Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

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ramona
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Registriert: 23. Mai 2003, 21:59

Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von ramona »

Hallo!

Es bedeutet für mich immer noch eine Hürde hier zu schreiben, aber ich versuche es immer mal wieder. Also, frisch drauf los jetzt .

Bei mir im Büro stehen „Jahresgespräche“ an, was bedeutet man kann alles ansprechen was einem gefällt, worüber man sich ärgert, was man gern geändert hätte usw. Soweit so gut. Es stehen weitreichende Veränderungen bevor, von denen ich auch betroffen sein werde. (Mehrarbeit durch chronische Unterbesetzung und weitern Personalabzug).

Gleichzeitig steht bei mir eine Rehamaßnahme/Akutklinkaufenthalt an (bin ich gerade am durchkämpfen bei der KK). Dies kann in drei Wochen so weit sein, aber auch erst in drei Monaten.

Jetzt zu meiner Frage, soll ich meinen Chef bei meinem Jahresgespräch darüber informieren, dass ich wahrscheinlich für einen längern Zeitraum ebenfalls ausfalle oder lasse ich es einfach laufen und informiere ihn erst, wenn ich wirklich weiß ob, wann und vor allen Dingen für wie lange ich ausfallen werde.

Beide Möglichkeiten habe ich bereits gedanklich durchgespielt, bin aber weder mit dem einen noch mit dem anderen so recht zufrieden und schon gar nicht glücklich. In solchen Fällen meldet sich immer mein Magen. Mir wurde schon geraten vorsichtig mit einem „Outing“ im Büro zu sein.

Ist es andererseits auch nicht ziemlich unfair den Kollegen gegenüber. Was sollten die allerdings an der Situation ändern, außer dass sie es wissen und vielleicht noch ärgerlicher über meinen Ausfall sind. Es ist nie schön, wenn man die Arbeit für andere mit machen muss, denn der reibungslose Ablauf ist ja nun mal auf alle ausgelegt. Die Kollegen vor vollendete Tatsachen stellen ist sicherlich genau so ungeschickt, denn ich werde ja wieder mit ihnen arbeiten müssen, wenn ich von der Maßnahme zurück komme.

Habt ihr diesbezüglich schon Erfahrungen gemacht? Beides ist interessant, dass positive wie das negative.

Gruß Ramona
Lichtsuche
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Registriert: 18. Mai 2005, 10:18

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von Lichtsuche »

Liebe Ramona,

gibt es bei Euch einen Betriebsrat? Der wäre - wenn Du es wünschst - zur Verschwiegenheit verpflichtet, könnte aber auch als Mitsprecher für Dich fungieren.

Ich kann Deine Ambivalenz sehr gut verstehen. Einerseits könnte es heißen, warum Du das Thema nicht angesprochen hast, zum anderen wird man sich Deiner vielleicht entledigen wollen ... die Mangelinformation über Depressionen ist ja nun kein Geheimnis.

Stehst Du in Kontakt mit einem Arzt oder Therapeuten? Die können vielleicht Formulierungshilfe sein "Wie sag ich's meinem Chef?".

LG
Lichtsuche
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von atetobi »

Liebe Ramona,

es ist ja eine heikle Situation, in der du steckst, und sehr schwer, eine Entscheidung zu treffen.

Finden die Jahresgespräche unter vier Augen statt? Wenn ja, könntest du dich deinem Chef anvertrauen im Hinblick darauf, dass solche Gespräche vertraulich sind, und ihm eventuell auch deine damit verbundenen Ängste mitteilen. Es ist eine Abwägungssache, je nachdem, wie er als Mensch ist.

Ich für meinen Teil halte es für besser, ihm und eventuell auch Kollegen mitzuteilen, was auf dich zukommt, weil ich glaube, dass eine solche Offenheit eher auf Verständnis stoßen wird als eine "Überraschung".

In den vergangenen Jahren habe ich häufig längere Zeit wegen der Depressionen nicht arbeiten können. Auch ich sagte meinem Chef in einem Personalgespräch, was "mit mir los" ist. Er war sehr verständnisvoll, und ich merkte, dass er bemüht war, mich zu unterstützen, obwohl er sich sicher nicht vorstellen konnte, wie es ist, Depressionen zu haben. Nach und nach erzählte ich auch meinen Kollegen davon, vorsichtig zuerst, dann immer mehr.

Im vergangenen Jahr hatte ich einen Zusammenbruch im Büro, ging zum Arzt, der schrieb mich erst einmal für vier Wochen krank, danach weiter. Nach ca. 3 Monaten fand ein Gepräch mit meinem Chef, seinem Vorgesetzten und meiner Personalsachbearbeiterin statt. Ohne Personalrat, weil ich wusste, dass es nicht unbedingt positiv vermerkt wird, wenn dieser gleich mit auftaucht.

Die Drei machten mir den Vorschlag, mir Zeit und Ruhe zu nehmen, um "wieder in die Reihe" zu kommen. Mein Arbeitsplatz sollte für mich erhalten bleiben. Das habe ich getan. Vor drei Wochen habe ich wieder begonnen zu arbeiten, und meine Kollegen haben mich durchweg sehr, sehr gut aufgenommen, ohne jeden Vorwurf, ohne jede Frage, mich teilweise umarmt und gesagt, dass sie sich sehr freuen, dass ich wieder da bin.

Einen Nachteil hatte das Ganze aber dann doch noch für mich:
Die drei Personen, mit denen es abgesprochen war, sind alle nicht mehr da. Als ich anrief und sagte, dass ich zurückkommen wolle, hatte ich wieder ein Gespräch - dieses Mal mit dem neuen Vorgesetzten. Er pfiff mich zusammen, wie es noch nie ein Mensch zuvor getan hat, und das Ergebnis: Hätte ich nicht angerufen und gesagt, dass ich wiederkomme, wäre ich (ohne jede Vorwarnung) entlassen worden. Meinen Arbeitsplatz habe ich auch nicht wieder bekommen, sondern hefte jetzt Akten ab.

Egal, es ist mies gelaufen, aber ich war von Anfang an ehrlich und habe meine Arbeit, wenn auch nicht meinen Arbeitsplatz behalten.

Ganz schön lang geworden, aber ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass auch Offenheit in dieser Angelegenheit gut sein kann. In meinem Fall wäre es sicher auch anders gelaufen, wenn mein damaliger Chef nicht aufgrund eines Schlaganfalls ausgefallen wäre.

Alles Liebe für dich, und ich drücke dir die Daumen, dass du die für dich richtige Entscheidung treffen wirst.

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
ramona
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Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von ramona »

Hallo Lichtsuche, Hallo Beate!

Danke für eure Beiträge. Es ist wirklich nicht einfach die richtige Entscheidung zu treffen. Denn sie kann auf jeden Fall nach hinten los gehen, muss aber nicht. Es ist ein Stück weit wie Lotto spielen.

Ja, es wird sich um ein "vier Augen Gespräch" handeln, aber mein Chef sitzt nur noch ein paar Monate ab und denn geht er in Rente. Was dann kommt, dass steht in den Sternen.

Eigentlich ist es schon fast egal was ich tun werde, es kann jede Entscheidung von mir so oder so ausgelegt werden. Naja, ich hab ja noch das Wochenende um mir ein paar Gedanken dazu zu machen und vielleicht kommt ja noch der eine oder andere Beitrag der mir auf den richtigen Weg hilft . Auch wenn mir klar ist, dass es DEN richtigen Weg nicht wirklich gibt.

Nochmal Danke
Ramona
Lichtsuche
Beiträge: 99
Registriert: 18. Mai 2005, 10:18

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von Lichtsuche »

Liebe Ramona,

ich glaube, Du kannst eine Entscheidung finden, wenn Du Dir das Nachher des Vier-Augen-Gesprächs vorzustellen versuchst. Womit wirst Du Dich besser fühlen - egal welche Konsequenzen irgendwann später kommen mögen -, damit es gesagt zu haben oder damit, es für Dich behalten zu haben.

Am wichtigsten ist, dass Du zu Dir ja sagen kannst.

Liebe Grüße
Lichtsuche
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von atetobi »

Kurz und bündig, liebe Ramona,

ich gebe Lichtsuche Recht: Tu das, was dir das beste Gefühl gibt, aber wenn du an die Konsequenzen denkst: Egal wie, male sie dir nicht ZU schlimm aus. Ich nehme an, dass du - genau wie die meisten Depressiven und ich auch - dazu neigst, alles schwarz zu sehen. Nein, folge deinem Gefühl mit dem Versuch, die Situation realistisch einzuschätzen. Du bist für dich das Wichtigste auf der Welt!

Pass auf dich auf und sei umarmt!
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
ramona
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Registriert: 23. Mai 2003, 21:59

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von ramona »

Hallo Beate!

Danke für deine Worte, sicher sie stimmen, da muss ich dir recht geben. Meine Entscheidung muss stimmig sein und vor allem zu mir passen. Ich bin ein grundehrlicher Typ und es liegt mir gar nicht um den heißen Brei zu reden oder wichtige Dinge einfach zu verschweigen, bis es nicht mehr anders geht. Leider hat mir diese Einstellung noch nicht viel Gutes gebracht, sondern eher Nachteile beschert. Ich kann nicht unaufrichtig sein. Dazu gäb es noch so viel zu sagen. Vielleicht mit mehr Mut ein anderes mal .

Mittlerweile ist es halt so, dass ich Selbstzweifel in Bezug auf meinen Klinikaufenthalt habe. So in der Art Familie und Kollegen im Stich lassen, vor meiner Verantwortung zu flüchten, es nicht so nötig zuhaben, andere sind schlimmer dran usw. usw. Auch wenn ich weiß, dass dies zu der Art und Weise einer Depression gehört, sind diese Gefühle da und wollen auch nicht wieder gehen. Ich empfinde große Zerissenheit. Vielleicht ist es auch einfach nur Angst vor dem Ungewissen, dem Neuen was da auf mich zukommt. Naja, mal sehen wie es am Montag läuft, sofern ich dann schon dran bin mit meinem Gespräch.

Habe auch deinen anderen Beitrag gelesen. Ich kann dich sehr gut verstehen. An vielen Stellen bin ich in einer vergleichbaren Situation wie du. Deshalb verstehe ich dich auch so gut. Eigentlich mag ich es gar nicht, wenn man schreibt, ich erkenne mich in deinem Beitrag wieder, ist aber wirklich so. Ich finde es gut, dass du den Mut hattest es zu schreiben. Das es richtig war, siehst du ja auch an den durchweg positiven Beiträgen. Wenn ich mehr Mut habe, werde ich dir eine Mail schreiben, sofern dein Profil offen ist.

Bis dahin alles Liebe und Gute
Ramona
rowibo
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Registriert: 17. Apr 2003, 17:34

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von rowibo »

Hallo Ramona,

Es gilt zunächst, herauszuspüren, wie "sozial" Dein Betrieb eingestellt ist, bzw welche Führungskultur herscht. Wie Lichtsuche goldrichtig rät, solltest Du Dich an den Betriebsrat wenden, sofern einer im Betrieb besteht. Der Betriebsrat, besonders die weiblichen Mitglieder (bin ein Mann),haben meist ein sehr feines Gespür dafür, wie die Stimmung in Betrieb und Leitung ist. Wenn ich allerdings bei Dir lese: "(Mehrarbeit durch chronische Unterbesetzung und weitern Personalabzug)" kommen mir wegen der sozialen Einstellung des Betriebes schon Zweifel.

Eine anstehende Rehamaßnahme würde ich erst ab dem Zeitpunkt erwähnen, an dem feststeht, daß sie stattfindet. Aber auch nicht später, sonst heißt es "das haben Sie bestimmt doch schon länger gewußt". Aber nicht vorher "die Pferde scheu machen", und dann gibt es vielleicht gar keine Reha.

Du schreibst: "Mir wurde schon geraten vorsichtig mit einem „Outing“ im Büro zu sein." Das sind genau meine persönlichen Erfahrungen. Aber spätestens als die AU-Bescheinigung mit dem Stempel einer psychiatrischen Klinik ankam, war die Katze aus dem Sack.

Versuch das Personalgespräch auf Deine "Assets" (Vorteile) zu lenken statt Deine gesundheitlichen Probleme zum Schwerpunkt des Gespräches werden zu lassen.

Ich könnte hier noch viel zu dem Thema schreiben, aber das würde zu unübersichtlich.


Alles Gute für Dich

rowibo
schnumu
Beiträge: 9
Registriert: 16. Mai 2005, 11:50

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von schnumu »

Hallo Ramona,

ich schließe mich meinem Vorschreiber an. Ich würde es auch nicht für gut heißen, zu zeitig auf Deinen Klinikaufenthalt hin zu weisen, das gibt Anlaß zu Spekulationen. Du brauchst auch keine Gewissensbisse zu haben, daß Du Dich in Deiner Krankheit um Dich kümmerst. Trotz aller Liebe, Verständnis, Anteilnahme u. s. w. was man für andere übrig hat, der wichtigste Mensch in Deinem Leben bist Du. Das ist nun mal so und nicht egoistisch.

Mit dem Outen ist es sehr schwierig. Ich habe immer vermieden am Arbeitsplatz über meine Krankheit zu sprechen. Die meißten können damit nicht umgehen. Wenn sogar Freunde dich verraten, weil sie nicht erkennen wollen, daß Depri eine Ktankheit wie jede andere auch ist, wie sollen es dan Fremde? Und der Arbeitsmarkt ist ja nun nicht so, daß Du nicht ersetzbar bist. Also sei vorsichtig.

Für Deine Genesung wünsche ich Dir alles gute.

Gruß
ramona
Beiträge: 180
Registriert: 23. Mai 2003, 21:59

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von ramona »

Hallo Rowibu, Hallo Ich!

@ Rowibu
Also es würde mich schon interessieren was du noch alles zu berichten weißt. Information ist einfach alles. Also munter drauf los, falls ich Fragen zu deinem "unübersichtlichem" Posting hätte, würde ich sie bestimmt stellen.

Der Reha-Platz wäre mir sicher (hat KK mir so bestätigt, aber ich möchte gerne in eine Akutklinik). Also es handelt sich um keinen riesengroßen Zeitrahmen mehr. Ausserdem ist es so wie du schon geschrieben hast, spätestens wenn die Krankmeldung eintrifft ist die Katze aus dem Sack. Kommt die wirklich von der Klinik? Habe darin keine Erfahrung.

@ich
Das mit dem outen sehe ich ähnlich wie du auch, dass ist auch genau mein Dilemma. Ich weiß nicht was ich tun soll, so was spricht sich einfach rum. Was sollte ich auch auf Fragen antworten. Irgendwie kann ich nicht sonderlich gut schummeln. Da steht mir noch ein schwerer Weg bevor.

Danke an alle die von ihren Erfahrungen berichtet haben.

Gruß Ramona
rowibo
Beiträge: 62
Registriert: 17. Apr 2003, 17:34

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von rowibo »

Also Ramona, dann setz die Lesebrille auf Ist ja vielleicht für die anderen auch interessant

Zur Rechtslage Anzeigepflicht Rehamaßnahmen

Zitat Entgeltfortzahlungsgesetz §9 Abs 2

§ 9 Maßnahmen der medizinischen Vorsorge und Rehabilitation

(2) Der Arbeitnehmer ist verpflichtet, dem Arbeitgeber den Zeitpunkt des Antritts der Maßnahme, die voraussichtliche Dauer und die Verlängerung der Maßnahme im Sinne des Absatzes 1 unverzüglich mitzuteilen und ihm

a) eine Bescheinigung über die Bewilligung der Maßnahme durch einen Sozialleistungsträger nach Absatz 1 Satz 1 oder

b) eine ärztliche Bescheinigung über die Erforderlichkeit der Maßnahme im Sinne des Absatzes 1 Satz 2

unverzüglich vorzulegen.

Zitat Ende.

Guck außerdem mal in Deinen Arbeitsvertrag, ob da drin steht ob Du den Arbeitgeber bei Antragstellung informieren muß.

Wenn heute feststeht, daß Du entweder in eine Reha oder in eine Akutklinik gehen wirst, und das auch bald passiert, dann kannst Du´s auch jetzt schon sagen, sonst heißt es "das haben Sie bestimmt doch schon länger gewußt". Wie gesagt, sieh zu, daß dieses Thema das Gespräch nicht dominiert. Stelle Deine hervorragende Arbeit und Deine Erfolge heraus. Eigenlob stinkt in diesem Falle überhaupt nicht. Ich habe gemerkt, daß neben mir auch viele anders Depressivkranke sehr sehr gern ihr Licht unter den Scheffel stellen. Berücksichtige das bei Deiner Selbsteinschätzung!

Aus meinen Erfahrungen würde ich, wie Du es Dir wünschst, auch zuerst in eine Akutklinik und dann vielleicht später noch in Reha gehen. Erst kommt die Akutbehandlung und dann erst die Rehabiliation. Für die Akutklinik brauchst Du Dich nicht mit der Krankenkasse zu zanken, da reicht eine ärztliche Einweisung (Formular: Verordnung von Krankenhauspflege)vorausgesetzt die Klinik hat eine Kassenzulassung als Akutklinik, was meistens der Fall ist. Im Falle einer Krise nimmt Dich ein Akutkrankenhaus auch ohne Einweisung auf.
Da hat die Kasse nichts reinzumeckern, die müssen das bezahlen.

Zu den bösen Zungen meinem Betrieb:

bei der Reha haben die gesagt: "der macht doch nur Urlaub."

bei der psychiatrischen Akutklinik haben die gesagt: "der ist in der Klapse."

Ergo: sch...egal was die im Betrieb denken, mach, was Dir und Deiner Gesundheit gut tut!!!

Und denk daran: die Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen, insbesondere des Arbeitnehmers. Die Rechnung geht nicht auf: die Gesundheit zugunsten des Arbeitsplatzes vernachlässigen. Ist die Gesundheit ganz kaputt, ist der Arbeitsplatz dann sowieso futsch.

Zu den Stempeln auf den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen: Bei mir war der Stempel der psychiatrischen Klinik drauf, weil die mich krankgeschrieben hat. Ich hab auch schon von Kliniken gehört, die da irgendwie neutral stempeln. Du kannst den auch Hausarzt bitten, dich solange krankzuschreiben (geht aber nicht so einfach weil der nur 14 Tage darf, und der Aufenthalt ist länger) aber glaub mir, es kommt sowieso raus, in welchem Krankenhaus Du warst. Und es ist wahrlich keinerlei Schande. Punktum.
Nach dem ich in der Klinik mehrere Arbeitskollegen getroffen habe (als Mitpatienten), war es irgendwann auch nichts mehr aufregendes, wenn eine AU-Bescheinigung mit "Psychiatrie" drauf einlief.

Zur Frage, ob Du den Klinikaufenthalt denn jetzt wirklich nötig hast, ob Du irgendwen im Stich läßt, ob andere das mehr brauchen usw usw usw hast Du Dir selbst die Antwort schon gegeben: die Depression verursacht diese Gedanken! Denk an Dich!!! Deiner Familie und Deinen Kollegen nützt doch eine gesunde Ramona (nach Heilung durch die Klinik) mehr als eine kranke Ramona!!!! oder????

Zu meinen Erfahrungen aus dem Berufsleben:
Ich hab es vermieden mir ein Schild umzuhängen (bildlich gesprochen) "Mit Samthandschuhen anfassen, ich bin psychisch krank" auch wenn das einige Mitarbeiter behauptet hatten. Wer mich ernsthaft danach gefragt hat, dem hab ich es nicht verheimlicht. Ich hab dann immer ganz klar gesagt:"Ich bin nicht etwa verrückt, ich hab Depressionen".

Die Reaktionen der Kollegen waren in 3 Kategorien einzuordnen:

1. Neutral: Manche haben mich behandelt als ob nichts wäre, das waren mir die liebsten.

2. Negativ .Bää der war ja in der Klapse bzw der ist ja gar nicht richtig krank bzw der fehlt ständig.

3. Unterstützend: Einige wenige hatten durch Bekannte oder Verwandte Kenntnis von der Materie und hatten ein paar beruhigende und aufmunternde Worte für mich. Meinen Arbeitsplatznachbarn habe ich scherzhaft immer als meinen persönlichen Therapeuten bezeichnet: "reg dich doch nicht, auf, wart mal, ich guck mal nach Deinem Problem" ein KOLLEGE eben.

Die Betriebsleitung hätte mich am liebsten von weitem als von nahem gesehen, wegen der vielen Fehlzeiten und der dadurch resultierenden Unzuverlässigkeit.

Aber:
Es ist schwer jemanden wegen Krankheit zu entlassen. Außer sie schieben betriebliche Gründe vor. Das auch als Info für Dich.

Fazit: Nach deinem Klinikaufenthalt kannst Deine Krankheit sowieso nicht mehr verheimlichen, also kannst Du jetzt schon Farbe bekennen, dann brauchst Du Dir nicht vorwerfen zu lassen, Du hättest das nicht rechtzeitig angekündigt und man hätte ja gar nicht disponieren können bla bla.

So, danke fürs Lesen, wenn noch Fragen sind, ich bin dieses Wochenende noch öfter mal "drin" und mein Profil habe ich eben freigegeben, da steht meine email-Adresse drin.

Alles, alles Gute für Dich

rowibo
ramona
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Registriert: 23. Mai 2003, 21:59

Re: Was muss/darf/soll der Chef alles wissen

Beitrag von ramona »

Hallo Rowibu!

Danke für deine ausführlich Stellungnahme. Kann einiges daraus für mich mitnehmen. Ich kann dir sagen es war kein bischen unübersichtlich sondern sehr informativ.

Danke nochmal und noch einen schönen Abend für dich

Gruß Ramona
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