Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

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Lothar
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Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von Lothar »

NEW YORK. Eine internationale Gruppe von Hirnforschern aus den USA, Frankreich und Schweden hat ein Eiweiß entdeckt, das vermutliche eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Depression spielt. In Science (2006; 311: 77-809) beschreiben sie das Protein “p11”, das für die Bereitstellung von Serotoninrezeptoren am synaptischen Spalt verantwortlich ist. Im Gehirn von Menschen mit Depressionen besteht ein Mangel an p11, und gentechnisch modifizierte Mäuse, die vermehrt p11 exprimieren, verhalten sich, als würden sie hoch dosiert mit Antidepressiva behandelt.

Dass Serotonin eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Depression spielt, wird bereits durch die Wirkung der selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI), den heute bevorzugten Antidepressiva, deutlich. Diese Mittel bewirken im synaptischen Spalt eine künstliche Vermehrung des Neurotransmitters Serotonin, was zu vermehrten Signalen an den Serotonin-Rezeptoren am postsynaptischen Spalt führt. Von den 14 bekannten Serotonin-Rezeptoren ist vor allem der Rezeptor „1B“ für die Vermittlung von Gemütsregungen verantwortlich. Ein Mangel an diesem Rezeptor führt zur Depressionen. Der Rezeptor spielt aber auch bei Zwangsstörungen, Drogenabhängigkeit, Angst und Aggression eine Rolle. Auch das Schlafverhalten wird durch ihn beeinflusst.

Eine internationale Forschergruppe um den Nobelpreisträger Paul Greengard (Medizinnobelpreis 2000) von der Rockefeller Universität in New York sucht seit einiger Zeit nach den Gründen für einen Mangel an 1B-Rezeptoren. Dabei ist sie jetzt auf das Protein „p11“ gestoßen. Dieses Protein steht in enger Beziehung zu dem 1B-Rezeptor, dessen Mangel zur Depression führt. Bei Tieren kommt es nach der Gabe von trizyklischen Antidepressiva zu einer gesteigerten Bildung von “p11”. Der gleiche Effekt trat nach der Gabe von MAO-Inhibitoren oder einer Elektroschockbehandlung auf.

Dass diese drei Therapien, die sehr unterschiedliche Ansatzpunkte haben, den gleichen Effekt auf p11 hatten, spricht dafür, dass das Molekül eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Depression hat. Die Forscher konnten auch Gehirne von Menschen untersuchen, die zu Lebzeiten an Depressionen gelitten hatten. Sie fanden einen Mangel an p11. Bei gentechnisch veränderten „knock-out“-Mäusen wurde das p11 ausgeschaltet. Die Tiere zeigten ein depressives Verhalten. Bei anderen Tieren wurde die Expression von p11 künstlich gesteigert. Die Tiere verhielten sich, als wenn sie eine hohe Dosis SSRI erhalten hatten.

Mit den Erkenntnissen rückt ein neues Molekül ins Zentrum der Forschung. Ob sich daraus Ansatzpunkte für neue Behandlungen ergeben, wie die Forscher hoffen, bleibt abzuwarten. In dem Begleitartikel macht Trevor Sharp von der Oxford Universität auf einen anderen interessanten Aspekt der Arzneimittelforschung aufmerksam (Science 2006: 311:45-46). Es wurde nämlich entdeckt, dass die in der Migränebehandlung eingesetzten Triptane, die Agonisten an Serotonin-Rezeptoren sind, eine gewisse antidepressive Wirkung haben. Die Anstrengungen gehen jetzt auch dahin, die Selektivität der Triptane für den 1B-Rezeptor-Subtyp zu verstärken, was unter Umständen zu einer neuen Substanzklasse von Antidepressiva führen könnte./rme

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=22611
zweifler
Beiträge: 629
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von zweifler »

hallo Lothar!


Danke für den interessanten Artikel!
Ich hoffe immer noch, dass die Entwicklung neuer AD`s ständig vorangetrieben wird und die Wirksamkeit und vor allem die Verträglichkeit
gesteigert wird.So manche Pharmafirma schießt ja gewissermaßen mit der" Schrotflinte" auf eine Krankheit.
Ich bin aber auch nicht undankbar und so denke ich auch an die ,denen geholfen wurde.
Aber es wird wohl noch Jahre dauern bis man deinen Artikel auch "schlucken" kann.


mfg herbert
BeAk

Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von BeAk »

Lieber Herbert,

was hast Du gegen Schrotflintenschüsse?
Sind effektiv, gute Trefferquote durch breite Streuung und lange nicht so gefährlich wie ein Büchsenschuß.

Ich persöhnlich bevorzuge allerdings ein langes Messer.
zweifler
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von zweifler »

hallo Bea!


Ich habe mit meiner Wehleidigkeit das Masochistendiplom total versaut!


mfg herbert
atetobi
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Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von atetobi »

Tschuldigung, dass ich mich einmische: Im Fall Depression lehne ich auch eher die Schrotflinte ab, weil zu oft zu viel verletzt wird.

Neue Erkenntnisse in diesem Punkt begrüße ich immer und wäre froh, wenn irgendwann tatsächlich ein Mittel gegen Depressionen gefunden würde, das hilft. Wenn man das überhaupt so verallgemeinern kann. Nicht, dass ich bestimmte Erfolge nicht sehe oder sie verunglimpfen möchte.

Ich habe z. B. so meine Zweifel, ob Stoffwechselstörungen im Gehirn bei allen Depressiven Auslöser bzw. vorhanden sind. Kenne bisher keinen, bei dem das definitiv untersucht wurde. Studien gibt es, klar, aber grundsätzlich sind die Ursachen immer noch so diffus, dass bei vielen nicht einmal eine grundsätzliche Besserung durch AD auftritt.

Danke dir, Lothar, für den interessanten Artikel.

Liebe Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Adelina
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von Adelina »

mensch super!
endlich mal ein lichtblick..vielleicht kann man das p11 auch einfach über lebensmittel mal einnehmen? ist es in der natur vorhanden? ach je..wie schöööön wäre es, wenn ich das noch erleben dürfte, dass man diese schreckliche krankheit angst und depression heilen kann!!!!!!!!!!
fidelio
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von fidelio »

Hallo leute,

Depression ist ja eine Stoffwechselstörung!
Neben Depression leide ich noch an einer
2. Stoffwechselstörung : Diabetes II, oder auch Zuckerkrankheit genannt.
Nun habe ich vor ca. einen 1/2 Jahr auf verschiedenen Diabetiker-Seiten gelesen,
das Zimt nachweislich den Blutzckerspiegel
senkt. ich habe sofort damit begonnen,
und mir morgens u. abends je eine 1/2TL ge-malenen Zimt in einen Joghurt eingerührt.
Als sehr positive " Nebenwirkung " stelle ich
seit einiger Zeit fest, das sich meine Stimmung und Aktivität wesentlich verbessert
haben.Ich benötige kein Antidepressiva mehr!
Gott sei Dank !
Es ist sicher interessant diesen Effekt von
Fachleuten überprüfen zu lassen.
Habe allerdings keinen Kontakt zu Pharma Leuten, wer sich auskennt, kann diese Info ja weiter leiten.
Mein Tipp: Einige Monate ausprobieren,
Schaden kann es nicht !
Fidelio
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von tommich »

Hallo liebe Leute,

da fühle ich mich doch befleißigt, kurz etwas einzuwerfen:

Detlef: kann es sein dass es nicht am Zimt sondern am Yoghurt liegt?
Der enthält nämlich als Milchprodukt Tryptophan, den Serotoningrundstoff. Gerade nachts, wenn die Blut-Hirn-Schranke erweitert ist (und die Muskeln in Ruhe sind) gelangt dieser Stoff dort hindurch und kann zur Produktion des Neurotransmitters verwendet werden.

Ich trinke abends immer einen großen Schluck Milch, zusätzlich zu dem AD das ich nehme. Zeitlich damit in Zusammenhang steht auch bei mir eine deutliche Stimmungsverbesserung...

Vielleicht auch nur Placebo-Effekte...

Was sagen denn die Moderatoren dazu?

Gruß

Thomas
Thomas



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Maria
Beiträge: 609
Registriert: 3. Mai 2005, 21:55

Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von Maria »

nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

BeAk

Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von BeAk »

Liebe Nina,

Du klaubst das nicht? Starte einen Selbstversuch und teil uns Dein Ergebnis mit.

Ich sehe schon das Forum von der Milchwirtschaft gesponsert.
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

albert
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von albert »

Hallo,

also Milch ist ein ganz besonderer Saft. Z. B. ist eine Aminosäure unvollständig, deshalb wirkt eine Milchdiät gut gegen Malaria.
Joghurt ist auch gut für die Verdauung wegen der Milchsäure.
Aber bei psychischen Krankheiten eine Milchdiät oder Diät mit Milchprodukten? Das ist mir neu. Die wissenschaftlichen Untersuchungen darüber möchte ich mal sehen. Hat jemand schon gegooglet? Vielleicht kann ich dann staunen.
Gruß
Albert
Maria
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von Maria »

albert
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von albert »

Danke Maria,
das ist eine gute Site. Da bin ich mit morgens mit Haferflocken in warmer Milch gut versorgt und regelmäßig Obst, auch Sambal Oelek ist gut. Curry mach ich nach Möglichkeit selbst.
Gruß
Albert
fidelio
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von fidelio »

Es freud mich zu lesen das das Thema Zimt
auf Interesse stößt.
Ich kann nur wiederholen das es bei mir
hilft.
Joghurt ( ohne Zimt ) habe ich mir schon
jahrelang in mein Müsli gerührt ohne einen
besonderen Effekt zu bemerken.
Vielleicht besteht ja auch in meinem Fall
ein Zusammenhang mit der Diabetes.
Ich kann nur noch einmal empfehlen es ein
paar Wochen auszuprobieren.
übrigens ich bin 55 jahre alt und seit meiner Jugend Depressiv, weiß wovon ich spreche, habe nach jedem Strohhalm gegriffen,
und a l l e s mögliche probiert.

Viele Grüße : Fidelio
BeAk

Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von BeAk »

Lieber Detlef,

nun verrate uns noch die Zimtmenge. Messerspitze, halber Teelöffel?

Und die Qualität, getrocknete Rinde frisch zerstoßen/gemahlen oder fertiges Pulver?

Z.Z. werde ich die Brauchbarkeit Deines Ratschlages nicht überprüfen können aber ich werde ihm im Hinterstübchen abgespeicht halten.
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von tommich »

Hallo liebe Gemeinschaft,

da ich das Thema Tryptophan hier aufgebracht habe möchte ich noch etwas ergänzen, sozusagen eine Warnung, nur damit ich keinen umbringe (das meine ich ernst!). Es gibt den Stoff nämlich auch in Reinform, was der eine oder andere beim googeln vielleicht findet.

Tryptophan als Medikament war, so ergaben meine Recherchen, in Deutschland jahrelang verboten, da es aus dem Rind(erhirn?) gewonnen wird, wegen der BSE Gefahr. Mittlerweile ist es wieder erhältlich. ABER VORSICHT: nehmt das Zeug AUF KEINEN FALL ZUSÄTZLICH zu sonstigen Antidepressiva ohne den Arzt zu befragen, es droht ein unmittelbar LEBENSBEDROHLICHES SEROTONINSYNDROM!

Der Stoff ist ein wenig tricky. Wie oben schon erwähnt ist er eigentlich zu groß für die Blut-Hirn-Schranke und kommt tagsüber auch kaum gegen die sonstigen Aminosäuren an, die da durch müssen. Man muss Phasen erwischen, wo die Blutgefäße im Gehirn erweitert sind und der "Andrang" nicht so groß ist, dann soll der Wirkungsgrad besser sein.

Noch eine Warnung: DIES ERSETZT KEINE THERAPIE und auch nur selten eine Einnahme
von AD.

Netzadressen aus meinen Recherchen weiß ich nicht mehr, liefere ich aber nach. Viel zu dem Thema stand jedenfalls in der WIKIPEDIA (http://de.wikipedia.org)

Bis bald also und weiter alles gute,

Thomas
Thomas



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albert
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von albert »

Wird da nach einem Wunderstoff gesucht?
Maria
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von Maria »

tommich
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von tommich »

Werter Herr Doktor,

angesichts meiner eindringlichen Warnungen sollten Sie erkennen, dass ich NICHT nach einem Wunderstoff suche sondern mich einfach nur ernsthaft und konstruktiv mit meiner Erkrankung auseinandersetze und aktiv versuche, die Zusammenhänge zu verstehen. Und wenn Sie genau schauen, preise ich auch nichts an sondern überlasse es jedem, selbst Nachforschungen anzustellen und eigene Schlüsse zu ziehen.

Wissenschaftlich ist dies genauso Neuland wie der Ansatz, die Steßsymptomatik über Cortisolhemmer zu beeinflussen, auf Studien wird man also wohl noch ein wenig warten müssen (wobei... in diesem Punkt lasse ich mich GERNE belehren )

Kennen Sie eigentlich den Spruch "Whatever gets you through the day?"

Ich jedenfalls lebe deshalb noch, weil ich ein Querdenker bin der offen für neue Ideen ist. Ohne solche Leute würden z.B. immer noch Frauen im Kindbett sterben, weil Ärzte sich nicht die Hände waschen...

Neugierige Grüße

Thomas
Thomas



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albert
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Re: Molekül erklärt Mangel an Serotoninrezeptoren im Gehirn

Beitrag von albert »

Hallo Thomas,

meine Zweifel sind wohl leider in den falschen Hals gekommen. Ich habe meine Antwort auf Word vorgeschrieben und fand, dass sie hier im Thread das vorgegebene Thema übersteigt. Deshalb steht diese Antwort unter Beziehungen im Forum.

Herzliche Grüße
Albert
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