Nie mehr "richtig" gesund???

quarktasche
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Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von quarktasche »

Hallo an alle,
nachdem ich hier meistens nur mitlese, stell ich jetzt mutig selbst mal eine Frage: Wie lange dauert eine Depression? Manchmal habe ich das Gefühl, es hört nie auf.
Jetzt zackere ich schon über ein Jahr damit rum. inklusive Klinik (einige Monate stationär und lange Tagesklinik). Klar geht es mir im Vergleich schon viel besser, aber ich fühle mich immer noch so gräßlich verwundbar und schwach und unfähig meine Ausbildung und alles andere (Familie)hinzukriegen, ohne mich total zu verausgaben.

Wie ist es euch ergangen?


Viele Grüße
Bohne
Flaedsulin
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Registriert: 9. Dez 2009, 05:15

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von Flaedsulin »

Hallo Bohne,

nach "nur" einem Jahr solltest Du nicht ungeduldig werden. Wie lange Depressionen tatsächlich dauern, wird Dir wohl niemand schlüssig beantworten können. Ich denke, daß dabei eine Rolle spielt, welche Art von Depression man hat.
Ich habe seit 5 Jahren bipolare Störungen, wobei man mir deutlich gesagt hat, daß sie überhaupt nicht heilbar wären !! Tolle Aussichten, oder ?

Verlier' nicht den Mut !!

Liebe Grüße

Ruth
ben1
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von ben1 »

Hallo Bohne

eine interessante Frage - wie lange dauert eine Depression? Ich würde mal ein Bild vorschlagen, das für mich (und nur für mich, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit) passt.

Meine Depression begleitet mein Leben bisher etwa 10 Jahre. Und sie funktioniert bei mir wie ein Warnlämpchen im Auto - mal rührt sie sich wochen-, ja monatelang nicht, mal brennt sie auf und reisst mich aus meinem Alltagsleben raus - ABER - sie hat mir immer was zu sagen! Immer dann, wenn mein Leben eine Zeit lang auf Autopilot läuft (und das geht ganz schnell, wenn man sich wieder besser fühlt), wirft mich meine Depression auf mich selbst zurück - mit den unbequemen Fragen: Was willst Du eigentlich? Welchen Sinn hat das, was Du gerade machst? Wie viel Energie steckst Du in welche Projekte/ Vorhaben ?

Erst mal ist das sehr unbequem und beinahe ärgerlich - denn ein Leben mit "Autopilot" hat auch seine Vorzüge - beim zweiten Hinsehen ist die Möglichkeit, "richtig Gesund zu werden", nur die Version "Autopilot bis zum Ende". Und ich denke, das ein unreflektiertes, automatisiertes Leben (so wie es viele scheinbar führen) nicht erstrebenswert ist! So habe ich gelernt (und das war schmerzhaft und langwierig, das vorweg), das die depressiven Phasen, die mein Leben begleiten, auch immer Aufforderung zur Veränderung sind - nicht im Großen (neue Frau, neuer Job, neues Auto), sondern im Reflektieren und Neu-Beschreiben meiner Persönlichkeit. Ich lerne immer neue Seiten und Facetten an mit kennen, probiere neue Sichtweisen aus, reflektiere mein Verhalten, gründe neue (für mich und nur für mich) gültige Werte - und weis dabei, das das alles nur vorübergehend und für eine begrenzte Zeit gültig sein kann. Und ich bin froh über diese Entwicklung! Wenn ich mich als Mensch nicht verändern will oder kann, dann würde ich heute noch mit Lego oder Playmobil spielen ...

Diese Aufforderung zur Veränderung macht erst mal viel Angst (ich spreche autobiographisch), möchte man doch gerne "ankommen" und "sicher sein". Aber die einzige Konstante im Spiel des Lebens ist die Veränderung, der Wechsel - und gerade das macht die Sache ja so spannend. Leben bedeutet Veränderung - und die Depression kann (wenn nicht organisch bedingt, das natürlich zur Einschränkung) als Wegweiser dienen, diese Schritte auch zu gehen.

So wünsche ich Dir, wieder richtig gesund zu werden, indem Du den Wert der Depression erkennst, die Dich (vielleicht) viele Jahre begleitet.

Paradoxe Gedanken von

Ben
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von otterchen »

Hallo Ben,

gar nicht paradox, sondern sehr gut geschrieben, wie ich finde.


Eines zur Dauer von Depressionen möchte ich noch hinzufügen:
den Gedanken, wie lange man schon "falsch" gelebt hat
Wenn z.B. in der Kindheit die Weichen falsch gestellt wurden, kann es sein, dass eine Depression im Erwachsenenalter zu vielen Änderungen führt.
Und dann kommt der Aspekt: wenn man 20, 30, 40, 50 Jahre "verkehrt" gelebt hat, wie schnell soll man es denn umsetzen können, "richtig" zu leben?

Ich habe über 40 Jahre immer gedacht, dass ich irgendwie neben der Spur liege, dass ich unzureichend bin, irgendwie die Kunst des Lebens nicht verstehe...
Soll ich das innerhalb eines Jahres hinbekommen? Wieviel Druck mache ich mir dann selbst mit diesem Zeitrahmen?
Es geht um so viele Puzzlestückchen, die wir dazulernen können, dass ich mir alle erdenkliche Zeit dafür nehmen möchte.

Meine Depression gehört zu mir, sie ist mein Bremsschuh, der mich zum Stillstand bringt, wenn wieder zu oft oder zu lange der Autopilot läuft - und das finde ich eigentlich sogar gut. Natürlich fühle ich mich in einem Tief nicht toll! Aber die Depression ist zuverlässig und bringt mich dazu, mich wieder mehr mir selbst zuzuwenden.

Zum Glück habe ich bereits viel gelernt, so dass meine depressiven Durchhänger nicht mehr ganz so lang und ganz so tief sind. Ich sehe durchaus, dass meine Worte für jemanden, der tief unten feststeckt, wie Hohn klingen müssen.
Ich schildere hier aber lediglich meinen derzeitigen Ist-Zustand, meine ganz persönliche Einstellung zur Depression.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von mystery60 »

Hallo Bohne,

die Frage kann ich Dir (leider?) nicht beantworten, aber hier im Forum sind so viele unterwegs, dass Du da sicher eine ganze Reihe Antworten und unterschiedliche Erfahrungen bekommen wirst und ich denke auch, es gibt da keine allgemeingültige Aussage und ich denke, dass nicht mal die sog. "Fachleute" das vorhersagen können.

Das Beispiel von Ben mit dem Auto/Flugzeug und dem Warnlämpchen kann ich da slebst gut nachfühlen. Ja, ich denke auch, dass die Erkrankung eine Reaktion ist - man reagiert auf etwas, ein traumatisches Ereignis, eine lange Überlastung, was auch immer - im Einzelfall.
Und ein Therapeut sagte mir mal (treffend - aus meiner Sicht): wenn sie im Flugzeug säßen und wüssten, dass vorne im Cockpit eine Warnlampe leuchtet, der Pilot diese sieht, trotz einiger Maßnahmen aber nicht weiß, was los ist und trotzdem starten will - was würden sie tun, mitfliegen???
TG
maki

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von maki »

Hallo liebe Bohne,

Da du ja schon ein wenig hier im Forum mitgelesen hast, hast du auch bemerkt, dass viele sich schon jahre-bis jahrzehntelang mit ihrer Depression "rumplagen".

Ich kann dir nur ganz kurz und schmerzlos meine Einstellung dazu vermitteln

Ich lerne, mit meiner Depression umzugehen, erwarte mir keine Heilung, wenn sie doch kommt, umso besser, aber vorher will ich so gut es geht damit umgehen und ein lebenswertes Leben führen.

Hoffentlich kommt das jetzt nicht zu negativ rüber, aber ich finde es halt besser, sich darauf einzulassen, als untätig auf die Heilung zu warten.

Milly

Es kommt negativ rüber, aber ich schick es trotzdem ab
bahn

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von bahn »

hallo zusammen,

ich versuche immer wieder die positiven Aspekte meiner Depri zu sehen. Ich lebe viel bewusster, nachdenklicher, denke eher an andere Behinderte und Kranke, das war vorher nicht so der Fall.
Und wenn es gut kommt, kann ich anderen Depris in ihrer Depression helfen, weil ich da mitfühlen kann. Ich sage euch ehrlich, mancher Therapeut kann das nicht, weil der gar nicht weiss, oder vielleicht nur theoretisch, wie sich eine Depri anfühlt.
Zwischen grauer Theorie und Leben ist doch noch ein Unterschied.
Bei mir ist es jetzt auch so, dass ich nicht völlig geheilt bin, und lernen muss, in meinen Grenzen zu leben.
Und wenn wir plötzlich völlig geheilt wären,
so von jetzt auf nachher. Manche Kranke wollen gar nicht mehr geheilt wären, was wäre ich denn ohne.......................
na ja...................................

viele Grüsse
Seebär
e621
Beiträge: 260
Registriert: 5. Nov 2009, 17:19

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von e621 »

Hallo zusammen,

total Interessant hier.

Ich denke da ähnlich wie otterchen, es braucht einfach Zeit und viele kleine Schritte, Geduld und nochmals Geduld.
Natürlich ist es nervig immer wieder scheisse drauf zu sein.

Ich kann nur für mich sprechen, da ich knapp 30 Jahre "falsch" gelebt bzw. gehandelt habe.
Nachdem ich nun im Sommer 09 Dinge erkannt habe, dauert die Verarbeitung vestimmt lange.

Gruß
Frank
niederländer

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von niederländer »

Hallo Otterchen, hallo Forum,

Vieles aus dein Posting trifft auf mich zu. Ich befinde mich jetzt in ein Tief. Es fühlt sich aber dieses mal etwas "milder" an.
Vielleicht auch weil ich es die vorigen male mit Alkohol runter gespühlt habe.

Bei mir existiert auch die Angst nie wieder gesund zu werden. Es ist darum schmerzhaft zu sehen wie andere Menschen scheinbar glücklicher leben.
Ich habe vielleicht noch 25 Jahre zu leben.
Heist das auch 25 Jahre mit Depressionen herum quälen ?

Gruss,

Dutchy ?
bahn

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von bahn »

hallo dutchy,

ob die anderen glücklicher leben, und Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Es kommt auf deine innere Einstellung darauf an. Was mir hilft, dass dieses Leben hier jetzt nicht alles ist´, ich muss nicht alles herausholen aus diesem Leben. Ich persönlich glaube an ein Leben nach dem Tod. Das heisst, ich kann das aber auch mit dem Verstand nachvollziehen. Irgendwo bin ich dann auch gelassener, und manche Sorge wird dann kleiner. Aber das ist jetzt so mein Halt.
Auch meine Familie gibt mir immer wieder Halt, und dass es sich trotz allem lohnt.
Ich wünsche dir etwas Haltbares, Greifbares in deinem Leben, wo du dich daran festhalten kannst, in der Depri, und du hast ja gemerkt, an der Flasche sich festhalten bringt nichts.

liebe Grüsse,
Seebär
niederländer

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von niederländer »

Hallo Seebär,

Vielen Dank für deine Wünsche. Ich möchte auch nicht alles aus mein jetziges Leben holen, sondern mich einfach nur ein bisschen glücklich fühlen.
Von meinem Glauben her, weiß ich auch sicher das es nach meinen Tod nicht aufhört. Das gibt mir etwas Halt.
Meine liebe Frau liebt mich sowie ich bin und meine Kinder auch. Obwohl es manchmal schwer ist. Sie haben in meine Trinkfasen viel mitmachen müssen.
Das ist entgültig vorbei !

Gruß,

Dutchy
maki

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von maki »

Hallo Dutchy,

Ich wünsche mir, dass du den Mut nicht verlierst, weiterhin an dich glaubst, das Glücklichsein wiederbekommst. Du hast schon soviel erreicht, weiter so, wir unterstützen dich wenn wir können.

Du hast eine Familie die zu dir steht, zeig ihr deine Dankbarkeit, sei aber auch dankbar mit dir selber und stolz auf dich!

Alles Liebe

Milly
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von mystery60 »

Hallo zusammen,

was ist schon (ganz) gesund? Der eine weiß von seiner Krankheit - und ist vielleicht deprimiert - der andere weiß es noch gar nicht und ist glücklich. Und was ist Glück? Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen auch nach schweren Schicksalsschlägen, z.B. wurden zu Rollstuhlfahrern, relativ schnell wieder auf ein Glücks-Level der Durchschnittsbevölkerung kommen.

Also Glück ist für mich ein gutes Leben führen zu können und das muss ich ganz für mich alleine definieren und auch diese Definition ist im Wandel begriffen, wenn auch nicht dauernd und tiefgreifend (passendes Wort zu meinem Namen- haha).

Ich selbst glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, schon gar nich in der Richtung, wer es hier hart hatte und viele Entbehrungen auf sich nehmen musste der hat es nach dem Tod wunderschön, und wer so lebt (wie vielleicht der verhaßte Nachbar, Vorgesetzte, Kollege, etc.), dass er hier alles rausholt, mit Ellenbogen arbeitet, betubbt, andere reinlegt, lügt, hintergeht, der wird nach dem Tode dafür bestraft.
Ich glaube - egal was nachher kommt oder nicht kommt - man muss sein Leben so leben, wie man es für richtig hält. Ich sage mir dann immer. Stell Dir vor, Du bist 80 und sitzt irgendwo auf einer Parkbank, der Park ist leer, die Sonne steht schon tief und es ist ruhig und friedlich und Du denkst über Dein Leben nach und fragst Dich: was hast du gut gemacht, wo hast du Fehler gemacht, wie ist es gelaufen? Wenn ich dann sagen kann, es ist gut gelaufen. Klar habe ich auch Fehler gemacht, klar war nicht alles toll und rosarot, aber im Großen und Ganzen habe ich ein gutes Leben gelebt, war ich ein guter Mensch - allein nach meiner Richtschnur - dann wär´ ich zufrieden. Und ich sehe es so: darauf will ich hinarbeiten, jeden Tag, jeden Tag von neuem.

Also, gleich ob krank oder gesund, oder halbkrank oder etwas gesünder als gestern .... es geht darum das Beste aus der Situation zu machen, das Beste aus seinem Leben zu machen und das heißt auch seine Stärken einzusetzen, für sich und für andere. Dann wird dieses Leben schon gut werden - im Rahmen der Möglichkeiten.

Gleiches wünsche ich Euch
TG
maki

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von maki »

Mir ist da grad ein Ereignis eingefallen, dass mit Gesund und Glück zu tun hat.

Eine Bekannte von uns hatte bemerkt, dass ich sehr viel an Gewicht verloren hatte, seitdem sie mich zuletzt gesehen hatte. Ich gab ihr keine Erklärung dazu ab, da ich meine Depressionen nicht jedermann anvertraue. Sie sprach meinen Mann später darauf an, und der sagte ihr : Es ging ihr aber auch lange Zeit sehr schlecht (damit meinte er mich). Die Antwort von der Bekannten war: Wann geht's mir denn mal so schlecht, dass ich auch endlich abnehme?

Sie lebt in einer kaputten Beziehung, ich habe "nur" Depressionen....

Milly

Sorry Bohne, wir sind mittlerweile schon in einer Diskussion unterwegs, sind schon meilenweit von deinem Eingangsposting entfernt,hoffe du kommst noch mit.
niederländer

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von niederländer »

Hallo Milly,

Ich gönne NIEMANDEM der übergewichtig ist eine Depression.
Dieser Bekannter von euch hat wohl noch nie einer Depression erlebt.....
Irgenwie macht mich das wütend.

Gruß,

Dutchy
maki

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von maki »

Sorry Dutchy, ich wollte dich jetzt nicht wütend machen. Obschon mich solche Sichtweisen auch auf die Palme bringen können.

Diese Geschichte war jetzt nur um die verschiedenen Sichtweisen zum Thema Gesundheit und Glück zu zeigen.

Diese "Bekannte" hat nicht mal Uebergewicht, sie ist rappeldünn, vielleicht 10 gr.zuviel.

Für sie ist halt ihre Figur wichtiger als ihre Beziehung.

Für mich ist die Beziehung wichtiger als meine Depression (stimmt zwar mittlerweile nicht mehr so ganz, ich seh die Depri grössenteils als wichtig, schliesslich profitiert die Beziehung auch von einer Besser funktionnierenden Partnerin)

Ich schick dir das rüber, weil ich dich jetzt nicht mit unnötigen Gedanken belasten wollte.

Milly
quarktasche
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Registriert: 9. Nov 2009, 12:18

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von quarktasche »

Hallo an alle,

zuerst mal ein dickes Dankeschön für eure vielen und schnellen Antworten! Darüber habe ich mich sehr gefreut. Vieles, von dem was ihr geschrieben habt, kann ich gut nachvollziehen. Leider ist die Umsetzung schwer und Geduld war nie meine Stärke. Vielleicht lerne ich ja irgendwann mit der Depression besser umzugehen. Meine schwierige Lebenssituation hat sich halt nicht verändert. Ich bin noch in einer Ausbildung und Haupternährerin der Familie. Wenn ich beruflich jetzt wieder scheitere, kann ich die Rückzahlung meiner Studienschulden und mein erstes Staatsexamen in die Tonne klopfen.
Tja- und schwupps sind sie wieder da, die Versagens- und Zukunftsangst - und alle tiefschwarzen Gedanken. Denn im Grunde fühle ich mich dem allen (noch????) nicht gewachsen. Ich dachte halt, ich wäre stärker nach der Klinik. Eigentlich wollte ich nicht "jammern", aber so ist es nun mal.

Nochmal vielen Dank und liebe Grüße
Bohne

PS Ich hoffe, dass das hier diesmla richtig landet.
Babi
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Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von Babi »

HI Bohne,
bei jedem dauert eine Depression unterschiedlich lang. Und es gibt Menschen, bei denen tritt sie einmal auf und es ist nach langer Zeit wieder gut und welche, die immer wieder Schübe kriegen.
Sei nicht ungeduldig mit dir selbst und vor allem gehe liebevoll und respektvoll mit dir um.
Ich wünsch dir viel Kraft und Geduld!
Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
remi
Beiträge: 386
Registriert: 23. Jun 2006, 14:08

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von remi »

nie mehr richtiggesund?

bei mir war die erste depression 1985, da war ich seit 1 jahr trocken, also weg von der alkoholsucht. 3 monate langzeit stationär war ich so gestärkt, dass ich bis 2002, also viele lange jahre ein gutes leben geführt habe. auf und ab der stimmungen, ja - aber im normbereich.
2002/3 gehäufte geschehnisse von todesfällen und krankheiten ließen meine depri wieder aufbrechen.
jetzt aber mit aller wucht. und seitdem bin
ich damit beschäftigt, mit mir selber wieder klar zu kommen.
ich frage mich auch: hört der kampf je wieder auf ?
niederländer

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von niederländer »

Hallo Kreati,

Ich bin auch trockener Alkoholiker. Meine "trinkkarriere" dauerte 5 Jahre. Bei mir war zuerst die Depression da und dann die Sucht.
Das Trinken hat mir aber bei der Depression nicht geholfen.

Trennung und der sozialer Abstieg waren die Folgen. Ich bin damals ganz unten gelandet.
Mein soziales Leben hab ich wieder einigermaßen auf die Gleissn. Aber nur wenn ich nicht depresiv bin.

Die depressive Fasen bleiben jedoch. Vor allem im Winter.
In dem Sinne frag ich mich auch: hört das nie auf?

Gruß,


Dutchy
DirkBungart
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Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von DirkBungart »

hallo,

also ich kann die frage "nie mehr "richtig" gesund werden" nur mit JA beantworten.

genau das wird mir in der therapie vermittelt. eine depression ist nicht wirklich heilbar. selbst wenn die depression zeitweise verschwindet kommt sie wieder. das ist auch eine persoenliche erfahrungf nach ueber 8 jahren. es scheint mir darum zu gehen so selbstbestimmt wie moeglich die depression zu bewaeltigen und die guten zeiten zu geniessen. das habe ich durch meine depression gelernt.

herzliche gruesse,
dirk
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von Nico Niedermeier »

Sorry, aber das ist einfach so gar nicht richtig...zumindest 50% aller Betroffenen werden nur 1 oder 2 mal in Ihrem Leben depressiv sein und es gibt Millionen in diesem Land die wieder "völlig gesund" geworden sind
Dr. Niedermeier
dosch
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Registriert: 11. Dez 2009, 21:59

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von dosch »

Hallo Tiefgrund,

ich habe gerade Deinen Vergleich mit dem Piloten und dem Warnlämpchen gelesen.
Mmh............,da ist absolut was dran !

Liebe Grüße
Thea
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von mystery60 »

Puhhhhh Herr Dr. Niedermeier, da bin ich aber froh !

Ich denke auch, dass die Situationen individuell verschieden sind. So wie man sagt, dass es schon früh Dispositionen gibt, dass ein Mensch später mal eher depressiv wird als ein anderer, gibt es auch Unterschiede, ob es einen a) tatsächlich trifft, b) wiederholt trifft und c) wie lange trifft.

Da hoffen wir mal alle, dass es das letzte Mal war und wir zu den Millionen gehören - manchmal ist es ja doch besser mit dem Strom zu schwimmen ....
TG
ben1
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Nie mehr "richtig" gesund???

Beitrag von ben1 »

Zum Posting vom Doc

bitte mein Posting nicht falsch verstehen - ich fühle mich jetzt auch Gesund - aber die Depression hat mir eine andere Sensibilität für meine eigenen Belange gegeben - das Warnlämpchen wurde sozusagen neu justiert in ein Frühwarnsystem. Mein Leben bricht nicht mehr völlig zusammen, wenn sich die Depression meldet, sondern ich bin sehr viel sensibler für die Anzeichen von Körper und Seele geworden, (re)agiere viel früher, wenn sich Veränderungen abzeichnen. So gesehen kann das, was früher Depression war (wo so lange in die gleiche Richtung gelaufen wurde, bis es überhaupt nicht mehr ging) jetzt eine Art Navigationsgerät werden (ich hoffe, ich sprech nachvollziehbar) - es geht meiner Meinung nach nicht darum, die Depression "um jeden Preis" zu überwinden, sondern auch deren "gesunde" Anteile zu sehen (ich entschuldige mich bei allen akut betroffenen für diese Formulierung!).

Ben
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