Ich will meine Frau nicht verlieren

wiesmann
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Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo zusammen,

ich wende mich hier an euch, da ich selbst nicht mehr weiß was ich machen soll und meine Kräfte sich dem Ende neigen.

Kurz zu uns:

Wir - ich (m/39J.) und meine Frau (29J.) sind seit gut einem Jahr verheiratet. Wir haben 2 Kinder (Sohn 5J. und eine Tochter 1/2 J.)

Meine Frau ist eine unglaublich tolle Frau und Mutter. Sie leidet aber seit über einem Jahr an starken Depressionen und verliert mehr und mehr
die Kontrolle über sich.

Die Schwangerschaft mit unserem Sohn war sehr schwer. Meine Frau lag ab der 19. SSW wegen Blutungen uns Wehen im Krankenhaus. Dort wurden wir täglich damit konfrontiert,
daß unser Sohn sterben wird wenn er so früh auf die Welt kommt. Meine lag fast jede Nacht mit Wehen im Kreissaal. Mit unglaublichem Willen haben es beide geschafft, daß er dann
"erst" in der 26. SSW mit knapp 800 Gramm zur Welt kam. Nach der Geburt verbrachte unser Sohn die ersten Wochen nach der Geburt natürlich im Brutkasten. Leider war es dann so,
daß um den Brutkasten unseres Sohnes andere Frühchen nach und nach gestorben sind, obwohl sie später zur Welt kamen, größer und schwerer waren als er. Zudem sagten uns die
Ärzte, daß wir wegen der frühen Geburt mit diversen Spätschäden rechnen mußten. Heute ist unser Sohn gute 5 Jahre alt - er ist total gesund, hat alles aufgeholt und ist ein unglaublich
aufgeweckter und cleverer Junge.

Ende 2011/Anfang 2012 entschlossen wir uns zu einem zweiten Kind. Bereits in der Anfangsphase der Schwangerschaft (etwa ab der 4. SSW) veränderte sich meine Frau. Sie wurde überängstlich
was die Schwangerschaft anging. Sie bekam Alpträume von toten Babies im Brutkasten. Kurz und knapp: Die verdrängten Erlebnisse nach der Geburt unseres Sohnes holten sie leider ein.
Dieser Zustand wurde dann auch nicht besser, so daß ich mich mit Ihrem Frauenarzt in Verbindung gesetzt habe, der eigentlich schon darauf gewartet hat, daß wir uns melden. Nach einer
gewissen Zeit der Beobachtung und in Absprache mit ihm, den Ärzten im Krankenhaus und uns beschlossen wir dann unsere Tochter etwa 1 Woche vor errechneter Geburt per Kaiserschnitt
zu holen, da jeder weitere Tag der Schwangerschaft weder dem Kind noch der Mutter gut tun würde.

Alle dachten, daß sich der Zustand meiner Frau dann bessern würde - was leider ein Irrtum war. Die Depressionen wurden noch schlimmer. Ich konnte meine Frau dann unter Mithilfe des Frauenarztes
dazu bringen, sich psychologisch betreuen zu lassen (1mal/Woche). Leider bringt aber auch das nicht sehr viel. Meine Frau ist sehr oft total abwesend. Sie ist mit den Kindern und dem Haushalt
völlig überfordert. Deshalb habe ich bei der Krankenkasse für einen gewissen Zeitraum nach der Geburt eine Haushaltshilfe beantragt. Zu dieser Zeit war es dann auch soweit ok. Seit Dezember letztes
Jahr ist diese Hilfe der KK aber weg. Seitdem hat meine Frau immer wieder kurze Phasen in denen alles läuft, aber das sind meist die Wochenenden, an denen ich auch daheim bin. Ansonsten ist es sehr oft so, dass ich nach Hause komme, sie schon total durch ist und oft gleich schlafen geht. Ich bin dann noch für die Kinder da, geh mit ihnen raus, essen mit ihnen und bringe sie ins Bett. Wenn nachts etwas ist und sie wach sind, kümmere auch zu 90% ich mich darum damit meine Frau schlafen kann. Das machen wir jetzt schon seit einigen Monaten. Da ich aber geschäftlich ab 6.00 Uhr bis etwa 18 Uhr außer Haus bin, macht mir das langsam selbst körperlich und psychisch zu schaffen, da ich natürlich in der Arbeit oft mit dem Kopf daheim bin. Es gab auch schon Tage, da hat meine Frau nur gewartet bis ich mit den Kinder draußen spazieren war, um dann mit dem Auto einfach wegzufahren. Sie ist dann aber so durcheinander, daß sie nicht weiß wie sie ist. Auf Anrufe reagiert sie dann nicht. Sie sitzt dann völlig verwirrt im Auto
und meldet sich dann gegen später wieder. Da sie dann zum Teil nicht mehr weiß wo sie ist, macht das für mich die Suche nach ihr mit 2 kleinen Kindern nicht einfach. Mittlerweile war es die letzten Wochen auch schon so, daß sie bei einem Telefonat mit mir sprachlich etwas "geleiert" hat. Dieses Gefühl haben mir auch andere aus unserem Umfeld bestätigt. Wenn ich dann daheim war, machte sie auch einen betrunkenen Eindruck auf mich. Nachdem ich daraufhin die letzten 2 Wochen verstärkt aufgepasst habe wann sie sich so verhält und wie sich an diesem Tag der Inhalt von Flaschen aus unserer Bar verändert, kann ich leider nicht mal mehr einen "Alkoholmissbrauch" ausschließen. Im Moment bin ich total überfordert. Da meine Frau auf nachfragen meist sehr aggressiv reagiert, kann ich hier auch nichts
ausrichten. Im Moment entgleitet mir alles und ich weiß nicht mehr wie ich weiter machen soll bzw. wie ich ihr helfen kann.

Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand Tipps geben könnte, was ich tun kann um meiner Frau zu helfen. Ich möchte meine Frau und unser tolles Familienleben wieder zurück.

Ich bedanke mich im Voraus,
LG

Thorsten
Zarra
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Zarra »

Hallo Thorsten,

das ist natürlich eine harte Vorgeschichte mit Euren Kindern. Und egal, was sonst noch sein kann, scheint mir klar, daß Deine Frau das nicht verarbeitet hat - ist ja auch sehr schwierig. Und mir scheint es so, daß sie (und damit auch Du) dringend Hilfe braucht.

Du schreibst von psychologischer Betreuung einmal in der Woche. Ist diese gut, gut genug? Du klingst nicht sehr überzeugt. ... vielleicht mal zumindest jemand Zweites aufsuchen? - Ich nehme mal an, daß sie noch bei keinem Psychiater war, oder? - Was sagen denn Hausarzt und Gynäkologe dazu?

Mir scheint, daß Deine Frau auf alle Fälle die Möglichkeit braucht, das Erlebte psychisch irgendwie weiter zu verarbeiten. (Du vielleicht auch, das weiß ich nicht.) Das ist wohl das erste, um das Ihr Euch bemühen solltet. Vielleicht kannst Du ja auch den Gynäkologen fragen, ob er etwas Spezielles für diesen Problembereich empfehlen kann. (Außer es gibt noch weitere bekannte Problembereiche außer den benannten.) - Ob erst mal auch ggf. Antidepressiva zusätzlich (!) helfen könnten, muß wohl ein Fachmann entscheiden.

Ein Klinikaufenthalt ist bei oder auch mit kleinen Kindern natürlich immer erst recht doppelt zu überlegen. (Als Orientierungshilfe, auch falls es um Mutter-Kind-Aufnahme gehen sollte, kann vielleicht diese Seite dienen: http://www.depressionsliga.de/kliniksuche.html;" onclick="window.open(this.href);return false; ggf. auch privat/gesetzlich vorher einschränken.)

Viele Grüße
Zarra
(Ich bin Betroffene, doch für die Infos ist das, glaube ich, egal.)
wiesmann
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Zara,

vielen Dank für Deine Antwort.

Zunächst zu mir. Ich bin davon nicht soooo sehr betroffen (von der Zeit der ersten Geburt), da ich irgendwann ja auch wieder arbeiten mußte und nach der Geburt meine Frau Tag und Nacht am Brutkasten
saß. Ich war ja nach einer Zeit nur ab dem Nachmittag da. Meine Frau hat die Probleme da auch gut überspielt.

Zu der aktuellen Betreuung meiner Frau kann ich nicht viel sagen. Ich weiß nur, daß sich der Zustand nicht wirklich gebessert hat. Ich habe mich nach ein paar Tagen an denen es meiner Frau wieder super schlecht ging mit der Psychologin in Verbindung gesetzt. Sie hat mich dann nach ein paar Dingen gefragt. Mittags hatte sie dann das Gespräch mit meiner Frau und hat ihr dann natürlich erzählt, daß ich mich
bei ihr gemeldet habe. Da war natürlich was los. Meine Frau fühlte sich von mir hintergangen und wollte die Therapie sogar abbrechen. Deswegen bin ich auf sie auch nicht so gut zu sprechen.

Meine Frau hat das erlebte definitiv nicht verarbeitet. Das hat sie sich bereits eingestanden. Leider macht sie, wie gesagt, total dicht wenn ich sie auf andere Maßnahmen, Gespräche etc. anspreche. Dann
sagt sie sofort: Für dich bin ich doch eh krank! Da komme ich im Moment leider nicht an sie ran.

Das einzige was ich machen könnte wäre vielleicht nochmal die Kontaktaufnahme mit ihrem Frauenarzt. den kenne ich ja auch und der ist super lieb und begleitet uns seit der Geburt unseres Sohns.
Evlt. kann mir er wirklich weiterhelfen oder weider das Gespräch mit meiner Frau suchen.
Zarra
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Zarra »

Hallo Thorsten,

leider macht eine Krankheit wie Depression mit allen Beteiligten etwas, was diese nicht unbedingt wollen - und die Kommunikation und das Verständnis sind für beide Seiten schwierig.

Vielleicht hilft es, wenn Du Deiner Frau klar machen kannst, daß Du keine Schuld bei ihr suchst und daß Du sie wegen der Krankheit auch nicht abwertest, sondern MIT IHR ZUSAMMEN (!) einen befriedigenden Weg für sie, Dich und Eure Kinder suchen möchtest. Ich denke wirklich, daß das alles sehr heftig war und daß sie sich in keinster Weise schämen muß, das nicht verarbeitet zu bekommen!!

... vielleicht solltest Du auch nicht hinter dem Rücken Deiner Frau telefonieren (so klang es zumindest), sondern ihr anbieten mitzugehen, mal die Therapeutin oder den Arzt anzurufen, Deiner Frau vermitteln, daß Du (!) Dir Sorgen machst, daß Du (!) deshalb gerne mit dem Arzt oder mit der Therapeutin reden würdest. Oder mit ihr zusammen beraten, wen sie wie kontaktieren könnte.
wiesmann hat geschrieben:Meine Frau hat die Probleme da auch gut überspielt.
Na, es hätte ja auch wenig geholfen, wenn sie da zusammengebrochen wäre. Außerdem kommt manches erst im nachhinein, das ist leider so (ich kenne das aus allerdings anderen Bereichen auch).
wiesmann hat geschrieben:Deswegen bin ich auf sie auch nicht so gut zu sprechen.
Du auf die Therapeutin? - Ich finde es fair, okay und "notwendig", daß die Therapeutin Deiner Frau gesagt hat, daß Du angerufen hast. Schließlich ist das ja auch nichts Schlimmes, sollte nichts Schlimmes sein, oder?!! Das ist also eher ein Problem zwischen Deiner Frau und Dir. Denn eigentlich hat die Therapeutin auch Dir gegenüber Schweigepflicht - und wenn sie gut ist, hat sie sich auch daran gehalten, selbst wenn sie Worte zu Dir gesagt hat, die stimmen (anlügen geht m.E. auch nicht, höchstens kann man auf die Schweigepflicht verweisen; ich schätze aber mal, daß das bei Euch "harmloser" war).

Wie sieht es denn mit anderen nahen oder näheren Personen aus? Geschwister oder Eltern Deiner Frau, Freundinnen, Bekannten über Krabbelgruppe oder in der Nachbarschaft?!? Manchmal hat da jemand etwas mehr Außenstehendes mehr Chancen. Außerdem: Wenn viele Ähnliches raten ... obwohl man dann natürlich auch entnervt sein kann. Andererseits scheint es Deiner Frau ja einfach nicht gut zu gehen.

Alles Gute!
Zarra
wiesmann
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Zarra,

Danke für Deine Antwort.

Ihren Frauenarzt hatte ich damals mit dem Einverständnis meiner Frau angerufen und ihn um Hilfe gebeten. Die Psychologin habe ich dann tatsächlich ohne Wissen meiner Frau angerufen, weil sie
zu diesem Zeitpunkt für bestimmt eine Woche jeden Abend/Nacht sehr aggressiv war und ich nicht mehr weiter wußte. Da wollte ich nur ein paar Tipps von ihr, wie ich helfen kann.

Leider ist es so, daß wir aus ihrem direkten Umfeld niemand großartig mit einbeziehen können. Ihr Bruder und ihre Mutter haben da nicht sehr viel Verständnis und wollen sich mit solchen
Themen auch gar nicht auseinandersetzen (haben sie bei Gesprächen über andere Leute klar gemacht). Den Vater dann mit einzubeziehen ist so auch schwer, da er dann natürlich bissel
zwischendrin sitzt. Aber er weiß zumindest ein bischen was über ihren Zustand. Ich habe da ein etwas einfühlsameres Umfeld. Meine Mutter ist immer für sie da und weiß auch über alles
Bescheid. Mein Vater auch. Dann haben wir noch eine gemeinsame Freundin die in einer ähnlichen Situation war, die habe ich letzte Woche gebeten, daß sie sich doch bitte mal bei ihr meldet.
Vielleicht kommt da ein gutes Gespräch zwischen den beiden zustande und es geht wieder ein Stück in die richtige Richtung.

Ich selbst bekomme jetzt bald ein neues Aufgabengebiet in der Firma und werde unter der Woche regelmäßig 3 Tage unterwegs sein. Deswegen muß ich wissen, daß meine Frau und die Kinder
gut aufgehoben sind. Ich mache mir so große Sorgen, daß ich dann keine ruhige Minute habe.

LG
Thorsten
Reve
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Reve »

Hallo Thorsten,

Postnatale Depression ist hölllisch, ich hatte das auch und keinerlei Hilfe zu der Zeit. Der Gynäkologe reagierte damals eher lasch. Aus der heutigen Sicht würde ich unbedingt zu einem Facharzt gehen, also zum Psychiater (vielleicht mit Zusatz Neurologe).

hier ein Link, wo es ganz gut beschrieben steht.
http://www.buendnis-depression.de/depre ... geburt.php" onclick="window.open(this.href);return false;


Hier das Wichtigste:

• Die medikamentöse Behandlung führt am schnellsten zu einer Besserung der Beschwerden, z.B. Schlafstörungen, Angst und Unruhe. Somit hilft sie, die Energie für die Bewältigung des Arbeitsalltages wieder zu finden, u.a. durch schlaffördernde Wirkung. In enger Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt werden mögliche Medikamente und eventuelle Nebenwirkungen für Mutter und Kind besprochen.
• Ziel psychotherapeutischer Maßnahmen ist die Bewältigung der Krankheitssymptome durch Aufklärung über die Erkrankung, das Erlernen des Umgangs mit Symptomen, die Einstellung auf die neue Situation in Familie und Beruf und die Etablierung einer guten Mutter-Kind-Beziehung. Dabei ist der Einbezug des Partners und weiterer Angehöriger unbedingt notwendig, um familiäre und partnerschaftliche Konflikte zu bearbeiten und Chancen der Entlastung zu besprechen. Therapeutisch wirksame Alternativen zu antidepressiver Medikation sind bei Müttern mit postpartaler Depression von besonderer Wichtigkeit, weil sie Medikamente wegen des Stillens (die meisten Medikamente treten in die Muttermilch über) oder aus anderen Gründen häufig ablehnen.
• In manchen Fällen ist es hilfreich, eine Hebamme, Gemeindepflegerin, Sozialarbeiterin und verschiedene andere Betreuungsdienste einzubeziehen.
• In Mütter- und Selbsthilfegruppen können Bewältigungsstrategien für Stressoren und Konflikte besprochen und geübt werden. Zudem werden Informationen zu Entwicklungsschritten des Kindes vermittelt, was der Mutter Sicherheit gibt. Vorteil gruppentherapeutischer Interventionen ist der Anstoß zum Aufbau sozialer Kontakte.
• In einigen Fällen ist auch ein Klinikaufenthalt angezeigt, um das Leben von Mutter und Kind zu schützen.



Das mit dem Arbeitswechsel finde ich jetzt ganz ungünstig, also die Tatsache, dass du 3 Tage nicht da bist. Kannst du da nicht mit den Vorgesetzten reden und was ändern, damit deine Frau wenigstens die Gewissheit hat, dass du abends heim kommst. Zusammen mit einer medikamentösen Medikation, engmaschiger Psychotherapie und vielleicht einer Elterngruppe oder Ähnlichem kann es vielleicht (hoffentlich schnell) wieder besser werden.

LG, Carin
wiesmann
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Carin,

vielen Dank für Deine Nachricht.

Wie lange hat es bei Dir gedauert bis eine Besserung eingetreten ist?
Was hast Du denn allein unternommen, wenn Du damals allein warst?

Ich habe im Moment auch kaum eine ruhige Minute wegen meinen Jobwechsel. Leider wechsel ich komplett die Firma, da sich eine Möglichkeit geboten hat, auf die meine Frau und ich (aus beruflicher Sicht)
bereits länger gewartet haben. Ich werde natürlich sehen, daß ich meine Abwesenheit so gering wie möglich halte, möchte aber bei meinem neuen Arbeitgeber auch nicht gleich in den ersten Tagen mit der Türe ins Haus fallen, was den Zustand meiner Frau betrifft. ich werde aber sehen, daß ich zumindest immer nur einer Nacht weg bin und die zweite Nacht entweder nach Hause kann oder meine Frau mit Kindern für eine Nacht zu mir ins Hotel kommen. Da ich für unseren Sohn auch die Bezugsperson bin, fällt mir die Abwesenheit von daheim auch wegen ihm furchtbar schwer.

Meine Frau bekommt bereits Medikamente, die sie aber nur einnehmen soll, wenn sie merkt das ist stressig wird und sie nervös ist. Dann darf sie auch nicht stillen und wir geben unserer Tochter dann die Flasche, was mittlerweile auch ganz gut klappt.

Solange die Haushaltshilfe von der caritas da war, hat alles wirklich einigermaßen funktioniert. Aber mittlerweile bekommt meine Frau den Haushalt nicht mehr in Griff. Sie ist sofort überfordert und dann ist der Tag natürlich gelaufen.
Ich habe natürlich auch betreffend dem Alkoholkonsum verstärkt Angst, denn damit kann ich leider gar nicht umgehen.

Bezüglich dem Einbeziehen anderer Personen ist es etwas schwer. Wie schon erwähnt geht das mit ihrer Familie gar nicht, da hier völlig das Verständnis fehlt und meine Frau da auch total zu macht.
Meine Eltern (die wohnen nur 300 Meter entfernt) wissen Bescheid und helfen ihr tagsüber auch wo es geht. Unseren Sohn vom Kindergarten abholen und nach Hause bringen,... Meine Mutter ist zum
Glück auch sehr einfühlsam und sucht immer wieder das Gespräch mit meiner Frau.

Es ist leider nicht einfach mit meiner Frau über Lösungen wie erneuten gemeinsamen Arztbesuch etc. zu sprechen, da sie sofort dicht macht und sich angegriffen fühlt. Ich versuche jetzt evtl. über die Krankenkasse bzw. die Caritas nochmal irgendwie an Hilfe zu kommen um so evtl. auch nochmal Kontakt zu einem Psychologen oder was auch immer zu kommen.
Eine Gruppentherapie wäre sicher eine sehr gute Idee, da soziale Kontakte sehr wichtig sind. Meine Frau igelt sich leider mit unseren Kindern sehr gerne ein. Eben auch mit unserem Sohn, für den in seinem Alter natürlich gleichaltrige Freunde auch sehr wichtig sind. Aber diese Kontakte muß ich auch selbst anstoßen da meine Frau sich hierzu nur sehr schwer aufraffen kann. So schaue ich, daß ich während der
Arbeit sehe, daß ich Termine für usneren Sohn ausmache und sehe dann, daß meine Frau diese auch möglich macht.

LG Thorsten
Zarra
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Zarra »

Hallo Thorsten,
wiesmann hat geschrieben:Dann haben wir noch eine gemeinsame Freundin die in einer ähnlichen Situation war, die habe ich letzte Woche gebeten, daß sie sich doch bitte mal bei ihr meldet.
Das klingt doch gut!

... oder ggf. einer Deiner Elternteile bzw. Deine Mutter - ist doch super, daß die so nah wohnt (... wobei das u.U. natürlich für Deine Frau auch ein Problem sein könnte -?).
wiesmann hat geschrieben:Die Psychologin habe ich dann tatsächlich ohne Wissen meiner Frau angerufen, weil sie zu diesem Zeitpunkt für bestimmt eine Woche jeden Abend/Nacht sehr aggressiv war und ich nicht mehr weiter wußte. Da wollte ich nur ein paar Tipps von ihr, wie ich helfen kann.
Ich wollte Dir keinen Vorwurf machen. Und es sollte Dir nach einer vielleicht ersten, nicht so freundlichen Spontanreaktion auch kein anderer einen Vorwurf deswegen machen. Denn es war klar geworden, daß Du nichts Böses wolltest, sondern Dir "nur" Sorgen gemacht hast. Trotzdem ist es vermutlich gut, wenn sich das genau so nicht wiederholt; ggf. kann man dem anderen zumindest ankündigen, daß man das tun wird - kostet eventuell etwas Mut und strapaziert das Klima, ist aber transparenter und vielleicht in einer Partnerschaft oder Ehe schon angesagt.


... ... ich bin am Hin- und Herüberlegen ... ob wohl mehr die Depression an sich ... oder eben bei dieser Symptomatik das Erlebte mit Eurem Sohn im Vordergrund stehen könnte ...
Ich stelle die folgenden Links jetzt einfach mal ein, - einfach falls letzteres der Fall sein sollte ... und Ihr ggf. spezielle Ansprechpartner sucht ... vielleicht könnten dann genannte Adressen als Vermittlungs- oder Hinweispartner dienen.
http://www.femina.uni-bonn.de/ (war ein Link ausgehend von http://www.embryotox.de/frauen_psyche.html)
http://www.bindungsanalyse.de/, http://www.bindungsanalyse.de/kontaktad ... ressen.php (Da geht's mehr um das Positive, obwohl ich denke, daß einen mehr Probleme dazu treiben, und ich bin auch in einem leicht anderen Zusammenhang darauf gestoßen, und ich weiß auch nicht, wie sehr eine Kassenzulassung verbreitet ist, ... doch zumindest könnte man da fragen, ob sie jemanden für den speziellen Fall empfehlen könnten.)

LG, Zarra
wiesmann
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Zarra,

nochmal vielen Dank.
Ich werde mir die Links auf jeden Fall genau anschauen.
wiesmann hat geschrieben:Dann haben wir noch eine gemeinsame Freundin die in einer ähnlichen Situation war, die habe ich letzte Woche gebeten, daß sie sich doch bitte mal bei ihr meldet.
Das klingt doch gut!

... oder ggf. einer Deiner Elternteile bzw. Deine Mutter - ist doch super, daß die so nah wohnt (... wobei das u.U. natürlich für Deine Frau auch ein Problem sein könnte -?).

Über meine Eltern ist sie im Großen und Ganzen eher froh. Da sie zu ihnen ein besseres Verhältnis hat als zu ihren eigenen Eltern. Speziell zu ihrer Mutter hat sie ein eher schwieriges Verhältnis.
Manchmal ist sie von meinem Vater etwas überfordert. Er will zwar auch nur helfen, hat da aber von Natur aus eine etwas emotionslose Herangehensweise. Aber er meint es immer gut. Ansonsten
sind meine Eltern eine große Hilfe und da bin ich sehr dankbar. Durch meinen Vater kommt auch unser Sohn regelmäßig raus (Fahrradfahren, Fußball spielen,...) auch wenn es meiner Frau gerade nicht
so gut geht.

Einen weiteren Versuch einen Arzt zu kontaktieren ohne es vorher mit meiner Frau zu besprechen wird es auch definitiv nicht mehr geben. Ich bin davon geheilt ;)
Reve
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Reve »

Hallo Thorsten,

das ist schon ganz schön verfahren. Vor allen Dingen muss sie selbst ja mitspielen. Einfach erkennen, dass es halt jetzt eine postnatale Depression ist, die jeder 7. hat und die behandelt gehört.

Wenn ich jetzt an meine Zeit zurückdenke, ich wollte ja unbedingt stillen, ich weiß nicht, ob es da Antidepressiva gibt, mit denen das geht.
Dass sie selbst doch mit ihrem vertrauten Gynäkologen spricht, führt da kein Weg hin? Sie hat doch sicherlich eh wieder Termin.
Und wenn das mit der Flasche eh klappt, wäre das dann ja vielleicht die bessere Möglichkeit.... muss ein Facharzt beurteilen.

Mit dem Einigeln, sie braucht eben viel Ruhe, der Kleine wird doch eh in der Kindergarten gehen, also da jetzt noch zuviel Getöse ist bestimmt kontraproduktiv. Wäre für mich tödlich gewesen. Ich wollte nur noch Ruhe, ein leises Haus.

Ist ja toll, dass deine Famiilie da fürsorglich und zur Stelle ist.
Aber trotzdem, wie gesagt, ich empfand es schlichweg als Hölle.

Zu deinen Fragen: Bei ersten ging es,da starb allerdings gerade meine Mutter, beim zweiten, das ersehnte Mädchen, war es schon schwieriger (mir fehlte meine Mutter!)und beim Dritten dauerte es exakt ein halbes Jahr. Ziemliich massiv. Beim 2. hatte ich eine Haushaltshilfe, die einmal die Woche kam. So eine Art Omaersatz, da weit und breit niemand zur Stelle war. Vielleicht schaut ihr doch sofort nach einer Putzhilfe!

Was mir geholfen hat, spazieren gehen, ich bin stundenlang spazieren gegangen. Also mit den Kindern, teils auf Spielplätze dann. Mit Decke und so. Wahrscheinlich das Sonnenlicht, das Draußen sein, hat mich aufgemuntert. Daheim hats mich wieder angefallen. Außerdem hab ich für die Kids gestrickt,... dieses Hinwenden zu was Kreativem, das ist bis heute mein Stimmungsmacher. :) Ich hätte ganz sicherlich was Medikamentöses gebraucht.


Carin
Blümli
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Blümli »

Hallo ihr hier,

ich wollte euch nur ganz kurz zum Ausdruck bringen, dass mich eure "Konversation" hier sehr berührt...
So hab ich grad darüber nachgedacht warum es mich so berührt.
Vielleicht, weil es mir verdeutlicht wie schlimm und tückisch diese Krankheit Depression ist. Solch ein intensiver Austausch, wie gerade hier in diesem Thread, findet gerade hier in diesem Forum ja zwischen Angehörigen und Betroffenen statt, also eigentlich genau da, wo man ihn sich an akutem Ort und Stelle wünschen würde. Nur genau da funktioniert er in akuten Phasen nicht.
Und so macht dies hier für mich noch mal so richtig "sichtbar", dass Auseinandersetzung mit der Problematik Depression für jemanden in einer akuten Depression einfach nicht möglich ist, jene (Menschen in Depressionen) aber meist genau Personen sind, die eigentlich gerade auf der Beziehungsebene, sehr einfühlsame und sensible Menschen sind.

Das war's auch schon von mir. Leider kann ich ansonsten nichts helfendes anbieten... - es tut mir für Dich Thorsten sehr leid und ich schicke Dir ganz viel Kraft, damit Du lang genug Geduld aufbringen kannst, mit dieser schweren Situation umzugehen.

Herzliche und überaus respektvolle Grüße

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
wiesmann
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Registriert: 1. Apr 2014, 22:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Blümli,

Vielen lieben Dank für Deine Nachricht.

Ich weiß dass meine Geduld und meine Kraft reichen werden.
Ich liebe meine Frau und meine Kinder. Wir sind eine tolle Familie und bekommen das wieder hin.
Wie Du schon geschrieben hast ist es einfach nur sehr schwer mit meiner Frau über die Probleme zu sprechen.

Da es ihr die letzten beiden Tage wieder etwas besser ging wollte ich sie heute Abend mit einem gemütlichen Abend bei Kerzenschein, einem Glas Rotwein überraschen. Der Abend verlief auch wirklich sehr schön. Meiner Frau ging es sehr gut. Da sie tanzen wollte, haben wir auch das gemacht, im Wohnzimmer ;)
Irgendwann brach sie dann aber wieder eine Diskussion vom Zaun. Aus heiterem Himmel und provozierte aus meiner Sicht einen Streit. Alle Versuche meinerseits sie wieder zu beruhigen schlugen fehl. Sie machte mir vorwürfe und ging dann stink sauer ins Bett. Ich saß dann da, mit meinem Rotwein. So läuft es leider sehr oft. Das kostet viel Kraft, aber ich werde es wieder versuchen, auch wenn ich weiß dass selbst das kleinste falsche Wort zur "Explosion" führt.

Lg
Thorsten
wiesmann
Beiträge: 16
Registriert: 1. Apr 2014, 22:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Carin,

Dass sie diese Depression hat, das hat sie mittlerweile eingesehen. Aber Sie möchte es eben mit dieser wöchentlichen Gesprächstunde mit der Psychologin weiter machen. Da komme ich aktuell nur schwer an sie ran. Vor allem weil sie so oder so sehr schnell auf 180 ist.

Das Gespräch mit dem Gynäkologen müsset ich anstoßen. Das könnte ich machen wenn sie wieder ein paar bessere Tage hat. Dann fällt die Reaktion hin und wieder nicht so heftig aus. Aber ich denke auch dass es das beste ist wenn sie sich nochmal mit ihm unterhält, da er uns doch auch schon ein bischen vertrauter ist und sich selbst ja auch Sorgen macht.
Reve
Beiträge: 753
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Reve »

Hi,

Blümli, :) Danke für deine Rückmeldung, ich peinige mich eh gerne, ob ich nicht Falsches oder überhaupt zu viel Persönliches geschrieben habe… etc.

Thorsten, das hört sich doch jetzt schon gut an. Ich denke auf jeden Fall, dass sie bei der Psychotherapeutin gut aufgehoben ist.

Es geht ja vordergründig auch darum, das Erlebte zu sortieren, auch den Punkt mit dem Trauma, den Zarra anspricht.

Und dann geht’s natürlich auch darum, wie aktuell zu reagieren. Mein Therapeut hatte da einen guten Einfluss auf mich hinsichtlich des Explodierens.
Es gibt verschiedene Arten von Depression, ich habe die agitierte, unruhige Depression mit Rastlosigkeit, mit überschießenden Gefühlen, was zu einem regelrechten Chaos (ringsum ;) ) führen kann.

Und wenn die Therapeutin der Meinung ist, dass deine Frau zusätzliche Hilfe braucht (in Form von Medikamenten oder anderem) dann wird sie das wohl auch anregen.
Mein Therapeut hat eng mit meinem jetzigen Arzt „zusammengearbeitet“.

LG Carin
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Zarra »

Liebe Carin, lieber Thorsten, @all,
Reve hat geschrieben:Und wenn die Therapeutin der Meinung ist, dass deine Frau zusätzliche Hilfe braucht (in Form von Medikamenten oder anderem) dann wird sie das wohl auch anregen.
Da habe ich leider andere Erfahrungen ... - Schön, wenn es so ist, wie Du es beschreibst, Carin!
wiesmann hat geschrieben:Sie machte mir vorwürfe und ging dann stink sauer ins Bett.
Thorsten, es klingt nicht so, als ob es da wirklich Anlaß dafür gegeben hätte - eher Gefühlschaos Deiner Frau; dennoch ... vielleicht, weil ich nachvollziehen kann, daß man in einer Depression nicht von etwas absehen kann, auch wenn es nur ein Nebenproblem ist, vielleicht, weil ich nachvollziehen kann, daß man superempfindlich, überempfindlich reagiert: Einfach für Dich: Ist auch (!) etwas an den Vorwürfen dran? Und sei es nur eine Spur? Ich kenne Deine Frau nicht, aber mir in einer vorgestellten Situation und in depressiver Verfassung könnte es wohl helfen, wenn der andere zumindest diese Spur zugibt (erst mal nichts weiter, nur "zugeben", anerkennen!), falls es sie gibt, - es kann aber sein, daß das nur mein Thema ist und gar nicht das Deiner Frau.

Und, liebe Carin, ich fand es sehr gut, daß Du von Deinen Erfahrungen berichtet hast.

LG, Zarra
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Tabarka1 »

Hi Thorsten,
Herzlich Willkommen im Forum. Ich bin mit Kind und Mann und seiner Depression jetzt schon viele Jahre unterwegs und ich bin auch Haupternährerin.

Was ich für wichtiger halte als Deiner Frau zu helfen, ist dass es den Kindern und Dir gut geht. Das mag sich hart anhören, ist aber die Lektion die ich lernen musste, um mit einem depressiven Partner überhaupt (über) leben zu können. Es hat im Endeffekt keiner wirklich Einfluss darauf, wir es mit der Depression weiter geht. Am ehesten noch Deine Frau.

Ich habe für großzügige Kinderbetreuung gesorgt. Ich fahre mit Kind seit Jahren alleine in Urlaub, wir haben eine Haushaltshilfe, ich habe für das Kind und für mich für eine Therapie gesorgt. ... und er verändert sich langsam, seitdem ich mich nicht mehr um ihn kümmere.

Sind eure beiden Kinder ganztags im Kindergarten? Hast Du Therapie für Dich? Hast Du eine Putzfrau? Fährst Du mit den Kindern allein in Urlaub?

Besonders die umfassende Kinderbetreuung finde ich wichtig, weil die Kinder sich sonst schnell verantwortlich fühlen für den kranken Elternteil ( dies war und ist selbst bei uns zum Teil so und unsere Tochter hat damit einen Teil ihrer Kindheit verloren)

Ich wünsche Dir viel Kraft und den Mut zuerst für Dich und die Kinder zu sorgen.
GLG
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
Halo1
Beiträge: 8
Registriert: 4. Nov 2013, 13:14

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Halo1 »

Lieber Wiseman,

habe deinen Thread gerade gelesen und bin wirklich berührt über deine Liebe, deine Kraft und deinen Einsatz.
Deine Frau hat ein unglaubliches Glück mit dir. Sobald es ihr wieder besser geht, kann sie das auch sicher wieder erkennen.
Zuletzt geändert von Halo1 am 9. Mai 2015, 00:42, insgesamt 1-mal geändert.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von anna54 »

Hallo Thorsten
selten lese ich hier,aber dein Beitrag hat mich sehr berührt.
Hilfe muss her,jetzt und hier---und das jeden Tag---auch jede Nacht.
Zwei Kinder in dem Alter sind anstrengend,da ist eine kranke Mutter überfordert---jede Mutter kommt an Grenzen,jeder Vater auch.
Deine Frau wird täglich nur das Überleben schaffen,vom Gesund-werden weit entfernt.
Die Vorgeschichte ist schlimm---war ein schmerzlicher Weg---aber überlebt,zwei Kinder sind geboren---welch ein Glück!!!!
Jetzt aber bitte sofort----
die Mutter schützen,damit sind auch die Kinder geschützt.
Es gibt inzwischen überall Hilfe,über Krankenkassen,ja auch über Jungendämter---hab selbst Jahre ehrenamtliche Familienhilfe gemacht.

Aber nicht Warten,vom warten wird nichts besser.
Nichts ist schlimmer für eine Mutter,wenn sie spürt,sie kann ihre Kinder nicht versorgen,das sind ganz tiefe Abstürze,wie auch fast unbegreiflich ist,was sie durchgemacht hat,um zwei Kinder gesund ins Leben zu bringen.

Vertrauen,ich bin nicht allein---das muss erst kommen,das muss als immer gegeben gesehen werden,bloß keine neuen Verletzungen,sonst fällt sie noch tiefer.
Wie man---Du--- das aushalten sollst,das weiß ich nicht---aber ich kenne Mütter---auch aus einer 40jährigen beruflichen Tätigkeit.
Wer der Mutter hilft---hilft den Kindern---!!!!!!!!!!!

Das die Eltern der Mutter auf Abstand gehen----schlimm,nichts ist zu erzwingen,aber da sind Gott sei Dank deine Eltern.
Das tiefste Vertrauen ins Leben---ich kann es hüten,nähren,bewahren---ist zerrissen.
Da sind Jahre notwendig,die Wunden wieder zu schließen.
Ich würde auch schauen,ob eine Klinik erreichbar ist,jede fachliche Unterstützung suchen,ich kenne Kliniken,die nehmen Mütter und Kinder auf,auch in Form einer Tagesklinik.
In Münster gibt es so eine Klinik,damals in Deutschland die erste Tagesklinik für die ganze Familie.
Suche,suchen---Fachleute fragen,ihr seid nicht allein----je früher die Hilfe---um so kürzer die Therapie,auch für die Kinder.
Ich kenne beide Seiten
habe selbst seit jahrzehnten Depressionen,die intensive Mutterzeit hab ich gut geschafft,jetzt wieder neue Episoden.
Aber Kinder brauchen standfeste Eltern---auch vertretungsweise andere Bezugspersonen.

Ich habe in der letzten Tagesklinik eine junge Mutter "betreut",in Absprache mit dem Team.
Vertrauen aufbauen----
zur Seite stehen
die Hand reichen
die größte Not beseitigen
einfach in den Arm nehmen
loben-loben.loben!!!!!!!!

Auch ist die Frühchenabteilung vielleicht ein Informant für gute Therapeuten,keiner der Eltern geht da unbeschadet wieder raus---also da mal fragen.

Und eins ist sicher---nie glauben,sie könnte,wenn sie nur wollte---sie kann nicht---sie hat nur überlebt!
Kritische Worte-leider
ich bewundere aber deine Offenheit,gut,dass du hier schreibst.
Sorge auch für dich,wie auch nimmer.
Ich hab keine Lösungen,nur Wegweiser
von Herzen alles Guten,nur Mut---es wird besser---mit jedem Tag---mit jeder durchstandenen Nacht.
anna54
wiesmann
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Zarra,

vielen Dank.
Wenn wir in einer ruhigen Minute reden können, dann sagt mir meine Frau öfter, dass es ihr Leid tut, dass sie weiß, dass sie sehr überempfindlich ist und überreagiert. Mein Problem ist, daß ich im Laufe der Zeit
einfach gehemmt bin, weil ich nichts falsch machen möchte. Denn was dann passiert weiß ich.... Deshalb verhalte ich mich oft defensiv, auch wenn ich meiner Frau eine Überraschung bereite, bin ich eher vorsichtig.
Sie erwartet dann aber dass ich mehr aus mir herauskomme. Aus den benannten Gründen und weil mir mittlerweile manchmal auch die Kraft fehlt, handle ich dann nicht immer so wie sie es sich vorstellt, was dann leider
zu dem führt was die Situation in 99 % der Fälle ausarten lässt - einer Diskussion, die in wilden Vorwürfen und Aggressivität endet und somit der Tag genau so zu ende geht wie ich es nicht gewollt habe. Am nächsten Morgen ist aber auch sofort alles wieder erledigt.
wiesmann
Beiträge: 16
Registriert: 1. Apr 2014, 22:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Halo1,

vielen Dank für deine Nachricht.

ich werde weiter alles tun damit es meiner Frau besser geht. Auch wenn ich bei ihr in dem Moment auf Unverständnis stoße. Aber ich weiß ja, daß sie es auch gut findet, wenn wir sachlich darüber sprechen.
Ich freue mich ja auch, wenn ich sehe, wenn sie wieder einen Tag oder auch zwei Tage hat an denen es ihr besser geht. Das ist dann eine tolle Belohnung für mich und ein Zeichen, daß wir hoffentlich auf einen guten und richtigen Weg sind.
wiesmann
Beiträge: 16
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Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo anna54,

ich danke Dir für Deine liebe Nachricht.

Ich bin durch Kontakt mit der Krankenkasse zu versuchen ob die Möglichkeit besteht wegen der Krankheit miener Frau eine Haushaltshilfe zu bekommen. Aber das scheint nicht so einfach - leider.
Aber ich kämpfe und nehme diese Woche noch Kontakt mit der Caritas auf. Die haben uns letztes Jahr schon einmal geholfen.

Im Moment schaue ich daß ich Kontakte zu meinen Bekannten intensiviere, die ebenfalls Kinder haben. Meine Frau kann die besuchen oder anders herum. Die Kinder sind alle im Alter von unserem Sohn
5-6 Jahre). So hat er meist außerhalb des Kindergartens (täglich bis 12.00) jemand zum Spielen und neue Freunde. Zusätzlich hat miene Frau auch Ablenkung und soziale Kontakte.

Offen muß ich sein. Ich freue mich über Tipps von hier und bin für alles offen, was mich und meine Familie weiter bringt. Da hilft es nicht wenn man drum herum redet ;)

LG
Thorsten
wiesmann
Beiträge: 16
Registriert: 1. Apr 2014, 22:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Tabarka1,

ich versuche alles, daß es den Kindern gut geht. Wie oben bereits beschrieben aktiviere ich meine Bekannte, die auch Kinder haben für Treffen mit meiner Frau, solange ich nicht daheim bin. Die Frauen sind alle froh, weil sie tagsüber auch mit dem Kindern allein sind. Zumindest unser Großer hat so neue Kameraden zum Spielen und die MÜtter kümmern sich immer ganz lieb um usnere Kleine. Gemeinsame Spaziergänge oder gemütliches Beisammensein auf der Terrasse tun meiner Frau dann auch gut - sagt sie. Natürlich darf das dann aber auch nicht in Stress ausarten ;) Zusätzlich schaut meiner Schwester mit den Kindern und miener Eltern auch immer vorbei, bzw. melden sich.

Von den Kindern ist nur unser Sohn (5 Jahre) bis 12 Uhr im Kindergarten. Unsere Tochter ist erst 6 Monate alt, sie ist daheim bei miener Frau. Mit unserem Sohn versuch ich soviel Freizeit wie mgölich zu verbringen. Jeden Tag nach der Arbeit - Spazieren gehen, Fahrrad fahren, Fußball spielen.... hin und wieder mit der Kleinen. Am Wcohenende sind war uach mal den ganzen Tag unterwegs, damit miene Frau etwas Ruhe hat und die Kinder etwas Action haben.
Zarra hat geschrieben:Hast Du Therapie für Dich? Hast Du eine Putzfrau?
Ich habe für mich keine Therapie. Ich wüßte auch gar nicht wann ich das noch machen sollte ;)
Eine Putzfrau haben wir aktuell auch nicht. Ich bin aber auch hier am überlegen, was hier die beste Lösung ist, um meine Frau so gut es geht zu entlasten.


LG
Thorsten
wiesmann
Beiträge: 16
Registriert: 1. Apr 2014, 22:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Übers Wochenende habe ich meine Frau und die Kinder spontan nach Köln eingeladen. Da das Wetter und das Hotel wirklich super toll waren, hatten wir auch ein wunderschönes Wochenende. Meine Frau
hat endlich mal Köln erlebt und konnte abschalten. Bis auf eine Situation an der sie wieder bissel "hektisch" wurde, war alles gut. Sie konnte bissel die neuen Eindrücke genießen und freute sich mal wieder
etwas raus zu kommen und auf andere Gedanken zu kommen ;)
Babi
Beiträge: 1963
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von Babi »

Hallo Thorsten,

das hier alles kommt mir sehr bekannt vor aus eigener Erfahrung.
Die Situation ist in der Tat nicht einfach, die du da hast und ich finde dein Engagement toll.

Deine Tochter ist jetzt ein halbes Jahr alt, es kann auch durchaus sein, daß bei deiner Frau einfach Hormonstörungen durch die Geburt aufgetreten sind, bei mir hat das ca. 1 Jahr gedauert. bis sich die Hormone wieder ganz eingependelt hatten. Du kannst das auch bei der Frauenärztin testen lassen, denk ich, soviel ich weiß, kann man da einen Hormonspiegel machen lassen.

Und ich kann dir noch einen wichtigen Tipp geben. Ich war auch total schlaff und aggressiv nach der Geburt das ging so lange bls ich mal Blut hab abnehmen lassen.
Und da wurde festgestellt, daß mein Eisenwert im Blut durch die Geburt meines Sohnes rapide abgenommen hat und komplett im Keller war. Das war dann auch der Grund warum ich öfter aggressiv und schlapp war, ich hab dann ein hochdosiertes Eisenpräparat also Tabletten bekommen und nach so ca. 3 Wochen begann sich das mit der Aggressivität und Schlappheit bei mir zu legen.

Du hast viel Geduld mit deiner Frau, ich bewundere dich sehr, man merkt wie sehr du sie liebst. Vielleicht kannst du sie überzeugen, dass sie mal ihre Blutwerte testen lässt.
Ich habe damit zu lange gewartet, weil ich nicht daran gedacht habe, daß es auch daran liegt. Sie sollte das dringend tun.

Und schau mal: http://www.gesundheitsberatung.de/vital ... tAodQ3UATg" onclick="window.open(this.href);return false;"

Während der Stillzeit ist der Eisenbedarf des Körpers noch erhöht, und bei Frauen ist sowieso sehr viel Eisenbedarf nicht nur durch Stillen sondern auch durch die Periode, bei der man auch viel Eisen verliert, besonders wenn man sie stärker hat. Und eine Schwangerschaft zieht auch viel Eisen aus dem Körper.
Deine Frau sollte das unbedingt abklären lassen.

Alles liebe für dich Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
wiesmann
Beiträge: 16
Registriert: 1. Apr 2014, 22:16

Re: Ich will meine Frau nicht verlieren

Beitrag von wiesmann »

Hallo Babi,

vielen Dank.
Das werde ich bei meiner Frau mal anmerken. Das ist ja keine große Sache und das traue ich ich noch ;)
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