Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Salvatore
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Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Salvatore »

Hallo liebe Angehörige,

ich schreibe euch als Betroffene (weiblich) und sehr, sehr oft kann ich eure Männer nicht verstehen, ihr Verhalten nicht nachvollziehen. Wenn es mir schlecht geht, kann ich mich z.B. auch viel schlechter mitteilen und brauche dafür länger als in guten Phasen, aber ich habe niemals komplett meine Sprache verloren. Habe mich immer um Behandlungsplätze (selbstständig) bemüht, immer nach Lösungen gesucht. Und ich verstehe vollkommen eure Wut, wenn eure Männer bspw. nicht in der Lage sind, euch eine WhatsApp-Nachricht zu schicken, während er aber mit perfekter Fassade zu einer Gartenparty geht und da fröhlich seine Späßchen macht. Habe ich keinerlei Verständnis für, aber that's just me, die Depression äußert sich ja bei jedem anders.

Trotzdem fallen mir auch bei euch einige Dinge auf, die zwar sehr menschlich sind und die ich auch in keinster Weise verurteile (!!!) - die aber, wenn man es mal ganz banal formuliert, quasi Irrsinn sind. Ich hoffe, dass ihr mir meine deutlichen Worte nicht übel nehmt, aber da wäre z.B.:

Er sagt euch, er kann keine Gefühle empfinden - aber ihr wollt unbedingt ein "Ich liebe dich" von ihm (oder irgendeine andere Liebesbekundung).

Er ist unfähig, auch nur kleinste Entscheidungen zu treffen - aber ihr wollt ein eindeutiges "Ja" oder "Nein" zu eurer Beziehung.

Er hat keine Energie, um sich zu duschen - aber ihr fragt euch, warum er nichts mit euch unternehmen möchte.

Er sagt, er möchte die Beziehung beenden, ihr sollt aus der Wohnung ausziehen - aber ihr geht nicht, denn vielleicht meint er es ja gar nicht so.

Ihr wollt ihm keinen Druck machen, aber wenn er euch eine Nachricht schickt, interpretiert ihr in jeden einzelnen Buchstaben etwas hinein. Gibt es einen Smiley oder nicht? Warum hat er dieses Wort genommen und nicht ein anderes, warum er hat er es soundso formuliert? Um welche Uhrzeit kam die Nachricht? Wie lange hat die Antwort auf meine letzte Nachricht gedauert? Hat er das mit seinem Therapeuten besprochen? Die wievielte ist es in dieser Woche/diesem Monat?
Bei einer Begegnung wird jeder Satz, jeder Blick, jede Geste, die Kleidung, ob er geduscht ist oder nicht, bis ins allerkleinste Detail wahrgenommen und auseinandergepflückt, gedreht und gewendet.
(Und er weiß das! Stellt euch mal vor, euch würde jemand so beobachten... Und deshalb ist es manchmal (!) für manche (!) einfacher, mit Fremden umzugehen - die tun das nämlich nicht.)


Bitte verzeiht, dass ich hier die verschiedensten Erlebnisse zusammenwürfele - natürlich trifft das nicht alles auf jede von euch zu, das ist mir auch bewusst. Manches habe ich überspitzt formuliert, um zu betonen was ich meine.
Aber vielleicht fühlt sich auch die eine oder andere von dem einen oder anderen angesprochen und kann was damit anfangen.
Es soll lediglich eine Anregung sein, wie gesagt gänzlich ohne Wertung - es sind einfach Dinge, die mir beim Mitlesen in den letzten Wochen aufgefallen sind. Ich kann gut nachvollziehen, warum einzelne Reaktionen genau so ausfallen (müssen), wie sie ausfallen. Aber vielleicht kennt ihr ja den Spruch: "Das Gegenteil von GUT ist GUT GEMEINT".

Von Herzen alles Gute für euch,
Salvatore
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ellwood
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von ellwood »

Hey Salvatore,

Danke. Ich hatte für mich das Glück das meine Freundin mir gegenüber sehr offen ist. Deine Worte hätten mir am Anfang sehr geholfen . Nur weiß ich leider nicht ob ich es kapiert hätte, es ist ja stellenweise so das "Wir" gerade wenn die Beziehung frisch ist ganz normale Verhaltensmuster an den Tag legen und stellenweise die Erkrankung unserer Partner übersehen ( war bei mir so ) ich habe die letzten 5 Monate sehr viel gelernt ich kann auch so Dinge wie die viel beschriebene Antriebslosigkeit verstehen. Nur halt leider nicht vom ersten Tag an.

Für einen "gesunden" sind das halt echt ganz neue Erfahrungen. Ich weiß!mittlerweile das meine Freundin mich liebt und bin froh das ich es auf die harte Tour lernen musste, sonst hätte ich es wahrscheinlich gar nicht verstanden.
Das Feedback von Betroffenen tut uns hier allen glaube ich sehr gut, weil es einfach sehr schwer zu verstehen ist was in einem depressiven Kopf los ist.

Danke noch mal.
Sunshine90
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Sunshine90 »

Liebe Salvatore,

vielen Dank für deinen Beitrag, du hast sicherlich mit vielem Recht und wenn man selbst drinsteckt, fällt es einem manchmal vielleicht nicht so auf. Man ist quasi betriebsblind :D

Aber gerade was du sagst, ist, zumindest bei mir, ja eben nicht so. Er sagt nicht er fühlt nichts, ich wäre einen Schritt weiter, wüsste ich das. Das ist ja meine permanente Frage, ob ich da zu viel interpretiere...
Meiner Meinung nach trifft er auch Entscheidungen und er duscht. Woher weiß ich, wie es ihm gerade geht und ob ich zuviel der Depression zuschustere oder ob das nun tatsächlich wirklich so ist und ich wohl damit leben muss?

Genau aus der Unsicherheit heraus fange ich an zu interpretieren und zu suchen um vielleicht irgendwas rauszufinden, kein Zeichen zu übersehen auch wenn ich ja schon oft erwähnt habe, dass er wahrscheinlich einfach gerade keine Antworten gibt, aber was wenn doch und ich nur meine Augen verschließe? Das möchte ich nicht...

Er wird sicherlich einiges mitbekommen, aber vieles auch nicht scheinbar, das merkt man oft an seinen Reaktionen, wenn ich etwas dazu sage oder es mal darauf kommt, wie es mir damit geht. Man mag es nämlich in vermeindlich "guten Zeiten" nicht ansprechen um keinen "Rückfall" zu provozieren, sondern genießt lieber die Zeit. In schlechten Zeiten fällt das ja eh aus. Führt mich wieder zu der Frage, woran ich das merke, was wann wie ist.

Hast du eine Möglichkeit für mich wie ich möglichst einfühlsam fragen kann, wie es ihm geht? Was er für Symptome hat? Ich habe schonmal überlegt mit ihm gemeinsam eine Liste für typische Symptome durchzugehen, aber ich weiß nicht, ob das so gut ankommt. Ich will ihn und unser Zusammensein nicht darauf reduzieren...Es würde mir so sehr helfen und er ist mir wichtig, deswegen interessiert es mich natürlich auch (sogar ganz unabhängig von meinem persönlichen Interesse an seiner Gefühlslage). Ich hab immer gehofft, die Therapie bringt uns da vielleicht Klarheit, also ihm über seine Symptome und habe gehofft er spricht dann vielleicht mit mir darüber, aber die lässt ja leider weiterhin auf sich warten...

Für Ideen wäre ich sehr dankbar, wie ich das vorsichtig ansprechen kann (auch nur mal! nicht dauerhaft Einfach um sich mal ein Bild machen zu können?), da er vielleicht mit mir darüber sprechen würde, aber da oft einen kleinen Stupser oder ein paar Vorlagen braucht...

Danke für deinen Beitrag, er öffnet einem wieder ein bisschen die Augen.

Liebe Grüße
Sunshine
"Life isn't about waiting for the storm to pass...
it's about learning to dance in the rain."
-Vivian Greene-
balsamico
Beiträge: 153
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von balsamico »

Salvatore, ich danke Dir sehr für Deinen Beitrag!

Ich hatte dieser Tage 2 x angesetzt, um einen inhaltlich nahezu gleichen Beitrag zu verfassen – da ich zur Zeit jedoch selbst etwas dünnhäutig bin und nicht wusste, ob ich Zeit und Nerven habe, um auf die möglichen Reaktionen einzugehen, habe ich es gelassen. Ist wirklich verrückt, dass Du es teilweise wortwörtlich so ausdrückst, wie es auch mir in den Sinn kam.

Ich bin ja nun auch Angehörige und kann nach einigen Jahren wirklich nur dazu raten, den Blick etwas mehr auf sich selbst zu lenken und eben nicht ständig jede Geste, jede Handlung, jeden möglicherweise gedachten Gedanken und am Ende noch den möglichen Gedanken des Therapeuten, der möglicherweise alles ganz anders meinte, als es der Betroffene möglicherweise verstanden hat… zu sezieren und mikroskopisch auseinanderzunehmen.

Mir hat wirklich geholfen, nach mir zu schauen – auch meinen Anteil an der ganzen Geschichte (es geht hier nicht um Schuld – auf keiner Seite!!) zu beleuchten und den Dingen mal Luft zu geben. Sicherlich hat mir auch die eigene therapeutische Unterstützung geholfen – wer an seine Grenzen kommt, dem sei es wärmstens empfohlen!

Ich kann sagen, dass sich unterm Strich sowohl meine Situation als auch die meines Partners deutlich entspannt hat, seit ich – beginnend mit der von mir vorgeschlagenen räumlichen Trennung – einfach mal die Dinge hab‘ laufen lassen und mich mehr um mich selbst gekümmert habe.

Ob wir als Paar davon profitieren können oder nicht, bleibt ungewiss. Letztlich hat alles, was in diesen Jahren passiert ist, auch zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen und daher möchte ich es nicht missen – weder die gemeinsame Zeit mit meinem Partner noch die evtl. künftige ohne ihn.

In diesem Sinne nochmals lieben Dank an Dich und allen anderen einen schönen Rest vom Abend
balsamico
Selea

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Selea »

:hello: liebe Salvatore als Threaderöffnerin
und Hallo an Angehörige. :)

Ich bin jetzt lange hier herumgeschlichen und habe überlegt, ob es konstruktiv ist was ich zu sagen habe zum Thema Depressionen und Angehörige.

Ich versuchs mal.
Und bitte____es ist keinesfalls herablassend gemeint von mir o.ä.
Bzw. vom hohen Ross runter.

Zu meiner Person, ich bin 61, bin eine Betroffene , habe rezidivierende Depressionen, meistens leichter und mittelschwer.
Hab Etliches an Therapie hinter mir.
Habe eine psychotische Mutter, die jetzt im Pflegeheim ist, siehe mein Thread im Forum "Umgang mit der Krankheit".

Und ich bin eine Frau der Lebensabschittspartner.
Seit etlichen Jahren alleinstehend.


Vieles, was ihr an Verhalten über eure Partner schreibt, hat meines Erachtens wenig mit der Erkrankung Depression zu tun.

Die Erkrankung Depression ist eine Erkrankung der Losigkeiten. Mensch ist mutlos, schlaflos, energielos, hat kein Selbstvertrauen mehr, braucht wirklich Zeit für sich, alles ist zuviel, etc. etc.
Und der innere Rückzug von der Welt ist dann ein Symptom der Erkrankung Depression.

Aber Depressionen sind nicht die Ursache dafür, einen Liebespartner schlecht zu behandeln.


Mit einer Grippe ist ein Liebespartner doch auch nicht völlig top, und kann ganz gewiss nicht Beziehungs_Grundsatz_Fragen gut diskutieren.
Oder mit einer anderen akuten Körpererkrankung.
Es ist ein schlechter Zeitpunkt, Liebeserklärungen einfordern zu wollen, oder den Stand der Beziehung abfragen zu wollen, wenn der Partner gerade einen Herzinfarkt hatte oder eine Grippe oder einen Beinbruch , oder eine OP. Oder eben eine Depression.


Manchmal, wenn ich bei euch im Angehörigenforum so lese, meine ich , dass es sich um allgemeine Beziehungsschwierigkeiten handelt, die durch die Depression eben verstärkt sind.
Also, um Beziehungen, die von Anfang an schwierig waren, die werden durch eine Erkrankung ja nicht leichter......oder es handelt sich um hochambivalente Beziehungen, on-off-Beziehungen,
das sind sie aber auch mit der Erkrankung. Nur noch deutlicher.

Depressive behandeln nicht ihre Partner schlecht, nur weil sie grad depressiv sind.
Depressive sind mutloser und unmotivierter, mehr nicht.........

Die Userin Mehrschwein :) hat in einem anderen Thread geschrieben,
wir Angehörige suchen so oft noch Anhaltspunkte, Möglichkeiten
in einer zerrütteten Beziehung , um weiterzumachen.
Liegt vielleicht da des Pudels Kern?
Mit zusammengebissenen Zähnen immer noch weitermachen, und sich einzureden, es sei ja nur die Depression, wenn die weg sei, würde alles harmonisch und toll funktionieren.
Ich halte das für einen Irrweg.

Statt dessen könnte man sich ja die Frage stellen.
Was hält mich eigentlich noch an einer zerrütteten Beziehung.
Warum lass ich so mit mir umspringen, warum lass ich mich so behandeln.


Zu mir selber, ich behandle in depressiven Phasen mein Umfeld nicht schlecht. Mit Umfeld meine ich meine Freunde, Freundinnen, Nachbarn, auch Partner, wenn ich einen hab.
Ich bin dann eher mutloser, energieloser, voller Selbstzweifel und oft sehr sehr erschöpft.
Vielleicht auch gereizter, aber mehr nicht.

Wochenlang mich nicht zu melden, zu sagen, ich lieb dich nicht mehr, ich will dich nicht mehr sehen, hat für mich nichts mit Depressionen zu tun, sondern mit Beziehungsschwierigkeiten, und vielleicht auch damit, einfach in einer falschen Liebesbeziehung festzusitzen.
Oder in einer falschen Freundschaft, oder in einer abgelebten Nachbarschaft.



Ich kann euch nur meine Gedanken mitteilen.
Es gibt keinen Anspruch auf Richtigkeit meiner Gedanken.

Mein Credo ist.
Lieber ganz gut allein , als schlecht zu Zwein.



Selea
Pupi
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Registriert: 12. Apr 2015, 17:20

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Pupi »

Selea hat geschrieben: Statt dessen könnte man sich ja die Frage stellen.
Was hält mich eigentlich noch an einer zerrütteten Beziehung.
Warum lass ich so mit mir umspringen, warum lass ich mich so behandeln.
Weil ich ihn liebe. Ich würd nicht warten, wenn er mich respektlos behandeln würde.

Sicher habt ihr recht, irgendwo loszulassen. Falls er mich liebt, kommt er zurück. Da ist wohl was Wahres dran.
Ich merk das gerade selbst, wo ich mich langsam wieder fange und mich wieder mehr auf MEINEN Alltag konzentrieren kann. Er macht auch allein wieder Schritte auf mich zu.
mirabella
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von mirabella »

Hallo Salvatore,
Auch von mir ein Danke für Deinen Beitrag.

Ich denke die Fragen aller Fragen ist, ist es er oder ist es die Depression?

Wir können uns ja nicht nach der Laune der Depression richten, also müssen wir ersteinmal spekulieren.
Ein Beispiel: Will er wirklich das ich ausziehe oder ist es nur eine Laune seiner Depression?
Ok, ich ziehe aus und dann? 2 Monate später, in einer guten Phase kommt er wieder, das war doch gar nicht so gemeint. Ich ziehe wieder ein ... usw
Also wird hinterfragt.

In meinem Fall ist es so das er mir schon genau sagt was er will. Aber im Grunde weiß er es nicht! Also lässt er mich im Dunkeln stehen und wartet ab was passiert.
Ich habe nur 2 Möglichkeiten.
Ich lass ihn, tanze nach seiner Nase bzw nach der Nase der Depression, weiß aber nicht wie es ausgeht, leide jahrelang und warte ab.
Oder ich ziehe ein Schlussstrich! Weil ich dieses hin und her bzw nicht reden, kein Feedback nicht ertragen möchte.

Ich habe mich für das ersteinmal abwarten entschieden. 9 Jahre wirft man nicht so einfach weg.
Allerdings möchte ich auch wissen/verstehen wie es in seinem Kopf aussieht.
Ob es sich lohnt zu warten und da kommen diese Fragen, ist es er, will er nicht mehr oder ist es die Krankheit?
Deshalb interpretiert man vieles in einem Text oder Gespräch oder sonstwas.
Bei mir gibt es kein zurück, habe ich mich entschieden mein Leben ohne ihn zu Leben weil er mich nicht mehr will, dann ist es so.
Ich weiß nicht wie er sich dann fühlt, sollten seine Gefühle wiederkommen und er sein altes Leben wieder zurückhaben möchte, ich bin nicht mehr da!

Und um sicher zu sein, ob ich die richtige Entscheidung treffe hinterfrage ich persönlich einiges.

LG
Selea

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Selea »

:hello: pupi.

Weil ich ihn liebe
schreibst du.

Liebe ist ein sooo schönes Gefühl, das aufzugeben, oder die Wurzeln dazu zu kappen, das scheint grausam.
Nichts ist schlimmer, als sich einzugestehen, dass eine Liebesbeziehung ganz einfach nicht funktioniert, bzw. auf die eigenen Kosten geht. Damit meine ich mental.


@mirabella.
Wir können uns ja nicht nach der Laune der Depression richten....
schreibst du.

Und da denke ich wieder, Depression ist nicht Launenhaftigkeit. Da stecken andere Charakterzüge des Partners oder andere Beziehungsprobleme dahinter. Wenn sich eure Partner so verhalten, wie sie sich verhalten

Nein, 9 Jahre würde ich auch nicht so einfach wegwerfen.
Hab ich ja auch nicht damals.
Da habe ich damals für mich schon lange überlegt gehabt.


Ich denke, es ist der ganze Mensch, der sich in eine Beziehung einbringt. Nicht nur der Depressive, der Kranke, der körperlich Erkrankte.
Ein Mensch hat Depressionen, vielleicht auch phasenweise, aber er ist nicht die Depression . Sondern sehr sehr viel mehr.

Wenn dein Partner, mirabella, nach 2 Monaten wiederkäme, ätsch, rabätsch, war alles nicht so gemeint, das hat wenig mit Depressionen zu tun, sondern mit einer hochambivalenten Beziehung.

Na,ja, es gibt durchaus Paare, die einen Neuanfang nach Krise gut miteinander hinkriegen, und dann danach lange zusammen bleiben.
Leider ist es statistisch gesehen, eine Minderheit.


@all und ganz allgemein.

Scheint es so zu sein, dass "Depression" so wie ein Mülleimer funktioniert. :?:
In die Diagnose scheint Einiges , was es so an allgemeinen Beziehungsschwierigkeiten gibt, hineingedacht , fantasiert werden kann.
Zwischengelagert werden kann.?

Ist eine seelische Erkrankung ein praktischer Mülleimer auch für die eigenen Unzulänglichkeiten :?:
beim Seelisch Kranken sehen wir ja alle seine/ ihre Schwächen und Nöte sehr überspitzt.
Wer seelische Symptome entwickelt, wird auffällig, da geht ja erst einmal gar nichts.

Und wir selber, als Partner..........haben wirs doch immer gewusst, der Andere tickt nicht richtig.
Wir sind fein raus??????

Nur so meine Gedanken, als Betroffene und eben auch als eine Angehörige.



Selea
dorma
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von dorma »

:hello: salvatore,
du sprichst mir aus der seele. einige abende habe ich hier gesessen und gelesen und gelesen. aber es ist tatsächlich so wie du sagst. alles wird beobachtet und gedeutet. "mache einen punkt, wenn du nichts schreiben kannst" ist mir noch in erinnerung, und er machte einen punkt. ja, was ist das denn? :?: ich bin betroffene, aber so habe ich mich in meiner schlimmsten phase nicht benommen. mir ging es so schlecht, dass ich mich für den besuch beim neurologen nicht mal duschen konnte, so haben mir die knie gezittert. zum waschen habe ich sage und schreibe drei stunden gebraucht, weil ich mich zwischendurch immer wieder ausruhen musste. ich konnte auch nicht selber auto fahren sondern musste mir ein taxi rufen. es war beängstigend. aber wenn mir ein mir nahestehender whats app sendet, sich sorgen um mich macht, konnte ich immer noch eine meldung absetzen.

ich denke auch, dass es sich um beziehungskrisen handelt. evtl. schon neue partner im hintergrund sind. ich habe mich nur nie getraut hier mal eine frage zu stellen oder gar zu schreiben, weil ich nicht ins fettnäpfchen treten wollte. ich bin so froh, dass hier mal darüber gesprochen wird. ich dachte schon, ich wäre nicht sensibel genug. :oops:

ich möchte den angehörigen nicht zu nahe treten, aber etwas mehr zu hinterfragen wäre nicht schlecht. denn wir betroffenen sind eigentlich froh, wenn sich jemand um uns kümmert und sind nicht lieblos zu denen, die sich um uns sorgen. und wieso sind es meistens männer, die sich so benehmen?

gute nacht allen betroffenen und angehörigen
dorma
Jeder von uns ist Kunst, gezeichnet vom Leben. (Casper)
Salvatore
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Salvatore »

Ihr Lieben,

mir sind noch ein paar Sachen eingefallen...

Ihr seid keine Pflegefachkraft und keine Sozialarbeiter. Und euer Partner ist erwachsen, selbst wenn er sich nicht so verhält. Wenn er sich partout nicht behandeln lassen möchte, ist das seine Sache, seine Entscheidung. Die müsst ihr ja nicht mittragen. Ich persönlich finde, man darf dann ruhig auch mal Forderungen an seinen Partner stellen und seinen Standpunkt klarmachen, z.B: "Schatz, du weißt, dass ich dich über alles liebe, aber so wie es jetzt ist, ertrage ich es nicht - entweder du suchst dir jetzt Hilfe (dann stehe ich dir gerne zur Seite) oder ich bin weg." Aber nicht was androhen und dann doch einknicken... Warum den Hintern vom bequemen Sofa hochkriegen - wenn es nichts gibt, um das man kämpfen müsste? Schließlich werdet ihr ja nicht müde ihm zu versichern, dass ihr ihn niemals verlassen werdet.

Auch wenn es herzlos klingt (und sich so anfühlt): manchmal denke ich beim Lesen, dann lasst ihn doch einfach mal auf die Fresse fliegen. Tragt ihm doch nicht alles hinterher. Wenn er es nicht schafft einzukaufen, muss er eben Hunger haben - irgendwann geht er schon los (ihr könnt ja mitgehen!). Wenn nicht - wenn er sich nicht mehr selber versorgen kann - muss er in eine Klinik. Punkt. Es nicht eure Aufgabe, ihm Krankenschwester, Arzt und Therapeut zu sein. Ihr seid Partner und mehr nicht.
Was ich auch bedenklich und befremdlich finde - häufig wirkt (!) es beim Lesen auf mich so, als wäre euer Wohl und Wehe einzig von eurem Partner abhängig. Geht es ihm gerade schlechter oder meldet er sich nicht, gibt es kein anderes Gesprächsthema, keinen Raum für andere Gedanken, keinen Platz mehr für Hobbies, Freunde, Partys, Kino, Tanzengehen, Eisessen, auf der Liege sonnen. Ich fand es immer tröstlich zu wissen, dass mein Mann auch ohne mich ein schönes Leben hat. Er war unheimlich lieb, hat mich motiviert, aufgebaut, unterstützt und gestärkt - aber nicht Vollzeit. Und er hat mir nicht alles abgenommen - um meine Tiere (Kaninchen) musste ich mich z.B. selber kümmern. (Wir haben uns zwar zusammen für die Tiere entschieden, aber es sind ganz klar MEINE, er übernimmt nur im Notfall - und eine chronifizierte Depression ist kein Notfall.)


Sunshine, ich habe ja die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen und ich maße mir nicht an, für jeden eine Lösung zu kennen - und wie gesagt ist jede Depression individuell. Ich habe keine Ahnung, wie es bei euch ist, was bei euch am besten wäre, was dein Partner sich wünscht, was ihm gut täte und was nicht.
Aber wenn du unsicher bist, dann versuche nicht zu raten oder hellzusehen. Ganz großer Fehler. Frag ihn! Ich bin für Direktheit, kann Herumgeiere nicht ab. Wenn er nicht verbalisieren kann, wie es ihm geht, muss er damit leben, dass du es nicht weißt. Und du musst auch damit leben, dass du es nicht weißt.
GERADE in guten Phasen sollte doch ein Gespräch möglich sein... Womöglich schützt du ja gar nicht ihn ("keinen Rückfall provozieren") sondern dich selbst - denn wer fragt, bekommt vielleicht auch eine Antwort und vielleicht keine, die einem gefällt. Was spricht dagegen zu sagen "Hör mal, ich bin so unsicher, wie ich reagieren soll, wenn... Kannst du mir sagen,..." oder "Was genau sind eigentlich deine Symptome, was ist für dich am Schlimmsten?" Frag ihn doch, was er von dir braucht, was er erwartet, was er schrecklich findet etc. Wieso sollte das einen Schaden anrichten?
Sunshine, du verschließt doch deine Augen gar nicht, du hast sie meilenweit offen! Und manchmal muss man sie einfach schließen, denn sonst trocknen sie aus und so ein Auge muss sich auch mal entspannen dürfen.


Balsamico, sowas... Ich gehe mit meinen Gedanken schon seit ein paar Tagen schwanger, heute war es dann wohl die rechte Zeit, um sie mal loszuwerden. Lustig, dass es dir auch auf dem Herzen lag - ich dachte, es geht nur mir so. Und hatte ehrlich gesagt auch mit ordentlich Gegenwind gerechnet (naja, weil, die letzten Tage war es ja nicht so einfach in diesem Unterforum... ;) ).
Mir geht es auch nicht um Schuld und auch nicht um "richtig" und "falsch". Sondern mehr darum, dem Partner auf Augenhöhe zu begegnen, seine Wünsche zu respektieren (auch wenn sie den eigenen diametral gegenüberstehen und man einfach nicht glauben kann, dass es diese Wünsche tatsächlich gibt) und nicht bei allem zu sagen "das ist nur die Depression, das muss ja nichts heißen".

Und zu Selea (*wink*): ich habe hier ja auch schon soooo oft gesagt, krank zu sein (auch nicht psychisch krank) ist kein Grund, sich wie ein Arsch aufzuführen und Arschlochverhalten ist kein Symptom einer Depression. Ich habe hier auch schon Sätze gelesen, die ich mir nicht hätte bieten lassen.


Mirabella, ich kann es wirklich nicht beurteilen, will dich auch in nichts reinquatschen sondern nur mal einen Spiegel vorhalten. Ich kann für mich definitv sagen, ICH möchte in meinen Wünschen respektiert werden - auch auf die Gefahr hin, dass ich meine Entscheidung im Nachhinein bereue. Entscheidungen sind schwer, denn immer wenn ich mich FÜR eine einzige Sache entscheide, bedeutet es im Umkehrschluss, dass ich mich gleichzeitig GEGEN ganz viele andere Sachen entscheide. Das geht schief, andauernd, manchmal ist das nicht so schlimm, manchmal hat es weitreichende Konsequenzen und es tut höllenweh.
Viele hier haben schon die Erfahrung gemacht, dass eine vorübergehende räumliche (!) Trennung der Beziehung gut tut - und ist das nicht auch in vielen Beziehungen unter sog. "Gesunden" der Fall?
Was ist so schlimm daran, es mal auszuprobieren? Eine zweite Wohnung kann man auch wieder kündigen, ich sehe da kein Risiko. Warum sollte man es nicht rückgängig machen können? Ganz oder gar nicht um JEDEN Preis? Warum nicht mal den Mittelweg wählen, den Kompromiss? Nicht um Schluss zu machen, sondern nur um die Spannung rauszunehmen.
Hingegen finde ich (!) es als Herabsetzung zu sagen, ich übergehe absichtlich seine Entscheidung, denn er weiß ja nicht was er sagt und ich, die Gesunde, weiß es besser. Wo ist da die gleiche Augenhöhe?

Gute Nacht allerseits,
Salvatore

EDIT: Beim nochmaligen Lesen kommt mir mein Ton sehr harsch vor. Aber so sollte es eigentlich nicht rüberkommen, eher nachdrücklich und eindringlich. Stellt euch eine ruhige, aber bestimmte Stimme vor... ;)
Zuletzt geändert von Salvatore am 20. Mai 2015, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.
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lucky8
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von lucky8 »

Liebe Salvatore,
auch ich möchte dir für deinen Beitrag danken. Du öffnest Augen, die meinen, schon offen zu sein. Es ist sehr schwer für mich, mit ihm zu leben, weil diese Krankheit alles ist, was ich n i c h t will.
Ich sehe oft nur, dass er nicht kann, meine aber, dass er auch nicht will. Und da ich ein sehr aktiver Mensch bin, fällt es mir unheimlich schwer, ihn so zu akzeptieren, wie er momentan ist. Und deshalb beobachte ich ihn auch, kritisiere, wo es oft mal nichts zu kritisieren gibt. Hinterher tut es mir oft leid, ich entschuldige mich dann auch, aber der Schaden ist angerichtet.
Ich finde es toll von dir, dass du so offen schreibst. Denn oft merken wir Angehörigen gar nicht wirklich, wie wir zu den Betroffen rüberkommen.
Vielen Dank und eine gute Nacht
lucky
Mehrschwein
Beiträge: 89
Registriert: 2. Mai 2015, 09:07

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Mehrschwein »

Hallo und vielen Dank für den neuen Strang! Das hört sich konstruktiv an! :)

Mir persönlich gefällt es auch, öfter mal was von "der anderen Seite" zu lesen, das hilft verstehen und Blickwinkel zu erweitern.

Ich glaube, die schwierige Frage ist hier auch für viele Angehörige einfach: "Henne oder Ei?". Beziehungsprobleme oder Depression? Schwierig.
Auch für mich sind manche Verhaltens- oder eben Nichtverhaltensweisen einiger Partner hier nicht nachvollziehbar. Ebenso wenig aber auch manche Schlussfolgerungen oder Forderungen.

@Selea, du hast da was ganz Richtiges angesprochen. Es macht mich auch nachdenklich.
Um auf dein Zitat von mir auch ebenso direkt zu antworten: Ich denke, ich bin schon irgendwo dort angekommen, dass ich mich über eine rein freundschaftliche Beziehung mit Herrn Mehrschwein freue. Also recht weit unten bei den Ansprüchen. ;) Gemeinsam in der Sonne sitzen, spazieren gehen, was essen. Ich mag ihn einfach gerne. Das hat die Krankheit mit mir als Angehörige gemacht: ich wertschätze Kleinigkeiten. Habe ich früher nicht so gemacht.

Ich will jetzt auch unsere Beziehung gar nicht verteidigen - sie IST zerrüttet. Und ich möchte sie so auch nicht mehr wieder herstellen. Auch ich habe vieles falsch gemacht und viel in die depressive Kerbe gehauen. Aber trotzdem glaube ich noch daran, dass wir eine neue wieder aufbauen können. Das setzt Vertrauen voraus, finde ich. Von beiden Seiten. Und viel reden und Austausch.
"Unsere" Krankheitsgeschichte war irgendwie bisher auch heilsam. Herr M. hat mir ein riesiges Vertrauen bewiesen, als er in die Klinik gegangen ist - entgegen all seiner Ängste. Erstmal nur "für uns" (Kind und mich). Und ich vertraue ihm, dass er sein Bestes gibt, die Krankheit zu besiegen.

Zum Thema Mülleimer: sicherlich. Nur ist ja auch immer die Frage, wie sehr der Betroffene selbst unter den Eigenschaften, Verhaltensweisen, Schattenseiten, oder wie auch immer, leidet und diese Eigenschaften selbst nicht mag.

Mein "Dilemma" ist ja auch noch, dass ein Kind dazu kommt. Hier ist ein wichtiger Punkt für mich: Herr M. ist auch an Mini gelegen. Er will für ihn da sein, er liebt ihn. Ebenso liebt er mich und will mit mir zusammen sein. Aber es ist so schwer, er will und kann nicht. Sein Leidensdruck ist groß. Und alles ist ein Teufelskreis.
Und da komme ich wieder an den Punkt, dass ich meine, dass Depression UND Beziehungen/Bindungen ein großes Thema in der Problematik darstellen.

Im einzelnen und in jeder Beziehung sieht das anders aus, klar. Aber ich verstehe schon, warum so viele Angehörige sich daran aufhalten.
Das soll jetzt auch nicht verurteilend klingen, bitte nicht falsch verstehen. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass die häufig wechselnden Partnerschaften, wie sie z.B. bei Herrn M. bisher der Fall waren, ein Selbstschutz und "mauern" vor näherer Konfrontation mit so manchen Problemen waren. Wiederum vielleicht auch ein Selbstschutz vor den Depressionen.
Nach dem Motto: bin ich die Frau los, lebe ich einfach allein und die Trigger, also Lärm (durch Kinder), Kompromisse, Ansprüche, Erwartungen, Enttäuschungen etc. fallen weg. "Damit geht's mir besser. Aber eigentlich will, ja brauche ich doch die Zuneigung." Große gefühlsmäßige Diskrepanz. Streits. Die naive Partnerin nimmt sich das arg zu Herzen, bohrt weiter, macht's schlimmer. Und zack, haste 'ne holprige Beziehung. :?

Und nun kommt raus, dass der Partner krank ist. Finde ich schwierig, "einfach" zu sagen, er soll dann halt zum Pfeffer gehen... dorthin, wo der Teufel wächst, also ihr wisst schon... ;)
Mehrschwein
Beiträge: 89
Registriert: 2. Mai 2015, 09:07

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Mehrschwein »

@Salvatore: Ich finde, dass du das gut geschrieben hast. Schön auch der Nachtrag mit der Stimme. ;)
sabse33
Beiträge: 553
Registriert: 13. Feb 2015, 10:25

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von sabse33 »

dorma hat geschrieben: aber wenn mir ein mir nahestehender whats app sendet, sich sorgen um mich macht, konnte ich immer noch eine meldung absetzen.
dorma
Es ist ja wirklich seeeehr nett, wie ihr euch um uns Angehörigen sorgt. Aber fällt euch das nicht auf, es schreiben auch hier im Forum bei den Betroffenen überwiegend Frauen, da Frauen einfach kommunikativer sind, selbst in solch schweren Zeiten. bei en Angehörigen ist es ebenso, fast nur Frauen, wo doch "laut" Statistik viel mehr Frauen Betroffen sind?!! Das liegt denke ich viel daran, dass vor allen Männer bestimmte Dinge lieber mit sich selbst ausmachen und nicht drüber reden, warum sind es häufig die Männer die nicht zum Arzt gehen mögen!!?? Mein liebster sagte mal " Ich habe 50Jahre meine Sachen alleine geregelt, das geht net so einfach nun bestimmte Dinge zu erzählen"- da ging es um das Theragespräch... weil er nicht immer alles erzählte, denn er meint der muss auch net alles wissen, obwohl der merkt das...

Ich hab das Glück meiner meldet sich regelmäßig und wenn er Ruhe brauch, kündigt er es an... wenn ich dann Mal derbe Sorge habe (da er ein Versuch hinter sich hat),dann schreib ihn das mittlerweile und reagiert er auch, so dass ich weiß is ok, mehr will ich ja net. Wenn man soweit weg ist, dann geht der Popo schon ehr auf Grundeis, weil man net ma eben kurz gucken kann...

Und wie ich auch in einen anderen Thread heute schon erwähnt habe, wir waren beide noch in der absoluten Hochphase des Verliebt seins und er war es der mich überschüttet hat mit Zuwendung und lieben Worten, wo ich mich net ma ganz dran gewöhnen konnte... plötzlich war er fremd.... wenn er etwas sortierter ist spricht er auch offen über Gedanken und Krankheit-Gefühle nicht, weil net vorhanden, aber da kann ich im Moment mit Leben, mal mehr mal weniger gut, aber ich freu mich über ein kleines MOIN genauso, als wenn er "ich liebe dich" sagen würde... und auch das er Vertrauen zu mir hat, mir viele Dinge anvertraut, je nach Lage.. Darum akzeptiere ich doch auch, wie er ist.... Ich liebe diesen Mann und mein Wunsch ist es das es ihm so gut, wie nur möglich geht, auch wenn es heißt das ich mich etwas zurückziehen muss... Letzte Woche bekam ich sogar ein Dankeschön dafür, das ich keinen Druck mache und glaubt mir, das ist eine Gradwanderung.... man möchte kein druck machen, aber man will auch net, das der Partner denkt man hat ihn vergessen...

Er kommt immer wieder von sich aus auf mich zu und das gibt mir Hoffnung!!!

Liebe Grüße
"Ich bin wie Unkraut - ungewollt und unkaputtbar"
dorma
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von dorma »

liebe sabse,
sorgen mache ich mir eigentlich nicht um "euch angehörige". aber wie du siehst, bin ich nicht die einzige, der aufgefallen ist, dass manche partner sich sehr eigenartig benehmen.

im übrigen freue ich mich ehrlich für dich, dass es bei dir anders läuft und dein mann deine hilfe anerkennt und sich bei dir bedankt.

schön, dass du wieder hoffnung hast.

gute nacht
dorma
Jeder von uns ist Kunst, gezeichnet vom Leben. (Casper)
sabse33
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von sabse33 »

@ dorma
Danke

Das "sorgen machen" war auch etwas ironisch gemeint.. :oops:
"Ich bin wie Unkraut - ungewollt und unkaputtbar"
ellwood
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von ellwood »

@ Selea,

auch Dir ein dickes Dankeschön für Deine Sichtweise. Aber es ist ja auch nicht so das "Wir" uns hier alles aus den Fingern saugen. Die plötzliche Kälte, die temporäre Unfähigkeit Gefühle zu zu lassen, die Unfähigkeit des Betroffenen sich selbst zu fühlen sind wohl klinisch belegte Begleiterscheinungen einer Depression. Was natürlich individuell gesehen nicht wie eine Schablone über jeden depressiven Menschen passt, aber dennoch sich wohl bei einigen so äußert.
Ich will damit sagen das auf meine Beziehung gesehen ich mit diesen Symptomen auch zu kämpfen hatte.
Durch verstehen Ihrer Bedürfnisse und zurück schrauben meiner Vorstellungen ist es meiner Süßen und mir gelungen einen Weg zu finden damit umzugehen. Was ich niemals bestreiten würde und hier auch schon anderen Angehörigen geschrieben habe ist die Tatsache das wir es hier meist mit fertig entwickelten, Erwachsenen Persönlichkeiten zu tun haben deren Entscheidungen wir uns zu fügen haben.

Bloß ist es halt auch leider ein großes Stück dieser Erkrankung das es wohl dem Betroffenen schwer bis unmöglich ist eine Entscheidung zu treffen. Die fragen der meisten hier im Angehörigen Forum aktiven Schreiber beziehen sich aber meistens genau darauf. Wann ist der Partner wie akut in einer Episode. Wann fühlt er Sich respektive den Partner nicht, wann fühlt er liebe und geliebt werden ? ? Was dringt überhaupt gerade zum Partner durch.?

Mir ging es auch so weil ich einiges falsch gemacht hatte, Druck aufgebaut usw. Aber wenn man die Krankheit nicht kennt passiert das. Deshalb nochmal auch an Dich, Danke! Nur die Betroffenen und vielleicht unsere Partner können uns helfen zu verstehen was wann wo los ist.
balsamico
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von balsamico »

Hallo Salvatore,

ja, das war wirklich witzig - das ging schon beim Titel los - ich hatte lediglich das Wörtchen "Über" eingespart. Der Rest war tatsächlich identisch und Einiges aus dem Inhalt sah dann auch wie bei Dir abgeschrieben aus :lol:
Salvatore hat geschrieben:
Mir geht es auch nicht um Schuld und auch nicht um "richtig" und "falsch". Sondern mehr darum, dem Partner auf Augenhöhe zu begegnen, seine Wünsche zu respektieren (auch wenn sie den eigenen diametral gegenüberstehen und man einfach nicht glauben kann, dass es diese Wünsche tatsächlich gibt) und nicht bei allem zu sagen "das ist nur die Depression, das muss ja nichts heißen".
Ja, das sehe ich ganz genauso. Ich selbst mag es schließlich auch nicht, wenn meine geäußerten Wünsche komplett ignoriert werden, daher kommt das umgekehrt auch nicht in Frage.

Daneben finde ich übrigens auch jede Form von Pauschalisierungen unangebracht. Wenn ich allein meine eigene Situation betrachte – die passt schon in größeren Teilen nicht zu den Allgemeinplätzen, die häufiger zu lesen sind. Und auch ein intensiverer Blick in das Unterforum der Betroffenen zeigt mir ständig, wie individuell jede einzelne Lebenssituation und vor allem die Reaktionen darauf sind. Selbst wenn ich die sehr häufig erwähnten „-losigkeiten“ bestätigen kann, ist da noch lange nicht der individuelle Umgang damit bzw. das Ausmaß der jeweiligen Befindlichkeit erfasst.

Was speziell die Rückzugswünsche des Partners betrifft, habe ich tatsächlich die besten Erfahrungen damit machen können, sie auch wirklich – wie auch von Dir vorgeschlagen - zu respektieren und zwar so lange, bis der Partner von selbst wieder aktiv wird. Jedes Drängen und mag es noch so nett verpackt sein, zieht meist einen noch stärkeren Rückzug nach sich. Immer wieder das Gleiche zu tun und auf ein anderes Ergebnis hoffen, macht wirklich nicht viel Sinn.

Zum Gefühl des bedrängt werden auf der einen Seite kommt dann auch ein gewisser Gesichtsverlust auf der anderen Seite hinzu. Und so dreht sich alles im Kreis bzw. spitzt sich zu und macht Veränderung nahezu unmöglich.

Wie schon erwähnt, kann ich die vielen Fragen und die damit einhergehende Hilflosigkeit bestens nachvollziehen.
Und – wie hier auch schon u.a. von Selea erwähnt – lohnt sich zuweilen vielleicht auch einmal der Gedanke, ob nicht bereits vorhandene „normale“ Beziehungskonflikte lediglich verstärkt an die Oberfläche treten.

Wenn ein Verhalten „ganz plötzlich“ auftritt, heißt das nicht automatisch, dass es hierfür nicht schon eine längere Vorgeschichte gegeben hat. Manchmal ist es auch nur die letzte Handlungsoption, wenn sich länger anbahnende Entwicklungen nicht beachtet, erkannt oder verbalisiert wurden.

Und auch Dein schon oft gemachter Hinweis, dass die Depression keine Universalentschuldigung für jegliches verletzende Verhalten ist, kann gar nicht oft genug betont werden.


So, genug der Klugsch***erei, was es im Übrigen auf keinen Fall sein soll und hoffentlich nicht so rüberkommt. Es ist das Ergebnis selbst gemachter Erfahrung, nichts weiter.

Viele Grüße
balsamico
mirabella
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Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von mirabella »

Guten Morgen,
Ich habe mir die Beiträge von Euch, liebe Betroffene, nochmals durchgelesen. Ihr habt vollkommen Recht.
Für mich war es eine schwere Zeit, für meinen Mann wohl noch schwerer.
Ich habe versucht die Krankheit zu verstehen und gelernt sie zu akzeptieren.
Theoretisch weiß ich was ich richtig und was ich falsch mache.
Allerdings kommen immer wieder Zweifel und Hoffnungslosigkeit zum Vorschein und dann reagiere ich wieder falsch.
Mein Mann ist sehr ehrlich zu mir, so ehrlich das es oft weh tut.
Dann sind es wieder viele Dinge die ich nicht verstehe, sie wissen will und er sie wohl nicht beantworten kann.
Auch er bedankt sich oft für mein Verständnis, hat auch Verständnis dafür wenn ich mir mal Luft machen muss.
Wir haben ausgemacht, wenn er auf Fragen nicht antworten will oder nicht zurückschreiben möchte, muss er das auch nicht.
Frage ich ihm wie es ihm geht, kommt relativ schnell eine Antwort.
Aber das war es auch.
Ich vermisse die Vertrautheit zwischen uns, ich war der Mensch mit dem alles besprochen wurde. Das bin ich jetzt nicht mehr, wer ist es jetzt und das, glaube ich, ist das schlimmste für mich.
Ich habe kein Problem damit das er sich mit einer 2.wohnung zurückzieht, das macht er jetzt schon ein halbes Jahr. Ich habe ein Problem damit das wir uns dadurch immer mehr entfremden.

Was bin ich für ihm, nur ein Abschnitt aus seinem Leben, den er schnell los werden will weil es zu kompliziert geworden ist durch seine Krankheit?
Will er ein neues Leben, ohne mich? Oder ist da schon ein neuer Partner?

Und so entstehen die Zweifel und fragt, macht sich Gedanken und Hinterfragt weil man im Grunde nur eins wissen will.... Hat das Warten einen Sinn?

LG
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von mirabella »

Balsamico schrieb:
Wenn ein Verhalten „ganz plötzlich“ auftritt, heißt das nicht automatisch, dass es hierfür nicht schon eine längere Wenn ein Verhalten „ganz plötzlich“ auftritt, heißt das automatisch, dass es hierfür nicht schon eine längere Vorgeschichte gegeben hat. Manchmal ist es auch nur die letzte Handlungsoption, wenn sich länger anbahnende Entwicklungen nicht beachtet, erkannt oder verbalisiert wurden.Vorgeschichte gegeben hat. Manchmal ist es auch nur die letzte Handlungsoption, wenn sich länger anbahnende Entwicklungen nicht beachtet, erkannt oder verbalisiert wurden.
-------------
So hat es mir mein Mann auch gesagt.
Und das ist ein ständiges Thema bei uns.
Ich denke durch die Depression werden diese Unzufriedenheiten in der Beziehung noch verstärkt. Und es gehören immer 2 dazu.
Ich hatte eher das Gefühl das er nur mir die Schuld seiner Unzufriedenheit gab, die auch während seiner anfänglichen Depressionen auftraten.

Eine Depression kommt nicht von heute auf morgen, die schleicht sich ein. In dieser Zeit entwickeln sich Unstimmigkeiten die sich meiner Meinung nach beim Erkrankten dramatisieren.
Da der Partner nichts von der Krankheit zu diesem Zeitpunkt weiß und auch nichts versteht, entstehen Konflikte.

Ich weiß nicht ob ich das so richtig erkannt habe, aber diese Erkenntnis lässt mich eigentlich noch hoffen das unsere Ehe noch nicht verloren ist.

LG
Zuletzt geändert von mirabella am 21. Mai 2015, 13:38, insgesamt 1-mal geändert.
dorma
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von dorma »

hallo mirabella, liebe angehörige

ich verstehe dich gut. ich könnte es nicht aushalten, wenn mein mann ein 2. wohnung hätte. ich bin schon enttäusch worden. ich hätte kein vertrauen. und es ist doch ganz klar, dass man sich entfremdet und du gar nicht weißt, wo du stehst. bei mir würde sich eine ständige innere unruhe breit machen.

keine ahnung, wie ihr das durchsteht. ich wüsste gern mal, wieviele ehen daran zerbrechen.

hut ab vor eurem durchstehvermögen. aber vergesst nicht auch an euch zu denken. auch ihr habt ein leben.

deine sichtweise würde ich bestätigen und ich wünsche dir weiterhin kraft.

liebe grüße
dorma
Jeder von uns ist Kunst, gezeichnet vom Leben. (Casper)
mirabella
Beiträge: 780
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von mirabella »

Liebe Dorma,
Ich schätze die Meinungen sehr von Betroffene.
Ich habe ja keine andere Wahl.
Verloren habe ich ihn schon, jetzt geht es darum ihn zurückzugewinnen, ihn zu unterstützen damit er wieder gesund wird um dann einen Weg zu finden wieder miteinander glücklich zu werden, wie wir es vor 2 Jahren noch waren.

Was auf diesen Weg passiert, auch mit mir, dass weiß ich nicht. Ja, ich lebe mein Leben, auch wenn ich viel mit den Gedanken bei meinem Mann bin und immer noch weinen muss wenn mich die Erinnerung an wunderschöne Zeiten zerfleischt.
Aber ich lebe und ordne mein Leben für die Zukunft für mich alleine, erstmal ohne ihn!
Das letzte Jahr war für mich auch kein Zuckerschkecken und ich muss auch vieles verarbeiten und aufarbeiten, deshalb bin ich auch nicht abgeneigt sich erstmal zu trennen.

Wenn wir zusammengehören wird die Zeit für uns sprechen, wenn nicht öffnet sich eine neue Tür.

LG
Louanne
Beiträge: 35
Registriert: 16. Mär 2015, 21:43

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Louanne »

Hallo Salvatore!

Auch ich danke dir für diesen Beitrag. Ich bin/war (?) Angehörige und dieselben Gedanken, die du hier niederschreibst, gingen auch mir in den letzten Tagen durch den Kopf. Nur schreibt man dann meistens nichts dazu, nachdem man sich zwei-, dreimal überlegt hat, was man damit auslösen könnte.

Ich sehe es also ganz genauso wie du. Habe es in sehr abgeschwächter Form auch schon woanders geschrieben in der Hoffnung, jemanden zu einer anderen Denkweise anzuregen. Ich sage mir immer: Man kann jemandem einen Mantel hinhalten, aber hineinschlüpfen muss er alleine.
balsamico hat geschrieben: Was speziell die Rückzugswünsche des Partners betrifft, habe ich tatsächlich die besten Erfahrungen damit machen können, sie auch wirklich – wie auch von Dir vorgeschlagen - zu respektieren und zwar so lange, bis der Partner von selbst wieder aktiv wird. Jedes Drängen und mag es noch so nett verpackt sein, zieht meist einen noch stärkeren Rückzug nach sich. Immer wieder das Gleiche zu tun und auf ein anderes Ergebnis hoffen, macht wirklich nicht viel Sinn.
Auch an dich, Balsamico, ein Dankeschön. Ich halte es ebenso, dass ich den Wunsch meines Partners berücksichtige und respektiere. Wenn sich ein *Gesunder* trennt oder zurück zieht, läuft man ihm ja (im besten Fall) auch nicht dauernd hinterher und setzt ihn unter Druck. Natürlich tut es weh, wenn man plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Aber so ist das Leben. Die beste Möglichkeit ist es, bei SICH zu bleiben, und nicht ständig "die Gedanken des Partners" zu denken. Liebe findet ihren Weg - das ist meine Einstellung dazu.

Also, DANKE, und einen schönen Tag euch allen! :hello:

Louanne
Zuletzt geändert von Louanne am 21. Mai 2015, 13:28, insgesamt 1-mal geändert.
Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von Pia again »

Hallo Miteinander,

ein Satz von Selea hat mir ganz besonders gut gefallen und den und die dahinter stehende Einsicht finde ich ernorm wichtig!!!

"Ich habe keinen Anspruch auf Richtigkeit" (meiner Interpretationen, meiner Sichtweise).

Das ist der Punkt.

Ein "das was ich schreibe ist die Wahrheit" spricht nicht gerade für Weitsicht und ist völlig kontraproduktiv.

Weiter:

"Und wir selber, als Partner..........haben wirs doch immer gewusst, der Andere tickt nicht richtig.
Wir sind fein raus??????"

Nette Interpretation;
eine Kommunikation der Partner könnte dies klären....... ohne geht ´s halt nicht.

Es ist Zufall, Selea, dass ich auf Deine Statements so abfahren, ich möchte das aber so nicht stehen lassen:

"Hat jemand eine Erkältung, eine körperliche, akute Krankheit .....(oder was auch immer)...... dann werden an dieser Stelle ja auch keine Beziehungsprobleme diskutiert".

Stimmt.
Seh ich definitv genauso!

Allerdings ist es durchaus auch in oben genannten Fällen möglich dem Gegenüber zu sagen "jetzt nicht"; ich bin immer noch ein Feind der Glaskugel im Alltag, auch wenn sich im Normalfall in der von Dir zitierten Situation des Herzinfarktes durchaus auch mir von selber erklären würde, dann keine generellen Beziehungsprobleme anzusprechen :lol:

Wenn aber genau diese Sprachlosigkeit in Beziehungsfragen im Rahmen einer Depressionen Jahre (!) anhält........ nicht besprechbar ist. Dann ist das Depression?
Dann ist das normales Beziehungsproblem?
Dann ist es ......... was?

Ich bin da ratlos;
die Fachleute auch.


Wir sind hier in einem Depressionsforum; soweit so gut.

Trotz allem sind speziell wir Angehörigen eben keine Fachleute und ob unsere Partner allein die Diagnose Depression oder noch einzelne andere Diagnosen oder zig Diagnosen haben oder was auch immer, ist für uns völlig unmöglich festzustellen.

Ich kann meinen Mann betreffend nur sagen: nicht mal die Therapeuten äußern sich dahingehend konkret.

D A S macht i h n fertig.

Damit meine ich das, was schon geschrieben wurde: für uns Angehörigen ist es extrem schwer zu erkennen, was ist Krankheit, was ist Charakter, wo steht überhaupt die Beziehung oder nicht.

Recht habt Ihr Betroffenen mit der Argumentationen" das ist egal, man muss es Leben können so wie es ist".

Das ist auch meine Auffassung.

Die Realität ist aber eben nicht immer die, die ihr kennt aus eigener Perspektive.

"Normale" Beziehungsprobleme kann man lösen, wenn beide Seiten gewillt und in der Lage sind dies zu tun.

Was ist aber wenn jegliche Kommunikation diesbezüglich mit maximal "ich kann nicht, ich hab Blockade" endet???????

Es gibt auch defintiv Beziehungsstörungen, die ihren Ursprung halt nunmal in der Kindheit / Jugend haben und die sich in das Erwachsenenleben hineinziehen.

Soll ich dies mit ggf. der Argumentation "sind halt Beziehungsprobleme" beenden?

Ganz sicher nicht.

Das ist doch wohl viel zu leicht.

Es ist Fakt und gut nachlesbar, dass solche "Beziehungsstörungen" existieren, für die der Betroffene eben "nichts kann", wo entsprechende Therapie gemacht werden sollte.

Das ist der Punkt!!!!

Dann soll ich es mir leicht machen und "maleben" einen Menschen verlassen, der aus Gründen, die nicht in ihm und mir liegen so reagiert, wie er reagiert? Und defintiv kein Therapeut hilft ihm diesbezüglich?

Das ist aber einfach.

Es ist richtig, dass speziell ich meinen Mann vorwerfe, nicht zu handeln.
Ja, stimmt.
Und das hat mich all die Jahre belastet.

Aber was, wenn er es tatsächlich nicht mit den sog. Fachleuten kommunizieren kann?

Der letzte Therapeut meines Mannes hat ihm erklärt, er müsse seine ganze Kindheit / Jugend aufarbeiten, erst dann wäre er irendwann Beziehungsfähig.

Er ist jetzt im Grundschulalter, wann soll mein mann denn jemals im Leben an den Punkt kommen Beziehung zu leben, die er sich so sehr wünscht?

Hat er da kein "Recht" drauf?

Warum hilft ihm kein Fachmann, soweit wie eben möglich, das Leben im Jetzt besser zu gestalten?

Wenn dies für unmöglich angesehen wird von Fachleute Seite aus, warum sagt das denn dann keiner?
Zur Schonung?
Ist mein Mann nicht erwachsen und hat ein Recht darauf a u f A u g e n h ö h e mit seinem Therapeuten zu sein.

All das führe ich auf, weil genau das Aspekte sind, die hier keiner wirklich beurteilen kann und es auch den Rahmen sprengt!

Daher meine Bitte an die Betroffenen: bedenkt bitte auch ihr: bei Weitem werden hier nicht alle Aspekte aufgeführt und so, wie es "ganz einfache Beziehungsprobleme z.B. " sein können, genau so falsch kann dieser Gedanke auch sein.

Und Depression?

Welcher Betroffene ist schon rein depressiv?
Speziell bei den Langzeiterkrankten spielen da doch viele Dinge rein und vermischen sich.


Funktioniert eine Beziehung nicht, trennt man sich.

Ja, super.
Einfach gesagt, aber eben nicht immer leicht gemacht.
Da steht oft viel, viel mehr hinter, als die lapidare Erklärung: trennt Euch mal eben.

Mir z.B. ist dies juristisch nur möglich, wenn ich einen Betreuer für meinen Mann bestellen lasse.

Das würdet ihr Betroffenen maleben so locker leicht machen?
Das glaube ich nicht.

Mit meinem heutigen Wissen würde ich persönlich (Achtung, meine höchstpersönliche Meinung und meine höchstpersönliche Erfahrung!) niemals mehr gemeinsames Eigentum erwerben oder sonstige gemeinschaftliche juristischen Dinge abschließen, weil damit einfach schon viel Stress aus der sog. Beziehung raus ist.

Auf diese Idee bin ich aber nicht gekommen, weil es mal anders war!

Erwähnen möchte ich noch, dass in meinen ein seriöser Therapeut sich absolut gar nicht über die sog. Beziehungsprobleme des Betroffenen mit dem Angehörigen zu äußern hat, er kennt nämlich nur eine Seite der Medaille, das sollte dann schon wenn überhaupt ein Paartherapeut sein und nicht der Therapeut des einen!

Ich glaube auch nicht, dass ein seriöser Therapeut diesbezüglich irgendwie Stellung nimmt.

Die Argumentation "Beziehungsprobleme" wirken sich auf den Betroffenen aus...... na sowas: geht dem Angehörigen auch nicht anders ;)

Ich schätze durchaus auch Erfahrungen der Betroffenen, allerdings sollten sie eigenen Ursprungs sein nach meinem Empfinden und nicht "in ´s Blaue" hinein argumentiert.

Ich habe hier schon oft erlebt, gerade die Betroffenen, die in einer Beziehung leben mit / ohne Kinder, dass speziell diese für beide Seiten Verständnis haben bzw. das Erleben beider Seiten sehr gut nachvollziehen können und dann eben wirklich effektiv Dinge klarstellen bzw. erläutern können.

Grüße
Pia
Zuletzt geändert von Pia again am 21. Mai 2015, 13:56, insgesamt 2-mal geändert.
balsamico
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Re: Über das Verhältnis zwischen Betroffenen und Angehörigen

Beitrag von balsamico »

Hallo Louanne,

danke für Deine Rückmeldung u.a. an mich. Vielleicht sind ja ohnehin noch viel mehr Angehörige hier unterwegs, die ganz ähnlich denken - es nur nicht so häufig anbringen oder einfach nur still mitlesen.

Viele Grüße
balsamico




EDIT

Huhu Mirabella - könntest Du das von mir Zitierte ganz kurz korrigieren? Es heißt: "Wenn ein Verhalten "ganz plötzlich" auftritt, heißt das NICHT automatisch, (...)" - ohne das "nicht" ist der Sinn ein wenig verwurstelt :)
Gesperrt