Was ist das innere Kind?

Denker
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Re: Was ist das innere Kind?

Beitrag von Denker »

Für mich ist das innere Kind einfach ein Modell, mit dem ich arbeiten kann.

Habe vor einigen Wochen zum ersten Mal in der Therapie intensiven Kontakt zu meinem inneren Kind aufgenommen und dies war die intensivste Therapiestunde bisher. Habe erstmals gespürt, wie einsam und verlassen ich als Kind war. Und ich bin der Meinung, dass man den alten Schmerz, wenn er hochkommt, sich anschauen und verarbeiten kann. Reines "verstehen", was in meiner Kindheit passiert ist, ist zwar notwendig, hat mich meist aber nicht wirklich weiter gebracht.

Das folgende stammt wohl aus einem Klappentext zu einem Buch, was ich noch nicht gelesen habe. Fand den Text allerdings sehr ansprechend:

"Die meisten Menschen suchen ihr Leben lang nach der Liebe ihrer Eltern, nach der Anerkennung, die in der Kindheit gefehlt hat. Manche glauben auch, sie könnten ihre Eltern doch noch so verändern, dass alles gut wird. Aber was Vater und Mutter damals nicht geben konnten, können sie auch heute nicht geben. Bei ihnen immer noch nach der Liebe zu suchen, die wir gebraucht hätten, ist vergeblich.
Wir können jedoch dieses tiefe Verlassenheitsgefühl heilen, indem wir uns mit unser ganzen heutigen Stärke dem kleinen, verlassenen Kind in uns zuwenden und ihm die Liebe geben, die es braucht. Wir selber können diesem Kind zu den Eltern werden, die es sich schon immer gewünscht hat.

Mike Hellwig stellt hier erstmalig seine Methode und Übungen der Erlaubnis-Imagination in Buchform vor. Er leitet auf eine behutsame und liebevolle Weise dazu an, das innere Kind zu finden und zu erlauben, und es damit aus seiner Verlassenheit zu befreien. Auch zeigt er, wie Krankheit, Krisen, kritische innere Stimmen und Träume zu Möglichkeiten werden, die Beziehung zum inneren Kind zu vertiefen."

Hier noch der Link zum Buch:
http://www.amazon.de/o/ASIN/3363031165/ ... d_i=301128

Gruß
Denker
otterchen
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Re: Was ist das innere Kind?

Beitrag von otterchen »

Hallo Denker, hallo Urmel, hallo Ihr anderen,

"Die meisten Menschen suchen ihr Leben lang nach der Liebe ihrer Eltern, nach der Anerkennung, die in der Kindheit gefehlt hat. Manche glauben auch, sie könnten ihre Eltern doch noch so verändern, dass alles gut wird. Aber was Vater und Mutter damals nicht geben konnten, können sie auch heute nicht geben. Bei ihnen immer noch nach der Liebe zu suchen, die wir gebraucht hätten, ist vergeblich.
Wir können jedoch dieses tiefe Verlassenheitsgefühl heilen, indem wir uns mit unser ganzen heutigen Stärke dem kleinen, verlassenen Kind in uns zuwenden und ihm die Liebe geben, die es braucht. Wir selber können diesem Kind zu den Eltern werden, die es sich schon immer gewünscht hat.

Ja, dies ist mir gerade in der letzten Zeit klar geworden. Nicht nur verstandesmäßig, sondern es ist irgendwie auch "gesackt", nach innen gegangen (ich weiß nicht, wie ich es richtig beschreiben soll; manchmal begreife ich irgendwas mit dem Verstand, aber ich "fühle" es noch nicht. Bis das passiert, kann oft viel Zeit vergehen).

Bei mir ist das so, dass ich zwar keine Liebe von meinen Eltern "einfordere", aber von anderen Menschen! Also z.B. Anspruchshaltung dem Partner gegenüber: los, gib mir Liebe.
Das ist vergeblich!

Ich bin jetzt gefordert, der Kleinen in mir die Liebe zu geben, die sie so lange vermisst hat (deshalb auch mein Thread http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1185699791).

Aber das ist schwierig! Die Kleine hat nie Liebe bekommen, sie ist misstrauisch und skeptisch, macht sich bei meiner Umarmung steif. Kein Wunder: ich, die Erwachsene, habe nie wirklich Liebe bekommen, weiß also nicht, wie man Liebe zum Ausdruck bringt - bzw. bin in dieser Hinsicht noch sehr unsicher.

Insofern: ja, es hilft mir wirklich weiter, das innere Kind zu haben. Mit seiner Hilfe habe ich meine tiefliegenden Probleme aufdecken können und will jetzt endlich mir selbst all das geben, was ich nie bekommen habe: Liebe, Trost, Stolz auf mich, Verständnis, Interesse, Wertschätzung, In-Schutz-Nehmen etc. etc.

(Was fehlt EUREM Kind denn?)

Meine kleine, neugierige Person schaut mir gerade über die Schulter, und ich kann sie wortlos verstehen: sie bewundert, dass ich so schnell so "toll" schreiben kann (wie Kinder sich halt so ausdrücken ).
Ich lasse sie gleich an den PC, eine Runde spielen
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ausdemEis
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Re: Was ist das innere Kind?

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Ihr Lieben!

Mein Therapeut hat mir heute gesagt, dass er das Innere Kind doof findet (hat er aber nett gesagt) und dass er mit mir lieber die Theorie über das ICH, das ES und das ÜBER-ICH besprechen würde. Das war bereits zum Ende der Sitzung, deswegen haben wir es nur kurz anreissen können. Wollte Euch aber trotzdem berichten.

Und zwar besteht demnach die Seele aus drei Teilen, dem ICH, dem ES und dem ÜBER-ICH. Das ICH ist in unserem Bewusstsein. Die beiden anderen im Unterbewusstsein.

Jeder Teil für sich hat seine eigene Rolle.
ES --> impulsiv, Ur-Instinkte wie Wut, Trauer, Hunger etc. wollen sofort und unmittelbar befriedigt werden
ÜBER-ICH --> vernünftig, rational, überlegt, anerzogen, gelernt

Beide korrespondieren unablässlich mit dem ICH, sie wollen es beide beeinflussen und für sich gewinnen. Das ICH muss nun versuchen, einen Kompromiss zu finden, mit dem beide gut leben können. Stellt man sich eine Waage vor, so macht der Bergiff "seelisches Gleichgewicht" auch bildlich dargestellt einen Sinn.

Ein gesundes ICH findet Kompromisse, die beide Seiten befriedigen. Ist dieser Prozess gestört, kann das ICH also nicht "gesund" arbeiten, wird die Seele krank. Sie ist im Ungleichgewicht.

Klingt logisch, finde ich. Ein simples Beispiel: Der Wecker klingelt. ES: "Ich hab keinen Bock, ich bleibe einfach liegen." ÜBER-ICH: "Du musst arbeiten, um Geld zu verdienen, um Dich zu ernähren, also steh sofort auf!"
Das ICH findet idealerweise (was für die Seele gesund ist) einen guten Kompromiss. Der könnte so aussehen: "Ich drehe mich nochmal um und döse 10 Minuten vor mich hin. Dann aber raus aus den Federn!"

Das ist nun wirklich nur ein seeeehr einfaches Beispiel. Aber gut, soweit die Theorie meines Therapeuten. Nun meine!

Die Sache mit dem Inneren Kind lässt mich nicht los. Könnte es denn wohl sein, dass das Innere Kind nichts anderes als das ES ist? Und der Innere Erwachsene ist das ÜBER-ICH? Und ich werde wieder gesund, wenn ich BEIDEN genug Beachtung schenke?!

Also, ich glaube ich muss ihm das nächste Woche mal sagen. Übrigens (ich mache jetzt einen Spagat zu einem anderen Thread, aber egal): Therapie ist tatsächlich das, was ZWISCHEN den Sitzungen passiert. Ich weiß nicht, wer von Euch es gesagt hat, aber gerade heute ist mir das sehr bewusst geworden.

Viele Grüße
Urmel
Grenzgängerin
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Re: Was ist das innere Kind?

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo Urmel,

oh ja, der Herr Freud lässt grüßen .

Vielleicht interessiert Dich dann das hier: http://www.teachsam.de/psy/psy_pers/psy ... reud_0.htm .

Liebe Grüße,

Alex
otterchen
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Re: Was ist das innere Kind?

Beitrag von otterchen »

Hallo Urmel,

oh, ein wahrer Anhänger Freuds, bei dem Du da gelandet bist.
Nun, ich komme besser mit den etwas neueren Herangehensweisen zurecht, mir waren die Begrifflichkeiten von Freud immer irgendwie zu abstrakt.
Aber: Hauptsache, es hilft (DIR!)

Ob das ES dem inneren Kind gleichzusetzen ist... hmmm... kann ich Dir leider nicht beantworten.

Aber ich will Dich nicht verunsichern! Nur: ich schreibe schon die ganze Zeit hier mit, da will ich nicht auf einmal wortlos verschwinden, nur weil mir diese Therapie "veraltet" vorkommt (bitte entschuldige, ich empfinde das halt leider so).

Wie gesagt: gut ist, was gut tut! Und das kannst nur Du selbst entscheiden.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ausdemEis
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Re: Was ist das innere Kind?

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Alex,
danke für den Link, werde mir das gleich mal ansehen!

Hallo otterchen,
keine Sorge, Meinungen sind (zum Glück!) verschieden. Ich habe auf diesem ganzen psychologischen Gebiet noch nicht sooo viel Erfahrung, dass ich sagen könnte, das Neue ist besser als das Alte oder umgekehrt. Aber ich fand das wirklich sehr interessant! Und auch irgendwie vorstellbar. So ein bißchen wie "Engel links, Teufel rechts" oder so.

Ich bin wohl einfach auf der Suche. Wie wir wahrscheinlich alle hier. Heute habe ich ein bißchen was gefunden, das ich irgendwie auf mich übertragen kann. Möglicherweise ginge das mit den neuen Theorien auch, aber die habe ich einfach (noch) nicht kennengelernt. Und wer weiß, vielleicht sind es wirklich nur andere Begrifflichkeiten für im Grunde ein und dasselbe Thema, eventuell ein wenig abgewandelt.

Freue mich auf jeden Fall über Eure Antworten und Anregungen!

Viele Grüße
das Urmel
otterchen
Beiträge: 5118
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Re: Was ist das innere Kind?

Beitrag von otterchen »

Hallo Urmel,

naja, mir fällt es halt leichter (naja, SO leicht nun auch wieder nicht), mit dem inneren Kind Verbindung aufzunehmen, weil es das ist, was mich ausmacht... weil es das Pure, Reine, Ursprüngliche ist... weil ich mir das in Gedanken gut vorstellen kann, wirklich Kontakt herstellen kann zu den damaligen Wünschen, Bedürfnissen, Ängsten etc.

Das stelle ich mir mit einem ES wesentlich schwieriger vor, weil es für mich so ein abstrakter Begriff ist. Aber probiert wurde es ja bei mir noch nicht, daher kann ich nichts dazu sagen.

Vielleicht kannst Du ja bald hier ein paar Erfahrungen von Dir niederschreiben, wie Du mit Es, Ich und Über-Ich klarkommst, was diese 3 Begriffe für Dich bedeuten, wie sie Dir helfen.

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