältigend-

Eines meiner Kinder ist schon schulpflichtig, die andere im Kiga, mein Ex kümmert sich aber wirklich toll (Gott sei dank), Therapie hatte ich von Januar bis September, jetzt suche ich einen Platz in meiner Pendelheimat.... Nadelsteckhaufen.

Ich bin froh, hier den Ort gefunden zu haben, und bitte entschuldige, wenn ich gerade nicht besser schreiben kann... ich muss mich gerade fassen.

Liebe GRüße
E
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Liebe El
ich suche eine Lücke, um Zeit zum Antworten zu haben.
Aber ich lese dich hier so wahrhaftig schmerzvoll,dass ich dir eine herzliche Umarmung schicken möchte.
Fühl dich verstanden und angenommen.
Bis später
anna54
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El,

Hm das möchte ich kurz richtigstellen
Ich wusste kurz nicht, ob ich es geschrieben habe, bis mir klar war, dass deine Gedanken und Deine Gefühle den meinen so ähnlich, ja fast identisch sind.
Ich habe z.T. deine Formulierungen aufgegriffen, weil sie so sehr meinem Denken und Fühlen entsprechen. Ich hätte es vielleicht besser als Zitat gekennzeichnet - um Missverständnisse zu vermeiden. Ich wollte damit eigentlich auch nur verdeutlichen, was ich selbst als identisch wahrnehme. OK?

Ja und Danke, dass du hier so offen und ehrlich schreibst - du kannst in Worte fassen, was ich oft nur so wenig fassbar und diffus wahrnehme.

Tja und "diese Freitage" kenne ich auch nur zu gut - durch eine Woche gehetzt und ständig überfordert - reicht ein Blick, ein Wort und nichts geht mehr. Das ist völlig OK.


Schreibe wann immer du Zeit und Kraft und das Bedürfnis hast. Fühle dich nicht verpflichtet und gönne Dir Abstand und Pause, wann immer du es brauchst.


Herzliche Grüße

Camille
win10
Beiträge: 68
Registriert: 17. Jan 2018, 16:52

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von win10 »

Hallo El

Auf meiner letzten Arbeitsstelle durfte ich 22 Jahre verweilen. 15 Jahre ging auch alles gut, denn ich gehörte zu den sogenannten Leistungsträgern. Ab Mitte Fünfzig waren sie dann auf einmal der Meinung, ich wäre nicht mehr leistungsfähig genug und versuchten mich mit Mobbing zu vertreiben. Gesetzlich wäre das nicht möglich gewesen, denn das die Leistungsfähigkeit im Alter sinken kann wäre natürlich und kein Kündigungsgrund. Der Arbeitgeber müsste in diesem Fall eine Leistungsminderung über 30 % nachweisen. Da sie das nicht konnten, versuchten sie mich mit einer relativ hohen Abfindung zu ködern. Dieser Streit mit dem Arbeitgeber führte dann in die Depression. Das war wirklich eine schreckliche Zeit. Meine Tätigkeit als Programmierer hatte mir eigentlich immer Spaß gemacht und jetzt als Frührentner programmiere ich sogar für den Eigenbedarf weiter. Trotz leichten Gehirnschadens spreche ich notgedrungen 3 Sprachen. Beruflich musste ich immer englisch schreiben und lesen. Dann hatte ich noch eine tschechische Mutter und tschechische Verwandte, die kein Deutsch sprechen. So lerne ich auch heute noch Englisch und Tschechisch. Ende jeden Jahres besuche ich meine tschechische Verwandtschaft und tausche in Tschechisch aus. So hält man sich geistig fit und vertreibt das Gespenst der Depression. Wenn man nicht aufpasst kann die Depression immer wieder kommen.Aber man kann etwas tun, damit sie nicht wieder kommt.

Gruß
win10
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Ihr Lieben!

Ich danke euch so sehr für eure Antworten.
Ich bin im Moment nicht gut aufgestellt, deswegen auch jetzt nicht sortiert, vielleicht nur kurz, und sicher nicht dem was ihr geschrieben habt gerecht werden.
Ich hab den Freitag geschafft, ich hab viel geweint, abe rmal im Bus nicht. Ich saß vor ein paar Wochen in diesem Grünen Pendlerbusse, der arme Kerl neben mir stieg förmlich in sein iPad und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Da kam eine Hand von hinten tippte mich an und gab mir einen Zettel: drauf stand: it makes me very das to See you that sad. Can I help you.?“ neben dem sich peinlich berührt zu fühlen und schuldig, war das unglaublich arührende an diesem Moment, dsss jemand nicht so getan hat, als wäre da nichts und nicht wegsehen hat.
Ich bemühe mich die Tage zu nehmen, die Schuldgefühle wegzudrängen, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, immer ein Lichtlein brennen zu haben; die neuen Medikamente haben heftige Nebenwirkungen, aber ich setzte drauf..
Ich bin ja noch gar nicht soooo lange im Berufsleben , jetzt sind es nach Studium, round about 13 Jahre ... 13 Jahre in denen nie etwas sicher wahr, Konstanze Kritik, aber auch schöne Seiten... aber dann kam das Boarding und das ging auf und ab... so viele mit festen Jobs haben gesagt warum machst du das mit, lass dir das nicht gefallen; aber mit zwei Kindern und dem Gefühl immer etwas schuldig zu sein und dankbar sein zu müssen, blieb es so... bis vor einem halben Jahr alles eskalierte... ich bin da durch wie eine Kriegerin, immer angespannt , immer auf hab acht, mir ging es schon lange schlecht, aber ich wollte nicht zurückweichen, so hab ich mich auch nie krank schreiben lassen und bis zum stellenwechsel der nur befristet wiederum ist, es durchgestanden... danach ... in diesem neuen Umfeld, ist das alles weg, aber die Wunde ist da. Sie heilt nicht, ich mach ein riesiges Pflaster drauf und schau nicht drauf weil ich denke ... das kann ich jetzt nicht auch noch angehen... und nun bin ich auf der neuen stelle mit riesenanfordringen und tollen Chancen und alle sind nett, und was mach ich, ich vergehe in der Angst zu versagen. So sehr dass sie mich von manchen Sachen lähmt, hemmt , was mich wiederum beschämt und und und
Ich komme heim und sehe meine zauberhaften Mädels und werden Ihnen nicht gerecht und ich schäme mich noch mehr ... und ich suche den einen Anker, das woran ich mich festhalten kann, um aus der Spirale rauszukommen ...
Entschuldigt die Tippfehler und kommafehler, schreibe mit dem Handy . Bisserl unpraktisch.
Ich danke euch ... so sehr! Einfach mal sein zu Sören
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Ich meinte einfach mal sein zu dürfen...
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El,

Ich mache mir Sorgen um dich.
Du klingst so tief verzweifelt.
Ich kenne das alles so gut - dieses verzweifelte durchhalten wollen.
Diese permanenten Schuldgefühle - alles ud jedem gegenüber
am schmerzhaftesten waren die Schuldgefühle meinen KIndern gegenüber. Unerträglich. Ich war überzeugt, ihnen zu schaden. Sie taten mir unendlich leid, mich als Mutter zu haben. Ich habe mich gehasst für meine Unfähigkeit - für meine Ichbezogenheit - für mein Freudlosigkeit und mein fehlendes Interesse an Ihnen.

Liebe EL - diese Gedanken stimmen nicht.
DEine Seele ist krank.
Du brauchst Hilfe.
Du hast keine SChuld
Es gibt keinen Grund sich zu schämen

Du bist eine sehr liebevolle Mutter - überleg mal - einer "Rabenmutter" wären ihre Kinder "egal". sie würde niemals Schuldbefühle entwickeln. Aber dir tun deine KInder leid, dass du gerade nicht die Kraft hast, deinen KIndern die "perfekte" MUtter zu sein.

Selbst jetzt - obwohl es Dir selbst so schlecht geht - denkst an andere.

Meine Güte El

DU brauchst Hilfe.

Wer kann Dir helfen?
Gibt es jemanden?
Weiß überhaupt irgendjemand wie es Dir geht?

Du brauchst jemand, der dir Halt gibt

Du bist krank

Du schaffst das nicht alleine - keiner schafft das

Kannst du mit deinem Ex-Mann reden?
MIt deinen Eltern?
Geschwister?
Ein Freund/eine Freundin?

Bitte - wenn deine SChuldgefühle übermächtig werden sollten - gehe stationär

oder hole Hilfe
oben rechts ist die Notfallnummer

Pass auf dich auf
Glaube mir - Dir wird es wieder besser gehen
Ganz sicher

Camille
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe Camille, lieb alle,

entschuldigt, dass ich mich nicht genmeldet habe, und dass obwohl Ihr Euch so lieb kümmert und so lieb schriebt. Die letzten Tage waren einfach unfassbar anstrengend. Ich habe 13-15 h am Tag gearbeitet, und trotzdem nicht abgearbeitet, sondern nur verhindert, dass der Haufen noch wächst.

Ich versuche die Verzweiflung zum Schweigen zu bringen. Und streckenweise ist es auch gelungen.

Mein ex Mann weiß um meine Depression, und ist auch eine super Unterstüttzung in Sachen Orga und Kindern und Leben im Allgemeinen, und obwohl er ein sehr sehr lieber Mensch ist, hat er keinen Zugang dazu. Aber das ist ja kein Fehler, sondern es ist eben halt so.

Meine beste Freundin versteht es sehr gut, und ist eine geduldige Zuhörerin.

Ansonsten noch meine Beziehung (ich bin die Affaire): aber der ist ein Macher, ein Umsetzer, einer, der sagt, dann mach es so und so... der Gefühle nehmen kann und einsperren, Dinge herausnehmen aus einer Schublande, wann es passt und wenn es nicht passt, sie wegsperren. Eine Fähigkeit, die mir ja völlig abgeht. Bei mir ist immer alles präsent, immer alles da. Es gibt kein Hinterneinander, es gibt immer nur ein Nebeneinander. Ich sehe immer alle Probleme, alle Herausforderungen, ich fühle alle Dinge zurselben Zeit. (Mentale Bilder habe ich probiert, funktioniert nur bedingt, jetzt mache ich abends wieder autogenes Training und Muskelenstpannung, das hilft wirklich ein wenig). Aber auch da: ich fühle mich dann beschämt, als Versagerin, wenn ich ihm versuche das zu schildern, ich fühle mich dann beschädigt, natprlich auch weil ich als die Unabhängige, als die starke Frau dastehen möchte. Wenn man nur die "zweite Wahl" ist, will man sonst so strong wie möglich erscheinen.

Meine Mutter und mein Bruder wissen nichts. Meine Mutter findet solche Erkrankungen abstrus und wir haben in unserer Familie sowas nicht... Unsere Telefongespräche beginnen so: Mama: Ich dachte Du meldest Dich/Lebst Du auch noch? Ich: ähh.... ja, Mama: Ach Mensch, ja die Arbeit, das Pendeln... Dein armer Mann, deine armen Kinder; Ich: bitte ? Mama: hahaha... ist doch nur ein Scherz... (haben wir gelacht)
Ein Gespräch, dass ich automatisch übrigens jetzt halten kann...

Therapieplatz ist noch nicht in Sicht, aber das Tianeurax scheint mir zu helfen. das erste Mal bei einem AD, dass ich denke.. ah, da dreht sich was .

Ich will jetzt die nächsten Wochen schaffen, und dann Anfang März hoffe ich auf etwas Zeit für mich!

Ich darf die Angst vor dem Versagen nicht übermächtig werden lassen...

Ich danke Euch!
El
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe El,

vielleicht, könnte es sein, dass du auch zuviel bewältigen musst. Das kannst aber nur du beurteilen.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung in jungen Jahren, wegen der Arbeit so viel unterwegs sein zu müssen (Pendeln), und gleichzeitig noch Belastungen zu haben und nicht fit zu sein.
Der Grund bei mir war damals nach der Wiedervereinigung Ost-West, dass mein Beruf nicht mehr gebraucht wurde und es vor Ort fast keine Arbeitsplätze gab, und ich wegen eines dummen Fehlers überschuldet war.

Kinder habe ich keine, auch aus diesem Grund.
Ich kann mir vorstellen, dass du etwas Abstand von deinem Mutterideal nehmen solltest. Bei solch einer Arbeitsbelastung und Zeitbelastung kann das niemand erfüllen. Mir kommt es so vor, als ob es für alle schwer ist, die mit dir und deinen Kindern zu tun haben, aber du es dir selbst am allerschwersten machst.

Schön wäre, wenn du den März etwas für dich nutzen könntest, um zur Besinnung zu kommen.
Einiges von deinen Symptomen scheint auch aus aktueller Überlastung zu kommen.
Du arbeitest viel, hast Pendelzeiten, und noch diese Unsicherheit bezüglich des Arbeitsplatzes und deines Auskommens, und die Sorge um deine Gesundheit und dein Durchhalten. Wahrscheinlich noch Sorgen um das Wohlergehen deiner Kinder und aller, die dich entlasten.
Vielleicht hilft es ja, das anzusprechen.

Vielleicht kannst du eine Auszeit anvisieren für dich und deine Kinder, eine Kurzurlaub beispielsweise oder eine Mutter-Kind-Kur, oder einen Aufenthalt in einer Psychosomatik, wo die Kinder mit können.

LG Gertrud
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Bittchen »

Liebe El,

alle Antworten ,die du schon bekommen hast ,kann ich nur bestätigen.
Mir ist an deinen Berichten aber noch was aufgefallen,was noch nicht angesprochen wurde ,oder es ist mir entgangen.
Entschuldige meine Offenheit,aber eine Liebe die nur heimlich gelebt wird,kann evtl. nicht zu deinem Charakter passen.
Die nicht offene Beziehung,die du lebst,scheint dir von außen betrachtet nicht gut zu tun(zweite Wahl).
Du weißt und fühlst das auch und schiebst das vor dir her,so mein Eindruck.
Du wirst evtl.schmerzhafte Entscheidung treffen müssen,das kann dich sehr belasten.
Da helfen Medikamente nicht,sondern nur klare Verhältnisse können nach meiner Meinung Ruhe in dein Seelenleben bringen.
Dazu kommt noch die berufliche Überforderung und was dich sonst noch so belastet.
Zum Beispiel zu meinen, deinen Kindern nicht angemessen gerecht werden zu können.
Das Problem haben Frauen oft,die berufstätig sind.
Das ging mir früher nicht anders.
Aber du machst bestimmt auch sehr viel richtig .
Wenn die Kinder in der Zeit in der du da bist,deine ganze Liebe bekommen,dann nehmen sie auch keinen Schaden.
Der Vater der Kinder ist ja auch für sie da,dass bekommen sehr viele getrennte Paare nicht so gut hin.
Ich wünsche dir alles Gute.
Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Liebe El
wir werden unseren Kindern nur gerecht,wenn wir uns gerecht werden.
Ich lese von tiefen Wunden und deiner unerschütterlichen Anstrengung allen und allem gerecht zu werden.
Mein Sohn hat mir meine Erkrankung übel genommen,nimmt immer noch übel.
Meine Tochter ist genau anders,sie nimmt mich so wie ich bin,immer liebevoll,immer hoffnungsvoll.

Im Rückblick ist mir bewußt geworden,dass es nicht möglich ist Kindern eine Rolle "vorzuspielen",sie spüren es und reagieren darauf.
Meine Kinder haben ihren Weg gemacht,Studium und Anstellung im Hochschulbereich.
Das beruhigt im Nachhinein mein Gewissen,aber nie hätte ich es anders machen können,als ich es gemacht habe,Klinikaufenthalte von vielen Monaten,immer wieder Rückfälle,Hoffnungslosigkeit bis in suizidale Krisen.
Wir mußten da zusammen durch und wir haben das auch geschafft,irgendwie immer, immer hatte ich mein Äußerstes gegeben,das machen Mütter,auch mit dem letztem Herzblut
.
Der hohe Anspruch deines Berufes,halte fest,was du erreicht und gesichert hast,das ist ein hohes Gut.
Aber schau auf deine Wunden und sei froh,wenn Tränen noch möglich sind.
Nimm dich ernst und schaffe dir Auszeiten.
Eine Beziehung unter diesen Umständen sollte dir das geben,was dir wichtig ist,zumindest das.

Deine Mutter tut dir nicht gut,mach es dir bewußt und halte ihre Worte und Ansichten auf Abstand zu deinem Herzen.
Das wirklich wahre Herzblut liegt bei deinen Kindern,das ist deine Zukunft.
Hoffnungszeichen möchte ich dir heimlich zustecken,wie auch dieser wunderbare Zettel,dass du immer spürst,da sind so viele,die deine Last und deine Wunden sehen und dich bewundern,dass du nicht aufgibst und dich wertschätzt.
Die Depression spielt ein übles Spiel mit unserer Selbstwahrnehmung,sie zwingt in die Knie,unerbittlich,wenn man ihr nicht zuhört,sie verscheuchen will.
Eine wirklich gute Beschreibung ist,sie als schwarze Dame zu sehen,die an unsere Tür klopt und wir sollten sie hereinbitten,um zu erfahren,was sie uns zu sagen hat,dann geht sie,ganz sicher.
Die Erschöpfung kann bleiben,lange noch.
Aber das ist nur ein Zeichen dafür,dass man vorher durch die Wüste gegangen ist.
anna54
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo El
Als bei mir die Dunkelheit zu stark wurde, hatte ich das Glück, von meiner Betreuerin mehr oder weniger gezwungen zu werden, einer Einweisung in eine psychiatrische Klinik zu zu stimmen.
Ich hätte nichts besseres machen können. In der Klinik habe ich, in drei Monaten, nicht nur gelernt, mit meinen depressiven Gedanken besser um zu gehen, sondern auch einige davon ganz ab zu stellen.(Lebensmüdigkeit, Hoffnungslosigkeit, Suizid Gedanken, usw.)
Seit der Entlassung geht es mir sehr gut, nur kurz vor Weihnachten hatte ich eine Woche lang eine Krise. Den Grund dafür kenne ich, kann es aber nicht alleine bewältigen. Ende Februar beginnt meine ambulante Psychotherapie, vielleicht kann sie mir dabei helfen.
Ich würde jedem empfehlen, den Weg zu gehen, den mein Psychiater mir empfohlen hat, Klinik, Tagesklinik(evtl), ambulant. Er schwört auf diese Reihenfolge, und bei mir hatte er recht damit. Das ist allerdings nicht bei jedem so, denn Depressionen wirken sich bekanntlich bei jedem Patienten anders aus.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El

Zuerst habe ich mich gefreut, dass du dich wieder gemeldet hast - aber dann wurde beim Lesen mein Herz immer schwerer.

Du kämpfst und mühst dich ab. Ich glaube Dir, dass du alles Dir mögliche tust, die Verzweiflung zum Schweigen zu bringen - diese Gefühle nicht zuzulassen. Ich versuche das auch bis heute - Sie kommt trotzdem immer wieder.

Deswegen - Ich weiß nicht, was ich Dir schreiben soll. Außer, dass ich dich sehr gut verstehe. Und nachempfinden kann.

@Anna Danke für deinen Beitrag - "Für meine Kinder" habe ich immer versucht, die "Depression" zu verscheuchen und du hast leider Recht - sie hat auch mich in die Knie gezwungen. Ich kann meine Kinder davor nicht bewahren -sie müssen mit mir zusammen durch -und das ist mit das Schmerzhafteste das diese Störung verursacht. Weil ich nie andere belasten wollte oder mit reinreißen wollte. Als wir uns für Kinder entschieden haben, dachte ich wäre stärker, emotional stabiler. Ich dachte, ich müsse mich einfach zusammenreißen und mich mehr anstrengen, dann könne ich auch ein "normaler" Mensch werden - ich habe mein Äußerstes gegeben und versuche es immer noch. Mir selbst gerecht werden? Es fällt mir so schwer - weil ich mich immer noch kaum selbst spüre, nichts fühle. Nur der Wunsch nach Ruhe. Das versuche ich mir in gewissem Maß zuzugestehen. Genauso wie meine "Behandlung." Es fällt mir enorm schwer - sofort kommt das "schlechte Gewissen..."
wir werden unseren Kindern nur gerecht,wenn wir uns gerecht werden.
Wir mußten da zusammen durch und wir haben das auch geschafft,irgendwie immer, immer hatte ich mein Äußerstes gegeben,das machen Mütter,auch mit dem letztem Herzblut
Die Depression spielt ein übles Spiel mit unserer Selbstwahrnehmung,sie zwingt in die Knie,unerbittlich,wenn man ihr nicht zuhört,sie verscheuchen will.
Liebe El,

Tut mir leid, ich möchte deinen Thread nicht entfremden.
Du hast liebevolle Antworten erhalten
Ich kann Dir leider nicht hilfreich antworten. Ich stecke selbst zu tief drin.


Sei ganz lieb gegrüßt
Camille
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El,

Ich wollte Dir noch sagen. dass ich sehr gerne von Dir lese. Wenn es Dir gut tun sollte, dann schreibe bitte weiter. Du kannst sehr schön in Worte fassen, was ich selbst gleich oder ähnlich wahrnehme und wofür mir oft die Worte fehlen - das ist für mich sehr hilfreich.


Pass auf dich auf

Herliche Grüße

Camille
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