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Re: allein oder einsam?

Verfasst: 17. Mär 2011, 20:33
von Armageddon
Liebe ecureuille.
Schau mal was ich Dir am Anfang schrieb.
Bitte hab nicht so viel Angst.
Ich hab jetzt nicht alles gelesen, verzeih mir.
Ich möchte Dir nur so viel sagen, wer Dich kennt, wer weiß wie Du fühlst, wer weiß was Du denkst, der der in Dein Herz schaut, der wird Dich lieben.
In dieser Welt ist es nicht einfach einen guten Menschen mit einer Seele zu finden, Hörnchen-Du bist einer davon, ich bin froh Dich kennengelernt zu haben.
Ich würde am Liebsten jetzt noch sooo viel schreiben, verzeih mir ich kämpfe grad mit mir, ich hab den Kampf auch aufgenommen, wie soll ich mich ausdrücken, ich ziehe in den Krieg ohne zu wissen wie,s ausgeht, aber ich hab Euch hier als Rückendeckung, und ich vertraue Euch.
Mehr schaff ich jetzt nicht verzeih, aber eines Tages bin ich Deine Rückendeckung, versprochen.
Liebe Grüße Arma

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 21. Mär 2011, 17:56
von Sharon
Hallo liebe Mitglieder des Forums,

Ich muss eingestehen, dass ich nach etwa 2 Monaten der Einnahme von Medis jetzt allmählich wieder diese Angst vorm Alleinsein verliere. Sie ist mir sicher ein alter Vertrauter, aber sie ist nur noch sehr schwach virulent und dadurch bin ich energetisch auf einem ganz anderen Level, kann wieder lachen und offen in Konflikte hineingehen, mich besser behaupten und mich insgesamt wieder herrlich wohl fühlen.
Heute morgen bin ich wieder ganz "anders" aufgestanden und konnte heute viele Dinge in Angriff nehmen. Auch konnte ich mich auf die Terrasse legen und die Sonne genießen, ja wirklich genießen. Das ist nach dieser Zeit des Gebratenwerdens in der Hölle etwas wunderbares. Das Leben hat mich wieder und ich wollte es schon verlassen: Nein, ein bisschen Zeit soll mir noch bleiben.
Wie wird es weitergehen. Auf jeden Fall will ich neue Leute kennen lernen und wenn möglich meine entstandenen beruflichen Nachteile so gut es geht zu kompensieren versuchen, eventuell auch mit einem Wechsel der Stelle, was ich mir erlauben könnte. Ich meine es ist an der Zeit die Botschaft hinaus zu tragen: Ja, diese "Krankheit" hat ihr entsetzliches Gesicht. Aber es lohnt sich Wege aus ihr zu suchen. Mit hat eine Kollegin auch sehr viel Mut gemacht, die schon viele Jahre betroffen ist und einen grausigen Ćhemiecocktail nehmen muss und immer voll gearbeitet hat. Hochachtung.
So, jetzt freue ich mich auf die Zeit, die da kommen mag. Die Welt ist die gleiche - nur meine Sicht hat sich geändert. Urlaub an Ostern an der Cote - in Saint Trop. und dann im Sommer am Atlantik, Strand, Wind, Wellen und Sonne satt. Was will man mehr?
Die Welt hat mich wieder. Zumindest für heute! Vielleicht auch noch morgen: die Hoffnung habe ich. Auch wenn es wieder Tiefflieger geben sollte: Sie werden überwunden werden!

So long! Lasst den Kopf nicht hängen

Sharon

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 21. Mär 2011, 18:47
von ecureuille
Lieber Dietmar,

es tut mir sehr leid, dass ich dir jetzt erst antworte. Deine Zeilen haben mich sehr berührt und ich finde nur schwer die Worte wieder. Ich kann dir deinen Schmerz gut nachempfinden.

Ich glaube nicht, dass der Mensch grundsätzlich in beschwerdefreien Zeiten die Schattenseiten vergisst. Vielleicht ist es ein Stück weit Verdrängung, die aber auch gut tut. Wie fürchterlich wäre es sich immer und immer an diese schrecklichen Zeiten des totalen Tiefs erinnern zu müssen. Mir geht es auch so, dass ich vieles vergessen, verdrängt habe. Wenn ich allerdings in meine alte Klinik gehe zur ambulanten Therapie, kommen viele Bilder und Gefühle wieder in mir hoch, die mir so punktuell jedoch helfen, weil sie mir helfen den Wunsch zu verstärken, dass es mir nicht mehr so schlecht gehen mögen.

Eine Beziehung ist immer eine schwierige Angelegenheit. Eine Beziehung zwischen Betroffenen sicherlich auch. Ich denke, dass es eine Chance sein kann, weil das Verständnis größer ist. Nichts desto trotz hat ein jeder und eine jede seine Bedürfnisse und Symptome sind ja ggf, auch unterschiedlich ausgeprägt. Dies oder jenes kennt der andere von sich vielleicht überhaupt nicht. So wird ein selbst Betroffener schnell zum Angehörigen und wir können alle hier lesen wie schwierig und belastend das ist. Da ist das Wissen um die Erkrankung, dass wir durch eigene Erfahrung haben auch nur noch sekundär. Denn wo bleibt das eigene Bedürfnis.

Ich war mein leben Lang Angehörige eines Depressions- und Panikerkrankten sowie erwachsene Tochte eines Alkoholikers und werde es auch bleiben. Ich weiß wie schwer das ist. Es geht immer darum seine eigenen Bedürfnisse zurückzustelle, nur Verständnis für den anderen zu zeigen, nur wo bleibe ich selbst? Das ist bis heute eine der Hauptgründe meiner eigenen Erkrankung. Und ich muss sehr mühsam lernen für mich einzustehen, was mir ehrlichgesagt nicht gut gelingt.

Ich könnte mir vorstellen, dass das, was als Unverstädnis rüberkommt, nur der Wunsch nach den eigenen Bedürfnissen ist. Könnte das sein?

Ich wünschte es würde mir so gut gelingen wie dir bei mir zu sein und mich nicht einsam zu fühlen. Ich fühle mich im Moment wahnsinnig einsam, was vielleicht der Grund ist, warum ich mich in der Schule wohl fühle: dort sind immer liebe Menschen um mich herum, immer jemand zum quatschen. Die Wochenenden, so dringend ich sie zur Erholung brauche, sind gerade furchtbar. Ich falle in ein tiefes Loch, bekomme mich zu nichts motiviert. Wäre jemand bei mir würde mir alles viel leichter von der Hand gehen.


Liebe Arma,

DANKE für deine leiben Worte, die mein kleines Herz so erwärmen! Ich hab auch schon lange nichts mehr von dir gelesen. Was ist denn los bei dir?
Ich wünsche dir auf jeden Fall von Herzen viel Kraft und natürlich den Sieg! Lass dich nicht unterkriegen,

Liebe Grüße
ecureuille
Liebe Grüße
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 21. Mär 2011, 19:09
von Armageddon
Liebe Ecureuille,

Tja, wenn Du mich so fragst, dann sag ichs Dir.
Derzeit habe ich einen Kampf an allen Fronten, Ich geh zur Therapie, werd Anfang April auf Medis eingestellt, hab aber durch die Therapie schon mal ein kleines Problem weniger, ich lass bis auf 2Tage den Alk zum Schlafen weg, langsam verlassen mich die dunklen Gedanken, eben durch meine Therapeutin, ich hab auch langsam wieder Hoffnung.
Im privaten ists nicht so schön, ich wollt mir selbst was gönnen, muss aber leider jetzt mit dem Wenigen meinen Sohn sehr stark unterstützen, in Bezug aufs Studium, Miete ect.,.
Auf Arbeit, leider musste ich nen Änderungsvertrag unterschreiben, bei dem nur einer verliert-Ich, sonst wär ich wohl für immer zu Haus, meinem Chef haben se rausgehaun, und nun hängt alles an mir, Verantwortung, Mitarbeiter, Beratungen unsw., ich ringe jeden Tag mit mir, den ganzen Sch..., nicht einfach hinzuwerfen, ich hab zwar nur derzeit 4 Stunden am Tag, solln aber ab nächsten Monat 8 werden fürs eigentlich selbe Geld.
In der Beziehung, läufts auf nullrythmus, es läuft einfach.
Dann eben noch die kleinen Sachen drumrum, keine Knete vom Wohngeldamt, dauert ca., noch 8 Wochen, in der Zwischenzeit gehste eben fast krachen, aber das intressiert eh niemand in dieser Menschenfressergesellschaft.
Dann halt noch paar Kleinigkeiten, manchmal frag ich mich wie ich das überhaupt schaff, ich weiß es nicht, liegt wohl an der Thera, vor 3 Monaten wäre ich mit Sicherheit daran zebrochen, und die Scherben wären in alle Himmelsrichtungen verstreut gewesen.
So, nur mal ein kleiner Abriss von dem was hier so abgeht.

LG Arma

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 22. Mär 2011, 21:57
von Kodiak
Liebe ecureuille,

vielen Dank für Deine einfühlsamen Worte. Sie tun mir im Moment wirklich sehr gut.
Ich denke ja auch, dass der Mensch manchmal vergessen muss, wenn er unbeschwert und glücklich sein möchte. Vielleicht auch zu hochgegriffen jetzt für uns. Ich kann mich an einen solchen Zustand nicht erinnern.

Ich bin mit meiner Therapeutin die Angelegenheit mit der verlorenen Beziehung durchgegangen. Sie meint, ich hätte den Verlust provoziert, um meine alten, erlernten Denkweisen zu bestätigen. Was sie gesagt hätte würde zeigen, dass ich ihr wichtig bin und unser Streitpunkt mit mir nichts zu tun hätte. Emotional sehe ich das anders und das wäre eben für sie nicht nachvollziehbar. Es ginge mich nichts an, wenn sie einen Freund hat, so wie sie akzeptieren muss, dass ich eine Partnerin habe. Ich kann das vom Kopf her schon begreifen, mein Herz nicht. Und da ich denke, dass wir unsere schönsten Momente schon hatten, möchte ich nun nichts mehr tun, um die Beziehung zu retten. Meine Therapeutin sagt, ich soll eine Mail schreiben, sie bot sich an, diese vorher noch durchzulesen. Ich weiß nicht. Ich will das alles nicht mehr.
Ich war für sie da, als es ihr wirklich schlecht ging, als die Station ihretwegen geschlossen wurde. Das war was ganz besonderes. Heute weiß ich; als ich ging, war da dann ein anderer und den mag sie auch sehr. Ich hab kein Interesse mehr. So ein Verhalten mag nicht gesund sein, aber ich kann im Moment nicht anders.

Na ja, einsam bin ich nicht, weil ich mich genau so kenne. Das geht schon vierzig Jahre so. Das nun umstoßen, gegen mein Gefühl, das schaffe ich nicht. Ich werde es versuchen, aber ich bin skeptisch.

Die Schule zwingt Dich, unter Menschen zu gehen und Du hast das Glück, von lieben Menschen umgeben zu sein. Das ist wirklich gut. Kannst Du mit denen nicht auch außerhalb des Schulalltags etwas unternehmen? Ein klein wenig nur?
Die Angst, etwas falsches zu tun, vielleicht jemandem zu nahe zu treten, kenne ich auch. Das Risiko kann Dir leider niemand nehmen. Aber von dem, was ich hier lesen kann, bist Du doch ein total lieber Mensch und da ist die Gefahr doch eigentlich gering. Ich glaube, dass Du nicht allein sein brauchst. Und vielleicht fühlst Du Dich dann nicht mehr so einsam.
Ich denke ja nicht nur in dem Moment an Dich, in dem ich Dir schreibe. Das umfasst schon mehr. Jedenfalls bist Du hier nicht allein. Ob das auch gegen die Einsamkeit hilft, weiß ich nicht. Ich würde mir das wünschen.

Liebe Grüße

Dietmar

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 27. Mär 2011, 10:23
von ecureuille
Lieber Dietmar,

Wie geht es dir?

Ja, vom Verstand her begreifen, emotional nur leider nicht kenne ich auch nur zu gut. Ich habe oft das Gefühl es sacke einfach nicht eine Etage tiefer...Ich weiß auch nicht so recht, was man dagegen tun kann. Wobei, was mir hilft ist die Tanztherapie. Dort lerne ich Gefühle in Handlung umzusetzen, was ungemein hilft ein Gefühl für meine Emotionen zu bekommen. Ich habe auch einfach oft das Problem nicht zu wissen, was ich will, was meine Bedürfnisse sind.
Mein Therapeut erklärte mir ich habe (berechtigte) Angst vor Abhängigkeiten in Beziehungen, was wohl aus der Co-Abhängigkeit zu meinem Vater resultiert.

Eine Mail zu schreiben finde ich gar keine schlechte Idee. Ich empfinde es immer als sehr reinigend meine Gedanken niederzuschreiben.

Ich möchte dir auch noch für deine liebe Worte danken. Das tut gut.

Liebe Grüße
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 27. Mär 2011, 19:04
von Kodiak
Liebe ecureuille,

mir geht es heute, und eigentlich auch seit gestern schon, nicht so besonders. Da ist eine bleierne Leere und Hoffnungslosigkeit, die sich scheinbar auch auf mein Denken legt und das stört mich sehr. Ich mag diesen Nebel überhaupt nicht. Er ist Vorbote eines dumpfen Schmerzes in der Brust, der die dann folgende Depression physisch greifbar macht. Eigentlich an einem Sonntag nichts Ungewöhnliches. Solang ich mit Medikamenten gegensteuern kann, gehts ja auch. Nur sind die von der Art, die mir kein Arzt gern verschreibt. Da muss ich sehr haushalten. Im Moment gehts noch.

Den Rat meiner Therapeutin, eine E- Mail zu schreiben, habe ich letztendlich befolgt. Das ist jetzt eine halbe Woche her. Und gerade jetzt, in diesem Moment, bekam ich die Antwort...

Ich habe sie eben gelesen und möchte den Inhalt sacken lassen. Vielleicht erreicht er ja die Tiefe der Emotionen, die ich mir wünsche. Ich lese sie noch einige Male und versuche die Wahrheit zwischen den Zeilen zu finden. Es wird aber wohl das Ende dieser Beziehung sein. Der Umgang damit stellt für mich eine Herausvorderung dar.

Ich wünsche Dir eine gute Woche und nicht nur in der Schule liebe Menschen!

Liebe Grüße

Dietmar

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 28. Mär 2011, 20:15
von Kodiak
Liebe ecureuille,

es ist tatsächlich der Schlußstrich unter eine wunderbare Beziehung. Ich möchte fairerweise darauf verzichten, dies jetzt auseinanderzunehmen. Sie hat ihre Gründe und ich habe die zu akzeptieren.
Also ist die Welt nicht nur in meinen dunklen Gedanken so, sie ist so dunkel auch real. Mir ist übel, ich mag nichts essen aus angst, mich zu übergeben. Weinen kann ich nicht.
Bin ich jetz einsam? Vielleicht doch ein Stück. Denn da ist Verlust und keine Chance auf Wiederkehr. Ich bin nicht allein. Es ist so wiedersprüchlich. Kann man das verstehen?

Ich würde jetzt gern tanzen können, mich zu einer traurigen Melodie einfach bewegen. Mir hat auch die Musiktherapie damals die Möglichkeit gegeben, mich auszudrücken. Nur ist es so, dass ich jetzt auf die Nacht warte und hoffe, mit den ganzen Medis irgendwie schlafen zu können.

Liebe Grüße

Dietmar

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 30. Mär 2011, 07:07
von ecureuille
Lieber Dietmar,

wie geht es dir? Kannst du wieder schlafen?

Ich denke du brauchst dich nicht zu sorgen. Deine Empfindungen nichts essen zu können, nicht weinen zu können, nicht schlafen zu können, sind doch nach dem Beenden einer Beziehung recht normal. Wer kennt diese Form von Liebeskummer wohl nicht. So ist doch dein Gefühl von Einsamkeit greifbar und eben wie du schreibst real.

Bei mir ist das so eine nicht greifbare Leere, die auch mitunter das nicht allein sein nicht füllen kann. Es ist als ob meine Gefühle ausgesaugt würden. Da muss ich an die Dementoren bei Harry Potter denken.
Ich versuche nun zu lernen zum einen dieses Gefühl auszuhalten, zum anderen Wege zu finden der Leere entgegenzusteuern, sie mit etwas zu füllen. Im Moment gelingt es mir ganz gut mich mit lesen zu beschäftigen.

Viellleicht habt ihr noch Ideen, wie man Leere füllen kann?

Liebe Grüße
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 30. Mär 2011, 07:31
von ghm
allein oder einsam? II

eröffnet.

Der Beitrag wird zu lang

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 30. Mär 2011, 20:19
von Kodiak
Liebe ecureuille,

unterm Strich habe ich wohl gut geschlafen, hatte gegen morgen sogar Träume, an die ich mich aber nicht mehr erinnern kann. Was nicht angenehm ist, ist dieser Überhang, den ich noch bis in den späten Vormittag mit hineinehme.

Zu meiner verlorenen Beziehung möchte ich noch der Fairnis und des Verständnisses wegen hinzufügen, dass es sich um keine Liebesbeziehung handelte. Nun könnte man meinen, dass es ja dann nicht so schlimm wäre und vielleicht ist da auch was dran. Nur, es war eine einmalige Beziehung zwischen zwei ehemaligen Patienten die einer Seelenverwandtschaft gleichkam. Ihre Manie traf auf meine Depression. Es gab absolute Offenheit, viel Verständnis und Unterstützung und ganz viel Trost. Ja, und noch viel mehr. Auch, als wir uns einmal ausserhalb der Klinik trafen.
Später beschränkte sich der Kontakt auf Telefonate. Es war immer noch gut. Na ja, und heute möchte sie eben nicht mehr sehr viel mit mir austauschen.
Das sie einen Freund gefunden hat, ist offensichtlich und auch okay. Das daran unsere Beziehung gestorben ist, ist weniger schön, eigentlich so richtig unsinnig, finde ich.

Das mit der Übelkeit und dem kaum essen können, kommt sicherlich durch die Depression. Aber das geht schon.
Was mir sorgen macht ist meine Unfähigkeit, negative Emotionen entsprechend zu leben. Also weinen, wenn ich traurig bin. Ich bekomme das einfach nicht hin.

Die entstandene Leere kann ich auch nicht durch nicht allein sein beherrschen. Ich merke das auf der Arbeit deutlich. Mir gehts eigentlich besser, wenn keiner da ist. Und dann nehme auch ich mir ein Buch und übe mich in einer Art von Achtsamkeit. Ich pflege meine Arbeitsmittel zum tausendsten Mal, kontrolliere dies und jenes oder lass den Gedanken bei einem Kaffee ihren Lauf. Zu Hause sind es dann eigentlich Kleinigkeiten, die zu tun wären, aber das bekomme ich dann nicht mehr hin. Ich verliere mich in Tagträumereien, möcht am liebsten nur weg sein.

Vielleicht verursacht das alles bei mir keine Einsamkeit, weil ich sie nicht fühlen kann. Objektiv betrachtet bin ich ja einsam, aber ich kann das nicht empfinden. Damit das geht, soll ich meine Medikation reduzieren. Meine Psychiaterin sagt, dafür hätte sie keine Zeit. Termine im 8 Wochen Rythmus. Jetzt bin ich entweder auf der Suche nach einem neuen Arzt, oder ich melde mich in einer Klinik an. Ich bin noch am überlegen.

Lesen ist gut, um die Leere zu füllen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es Dir so ähnlich wie mir geht, dann füllt die Leere nur eine menschliche Beziehung aus. Es muss nicht immer gleich was intensives sein. Ein Lächel, einige nette Worte und der Geist zehrt davon. Das kostet Überwindung ist aber manchmal wirklich gut. Und auch hier zu schreiben wird einen kleinen Effekt haben, hoffe ich.

Liebe Grüße

Dietmar

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 31. Mär 2011, 11:07
von lottemotte
Guten Morgen,
das ist ein interessantes Thema! Ich bin neu hier im Forum und das ist der erste Beitrag, den ich gelesen habe. Der Inhalt beschäftigt mich schon seit meiner Kindheit und ich habe mir auch einige Gedanken dazu gemacht. Ja, die Trennung allein sein und einsam sein. Allein sein ist für mich durchaus positiv und bedeutet einen Rückzugsraum und Aufladen. Auch wenn das nicht dem Zeitgeist entspricht, ist das eine wichtige Sache, die auf alle Fälle räumlich passieren muß! Das hat nicht unbedingt etwas mit einem abgeschlossenen Zimmer zu tun, sondern kann auch eine Wanderung sein, auf alle Fälle bedeutet es ein Umfeld, in dem ich ungestört von Geräuschen, Blicken etc. meinen Gedanken und Phantasien nachhängen kann.
Einsamkeit ist für mich nicht nur, aber durchaus negativ behaftet. Einsamkeit verspüre ich seit meiner frühesten Kindheit. Darauf bin ich erst vor ein paar Wochen gekommen. Als Kind empfindet es man als ausgegrenzt sein, heute beschreibe ich es als ABgrenzung, mit Tendenz zum allein sein.Das passiert mir auch heute noch oft und es hat nicht nur mit den anderen zu tun, man muß sich auch fragen, wann man sich selbst einfach aus dem Geschehen rausnimmt. Und das hat nicht nur Negatives! Wenn Du sagst, Du willst aus Deiner WG ausziehen, dann mußt Du Dir gut überlegen, was dann kommt. Meiner Meinung nach hat so ein Miteinander, sooft es einen auch nervt, etwas Positives an sich, im Sinne von: es gibt da Leute, die einen, gut gemeint, wieder an die Oberfläche holen. Ist das etwas, was Dir potentiell guttut? Hast Du das dann auch, wenn Du in Deiner eigenen Wohnung wohnst? Oder wird die Einsamkeit dort größer oder stärker sein? Ich weiß, daß man in dieser Beziehung sehr aufpassen muß.
Viele Grüße
Doro
ecureuille schrieb:
> Hallo,
>
> bei der Beantwortung eines Postings wurde ich sehr nachdenklich und sinnte über die Bedeutung beziehungsweise meine Assoziationen über allein und einsam sein nach.
>
> Ich fand folgendes Zitat von Goethe, welches mich sehr ansprach:
>
> "wer sich der einsamkeit ergibt,
> ach der ist bald allein."
>
> Allein sein bedeutet für mich die Abwesenheit von Menschen, Einsamkeit jedoch ist vielmehr ein Gefühl. Einsam fühle ich mich auch manchmal, wenn ich unter Menschen bin. Es ist etwas ganz tief in mir. Aber nach Goethes Zitat gilt es der Einsamkeit nicht nachzugeben und zu kämpfen, damit man nicht alleine sein wird.
> Mich beschäftigt dieses Thema zur Zeit sehr. Ich fühle mich oft einsam. Unter Menschen sein strengt mich an, also meide ich es, obwohl es mir auch gut tut. Nun werde ich irgendwann aus meiner WG ausziehen müssen und habe wahnsinnige Angst vor dem allein sein.
>
> Was bedeuten diese Worte für euch. Wie geht ihr damit um?

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 3. Apr 2011, 10:17
von ecureuille
Lieber Dietmar,

ich denke es spielt keine Rolle, ob es sich um eine Liebesbezehung handelt oder nicht. Einen geliebten Menschen zu verlieren tut immer weh. Wenig Trost ist, dass der Schmerz nachlassen wird. Dennoch denke ich, dass das Gefühl von Einsamkeit, welches der Verlust mit sich bringt, nie ganz vergehen wird. Es wird wohl immer ein Loch zurückbleiben. Aber das ist vielleicht auch nicht schlimm.

Vielleicht ist es einfach noch nicht an der Zeit zu weinen, Setzt dich da nicht unter Druck. Nur dann hast du eine Chance wirklich weinen zu können.Um (negative?) Emotionen auszuleben hilft mir immer Musik. Es gibt Musik, bei der ich weiß, dass ich ganz automatisch weinen werde, andere, die mir hilft Wut und Aggression herauszulassen usw. Vielleicht könnte dir auch Musik helfen?

Kleinigkeiten zu Hause nicht erledigen zu können, kenne ich auch sehr gut. Ich bemühe mich (mal wieder) eine to-do Liste zu führen. Es ist dann ein tolles Gefühl markieren zu dürfen, dass ich etwas geschafft habe. Ich arbeite auch mit einer Betreuerin zusammen, die mich dann auch lobt, was mir auch sehr gut tut. Ich hole da glaub ich ein Stück Kindheit nach, in der selten jemand für mich da war oder an die Hand genommen hat, ind er ich früh Vernatwortung für andere übernommen habe.

Also das mit den Terminen bei Ärzten ist echt eine Katastrophe. Ich habe da Gott sei Dank Glück, lese hier aber immer wieder, wie schwierig das ist, was ich ehrlich gesagt unmöglich finde. Ich drücke dir die Daumen, dass du bald einen Termin bekommst.

Was mich angeht so lerne ich so langsam die EInsamkeit besser auszuahlten undmich mit mir zu beschäftigen. Außerdem lerne ich den Menschen in meiner Umgebung mehr Freiraum zu geben und sie nicht mit meiner Einsamkeit zu überfordern, indem ich mich ständig melde auf der Suche nach menschlichem Kontakt. Nur ist es wie eine Sucht. Je mehr Kontakt ich habe, desto mehr wünsche ich mir. Lasse ich jedoch los, so wie im Moment, merke ich dass es mir wesentlich besser geht und gebe vor allem meinem Gegenüber die Chance sich bei mri zu melden, worüber ich mich dann umso mehr freue. Ich denke ich bin auf einem guetn Weg und hoffe sehr, dass das so bleibt.

Herzliche Grüße
ecureuille

Re: allein oder einsam?

Verfasst: 3. Apr 2011, 10:25
von ecureuille
Liebe Dorothea (schöner Name im Übrigen

Ich teile deine Gedanken dazu, was allein sein bedeutet. Es ist ganz sicherlich ein wichtiger Punkt, Zeit, in der wir auftanken von der Schnelllebigkeit unserer Zeit. Ich spiele deshalb mit dem Gedanken mal wieder in ein Kloster zu Exezitien zu fahren.

In wie fern hast du denn diese Ausgrenzung, die du mit Einsamkeit in Verbindung bringst erfahren?

Mein erster Beitrag ist ja nun schon ewas her. Zwischenzeitlich wohne ich mittlerweile seit drei Monaten allein. Grundsätzlich genieße ich es durchaus einmal alle Freiheiten zu haben, die das alleine wohnen mit sich bringt. Aber natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen ich es vermisse, meine Mitbewohner auf dem Flur oder in der Küche zu treffen und bei einem Tee etwas zu quatschen. Oder jetzt, wo der Sommer kommt gemeinsam draußen auf der Terrasse zu sitzen. Wir versuchen jedoch uns nun regelmäßig zu treffen. Dafür muss ich nur meinen Hintern hochbekommen!

Liebe Grüße
ecureuille