Licht und Dunkelheit

anna54
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Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
Dr. Niedermeier hat Recht,wir "Alten" sollten häufiger positive Wege,unsere Wege aufzeichen.
Also mein Versuch.
Jammern hilft nicht,das habe ich für mich gelernt,mühevoll,schmerzhaft,enttäuscht und hoffnungslos.
Mein Ziel ist ein zufriedenes---und gesundes Leben. Dafür muss ich einiges tun-also auf die Handlungsebenen kommen.
Ein normaler Tages-und Nachtrhythmus war die erste Hürde,mehr Kraft für den Tag,weniger hinsehen auf die Verwirrungen der Nacht.Ich sortiere nach: wichtig,muss gemacht werden,hat Zeit,wird angestrebt.
Alles was ich muss,mache ich--- hinterfrage nicht immer wieder,das kostet nur Kraft.
Kraft und Energie sind mein kostbarstes Gut,damit gehe ich sorgfältig um.
Der Tag hat zwei Aktivzeiten und zwei Pausenphasen---morgens viel erledigen,mittags Ruhe,nachmittags und früher Abend sind Stunden für Dinge,die mir von der Hand gehen.(Alter Ausdruck für---geht von selbst)
Je mehr ich Dinge in die alltägliche Routine bringe um so mehr geht wie von selbst.
Dass mein Leben nicht mehr von allein läuft,ja das war zu lernen.
Licht kriege ich nur durch Aktivität,Dunkelheit schluckt,tut weh,macht kalt,friert ein.
Ich lerne immer wieder viel von Tieren und in der Natur. Jede Pflanze,alles Leben wendet sich dem Licht zu.Sonnenblumenfeld suchen!!!
Gestern habe ich meine Rehe gesucht.Ich finde sie im Sommer nicht,obwohl sie in der Nähe sind,sie sind in den Feldern.
Auf dem Weg habe ich ihre Sonnenplätze gesehen,sie scharren sich kleine sandige Mulden.Wenn die Felder geerntet sind,dann habe ich freie Sicht,sie sind immer in der Sonne,morgens wie abends also suche ich die Sonne.
Aufstehen,die Lähmung überwinden--das habe ich lernen müssen. Zur Aktivität die Muße geben,zum Schmerz die Hoffnung,der Verzweiflung ein Trotzdem entgegensetzen,das ist mein Weg.
Wegbegleiter waren Therapie,Medikamente,Familie,die Zeit,die Schmerzen,die Hoffnungslosigkeit,sie gab den Anstoß.
Es gibt nur einen Weg---etwas zu ändern---du hälst es einfach nicht mehr aus.
Wenn Krisenzeiten mich wieder in die Dunkelheit zwingen,dann akzeptiere ich das kurze Zeit,aufstehen ist immer mühevoll,liegen bleiben---scheint einfacher.
Es tut keiner für dich---
du musst dich auf den Weg machen.
Hoffentlich nicht zu fordernd.
anna54
Hagebutte
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Hagebutte »

Schön geschrieben, Anna

>>Der Tag hat zwei Aktivzeiten und zwei Pausenphasen---morgens viel erledigen,mittags Ruhe,nachmittags und früher Abend sind Stunden für Dinge,die mir von der Hand gehen.(Alter Ausdruck für---geht von selbst)<<

So halte ich das auch. Hat bei mir eine Weile gedauert, bis ich es akzeptieren konnte, dass ich nicht mehr so leistungsfähig bin, wie ich es gerne hätte.
Das Tagesrhythmus ist bei mir das A und O. Wenn ich morgens nicht in die Hufe komme, muss ich verdammt aufpassen, dass ich nicht im Nebel versacke. Alleine, dass ich das jetzt weiß, ist schon ein großer Fortschritt für mich.

Seit geraumer Zeit versuche ich mich in Achtsamkeit. Dazu gehört, Gedanken (Grübeleien) an sich vorrüberziehen zu lassen und TROTZDEM meine Vorhaben durchzuziehen. Oft lösen sich schlechte Gedanken und der graue Nebel verzieht sich.
Ich muss aber immer wieder Übungen machen, weil es noch nicht automatisch klappt.

Auch ich muss sehr auf meine Kräfte achten. Erschöpfung sehe ich als Eintrittspforte für die Depri. Wenn es trotz aller Achtsamkeit dazu kommt, hilft es mir, wenn ich meine Gedanken lediglich als Resultat der Erschöpfung sehe und das hinnehme (nicht gegenan kämpfe). Denn oft ist es ja so, dass Probleme am nächsten Morgen die Schärfe verloren haben. Vorraussetzung ist natürlich, dass der Schlaf erholsam war. Aber schlafen kann ich ja fast immer.

Wenn es mir nicht gelingt, mich aus den Grübeleien und der Lustlosigkeit zu lösen, dann backe ich. Kuchen, Kekse, Torten. Musik leise dazu. Das habe ich irgendwann erstaunt festgestellt und friere auch einiges ein oder verteile Backgut unter Bekannte, Nachbarn und Verwandte. Das hebt dann außerdem meine Stimmung.
Hat einen "dicken" Nachteil, das viele Süße...brauche ich wohl nicht zu erwähnen

Das wäre es erstmal von mir, lieben Gruß,
Hagebutte
Hagebutte
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Hagebutte »

Noch anmerken möste ich, dass ich mein AD sorfälltig einnehme.
Und auch das Lesen in Fachliteratur und hier im Forum hilft mir, weil ich dann nicht merh das Gefühl habe, mutterseelenallein mit meinem Problem zu sein. Bevor die Technik es überhaupt ermöglichte, dass man sich annonym austauschen kann, fühlte ich mich viele, viele Jahre von Gott und der Welt verlassen.

Je mehr ich darüber nachdenke, was mir so hilft, umso mehr fällt mir ein.
Das sieht doch alles gar nicht so schlecht aus, meine ich jetzt

Gruß,
Hagebutte
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo Hagebutte
gute Idee, zu backen,das hilft.
Ich habe vor Jahren,wenn ich viel zu früh wach wurde, begonnen Brot zu backen.
Das füllt Zeit,man hat eine sinnvolle Aufgabe,es riecht gut in der Küche,und fast jeder freut sich über frisches Brot.
Beim Verschenken hat die Sache,dann auch wieder Freude für mich.
Die Dinge haben den Wert,denn wir ihnen geben.
Liebe Grüße
anna54
Hagebutte
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Hagebutte »

Hallo Anna,

schade, ich dachte, es würden sich mehr Foris mit ihren Hilfsmaßnahmen zu Wort melden.

Es sind ja oft die kleinen Dinge des Lebens, die schon eine gefühlsmäßige Wendung bringen können. Und von den "kleinen" wird wenig berichtet. Mir fiel im Laufe des Tages immer mehr ein, womit ich mich im Laufe der Jahre aus dem Loch gezogen habe.

Manchmal springe ich ohne nachzudenken auf, ziehe mich an und gehe in den Garten zum arbeiten. Und oft hilft mir der Klöhnschnack übern Gartenzaun mehr als großartige Einladungen.

Ja, und dann noch die Telefontherapie. Ich habe zwar keine große Auswahl, versuche es aber hin und wieder trotzdem, irgendjemanden zu erreichen, um meist über alltägliche Dinge zu reden. Rettet mich auch hin und wieder.

Wie und warum das eine besser funktioniert und das andere überhaupt nicht, weiß ich nicht - Hauptsache es hilft.

Ach ja, Marmeladen koche ich auch haufenweise. Es ist genau, wie Du schreibst. Es duftet, man beschäftigt sich sinnvoll (alle Sinne werden gebraucht), und die Freude am Geben ist auch nicht zu unterschätzen.

Allen eine gute Nacht,
Hagebutte
CHF
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von CHF »

Hallo an alle,

ich habe lage gebraucht um einzusehen, dass es sehr wichtig ist mit seinen Kräften zu haushalten.

Ich fahre auch nach dem Proinzip: "Suche das Licht".

Taesrythmus habe ich noch nicht so ganz. Abend ist für mich allerdings sehr wichtig immer mehr oder weniger zur gleichen Zeit schlafen zu gehen. Wenn ich dies nicht tue gerät mein Schlafrythmus durcheinander und somit logischerweise ist auch direkt der Tagesrythmus durcheinander. Denn dann laufe ich Gefahr mich im Tage vielleicht hinlegen zu müssen, dann geht es abends wieder von vorne los.
Also Teufelskreis.

Was mir mometan wirklich gut tut, das sinde meine Hunde. Vor einem Jahr erhalten. Wir (mein Mann und ich) gehen dann mit unseren beiden Biestern spazieren und wir reden. Etwas was ganz lange so intensiv nicht mehr der Fall gewesen ist.

Auch zu Hause lachen wir alle viel mehr und das nur alleine oftmals wenn unsere beiden Hunde mal wieder Blödes tun.

Jetzt habe ich die Mutter des besten Kollegen von unserem jüngsten Sohn kennen gelernt. Wir sind ein bisschen auf einer Linie und es hat mich gefreut, dass ich wieder so weit bin auf andere Menschen zuzugehen.

Es gibt vieles was man tun kann, aber es sollte immer Spass machen.

So habe ich gelernt mein Leben kritischer zu betrachten und rauszufinden was mir Spass macht und wo ich besser habe die Finger von zu lassen.

Ein ja hat ma schnell gesagt und kan dann sehr schlecht noch zurück rjudern. Bei einem nein kann man immer noch jasage und demnach um was es dann geht, kommt sgar damit noch gut an.

Ich liebe mein Leben im allgemeinen und auch wenn es mal nicht so gut geht (wie jetzt) halte ich mir immer vor Augen, dass niemand für mich aufsteht. Ich kann mir helfen lassen, aber tun muss ich alleine.

LG
CHF
CHF
Herd04
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Herd04 »

Guten Abend ihr zwei und alle Mitleser,

obwohl es draußen schon lange DUNKEL ist, zeigen eure Beiträge ganz viel LICHT.
Ganz einfach erst einmal vielen Dank!

Ich kann alles, was ihr gesagt habt, nur unterstreichen . Im Lauf der letzten Jahre habe ich in meinem alltäglichen Leben das geübt, was mir in meinem Beruf schon immer ganz wichtig war, nämlich auf Positives zu achten.
Ich will mich nicht ständig wiederholen. Nur kurz, es gab Zeiten, in denen ich nicht daran glaubte, dass das geht.
Doch, das geht. Der Gesichtskreis ist kleiner geworden, es sind nicht mehr die großen Aktivitäten.
Für mich sind ganz kleine Dinge, Erlebnisse, Fortschritte wichtig. Ich freue mich, sie wahrnehmen zu können.
Mir helfen auch Telefonate. Ich gehe zweimal in der Woche zum Sport, häufig unlustig und hinterher froh über den Spaß, den ich hatte.

Unser Kater bringt immer Entspannung und Freude. Schon allein zu sehen, wie er sich an meinen Mann oder mich schmiegt - das ist Therapie.

Ich genieße das Glück, 2 kleine Enkel zu haben und freue mich derzeit über JEDEN winzig kleinen Fortschritt meiner kleinen Enkeltochter, deren Start ins Leben so schwer ist. Heute war ich so glücklich, als meine Tochter fröhlich von der Kinder-ITS kam. Das ist so ein großer Schritt.
Ich bin glücklich, wenn ich meinen "großen" Enkel am Telefon brabbeln und jauchzen höre oder wenn ich ihn mindestens einmal in der Woche sehen kann.
Sicher, Enkel hat nicht jeder, aber Kinder gibt es überall. Vielleicht hilft es, sich einfach mal auf einen Spielplatz auf die Bank zu setzen.

Es gibt so vieles Positives, Motivierendes.

Zum Schluss will ich noch sagen, dass es mir zurzeit nicht so gut geht. Das kann ich auch nicht schönreden. Meine Stimmung schwankt, aber das heißt eben auch, ich habe zwischendurch gute Phasen. Und die versuche ich bewusst wahrzunehmen und zu geniießen.

Nun gute Nacht, E.
CHF
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Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von CHF »

Hallo KE,

also Enkelkinder habe ich noch keine. Dafür bin ich noch zu jung.

Unser Grosse ist durchaus im zeugungsfähigen Alter (20) und der Kleine kommt so langsam ^hineine (15). Der Jüngste hat neuerdings zwar wohl ne Freundin, ich hoffe aber das nix passiert und er sich noch nix zulegt. Der Grosse, der hat vielleicht ne Freundin, der redet nicht sehr viel.

Es freut mich immer meine 2 Kinder um mich zu haben. Auch weil diese Momente anfangen seltener zu werden. Die Beiden hocken natürlich nicht mehr bei Mama, sondern gehen ihre eigenen Wege.

Es freut mich zu sehen wie sich entwickenln. Es freut mich zu sehen wie unterschiedlich sie sind.

Der Grosse etwas wie der Papa. Nicht viel reden, aber wann dann hat Kopf und Fuss. Wenn er allerdings Probleme hat, dann kommt er zu mir. Und glaube mir, ich geniesse es in vollen Zügen. Denn damit habe ich den Beweis, dass meine Kinder mir vertrauen.

Der Kleine hat nach einer Woche heimlich rauchen, mir sofort gesagt, dass er dies tut. (Ich weiss er ist noch sehr klein, wir haben auch versucht es ihm auszureden, doch rauchen wir selber).

So hat er mir auch nach eioner Woche gesagt, dass er eine Freundin hat.

Diese schlief letztens bei uns. Auf dem Sofa in der Stube. Ich musste rein morgens und sah die Beiden angeschmiegt aneinander. Da genoss ich den Moment zu sehen wie mein Kleiner grösser wird und es hat mir eigentlich nicht das Herz geborchen, viele Mütter kommen ja nicht klar mit situation, wenn die Kinder anfangen flüge zu werden.

Ich sehe es hingegen als eine grosse Bereicherung. Es beweist mir, dass ihc meine Kinder zur Selbstständigkeit erzogen habe.

Nur Oma will ich noch nicht werden. Das habe ich meine Kinder auch klar gemacht und sie drauf hingewiesen, dass damit ihre ganz Zukunft eventuel nicht so verlaufen könnte, wie sie es sich vorgestellt haben. Mehr kann ich nicht tun.

Auch sowas gehört zum Genuss des Lebens.

Und auch diese stillen Momente geben Licht.

So Danke für's Lesen und bis bald.
LG CHF
CHF
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo CHF,hallo KE
hallo zusammen
Danke für eure Beiträge,wie schön zu lesen,Tiere sind so wichtig,sie schmeicheln sich in unsere Seelen,kennen die Geheimwege direkt ins Herz.
Seit einigen Wochen ist ein kleiner Welpe auf dem Hof,alle-wirklich alle beachten ihn und freuen sich über seine Tollpatschigkeit.
Die jungen Hundebesitzer sind plötzlich mittendrin in einer Aufmerksamkeit,die sie vorher nicht hatten.
Zum Licht schicke ich euch heute meine Herbst-wird früher-dunkel-Strategie.
Es ist schwer,wenn ich merke,die Tage werden kürzer.Das bekommt meiner Seele gar nicht.
Ich helfe mir mit Kerzen,viel Herbstdeko und freue mich aufś Suppenkochen.
Schwierig sind bei mir die frühen Abendstunden,da reicht die Kraft nicht mehr,aber der Tag ist noch nicht rund.
Morgens ist alles viel leichter,also sorge ich vor.
Die Küche ist ein guter Ort für den Abend,da kommen mir viele Ideen,da sorge ich auch für meine Familie.
Die vielen Bemühungen für Haus und Garten kommen mir manchmal übertrieben vor,aber dann erinnere ich mich bewusst an die öden Klinikflure,das muss man erst auch mal wieder von der Seele putzen.
Ein weiterer Grundsatz,ich bin es mir wert,nicht Äußerlichkeiten,nein Seelennahrung.
Sie ist sicher für jeden anders,bei mir sind das Kontakte,ich bleibe so gut wie möglich am Ball,hier ein Frühstück,da ein Kaffetrinken,ausgesucht,kleiner Kreis aber immer wieder.
Wenn ich nicht anrufe,wird es nichts,ich war zu oft weg,so muss ich selbst aktiv werden.
Das ist nicht leicht,aber wichtig!!!
Wichtig sind Rituale,auch ich habe wochenlang eine Teetrinken "geübt",bis nach Wochen ein Wohlfühlzeichen kam.
Das habe ich dann auch mit anderen Dingen einstudiert,Körperpflege war schwer,mein Körper schwitzte nur.
So hab ich Stufen eingebaut,Wohlfühlkleidung,Düfte und Zeit.
Irgendwann war es einfacher,lief von selbst.
Dunkelheit ist für mich wie Schmerz,kann verglichen werden mit schlimmen Tönen,Luftnot,Enge,Platzangst.
Ich habe entdeckt,das kriegen die anderen nicht mit,also helfe ich mir selber.
Suche immer den hellsten Platz,die richtige Tageszeit,enorm wichtig für draußen.
Es gibt kaum Tage,die nur trist sind,die Sonne ist immer da,auch hinter Nebel und Regen.Ich bin ein Wolkenbetrachter geworden,sehe immer den Lichtblick.
Gestern war es ein Stückchen Regenbogen,Hund und ich waren nass,mir war kalt und unwohl,da entdecke ich einen kleinen Moment der Kostbarkeit,ein Rest,eine Sekunde,habe lange auf die dunkle Wolke geschaut und es kam doch,dieses Aufreißen des Himmels,dieses Trotzdem , Licht und Schatten,Schmerz und Freude immer beides---hoffentlich!
Grüße euch alle
anna54
Conny_11
Beiträge: 291
Registriert: 22. Jul 2011, 00:03

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Conny_11 »

Hallo,

Gerade habe ich diesen Thread durchgelesen, danke Anna54, dass du ihn ins Leben gerufen hast! Alleine schon beim Durchlesen fühle ich mich wohl!

Mir geht's genauso mit der Dunkelheit jetzt im Herbst, die bekommt mir gar nicht. Auch ich helfe mir mit Kerzen und Dekorationen. Bei mir in der Wohnung ist schon Halloween Halloween ist mein liebster Herbst-Moment und durch die Dekos begleitet er mich jetzt ein paar Wochen.

Heute hatte ich abends eine Klausur an der Uni und fühlte mich hinterher traurig und aggressiv mir gegenüber (hallo, innerer Kritiker!). Bei der letzten Klausur bin ich in diesem Gefühl versunken, und es wurde immer schlimmer. Heute gleiches Gefühl, aber anderer Umgang damit: ich habe mir ein leckeres Abendessen geholt, mich in meinen Lieblingsschlafanzug gekleidet, mich in meine Schmusedecke gekuschelt, aufs Sofa gesetzt, Kerzen angezündet und einen Film geschaut. Aaahhhhh, herrlich!!! Und gleich werd ich noch ein bisschen gemütlich im Bett meinen Roman lesen und mein neues Medikament zum Schlafen nehmen, das das erste ist, was es schafft, mir eine ruhige und ungestörte Nacht zu geben.

Das klingt jetzt vielleicht ganz einfach, aber ich habe seit Jahren keinen so wunderbaren ruhigen und gemütlichen Abend verbracht, ohne Angst vor der Nacht oder vor dem nächsten Tag zu haben, und in vollem Einklang mit mir selbst. Was für ein Geschenk. Heute Abend fühle ich mich geliebt und geborgen - bei mir selbst. Das ist mein persönlicher Licht-Moment. Solch kleine Verwöhn-Momente, die voll mit Achtsamkeit und Liebe zu mir selbst sind, kann ich dem Dunkel der Depression entgegen setzen.

Liebe Anna54, ich habe eine Frage an dich: Ich bin auch leidenschaftlicher Teetrinker und hab bei dir gelesen, du hast ein Teeritual eingeübt? Was gehört zu deinem Ritual? Ich glaub, so was wäre auch was für mich.

Schlaft gut!

LG
Conny
ghm
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von ghm »

JA, mit meiner Achtsamkeit auf das Schöne schauen!

Ich habe gelernt (mit dem Kopf), dass es mir gut geht.

Ich bin körperlich (größtenteils) gesund, ich muss nicht Hunger leiden, ich habe eine liebe Frau (wenn auch am anderen Ende von Deutschland), eigentlich geht es mir gut.

Trotz allem, meine Gefühle malen grau- schwarze Muster in meine Welt.

Das ärgert mich, weil ich mich für undankbar halte (wo es mir doch gut geht)

Warum kann ich das nicht fühlen?

Na, dann muß der Kopf mit Achtsamkeit dagegenhalten.

"...
Mensch, lerne denken mit dem Herzen,
Mensch , lerne fühlen mit dem Geist"
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Gelbkatze
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Registriert: 10. Sep 2012, 15:25

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Gelbkatze »

Wunderbares Thema!

> Es gibt nur einen Weg---etwas zu ändern---du hälst es einfach nicht mehr aus.

Genau an diesem Punkt bin ich gerade. Doch es ist ein Gedanke, eine innere Rebellion. Ich mag es gar nicht aussprechen und benennen, weil ich Angst habe mit meinem Atem verflüchtigt es sich wieder. Deswegen behalte ich dieses Gefühl für mich. Ich sage es nicht meiner Familie.

Gestern habe ich einen anflug von Humor wieder bei mir entdecken können.
Heute morgen bin ich mit einer klitzekleinen Erwartung aufgestanden. Einer freudigen.
Mir ist bewußt, dass dafür kleine Schritte notwendig sind, sonst komme ich schnell wieder in einer Erschöpfung.

Ich will nicht mehr im Dunkeln auf meine Freiheit warten. Ich will ins Licht.
------------------------------

LG Gelbkatze



Keb'Mo' "You can love yourself"



But if nobody loves you

And you feel like dust

On an empty shelve

Just remember

You can love yourself
jonojo

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von jonojo »

Hallo Gelbkatze,

>Genau an diesem Punkt bin ich gerade. Doch es ist ein Gedanke, eine innere Rebellion.
Super !!

>Ich mag es gar nicht aussprechen und benennen, weil ich Angst habe mit meinem Atem verflüchtigt es sich wieder
Das kenn ich. Ich glaube es macht auch Sinn erstmal mit sich selbst eins zu werden, wenn sich etwas Neues entwicklen will.
So zarte Pflänzchen lassen sich schnell zerreden. Durch einen selbst; nochmehr durch kritische Anmerkungen von aussen.

LG,
Norbert
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Conny
das Teeritual hat einen sehr schwierigen Hintergrund.Ich bin alkoholkrank und wollte ein Ritual um schwierige Momente,wo ich früher getrunken habe,verändern.
Da hab ich mir das Teetrinken angewöhnt,und ich mußte mich gewöhnen.
Es sollte mir wichtig sein,dann wollte ich dadurch Entspannung erleben,gemütlich sollte es auch sein.
Also Tee im Fachgeschäft besorgt,schöne Teekanne,schönes Teeservice,Kandiszucker,usw.
Nach gut 4 Wochen war das Ritual so eingeübt,dass es Entspannung wurde.
Zunächst habe ich grünen Tee versucht,braucht viel Achtsamkeit,dann hab ich eifrig drauflos probiert.
Ich kann das Ritual auch in der Klinikzeit anwenden(wenn man mich läßt),es füllt Zeit und macht ein wohliges Bauchgefühl.
Wie gesagt-- Die Dinge haben den Wert,den wir ihnen geben.
Heute hab ich wenig Sonne gesehen,gleich war eine trübe Stimmung da,ein wenig hat der Hund nachgeholfen,dann haben wir doch noch die Fahrradtour gemacht.
Der Punkt,wo gerade noch eine Wendung möglich ist,zu dem sich treiben lassen in der Depression,den zu finden und zu nutzen,das ist schwer.
Ich wünsche uns allen ein sonniges Herbstwochenende, und Hühnersuppe für die Seele.
anna54
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2845
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
ich bin sehr dankbar für diesen thread!
Beste Grüße
N.Niedermeier
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von flora80 »

Liebe "alle",

ein schöner Thread! Ich selbst lese und schreibe schon seit vielen Jahren hier im Forum, was aber nicht heißt, dass es mir seit vielen Jahren schlecht ginge.

Licht und Dunkelheit. Und wieder Licht. Und das ist das Wichtige.

Mit der Zeit haben sich für mich einige Strategien bewährt, die wichtig sind, um möglichst viel Licht in mein Leben zu lassen.

Die erste ist: Es ist okay, wenn es mal dunkel wird. Jeder Tag hat eine Nacht. Das gehört zu Leben dazu. Also versuche ich immer wieder aufkommende Panik, wenn ich mal eine schlechtere Phase habe, zu vermeiden. Kein Mensch ist immer nur gut drauf!!! Und wir sollten es wohlwollend annehmen, wenn es eben manchmal etwas dunkler ist. Selbstvorwürfe, Panik, etc. helfen nicht weiter. es hat sehr lange gedauert, bis ich nicht mehr bei jedem Tief die absolute Panik bekommen habe, dass es nie wieder besser wird. Aber das ist ein depressiver Gedanke! Sag "STOP" wenn er kommt.

Dann ist es für mich wichtig, mich nicht daran zu orientieren, was andere für toll, notwendig oder was auch immer halten. Andere haben nicht mein Leben.

Weiter oben wurden ja schon Tagesrhythmus und Ruhezeiten angesprochen. Ich habe gelernt, dass ich da meinen individuellen Plan haben darf und muss. Ich kann sehr gut abends bis spät abends arbeiten. Das bedeutet, wenn ich nachmittags (meistens so gegen 16.15) von meiner ersten "Schicht" in der Schule komme, bin ich so platt, dass ich mich hinlegen muss. Das ist einfach so. Also schlafe ich fast jeden Nachmittag ein bis zwei Stunden und bin dann gegen sechs wieder einigermaßen fit. Ich kann berufsbedingt eben keine richtige Mittagspause mit hinlegen und so machen. Also verschiebt sich das eben auf den Nachmittag. Danach habe ich Zeit für Freizeitaktivitäten oder auch einfach nur "Fernsehen", jenachdem. Ich arbeite dann meine zweite Schicht mit Vorbereitungen, Korrekturen, etc. bis abends spät, mindestens bis 11, manchmal auch bis 12 oder 1. Das bedeutet, dass ich dann maximal sechs Stunden Nachtschlaf bekomme. Aber plus die zwei am Nachmittag sind es eben dann auch wieder acht.

Ich bin außerdem gerade dabei, mir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Freizeit außerhalb und Freizeit zu Hause zu schaffen. Wenn ich keinen Termin habe, dann gehe ich nicht mehr irgendwo hin. Ich merke aber, dass es wichtig ist, auch außerhalb der Arbeit mal Leute zu treffen. Deshalb gehe ich jetzt zwei Mal in der Woche zum Chor und bin ein Mal in der Woche zum Sport verabredet. Aber zu viel darf das eben auch nicht werden, sonst stresst mich das wieder nur.

Als letztes habe ich gelernt, auf mich zu achten. Wenn ich merke, dass ich über die Maßen erschöpft bin, dann melde ich mich krank. Das passiert mittlerweile noch maximal vier Mal im Jahr und dann meistens auch nur, wenn in der Schule irgendetwas außergewöhnlich stressiges war. Zum Beispiel musste ich letzte Woche außer der Reihe Samstags arbeiten. Obwohl das ein schöner Tag war, hat mich das sehr gestresst und viel Energie gekostet. Am Ende der Woche hat sie dann komplett gefehlt. Gestern war ich einfach so neben der Spur, dass ich mich dann eben krank gemeldet habe. Ich habe bis mittags geschlafen und danach nur sehr wenig gemacht. Heute geht es schon deutlich besser und ich konnte ohne Probleme um 8.30 aufstehen. Also RECHTZEITIG stopp sagen und die eigenen Grenzen wahren.

Und wenn ich mich so organisiere, dann überstehe ich auch trübere Tage gut. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man aber wirklich seine ganz persönliche Organisation finden muss. Ich konnte zum Beispiel nie etwas mit Tagesplänen, etc. anfangen, weil mich das viel zu sehr gestresst hat.

Viele Grüße, Flora
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Flora
bei dir konnte ich gut nachempfinden,wie wichtig es ist ,seine eigene Planung zu haben.
Früher als ich keinen "Plan hatte",war nie das Gefühl bei mir,ja so ist es gut,das passt.
Ich hab einfach nachgemacht,was andere gut fanden.
Da wir die intuitive Rückmeldung schlecht fühlen,oder gar nicht,ist Geduld und Weitsicht notwendig.
Ich habe nach der letzten langen stat. Behandlung keine körperliche Kraft mehr gehabt,Radfahren ging nicht mehr. Da habe ich mir klar gemacht,ohne Radfahren geht nicht,also üben--üben.
Das hat nicht sofort geklappt,und das ist das Geheimnis--- nicht nachlassen--- weiter üben---irgendwann läuft es wieder wie von selbst.
Beim Walken hab ich klein wieder einsteigen müssen,aber nicht aufgegeben,jetzt kann ich wieder über eine Stunde laufen.
Das zu frühe Aufgeben ist gefährlich,den Punkt,wo eine Sache uns gut tut,der ist oft sehr verschwommen. Wenn ich das weiß muss ich nur meine Bedingungen anpassen.
Verabredungen treffe ich nicht mehr abends,morgens ist meine Zeit.
Als ich das zur Norm gemacht hatte,konnte ich wieder Verabredungen einhalten.Wenn eine Freundin nicht kann wegen ihrer Arbeitszeit,dann hab ich auch die Bedingung, meinen Abend stressfrei zu gestalten.
Wenn das Gefühl aufkommt,mir gelingt nichts mehr,Dinge entgleiten mir,alles ist viel zu anstrengend--- dann hab ich meine Planung schleifen lassen. Innehalten und Neustart.

Was ich gut kann---mache ich oft,was Mühe macht---weniger, was ich machen muss---da werden Schonräume drumgebaut.
Früher hab ich mich oft leerlaufen lassen,der Tag ist eh hin,also was sollś.
Das war der erste wichtige Schritt--- ich bin das Maß der Dinge--- ich will gesund bleiben---also entscheide ich,dabei kann ich auch erfinderisch bleiben,Kompromisse finden,Interesse bekunden für später.
Bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit hatte ich lange den Anspruch--- das wirst du doch schaffen,auch falsch,wenn es nicht passt,dann mit guter Überlegung sich neu orientieren.
Bin ich achtsam,vorausschauend,klug in der Auswahl---läuft es wie von selbst.
.
Für die depressiven Einschüsse in meine Gedanken hab ich ein Wort gefunden,hier im Forum entdeckt, Gelumpe---das trifft es für mich.
Sonnenstrahlen kann man nicht konservieren,aber sich die Möglichkeit geben,sie auch zu erhaschen,das erfordert sich aufmachen,den Lichtblick suchen,es kann auch das Lachen einer Nachbarin sein.
von Herzen
anna54
jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von jonesy »

Tausend Dank für diesen thread, Anna.
Kleines Geschenk an dich:


Notration


Ich lege mir
für kalte Wintertage
Momente in die
Schmerzschatulle

Ein Wolkenschaf
im Mai geboren
an einem
himmelblauen Tag

Geruch von Gras
zartgrün
und eben erst
gewachsene Gänseblümchen

Ein Keil
aus meinem Regenbogen
und Träume
viele bunte Träume

Den Schlüssel
werd ich nah
an meinem Herzen tragen
für Zeiten
wo die grauen Hunde wieder
um die Häuser schleichen

Ihr bringt gerade Licht für mich, danke dafür.
LG v. Pauline
Sprotte
Beiträge: 202
Registriert: 6. Sep 2011, 23:00

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Sprotte »

Hallo Anna, Hallo zusammen,

oh Anna, das erinnert mich schon die ganze Woche so an unseren Schritte-Thread...
Toll!

Ich werde immer ganz sehnsuchtsvoll, wenn du von deinem Hof, der Natur,...schreibst.

Das mit dem eigenen Rhythmus, das finde ich auch ganz wichtig. Aber auch ganz schwer. Ich muss es mir immer wieder neu erlauben und erlernen.
Wichtig finde ich auch immer wieder darauf zu achten: Wie ist es jetzt? Was brauche ich heute? Auch nicht zu stur am eigenen Plan festhalten. Da losgehen, wo man steht, nicht, wo man sich wünscht zu stehen.

Im Rückblick kann ich sagen, dass nach allen richtig schlimmen Dunkelheiten, sich ein großer Schritt getan hat. Ich weiß, dass ich in der nächsten wieder denken werde: Das ist unerträglich. Es wird nie wieder besser. Aber meine Erfahrung spricht dagegen. Das versuche ich dagegen zu halten.

Ein großes Licht ist immer wieder die Musik. Musik, die ich höre, Musik, die ich mache. Sie findet immer ein Fensterchen zur mir. Gibt mir Trost, motiviert, holt mich ab. Wenn ich gut weiß, was ich brauche, kann ich gezielt nach Liedern greifen, manchmal muss ich auch suchen, welche mich ansprechen.

Ich schreibe meine Schritte auf. Dann kann ich alles loswerden- aber auch Gutes nachlesen. Manchmal fällt mir auch später nochmal was dazu ein. So gehen die Lichter nicht verloren, sie bleiben zumindest auf dem Papier, wenn es wieder dunkel wird.

..Tee, mhhh, mag ich auch... So ein Ritual hört sich sehr gemütlich an. Ich habe einen "Trosttee". Den kann ich mir dann in bestimmten Situationen machen, riechen, schmecken, die Wärme spüren...

Herzlich, Sprotte.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Pauline
danke und nochmal danke,die Zeilen sind wunderschön. Ich sammle Gänseblümchenaugenblicke.
Liebe Sprotte--- ja der Schrittetread--- ich vermisse ihn. Von Kiwi hab ich nur einmal gelesen.Werde euch weiter schreiben,vom Hof und seinen Geschichten.
Heute war das Wetter so,wie meine Stimmung oft,in einer Ecke Regen,aber der blaue Himmel zeigt sich schon wieder,ordentlich Wind um die Nase.
Obwohl es viel geregnet hat,bin ich über eine Stunde trocken! gelaufen,ich erwische die Pausen.
Morgen mehr,gute Nacht
anna54
Conny_11
Beiträge: 291
Registriert: 22. Jul 2011, 00:03

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Conny_11 »

Danke, Anna54, für die Erläuterung zum Tee! Ich glaube, ich werd mal schauen, ob ich nicht eine nette Teekanne für mich finde und mir dann ein oder zwei leckere Spezial-Teesorten gönnen. Ich denke in dieser Jahreszeit immer gerne an Apfel-Zimt oder Weihnachtstee

Liebe Sprotte,
"Da losgehen, wo man steht, nicht, wo man sich wünscht zu stehen." - Wow, dieser Satz hat mich beim Lesen richtig innehalten lassen. Ich gehe prinzipiell immer da los, wo ich mir wünsche zu stehen Und dann wundere ich mich, warum ich immer auf die Nase falle. Danke für diesen Satz, ich werde ihn mir immer wieder sagen.

Ich schreibe mir auch immer die guten Sachen auf. Ich habe ein extra Tagebuch angelegt, in dem ich mir meine Babyschritte notiere, etwas was ich aus Liebe zu mir selbst gemacht habe, und etwas was eine andere Person gesagt oder gemacht hat, was mich sehr berührt hat. In den dunklen Zeiten, wenn ich denke dass mich keiner lieb hat und das alles immer schlecht ist, hole ich mir dieses Tagebuch heraus und lese es durch. Von hinten bis vorne. Es hilft mir, mich daran zu erinnern, dass ich geliebt werde, dass ich Fortschritte mache in der Therapie und dass das Leben gute Momente für mich bereit hält. Ich schreibe zwar nicht jeden Tag da rein, aber mindesten einmal pro Woche, meist noch öfter. Und als mir das klar wurde - dass es alle paar Tage etwas Wertvolles gibt - war mir das eine grosse Ermutigung.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Ein Lichtblick
eine wahre Geschichte
Die Mauern waren verfallen,Dächer stürzten ein,das Haus verlassen.
Nach jahrelangen Behördenkämpfen endlich eine Perspektive,ein Neuanfang,wenn auch mit vielen Hindernissen.
Schutt,Abfall---es dauert Jahre.
Im Frühling kam der Lichtblick,das erste Tier wurde geboren,ein Fohlen,hell wie die Sonne,munter wie der frühe Tag,schön wie die hellste Sonne.
Wir hatten nächtelang gewacht,bis es dann los ging. Mitten in der Nacht saßen wir im dunklen Stall,bloß die Stute nicht stören.
Nach vielen Stunden musste doch der Tierarzt kommen,aber Gott sei Dank,Fohlen lag richtig,also weiter warten,kalt müde,aufgedreht.
Die Geburt war dann wie eine Erlösung,alles gut gegangen,ein kleiner Haufen Leben lag im Stroh. Keine Minute vergangen,die Beine streckten sich,der Kopf ging hoch und sofort versuchte es aufzustehen. Die Stute leckte es ab,das Fohlen stand,wackelig,die Beine schienen riesig lang. Nach 1/4 Stunde trank es,war stabil auf den Beinen,wir durften staunend zusehen.
Nach dem Abreiben mit Stroh zeigte sich die Sonnenfarbe noch heller,ein blondes Fohlen,unser Lichtblick.
Nach zwei Tagen,ein heller Sonnentag, alle die es sehen wollten kamen,Stute und Fohlen durften nach draußen auf die Wiese.
Dort begann was ich den Tanz des Lebens nennen möchte,das Fohlen entdeckte die Welt,erst noch vorsichtig,dann immer forscher sprang es freudig in alle Richtungen.
Angeregt durch Mutter wollte es erkunden,was Mutter da vom Boden fraß,die Beine waren zu lang,der Kopf ging nicht so tief,das waren tolle Momente,tolle Bilder,wir alle waren stolz auf unser Fohlen.
Auch kamen viele einfach kurz vorbei,sie wollten ein Stücken Sonnenschein erleben.
Heute ist er ein stolzer Junghengst,immer noch so schön,aber frech wie Bolle lebt er in einer Herde,in fast freier Natur.
Wir besuchen ihn oft,wer Kummer hat fährt auch zu ihm,wir sind nicht mehr so wichtig,aber er ist unser Sonnenschein.
anna54
Nachtflug
Beiträge: 253
Registriert: 3. Apr 2012, 23:15

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Nachtflug »

Hallo liebe Anna und alle anderen,

Eure Worte und Zeilen sind wunderschön. Sie machen Mut, spenden Hoffnung und Bewusstsein und Kraft für Veränderung. Kleine, alltägliche Anekdoten über das Schöne, dass man wieder lernt zu sehen, bewusst zu suchen und sich an ihm zu erfreuen.

Gestern war ich mit Freunden zusammen auf einer Feier und gegen Mitternacht war es besonders schön. Ein Freund packte seine Gitarre aus und teilte Liedzettel aus, die er vorbereitet hatte. Auf dem kleinen Holztisch um den wir uns versammelt hatten standen Kerzen, kleine Lichter in der Dunkelheit.
Eigentlich war es ziemlich kalt, die kleine Hütte in einem Garten, in der wir uns getroffen haben ist unbeheizt. Doch wir haben uns einfach in so viele Decken eingewickelt, bis uns die ganze Kälte nichts mehr anhaben konnte, uns wurde warm und wir hörten auf zu frieren.
Wir fingen an, begleitet von der Gitarre einfach zu singen, ohne dass die meisten von uns es besonders gut gekonnt hätten. Aber das war egal. Wir haben einfach gesungen, schöne Lieder, die die meisten von uns kannten. Jeder so wie er konnte und wollte und es war so schön. Wichtig war das Gefühl, dieses Gefühl zusammen etwas schönes zu tun, das Singen und die Musik zu genießen, den Moment zu genießen.

Wir haben das kleine Gartenhäuschen in dem wir zusammen gegessen, gelacht und gesungen haben zu einem warmen Plätzchen gemacht. Wir hatten kein Licht, also haben wir Kerzen angezündet, wir hatten keine Heizung also haben wir uns zusammengekuschelt und uns in Decken eingepackt. Wir hatten keine Musik, also haben wir gemeinsam gesungen und gespielt. Und ich habe mich das erste Mal seit langem wieder bedingungslos als Teil von etwas gefühlt und diese schönen Momente so sehr genoßen. Ich bin so froh, dass ich hingegangen bin.

Alles Gute wünscht eine zufriedene Nachtflug, die auf ihrem Flug durch die Nacht gelernt hat Licht zu sehen.
Gelbkatze
Beiträge: 86
Registriert: 10. Sep 2012, 15:25

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Gelbkatze »

>Und ich habe mich das erste Mal seit langem wieder bedingungslos als Teil von etwas gefühlt

in meiner E-Mail habe ich es eben auch gelesen und da schreibst du ... als Teil von etwas gemacht... das fand ich sehr viel ausdrucksstärker. Schade das du es geändert hast.

Aber ist es nicht schön? Solche Gefühle und Momente sollte man in einem Einwegglas konservieren, damit man sie sich an dunklen Tagen hervorholen kann.
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LG Gelbkatze



Keb'Mo' "You can love yourself"



But if nobody loves you

And you feel like dust

On an empty shelve

Just remember

You can love yourself
Czarek
Beiträge: 695
Registriert: 12. Jan 2010, 15:29

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Czarek »

:hello:
Zuletzt geändert von Czarek am 4. Feb 2017, 10:04, insgesamt 1-mal geändert.
"Liebe Dich selbst - dann können die andere Dich gern haben"
(Hirschhausen)
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