Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

hap
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von hap »

...und was sagt die Sektenbeautragte zu sowas?
hap
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von hap »

deep
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von deep »

Hallo in die Runde,

ich möchte mich einfach nur für diese Gedankengänge bedanken, die so schön in Worte fassen, was mir momentan diffus durch Kopf und Bauch geistert.
Ich habe sie mir ausgedruckt und werde sie mir auch noch einmal von Hand notieren.

Vielen, vielen Dank!

Karin
Liber
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Liber »

Liebe Clown,

ich finde es wunderbar, was du beschreibst !

Ich kenne solche Momente auch - leider kann ich ihre Essenz, nachdem sie vorbei sind, zumeist noch nicht ins alltägliche Leben "mitnehmen".

Deshalb meine Frage: konntest du mit diesem Geschehnis, das die verletzten Gefühle ausgelöst hat, anschließend noch in anderer Weise als bisher umgehen? Ich meine: reicht es, klar zu empfinden, deine eigenen Emotionen sind "Mist" und haben mit dir selbst, im Kern nichts zu tun, oder hat diese Erkenntnis dann noch Folgen? Versöhnung, Bereinigungen innerhalb der Beziehung, in der die vermeintliche Verletzung geschehen ist?

Danke dir!

Lieben Gruß
Brittka
Maximiliane
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Maximiliane »

Guten Morgen,

@hope
Eine Sektenbeau(f)tragte könnte damit vermutlich nichts, aber auch gar nichts anfangen. Weil diese Erfahrungen nicht erzwungen werden können, sie werden einem geschenkt. In dem Moment, wo du dich anstrengst, durch Meditation oder Gebet oder was auch immer, hast du es schon verloren.
Deswegen sind diese Momente so kostbar.
Und im Übrigen hat das mit Sekten überhaupt nichts zu tun. Es ist eine Menschliche Erfahrung, keine Ideologie. Das hast du falsch verstanden.

@Brittka
Tja, das ist etwas, wo ich immer wieder dran knabbere. Die Einflüsse von außen und meine innere Welt, die stehen mir oft da im Weg, mir meines heilen Inneren Kerns bewusst zu sein. Und das ist vermutlich meine Lebensaufgabe, mich soweit von allem zu lösen, dass ich an mich glaube und an das, was in mir ist, was mir niemand nehmen kann, was jedem von uns mitgegeben wurde, ohne dass man etwas dafür tun musste.
Guinevere
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Clown ( nur kurz rein , weil, wenn ich länger nicht online war, ich nur gaaanz schlecht lesen kann) mich allerfettest für Dich freut !!! Ich hab da eigentlich mit Reiki allerschönste Erlebnisse dazu.

Lässt sich dann so auch gut in den Alltag integrieren Brittka. Muss ich dann immer schmunzeln, wenn sich Kollege wegen des Resonanzfeldes wundert, eifert "Zu Dir sind sie immer sooo nett und freundlich". Bei manchen Beziehungen klappts halt leider nicht (edit: die zu meiner Mom z.B. hab ich auch schon versucht mit Reiki zu heilen -> vergeblich. Ist wohl zuviel Ego im Spiel, meint, es braucht immer zwei dazu ).

Liebe Aly , ich glaub (so nach meinen Erfahrungen), lest sich das nur so abgehoben (?) . Und manchmal kommts mir vor, als würde man sich durch es mit dem Verstand erklären wollen, darüber diskutieren, sich nur davon entfernen...

Herzlicher Gruß an alle!
Manu, die gerade - für Jeansmodenschau next WE - selbstbewusst und sexy laufen lernt ....(edit: *lach*, das wird noch viel Arbeit bei meinem Gang)
Clown
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Clown »

Liebe Brittka,

Antwort auf deine Fragen kommt noch, versprochen (eventuell per Mail, wenn es ok wäre?)

Manu, kannst du dir deines erhalten, dieses besondere Erlebnis?



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Guinevere
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Clown ,

hmm, das was mir noch etwas diesbezüglich zu schaffen macht, ist, das es mich, ein "ich" dann nicht mehr geben soll ( Thomas Hübl über das Leiden http://video.google.com/videoplay?docid ... 5991265510 ) , und, ja , z.B. besonders wie im Moment wieder @ Flutkatastrophe in Pakistan, dass nach der Aktivierung des "Lichtkörperprozesses" (der spirituelle Körper ist hauptsächlich ignoriert im Karma-Spiel, und schafft die Verbindung zur Ich-Bin-Essenz)
der Körper den kollektiven karmischen Schutt abstossen darf! und die sphärische Blaupause verunmöglicht, dass sich weiteres Karma ansammelt.

Lest sich vielleicht jetzt nach "Sekte" Aly

Also, wo ich mir denk, eigentlich wäre es wohl zum mitleiden, was anderes wäre vielleicht "eiskalt"...
(edit: das Mitleiden ne Gewohnheit in Kindheit entsprungen ist, sehe ich schon, aber...)

Ich drück Dich, Euch zwei mal lieb!
manu
Liber
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Liber »

Liebe Clown,

ja, sehr gern auch per Mail .



Liebe Manu,

du meinst, die positive Energie, die du ausstrahlst, wirkt sich auf die anderen aus? Ohne viele Worte?

Vielleicht wird dein Blick auf sie weiter und liebevoller und sie spüren das?




Liebe Häuptling,

ja, ich glaube auch, dass es bei mir eine Lebensaufgabe ist, mich nicht immer wieder von irgendwelchen inneren oder äußeren Auslösern in alte Assoziationen ziehen zu lassen. Das geschieht unglaublich schnell.

Aber immerhin wissen wir, DASS es eine Alternative gibt - das wusste ich jahrzehntelang nämlich überhaupt nicht.


Liebe Grüße
Brittka
Guinevere
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Brittka

du meinst, die positive Energie, die du ausstrahlst, wirkt sich auf die anderen aus? Ohne viele Worte?

Da bin ich mir sicher , auch diesbezüglich, dass man ganz andere Menschen, Beziehungen anzieht.

Vielleicht wird dein Blick auf sie weiter und liebevoller und sie spüren das?

Ich hol z.B. noch immer meine Tochter von der Arbeit ab. Sie wäre mittlerweile 19 gewesen, traut sich aber den Führerschein nicht machen , weil sie Angst hat, sie könnte jemandem was zu leide tun, nen Unfall verursachen.
Ich verbring dann gerne meine Zeit mit auf sie warten mit Reikiübungen, um nicht mit jeder Minute, Sekunde mehr Stress zu bekommen, und sie dann dementsprechend *autsch * zu erwarten, da derartige Schwingungen in ihr anklingen zu lassen...

Lieben Drücksler und nen schönen Abend auch an Dich!
manu
Maximiliane
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Maximiliane »

Tja, und was mache ich jetzt damit mit den ganzen innerne Weisheiten?

Deswegen fühle ich mich trotzdem heute besch... eiden und kein bisschen Selbstbewusst.
Klug geredet und dennoch nicht weiser

Scheiß Depression und sonstiges. Das Leben ist echt nicht fair

Also ist heute vermutlich bei mir Mama-hat-dich-lieb-Programm dran, das heißt, jetzt einen Schokopudding kochen und möglichst alle miesen Gefühle in mir ins Kissen prügeln.
Wirklich sehr weise ... Großer Häuptling hat gesprochen, hough

Aber vermutlich darf man auch mal unwissend sein. Anscheinend kommt man damit sowieso weiter , was strenge ich mich also an, wenn's anscheinend auch anders geht. Scheiß Leben. Ist doch eh alles nur Illusion,
Bis zum nächsten Mal,
Häuptling
Guinevere
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Guinevere »

Hmm, weiß net @ klug geredet und dennoch nicht weiter. Hab die letzten Tage ein paar mal an Dich gedacht in Bezug auf ein Bild malen (einige würden sich freuen) , und habs mal wieder ausgetestet, wieviel mein Körper aushält. Hatte ein paar Nächte mit lediglich 3 Stunden Schlaf dabei, nach dem Warten, dass die Füße endlich zum wehtun aufhören , aber, ich fühl mich gut ohne so viel nachgrübeln

Und, heut sitz ich wieder mal hier vor dem PC, vorhin gerade erst geschnallt, dass ich diesmal kein PMS hatte *freu* (oder einfach keine Zeit dafür??? )

Lieben Drücksler auch an Dich ,
manu

P.s: meine Mama hat mich nicht lieb, eher Gegenteil *das mittlerweile akzeptiert hab - dann eben nicht , muss ja nicht sein*
Guinevere
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Guinevere »

Scheiß Depression und sonstiges. Das Leben ist echt nicht fair

Hmm, war dann vorhin überraschend zu Besuch bei meiner Schwester. Dieser dauert dann gerne länger (und, sie meint nebenbei, sie habe viele ihrer Ängste, Zwänge mit Hilfe von Bachblüten [ vor der Geburt so gewählt hat...

Mal schaun, ob die Lust ein Bild zu malen sich noch etwas steigern lässt , ich das will, nicht wieder wegen irgendwem was will, und das dann auch tue, z.B. wegen "Nachbarn" ( Dein erster Beitrag hier in diesem Thread) , die nicht mein Leben leben brauchen, und, ich zum Glück nicht ihres .

Wegen dem ins Kissen prügeln , putzen kommt da bei mir immer sehr gut (ich weiß nicht, ob Du den Southparkclip kennst, indem jemandems *mir Name gerade nicht einfällt* Mom ständig sagt: "Ich muss pinseln, alles sauber machen" . Meine Kids haben sich da über meine Putzwut manchmal ziemlich lustig gemacht)...aber, ich denk, die beiden Extreme -> Stinkfaul und dann wieder extrem hyperaktiv rühren bei mir vom ADHS *Manie mal ausschließe*...und, ja, Bewegung, auspowern ist und bleibt für mich wohl das beste Mittel bei innerer Unruhe...vielleicht ja doch der Depression davon reiten (?!) . Die Überwindung dazu ist wohl immer am Schlimmsten, immer wieder aufzustehn, und nicht doch lieber einfach liegen zu bleiben.

Großerm Häuptling ne sehr gute Nacht wünsche ,
manu
Maximiliane
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Maximiliane »

Hallo du Liebe,

danke für den "Drücker", der hat richtig gut getan in meiner miesen Laune gestern abend.

Ich habe mich lange Jahre mit Homöopathie über Wasser gehalten. Erst im letzten Jahr bin ich dann zu den AD`s übergewechselt, weil es nicht mehr anders ging.
Ja, das glaube ich auch, dass ich mein Leben, so wie's ist, mir ausgesucht habe. Angeblich dient das Leben ja dem inneren Wachstum und der Reife, und alle Schwierigkeiten, die einem begegnen, sind Geschenke.
In diesem Glauben zu bleiben fällt mir bisweilen, so wie gestern, doch so unendlich schwer. Wenn ich sehe, wieviel Erfolg Menschen um mich herum haben, die eigentlich vom Intellekt her weniger drauf haben als ich. Und wo bin ich gelandet? In der Frühpension und immer noch depressiv .

Gott sei Dank habe ich die Pferde, das ist immer wieder so ein Lichtblick in der Woche! Die fragen nicht danach, welchen Schulabschuss ich habe und ob ich endlich eine Partner habe.

Ja, heute habe ich mich dann ausgepowert beim Reiten. Ich habe ein Pferd gewählt, dass ich bisher noch nie geritten bin, weil ich es mir nicht zugetraut habe.
Was ich dann da plötzlich für ein Pferd unterm Hintern hatte, war ziemlich das Gegenteil von dem, weswegen ich immer Angst vor ihm hatte: statt einer energiegeladenen "Bestie" ( dieses Bild hatte ich von ihm) hatte ich einen ziemlich widerspenstigen, faulen Macho unter mir, den man um jeden Schritt bitten musste.
Meine Beine sind Pudding heute mittag vom vielen Treiben und Hilfe geben. Aber es hat sich gelohnt. Die "Bestie" gibt es nicht mehr, stattdessen habe ich jetzt ein realistisches Bild von diesem Pferd.
Könnte man ja gut auf's Leben übertragen, diese Erfahrung heute. Sich seinen inneren Dämonen stellen und dann feststellen, dass diese nur aufgeblasene Einbildungen sind, die dann ihre Macht verlieren, wenn man sich ihnen stellt.
Danke dir für deine Worte!
Ich lege mich jetzt wieder hin. Also wer wissen will, wie man sich mit Hundert fühlt, der sollte sich mal mit diesem Pferd beschäftigen und ne Stunde auf ihm reiten ...

Bis dann,

Häuptling
Guinevere
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Guinevere »

Hey, liebe Häuptling ,

komm gerade von der Urlaubsvertretung (unserer Putzfrau ) , und hab mir gedacht, ich schau mal, ob´s was Neues gibt in diesem Thread. Find ich hier gerade total cool, freut mich recht, wegen Deinem super Erlebnis heute!!!

Der Vater meines Partners hatte früher nen Haufen Traber, und Dein Erlebnis heute holt bei mir gerade ein paar schöne Erinnerungen zurück, als ich hier gerade hergezogen war... und wir ab und an mit dem Gig mit dem Ambro Star hier in der Au rumgefahren sind. Er war am Schluss schon ziemlich hinterfotzig und hat gerne mal hinter her geschnappt, gebissen, wohin er nur konnte.
Partner war dann auch froh, als der letzte "Häuter" (wie er sie gerne genannt hat) weg war. Es gab wegen diesen doch gerne mal Streitigkeiten in der Familie. Als er noch Kind war hat sich eigentlich sehr vieles nur um diese, und ums Geld (@ Siegerpreise und doch, weil so viele kein Geld fürs ganze Futter etc. ) gedreht. Wenn er auch mal ein Pferd hatte, dann nicht für lange , weil das Geld wichtiger war...und ja, er kann das irgendwie, dass er sich ins Bett legt, und sich seine Träume aussuchen kann...und, dann träumt er schon auch noch gerne von Cowboys und Indianern . Er natürlich der große Indianerhäuptling, wie schon als Kind ...und, ja, im Job wäre er das natürlich auch gerne...

Naja, und, dann musste er Stallausmisten und ähnliches, anstatt Hausübung machen, lernen...und, so hat er halt, auch wegen seiner Legasthenie nur nen Hauptschulabschluss im Bzug (B wie besser ) ...und, ja , dann meint er gerne mal, ich wäre blöd gewesen, das Leben wäre total ungerecht, weil ich die Schule geschmissen hab. Erstens, weils mich nicht interessiert hat, und zweitens, weil ich so schnell wie möglich von zuhause weg wollte. Wenn nötig irgend so ne Tellerwäscher-zum Millionär-kariere machen . Tellerwaschen tue ich in der Firma auch heut noch ab und an *schmunzel - es trotzdem irgendwie romantisch und easy find*

Hmm...Schwester hat - Kinder miteinberechnet - so um die 3000 Euro bei der Homöopathin investiert...und, jetzt - wo eine Schwester seit Frühling des Öfteren in der Klinik ist, und zum Glück bald ne Thera bekommt - kommt bei Gesprächen so einiges aus Vergangenheit ans Licht, wo sie eben meinte, es wisse wohl keiner von ihrer damaligen Bulimie. Nun , dann sind wir schon 4 Schwestern mit Essstörungen und ähnlichem, ich glaub sowas verbindet noch mehr...und, vielleicht liegts ja an diesem und so manch anderer Gemeinsamkeit, dass man irgendwann feststellt, dass Erfolg nicht wirklich glücklich macht, wenn so einiges anderes, die Gesundheit im Argen liegt. Dann bringt einem auch der Erfolg nicht unbedingt was.
Ich weiß es noch nicht! Manchmal fühl ich mich mit meinen 43, als hätte ich jetzt ne zweite Chance auf vieles, und eigentlich reizt es mich nicht wirklich mehr, der Ehrgeiz ist etwas verloren gegangen, und, man wird zufriedener. Andererseits, wenns leicht gehn soll, dann könnte man das ja so nebenbei, wenns gerade irgendwie gaanz leicht reinpasst schnappen. Ist ein komisches Gefühl von irre viel (Zwang)-Freiheit...

Ja, das glaube ich auch, dass ich mein Leben, so wie's ist, mir ausgesucht habe. Angeblich dient das Leben ja dem inneren Wachstum und der Reife, und alle Schwierigkeiten, die einem begegnen, sind Geschenke.
In diesem Glauben zu bleiben fällt mir bisweilen, so wie gestern, doch so unendlich schwer.

Also, das ist mir damals nach meinem Zusammenbruch auch ziemlich schwer gefallen zu akzeptieren, da hab ich heftigst dagegen rebelliert (Frechheit ) , wenn jemand das Thema angeschnitten hat .

Hey, ich drück Dich mal wieder gscheit lieb zur Guten Nacht!

Morgen solls schön werden (viel Arbeit - wie letzten Samstag [ meine Füße (Zehen) sprechen so über "schon fast abgestorben und jetzt meld ma uns , damits es weißt, dass es uns noch gibt:-))) ) , wenn ich mich dann aufs Ohr haue.

manu
Sherlock
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Sherlock »

Ich habe mir alle Beiträge durchgelesen und viele Gedanken die hier geschildert wurden gingen mir schon selbst durch den Kopf. Das ist wohl eine der Vorteile von Depressionen, man hat eine Menge Zeit zum Nachdenken.
Ich werde einige dieser Gedanken aufgreifen - und auch verwerfen - dies soll aber keine Abwertung meiner Vorredner sein, sondern vielmehr widerspiegeln zu welchen Überzeugungen ich für mich selbst gelangt bin, darum werde ich auch alles auf mich beziehen. Ich glaube nicht daran, dass wahre Stärke nur in mir selbst liegt wie in einer nie veriegenden Quelle aus der ich ewiglich schöpfen kann. Ich bin ein Mensch und möchte ein Teil menschlichen Zusammenlebens sein. Niemals werde ich dazu in der Lage sein einen Zustand zu erreichen in dem ich sagen kann: Mir ist es egal was andere von mir denken, ich bin ich, deshalb bin ich stark.
Ich will Beziehungen zu anderen Menschen und es ist mir wichtig was Menschen die mir wichtig sind von mir denken (und sogar von Menschen die nur mal an mir vorbeilaufen, schließlich könnte jeder Mensch ein potentieller Freund sein), Projektion hin oder her. Ich sehne mich nach Anerkennung von anderen Menschen, diese kann ich aber nur erhalten wenn ich etwas darstelle wo es etwas anzuerkennen gibt. Einfach nur zu existieren genügt mir nicht. Und das ist das große Dilemma. Wie soll ich anderen Menschen die Möglichkeit geben mich anzuerkennen wenn ich mich selbst für einen armseligen Tropf halte der nicht würdig ist geachtet oder gar geliebt zu werden? Denn die Anerkennung der anderen ist der Regen der meine Quelle speist aus der ich Kraft schöpfen kann. Eine Zeitlang komme ich ohne Regen aus, aber wenn es lange nicht regnet, dann versiegt meine Quelle und alle Stärke ist dahin.
Ich glaube auch nicht daran, dass alles schon vor meiner Geburt festgemacht war, ich praktisch eine Art Spielball des Schicksals bin. Dieser Gedanke würde mir noch mehr von dem nehmen was mir noch geblieben ist. Ich will ja mein Leben selbst bestimmen, ich will etwas verändern und nicht darauf warten dass das Schicksal mal endlich eine Wendung macht ... oder eben auch nicht.
Was also ist es, dass mich hoffen läßt, mir die Kraft gibt weiterzumachen?
Ich glaube fest daran, dass ich im Grunde ein starker Mensch bin, genauso stark wie jeder andere "normale" Mensch auch. Eines darf man nämlich niemals vergessen, Menschen die nicht unter Depressionen leiden haben auch Ängste, sind verunsichert, weinen, usw. Der Unterschied ist nur die Häufigkeit, Dauer und Intensität dieser "negativen" Gefühle. Ich habe nur durch negative Erlebnisse in meiner Vergangenheit "verlernt" diese Stärke zu erkennen und zu nutzen.
Deswegen ist eine der wichtigsten Fragen die ich mir immer wieder stelle, zeige ich den in wirklich KEINEM Lebensbereich Stärke? Und die Antwort ist eindeutig nein. Selbst wenn es mir wirklich richtig schlecht geht, hilft mir immer der Gedanke, dass ich trotz meiner Krankheit und der damit verbundenen Probleme immer noch lebe und immer wieder den Mut finde weiterzumachen, man könnte schon fast sagen jedesmal von vorne anzufangen. Ich bin in der Lage gewaltige Schmerzen zu ertragen.
Damit habe ich schon zwei Stärken entdeckt: MUT und AUSDAUER
Und ich bin mir sicher dass jeder der SD hat und damit lebt diese beiden Stärken besitzt, sonst wäre er oder sie nicht in der Lage gerade jetzt diese Worte zu lesen.

Aber was hilft mir wenn es mir schlecht geht außer diesem Gedanken sonst noch? Wenn es mir schlecht geht und mir kommt in den Sinn dass ich ja Mutig und Ausdauernd bin, dann reicht das in den meisten Fällen nicht mal für ein müdes, gedankliches Schmunzeln. Was mir hilft ist, dass ich weiß was ich will, all die kleinen und großen Ziele die ich mir gesetzt habe, die so weit weg sind in diesem Moment. Ich denke dann aber, nichts davon habe ich geschafft, nichts werde ich jemals schaffen. Und dann empfinde ich Scham und Hass. Ich hasse mich selbst dafür dass ich so ein "Luschi" bin der nichts zu Ende bringen kann, nichts von dem erreicht was er will. Ich hasse so sehr, dass - wäre ich nicht dermaßen gelähmt - alles kurz und klein schlagen würde. Ich steigere mich dann so sehr in diesen Hass, dass ich plötzlich eine enorme Energie in mir spüre, eine geistige Aggression die - wie auch immer - ausbrechen will. Und mir gelingt es dann tatsächlich immer mal wieder diese Energie zu nutzen um etwas zu tun was mich eben diesen nicht erreichten Zielen näher bringt, so zum Beispiel Sport treiben um mir einen schöneren Körper anzutrainieren. Sport fällt mir da am leichtesten, aber ich habe zuweilen auch gelernt oder an einem kreativen Projekt gearbeitet (ich schreibe gelegentlich).
Um es nochmsal etwas anders auszudrücken, Hass ist eine Emotion die mir zeigt dass ich am Leben bin, ebenso wie Traurigkeit oder der Schmerz, eine Emotion die mir zeigt dass ich Lebe. Denn wie bei Tag und Nacht, besitzen diese negativen Emotionen positive Gegenstücke und das weiß ich ... der Tag strahlt heller wenn die Nacht tiefer ist.

Beim Umgang mit Menschen verfolge ich eine andere Strategie. Ich glaube dass alle Menschen Masken tragen, nie (oder vielleicht so gut wie nie) ist ein Mensch wirklich die Person die er sein möchte. Wir alle unterliegen gesellschaftlichen Zwängen, je nachdem wo und mit wem wir uns gerade befinden verändern sich die Masken die wir tragen. Diese gesellschaftlichen Zwänge zwingen uns dazu uns zu verstellen (oft ohne dass wir uns dessen Bewußt sind), uns anders zu verhalten als wir es vielleicht gerne möchten oder müßten. Diesen Umstand nutze ich für mich und mache nichts anderes. Ich trage dann sozusagen zwei Masken übereinander. Einmal die Maske die mir durch gesellschaftliche Konventionen auferlegt wird und darunter trage ich die Maske die verbirgt dass ich unter Depressionen leide. Vielleicht gelingt das nicht immer, aber die wenigsten Menschen besitzen "perfekte" Masken. Und so wie ein Mensch die "Maske der gesellschaftlichen Konventionen" oft nicht mehr wahrnimmt, vergesse ich dass ich eine "Depressionsmaske" trage. Natürlich gibt es Menschen und Gelegenheiten bei denen man diese Maske fallen lassen kann (oder besser vielleicht sollte), aber generell glaube ich dass es anderen Menschen leichter fällt mit mir umzugehen wenn sie nicht wissen dass ich krank bin. Schließlich trägt auch niemand einen Pulli auf dem steht: Ich habe Krebs. Wenn man zu jemandem eine engere Beziehung aufbaut, dann sollte man allerdings lieber die Wahrheit sagen, damit es nicht zu unnötigen Problemen kommt.
Was mir ansonsten noch hilft ist ein Spruch, den ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufe: Die Anderen sind ein Spiegel deiner Selbst! Das kann jeder für sich ausprobieren. Lächelt man andere Menschen an, so reagieren diese eher freundlich und lächeln vielleicht auch zurück, was zur Folge hat dass ich mich ein bißchen besser fühle. Durch diesen Trick kann es einem gelingen wirklich gute Laune zu bekommen. Wer das Lächeln "verlernt" hat, sollte dies vor dem Spiegel üben, was auch schon an sich positiv wirken kann.
Zen
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Zen »

Hallo zusammen,

lese hier schon einige Zeit mit und bezeichene mich mal als " Normalo ".
Mein Mann ist der Depressive Partner in unserer Ehe.

Ich bin immer wieder aufs neue entsetzt, dass ihr Euch selber so nieder macht.
Das sehe ich ja leider auch bei meinem Mann.
Die Ängste die Ihr habt, kann ich oft garnicht nachvollziehen.

Eure positiven Seiten die Ihr alle habt, werden von euch garnicht mehr wahrgenommen.

Ist es denn wirklich so wichtig, was der Nachbar, oder ein Fremder von euch denkt?

Sicher ist es für das eigene Ego wichtig auch geliebt und akzeptiert zu werden so wie man ist und sich gibt.
Aber muss ich denn jedermans Liebling sein?

Das macht doch gerade jeden Menschen so einzigartig und so soll es doch auch sein.

Bin ich als " Normalo " selbstbewusster, weil es mir egal ist, was der Nachbar über mich denkt?

Was ist Selbstbewusstsein ?
Auch das eigene ICH akzeptieren, so wie es ist. Sich auch selber zu lieben, ohne Selbstverliebt zu sein.

Eine kleine Geschichte.
Wir waren bei Freunden eingeladen ( meinem Mann ging es gut und er konnte mitgehen. Was leider nicht oft der Fall ist ).
Wir kamen im laufe des Abends mit einem Mann ins Gespräch, der es Beruflich geschafft hatte. Gute Position, fest im Sattel saß und sich einiges an Luxus erlauben konnte.
Nach dem Motte " Mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Pferd ".
Soll ja auch, wenn jemand mit eigener Hände arbeit es geschafft hat, kann er stolz sein und es auch zeigen dürfen.

In dieser Runde wurde dann mein Mann angesprochen was er denn für sich als Luxus beanspruche.
Mein Mann antwortete dann " Ich gönne mir den Luxus einfach im Bett liegen zu bleiben, wenn ich nicht mehr kann. Ich habe Depressionen und bin nicht bereit für immer mehr haben wollen, dem allen hinterher zu hecheln ".
Man konnte eine Stecknadel fallen hören, so ruhig war es in der Runde geworden.

Ich war sprachlos und stolz über so viel Selbstbewustsein von meinem Mann.

Vor Wochen habe ich erfahren das dieser Mann mit Burn Out zusammen gebrochen ist.
Er ist jetzt dabei sich neu zu orientieren, was für Ihn bestimmt sehr schwer sein wird.

Willi Brandt war ein großer Politiker, der auch Depressionen hatte.
Vielleicht gerade deshalb war er so feinfühlig und sensibel und hatte dieses Gespühr für die Menschen und ihre Nöte und Sorgen. Was den heutigen Politiker leider nur zu oft fehlt.

Auch Ihr seit feinfühlig und sensibel in Eurer Krankheit, auch im Umgang mit anderen Menschen. Seit aber auch feinfühlig und sensibel mit Euch selber und macht Euch nicht kleiner wie Ihr seit.

Du, Du und Du, ihr alle habt ein Recht so zu sein wie Ihr seit, solange Ihr andere nicht unterdrückt und sie auch leben lasst so wie sie es möchten, neben Euch und mit Euch.

Ich wünsche Euch alles Gute auf euren weiteren Weg

Es grüßt Euch
Sammie
Zen
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Zen »

Ich bin`s nochmal,

hier ein Buchtipp von mir, geschrieben von Manfred Lütz, Psychiater wie er behauptet mit Leib und Seele.

Kurzer Auszug aus dem Vorwort:

Seine Klinik liegt in der Nähe des Kölner Flughafens. Und wer dorthin fährt, weiß wieder einmal: Die besten Pointen schreibt das Leben.

Die Autobahnausfahrt zu der Klinik heißt ungelogen " Wahn ".

So ist auch sein Buch wahnsinnig interessant und wahnsinnig witzig, trotz der schweren Kost Psychatrie.

Titel " Irre! Wir behanden die Falschen.
Unser Problem sind die Normalen.

Viel Spass beim lesen und lachen wünscht Euch
Sammie
Maximiliane
Beiträge: 159
Registriert: 6. Aug 2010, 19:45

Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Maximiliane »

Hallo Sammie,

ja, genau darum geht es, was du hier beschreibst und was dein Mann so mutig vorgemacht hat:
sich nicht mehr für seine Krankheit zu schämen sondern zu sich stehen, auf seiner Seite sein.
Sich nicht dafür zu schämen, dass man nicht mehr berufstätig sein kann, oder morgens nicht aus dem Bett kommt, kein Haus, kein Pferd, kein Luxusauto hat.
Das ist genau das, was ich meine, mit sich ein neues, eigenes "Wertesystem" schaffen. Durch die Krankheit entstehen neue "Werte", neue "Bedeutungen".
Sich selbst spüren, morgens aufstehen können, Musik genießen können, die Sonne spüren u.s.v.m. bekommt plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Und das ist etwas, was ich manchmal als ein großes Geschenk dieser Erkrankung erlebe, solche "Kleinigkeiten" als etwas sehr Wertvolles anzusehen. Das wäre mir ohne diese Erkrankung so vermutlich entgangen.
Ich bin sehr leistungsorientiert aufgezogen worden und das Materielle spielte eine ganz große Rolle. Und ich habe mich nur gut gefühlt, wenn ich super Leistungen gebracht habe. Alles andere zählte nicht. Im Laufe meiner Erkrankung ging das aber nicht mehr. Und irgendwann ist mein "künstliches" Selbstbewusstsein komplett zusammengebrochen. Alles nur Kulisse ohne Bedeutung.
Und nun bin ich dabei, mir wirklich SELBST-BEWUSST zu werden, ohne diese angeblich so wichtigen Dinge.
Das ist manchmal sehr schwer, weil ich meine wohlbekannten, anerzogenen und übernommenen Werte und Gewohnheiten ( dazu zähle ich auch Denkmuster über mich)über den Haufen werfen muss und mir anders SELBST-BEWUSST werden muss und auch will.
Das, was dein Mann da so mutig gezeigt hat, ist genau das, wohin ich will. Ich glaube, das ist wohl die !"gesunde" Variante. Mich so zeigen können wie ich gerade bin, ohne mich für mich zu schämen, sondern weil es für mich einfach selbstverständlich ist. Über meine Krankheit so selbstverständlich sprechen können, ohne Angst vor Ablehnung zu haben.
Mich ermutigt die Reaktion deines Mannes jetzt richtig, meinen Weg, den ich eingeschlagen habe durch die Erkrankung weiter zu gehen. Innerhalb meiner Familie habe ich damit auch schon begonnen, indem ich nicht mehr die fröhliche Frau spiele, die immer einen netten Witz auf den Lippen hat. Oder ein Familienfest zu besuchen, obwohl in mir alles schreit, dass es mir zu viel ist, das mache ich nicht mehr. Sondern ihnen so langsam offen erzähle, wie es mir eigentlich geht, wo momentan meine Grenzen liegen. Damit mache ich mich natürlich sehr verletzlich, und so manch verletzende Reaktion hat mich dann auch wieder entmutigt. Aber ich habe nicht lockergelassen und dank meiner Therapeutin, die mich immer wieder ermuntert, meinen Weg weiter zu gehen, bin ich da auch schon ein gutes Stück weitergekommen. Und bei meinen Eltern, das habe ich gestern gemerkt, entsteht so langsam ein neues Bild von mir, ein authentischeres, weil ich aufgehört habe mit dieser Schauspielerei und mehr zu mir stehe.
Sicherlich gibt es immer wieder Einbrüche, manchmal ausgelöst durch scheinbare Kleinigkeiten. Die dürfen auch sein, auch wenn sie im ersten Moment wieder ds Gefühl der Verzweiflung hervorbringen bei mir. Doch diese zeigen mir dann auch, wo noch Heilung erforderlich ist.
Es geht wirklich nicht von heute auf morgen, SELBST-BEWUSST zu sein, dass ist mir im Laufe dieser Beiträge hier noch deutlicher geworden. Doch wer sonst sollte es für mich tun, wenn nicht ich, der zu mir steht? Und da, wo ich heute stehe, das war ein Prozess von zehn Jahren. Und es geht weiter ...

Insgesamt gesehen, empfinde ich die Beiträge anders als du hier nicht als ein "sich runtermachen". Im Gegenteil, ich habe hier Menschen getroffen, die auch für sich einen Weg suchen durch ihre Selbstzweifel hindurch hin zu einem neuen "SELBST-BEWUSSTSEIN". Das sind manchmal auch sehr ungewöhnliche Wege, doch wer sucht, der findet. Und so manches, wo ich vor drei Jahren noch voll von überzeugt war, habe ich mittlerweile wieder verworfen. Das nenne ich meine "ENT-WICKLUNG".
Und ich glaube auch nicht, dass du den Leuten und mir hier gerecht wirst, indem von einem allgemeinen "EUCH" sprichst. Da wünsche ich mir, solltest du noch mal einen Beitrag hierzu schreiben, mehr Genauigkeit, wen oder was du meinst.

Danke für das mutmachende Beispiel deines Mannes!, Alles Gute für dich und für deinen Mann!!!!!

Häuptling
tomroerich
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Sammy,

Folgendes.
Wenn ich nie Depressionen bekommen hätte, dann hätte sich mir auch nie die Frage nach wirklichem SB gestellt. Ganz einfach, weil ich es so, wie die meisten anderen auch, für etwas hielt, das man sich eben erschaffen muss. Die meisten Menschen denken offensichtlich, SB sei etwas Machbares und wer nichts hat, hat auch kein SB.

Wenn man dann erlebt, dass einem buchstäblich alles zwischen den Fingern zerrinnt, weil man die Fähigkeit verliert, sich an etwas erfreuen zu können, bekommt man eine wunderbare Lektion darin, wovon SB wirklich abhängt. Wie z.B. der Mann mit dem vielen Geld, der jetzt ein Burnout hat.

Ich habe gelernt, ein SB zu entwickeln, das nicht mehr davon abhängt, obs gerade läuft oder nicht und betrachte die Wechselfälle des Lebens überhaupt nicht mehr als etwas, was mit mir in einem wörtlichen Sinne zu tun hat. Das ist mein Lebensfilm und was man Ich nennt, das ist der Zuschauer. Der Zuschauer, das interessiert mich, wer das ist. Aber der Film ist im Prinzip auswechselbar. Wenn ich diese Einstellung zum Besten gebe, kommen immer die gleichen Gegenargumente. „Du ziehst dich aus dem Leben zurück“ „Du verdrängst das Leben“ „Du entziehst dich der Verantwortung für dein Leben“. Alles Quatsch. Die Leute verstehen halt nur selten, was ich überhaupt meine. Ich spreche von Gelassenheit, nicht von Resignation. Ich würdige einfach den Umstand, dass „Thomas“ schon immer derjenige war, der als einzige Konstante immer dabei war, wenn es Glück oder Unglück gehagelt hat.
Und daraus kommt meine Sicherheit, mein Selbstbewusstsein. Weil mich „Thomas“ immer begleitet, egal, was auch sein mag. Er geht mit mir durch dick und dünn, wurde mit mir geboren und stirbt mit mir (oder auch nicht). Ich bin „Thomas“ und nicht der Film, verstehst du? Bei Gott, es wäre furchtbar, wenn ich der Film wäre, da könnte ich ja kein Auge mehr zutun

Es ist auch überhaupt nicht so, dass mich der Film nicht tangiert. Und ich habe es nach wie vor lieber, wenn er schön ist statt anstrengend und bedrohlich. So sind Filme eben – mal schön, mal bedrohlich. Aber wenn du glaubst, du musst auf Gedeih und Verderb dem Film eine Richtung geben, so dass er Reichtum, schöne Frauen und Autos auszuspucken hat, dann bist du richtig blöd dran und dein Film hat dich am Wickel.

Na, so ganz ohne SB bin ich garnicht, oder? Machs gut!

Thomas
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Maximiliane
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Maximiliane »

Hallo Thomas,

dein Beitrag erinnert mich an letztes Jahr, als ich in einer heftigen Krise war, mein Testament schrieb und dachte, das wars jetzt. Ich fand Unterstützung bei einem sehr spirituellen, afrikanischen Musiktherapeuten, der mir in dieser Situation einfach nur sagte: "Du brauchst nichts weiter zu tun, als erst mal Ruhe zu bewahren. Mehr nicht. Schau, dass du Boden unter dir hast und bewahre Ruhe."
Das hat plötzlich so eine Last von mir genommen, wie ich es nicht beschreiben kann. Wie so ein aufgeben all meiner Kämpfe gegen das Leben, gegen mich, gegen Gott(?) oder so.
Ich habe mich dann in mein Wohnzimmer auf den Boden gesetzt, einfach nur hingesetzt und habe Ruhe bewahrt, habe den "Film", der da momentan lief einfach an mir vorbei ziehen lassen, als Zuschauer, und habe abgewartet. Und das hat mir das Leben gerettet. Am nächsten Tag ging es mir besser. Und seit diesem Tag versuche ich in Situationen, die mir bedrohlich erscheinen, gelassen zu bleiben. Gelingt nicht immer, aber immer öfter. Jeder Film endet irgendwann auch mal. Und bei schönen Filmen weiß ich diese dann ganz besonders zu schätzen, weil sie eben auch irgendwann mal enden könnten, und nicht unbedingt Dauerzustand sind.
Ja, diese Filme, da habe ich mit aller Kraft versucht einen Film zu drehen, der nicht meiner ist. Und das hat viel, viel Kraft gekostet.
Ich bin immer wieder so froh über meinen endgültigen Zusammenbruch vor 4 Jahren, denn da habe ich aufgehört, Regisseurin, Kamerafrau, Drehbuchautorin und sonstiges zu sein. Ich versuche die Filme, die mir angeboten werden, zu nehmen und das beste daraus zu machen.
Und dank meiner Kraft, meiner Ausdauer und meines Mutes habe ich jetzt schon 4 Jahre weitergelebt und bin froh drum. Gut, dass du mich durch deine Ausführungen damit an diese Qualitäten in mir erinnert hast.
Ja, und wie ich in einem vorhergehenden Beitrag schon sagte, habe ich tatsächlich mehr Selbst-Bewusstsein als ich dachte.
Oder um es mit den Worten dieses afrikanischen Therapeuten zu sagen: "Du bist so reich, und weißt es noch gar nicht!" Und damit sind fürwahr keine materiellen Reichtümer gemeint.

Einen guten Abend und bis dann,

Häuptling
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Häuptling,

"Du brauchst nichts weiter zu tun, als erst mal Ruhe zu bewahren. Mehr nicht. Schau, dass du Boden unter dir hast und bewahre Ruhe."
Das hat plötzlich so eine Last von mir genommen, wie ich es nicht beschreiben kann. Wie so ein aufgeben all meiner Kämpfe gegen das Leben, gegen mich, gegen Gott(?) oder so.

Ja, das kann ich dir nachfühlen, welche Last das von dir genommen hat. Manchmal braucht man nur die Erlaubnis, den ganzen oberwichtigen Käse einfach mal ruhen zu lassen und auf dem Bodensatz seiner selbst anzukommen. Cool, dass du da so einen Menschen zur Seite hattest

Es sind wirklich die Widerstände, die man gegen den Film hat, die einem so zu schaffen machen. Es ist wirklich besser zu denken, der Film sei schon gedreht als zu denken, man müsse ihn selbst drehen. Man darf sich dem Leben überlassen.

Schön, dass du verstehst, wovon ich zu schreiben versuche Es ist selten, dass Depris sich für Gelassenheit aussprechen können.

LG

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Maximiliane
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Maximiliane »

Hallo und Guten Abend,

Ja, da bin ich auch sehr, sehr dankbar, dass mir in dieser Notsituation dieser Mensch zur Seite stand. Es gibt keine Zufälle bei Begegnungen.
Gelassenheit in einer schweren depressiven Phase zu praktizieren ist ne ganz schöne Herausforderung. Was "gut" ist ist, dass man da dann eh so gehemmt ist, also ich jedenfalls, dass mir nichts anderes mehr übrig bleibt, als die Ruhe zu bewahren. Also kann man durchaus dem ganzen auch etwas Positives abgewinnen, so absurd das jetzt klingen mag.
Kennst du das Buch "Der Zen-Weg durch die Depression"?
Darin gibt es auch ein Kapitel, wo es nur um das ruhige Beobachten dessen geht, was gerade um und in einen abläuft, so wie, als wäre man nicht der Betroffene, sondern von außen ein neutraler Zuschauer. Als ich das Buch das erste mal gelesen habe, dachte ich, was fürn Schrott, wie soll das denn gehen, und habs entrüstet weggestellt. Aber als mir letztes Jahr dann dieser Therapeut diesen Satz mit durch die Krise gab (Ruhe bewahren, einfach nur Ruhe bewahren und abwarten)habe ich innerlich verstanden, was er meint. Den Dämonen in einem bloß nicht die Übermacht geben, und sie nicht zusätzlich noch mit negativer Energie füttern, dann werden sie nämlich noch stärker. Mit diesem Bild klappt es bei mir momentan ganz gut,damit meinen Weg auch durch unangenehme, schwere Phasen zu gehen.

Uhhhh, hoffendlich meldet sich jetzt nicht hier doch noch so ne Sektenbeauftragte oder gar ein Exorzist, bei dem, was ich hier rede

Ja, es tut soooo gut, keine eigenen Filme mehr drehen zu wollen. Auch wenn es mich immer mal wieder packt. Sich dem Leben hingeben ja, das ist auch so'n Thema bei mir. Schwierig, da die Kontrolle abzugeben, wenn man traumatisiert ist. Aber ich habe schon ein gutes Stück Boden unter mir als noch im letzten Jahr.

So, für heute genug, auf gehts zur Nachtruhe,

bis dann,

Häuptling
Sherlock
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Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Sherlock »

Erstmal, entschuldigt falls nicht so ganz klar ist worauf ich eigentlich hinauswill, aber ich habe oft Probleme bei der Flut von Gedanken die richtigen auszufiltern und auf den Punkt zu kommen.

Ich finde, das mit der Gelassenheit hört sich erstmal ganz gut an. Ich halte mich selbst auch oft für Gelassen. In der Vergangenheit wurde mir sogar gesagt dass ich eine beruhigende Ausstrahlung habe. Oft habe ich mich auch gewundert warum in Krisensituationen die Menschen um mich herum so ein Aufheben machen und das nicht einfach locker anpacken, denn wer sich selbst unter Stress setzt, der macht eher Fehler.

Aber ich glaube gerade meine Gelassenheit ist einer der Gründe warum ich mich heute in einer für mich nahezu auswegslosen Situation befinde. Ich habe das Gefühl, wenn ich früher nicht immer gedacht hätte, das wird sich schon richten, oder es kommen auch wieder bessere Zeiten, ich muss einfach nur abwarten, mich praktisch mehr unter Druck gesetzt hätte und mehr versucht hätte Akteur in "meinem Film" zu sein, dann wäre jetzt alles nicht so schwer. Also wenn ich mehr getan hätte als ich noch handlungsfähiger war als ich es jetzt bin.

Jetzt aber kann ich nicht mehr gelassen sein. Ich hatte bisher keinen totalen Zusammenbruch, ich gehe jeden Tag zur Arbeit und versuche mir morgens und abends die Zähne zu putzen, mich zu rasieren, das ganze Zeug halt das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Aber ich bin davon überzeugt, dass wenn ich keine größeren Fortschritte mache als mir tagtäglich diesen (entschuldigt bitte die Ausdrucksweise) Mist zu erkämpfen der mir im Grunde nichts und doch alles bedeutet, dann wird etwas schlimmes mit mir passieren.
Damit meine ich nicht mal das ich mir das Leben nehmen werde, ich will nicht sterben, das Gegenteil ist der Fall, ich will wieder ein vollwertiges Leben leben. Meine größte Angst ist es einen totalen Zusammenbruch zu haben, auf der Straße zu landen und allem voran so einsam zu sterben wie ich mich fühle und nichts zu hinterlassen was mich in den Augen meiner Nachwelt zu etwas besonderem macht.
Meine Gelassenheit hat mich nicht davor geschützt mich zu isolieren und in allen Bereichen meines Lebens die mir wichtig sind zu versagen. Und nein, ich verwechsele Gelassenheit nicht mit Resignation. Resigniert habe ich sicherlich nicht, sonst würde ich nicht jeden Tag mit mir kämpfen um zumindest die letzten Fäden zu halten um ein - wenn auch nur von außen betrachtet - normales Leben führen zu können.

Vielleicht habe ich auch einfach nur eine andere Definition von Selbstbewußtsein, aber für mich bedeutet Selbstbewußtsein auch, dass ich mit anderen Menschen normal interagieren kann, ohne Angst haben zu müssen dass meine Depressionen das was ich vielleicht erreichen könnte (insbesondere auf soziale Kontakte bezogen) wieder zunichte machen könnten.

Worauf ich eigentlich hinauswill ist folgendes. Einfach nur Gelassen zu sein, Ruhe zu bewahren ist für mich als wären meine Beine gelähmt und ich bin froh dass sie noch da sind. Aber wenn ich gerne wie alle anderen Laufen möchte, dann geht das trotzdem nicht. Der Vergleich hinkt zwar etwas , aber mir ist gerade nichts besseres eingefallen um zu veranschaulichen was ich meine.

Sicherlich ist Gelassenheit eine Quelle die etwas Selbstbewußtsein geben kann, aber es muss doch mehr geben als das worauf ich bauen kann um mich aufzbauen und mein Leben lebenswerter zu machen.
Versteht mich aber bitte nicht falsch, ich will damit nicht das schlecht machen was ihr zu Gelassenheit sagt, ich gebe euch bedingt recht. Vielmehr ist das was ich schreibe als eine Frage zu verstehen, als eine Suche nach einem mehr.

LG
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Selbstbewusstsein trotz Depression - wie komme ich dahin?

Beitrag von Guinevere »

Hallo Sherlock,

herzlich Willkommen im Forum!

Ich will Beziehungen zu anderen Menschen und es ist mir wichtig was Menschen die mir wichtig sind von mir denken (und sogar von Menschen die nur mal an mir vorbeilaufen, schließlich könnte jeder Mensch ein potentieller Freund sein), Projektion hin oder her. Ich sehne mich nach Anerkennung von anderen Menschen, diese kann ich aber nur erhalten wenn ich etwas darstelle wo es etwas anzuerkennen gibt.

Ja, bei Menschen, die mir wichtig sind, da kann ich Dir zustimmen, da gehts mir sehr ähnlich! (Was dann aber manchmal gar nicht so gut kommt. Ich schäme mich wohl sehr schnell, bin schüchtern, und zuviele Gedanken, was sich jemand mir wichtiges gerade über mich denken könnte, ist da nicht gerade förderlich in Bezug auf Offenheit)

Hmmm, und, dann ist da die Frage, wen nimmt man alles für wichtig. Stell mir das hier gerade etwas heavy vor, vielleicht jeden wichtig zu nehmen, womöglich wichtiger als sich selbst.

Damit habe ich schon zwei Stärken entdeckt: MUT und AUSDAUER

So ging es mir mal, vor ner längeren Weile, und, die Gelassenheit z.B. bezüglich meiner Gesundheit, meiner Grenzen in so manchem litt eigentlich sehr darunter.
Da waren wohl sooo viele, viel zu viele potenzielle Freunde , dass wohl für wirklich wichtige Menschen nur wenig Zeit blieb .
...und, ich hatte vor und auch nach meinem Zusammenbruch in 2003 doch schon fette Ängste, dass ich die paar, die mir sehr am Herzen lagen dadurch (Depri) verlieren könnte...und, ich hab eher Angst (Sozialphobie) vor wieder zu vielen Kontakten.

Zum Glück war dem nicht so, manche sind geblieben...und !!! *nicht weiß, wie ich das jetzt beschreiben soll* die Qualität des sich doch aufgrund von meist Zeitmangel nicht so oft sehen könnens ist bedeutend besser geworden .
Da war ich erst letztens wieder verwundert, wieviel ich mir da wohl selber auferlegt hab, zu meinen in ständigem Kontakt bleiben, für jemanden da sein zu müssen...

Im Moment läufts aber ganz gut bei mir, mit z.B. schon alleinig den vielen Kontakten im Job. Hmm, sie sind wohl eher oberflächlicher (?) Natur...und , ich schätze daran wirds wohl liegen, dass es gut läuft (?) ... oft auch mit Menschen, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehn hab, und, doch ne manchmal unheimliche Vertrautheit in der Begegnung da ist.

Ganz wenige nicht so oberflächliche Beziehungen sind auch dabei , aber, diese sind nicht fordernder Natur, sich an eher wenigerem (?) meinerseits erfreuend.

Und, dann war da letztens ein Erlebnis, das mir sehr viel gegeben hat, und auch jetzt noch - wohl an Sicherheit - tut . Ich wurde ohne Maske, verheult, fix und foxy aussehend einfach so nicht nur ohne viele Worte, Erklärungen akzeptiert, sondern derjenige fand mich auch noch schön * mir trotzdem etwas peinlich war* . Das ist für mich doch eher neu...


Hmm, was Du so schreibst @ wichtige(s) (Gedanken) und unwichtige(s) nur schwer filtern zu können, das kommt mir von dem ADHS sehr bekannt vor . Also nicht wirklich zu wissen, was wichtig ist, und, was weniger wichtig.
Vielleicht sollst Du das ja jetzt - durch Deine jetztige Situation - mal in Erfahrung bringen .

So, und meinen Text wird wohl jetzt schwer wer lesen können (because of Gedankenspringen) , aber, ich wünsch Dir von Herzen alles Liebe, gute Besserung!

...und, ne sehr gute Nacht allen!
manu
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