Nie mehr "richtig" gesund???

[otterchen]

Hi Ben,

darf ich Dein Posting um "meinen Anteil" ergänzen? Denn in die Richtung geht meine (!) Definition von Depressionen auch.

Ich glaube, es geht um die akute Depression (kann man das so sagen?), die sehr tief und sehr dunkel ist. Und die kann wieder verschwinden, und zwar endgültig.
Aber ich gehöre wohl zu denen, die eine Depression in sich tragen, und die kann sich immer mal wieder zeigen... wie ein kleines Warnlicht, welches sagt "halt an, orientier dich, ändere die Richtung".
Wenn ich dies nicht beachte, ist die Depression wie ein Bremsschuh - nichts geht mehr weiter.
Aber wenn ich auf das Warnlicht achte, kann ich mich vor dem Stillstand bewahren.

Bei mir geht dem tiefen Loch immer etwas voraus - und das kann ich mittlerweile immer besser wahrnehmen.
Bin ich deshalb gesund?
Ich glaube nicht. Oder...
bin ich gerade deshalb gesund? Weil ich es eben so wahrnehme, dass es nicht plötzlich und überraschend über mich hereinbricht, sondern dass ich die Vorzeichen erkennen kann? Das ist eigentlich doch ein "gesunder" Vorgang, oder?

Die eigentliche Depression kann ich auf diese Art zumindest vermeiden - aber anfällig bin ich schon, und hier und da flackert immer mal wieder das Warnlicht auf.

[maki]

Hallo Ben,
Hallo Otterchen,

Ich kann mich eurer Einsicht nur anschliessen.

Du hast Recht Ben, wenn jemand, der noch nicht soweit ist, dies liest, ist es wahrscheinlich unangenehm. Aber es kann auch Hoffnung machen!! Deshalb sollten wir unsere Aussagen nicht zurückhalten.

Ich unterscheide auch zwischen Depressionen und depressiven Phasen.

Die Depressionen habe ich angenommen, "bändige" sie mit meinem Antidepressiva.

Die depressiven Phasen bin ich am untersuchen. Lerne die Anzeichen zu erkennen, achte auf die Auslöser, vermeide diese so gut ich das kann, lebe jeden Tag so, wie er gerade kommt.

Wenn sich Morgens schon Grübeleien und unnötige Gedanken versuchen sich breit zu machen, wirke ich sofort entgegen, lasse sie gar nicht erst zu sehr Oberhand über mich nehmen.

Ich muss ehrlich sagen, ich fühle mich an vielen Tagen schon richtig gesund. Aber dazu musste ich für mich selbst die passende Definition von gesund finden. Das war nicht so einfach, aber ich habe mein "Endziel" mal runtergeschraubt, bin Kompromisse eingegangen, habe mich mit Nicht-Depressiven verglichen.

Es erfordert unheimlich viel Geduld, man muss sich mit soviel auseinandersetzen, alle vorherigen Denkmuster wieder neu durchleuchten, aber es ist zu schaffen.

Soweit für meine Ansicht dieses Themas.

So long

Milly

[AiméeSophie]

Hallo liebes Forum!

Ein Warnlämpchen - wie Ben es genannt hat.
Das sagt mir zu.

Ich habe lange gedacht, ich will da raus, es soll aufhören, ich kann nicht mehr. Ich habe viel geweint. Bis ich zu einer bestimmten Zeit akzeptieren konnte, dass sie momentan zu mir gehört, die Depression. Seit dem geht es mir besser. Und doch habe ich Angst davor, dass es wieder tief ins Dunkle geht, eine Ungewissheit, wie mein Leben weitergeht, eine Angst nicht bestehen zu können, zu fallen und nicht mehr aufzustehen. Und doch habe ich mein Leben in meiner Hand, es ist mein Leben und niemand kann es mir nehmen.

Ein Warnlämpchen hilft mir nicht aufzugeben, weil ich nicht mehr so tief sinke. Es war schlimm. Ein kleines Warnlämpchen, welches beachtet werden möchte, ein Warnlämpchen, welches mich zum Anhalten bringt, um auszusteigen, inne zu halten, nachzudenken, wie es weiter gehen soll. Es liegt in meiner Hand, ich entscheide in welche Richtung ich weiter gehe. Es ist mein Leben und ich habe nur dieses Eine.

AMY

[remi]

herr dr. niedermeyer,

bitte verzeihen sie, wenn ihr eingreifen aufgrund meiner beiträge nötig waren
(hier und auch im schiff)

ich bin neu und werde mit meinen äußerungen vorsichtiger sein.
kreati

[maki]

Hallo Amy,

Genau. Ich kann auch dir nur zustimmen.

Das Warnlämpchen beobachten, und sofort reagieren, nicht auf die Sirene warten, denn dann ist es schon wieder zu spät.

Man muss natürlich auch immer die Art der Depression kennen, unter der man leidet.
Solche, die aus Verlust oder aus Trennung von einem geliebten Menschen entstehen, sind heilbar, da sie von Anfang nur eine "Reaktion" auf das Geschehene sind. Sie können aber auch, wenn wieder so eine Situation entsteht, wiederkommen.

Gäbe es nur eine Form der Depressionen, wäre das Ganze viel einfacher zu behandeln (aber dann bräuchten wir die ganzen Psychiater und Tiefenpsychologen nicht).

Bis dann ihr Mutigen Menschen

Milly

[DirkBungart]

hallo herr dr. niemeyer,

sie haben natuerlich recht. ich habe meinen post wohl falsch formuliert. ich habe wiedergegeben was mir in der therapie vermittelt wird und das kann natuerlich nur auf mich persoenlich zutreffen.

herzliche gruesse,
dirk bungart