Ich will meine Frau nicht verlieren

wiesmann
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Guten Abend zusammen,

Kann mir vielleicht jemand einen Tipp geben wie ich mit der Sache mit dem Alkohol umgehen soll?
Das hängt mir gerade sehr schwer in den Knochen. Ich habe die Befürchtung, dass meine Frau heute wieder bissel getrunken hat. Leider habe ich keine Ahnung was ich unternehmen kann/soll ohne das die Situation dann total eskaliert.

Ich habe heute mit der Krankenkasse telefoniert. Wir bekommen eine Haushaltshilfe für 10 Tage. Das bringt uns natürlich nirgends hin. Aber der Herr von der Kk kann mir da nicht helfen. Ich habe dann beim katholischen Dekanat angerufen und mit der Leiterin gesprochen. Sie hat uns auch bei der Haushaltshilfe nach der Geburt geholfen und uns diese vermittelt. Sie meinte dass es ohne Hilfe der KK die besten Chancen bei der Familienhilfe habe. Da es bei uns auch um zwei kleine Kinder geht, würden die recht schnell reagieren. Gibt es jemanden der/ die damit Erfahrungen hat?
Reve
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Reve »

Hallo,

ich weiß es nicht. Ich selbst kann mit Alkohol zum Glück wenig anfangen.

Aber ich überlege, wie mein Mann reagiert hätte und wie ich gewollt hätte, dass er reagiert.

Ich muss dazu sagen, dass er mir niemals reingeredet hat, großes Lob,…. auch nicht hinsichtlich Behandlung oder auch nicht. Die D. ist bei mir ja vor acht Jahren etwas aufgeblüht…

Wo es allerdings ein Problem gab, bedingt durch die anstrengende Familiensituation, denn ich wollte den „Betrieb“ möglichst reibungslos weiterlaufen lassen, waren die Finanzen. Er fand, dass ich für die Kids und Co zu viel Geld ausgegeben habe. Diesen „Vorwurf“ habe ich mir gefallen lassen, wir haben daraufhin alles etwas strukturierter geregelt, ich selbst bin in der Zeit zum Glück auch selbständig geworden… somit unabhängiger auf der ganzen Linie…

Jetzt zugeschnitten auf eure Situation…
Also, ich würde den Punkt klar ansprechen, aber die Verantwortung ihr zuschieben, denn da gehört sie ja auch hin. Ihr doch (dringend) raten, sich mit entsprechenden Ärzten zu besprechen, da dies ja ein ganz deutliches Signal ist, dass sie auf irgendeine Art sehr leidet. Mal dezent ausgedrückt. Entsprechende Ärzte heißt Gynäkologe, aber unbedingt auch Facharzt (oder notfalls Hausarzt) wie schon mal erwähnt…
So meine ich das….

LG
Zarra
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Zarra »

Hallo Thorsten,
wiesmann hat geschrieben:wie ich mit der Sache mit dem Alkohol umgehen soll?
Vielleicht "mußt" (=könntest) Du das Thema nochmals separat einstellen, wenn das Thema immer noch da ist, damit eher ein paar Antworten kommen. Deine Frau wäre/ist garantiert nicht die einzige ...

Kurzgefaßt nach allem, was ich gehört/mitbekommen habe: Möglichst klar und deutlich ansprechen, was Du wahrnimmst (vielleicht macht Deine Frau sich da gut was vor!?) und was Du denkst, auch die Dringlichkeit des Problems klarmachen, Ausflüchte nicht gelten lassen. -
Wenn Du wegschaust, unterstützt Du ihr leider nicht wirklich hilfreiches System.

Sorry, mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich glücklicherweise nie in Deiner Lage war.

Liebe Grüße, Zarra
wiesmann
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Nach langer Zeit bin ich wieder hier, da ich mich mittlerweile auch von den Ärzten etwas allein gelassen fühle - oder vielleicht verliere ich auch gerade den Bezug zur Realität.

Meine Frau war in der Zwischenzeit stationär in der psychiatrischen Klinik. Nach (für mich) relative kurzer Zeit von gerade mal 2 Wochen ging man in eine tagesklinische Behandlung über. Das ging schief, da meine Frau selbst mit ein 3-4 Stunden daheim (von meinen Eltern unterstützt) zuviel war.

Aktuell ist der Stand folgender:
Meine Frau ist nach starken Rückfällen (auch im Bezug auf Alkohol) wieder stationär in der Klinik. Vor etwa 2 Wochen hatte Sie einen Selbstmordversuch unternommen (das habe ich diese Woche erfahren). Ich selbst bin im Moment noch die beruflich die halbe Woche unterwegs. Unsere beiden Kinder (1 + 5 J.) werden von einer Haushälterin und meinen Eltern betreut. Von den Ärzten bekomme ich leider keine Aussagen. Ich bekomme keinen ans Telefon, wenn ich da bin ist niemand zu sprechen und Rückrufe gibt es auch nicht. Man fragt eher mein Frau warum ich immer anrufe, was meine Frau dann (überraschender Weise) total verunsichert und auch aufwühlt.

Meine Frau hatte mir gestern gesagt, dass Sie übers Wochenende aus der Klinik darf und auch über Nacht bleiben darf. Da habe ich mich natürlich gefreut. Um ihr Ruhe zu gönnen habe ich ihr nachmittags ein Bad vorbereitet, damit Sie sich entspannen kann und später dann in Ruhe Abendessen kann und sich schlafen legt. Leider fand ich meine Frau völlig reaktionslos in unserem Bett wieder, als ich mit den Kindern wieder nach Hause kam. Sie war nicht ansprechbar und stammelte nur vor sich hin. Nachdem ich Alkohol gerochen habe, fand ich im Badschrank dann auch eine leere Flasche Rotwein. Meine Frau war also total betrunken und voll von ihren Medikamenten aus der Klinik.

Was kann ich denn tun? Habe ich als Ehemann kein Recht zu erfahren wie der Stand der Dinge ist was die Behandlung meiner Frau angeht. Ich muss doch wissen dass ich sie im Prinzip nicht aus den Augen lassen darf. Auch vom Selbstmordversuch habe ich nur erfahren weil Sie einen schwachen Moment hatte. Meine Kinder sind total durch den Wind. Die Haushälterin ist von 8.00 bis 16.0 0Uhr da - danach sind meine Eltern da, aber die müssen zusätzlich ihre Eltern pflegen, die beide Pflegefälle sind und sind mittlerweile total am Ende.

Was kann ich beruflich machen? Hat da jemand Erfahrungen? Ich bin noch bis Ende Oktober in der Probezeit, die ich ohne Probleme gemeistert habe. Aber da ich von Dienstag bis Freitag unterwegs bin, macht das für mich keinen Sinn. Kann ich da etwas beantragen? Elternzeit wird nicht gehen. Ich bin noch in der Probezeit und muss in den nächsten Tagen reagieren, da ich nicht möchte dass hier noch etwas noch mehr ausartet.

Ich bin euch für eure Antworten sehr dankbar.

Gruß
Thorsten
anna54
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von anna54 »

Hallo Thorsten
wenn deine Frau ein Wochenende zu hause ist und trinkt,dann ist das ein fehlgeschlagener Belastungsversuch und ich würde sofort in der Klinik anrufen und sie zurück bringen,oder bringen lassen!!!

Sie wird sicher noch viel mehr Zeit brauchen um stabil zu werden und der Umgang mit Alkohol hat sicher den Suchtstatus erreicht.
Das ist bei vielen psychisch Kranken so---------also es gehört mit zur Krankheit.
Verlange von den Ärzten,dass sie dich mit einbeziehen,dass du gehört wirst,auch die Bedürnisse von dir und den Kindern gesehen werden.

Der Suizidversuch zeigt noch mal deutlich,wie verzweifelt sie ist,das ist die höchste Belastung,die euch passieren kann,also die Ärzte zum Gespräch auffordern!!!

Ich kann eure Situation gut verstehen,was kann noch für die Kinder getan werden,evt.auch vom Jugendamt Hilfe einfordern,das ist ein wichtiger Schritt.
Jugendämter sind heute mehr den je an früher Hilfe orientiert---------also nachfragen,das Gespräch suchen.

Ich habe 10Jahre verdeckt getrunken,war eben so lange schwer depressiv,niemand hat das Trinken als Krankheit gesehen. Erst viel später bin ich aktiv geworden,habe in Selbsthilfegruppen gelernt,abstinent zu leben.
Das kann kein Angehöriger vermitteln,das können nur Fachleute,bzw Betroffene.
Was mit deinem Beruf,der Probezeit werden dann,da weiß ich keinen Rat,sicher ist nur,nicht auch noch das verlieren.
Kinder müssen betreut werden,also Hilfe holen und sei es noch so schwer!
Psychische Erkrankungen betreffen immer die ganze Familie,daher gibt es inzwischen Familienbehandlungen,meist in der Kinderpsychiatrie angesiedelt,den Kinderarzt fragen.

Alkoholabhägigkeit bedarf der Langzeittherapie,kurzfristige Entzüge bringen wenig.
Ihr habt eine sehr schwere Zeit,mit allem,was deine Frau erleben,ertragen mußte-------und was jetzt die Reaktion darauf ist--------------das geht nur mit einem Netz von Hilfe.
Auch mal in der Frühchenklinik nachfragen,ob es da Programme der Hilfe für Spätfolgen bei den Müttern gibt.

Eine Mutter gibt immer ihr Bestes-------------auch wenn es nicht so aus sieht,niemand,wirklich niemand trinkt freiwillig------------trinken ist Elend-------tiefste Verzweiflung.
Ich wünsche euch den Weg,der in die richtige Richtung geht.
Alles Liebe
anna54
wiesmann
Beiträge: 16
Registriert: 1. Apr 2014, 22:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo anna54,
vielen Dank für deine Nachricht.
Das mit dem fehlgeschlagenen Belastungsversuch sehen ich ganz genauso. Das ist leider nur nicht der erste. Da ich von den Ärzten (warum auch immer) keine Informationen bekomme, kenne ich auch den Stand der Dinge nicht. Im Prinzip dürfte ich meine Frau auf dem aktuellen Stand keine Minute aus den Augen lassen. Ich werde diesmal Druck machen und es nicht mehr hinnehmen, dass man mich im Regen stehen lässt.

Wegen meinem Job ist es einfach so, dass ich auf Dauer von Dienstag bis Freitag in Deutschland und Österreich unterwegs sein werde. Da meine Kinder sehr leiden dass weder Mama noch Papa da ist und da es meiner Frau in der nächsten Zeit wohl auch nicht besser gehen wird zzgl. dem Suizidversuch überlege ich ernsthaft den Job aufzugeben und mir eine Arbeit zu suchen, bei der ich abends wieder nach Hause kommen kann. Meine Eltern können körperlich auch bald nicht mehr und da möchte ich natürlich auch keinen Schaden anrichten. Eine Psychologin hat mir von ein paar Wochen bei einem kurzen 0815-Gespräch auch schon mal auf diese Überlegung hingewiesen.

Es ist natürlich auch ein total dummes Gefühl wenn man weiß dass es den Kindern und der Frau so schlecht geht und dann weiter weg ist und keine Möglichkeit hat von jetzt auf gleich zu ihnen zu gehen

Gruß

Thorsten.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen Thorsten
wie willst du das machen,sie bewachen,das geht nicht--------und das ist auch keine Lösung.
Deine Frau muss den unbedingten Willen haben,abstinent zu leben,das ist ein weiter Weg.
Dann muss sie das auch noch umsetzten---wieder ein weiter Weg.

Mach Druck in der Klinik,zumindest kannst du auf Gesprächen bestehen,ansonsten würde ich keinem weiteren Belastungsversuch zustimmen. Was ändert sich sonst-----------eine Flasche ist immer schnell zur Hand.
Auch ist die vorherige Situation,die zur Alkoholabhängigkeit geführt hat wichtig,die gilt es zu behandeln,da muss die Wunde geschlossen werden.
Alkohol ist mächtiger als jeder guter Wille,ich glaube auch,dass deine Frau nicht trinken will,dass sie mit guten Vorsätzen immer wieder einen Anlauf macht---------aber sie kann nur scheitern,wenn der Druck wieder kommt.
Alkohol und Depression geben sich gegenseitig die Hand.

Auch das muss in Gesprächen deutlich gemacht werden,hat sie evt. den Ärzten ausdrücklich verboten mit dir zu reden? Will sie dich schonen,oder weiteres auch heimlich mit sich selbst ausmachen.

Die Kinder stehen im Vordergrund,da muss eine tragfähige Lösung her,es wird noch viel Zeit vergehen,bis deine Frau dem wieder gewachsen ist,und auch dann kann das nur schrittweise gehen.
Kinder verzeihen nicht so schnell-sie werden die Mutter austesten und belasten,das ist auch deren Selbstschutz.
Wenn deine Arbeitsstelle näher rücken könnte,das wäre ein Vorteil,jedenfalls im Moment.
Aber kontrolieren kannst du keine Süchtige,das wird keinem gelingen,das ist die Realität,der Suchtdruck ist viel höher.

Eine Gruppe wäre gut,wo ihr beide erleben könntet,ihr seid mit den Problemen nicht allein.
Viele Mütter erleben Süchte und Abhängigkeiten,weil der Druck so groß ist.
Nur gibt das so schnell niemand zu,weil es nicht zum Bild der guten Mutter paßt.

Lieber Thorsten,das ist schon sehr viel,was auf du zu schultern hast,pass gut auf dich auf!
Es gibt ein gutes Buch zur Abhängigkeit, Alk von Boroviak.
Fakten und Aussichten gut und leicht beschrieben---------räumt auch auf mit der Schuldfrage,weil es die nicht gibt,niemand ist schuld.
Wenn die Ärzte nicht mit dir reden,dann gebe Fakten weiter,zuhören werden sie müssen!!!
Alles Liebe
anna54
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Zarra »

Hallo Thorsten,

ich habe nicht alles von den Antworten von Anna gelesen, die da sicher eine kompetentere Ansprechpartnerin als ich ist, so daß ich Dir ihre Aussagen schon ans Herz legen kann!!

Deine Frau ist schwer depressiv (da hätte sie auch ohne Alkohol auf Deine gut gemeinten Vorbereitungen ablehnend reagieren können) - und hat ein akutes starkes Suchtproblem. Mir liegt Klinik-Kritik auf den Lippen. Ob zu Recht kann ich natürlich nicht beurteilen.

... und wenn Du mal nach einer anderen Klinik suchst?! - !!!

Die Ärzte sind in erster Linie für Deine Frau zuständig (und da setzt meine Kritik an, weil ja manches anscheinend nicht passend gesehen wird); Deine Kritik wegen der mangelnden Information kann ich gut nachvollziehen, andererseits blenden Ärzte das gerne aus (einerseits nachvollziehbar, weil es in erster Linie erst mal nur um Deine Frau geht; andererseits lebt Deine Frau an sich ja auch nicht im Vakuum).

Ich befürchte, daß es realistisch sein wird, wenn Du mehrere Monate "ohne" Deine Frau planst. Wie das hinsichtlich Eurer Kinder gehen soll, weiß ich nicht. (Es gibt Kliniken, in die man Kinder mitnehmen kann, aber da darf sicher Alkohol kein so großes Problem sein, und unabhängig davon scheint mir Deine Frau in keinster Weise momentan fähig dazu, da muß wohl mehr Ansprachefähigkeit und weniger akute Krise da sein.)

Wie schnell Du eine andere Arbeit finden würdest, weiß ich natürlich auch nicht. (Vielleicht könnte das gerade längerfristig gut sein, damit sich Deine Frau nicht tageweise allein für die Kindererziehung zuständig sieht. Doch vorläufig ist das alles noch Zukunftsmusik.) - Ob ein Arbeitgeber sich auf unbezahlten Urlaub einlassen würde - ich bin an sich skeptisch (und das ist natürlich auch eine finanzielle Frage, wie lange das ginge); vor einer Kündigung könntest Du auf alle Fälle mal fragen und vielleicht auch teilweise die gerade schwierige Situation erläutern, es ist ja eine Ausnahmesituation. - Und Dich zumindest auch hinsichtlich der Elternzeitmöglichkeiten erkundigen.

LG, Zarra
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