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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 21. Mai 2015, 13:39
von Pia again
Zitat von ellwood

"Was dringt überhaupt gerade zum Partner durch.?
"


Absolut!!!!!!
Eine hilflose Frage der Angehörigen, für die es keine Patentrezept-Antwort gibt, denke ich!

@ Mirabella: ich kann Deine Sichtweise absolut verstehen -auch ohne Korrekturen ;) -

Und zur Thematik der Akzeptanz von gewünschtem Rückzug:

ist das nicht eine Selbverständlichkeit in einer erwachsenen Beziehung?

VG
Pia

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 21. Mai 2015, 13:40
von mirabella
@balsamico,
Wo ist das "nicht" hingekommen? Habe es doch nur kopiert :-).
-korrigiert-

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 21. Mai 2015, 14:18
von balsamico
Hallo Mirabella,

lieben Dank fürs Einfügen – hat sich wohl einfach ungefragt vom Acker gemacht :)

Ich glaube übrigens, solange Ihr miteinander sprechen könnt, ist noch gar nichts verloren. Für mich selbst war das mit Abstand die größte Herausforderung - das Schweigen auszuhalten. Selbst wenn im Gespräch erst einmal Unerfreuliches zutage kommt - das ist allemal konstruktiver als keine Worte zu haben. Da erlebe ich zur Zeit überraschend Positives.

Will aber nicht vom Thema abrücken...

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 21. Mai 2015, 15:22
von Pia again
Hallo Balsamico,

das interessiert mich natürlich brennend:

war das tatsächlich für Dich eine Herausforderung????

Schweigen auszuhalten?

Da muss ich passen (jedenfalls als grundsätzliches "Beziehungsmuster") ........

Ich möchte in Beziehung treten und nicht aushalten;
Chance geben zu gestalten: ja, zu lernen: ja, verändern, ja; aber nicht "aushalten".

Ich möchte selber auch nicht ausgehalten werden.

Aushalten ist für mich passiv; jedenfalls kein in Beziehung treten oder lernen in Beziehung zu treten;
damit habe ich wirklich dauerhaft ein Problem bekanntermaßen........

VG
Pia

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 21. Mai 2015, 15:57
von balsamico
Hallo Pia,

aushalten ist hier rückblickend gemeint – da ich weder aus der Beziehung gegangen bin noch etwas gegen das Schweigen tun konnte bzw. meine Unternehmungen der Vergangenheit gescheitert sind, bleibt als logische Folge, dass ich es ausgehalten habe. Sonst wäre ich wie gesagt weg oder geplatzt oder was auch immer.

Du kannst noch so sehr in Beziehung treten wollen – wenn der Partner das nicht tut (warum auch immer) und Du keine Konsequenzen daraus ziehst, hältst auch Du aus. Es ist im Grunde die gleiche Passivität, wie der Partner sie an den Tag legt. Sich täglich aufs Neue aufzuregen hat noch nichts mit aktiver Beziehungsarbeit zu tun.

Meine Konsequenz war eben die räumliche Trennung und die Hinwendung zu mir selbst und Beides hat – mit Höhen und Tiefen – unterm Strich (auch) dafür gesorgt, dass wir jetzt besser als irgendwann zuvor miteinander reden können. Insofern für mich ein Fortschritt. Und eben die glasklare Erkenntnis, dass sich diese Dinge nicht erzwingen lassen.

Der Therapeut, den ich für mich selbst vor einigen Jahren aufgesucht habe, hat etwas Wichtiges zu mir gesagt. Auf meine Frage hin, wie ich denn ohne Kommunikation je erfahren könnte, wie mein Partner sich Beziehung vorstellt, sagte er: „Warum wollen Sie das unbedingt wissen, er lebt es Ihnen doch jeden Tag vor!“ Ich war geschockt, muss aber heute einsehen, er hatte Recht. Und irgendwann ist auch die Frage, ob es um eine Krankheit geht oder nicht, unerheblich.

Dieses viel beschworene „bei sich bleiben“ ist seit einiger Zeit komplett bei mir angekommen – nicht nur kognitiv, sondern gefühlt. Ich spüre einen großen Unterschied, seit diese Kongruenz gegeben ist. Vieles zuvor waren verkopfte Lippenbekenntnisse.

VG, balsamico

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 08:03
von Pia again
Hallo Balsamico,

danke für Deine Erläuterung.

"Verkopfte Lippenbekenntnisse"

da muss ich erstmal in mich gehen, ob wir dasselbe darunter verstehen.

Vermutlich schon.

Bei sich bleiben.

Wenn ich es richtig verstehe bedeutet dies für Dich:
wenn etwas nicht so läuft, wie man es selber möchte = Trennung, mindestens räumlich.

Kein Weg der Kompromisse, kein "arbeiten" an der Beziehung: fände ich massiv unrealistisch und entspricht meiner persönlichen Vorstellung absolut nicht.

Eine räumliche (also nicht in einem Haus mit 2 Wohnungen) Trennung, quasi Fernbeziehung ist für mich persönlich keine Beziehung; da wäre für mich die strikte Trennung der Schritt.

Für mich persönlich fehlt da ganz massiv wesentliche Inhalte einer "echten" Beziehung, wichtig ist aber, dass die entsprechenden Personen damit klar kommen.
Und wenn halt beide ohne tägliche Nähe einer Beziehung besser auskommen: warum nicht.

Ich nicht.

Die tägliche Aufregung, wie Du es formulierst, sehe ich abgemildert: beim Wort nehmen und nachfragen, wo die Taten bleiben.

Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es bei Euch so war, wir haben rege ausgetauscht, wie der jeweilige Partner Beziehung definiert, welche Wertevorstellungen vorliegen usw. und mein Mann hat dies a k t i v von sich aus getan und nicht mir nachgeplappert.

In der Tat, jegliche Umsetzung blieb aus.

Ich persönlich erwarte da eben von einem Erwachsenen, dass Taten folgen oder eben die formulierte Erkenntnis "da hab ich mich wohl übernommen oder klappt nicht, wie ich mir das vorstelle oder doch nicht meins".

Natürlich kann man diese Passivität auch gegen sich persönlich gerichtet sehen.

Ich lege halt nicht gerne aus.
Finde ich schwierig. Und Therapeuten mit Glaskugeln sind mir suspekt.

Wie gesagt: vielleicht ist es wirklich nur eine Formulierungsfrage, aber : ein "Aushalten" war bei mir nie gegeben; der Wunsch nach gemeinsamen Leben allerdings schon; sonst wäre ich diese "Beziehung" nie eingegangen.

Wollte ich ohne den Mann leben, hätte ich das getan.

Für mich ist es nach wie vor absolut nicht unerheblich, ob es um eine Erkrankung geht oder nicht. Definitiv nicht!

Beispiel:

Autistische Kinder, sog. Igelkinder:
was wird da heute für diese Kinder, Eltern und vor allem die Umgebung - Schule, Spielpartner, Sportvereine - alles getan, um die unterschiedliche Denkstruktur von Autisten und Nicht-Autisten zu vermitteln.

Da käme auch niemand auf die Idee (zumindest nicht die Eltern / Angehörigen) maleben zu argumentieren: es ist egal, was es ist, das Kind funktioniert nicht.

Nein, da wird geholfen im Umgang miteinander;
vermittelt.

Andere Wahrnehmung erfordert anderen Umgang.

Hier hat eine Mitleserin mal mich sehr beeindruckend geschrieben:

man muss den Umgang miteinander als Ehepaar für sich finden (leider ohne therapeutische Unterstützung) .

Das sehe ich im Grundsatz absolut genau so.

Leider, hat sich mein Mann in der Erkrankung verloren oder im nicht geäußerten Nicht-Wollen.

Rückblickend glaube ich das aber nicht (das ausschließliche Nicht-Wollen).

Leider muss ich Dir Recht geben, dass ein in Beziehung treten nur von einer Person leider völlig unmöglich ist.

Das finde ich sehr traurig.
Nach wie vor.

VG; schöne Pfingsten
Pia

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 08:27
von Pia again
Liebe Salvatore

(an der Stelle vermisse ich diese wunderbare Facebook-Möglichkeit, den Namen der angeschriebenen Person so unterlegen zu können, dass sie einen Hinweis bekommt und weiss: hey, bei den 2.000.000 Threads der Angehörigen werde ich angesprochen ;) ich hoffe, Du bekommst es trotzdem mit- PN schreib ich nicht -)

Du weisst, wie sehr ich Deine Beiträge, insbesondere im Angehörigenteil schätze.

Daher meine Bitte und Frage an Dich zu folgender
- für mich - Thematik.

In schlechten Phasen ist die Entscheidungsfindung massiv eingeschränkt.

Du schreibst zu Recht verwundert, warum die Angehörigen dann ein klares Ja oder Nein einfordern.

Absolut d´accord!
Völliger Schwachsinn.

Aber........ bist Du in der Lage z.B. Deinem gegenüber äußern zu können: jetzt nicht, geht nicht oder was auch immer als Hinweis?

Wenn ja, konntest Du das schon immer?
Kann man das erlernen als Betroffener?

Ich habe meinen Mann immer gebeten, mangels Glaskugel, mir entsprechende Hinweise zu geben, wenn er nicht in der Lage ist, sich Gedanken zu machen.

Das hat er in 5 Jahren nicht erlernen können.

Habe ich da (soweit Du das beurteilen kannst) zuviel verlangt?

Natürlich ist ein Nicht-Antworten übergriffig ausgelegt ein "geht scheinbar wohl nicht".

Ich persönlich empfinde dieses Dauerauslegen (in unserem höchstpersönlichen Fall) aber als sehr anstrengend, weil ich nie wusste

a) hat er mich nicht gehört,
b) kann er nicht antworten,
c) will er nicht antworten.

Mir hat dieses Dauerauslegen auf Dauer sehr viel Kraft genommen und es wäre für mich eine wahnsinnige Erleichtung gewesen, ein kurzes "jetzt nicht", ein sonstiges - vereinbartes - Zeichen oder was auch immer.

Wie siehst Du das?

Tausend Dank :hello: !!!!!!!


Schöne Pfingsten!
LG

Pia

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 09:20
von balsamico
Hallo Pia,

vermutlich meinen wir Beide das Gleiche – halte Dich nicht zu sehr mit dem Wort „Aushalten“ bzw. Deiner Interpretation davon auf. Oder übersetze es treffender mit „einer Belastung standhalten“.

Ich wundere mich ein wenig über Deine Mutmaßungen – Du weißt doch besser als die meisten Leser hier, was ich alles unternommen habe, welche Kompromisse ich eingegangen und welche Bemühungen in Sachen „Beziehungsarbeit“ ich hinter mir habe. Mit diesem (Detail-)Wissen über mich schreibst Du:

„ Wenn ich es richtig verstehe bedeutet dies für Dich:
wenn etwas nicht so läuft, wie man es selber möchte = Trennung, mindestens räumlich“.


Was soll das, Pia?

Im Übrigen machst Du doch exakt das Gleiche, nur drastischer mit kompletter Trennung, weil Du von Deiner Vorstellung, dass Beziehung unter einem Dach zu laufen hat, nicht abrücken möchtest. Völlig legitim (!), aber schreibe doch bitte nicht im gleichen Atemzug von mangelnder Kompromissbereitschaft bei anderen.

„Die tägliche Aufregung, wie Du es formulierst, sehe ich abgemildert: beim Wort nehmen und nachfragen, wo die Taten bleiben.“

Ja und das mit dem immer gleichen Ergebnis über Jahre – im NLP gibt es eine Art Grundregel, die da heißt: Wenn eine Sache nicht funktioniert, dann probiere eine andere.

Das ist, was mir persönlich besser liegt. Und mit der räumlichen Trennung wäre dann eben die letzte Möglichkeit ausgeschöpft. Wenn auch das nicht funktioniert, fällt mir auch nix mehr ein.

VG, balsamico

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 09:43
von Pia again
Liebe Balsamico,

wir sind weder befreundet, sonst noch was;
leider ist mir auch nicht wirklich bekannt, was Du alles unternommen hast.

Sorry!
Nimm es bitte nicht persönlich, das sollte es nicht sein; solltest Du mir dies tatsächlich mal mitgeteilt haben; ich habe real - ist kaum vorstellbar, ist aber so - tatsächlich noch ein Leben und beschäftige mich ausschließlich hier mit der Depressionsthematik.

Ja, genau.
Trennung.

Da für meinen Mann Verkauf des Hauses, Neukauf eines Hauses mit Einliegerwohnung nicht in Frage kam und für mich definitiv nicht eine Wochenend-Ehe war die ausschließliche Möglichkeit: Trennung.

Nichts davon ist drastisch;
ich bin bei mir.

VG
Pia


was ist denn NLP?

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 10:15
von balsamico
Hallo Pia,

der Austausch beruhte auf Gegenseitigkeit und war recht real – jetzt hoffe ich nur, ich habe nicht aus Versehen mit Deinem Mann geschrieben (wenn er Deinen PC gehackt hat… nicht, dass er mir unter Deinem Namen geschrieben hat?? Also ernsthaft jetzt!!).

Aber lass‘ es uns an dieser Stelle mal so stehen. Bringt hier Keinen weiter und zerbröselt nur Salvatores Thema.

Zum NLP ist hier eine kleine Einführung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Neuro-Ling ... grammieren

VG, balsamico

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 10:23
von mirabella
Hallo,
Wenn man an einer Beziehung festhalten möchte, geht man Kompromisse ein, auch mit einer "vorerst" räumlichen Trennung.

Das waren die Worte meines Mannes: erstmal zu mir finden, für mich gesund werden, es ist schließlich mein Leben und dann schauen was passiert!

Anfangs war ich davon nicht so begeistert, für mich war es ein weglaufen vor sich und vor seinen eigenen Problemen. Meiner Meinung nach sollte man sich seinen Problemen stellen und nach Lösungen suchen.
Das war aber durch die Depression wohl nicht möglich, also habe ich es akzeptiert und bemerkt das auch ich mich wohler fühlte. Das letzte Jahr, seine Anschuldigungen und Veränderungen seiner Selbst, haben mir schwer zugesetzt.
Er meinte auch das viele Paare wo der Partner an Depressionen leiden sich nur an den WE sehen würden und es klappt.

Nein, das ist auch nicht meine Vorstellung von einer Beziehung.
Allerdings sollte man auch Kompromisse eingehen und abwarten was passiert und dem Erkrankten Zeit geben zu sich selbst zu finden.

Balsamico hat für sich einen Weg gefunden, damit klar zu kommen und gut damit zu Leben.
Wie mein Weg weiter geht weiß ich nicht.
Eines weiß ich wohl, es wird nie mehr so sein wie es war, sollten wir wieder zusammen finden muss sich einiges ändern, von meiner Seite, allerdings auch von seiner.
Und um dahin zu kommen, um sich wieder schätzen und lieben zu lernen, mehr auf dem Partner einzugehen, dafür finde ich erstmal eine Trennung auf Zeit gar nicht mal so schlecht. Wenn beide noch eine Chance sehen.

Will der Patner eine Trennung weil er so festgefahren ist in seinen depressiven Wahnvorstellungen, die Beziehung war schlecht und geht, sorry dann soll es so sein und es würde für mich keinen Weg zurück mehr geben. Und ich glaube darüber ist mein Mann sich, trotz Krankheit, bewust.

LG

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 11:33
von balsamico
mirabella hat geschrieben: Meiner Meinung nach sollte man sich seinen Problemen stellen und nach Lösungen suchen.
Das war aber durch die Depression wohl nicht möglich, also habe ich es akzeptiert und bemerkt das auch ich mich wohler fühlte.
Hallo MIrabella,

sehe ich genauso. Dazu braucht es halt leider die Bereitschaft auf beiden Seiten. Und interessanterweise zeichnet sich jetzt – also nach der räumlichen Trennung – eine Bewegung in diese Richtung ab.

Ich hatte es früher schon häufiger geschrieben – Nähe definiert sich m.E. mitnichten über eine geografische Komponente.

Es können sich zwei Menschen gemeinsam in einem Raum aufhalten, die weiter weg voneinander nicht sein könnten.

Jetzt in der räumlichen Trennung spüre ich mehr Nähe als zuvor unter einem Dach. Der Kontakt ist intensiver und von deutlich mehr gegenseitiger (Be)achtung geprägt.
Die sog. „Qualitätszeit“ der Beziehung hat sich vervielfacht und das empfinde ich als sehr positiv.

Wie gesagt, das alles heißt noch lange nicht, dass es auf Dauer funktionieren wird. Einen Versuch ist es mir auf jeden Fall wert.


Und das wünsche ich Euch auch!


Viele Grüße
balsamico

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 11:55
von ellwood
Hi @ all ,

ich finde den Thread sehr wertvoll . Und so möchte ich bitten das Wir dieses " wertvolle " Thema nicht mit Nebenkriegsschauplätzen vollmachen .

Es wäre schön zu Wissen was die Betroffenen selbst in manchen Situationen " fühlen " bzw. durchleben .

Mich würden so Dinge interessieren wie es ist wenn was " nicht ankommt " ( so nennt es meine Freundin manchmal ) ist es dann als wäre es nie gesagt oder einfach nur weit hinten und es kommt dann irgend wann mal an ?

Was hat Euch irgendwie aus einem akuten Tief geholt , und ist es überhaupt für Angehörige zu merken wie Tief jemand gerade drinnen steckt ?

Es wurde hier schon geschrieben das wir , die Angehöreigen weder Therapheut noch Pfleger sind . Das will ich auch nicht sein ! Aber ich würde gerne verstehen was so Sachen wie ich fühle mich gerade selbst nicht bedeuten .

Es wäre schön wenn Wir alle hier den Austausch dahingehend gestalten könnten.

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 12:18
von mirabella
Hallo Ellwod,
Ich finde wie Du diesen Thread sehr interessant und hilfreich.
Ich bin auch nur Angehörige und erlebe die Krankheit meines Mannes jetzt schon ca 2 Jahre. Seit fast 1 Jahr ist er in einer akuten Phase, die ich ansteigend empfinde.
Mir hat er das so erklärt das er tot, leer ist. Nichts schönes empfinden kann. Sich nicht liebt und für sich nichts empfindet und auch nicht für Andere, sprich für mich.

Ich hoffe wie du das andere Erkrankte es vielleicht besser erklären können, obwohl wir uns nicht reinfühlen können.

Mein Mann war vor meiner Zeit mit einer Depressiven zusammen.
Er sagte, jetzt erst kann ich das verstehen wo ich mich selbst so fühle, jetzt weiss ich was sie meinte und wie sie empfunden hat. Ich glaube ich müsste mich bei ihr entschuldigen!


LG

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 13:03
von Lerana
Hallo in die Runde,

seit der Thread eröffnet wurde, schleiche ich um ihn herum.
Es gibt so viele Gedanken dazu in meinem Kopf und ich versuche in dem Wirrwarr mal ein paar wenige herauszunehmen.

Mit Sicherheit ist die Ebene Beziehungskonflikt und Krankheit schwer auseinander zu halten. Das ist sie aber nicht nur in der Depression so, auch in der Trauer oder nach einem schlimmen Unfall. Wie viele Paar überstehen einfach auf Grund ihrer Beziehungsstruktur eine wie auch immer geartete Krise nicht. Das ist bei Depressionen nicht anders.

Darüberhinaus macht es Sinn, sich das eigene Beziehuhgsgeflecht ohnehin mal anzuschauen. Ich habe meinen Partner gewählt auf der Höhe meines Helfersyndroms (was überigens keine altruistische Charaktereigenschaft ist, sondern ein im höchsten Maße den anderen für das eigene Selbstwertgefühl instrumentalisieren). Und wäre ich nicht genau deshalb selber depressiv geworden, wäre unsere Beziehung wahrscheinlich schon dreimal gescheitert.

Da war keine Beziehung auf Augenhöhe. Ne, ne ich war die Heilige und mein Mann der Psycho! Wie stellt man Augenhöhe her mit jemandem, der offensichtlich psychische Probleme hat, diese aber ignoriert, nicht bearbeiten, nicht anerkennen, was auch immer will?

Zunächst einmal mit der Erkenntnis vielleicht, dass jeder das Recht hat, genauso zu leben, wie ER es möchte, auch krank, auch süchtig, auch wütend, auch leidend auch....... Ich habe keinerlei Recht zu bestimmen, wie mein Gegenüber leben soll.

Ist das ein Freifahrtschein?? Keineswegs!
Konkretes Beispiel: Mein Mann war erbost, dass ich Freunde zu meinem Geburtstag eingeladen hatt, ohne das vorher genau mit ihm zu besprechen. Schließlich wüsste ich, dass er das psycho fänd.
Meine Antwort: Oh, wenn du das nicht gut aushalten kannst, wenn ich meinen Geburtstag feier, dann bin ich nicht böse, wenn du nicht da bist. Du kannst z.B. zu deinem besten Freund flüchten.
Ich meinte das vollkommen ernst!!! Er war sauer: So stelle er sich Beziehung nicht vor, dann könnten wir ja gleich aufhören zusammenzusein, wenn wir solche Sachen nicht gemeinsam entscheiden könnten.
Ich sagte: Schatz, du bist ein misantrophischer Pessimist ;-) und ich liebe dich als solchen. Ich bin ein depressiver Optimist mit hippiesker Menschenliebe. Ich will dich nicht ändern, aber mich auch nicht. Was wir an Gmeinsasmkeiten in unserer Beziehung haben reicht mir, auch wenn wir meinen Geburtstag nicht zusammen feiern. Ich möchte dich nicht ändern und ich möchte nicht, dass du mich änderst. Du musst für dich überlegen, ob die die Gemeinsamkeiten in unserer Beziehung reichen. Ich habe mich entschieden. Und ich möchte gerne meinen Geburtstag feiern!

Wird irgendwie deutlich, was ich meine? Ist es vielleicht, das bei sich bleiben???
Ich habe nebenbei nämlich auch keine Lust mehr ununterbrochene Beziehungsdiskussionen zu führen. Ich will den Ist-Zusand genießen und der reicht mir und ich bin mittlerweile an dem Punkt an dem ich denke, nicht jedes Problem meines Mannes ist ein systemisches.

Ich denke viel darüber nach, ob es Sinn macht, auseinander zu dividieren, was ist krank, was Charakter. Ich bin mir in meiner Antwort nicht sicher. Sicher bin ich mir, dass es etwas zu tun hat mit Zeit! Wenn sich etwas über lange Zeit manifestiert, dann bin ich irgendwann schlicht nicht mehr gewillt, das als, Naja, er kann halt nicht anders, abzutun.

Kann sein, dass er nicht anders kann. Ist wie gesagt sein gutes Recht, auch es nicht ändern zu wollen. Ist aber mein gutes Recht, das total doof, unerträglich und nervig zufinden. Das ist Augenhöhe! Es gibt kein richtig und falsch. Jede Wahrnehmnung ist richtig. Und dann kann man in Verhandlungen treten oder wenn sich mein Gegenüber entzieht, eben mit den Konsequenzen leben.

Ich weiß, was nicht gut geht. Das Beziehungskonto in ein unermessliches Minus laufen zu lassen, krank oder nicht. Denn dann steht der andere in meiner Schuld und das ist das Gegenteil von Augenhöhe.

Salvatore hat kluge Fragen gestellt: Was ist mit einem Leben jenseits eurer Partnerschaft? Hobbys? Interessen? Freunde?

Nicht falsch verstehen. Mein Mann und ich arbeiten an unserer Beziehung und wir haben es dabei nicht immer leicht und auch ich weiß manchmal nicht, ob ich gewillt bin, das ewige im Elend verharren (meien Wahrnehmung), für ewig auszuhalten. Aber ich habe das Gefühl, mein Mann hat begriffen, dass ich eben nicht mit ihm im Elend leben möchte, dass ich zur Not vollkommen selbstständig zu meinen Bedürfnissen stehe. Ist das ironsich, dass ich das als selber Betroffene schreibe? :?
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle meiner Therapeutin danken.

Und weil ich zu meinen Bedürfnissen und Grenzen stehe, gehe ich jetzt duschen und ignoriere noch ein bisschen meinen Haushalt! ;-)

Ganz herzliche Grüße an euch alle!!!
Lerana

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 18:06
von Salvatore
Hallo Pia,

war etwas verunsichert von deinem ersten Posting, das so beim Lesen für mich ein bisschen aggro klang... Auf wen hattest du dich da bezogen, u.a. auch auf das was ich geschrieben habe? Könntest du dann vielleicht einige Stellen konkret benennen (vielleicht zitieren), damit ich das ggf. genauer erläutern oder relativieren kann?
Denn falls du dich auf mich beziehst, bin ich überrascht, dass meine Kommentare auf diese Art interpretiert werden können.

Ich habe ja nun (leider) auch sehr viel verallgemeinert, auch wenn ich mir Mühe gegeben habe zu betonen, dass selbstverständlich jede Depression und jede Beziehung absolut individuell ist und nichts was ich schreibe Allgemeingültigkeit hat. Auch hatte ich versucht klarzustellen, dass ich selbst keine Patentlösung habe, eure speziellen Situationen nicht kenne und mir nicht anmaße, die ultimativen Tipps zu haben. Ich erhebe keinen Anspruch auf Richtigkeit, ich schildere lediglich meine Eindrücke und wie ich - eben aus meiner persönlichen, ebenfalls ganz individuellen Sicht, der Sicht einer Betroffenen - diverse Postings in den letzten Tagen und Wochen hier wahrgenommen habe und was meine Gedanken dazu sind. (Vielleicht war ich darin aber auch nicht deutlich genug oder es ist untergegangen?)

Jedenfalls, von meiner Seite aus war niemals die Rede davon, dass irgendjemand seinen Partner für immer verlassen soll und schon gleich gar nicht "mal eben". Wenn ich von Trennung gesprochen habe, dann entweder, weil ein offen geäußerter Wunsch des einen Partners im Raum steht oder im Rahmen einer vorübergehenden (!) räumlichen (!) Trennung - was aber auch nicht leichtfertig gemacht werden sollte, sondern nur als eines der letzten Mittel, wenn nichts anderes funktioniert hat.
Ich hätte niemals eine zweite Wohnung für meinen Mann und mich gewollt, aber ich habe die Anwesenheit meines Mannes auch nie abgelehnt, im Gegenteil - habe mich glücklich geschätzt, dass er sehr viel zu Hause war (erst durch Arbeitslosigkeit, woran natürlich sonst nichts toll war, dann durch Jobs, die er von zu Hause erledigen konnte, dann durch eine versuchte Selbstständigkeit).
Jetzt haben wir aber zwei getrennte Wohnungen, weil er in einer anderen Stadt studiert, die zu weit entfernt liegt zum Zwischenfahren. Und was soll ich sagen, auch ich schaffe - so wie es hier schon unzählige Male von anderen beschrieben wurde - komischerweise viel mehr, wenn er nicht da ist. Warum das so ist, kann ich nicht zweifelsfrei sagen.

Eine räumliche Trennung ist auch keine Patentlösung und ganz sicher nicht für jeden das Richtige; ich kann die Ängste gut verstehen, dass es womöglich der erste Schritt hin zur endgültigen Trennung ist.
Aber manchmal stehen uns auch bestimmte Vorstellungen im Weg. Simples und banales Beispiel, das natürlich nicht mit einem Auszug verglichen werden kann: Mein Vater schnarcht enorm. Getrennte Schlafzimmer waren für meine Mutter aber nie ein Thema, weil sie dachte, so leben Ehepaare nun mal nicht. Da schläft man in einem Bett und wenn man sich liebt, dann nimmt man den Partner eben so in Kauf, wie er ist. Und sie wollte ja auch so gern mit ihm in einem Bett schlafen. Irgendwann haben sie sich zusätzlich eine Schlafcouch angeschafft, weil sie es einfach nicht mehr ausgehalten hat, so dass sie in ganz schlimmen Nächten flüchten kann. Und heute HABEN sie zwei getrennte Schlafzimmer. Ihrer Ehe hat das gutgetan, weil jetzt beide durchschlafen können - er auch, denn er wird jetzt nicht mehr dauernd angestupst.

Ich schließe mich Balsamico an: lieber eine schöne Stunde mit dem Partner als zehn schreckliche.
Kompromiss bedeutet für mich, dass zwei Menschen die Hälfte von dem bekommen, was sie möchten und mit der anderen Hälfte gut leben können. Pia, wenn dein Mann nun partout keine getrennte Wohnung im selben Haus haben möchte und du nicht als Paar in getrennten Häusern leben möchtest, fällt mir leider auch keine Alternative mehr ein - außer eben der gänzlichen Trennung. In manchen Wünschen kommt man leider nicht zusammen, da finden sich kein lebbaren Kompromisse.


NICHTS in der Depression ist "einfach" oder "leicht", weder für den Betroffenen noch für seine Angehörigen. Ich möchte auch noch einmal klarstellen, dass es in der Depression weder ein Richtig noch ein Falsch gibt und dass ich den Begriff der Schuld in diesem Zusammenhang nicht gut finde. Mir geht es nicht darum, dem einzelnen zu sagen, was er bitteschön zu tun und zu lassen hat. Was für mich gut ist, muss ja noch längst nicht für alle gut sein.

Mir ging es darum festzuhalten, und Balsamico hat dieses wunderbare Zitat von Albert Einstein gebracht: "Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten."


Therapeuten äußern sich absichtlich nur ungern konkret zu Diagnosen, weil solche eben auch nur ein Etikett sind, das den Inhalt aber nicht gut beschreibt. Diagnosen sind nur ein Mittel zu Zweck, wurden nicht für den Patienten oder den Behandler eingeführt, sondern für die Krankenkassen - damit diese in standardisierter Form wissen, wofür sie bezahlen. Das ist aber genauso wenig aussagefähig wie die Schulnote im Zeugnis. Was bedeutet eine Vier in Deutsch? Dass derjenige seine Sprache nicht beherrscht, nicht richtig Lesen und Schreiben kann? Nein. In Wirklichkeit beherrscht er vielleicht Grammatik und Zeichensetzung perfekt, hat einen überdurchschnittlichen Wortschatz - aber vielleicht tut er sich ein bisschen schwer mit Goethes Faust.
Liest man sich durch, was eine Depression ausmacht, kann man schon mal verwirrt zurückbleiben. Da steht dann z.B. dass sie dadurch gekennzeichnet ist, dass der Betroffene zuviel schläft - oder auch zu wenig. Dass er keinen Appetit hat - oder auch einen gesteigerten Appetit, dass er zunimmt oder abnimmt. Dass er viel weint oder gar nicht mehr in der Lage ist zu weinen.


Du fragst, warum kein Fachmann deinem Mann hilft, sein Leben besser zu gestalten. Aber nun wissen wir ja gar nicht, was diese Fachleute so ganz genau tun oder raten, denn wir sind ja nicht dabei. Wie also diese Frage beantworten? Hat der Therapeut wirklich gar nicht erst versucht, Hilfestellung zu leisten? Oder hat er es versucht und seine Vorschläge wurden nicht umgesetzt?
Wenn der Therapeut deinem Mann geraten hat, seine Kindheit aufzuarbeiten - tja, versucht er es denn eigentlich überhaupt? Oder verharrt er in seinem "ich kann nicht, ich hab Blockade"? (Wahrscheinlich letzteres? Aber das ist ja dann nicht dem Therapeuten anzulasten, sowas kann man ja nicht erzwingen.)

Therapie funktioniert nur, wenn man spricht. Was soll der Therapeut, der Arzt denn genau unternehmen, wenn dein Mann sich nicht mitteilt? Ein schlichtes "ich kann nicht" ist mir zu leicht dahingesagt, benutze ich auch sehr oft. Ich sage z.B. "ich kann nicht früh morgens aufstehen, ich schaffe es einfach nicht" - aber wenn ich um neun Uhr einen wichtigen Termin habe, kriege ich es doch irgendwie hin, mich aus dem Bett zu quälen. Nanu? Ich "konnte" z.B. 2010 nicht in die Küche gehen, um mir etwas zu trinken holen. Aber wenn der Dust groß genug war, bin ich doch aufgestanden und, was soll ich sagen, es ging wunderbar.
Irgendwann bin ich dazu übergegangen, eindeutiger zu formulieren: "Ich kann nicht wollen."
(Ich möchte sicherheitshalber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich bewusst in "Ich-Botschaften" spreche; alles ist lediglich meine Warte, die sich nicht mit anderen decken muss und das persönliche Erleben von euch und euren Angehörigen wird von Fall zu Fall mit großer Wahrscheinlichkeit differieren!)

Kann man wirklich über JAHRE hinweg durchgängig kommunikationsunfähig bleiben, ohne auch nur die winzigste Pause? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Eine gewisse Zeit lang ganz sicher. Aber SO lange?
Nun ist Kommunikation ein Thema, das mich speziell schon immer interessiert hat. Es gab eine Zeit, da konnte ich in vier Sprachen kommunizieren (nicht in allen toll, aber für den Urlaub hat es mindestens gereicht). Ich sammle Worte wie andere Leute Briefmarken. Ich habe die drei Bücher "Miteinander reden" verschlungen und mich mit Körpersprache auseinandergesetzt. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir da ein bisschen das Verständnis fehlt.

Ich konnte mit meinem Mann immer sprechen. Nicht immer über alles, manches ließ sich einfach nicht in Worte fassen. Und 2010/11, als ich mich auf dem Höhepunkt meiner Tiefphase befand, konnte ich einer Unterhaltung nur schwer folgen, weil mein Kurzzeitgedächtnis jedes Gespräch binnen Sekunden wieder gelöscht hat. Ich hatte Wortfindungsstörungen, was mich zu einem stotternden Etwas gemacht hat: "Hast du schon dieses... äh, Dings..., na sag schnell, das... du weißt schon... Dieses Dings, hast du das... äh... gedingst?"
Da habe ich schon mal lieber geschwiegen, um mich möglichst nicht völlig zum Deppen zu machen. Wenn ich jedoch was gefragt wurde, habe ich immer nach meinen Möglichkeiten versucht zu antworten. (Und wenn es nur war: "Weiß ich nicht, muss ich erst drüber nachdenken." -> Was ich dann aber auch gemacht habe. Also, ja, ich konnte durchaus phne Probleme sagen: jetzt nicht.)

Ich kann auch wirklich nicht sehr gut über Gefühle sprechen (anscheinend unterscheide ich mich da von anderen Frauen ;) ), aber ich bin besser geworden. Ich mache es immer noch nicht gerne, überhaupt nicht - da spielt ein sehr großes Maß an Angst mit rein und natürlich Scham. Gerade erst diese Woche habe ich mich einfach nicht überwinden können, Klartext mit meiner Ärztin zu reden. Es "GING einfach nicht"; die Wahrheit dahinter ist: ich WOLLTE nicht, ich hätte mir lieber die Zunge abgebissen, ich hatte eine Scheißangst und habe mich maßlos geschämt, mein innerer Kritiker hatte mir vorher permanent die Ohren vollgeheult und mich in einer Tour abgewertet und ich habe ihm letztlich geglaubt.

Ich bin mir sicher, dass man Kommunikation lernen kann - daran zweifle ich kein bisschen. Aber man muss es halt üben und sich permanent überwinden und in Kauf nehmen, dass man mitunter scheitert. Mein Ex-Therapeut hat immer gesagt: "Man kann nicht NICHT kommunzieren." Wenn man sich entscheidet, nicht zu kommunizieren, steckt darin auch eine Botschaft.
Mein Mann musste es auch lernen. Er hat auch lange Zeit geglaubt, wenn er sich über etwas an oder von mir geärgert hat, müsste ich es doch wissen, wenigstens ahnen. Habe ich aber nicht. Dann hat mir sein Verhalten gezeigt, dass etwas nicht stimmt, aber natürlich habe ich total im Dunklen getappt. Irgendwann, nach mehrfachem Nachbohren, ist er dann mit der Sprache herausgerückt und am Ende habe ich meistens gefragt: und warum sagst du es nicht einfach?
Jetzt tut er es. Nicht immer, manchmal fällt auch er zurück in alte Verhaltensmuster. Manchmal tut er des Guten zuviel. Dann bin ich beleidigt. Aber so ist das nunmal zwischen zwei Menschen - Kommunikation geht unweigerlich schief. Aber man kann sich bemühen und aus seinen Fehlern lernen, das ist ein lebenslanger Prozess.

Was dringt zum Partner durch? Bei mir war es so, vom Kopf her eigentlich alles. Ich habe die Menschen in meinem Umfeld durchaus gehört, aber ich konnte es nicht - besonders emotional nicht - verarbeiten. Nur in den ganz schlimmen Zeiten, die auch irgendwann mal vorbei waren, übrigens. Ich habe dann immer gesagt, ich bin ein Zombie. Ich konnte eine Blume ansehen und wusste, die ist hübsch. Ich wusste auch, zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich mich über den Anblick gefreut. Aber empfunden habe ich es nicht. Vor anderen habe ich es vorgetäuscht und habe absichtlich positiv besetzte Begriffe verwendet (von denen ich wusste, dass ich sie im Normalfall wahrscheinlich auch benutzt hätte). Vor meinem Mann wollte ich aber wiederum ehrlich sein und deshalb habe ich ihm das nicht vorgespielt. Ich war eine leere Hülle ohne Inhalt.


Was nun das schwierige Thema "Druck" angeht - das ist so eine Sache. Ich sehe es so, ohne Druck funktioniert keiner von uns, wenn wir mal ganz ehrlich zu uns selbst sind. Wie viele hätten schon in der Schule immer den Stoff hübsch auswendig gelernt, wenn nicht hin und wieder eine Arbeit angestanden hätte? Wie viele hätten die Vokabeln gepaukt, wenn der Lehrer sie nie abgefragt hätte? Wie viele würden jeden Tag acht Stunden zur Arbeit gehen, wenn einem der Chef das Gehalt auch einfach so überweisen würde? Würden wir auch die unangenehmen, ungeliebten, aber leider notwendigen Dinge des Alltags auch weiterhin erledigen, wenn da nicht eine gewisse Form des Drucks dahinterstünde?
Wir alle brauchen ein gewisses Maß an Druck, denn sonst würden wir versacken. Aber jeder braucht unterschiedlich viel und hier fangen die Probleme an. Wie viel Druck ist gut und ab wann wird es zu viel? Das ist schon schwer, für sich selbst herauszufinden - unmöglich, es für eine andere Person festzustellen, der wir ja nicht in den Kopf gucken können. Da MUSS Kommunikation stattfinden.
Es muss erlebbar bleiben, dass unser Handeln Konsequenzen hat - auch für den Depressien. Es hat seine Gründe, dass man es uns schon als Kind so beibringt.

Jetzt kann ich nimmer ;) Aber ist ja auch ein Roman...

Lerana *wink*, tolles Posting! Komme ich auch noch mal drauf zurück.


LG, Salvatore

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 20:02
von dorma
frage an pia:
du schreibst:

Funktioniert eine Beziehung nicht, trennt man sich.

Ja, super.
Einfach gesagt, aber eben nicht immer leicht gemacht.
Da steht oft viel, viel mehr hinter, als die lapidare Erklärung: trennt Euch mal eben.

Mir z.B. ist dies juristisch nur möglich, wenn ich einen Betreuer für meinen Mann bestellen lasse.

Das würdet ihr Betroffenen mal eben so locker leicht machen?
Das glaube ich nicht.

in einem anderen posting schreibst du, dass du dich getrennt hast, weil es für dich keine alternative gab.

was ist nun mit dem betreuer? hast du es jetzt mal eben so locker leicht gemacht?

ich will hier nicht provozieren, aber diese aussagen von einem auf den anderen tag zu lesen machen mich stutzig. oder habe ich bei deinen ausführlichen postings irgendwas nicht richtig gelesen.

schöne pfingsten
dorma

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 22:37
von Pia again
Hallo Dorma,

Ist gar nicht kompliziert:

Getrennt ja,
juristisch noch nicht.

Was macht Dich daran stutzig.

Es ist doch voellig normal, dass bei einer juristischen Trennung von gemeinsamem Haus, Hof,
Versorgungsausgleich jede Partei wissen muss, was sie tut und das meine ich weder herablassend, noch sonst was.

Hallo Salvatore,

Meinerseits war an Dich lediglich mein Posting gerichtet von heute, vielen Dank für Deine Erläuterung dazu.
Ich hatte mich von Deinem ersten Posting jetzt persönlich nicht so angesprochen - inhaltlich z.B. zur Thematik "ich Liebe Dich pp - "gefühlt und deshalb darauf auch nichts geschrieben.


Hallo Lerana,

Ich kann für meine Person nur sagen: sehr zeitaufwendiges Hobby, Freunde vorhanden , das ist für mich nicht das Thema, es erfüllt mich, habe ich vor, während und nach meinem Mann gelebt, aber das Beziehungskonto, das ist doch völlig unabhängig davon.

VG

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 22:44
von Joerg Peter
Ist eben alles manchmal nicht so einfach. Für alle Parteien.

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 22. Mai 2015, 23:37
von dorma
hallo pia,

doch kompliziert? du schriebst von einem betreuer, den du für deinen mann bestellen musst, wenn ihr euch trennt. das ist doch wohl etwas anderes als bei anderen juristischen trennungen. wer nuss schon für eine juristische trennung einen betreuer für seinen ex-partner zu bestellen?

aber du musst mir nicht rede und antwort stehen. ich wollte nur mal deinen sinneswandel bemerken. in deinen postinges vom 21. und 22. postings kommt es für mich halt so rüber.

dorma

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 23. Mai 2015, 00:02
von mirabella
Der Thread war so interessant, jetzt fängt die Streiterei wieder an :-(

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 23. Mai 2015, 00:11
von dorma
liebe mirabella,
aber manches ist schon unglaubwürdig oder? ich denke da nur an den schnippischen post an balsamico.

da gehts aber ab. vor einem jahr war es noch ganz anders. da gebe ich balsamico recht.

mir ging es auch manchmal zu sehr ins eingemachte. aber ich muss es ja nicht lesen. kritik war da schon längst mal angebracht.

gute nacht
dorma

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 23. Mai 2015, 10:25
von mirabella
Guten Morgen ihr Lieben,

Da bin ich ganz Deiner Meinung, Selea. Ich finde es auch schade das Salvatores Thread für irgendwelche Kleinkriege oder Unstimmigkeiten was mal irgendwann geschrieben worden ist benutzt wird.
Ich und bestimmt auch viele Leser finden die Meinungen Betroffener, das Verhältnis zwischen Betroffene und Angehörige, total interessant und auch wichtig. Ich persönlich beziehe einiges in meine Gedanken mit ein und ich denke nur so kann ich meinen Partner besser verstehen und somit auch helfen.

Zurück zum Thema:

Wenn man Beziehungen psychologisch auseinander nehmen würde, ohje, was dabei rauskommen würde.
Mal ganz ehrlich, welche Beziehung ist schon 100 Prozentig in Ordnung? Dafür sind Menschen viel zu verschieden.
Und ich denke in einer depressiven Phase, wo Gefühle gänzlich ausgeschaltet sind, denkt man über seine Beziehung noch gründlicher nach und hinterfragt vieles.
Wenn man mit sich selbst nicht glücklich ist, wie soll man mit einem Partner glücklich sein?

Ich erinnere mich daran was mein Mann mir alles in seiner akuten Phase an den Kopf geworfen hat, Dinge die ich mal vor Jahren gesagt habe, wo er sich verletzt fühlte, eher banale Dinge. Ich fragte mich immer, aus welchem Hinterstübchen kramt er es nun wieder raus.
In jeder Beziehung gibt es Situationen wo man sich verletzt fühlt, auch er hat mich in all den Jahren verletzt, nur ich habe es vergessen und die schönen Dinge haben in meinem Gehirn mehr Platz eingenommen als die schlechten.
Ich habe immer das Gefühl das momentan nur negative Erinerungen in seinem Kopf Platz haben, die positiven sind irgendwie verschwunden.
Klar das der Erkrankte seine Beziehung in Frage stellt.

LG

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 23. Mai 2015, 13:49
von sabse33
Hallo ihr lieben Betroffenen und Angehörigen, Mitleser etc...,

ich finde es sehr schade, dass hier ständig Kleinkriege geführt werden müssen, wenn ihr euch "anzicken" wollt, macht das via PN....

Merkt ihr gar net, dass etliche keine Lust mehr haben oder sich erst gar net mehr trauen, sich hier öffentlich zu äußern??
Das ist verdammt schade und ja eigentlich auch net der SInn des Forums.

ich erfreue mich immer über Ansichten von beiden Seiten, aber ich mag nicht, dieses ständige angreifen, raus kramen von alten Posts usw. , wie gesagt regelt das PN, wenn ihr Bedarf habt, sonst schreiben auf Dauer nur noch eine Handvoll Leute und das wäre sehr schade.

Euch allen angenehme Pfingsttage und hoffentlich Sonnenschein!!

LG
Sabse

PS. Da ist nun die Allgemeinheit mit gemeint und nicht jemand bestimmtes :!:

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Verfasst: 23. Mai 2015, 16:46
von Salvatore
So, und nachdem wir nun festgestellt haben, dass es in diesem Unterforum vor geisteskranken Trollen nur so wimmelt... Könnten wir dann bitte zum Thema zurückkommen? Hm? (Und das Thema #wirhassenpia zumindest an dieser Stelle sein lassen?)

Dickesfettes DANKE

PS: Mich regen hin und wieder auch einzelne User auf. Hammertrick: Beiträge nicht mehr lesen.

Sonnige Grüße, Salvatore