Licht und Dunkelheit

anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe lutetia
ja,manchmal scheint es mir,wie du schreibst,ich breite meine Arme aus,und alle rennen zu mir,und werfen mich dann um.

Aber das ist nicht mehr so,ich habe viel verändert.Ich gebe meinen Teil,der ist mal groß,mal klein und auch mal nichts.
Durch unsere riesige Familie ist irgendwie immer etwas. Die Jüngeren haben sich gut angewöhnt,uns Ältere (ich und meine Schwester) einzufordern.

Es gab Jahre in der Depression,da konnte ich Leid besser aushalten als Freude. So bin ich bewusst zu den Kranken und Alten gegangen,das war damals richtig.

Heute kann ich mich wieder freuen,ich kann in die Stadt fahren,in ein Cafe gehen,in die Bücherei,einfach bummeln. Ich hab wieder den normalen Abstand zu den Menschen.
Aber viele Jahre konnte ich niemanden Lachen sehen,es tat unendlich weh.

Alte Gewohnheiten sind in einer Familie schwer zu ändern,für meine Mutter bin und bleibe ich die Lastenträgerin.
Meine ältere Schwester und meine älterer Bruder sind und waren immer die Guten.
Dann kommt ein Bruder,der ist der absolute Verlierer.
Die jüngeren Schwestern haben "Narrenfreiheit".
Ich werde das nicht verändern können.aber ich verhalte mich anders.
Gestern spät abends,noch ein Anruf von der "Jüngsten": wir wollen mal eben morgen alle kommen und bringen noch mit...
Früher hätte ich mit Bauchschmerzen und schlechtem Gewissen halbherzig Ja oder Nein gesagt.
Jetzt sage ich,wie bitte,so kurzfristig geht bei mir nichts.
Dann hab ich ihr noch mitgeteilt,was alles wegen den Eltern und der kranken Schwester zu regeln sei.
Letztlich hab ich alles bei ihr abgeladen, und auch noch den Überfallbesuch abgesagt.
Punkt und Ende.
Kein schlechtes Gewissen,nein Ärger über so eine dreiste Forderung.
Meine Rolle funktioniert nicht mehr,das wird sicher erst mal Ärger geben,aber das halte ich aus.
Mein Vater sagte früher immer,ach,ihr wollt uns besuchen,das ist aber schlecht,wir sind schon auf dem Weg zu euch.

Es nützt nichts halbherzig,zögerlich und übervorsichtig seine Worte zu wählen.
Klare Worte kommen an,werden verstanden.

Wieder ein Beispiel aus dem Pferdestall.
Es gibt teure Seminare,sehr teuer,da kommt eine Gruppe Menschen mit einer Gruppe Pferde in die Reithalle.
Dann bekommt der Mensch eine Aufgabe,z.B. dem Tier einen Befehl zu geben.
Das geschieht über Sprache und vor allem über Körpersprache.
Ein Pferd reagiert nur auf starke Körpersprache und dem absolutem Willen der Menschen. Jedes Zögern wird es ausnutzen.

So erkennt man Führungsqualitäten.
Je kränker ich bin,um so weniger gehorcht mein Hund,er geht mir aus dem Weg.

Ich habe auch,jetzt wo ich älter bin einen viel härteren Blick,ich lege nicht mehr den Kopf so niedlich seitlich und signalisiere Unterwürfigkeit.

Ich bin ein freches Weib.
Ich finde es gut,ein freches Weib zu sein.
Darum will ich auch lange graue Haare.

Frauen laufen in Fallen,wenn sie nett sein müssen.

Früher war ich Opfer,ich habe andere eingeladen, mich so zu behandeln.

Jetzt habe ich gelerntes verinnerlicht,ich stehe also dazu. Diese Haltung schützt mich.
In kleinen Dingen anfangen,üben,ausprobieren,wenn auch mit ganz viel Herzklopfen.
Gestern war ich neben der Spur,es gibt Tage,die werfen mich um.
Dann gehe ich in Deckung,aber ich stehe immer wieder auf.
Ich schicke euch allen liebevolle Abendstunden,von Herzen
anna54
Lerana
Beiträge: 2088
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Lerana »

Liebe, liebe Anna,

wenn ich darf, möchte ich dich einfach mal ganz fest drücken. Du bist ein wunderbarer Mensch und der Poet in diesem Forum!

Ich hoffe, es geht dir etwas besser!

Ganz herzliche Grüße
Lerana

PS. Ich liebe freche Weiber!!!
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Lerana
du bist mein Geschenk,danke!!!
Ich habe wieder einen Zugang, zu meinen Worten.
Das sprudelt einfach,wenn ich die richtige Zeit erwische. Fast immer schreibe ich am Küchentisch.Mein Küchentisch hat schon einiges "verbrochen".
In dem Fluss der Dinge,kann ich schreiben.
Ich muss den Moment fühlen,Achtsamkeit.

Früher hab ich Briefe schreiben können,das geht jetzt nicht mehr.
Aber ich finde meine Seelenworte wieder,meine Seelenmenschen,meine Seelennahrung.
Ich schreib später wieder
Die Sonne treibt mich aus dem Haus.
anna54
???!!!
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von ???!!! »

Hallo ihr da draußen - oder besser hier drinnen im Forum.
Ich bin die Neue. Seit langem beeindruckte, jedoch stille Mitleserin.
Besonders Annas Worte gehen mir sehr zu Herzen. Deshalb habe ich diesen Thread zum "vorstellen" gewählt weil ich auch sonst keine Rubrik dafür gefunden habe.
Mein Pseudonym sagt ja schon einiges über mich aus.Nun, ich freue mich, jetzt bei euch sein zu dürfen.Ihr seid `ne tolle Gemeinschaft!
anna54 schrieb:
> Hallo zusammen
> Dr. Niedermeier hat Recht,wir "Alten" sollten häufiger positive Wege,unsere Wege aufzeichen.
> Also mein Versuch.
> Jammern hilft nicht,das habe ich für mich gelernt,mühevoll,schmerzhaft,enttäuscht und hoffnungslos.
> Mein Ziel ist ein zufriedenes---und gesundes Leben. Dafür muss ich einiges tun-also auf die Handlungsebenen kommen.
> Ein normaler Tages-und Nachtrhythmus war die erste Hürde,mehr Kraft für den Tag,weniger hinsehen auf die Verwirrungen der Nacht.Ich sortiere nach: wichtig,muss gemacht werden,hat Zeit,wird angestrebt.
> Alles was ich muss,mache ich--- hinterfrage nicht immer wieder,das kostet nur Kraft.
> Kraft und Energie sind mein kostbarstes Gut,damit gehe ich sorgfältig um.
> Der Tag hat zwei Aktivzeiten und zwei Pausenphasen---morgens viel erledigen,mittags Ruhe,nachmittags und früher Abend sind Stunden für Dinge,die mir von der Hand gehen.(Alter Ausdruck für---geht von selbst)
> Je mehr ich Dinge in die alltägliche Routine bringe um so mehr geht wie von selbst.
> Dass mein Leben nicht mehr von allein läuft,ja das war zu lernen.
> Licht kriege ich nur durch Aktivität,Dunkelheit schluckt,tut weh,macht kalt,friert ein.
> Ich lerne immer wieder viel von Tieren und in der Natur. Jede Pflanze,alles Leben wendet sich dem Licht zu.Sonnenblumenfeld suchen!!!
> Gestern habe ich meine Rehe gesucht.Ich finde sie im Sommer nicht,obwohl sie in der Nähe sind,sie sind in den Feldern.
> Auf dem Weg habe ich ihre Sonnenplätze gesehen,sie scharren sich kleine sandige Mulden.Wenn die Felder geerntet sind,dann habe ich freie Sicht,sie sind immer in der Sonne,morgens wie abends also suche ich die Sonne.
> Aufstehen,die Lähmung überwinden--das habe ich lernen müssen. Zur Aktivität die Muße geben,zum Schmerz die Hoffnung,der Verzweiflung ein Trotzdem entgegensetzen,das ist mein Weg.
> Wegbegleiter waren Therapie,Medikamente,Familie,die Zeit,die Schmerzen,die Hoffnungslosigkeit,sie gab den Anstoß.
> Es gibt nur einen Weg---etwas zu ändern---du hälst es einfach nicht mehr aus.
> Wenn Krisenzeiten mich wieder in die Dunkelheit zwingen,dann akzeptiere ich das kurze Zeit,aufstehen ist immer mühevoll,liegen bleiben---scheint einfacher.
> Es tut keiner für dich---
> du musst dich auf den Weg machen.
> Hoffentlich nicht zu fordernd.
> anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
liebe Helferin
ich kann dich nicht anders ansprechen,willkommen im Forum.Schön,dass du hier schreibst.

Da hab ich mich ja weit aus dem Fenster gelehnt,mit meinem klarem NEIN.
Morgen ist wieder so ein Tag der Tage.
Mein Mann hat Geburtstag,angeblich will er NICHTS machen.
Jedes Jahr das gleiche Problem.
Wie ein kleines Kind,alles wollen,aber nichts klar absprechen.
Ich habe alle Jahre eine große Feier ausgerichtet,weil eh,jeder kommt.
Silvester,so kurz vor Mittag,oder gern auch zum Kaffee,da kommen 30Personen schnell zusammen.

Ich werde diesmal einfach "was hinstellen" in die Reiterstube.
Sonst renne ich mir die Hacken ab,ich hasse diese unendlichen Forderungen.
--------. und Schluss.
Bei mir stimmt die Dosis nicht mehr,lasse ich mich ein,dann verliere ich mich.
Darum habe ich immer wieder die gleichen Probleme. Ich sage Ja und Nein.
Der Januar ist mir so lieb,da stelle ich alle Uhren auf Null.
Keiner kriegt was,ich will nur für mich sorgen.
Einfach in den Tag leben---
das ist Energie,die fließt,keine Hindernisse,keine Berge,keine Schluchten,leben.
Immer wieder sind es Bilder aus der Natur,die mich retten. Durch die zu warmen Tage treiben einige Sträucher schon. Ich werde sammeln gehen,Blüten zaubern.

In einer Kirche habe ich eine Engelausstellung gefunden,riesige Holzfiguren.
Der Künstler sah den Baum,dann den Engel,wunderschön,lebendig,auch zerbrochene Engel,abgebrochene Flügel.
Immer,wenn etwas mein Herz bewegt,dann ist es meine Stunde.
Sich satt sehen an schönen Dingen,Creme für die Augen.Licht rein lassen ins Innere,welches kein Leben mehr zeigt.
Dieses Tot-sein ist das Depression?
Hab ich erst den Punkt gefunden,wo ich wieder fühle,dann kann ich wieder leben.
Froh sein,überlebt zu haben.
Manches Leben ist lebensgefährlich.
Zu wissen,wie man sich fühlt,ich weiß oft,wie andere sich fühlen.
Bei dem Gefühl kann ich den anderen erreichen,da wird alles leicht,einfach menschlich.
Sag nichts,ich weiß wie es dir geht,sagen Wissende.Aber immer wieder bin ich auf der Seite der Handelnden,ich will nicht stumm leiden.Verstummen ist schlimm,wenn reden nicht geht ,nach Zeichen suchen,welche Gefühle ausdrücken.
Im Stall kann ich wortlos sein,allein das ,da sein reicht,ich bekomme liebevolle Zuneigung. Tiere geben immer.
Also,raus ins Leben,der Tag morgen geht auch vorbei. Keine Jahresbilanz,bloß nicht,jeder Tag zählt.
Jeder Tag,wo ich mein Bestes für mich getan habe, ist ein guter Tag.
Ich hasse das große Feuerwerk,warum ist das Laute so beliebt,soll es täuschen ,über die Leere.
Mein Hund wird mich fordern,er leidet mit jedem Knall.Wir kümmern uns.
Ich schicke euch allen Sonnenstrahlen
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
gerade bekam ich einen Blumenstrauß an die Tür gebracht. So ein Dankeschön , von einem Ehepaar, die Pferde bei uns haben,ein Danke für Kochen und Backen. Tut mir gut.

Das Jahr will zu Ende gehen,die Zeit läuft,sie läuft für mich.
Ich liebe den Anfang,er gibt mir alle Möglichkeiten,er gibt mir den Anschub,den ich brauche.
Bloß keine Vorsätze,ich hab genug davon,ich mach mir keinen Druck,jeder Tag ist Last genug,aber auch Freude.
Die Freude,dass mir Dinge wieder gelingen,dass ich meine Grenzen besser kennenlerne,dass ich achtsam mit mir bin.
Am Samstag hab ich noch einen großen Einkauf machen müssen,wie soll ich sonst kochen?
Ich steh im Eingangsbereich eines sehr großen Einkaufhauses,und überlege einen Moment.
Da war ich jemandem nicht schnell genug,und harsch kam eine Stimme: ja,wirds,dann irgendwann mal gehen??
Ich gehe nicht nach Plan,ich renne nicht mehr mit,ihr dürft mich alle überholen,aber bitte freundlich und mit Respekt vor der Langsamkeit.
Das größte Gut ist die Langsamkeit,schnell kann heute jeder,aber wer nutzt seine Zeit,gibt jedem Ding und Tun, sein Maß an Aufmerksamkeit.
In der Langsamkeit bin ich bei mir,ich nehme mich wahr,beim Rennen,achte ich nur auf die Schnelleren,will nicht verlieren.

Ich mache nicht mehr mit,bin nicht mehr auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten,ich gehe raus aus dem Druck:wie Frau heute sein muss.

Meinst du mich,oder nur ein Wesen aus Formbarkeit und Schrumpfbarkeit.

Ich soll mich reduzieren ,auf das richtige Maß.
Leben.der Maßstab für mich,meine Worte sind meine Worte,meine Zweifel sind meine Zweifel,meine Meinung,das bin ich.
Wieso soll das falsch sein.
Dieses,wie sollte ich sein,das ist die falsche Frage.
Ich bin jetzt,in diesem Moment,an dem Punkt meines Weges,unterwegs bin ich,ich frage,aber ich muss bei mir bleiben.

Es gibt keine Antwort,auf ,wie lange noch,wird es besser,oder noch schlechter?
Die Depression ist ein Begleiter,ein schlimmer Begleiter,unerbittlich,hart und messerscharf.
Aber die Depression ist auch der Wandel,sie zwingt zum Neu-an-fangen--- jeden Tag,manchmal jede Stunde.
Die Depression führt nicht in die Wüste,sie führt aus der Wüste hinaus.
Aber wo ich gestanden habe,damals,als ich verhungert war,ausgetrocknet,ohne Leben,als die Depression mich packte,das hab ich vergessen,also ist der Weg nicht auf der Karte zu sehen.
Ich habe ein gutes Ziel.ich möchte ans Meer.
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ganz,ganz viele gute Neujahrswünsche an euch alle,und ein herzliches Danke,dass ihr immer noch lest,sonst könnte ich nicht schreiben.

Ruhe auf der Straße,ich hab fast die ganze Nacht neben einem zitternden Hund verbracht.
Es war besser, als die Jahre vorher,aber immer noch sehr heftig.
Ich mag kein Feuerwerk,keine Bollerschüsse.
Heute ist auch noch so eine Ruhetag,morgen sausen alle wieder los.

Meine Tochter und Freund haben gestern abend wunderbar gekocht,eine echte Überraschung.
Vorher sind wir gelaufen,um einen großen See,anschließend haben wir ein Cafe gesucht,sind bis in die Stadt gelaufen.
Da stand ich nun wieder,in der Stadt,wo meine Klinik war,ich war 4Jahre nicht dort.

Ich will keine Erinnerungen wecken,es tut zu weh. Wie blind bin ich damals durch die Straßen gelaufen,mittwochs war Außenaktivität,immer ging es in die Innenstadt,mir war das zu viel.

Jetzt würde ich gern bummeln,suchen,wenig finden,meine Augen suchen neue Eindrücke.
Ich werde allein auf die Suche gehen.

Wissen,wo die Schätze liegen,wo ein Kraftort ist,wo ich Stille einatme.
Ich habe einige schon gefunden,ein Fluss mit einem Wasserfall,ein alter Steinbruch,besondere Bäume,immer die Natur,mal auch nur ein Gänseblümchen.
Andrea Schwarz Ich mag Gänseblümchen
ein kleines feines Büchlein,tut nur gut.

Morgen wieder ein Kliniktermin,es fängt an wie immer,ein neues Jahr macht nicht alles besser.
Aber ich hab den alten Kalender schon entsorgt,ich schaue nicht mehr rein,nie.
Ich warte auf die besseren Tage und Stunden,das ist meine Blickrichtung.
Ab morgen suche ich Ranunkeln,meine alten Veilchen blühen schon zaghaft.
Eine Blüte ist kostbarer als jedes Geschenk.
Die Pflanzen,die dem Winter trotzen,die mag ich,Hornveilchen sind zäh,sie können jeden Sonnenstrahl einpacken,für kalte Zeiten.

Stiefelwetter,Matsch im Wald,die Wege sind trist,die Bäumen scheinen tot.
Da muss auch ich aufpassen,ich darf mich nicht anstecken lassen,dann finde ich nicht mehr.
Und ich finde immer,ein Zeichen,einen Sonnenstrahl,ein Ruf der Natur,alles verborgen,aber da,nichts ist verloren.

So fühle ich auch die Zeit nach der Depression,zunächst scheint alles verloren,begraben,weggerissen.
Dann finde ich wieder,meine Stimme,meine Gedanken,meine Gefühle,auch meine Konzentration,einfach mich.

Ich gehe dann auf dünnem Eis,kenne nur das untergehen,einbrechen, in tieferes Eiswasser fallen.Todesgefahr,keiner will mich retten.
Aber es geht,aus dem Eis wird ein Weg,ein immer sicherer Pfad,ich kann Schritte machen,Fortschritte.

Dann stehen bleiben,orientieren,sich die Zeit geben,nicht wieder losrennen.
Nicht flüchten,es ist vorbei,die Ohnmacht ist besiegt,jetzt nichts verschenken, an Kraft,an Hoffnung,Zuversicht, nichts sich nehmen lassen,dem Anfang vertrauen.

Einfach anknüpfen geht nicht,der Faden reißt,weil er nicht halten kann.
Aber neue Fäden spinnen,neue Muster weben,einen Sicherheitsfaden mitlaufen lassen.

Ich habe in allen Zeiten der Klinik gestrickt,nur einfache Muster,an dem einen Faden konnte ich mich festhalten.

Was rettet mich,was frisst mich auf,welche Tür fällt immer zu,wer lässt mich immer im Regen stehen?
Das harte Brot,der Neuanfang ist schwer,keiner will mich retten,keiner kennt mich so,ich selber auch nicht.

Irgendwas trägt mich,später erkenne ich es,wenn nur einer an mich glaubt,bin ich gerettet.
Jetzt mache ich die Tür zu,zu viel Weihnachten,zu viel Geburtstag,zu viel Silvester,ich will Alltag---meine Seele will keine Sturmfluten mehr.

Leise schleiche ich in das neue Jahr.
anna54
???!!!
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von ???!!! »

Liebe Anna,

beste Wünsche für das Neue Jahr.
Es tut mir unheimlich gut Deine Zeilen zu lesen. Irgendwie kommt bei mir ein Gefühl von Vertrautheit auf.
Ich hoffe, ich kann Dich noch sehr oft hier lesen.

DasHelfersyndrom
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
danke,liebe Helferin,alle guten Wünsche für dich!
Alltag,endlich Alltag,wir müssen uns erholen,der Hund und ich.
Hier wird mindestens eine Woche geböllert,so hab ich noch viel Stress mit dem armen Tier.
Er kommt von der Straße,aus dem Ausland,da hat er einiges erlebt.
So passen wir gut zusammen,wir sind beide angeschlagen.
Heute sofort ein Kliniktermin,keine Auszeit von der Krankheit,sie ist immer neben mir.

Also fahre ich gleich los,füge mich in den Ambulanzstress. Ich sehe dort zu viele Gesichter,die nur noch leer sind,das färbt ab,es überfällt mich,ich habe zu kämpfen,bis ich wieder bei mir bin.

Auf dem Rückweg mache ich mir fast immer ein Geschenk,heute suche ich mir eine Blume.
Das ist dann der Moment,wo ich wieder Luft holen kann,nein ich bin nicht in der Klinik,ich muss nur über das Gelände laufen,um die Ambulanz zu erreichen.

Ich würde mir Begleitung wünschen,immer gehe ich diese Wege allein.
Ich möchte erzählen,was damals so schrecklich war. Ich möchte es loswerden,reden hilft.
Die Klinik in einem anderem Licht sehen,das wäre gut.
Gleich fahre ich wieder los,ich kneife nicht,ich brauche Medikamente,also keine Wahl.
Was sein muss,muss sein.
Ich wünsche euch eine gute Zeit.
Von Herzen
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
heute war meine Vorstellung beim zukünftigem Ehrenamt. Ich war vorher total nervös,beim Termin war es dann gut.
Die Schritte sind ungewohnt,ich war zu lange raus.
Jetzt muss sich ein Team zusammen finden,dann geht es los.
Ich bin noch sehr kaputt,meine Träume jagen mich. Heute Nacht habe ich mir "meinen Schreibtisch" eingerichtet.
Eine uralte versenkbare Nähmaschine,Eichenholz,genau richtig für mich.
Morgen habe ich endlich Zeit für mich,ohne meine Pausen bin ich verloren.
Der neue Kalender füllt sich schon.
Bis morgen
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
so ganz nebenbei, hat mir meine Therapeutin gestern erzählt,dass schon wieder ein Arztwechsel in der Klinik ansteht.
Für mich ist das der 5.Wechsel.
Wenn gute Leute gehen,dann stimmt was nicht in dem System.
Das ist meine Sorge.
Für mich war der Klinikleiter eine wichtige Person,ich kannte ihn von seinen Visiten.
Er war klar und zugewandt,für einen Chef,sehr zugewandt. Ihn interessierten alle Patienten,nicht nur die Privaten.

Wenn jetzt der Arzt,der schon bekannt ist für "seine spezielle Art",diese Stelle übernimmt,dann ist für mich die Tür zu.
Der gute Geist eines Hauses,den brauche ich,
der bestimmt letztlich,ob ich vertrauen kann.
Ich habe in dieser Klinik so viele schlechte Erfahrungen gemacht,aber immer war der leitende Arzt meine Motivation,doch dort zu bleiben.
Gestern bei dem Vorstellungsgespräch war die klare Aussage der Klinikleiterin: wir wollen Rückmeldungen,wir machen es dem Patienten da leicht,er kann auch anonym bleiben,wir gehen jeder Beschwerde nach,alle Meldungen gehen über meinen Tisch.

Es ist so wichtig,gerade in der Psychiatrie,ein Nachgespräch zu ermöglichen.
Welchen Eindruck nimmt der Patient mit,was lässt ihn nicht los,was hat ihn "beschädigt"?
Natürlich auch,was war besonders hilfreich.
Wo sind Lücken und Irrtümer?
Das alles macht es leichter ,für den manchmal neuen Weg ,in die Klinik.
Ich überlege ernsthaft,mir so ein Gespräch zu erbitten.
Trau keinem der sagt,das haben wir hier schon immer so gemacht,er könnte es schon immer falsch gemacht haben.

Mich verunsichert diese Mitteilung von gestern sehr,hoffentlich stimmt sie nicht.

Ein anderer Wind weht auch in der Ambulanz,auch da ein Leitungswechsel.Ich bin als Patient irritiert,jeder Wechsel bedeutet,ich muss wieder von vorn anfangen,ich will nicht alles wieder erzählen müssen,ich will nicht immer wieder diese Zweifel sehen,ich sehe sie sofort,meine Krankengeschichte ist lang,auch voller schwerer Einbrüche,ich habe Angst vor den Schubladen.
Also Tür zu?
Ich kann es mir schlechthin nicht mal aussuchen.
Welcher Wind wird wehen,was steht im Mittelpunkt,ein Neubau soll auch anstehen,sehr sehr groß,welcher Geist soll da herrschen?
Der Chef gibt die Richtung vor,immer.
Verunsichert
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
wieder ein Pflichttermin,ich muss ein weiteres Gespräch in der Einrichtung führen,in der ich ehrenamtlich arbeiten werde.
Hürdenlauf,aber ich werde ruhiger.
Ich sehe mich klar in der Position:ihr wollt was von mir,aber ich kann jederzeit gehen.

Das schafft Luft,hindert Berührungsängste,macht mich frei.
Ich muss frei sein,was hat mich so lange angekettet? Wie eine Laufleine,du gehst,du läufst,dann plötzlich zieht es dich in die Knie,du fällst.
Ich weiß nie,wie lang die Leine ist,wie weit mein Atem reicht. Es geht nur mit Achtsamkeit,Vorsicht,auch mit der offenen Hintertür.
Ich gehe,wann ich will,wann ich gehen muss.
Das verstehen wenige,denen muss ich immer wieder sagen,bloß nicht aufgeben.
Wenn ich meine Haltung klar zeige,meine Bedingungen anmelde,dann bin ich frei.

Aus dieser Freiheit bin ich aktiv,lebe ein fast normales Leben. Damit bin ich nicht allein,ganz viele Menschen haben Brücken,Weggefährten,Helfer,Auszeiten,starke Hände,die auffangen.
Ich kann,weil ich will,was ich muss.
anna54
???!!!
Beiträge: 3
Registriert: 28. Dez 2012, 18:51

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von ???!!! »

Liebe Anna,

ich finde mich immer mehr in deinen Beiträgen wieder.
Deine Gedankengänge helfen mir, viele Dinge besser zu erkennen.
Das Lesen deiner Beiträge ist für mich Therapie.
Ich danke dir dafür.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
ein Zeitungsartikel hat mich schwer getroffen,ich lasse mir Zeit,zu schauen,warum.
Es ging um Gelder für psychisch kranke Menschen.
Ich will einen anderen Umgang finden,mit Themen,die mich sehr verletzen. Ich will mich nicht mehr aufreiben,mich nicht selbst weiter runter ziehen.
Früher hab ich immer sofort reagiert,mich verrannt in Konflikten und Angriffen.
Ich nahm die Empörung,die Wut wahr,dann hab ich gehandelt,ich hatte viel zu viel Baustellen.
Dieser Abstand,den ich mir jetzt mühsam schaffe,der ist gut,der ist besser.
Ich nehme nicht einfach hin,nein ich will etwas dazu sagen,möglichst nur einen Satz,aber der muss wachsen.
Welche Wunde aufreißt,wenn wir uns empören,wenn wir wütend werden,das ist wichtig, zu schauen,dann ist Selbstschutz wichtig.Sonst bin ich am Boden,wenn meine Kritik verrissen wird.

Es liegt mir am Herzen,das ist ein häufiges Gefühl,was mir am Herzen liegt,das ist nah bei mir,das bin ich.
Morgen kläre ich die Aussagen des Artikels,ich frage nach,beständig.
Ich glaube, nach so vielen Jahren sagen zu können,keine andere Krankheit wird mit so viel Dreck beworfen,wie psychische Erkrankungen.
Ich bin betroffen,in jeder Hinsicht.
Ich lasse das auch nicht so stehen.
Ich will eine Erklärung.
Ich will eine andere Sprache,wenn es um meine,unsere Krankheit geht.
Leise und weise,sind meine Wege.
Liebe Grüße
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo Ihr Lieben
puh,das ist so ein fürchterlicher Januarsonntag,nur trist,schwarz und grau mit Nieselregen.
Heute hab ich mein Wohnzimmer schätzen gelernt,ich war in mehreren Antikläden.
Ich suche seit Jahren,schöne Dinge,warme Dinge,die ein Zimmer heimisch machen.
Ich suchte heute an der falschen Stelle,ich suche sonst auf Flohmärkten.
Aber ein Gefühl hab ich wiedergefunden.
Nach Hause kommen.
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um das zu fühlen,muss ich raus gehen,mich auch an tristen Januartagen überwinden.
Der Wechsel macht es einfacher.
Das Gefühl wird deutlicher,sicherer,es ist meins,nicht ein falsches Gerümpel,dass mich verstört.
Ich muss so viel neu lernen,wer ich bin,was ich war,was echt ist ,was nur eine Maske.
Traurig sein, von trostlos unterscheiden,ist auch schon ein Gewinn.
anna54
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von timmie2002 »

danke einfach mal für deine vielen positiven beiträge.

lg final
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
danke,finalfreak,ich lebe von Rückmeldungen.

Vor zwei Tagen habe ich etwas getan,was früher selbstverständlich war.
Ich las einen Zeitungsbericht über ältere psychisch Kranke,und einem Hilfsprogramm,dass der Kreis jetzt unterstützt.
Eine gute Meldung.
Da fiel ein Wort,dass schier unglaublich ist.
Ich kann das nicht mal hier schreiben.
Da war sofort ein Gefühl,das bleibt nicht so stehen. Aber auch sofort,Angst,wer hört dir noch zu,wer nimmt dich noch wahr,du bist ein Nichts.
Ausgeliefert sein,war das schlimme Gefühl.
Kampf im Kopf,sofort wurden alle Situationen,in denen ich schutzlos war,wieder wach.
Opfer sein---?!?
Nein,ganz klar nein!
Ich habe reagiert,mir die mail-Adressen zusammengesucht,und geschrieben.
Das Gefühl der Ohnmacht ging weg,die Angst,wer nimmt dich schon ernst,blieb.
Ich kenne das gut,dieses mutig sein,und dann völlig unsicher werden. Erst die Rückmeldung gibt mir Sicherheit,dann habe ich Boden unter den Füßen,dann kann ich weitermachen.

Ist meine Wahrnehmung richtig,reagiere ich angemessen?
Jede Wahrheit braucht einen Mutigen,der sie ausspricht.
Heute mache ich weiter,langsam,jeden Schritt abwägen,Helfer suchen.

Die Frage,warum psychisch Kranke,heute das Rentenalter erreichen,alt werden,wurde beantwortet mit einem der verächtlichsten Worte der Hitlerzeit.

Ein Schlag, mitten ins Gesicht,ich kenne den Zeitungsmenschen gut,der will eine öffentliche Schlacht.
Hier laufen gerade Schlachten,eine Forensik wird geplant,keiner will sie haben,mit Steinen wird geworfen,gesteinigt.

Schweres Thema,schwere Worte,und doch aufleben,die erste Rückmeldung ist da,und sie unterstützt mich,Freude,einfach nur Freude,und Mut.
anna54
FaceOff
Beiträge: 199
Registriert: 7. Jan 2013, 11:38

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von FaceOff »

Ein herzliches Hallo erstmal an alle hier!

Seit einigen Tagen lese ich nun mit hier im Forum und besonders in diesem Thread habe ich einiges aus meinem eigenen Prozess und LEben erkannt und möchte mich deshalb jetzt auch einmal zu Wort melden....

Die Maske der Tüchtigkeit, der Fröhlichkeit, der Unbekümmertheit, ja, die habe ich auch getragen, 35 Jahre lang, immer lustig, immer fröhlich, immer funktioniert, scheinbar glücklich, obwohl ich im Unterbewusstsein schon irgendwie seit vielen Jahren gespürt habe, dass etwas nicht stimmt, aber ich hätte es nicht benennen können...

Dann, vor 6 Monaten durch einen Auslöser, der komplette Totalzusammenbruch, suizidal per NOteinweisung in die KLinik, dort 4 Monate gewesen, seit 6 Wochen nun wieder zu Hause. Alles weg, aus dem alten LEben, die Potemkinsche Fassade weg, ich kann mich mit nichts mehr aus dem alten LEben identifizieren, weder mit meinem Beruf (in dem ich 60 Stunden die Woche gearbeitet habe, durch falsche Fremd-/Außenmotivatoren getrieben, immer auf der Suche nach Liebe und Anerkennung) noch privat (alte Freunde im Moment nicht mehr stimmig, Ablösungsprozess aus einer viel zu engen Eltern-Beziehung).

Anfangs konnte ich es kaum alleine aushalten in einer Wohung, in der ich davor auch jahrelang allein gelebt hatte, das aber nicht bewusst wahrgenommen hab, abgeschnitten war von meinen Gefühlen und in Illusionen gelebt habe, ein falsches Selbst. Alles ist weg. Erste Schritte, erste Impulse, erste Entscheidungen aus mir selbst. Aus der sporadisch eingerichteten Wohnung was nettes gemacht durch tapezieren, dekorieren, installieren, aussortieren...

Ehemalige MItpatienten, SHG und Therapie geben mir einen gewissen Halt, ich bin nicht mehr suizidal, ich will kämpfen um ein neues LEben, aber ich beginne bei Null. DAs Lachen habe ich verlernt, mein Gesicht ist steif und verkrampft, ich fühle mich traurig und einsam, aber ich will es für den Moment so annehmen.

Ich wünsche mir so viel für´s neue Jahr: einmal ein echtes Lachen, kein Grimassieren, Momente der echten Freude und Zufriedenheit, irgendwann einen neuen oder den alten stimmigen Arbeitsplatz, neue oder alte stimmige Freunde, vielleicht doch irgendwann einen stimmigen Partner und vielleicht doch irgendwann ein Kind.. so viele, vielleicht doch erstmal ein echtes Lachen...

Liebe Grüße an alle von Carla

Kennt jemand von Euch das Buch von ALice Miller "Das Drama des begabten (im Sinne von emotional) Kindes" - darin habe ich mein Leben erkannt, sich komplett emotional anpassen an die Bedürfnisse der anderen, ein falsches Selbst leben, für LIebe und Anerkennung und damit den WEg in die Depression ebnen... IRRE, nie hätte ich gedacht, dass das, nur das, hinter allem steht, was ich immer selbst (stolz) dachte, zu sein und zu haben...
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Die wunderbaren Leute sind dadurch wunderbar, dass sie nur sie selbst sind.
FaceOff
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von FaceOff »

Ach ja, nicht zu vergessen, danke an Anna!! für diesen Thread und Deine Worte, ich kann so vieles für mich darin finden und ich halte ich förmlich fest daran, dass Du mal geschrieben hast: man kann aus der Depression herauskommen, es kann enden, es wird enden oder so ähnlich, jedenfalls, dass es am Ende des Tunnels doch immer wieder Licht geben wird.

Ich hoffe so sehr, dass es auch bei mir so sein wird. Wenigstens essen und schlafen geht wieder, auch ohne Medikamente, das konnte ich ganz lange gar nicht mehr, vor der Klinikeinweisung nichts mehr gegessen und fast ne Woche lang nur schwitzend im Bett gelegen...

Das ist besser jetzt, aber diese Traurigkeit, dieses starre Gesicht...
Manchmal spüre ich in mir einen ganz kleinen Hoffnungsschimmer, dass vielleicht doch irgendwann mal alles gut werden kann, die ÄRzte/Psychologen haben mir auch gesagt, dass es Jahre dauern kann, aber dann stürze ich emotional wieder ab und bin wieder mutlos, zwar immer noch "stabil" genug, um nicht in die klinik zurück zu müssen (das will ich auch nicht, denn das war eine wunderbare schöne Käseglockenillusion, so kann ich aber nicht am realen Leben weiterbauen), aber eben so, dass ich nur existiere und nicht lebe...
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anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
liebe Carla
willkommen im Forum,ich hab deinen Beitrag "verschlungen",ich kenne alles,was du schreibst.
Ich habe wieder ein Bild,die Masken sind gefallen,nichts bleibt dir,aus deiner alten Welt.Du bist jetzt wie "nackt".
Aber das geht vorbei---ganz sicher!!!
1.Gebot lass dir alle Zeit der Welt
2. Gebot glaube an dein Ziel

Ich kenne auch dieses leere Gesicht,kein Lächeln mehr,fast keine Mimik.
Aber lass auch das zu,es zeigt dir die Ernsthaftigkeit,die du auch brauchst,damit du nicht wieder in die "alten Stiefel" steigst.
Leer,einsam,schwer ist diese Zeit,aber auch wahrhaftig.
Nichts geht dir verloren,alles ist noch da,aber es ist Winter in dir,eisiger Frost.
Lass es zu,aber tu was für dich,alles was dir gut tut,wird dich "aufwecken".
Weck dich auf,mit Musik,mit einer wunderbaren Blume,einer warmen Decke,übertreiben ist angesagt,die Dosis muss hoch genug sein.
Deine Wohnung ist dein Schutz,mach sie dir schön,auch das hilft.
Irgendwann,irgendwann siehst du anders,hörst du anders,fühlt du zaghaft ein anderes Gefühl.
Du kannst nichts fordern,erzwingen,es muss wachsen.
Gras wächst nicht schneller,wenn man daran zieht!
Ich liebe Gänseblümchen,sie sind ein Geschenk,ich suche sie,ich finde sie,sie kommen immer wieder.
Zeit ist jetzt kein Maßstab,da kriegst du keine Garantie,aber die Dinge,die jetzt in dir wachsen,die haben Bestand.
Ich kannte die Frau nicht,die ich wurde,ich war erschrocken.
Aber nach langer Zeit wurden diese Wurzeln meine Quelle,ich war wieder ich.

Frag nicht,wie lange es dauert,jeder Tag ist ein Schritt,auch wenn er dir nutzlos erscheint.
Sei gut zu dir!!!
Hier zu schreiben, ist ein großes Lob wert.
Liebe Grüße
anna54
June73
Beiträge: 7
Registriert: 3. Jan 2013, 23:16

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von June73 »

Hallo Anna54,

bin neu hier und wollte, nachdem ich deine Beiträge interessiert verfolgt habe, dir mitteilen, dass ich den letzten in mein Notfall-Büchlein aufnehmen werde. Vom Aufwecken mit "hoher Dosis", sehr gut. (Es ist ja wirklich wie in einem Dornröschenschlaf, wenn das Leben nur noch an einem vorbeizieht und man tatenlos zusehen muss.) Wenn nur immer alles griffbereit wäre. In guten Zeiten sollte man sich einen "Wintervorrat" parat halten, für die "Fröste" in einem tief drinnen. Dann, wenn keine aufwändigen Beschaffungstouren unternommen werden können, sollte ein gewisser Fundus bereitstehen. Kerzen, Kraftecken innerhalb der Wohnung oder des eigenen Gartens, schöne wohltuende Musik, bunte Farben, einfach Dinge, die einem persönlich Freude machen.
Bei mir gibt es für diesen Fall auch eine Datei, da habe ich die schönsten Stellen eines Briefverkehrs mit einem Freund reinkopiert. Denn in "geisiger Umnachtung", wenn sich mal wieder der Nebel um mein Hirn gewickelt hat, beruhigt es mich wenigstens ein bisschen. Es zeigt, zu welchen Gedanken ich "normalerweise" fähig bin, und hilft mir ein kleines bisschen, mich rauszuziehen.
(Grad stell ich mir so ein ganz besonders liebevoll gestaltetes Regal vor: all diese Dinge, die positive Assoziationen hervorrufen sind dort enthalten. Fotos, Karten, sozusagen Eselsbrücken, um an die zahlreichen schönen Dinge zu denken.) Auch wenn sie im Moment nicht als schön empfunden werden können.
Liebe Grüsse "June73"
FaceOff
Beiträge: 199
Registriert: 7. Jan 2013, 11:38

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von FaceOff »

Hallo liebe Anna, Hallo auch an alle anderen (aktiven und passiven) Foristen!

Liebe Anna, dies ist Dein Thread, eine Art Tagebuch, in dem all Deine persönlichen Erfahrungen und erarbeiteten Erkenntnisse stecken und ich danke Dir für Deine Bereitschaft, diese Weisheiten mit uns zu teilen! Vieles, was Du zuletzt geschrieben hast, weiß ich im Prinzip, haben mir teilweise auch wörtlich die Therapeuten so gesagt (gerade den Satz: DAS GRAS WÄCHST NICHT SCHNELLER, WENN MAN DARAN ZIEHT).
Es ist nur so schwer, sich das immer wieder klarmachen zu müssen, weil die Uhren im alten Leben eben anders tickten, zumindest bei mir. Nur wenn eine Sache auch schnell erledigt wurde, war sie auch gut. Schneller, höher, weiter, so stachelten sich die Kollegen in meinem Beruf gegenseitig an, wer nicht mithalten kann, ist schwach...

Ich konnte lange mithalten, war stolz darauf, viele Dienste, kein Privatleben und alles immer noch mit einem Lächeln. Bis ein Auslöser zeigte, dass alles nur auf SAnd gebaut war, ohne Fundament, das alte Haus war schnell, aber äußerst minderwertig errichtet worden, mußte zusammenbrechen...

JEtzt muß, nein WILL ich ein neues Haus errichten, eines, das mir wirklich gefällt, nicht nur den anderen, eines mit Fundament, auch wenn so etwas immer länger dauert und immer teurer wird, als man denkt..

Insofern, ja, ich weiß, dass ich viel Zeit brauchen werde, dass Therapie nicht so läuft, wie ich bisher gearbeitet habe und dass Ungeduld und mein ständiger innerer Antreiber mich nur behindern.

Deinen Satz

"Ich habe wieder ein Bild,die Masken sind gefallen,nichts bleibt dir,aus deiner alten Welt.Du bist jetzt wie "nackt"."

kann ich genauso nachempfinden, ich fühle mich damit maximal verstanden, denn genauso ist es!! Genauso! Als ich mich hier im Forum registriert hab, hab ich bei der Wahl meines Benutzernamens, der für mich auch irgendwie stimmig sein sollte, lange geschwankt zwischen "FaceOff" und...."Naked".., denn genauso fühle ich mich, völlig nackt und ich hab lange gebraucht, zu verstehen, dass alles weg ist..

Andererseits sagst Du, es sei nicht alles verloren, auch die Therapeuten sagten mir, die grundlegen Züge meines Charakters seien noch da und ich könnte durchaus, nach einer Phase der Stabilisierung, einige Teile aus dem alten Leben auch in meine neue "Wohnung" mitnehmen, sozusagen, die alte Maske punktuell bewusst und zeitlich begrenzt auch mal wieder benutzen. Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen, es wäre ein tragisches Theaterspiel..

Im Moment verwende ich ständig den Begriff "stimmig", ein Wort, das ich früher nie gebraucht, vielleicht nicht gekannt habe. Nie habe ich Dinge, Menschen, Entscheidungen auf Stimmigkeit überprüft, nur der Kopf hat berechnet und kalkuliert, den Bauch hab ich nie wahrgenommen.
Jetzt ist Stimmigkeit das, was zählt, wo mein Bauch sich meldet, wo ich spüre, was und wer mir guttut und was/wer nicht.
Das motiviert, bringt aber auch wieder neue Probleme mit sich. Viele Freunde aus dem alten Leben erscheinen plötzlich nicht mehr stimmig, empfinden mich jetzt als ernst und misstrauisch, fragen ständig, wann das ganze denn endlich vorbei sei und die alte, lustige, lockere Carla zurück sei.
Nein, nein, sag ich da, die alte, die ihr kennt, die wird es so nicht mehr geben. Ich gebe zu, dass vieles nur (unbewusste!) Fassade war, vieles nur gespielt und nicht echt/authentisch, aber die LEute verstehen gar nicht, was ich damit meine. Vor allem meine Eltern halten fest an ihrer alten Tochter, wollen mich zurückziehen in die alten Muster, was mir auch zeigt, wieviel sie dazu beigetragen haben, dass ich dahin erstmal gekommen bin, wo ich jetzt eben geendet habe. Das hab ich allerdings durch, keine Vorwürfe, keine Schuldzuweisungen, es ist geschehen aus ihrer eigenen emotionalen Bedürftigkeit heraus, sie wollten mir sicher nichts böses, sie konnten nicht anders, als mir die Dinge in den Kopf setzen, die mich krank gemacht haben...

Liebe Anna, die Zeit will ich mir geben, wichtig ist, ich will, dass es irgendwann vorbeigeht, ich will kämpfen, ich mache viel Therapie und arbeite an meinem inneren Wachstums- und Heilungsprozess. Wichtig ist nur, dass es irgendwann besser wird, dass die Schmerzen weniger werden, dass ich lachen kann und dass es Momente der Freude und Zufriedenheit gibt.

Deshalb danke ich Dir aufs herzlichste für Deine beiden Sätze

"Aber das geht vorbei---ganz sicher!!!"

und

"Frag nicht,wie lange es dauert,jeder Tag ist ein Schritt,auch wenn er dir nutzlos erscheint."

Daran will ich mich festhalten und weiter einen Fuß vor den anderen setzen!

Liebe Grüße an alle und nochmal danke an Dich, Anna, für diesen Thread und für Deine Bereitschaft, Deine Erkenntnisse mit uns zu teilen...

Carla
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anna54
Beiträge: 3713
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe june73,willkommen im Forum,bleib bei uns!
Liebe Carla
ich habe mich so gefreut ,von dir zu lesen.
Wir alle geben ein Beispiel,wir zeigen dem System,seine Bruchstellen.
Ich glaube,wir haben das Gefühl für Zeit verloren,es gibt keine Uhren mehr,die diese Zeit messen können.
Der Fluch ist die Schnelligkeit der modernen Möglichkeiten.
Ich schreibe einen Brief,ich will einen lieben Brief schreiben,ich suche schönes Papier,einen passenden Umschlag,eine besondere Briefmarke,dann noch den guten Füllhalter mit dem Tintenfass.
Zum Schreiben hab ich mir einen Tisch an meinen Platz gestellt,wo meine Dinge sind,die ich brauche,um einen guten Brief zu schreiben.
Ich schreibe lange und lese lange,dann bringe ich den Brief zum Kasten,meine Gedanken sind bei dem Menschen,der ihn erhalten wird,wird er sich freuen,wird er antworten,habe ich die richtigen Worte gefunden?
Welche Zeiteinheit ist das?
In Sekundenschnelle kann ich die Worte auch hier in eine Tastatur schicken,die "irgendeine" Technik,sie in noch schnellerer Schnelle auf den PC eines Menschen schickt.
Vergänglich,kalt,ohne Substanz,sind solche Worte,die die Technik verschickt.

Ich liebe Briefeschreiben,muss es aber auch wieder lernen,mich trauen.
So kultiviere ich meine Lebensgeister wieder,durch gelebte Langsamkeit,erlebte Langsamkeit.
Langsamkeit will ausgehalten werden,sie ist fremd,sie ist nicht Langeweile,Starre,oder Stillstand.
Meine Altenheimbesuche haben mich viel gelehrt,dort wird es noch deutlicher,was ist ein Schritt,wenn ich nicht mehr allein gehen kann?
Ein Augenblick,was ist das?
Augenblicke werden selten,alle starren auf so kleine Kästchen,die sehr teuer,immer schneller wieder ausgetauscht werden müssen.
Sind das Zauberkästchen,findet in denen Leben statt?
Augenblicke sind ein Blick in die Augen eines anderen,was sehe ich,was lese ich,was nehme ich wahr.
Bekomme ich einen Augenblick geschenkt,einen netten Augenblick,ein Lächeln.
Meine Ansichten und Meinungen sind
gefärbt,von der Erfahrung mit sehr alten Menschen,von meiner Geschichte,der Erfahrung mit dem Leben meiner Geschwister,die das Rennen noch mitmachen,und der Geschichte meiner Kinder,die jetzt im Studium und an der Hochschule mir ihre Welt erklären.

Milch ist ein wichtiges Lebensmittel!
Wer hat noch eine Kuh gesehen?
in echt!
Wer kennt den Geruch von frischer gemolkenen Milch?
Wer kennt jemanden,der mit den Händen melken kann?
Die Zeit,die es braucht um eine Kuh,zu melken,war unsere" Mutterzeit",wo wir als Kinder im Kuhstall die Mutter begleiteten.

Ich will euch nicht aufzählen,was heute mit Technik möglich ist.

Technik,angebliche Optimierungen,alles immer schneller,immer höher,immer weiter.

Mein Vater,fast 90,sagt,das beste Alter einer guten Kuh ist 4Jahre,dann gibt sie die beste Milch.
Meine Tochter erlebt im Studium,dann lebt heute die Kuh nicht mehr,sie ist nach zwei Jahren platt,wird ausrangiert,hat "ihre beste Zeit" nie erreichen können.

Wir zerstören den Lauf der Zeit,wir müssen Masken tragen,damit man den Schrecken,und die Angst,die das Rennen verursacht, nicht sieht.
Wir machen uns gegenseitig unsicher,weil keiner mehr die Masken, von den wahrhaftigen Menschen trennen kann.
Dann tragen viele Menschen auch noch mehrere Masken,als Kollegin,Mutter,Ehefrau und Freundin.
Die Depression macht uns nackt und schutzlos,keine Maske,kein Schutzschild.
Die Depression zwingt uns in die Knie,sie hat eine andere Sprache,die wir nicht verstehen,die uns unwirklich erscheint.

Die Depression ist aber ein Wegweiser,wir können sie verstehen,wenn wir fachliche Helfer zulassen,wir uns "die Zeit" nehmen,die es braucht "heil zu werden".

Draußen, in dem Haifischbecken,dass sich Arbeitsplatz nennt,werden wir nicht heil,nie.

Ich lese immer wieder,und wirklich immer wieder,wie ein Lehrbuch des Lebens,Ursula Nuber---Wer bin ich ohne dich.
Ich lese neue Merksätze,lerne die Fallen verstehen,warum ich nur scheitern konnte.
Lese über unmögliche Erwartungshaltungen?
Die Krankheit unserer Zeit
Erwartungshaltungen,die kein Mensch erfüllen kann---ja,Mensch kann nicht mehr.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
Carla hatte gestern das Bild des Hauses.
Da ist mir mal wieder klar geworden,wie viel Sicherheiten ich noch brauche.
Mein Haus ist mein Haus,da kommt niemand mehr einfach rein.
Ich ertrage keine "falschen Besucher" mehr,die mich nur auf den Prüfstand stellen wollen. Meine Tür ist zu.
Gern hab ich Besucher,die mir wohlgesonnen sind,die dürfen sogar an meinen Küchentisch.
Ich bin nicht zu besichtigen,meine Fenster wollen jetzt nicht geputzt werden,meine Dinge stehen auf meinem Tisch,den brauche ich allein,nur für mich.
Übertreiben ist notwendig,ich muss es ausleben,bis ich es nicht mehr brauche.
Alles Krücken,alles Nothelfer,aber wichtig,ich muss neben der Kerze die Streichhölzer liegen haben,sonst schaffe ich den Schritt nicht,sie für mich anzuzünden.

Wahllos bin ich damals durch die Zeiten gelaufen,nichts entsprach mir,scheinbar.
Aber da war ich schon auf der Suche,konnte es nur nicht nachfühlen.
Jetzt sehe ich diese Schritte klarer,es waren Schritte aus der Finsternis.
Die Wege aus der Depression,die sind nicht vorgezeichnet,die muss jeder selbst finden,in dem Nebel,der sich nicht eher auflöst,bis ich wieder spüre,mich spüre.
Es gibt Zeiten,da bewegt sich nichts,aber das ist nur die Oberfläche,in mir arbeitet alles auf Hochtouren. Tagesstruktur ist wichtig,sich an festen Größen festhalten,das gute Frühstück,die Zeitung,die Wohnung wohnlich gestalten,einkaufen,kochen und wichtig,draußen sein.
Den Wechsel erleben,kalt ungemütlich gegen einen Platz auf dem Sofa.
Nicht im Einerlei versacken,das Schwere gegen das Leichte stellen,das Schöne gegen das "Blöde".
Sich selbst belohnen,wie ein kleines Kind,es muss ankommen,das Gefühl,sich selbst bemuttern.
Nur wir selbst retten uns,aber wie fangen wir an.
Ich habe zu Beginn der Depression,mich festgehalten an Kleinigkeiten,z.B. an schönen Fingernägeln.

Im Wartezimmer des Psychiaters hing ein Bild,laufende Beine,ganz viele,und dazwischen ein kleines Wesen,duckte auf dem Boden.

Ich habe immer wieder versucht zu fühlen,was sagt mir das,ich hatte aber keinen Zugang mehr,es blieb mir fremd.
Jetzt kann ich alles fühlen,auch die Trostlosigkeit,die in dem Bild steckte.
Bilder sind einfacher als Worte.
Die Bildbände von Matthew Johnstone haben mir geholfen: Der schwarze Hund
Worte fehlten mir,ich redete viel,aber nicht von mir. Mich gab es zeitweise nicht.

Wenn meine Mutter früher sagte,arbeiten hilft,dann war das die Arbeit der Hände,dieses Versinken im Tun,und nicht in den Gedankenfluten.
Das war ein Durchbruch,als ich wieder im Tun versinken konnte,Zeit verging wieder.
Der größte Durchbruch war die Behandlung der Schilddrüse,es war doch eine Unterfunktion,Laborwerte können auch "lügen".
Jetzt ist dosieren wichtig,bloß nicht an den Rand der Kräfte kommen,dann besteht noch immer die Gefahr,des sich fallen lassen in die "Unfähigkeit",ich muss noch immer eine kleine Reserve haben.
Dann sind da Tage,die sind zum Ausruhen da,die schenke ich mir,ganz bewusst.

Musik würde ich mir wünschen,aber ich kann noch nicht damit umgehen,ich fühle sie wieder,sie treibt mich an,aber das ist noch zu viel,obwohl ich mir den Rhythmus wünsche,ich käme ins Rennen.
Diese Zaghaftigkeit ist Vorsicht.
Bloß kein Fernsehprogramm in meinem Kopf,ich wähle aus,auch das abendliche Fernsehen.

Harte Regeln zeitweise,auch viel Disziplin,
Ruhe gegen Ansporn,Kälte gegen Wärme,Dunkelheit gegen Licht,viel Licht.
Ich darf lernen,ein Schlaganfallpatient lernt auch vieles neu.
Wo ich noch immer keine Antwort habe,ist der Arbeitsplatz,mir wurde er einfach weg genommen. Aber das kann es ja nicht sein,die Arbeit zu verlieren.
Aber einen anderen Umgang mit der Arbeitskraft,den brauchen wir,wir leisten uns zu viele Totalausfälle.
Die Depression ist so ein Totalausfall,wie gut zu lesen,dass es nicht nur meine Hormone sind.
Jetzt nach Jahren,im Abstand,kann ich erst lesen,verstehen,warum ich keine Chance hatte.
Unerfüllbare Anforderungen, getarnt als den "Normalzustand",es gibt noch kein Maß,wir sind die erste Generation,der "Alleskönner".
anna54
June73
Beiträge: 7
Registriert: 3. Jan 2013, 23:16

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von June73 »

Hallo Anna54 und alle anderen hier,

wie treffend. Es sollte uns alle mit Stolz erfüllen, wie wir es immer wieder schaffen, mit unserer Nacktheit als wandelnde Sollbruchstelle zu leben. Wie wir immer wieder durch unsere individuellen "Hausmittelchen" diese Bruchstellen zusammenflicken. Sei es durch Achtsamkeit, Geduld, Hoffnung. Egal, Hauptsache geflickt, und damit verstärkt um künftig besseren Halt zu geben.

Aus dem Arbeitsplatz gekickt zu werden, keine schöne Erfahrung. Ging mir ebenso, es war hart und ungerecht. Aber jetzt weiss ich, wofür es gut war. Habe jetzt meinen Platz gefunden, durch Umschulung. War ein harter Gang, aber es hat sich gelohnt. Ich bin sehr sehr dankbar dafür, nicht zuletzt weil ich mich dort nicht verstecken muss. Viel Verständnis und großes Entgegenkommen. Und so sehr ich an schlechten Tagen kämpfe, das normale Maß zu schaffen, freu ich mich, wenns richtig "flutscht", und ich auch mal wieder Ideen einbringen kann. (Manchmal seh ich mich dann woanders, in einer Abteilung höher, jedoch halt ich mich damit bedeckt, denn ich weiss, der "Flow" bei mir ist nur zu vergänglich, auch wenn zeitweise mehr in mir steckt. Denn an "Nebeltagen" bin ich wieder froh, wenn ich "nur" meine kleinen Brötchen backen muss oder wie man so schön sagt.

Liebe Grüsse June73
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