Irgendwie hilft nix!!!!

[Sesa]

Ich bin vor ca. 2 Jahren an einer Depression erkrankt. Bisher hat mir aber noch keiner gesagt welche. Ich bin seit März letzten Jahres in einer ambulanten Therapie, die mir auch in einigen Aspekten geholfen hat. Aber die schwarzen Löcher kommen immer wieder und in letzter Zeit auch wieder ganz stark und ich ungefähr wöchentlichen Abständen. Das dauert dann ein bis zwei Tage und dann kann ich mich wieder aufraffen! In der Zeit liege ich dann nur im Bett und heule! Naja, ihr kennt das ja.
Jetzt weiß ich nicht was ich machen soll. Ein Semester hab ich bisher schon verloren, eben wegen der Krankheit und ich glaube nicht, dass ich mir das nochmal leisten kann. Am liebsten würd ich einfach abhauen. Alles stehen und liegen lassen und mich in einen Flieger setzen. Möglichst weit weg. Dazu kommt, dass ich im Moment das Gefühl habe, dass mein Therapeut meine Lage gar nicht richtig ernst nimmt. Er arbeitet nie an den Dingen meiner Kindheit. Meint ihr, ich kann jetzt noch den Therapeuten wechseln? Oder vielleicht einen Platz in einer Klinik bekommen? Ich weiß im Moment überhaupt nicht mehr weiter. Ich will aber auch mein Studium nicht gefährden, auch wenn es mir im Moment keinen Spaß macht, kann das ja auch an der Depression liegen. In gesundem Zustand würde ich das bestimmt bereuen.
Hat jemand einen Rat für mich?
Liebe Grüße
Sesa

[Rike]

Hallo Sesa, warum fragst Du Deinen Therapeuten nicht einfach? Gab es einen Anlass für den Beginn Deiner Depression? Und was für eine Art Therapie machst Du? Bei einer Verhaltenstherapie stehen z.B. Kindheitserlebnisse nicht so sehr im Vordergrund, sondern die Bewältigung Deiner Krankheit. Dein Therapeut ist dafür da, Dir solche Fragen zu beantworten und wenn Du das Gefühl hast, dass Du bei ihm nicht gut aufgehoben bist, solltest Du mit ihm darüber sprechen! Aber die sog. "schwarzen Löcher" kommen immer mal wieder, auch während einer Therapie. Die Befürchtungen wg. Deines Studiums sind natürlich berechtigt, auch darüber solltest Du mit dem Therapeuten sprechen. Und das Gefühl, nur noch weg zu wollen, habe ich auch mitunter, aber: MAn nimmt sich selbst immer mit, egal, wohin man geht!

[Sesa]

Danke für deine Antwort!
tja, nur hab ich mit ihm schon gesprochen und ich hatte nicht das Gefühl, dass er es ernst nimmt. Ich hab keine Ahnung um welche Therapieform es sich handelt. Ich nehme an: Psychoanalyse, bin mir aber nicht sicher, weil er schon oft was sagt und nachhakt und auch schon mal Rollenspiele macht, mit denen ich aber z. B. überhaupt nicht umgehen kann. Er hat mir von einer Klinik abgeraten. So nach dem Motto: Davon halt ich nix, mein Weg ist der einzige. Und das find ich schon ziemlich krass. Ich hab einfach gestern wieder gemerkt wie labil ich bin. Mir ging es gut. Schon den Tag vorher. Dann war ich wegen Erkältung, die ich seit September mit mir rumschleppe beim Hausarzt. Der fragte mich dann nach meiner Psyche und schon war ich wieder am Heulen und komm seit dem nicht mehr aus meinem Loch. Ich habs noch nicht mal geschafft zu spülen oder mir was zu Essen zu machen heute. Mich macht es so wütend, dass ich ein Sklave meiner Psyche bin. Uns Selbstmordgedanken gehören da natürlich dazu. Aber ich glaube nicht, dass ich wirklich gefährdet bin, aber allein die Gedanken daran ziehen einen noch mehr runter. ich will was tun, ich will endlich wieder gesund werden, aber allein schaff ich das nicht!

[Rike]

Irgendwie scheint Dein Therapeut nicht ganz das Richtige zu sein! Er muss Dir doch bei Beginn der Therapie sagen, was er bei der Kasse beantragt und welche Therapie er durchführt! Rollenspiele hört sich eher nach Verhaltenstherapie an, aber wenn Dir das (im Moment zumindest) nicht liegt, dann müsste er auch das mit Dir klären! Ein Therapeut, der meint, dass sein Weg der einzig richtige ist, ist wohl sehr von sích eingenommen! Nicht jeder Therapeut ist für jeden geeignet, die Erfahrung habe ich auch schon machen müssen. Eine Klinik ist keine schlechte Idee, guck doch mal bei der Dornier-Klinik nach, ich weiß ja nicht, wo Du wohnst. Auf alle Fälle kannst Du Dich auch bei Deiner Krankenkasse erkundigen. Eine Klinikbehandlung ist sehr effektiv, weil Du sozusagen rund um die Uhr in Therapie bist, aber anschließend ist eine ambulante Nachbetreuung auch wichtig. Und falls du den Therapeuten wechseln möchtest, müsstest Du das ebenfalls mit der Krankenkasse klären. Nimmst Du Medikamente?

[Sesa]

Nein, Medikamente nehme ich nicht mehr. Am Anfang ja, aber die hab ich dann irgendwann abgesetzt. War sicher auch nicht richtig, das selbst zu entscheiden. Aber dazu hat mir mein Thera auch geraten, was mich jetzt schon stutzig macht.
Die Dornier-Stifung hab ich mir schon mal angesehen. Gefällt mir ganz gut, das Konzept. Aber ich glaube, dafür müsste ich mein Studium schmeißen, aber wenn ich krank bin kann ich auch nicht richtig studieren. Wie ich es drehe und wende, ideal wird es nicht.
Ich werd mal die KK fragen, wegen dem Therapiewechsel! Und nochmal mit meinem Hausarzt wegen Klinik. Der wollte mich gestern doch glatt für ein Jahr krank schreiben! Das hat mich geshockt!
Ich frag mich halt ob der Preis nicht zu hoch ist, wenn ich gequält irgenwie mein Studium durchziehe, mittelmäßig abschließe und ein Wrack bin. Ich hab einfach Angst vor so einer Entscheidung und dass ich sie später bereue. Und dann noch mein Umfeld! Wie soll ich das rechtfertigen?
Am Montag muss ich wieder in die Uni, aber ich habe überhaupt keine Ahnung wie ich das bewältigen soll. ich hab Angst!

[Rike]

Es gibt bestimmt eine Lösung, dass Du Dein Studium nicht hinschmeißen musst! Kannst Du ein Urlaubssemester einlegen? Sprich am besten mit Deiner Krankenkasse über die Möglichkeiten und mit Deinem Hausarzt! Vielleicht würde Dir ja schon Johanniskraut helfen, wenn Du andere Medikament nicht nehmen möchtest. Ich verstehe nicht, warum Dein Therapeut Dir rät, mit den Medikamenten aufzuhören, meinte er, dass Du sie nicht mehr brauchst? Ich kann gut verstehen, dass Du Angst vor der Uni hast, wenn es Dir schlecht geht. Immer diese Angst, wieder zu versagen, es einfach nicht mehr zu schaffen, das macht einen richtig fertig. Und zu einer richtigen Leistung ist man ja auch nicht imstande. Aber besser jetzt sofort nach einer Lösung suchen, bevor alles den Bach runtergeht!!! Wenn der Leidensdruck am größten ist, findet man auch einen Weg, habe ich schon mehrmals erlebt. Und ein Jahr lang brauchst Du bestimmt nicht krankgeschrieben werden, wenn Du eine vernünftige Therapie bekommst. Die Dornier-Klinik scheint ja wenigstens auf Ängste und Depressionen spezialisiert zu sein, es gibt auch gute Unikliniken, vielleicht auch in Deiner Stadt? Ich wünsch Dir, dass Du ganz schnell Hilfe findest und es Dir bald besser geht!!!

[Rike]

Ich habe noch was vergessen: mein behandelnder Arzt hat mir vor fünf Jahren in meiner schlechten Phase geraten, keine gravierenden Entscheidungen zu treffen, bevor es mir nicht wieder besser geht, und damit hatte er vollkommen recht. Als es mir wieder besser ging, sah meine Entscheidung, die ich in beruflicher Hinsicht zu treffen hatte, ganz anders aus. Ich bin ihm heute noch dankbar, dass er mich davor bewahrt hat, einen Fehler zu machen. Also, bevor Du Dein Studium schmeißt, versuch lieber, erst mal kompetente Hilfe zu bekommen!

[Sesa]

Ja, wenn es mir bis Montag nicht bedeutend besser geht, werde ich auf jeden Fall zu meinem Hausarzt gehen. Zu dem habe ich großes Vertrauen. Dann werde ich mal sehen. Ich muss halt mit dem Barfög-Amt sprechen, ob ich danach einfach weiter machen darf, oder ich dann keine Unterstützung bekomme. Ich bin so froh, dass mein Freund mich so unterstützt. Das hilft schon unheimlich, wenn man bedingungslos auf Hilfe zählen kann.
Vielen Dank auch für deine Unterstützung, Ulrike.
Es tut gut, sich mal mit anderen auszutauschen. meine Familie nimmt die Krankheit ziemlich auf die leichte Schulter und solche Sprüche, wie "reiß dich doch mal zusammen", kann man da überhaupt nicht gebrauchen.

[Nuts]

Hallo, Sesa!
Habe gerade deinen Beitrag gelesen... Ich erkenne da sehr viele Parallelen zu meiner derzeitigen Situation, vor allem was die Uni und die Familie angeht. Das Verstellen und das Zusammenreißen funktioniert aber leider nicht und ich bin auch ganz froh, dass ich mich mittlerweile von diesen Sätzen nicht mehr so runterziehen lasse... Tu du es auch nicht... Nicht-Betroffene können das einfach nicht nachvollziehen... Das ist nicht so, als wenn man abends auf die Piste geht und morgens mit dickem Schädel aufwacht und sich zur Arbeit dann halt mal aufraffen muss, das ist bei allen, die an Depressionen leiden, was anderes.
Schmeiß auf keinen Fall die Uni, ich habe dieses Semester auch sozusagen verloren, besuch noch eine Veranstaltung von ursprünglich acht. In einer sehr schlimmen Phase habe ich mich gleich von allen Veranstaltungen abgemeldet und hatte vor, mich exmatrikulieren zu lassen. Aber ich habe erkannt, dass das eine Lösung ohne Alternative wäre... Ich wüsste nicht, was ich sonst machen sollte. Nimm dir jetzt erstmal die Zeit, wieder zu DIR zu finden und deine Krankheit zu überwinden. Liebe Grüße,
Nuts

[Sesa]

Ich will ja gar nicht die Uni schmeißen, aber es kann sein, dass ich mich entscheiden muss. Weil ich leider vom Bafög abhängig bin und ich nicht weiß ob die mir noch ein weiteres Krankheitssemester zahlen (hatte ja 2004 schon mal eins verloren). Naja, wie gesagt, ich werd das am Montag mal mit meinem Hausarzt versprechen.
Weiß jemand, ob er das überhaupt veranlassen kann, dass ich in ne Klinik soll? Mein Thera hat mir ja abgeraten, weil er von den Kliniken nix hält! Aber auf die Aussage geb ich nicht viel!

[Sadness]

Hi Sesa,

ja das kann Dein Hausarzt veranlassen. Eine Überweisung oder Krankenhauseinweisung kann ja eh nur ein Arzt machen. Dein Therapeut ist ja sicher Psychologe oder? Dass er sagt er hält nichts von Kliniken, finde ich übrigens ganz schön daneben. Er sollte Dich unterstützen bei Deinen Überlegungen. Wenn die ambulante Thera nicht reicht, hat jeder Therapeut die Pflicht, den Patienten auch mal auf einen Klinikaufenthalt hinzuweisen. Berede das auf jeden Fall mit Deinem Arzt!

Alles Gute
Sadness

[Sesa]

Danke Sadness!
Ja, im Nachhinein habe ich mich über solche Aussagen von ihm sehr geärgert, weil ich mich auch einfach nicht ernstgenommen fühle von ihm. Aber in dem Moment konnte ich nicht gleich reagieren. Dass passiert mir oft, dass mir erst später auffällt, wie blöd irgendeine Aussage war.
Ich hab mir grad ne Liste gemacht, was ich den Doc morgen alles fragen will. Eigentlich dürfte ich dann auch nix vergessen!

[Sesa]

So, um 15 Uhr hab ich meinen Termin und schon plage ich mich mit der Angst. Eigentlich hatte ich die gestern auch schon aber jetzt kommt sie so richtig. Ich weiß nicht, was ich dem erzählen soll. Ich hab Angst, dass ich nicht die richtigen Worte finde. Ich hab Angst nicht ernstgenommen zu werden. Ich hab Angst, keine Hilfe zu bekommen. Ich hab Angst, dass ich gleich morgen wieder in die Uni muss. Und vor der hab ich am meisten Angst. Mich überfordert alles. Ich schaff es grad noch nicht mal mich zum Duschen aufzuraffen.

[Mittwochsdepri]

Liebe Sesa,

falls du das noch vor deinem Termin lesen kannst: du hast doch geschrieben, dass du Vertrauen zu deinem Hausarzt hast. Dann kannst du ihm ganz sicher das sagen, was du auch hier im Forum geschrieben hast. Auch von deinen Ängsten kannst du ihm berichten. Es wird schon laufen! Allerdings würde ich nicht empfehlen, nur Krankschreibung und Medikamente vom Hausarzt entgegen zu nehmen. Ich würde nach geeigneten Spezialisten suchen (Neurologe/Psychiater, Psychotherapeut). Bei der Auswahl kann dir ja vielleicht dein Hausarzt helfen -und dann gibt es ganz sicher auch äußere Zwänge (wann ist wo ein Termin frei...).

Übrigens gibt's an den Unis so eine Art Sozialberatungsstelle - u.a. im Falle von Problemen während des Studiums im Zusammenhang mit Krisensituationen, Krankheit etc. (Heißt vielleicht an den versch. Unis anders).
Vielleicht wäre das ein guter Anlaufpunkt für dich. Versuch's!

Viel Glück - und berichte weiter, wenn du magst.

Viele Grüße und Daumendrück von der
Mittwochsdepri

[Sesa]

Tja, nun liegt meine Krankenhauseinweisung bei der KK!!!
Ist doch eigentlich genau das, was ich wollte. Warum heul ich jetzt und hab Angst??? Bin total fertig mit den Nerven. Das ist alles zu viel. Alles auf einmal. Dann verliere ich ja jetzt wieder ein Semester! Das will ich gar nichts, aber gelernt krieg ich ja auch nix.

Ich bin verzweifelt!!!

[zeit]

hallo

es kommt mir auch vieles ziemlich bekannt vor mit uni usw.
Ich bin auch am überlegen was ich machen soll. hab schon ein semester wegen meiner depression verpasst, habe aber kein urlaubssemester beantragt. habe auch mit fachwechsel geliebäugelt, aber es stimmt: keine großen entscheodungen treffen; eine depression verschiebt manchmal unsere maßstäbe und unsere einstellungen.
warum du nun weinst? ich denke, weil es was neues ist und du nicht genau weisst, was dich erwartet. Man hat immer angst vor dem unbekannten. und meine depression hat mir auch sehr oft angst gemacht und tut sie immer noch. es treten gedanken auf, die man nicht von sich nicht kennt; man verhält sich anders etc.
es ist eine schwierige zeit- ich mache sie derzeit auch durch.

ich wünsche dir viel kraft und gute genesung

[Sesa]

Danke time!
Ja, du hast Recht, man kennt sich kaum wieder. Ich bin seit ca. 2 jahren eine völlig andere Person, so kommt es mir vor. Was war ich früher aktiv und allem Neuen so aufgeschlossen. Ich bin verreist (sogar allein), hab gefeiert und je mehr Leute um so besser. Ich bin zum Studieren in eine ganz andere Stadt gegangen um mal was ganz Neues zu erleben. Ich war aufgeschlossen, hab schnell Freunde gefunden und konnte unheimlich viel leisten. Und jetzt? Jetzt habe ich sogar Angst vor einem Spaziergang. Fühle mich nur noch in den eigenen vier Wänden sicher. Ich finde das im Moment einfach nur traurig. Was ist aus mir geworden????

[zeit]

Ja, ich kann alles nur unterstreichen was du sagst. Man erkennt sich selbst nicht wieder, seine gedanken manchmal auch nicht. man fühlt sich innerlich tot- man spürt sich gar nicht mehr. falls dus hier mitbekommen hast, hatte ich in der weihnachtszeit nach 7 monaten depression eine woche deprifreie zeit. es war so wunderbar, als ob man irgendeine glückspille geschluckt hätte. Ich denke, wenn man einmal an einer depression gelitten hat, wird man viel viel viel dankbarer, man macht sich nicht mehr so viel sorgen über eigentlich unnötiges zeug. also, ich habe vor einiges zu ändern und das leben viel mehr zu genießen, wenn ich wieder gesund bin. ich hoffe, der zeitpunkt wird kommen. nicht nur für mich- hoffentlich finden alle aus dieses düsteren zeit heraus.
Wie läuft es nun bei dir weiter?
Ich werde nun wahrscheinlich doch antidepressiva nehmen, aber welche weiss ich noch nicht. muss wahrscheinlich auch studienbedingt ein praktikum machen im ausland und... nun ja, man fragt sich schon wie man das überlebt. es wird hart, das definitiv, solange ich nicht gesund bin, aber irgendwie will ich mich meiner depression auch nicht ergeben verdammt nochmal. Mal schauen, was daraus wird.

wir sollten weiterkämpfen; wir wollen doch alle wieder spüren, dass es uns besser geht. und da sollten wir hinarbeiten!