kein verständnis

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fluse
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Registriert: 15. Apr 2005, 09:51

kein verständnis

Beitrag von fluse »

Hallo,

bin ganz neu hier und habe schon ein Problem,von dem ich hoffe,dass man mir hier einige Ratschläge geben kann.
Zu mir: bin weiblich,34 J und arbeitslos.
Seit Dezember bin ich nach langer Verleugnung in therapeutischer Behandlung.Nächste Woche habe ich einen Termin beim Psychater da meine Therapeutin der Meinung ist, dass ich ohne Medikation nicht länger auskomme.
Mein eigentliches Problem liegt momentan im häuslichen Bereich:mein Lebensgefährte ist der Überzeugung,dass ich NICHT krank bin sondern SCHAUSPIELERE!Für ihn ist klar das ich mich nur vor Konfrontationen "drücken will".Wenn ich von den Therapiestunden nach Hause komme,interessiert ihn nur ob ich über hn "gelästert" habe und ob die Therapeutin ihm die "Schuld" für meine "Depression" gibt.Nach einer schweren Panikattacke vor Ostern,bei der ich aus dem Fenster springen und mein Hausarzt mich zwangseinweisen wollte(durch lange Diskussion wurde dann nur der psychologische Notfalldienst hinzugezogen),meinte er wieder,dass ich nur schauspiele und das ich jetzt bald "offiziell den Jagdschein" bekommen würde....
Er versteht nicht,dass ich momentan nicht in der Lage bin bestimmte Situationen zu meistern vor allem Gespräche über unsere finanzielle Situation (ich arbeitslos-er Umschüler).
Es macht mich,abgesen von meiner Depression und Angst/panik, noch zusätzlich fertig,dass er mich weder verstehen will,noch die Diagnose akzeptieren kann.Mit ihm darüber sprechen,bringt nichts,seiner Meinung nach sind auch die Sitzungen Zeitverschwendung und vor allem habe ich ja seiner Meinung nach überhaupt nichts,sondern will nur Mitleid....da er nicht sehen kann dass ich krank bin,bin ich es auch nicht.
Auf der anderen Seite wenn ich Grippeoder sonstwas habe,entwickelt er sich zur "Über-Glucke" und macht alles damit ich wieder gesund werde...
Ich hoffe,dass Ihr mir helfen könnt.

MfG Fluse
gfb
Beiträge: 1864
Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: kein verständnis

Beitrag von gfb »

Hi Fluse,

> Mein eigentliches Problem liegt momentan im häuslichen Bereich:mein Lebensgefährte ist der Überzeugung,dass ich NICHT krank bin sondern > SCHAUSPIELERE!Für ihn ist klar das ich mich nur vor Konfrontationen "drücken will".Wenn ich von den Therapiestunden nach Hause komme,interessiert ihn nur > ob ich über hn "gelästert" habe und ob die Therapeutin ihm die "Schuld" für meine "Depression" gibt.Nach einer schweren Panikattacke vor Ostern,bei der ich > aus dem Fenster springen und mein Hausarzt mich zwangseinweisen wollte(durch lange Diskussion wurde dann nur der psychologische Notfalldienst > hinzugezogen),meinte er wieder,dass ich nur schauspiele und das ich jetzt bald "offiziell den Jagdschein" bekommen würde....

Wenn er das wirklich so gesagt hat, dann ist dein "Lebensgefährte" kein *Lebensgefährte*, sondern ein beziehungsunfähiger Idiot!

(Sorry, aber das musste jetzt einfach raus...)

Der tut dir in deiner Situation nicht gut, überhaupt nicht gut - und du solltest aus dieser Erkenntnis (zu der du dich vielleicht noch durchringen müssen wirst) die entsprechenden Konsequenzen ziehen.

> Mit ihm darüber sprechen,bringt nichts,seiner Meinung nach sind auch die Sitzungen Zeitverschwendung und vor allem habe ich ja seiner Meinung nach > überhaupt nichts,sondern will nur Mitleid....da er nicht sehen kann dass ich krank bin,bin ich es auch nicht.

Ein Mensch, der nicht sieht, dass du krank bist (und das hört sich ganz so an), der hat dich nicht verdient.

> Auf der anderen Seite wenn ich Grippe oder sonstwas habe,entwickelt er sich zur "Über-Glucke" und macht alles damit ich wieder gesund werde...

Diese Abwehr des Themas "psychische Erkrankungen" und sein Engagement bei "normalen Erkrankungen" deuten daraufhin, dass bei ihm selbst einiges in Sachen Psyche im Argen liegt. Vielleicht schafft er es irgendwann, die Existenz von psychischen Erkrankungen zu akzeptieren, aber ob du noch so lange warten solltest?

Alles Gute und Grüße

Friedrich
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"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: kein verständnis

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Fluse,

herzlich willkommen hier im Forum!

Ich verstehe aus eigener Erfahrung, dass es sehr schmerzlich für dich ist, dass dein Partner noch nicht erkennt und akzeptiert,dass du krank bist.

Es braucht seine Zeit bis man selbst als Betroffener akzeptiert, dass man krank ist und Hilfe braucht. Das dauert beim Einzelnen verschieden lang. Hier im Forum ist auch oft von Angehörigen zu lesen, dass sie erkannt haben, dass der Partner an Depressionen erkrankt ist, dieser aber dies nicht einsieht/einsehen will, dass er therapeutische Hilfe braucht. Wer will schon diese Krankheit haben?!
Genauso kann es natürlich umgekehrt sein, dass ein Angehöriger dies nicht einsieht/einsehen will. Das ist oft ein langer Prozess.

Nimm ihn doch mal zum Arzt/Therapeuten mit, gib ihm ein Buch darüber und/oder zeige ihm diese Seite vom Kompetenznetz Depression. Bestimmt beschleunigt dies die Einsicht.

Schön, dass dein Partner sich so gut um dich kümmert, wenn du anderweitig erkrankt bist. Dies spricht für seine Liebe zu dir und Sorge um dich.

Viele Grüße
Edeltraud
MissMarple

Re: kein verständnis

Beitrag von MissMarple »

Hallo Fluse,

das erste, was mir zu Deinem Eingangsposting einfiel, war, dass "Lebensgefährte" von "Lebensgefahr" kommt.

Nein, Spass bei Seite, es ist ganz wichtig, für Dich lebensnotwendig, dass Du und Deine Empfindungen ernst genommen werden, von Dir und von allen anderen ebenso.

Ich war im November 2001 genau an dem gleichen Punkt wie Du zu Ostern, nur wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, dass ich an Depressionen erkrankt war. Allerdings bin ich dann am gleichen Tag freiwillig in eine Akutklinik gegangen, da ich eines ganz genau wusste, aus dieser „Situation“ komme ich alleine nicht mehr heraus sondern benötige dringend fachmännische, kompetente Hilfe. Ich war in dem Moment nur froh, dass ich die Verantwortung für mein Leben, auf die Fachleuten übertragen konnte, damit ich wieder zum „Luft schnappen“ kommen konnte. Ich war/bin heute noch froh, diesen Weg gewählt zu haben.

Meine Angehörigen waren zuerst natürlich auch entsetzt, denn geahnt hatte im November niemand, wie schlecht es mir wirklich ging, ich sah doch aus wie immer nur ein bisschen blasser als sonst. Aber durch Informationen z.B. dem Internet und vor allem durch Gespräche mit meinen Ärzten/Therapeuten kamen diese dann wesentlich besser mit meiner Erkrankung zu recht als ich selbst.

Die erste medikamentöse Einstellung wurde dann in meinem stationären Klinikaufenthalt vorgenommen, da Antidepressiva eine gewisse Zeit benötigen um Wirkungen aber auch Nebenwirkungen zu zeigen, war ich froh, in dieser Zeit, zu jeder Zeit, mit jemandem über meine Empfindungen sprechen zu können.


Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg im Umgang mit der Erkrankung findest und Dein Lebensgefährte lernt, Verständnis zu haben für eine Erkrankung, die „unsichtbar“ und deshalb schwer zu greifen/begreifen ist.

Liebe Grüße

Birgit
strickliesel
Beiträge: 32
Registriert: 26. Nov 2003, 12:39

Re: kein verständnis

Beitrag von strickliesel »

Hey fluse,

nein, Ratschläge habe ich nicht für dich. Ich wollt dir nur mitteilen, dass du mit deinem Problem nicht die einzige bist. Auch mein Mann hat überhaupt kein Verständnis für meine Situation. Für ihn bin ich nicht krank, ich will mich nur in den Vordergrund rücken. Überhaupt, Krankheiten, die er nicht hat, gibt es überhaupt nicht. Seine grösste Sorge ist, das in den Therapiestunden über ihn gesprochen wird. Auch die Lästereien, die du beschreibst, kenn ich gut. Da heisst es dann "Na, warste wieder bei deiner Psychotante" "Du wirst wie deine Schwägerin/ deine Mutter/deine Tante" Neuerdings kommt noch das Problem mit der Kündigung dazu. "So eine Idiotin wie dich würde ich auch nicht behalten" "Du bist doch bloss zu faul zum arbeiten" Seit 14 Tagen bin ich krank mit der Schulter. Totale Schmerzen, ich krieg den Arm nicht hoch, kaum die Jacke an, Autofahren geht gar nicht. Gehe ich zur Physiotherapie: "Pass bloss auf, dass dich keiner sieht, ich denke, du bist so schwer krank" Sind keine Lebensmittel mehr im Haus, keine Katzenstreu und kein Wasser: "Du könntest dich auch mal wieder ein bisschen bewegen, kein Wunder, wenn du so fett bist"
Es gibt für jedes Problem eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist!







lg evelyna
fluse
Beiträge: 4
Registriert: 15. Apr 2005, 09:51

Re: kein verständnis

Beitrag von fluse »

Hallo zusammen,

@ Birgit&Friedrich ja das mit "Lebengefährte" und "Lebensgefahr" war auch ein Satz den die Psychaterin in der Notfallstelle gebraucht hat...Nur ob ich eine Trennung momentan überhaupt durchstehen würde...manchmal will ich einfach nur abhauen aber meistens habe ich noch die Hoffnung,dass er es irgendwann doch akzeptieren und verstehen lernt.Nicht nur durch die finanzielle Situation bedingt wäre eine Trennung sehr,sehr schwierig,auch dadurch das wir schon seit 9 Jahren zusammen sind , vieles gemeinsam durchgestanden haben und ich ihn halt trotzdem immer noch liebe.Auch ist er mein einziger Bezugspunkt zum "normalen" Leben,da ich sämtlich Freundschaften seit beginn meiner Depression abgebrochen habe.Das war halt auch ein Grund warum ich nach über 1 Jahr der Verleugnung gemerkt habe das da wirklich was nicht mit mir in Ordnung ist

Heute hat er mich wieder gefragt,wann ich denn die nächste "Laberstunde" hätte (Therapiestunde),die Frage danach ist das höchste der Gefühle seinerseits was das Thema Depression angeht abgesehen von Fragen zum "über ihn lästern".Mit zu einer Therapiesitzung will er auf keinen Fall,dass haben auch mein Hausarzt und die in der Notfallstelle bei meinem Zusammenbruch vor Ostern bemägelt...da hat er mich nämlich trotz massiver Angst/Panikattacke allein zum Arzt gehen lassen.Ohne auch nur den Versuch zu machen mich zu begleiten...und wundert sich dann,als eine Arzthelferin ihn holen geht,warum er ein bischen befremdlich angesehen wird...
Meine Terapeutin meinte auch mal,dass ihm eine Therapie ganz nützlich sein könnte,damit er mit der Sitation umzugehen lernt...aber da würde er wohl ausrasten wenn ich ihm das erzählen würde.

Ich hoffe eigentlich nur noch,das mir die Psychaterin morgen helfen kann,damit ich die Stunden in denen er zu Hause ist so meistern kann,dass er nicht mehr merkt das ich krank bin...

MfG Fluse
MissMarple

Re: kein verständnis

Beitrag von MissMarple »

Hallo Fluse,

ich kann Dir nur den einen Rat geben, geh bitte in ein Krankenhaus und lass Dich dort medikamentös auf Deine Depressionen einstellen.

Ich denke, dass es in Deinem momentanen Umfeld nicht möglich sein wird, alleine mit Deinen Depressionen "fertig zu werden".

Nehme Dir eine "Auszeit" in einer Akutklinik, ich bin damit wirklich gut gefahren.

Und, vielleicht merkt dann Dein Lebensgefährte endlich, dass Du wirklich krank bist und, dass es sich bei den Depressionen um eine schwere Erkrankung handelt.

Liebe Grüße

Birgit
Rotfuchs
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2005, 14:44

Re: kein verständnis

Beitrag von Rotfuchs »

Hallo Fluse,

bitte nimm' es mir nicht übel, aber in mir kocht es nur so, wenn ich lese, wie sich dein "Lebensgefährte" dir gegenüber verhält. Da fehlt bei mir jegliches Verständnis. Du sagtest, dass ihr seit 9 Jahren zusammen seid, da sollte er dich ja wohl gut genug kennen, um zu wissen, dass du nicht schauspielerst.
Ich kenne meine Freundin "erst" seit knapp 1 1/2 Jahren, und auf die Idee, sie könne "schauspielern" bin ich nicht ein einziges Mal gekommen. Naja, vielleicht auch deshalb, weil ich sie als absolut "starken Menschen" kennengelernt habe. Umso verblüffter war ich, als ich plötzlich ihre "Schwäche" (ist nicht negativ gemeint) erkennen musste.

Ich bin auch der Meinung, dass da scheinbar bei ihm was "im Argen" liegt, wenn er deine Therapie so boykottiert (denn in meinen Augen tut er das mit diesen dummen Fragen und Kommentaren).

Ich drücke dir ganz doll die Daumen, dass er doch noch merkt, was für eine tolle Freundin er hat und dir die Unterstützung zukommen lässt, die du zum einen verdient hast und die du zum zweiten auch brauchst.

Viele liebe Grüße

Andrea
Rotfuchs
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2005, 14:44

Re: kein verständnis

Beitrag von Rotfuchs »

Hallo Fluse,

bitte nimm' es mir nicht übel, aber in mir kocht es nur so, wenn ich lese, wie sich dein "Lebensgefährte" dir gegenüber verhält. Da fehlt bei mir jegliches Verständnis. Du sagtest, dass ihr seit 9 Jahren zusammen seid, da sollte er dich ja wohl gut genug kennen, um zu wissen, dass du nicht schauspielerst.
Ich kenne meine Freundin "erst" seit knapp 1 1/2 Jahren, und auf die Idee, sie könne "schauspielern" bin ich nicht ein einziges Mal gekommen. Naja, vielleicht auch deshalb, weil ich sie als absolut "starken Menschen" kennengelernt habe. Umso verblüffter war ich, als ich plötzlich ihre "Schwäche" (ist nicht negativ gemeint) erkennen musste.

Ich bin auch der Meinung, dass da scheinbar bei ihm was "im Argen" liegt, wenn er deine Therapie so boykottiert (denn in meinen Augen tut er das mit diesen dummen Fragen und Kommentaren).

Ich drücke dir ganz doll die Daumen, dass er doch noch merkt, was für eine tolle Freundin er hat und dir die Unterstützung zukommen lässt, die du zum einen verdient hast und die du zum zweiten auch brauchst.

Viele liebe Grüße

Andrea
fluse
Beiträge: 4
Registriert: 15. Apr 2005, 09:51

Re: kein verständnis

Beitrag von fluse »

Hallo zusammen,

vorigen Dienstag hatte ich meinen ersten Termin bei meiner Psychaterin...es war furchtbar Sie war zwar sehr nett,aber ich musste über eine Stunde in einem übervollen Wartezimmer sitzen (trotz Termin!).Ich war völlig fertig,wollte nur noch weglaufen,mir war nur zum heulen zumute...
Sie hat mir Lorazepam und Mirthazepin verschrieben und einen kleinen Erfolg gibt es schon : das Einschlafen fällt mir leichter und ich wache nicht jede Stunde schweissgebadet auf
Gestern war dann Kontrolltermin...
Mein Lebensgefährte fragte vorher nur ob ich den nicht schwänzen könne...und als ich wieder nach Hause kam war sein Kommentar "Na,bist du jetzt offiziell bekloppt?"...
Als ich ihm sagte,dass ich nur wegen der Medikamente da war,also Dosis etc,reagierte er nur mit "Was du nimmst die Sch***e??Wozu brauchst du die denn?"
Also nehme ich die Tabletten nu heimlich...
Die Psychaterin hat mir eine Broschüre für Angehörige von Depressiven mitgegeben,aber die hat er gekonnt übersehen .Ich frage mich,was er eigentlich denkt warum ich jede Woche zur Therapie gehe...An Trennung will ich nicht denken und auch meine Therapeutin sagt, dass das momentan nicht der richtige Weg sei.Ich solle ihn mal mitbringen meinte sie,aber wie soll ich das anstellen,wenn er sich dem Thema Depression und Angst vollkommen verschliesst (ausser den doofen Komentaren die er ablässt) ?

MfG Fluse

"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst...nur was macht man wenn man sich selbst nicht lieben kann?"
Julimond
Beiträge: 51
Registriert: 17. Nov 2004, 09:20

Re: kein verständnis

Beitrag von Julimond »

Liebe Fluse,

Dein Partner geht äußerst respektlos mit Dir um. Solche Aussagen wie "Bist Du nun offiziell bekloppt" sind unterste Schublade, und zwar unabhängig davon, ob er die Krankheit versteht oder nicht. Sind seinekommunikativen Fähigkeiten auch in anderen Bereichen des Lebens derart so unterentwickelt?

Letzten Endes wirst Du ihn nicht "zwingen" können, sich über die Krankheit zu informieren oder sie zu akzeptieren. Das mit der Broschüre für Angehörige ist eine sehr gute Idee. An Deiner Stelle würde ich sie "herumliegen" lassen, so dass er dann reinsehen kann, wenn Du nicht da bist und er sich unbeobachtet fühlt. Bei meiner Mutter hat das mal funktioniert. Sie hat sich immer geweigert, sich mit ihren Süchten und Erkrankungen auseinander zu setzen. Irgendwann habe ich mich dann dazu entschlossen, die Infos, die ich für sie hatte, herumliegen zu lassen. Und als ich dann später zurück kam, sah ich, dass die Ausdrucke durcheinander waren und sie sie damit offensichtlich gelesen hatte.

Diese heftigen/deftig derben Äußerungen von ihm lassen auch eine Angst vermuten. Vielleicht hat er Angst vor der psychischen Erkrankung, kann es aber nicht zugeben und schützt sich durch die derben Äußerungen? Er scheint große Befürchtungen zu haben, dass er "Schuld" an der Erkrankung trägt, sonst würde er nicht so aggressiv nachfragen, ob in der Therapie über ihn geredet wird.

Kann das sein? Vielleicht ist aber wirklich nur Desinteresse und Arroganz, aber so richtig beurteilen lässt sich das ganze aus der Distanz m.E. nicht. Ich denke, Du bist schließlich nicht umsonst schon seit 9 Jahren mit ihm liiert, so wie er sich jetzt zeigt, war er ja sicherlich nicht die ganze Zeit.

Mangels eigener Erfahrung fehlt vielen Angehörigen das Verständnis für psychische Erkrankungen. Dazu kommen noch Vorurteile.... Ich will ihn jetzt nicht in Schutz nehmen, aber ich war "auch mal so" (allerdings habe ich niiee solche Sprüche abgelassen wie er). Erst als ich selbst krank wurde, habe ich vieles verstanden.

Wenn ich jetzt an Deiner Stelle wäre, würde ich mir die derben Aussprüche seinerseits verbieten und ihm das (freundlich aber deutlich) sagen. Gleichzeitig ist es aber vielleicht auch angebracht, ihm ein bißchen Zeit zu lassen, sich an die Situation zu gewöhnen. Wenn das nicht funktioniert, ist immer noch genug Zeit, über andere Möglichkeiten, z.B. ein Bruch der Beziehung, wenn es gar nicht mehr geht, nachzudenken.

Vielleicht kannst Du ja was damit anfangen.

LG Julimond
strickliesel
Beiträge: 32
Registriert: 26. Nov 2003, 12:39

Re: kein verständnis

Beitrag von strickliesel »

Hey fluse,
hat dein Göttergatte vielleicht einen Zwilling? Genau dieselben Bemerkungen kenn ich auch. "Deine Mutter hat jetzt offiziell einen Jagdschein" hat er erst letztens zu unserem Sohn gesagt. Die sind nicht belehrbar. Broschüren, Fernsehbeiträge, Internetseiten das ist alles für die katz. "Mach die Psychoscheisse weg" ist die standardisierte Reaktion auf "zufällig" liegengelassenes Aufklärungsmaterial.
Es gibt für jedes Problem eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist!







lg evelyna
deep
Beiträge: 207
Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: kein verständnis

Beitrag von deep »

Hallo,

wenn ich Eure Schilderungen lese, stellt sich mir immer wieder die gleiche Frage:

Was hält Euch bei diesen Männern?

Das ist jetzt nicht böse oder abwertend gemeint, wenn das Eure Entscheidung ist, ist das okay, nur kann ich das für mich einfach nicht nachvollziehen, weil ich da ganz anders gestrickt bin. Wenn mir ein Mann solche Dinge an den Kopf werfen würde, würde ich Alles tun, aber nicht bei ihm bleiben.
Da es aber scheinbar so viele Frauen tun, muss es Gründe geben - und die würde ich gerne verstehen.
Vielleicht ist es ja auch "nur" meine andere Auffassung von Partnerschaft und Liebe, weshalb ich das nicht nachvollziehen kann, ich weiß es nicht. Aber ich würde es gerne verstehen wollen.

Viele Grüße
Karin
Julimond
Beiträge: 51
Registriert: 17. Nov 2004, 09:20

Re: kein verständnis

Beitrag von Julimond »

Hallo Karin,

ich finde die Aussagen von dem Lebensgefährten auch einfach nur besch*****. Die Frage ist, ob der Typ auch sonst so ist, oder nur in dieser Frage. Meine Mum z.B. kann solche Sprüche auch bringen, hat aber viele andere Anteile in ihrer Persönlichkeit, die ganz anders sind und bei denen man nie annehmen würde, dass sie zu solchen derben Sprüchen in der Lage ist. Menschen sind vielschichtig, das ist die Lehre, die ich aus meinen Erfahrungen gezogen habe. Fertig werde ich mit den abwertenden Sprüchen allerdings auch nicht richtig.

Und es ist nun einmal auch so, dass die meisten Menschen in der Gesellschaft nichts von psychischen Erkrankungen halten und die daran Erkrankten für Simulanten halten. Und die Menschen sagen das auch, wenn sie nicht wissen, dass das Gegenüber betroffen ist. Zwar nicht so derb wie oben geschildert, aber in der Konsequenz meinen sie dasselbe. Das ist auch meine Erfahrung.

Interessant wird es vielleicht auch, wenn Du, Fluse, Dich mal wehrst gegen diese Sprüche (vorausgesetzt, Du hast es noch nicht). Ich frage mich nämlich schon, wie Dein Lebensgefährte überhaupt auf die Idee kommt, Dir so etwas an den Kopf zu knallen. Er überschreitet dermaßen Grenzen, dass er das sicherlich nicht zum ersten Mal getan hat. Und das setzt voraus, dass Du, Fluse, ihm auch die Erlaubnis gibst.

Ich höre mich jetzt vielleicht oberschlau an, aber bei mir war das immer wieder so. Und ich konnte das auch bei meinem Vater beobachten, der zwar unter den Kränkungen meiner Mutter leidet, aber ihr eigentlich keinen Einhalt gebietet. Mein Vater trägt also auch "Schuld" daran, dass sie so mit ihm umspringt von Zeit zu Zeit. Und für mich gilt dasselbe. Und das gilt in anderen Bereichen des Lebens auch. Ich habe erst durch die Therapie gelernt, dass ich das Recht habe, mich zu wehren. Daher kommen zum Teil auch die psychischen Probleme, man kann schließlich nicht ewig schlucken. Und das war letztendlich auch der Weg zur Gesundung.
deep
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Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: kein verständnis

Beitrag von deep »

Hallo Julimond,

dass Menschen vielschichtig sind, ist mir schon klar.

Allerdings habe ich ein echtes Verständnisproblem, wenn es in einer Liebesbeziehung, die ich doch frei gewählt habe (also keine Verwandschaft), bei dem Auftreten einer schweren Krankheit zu solchen Dingen kommt.
Mein Mann z.B. leidet an einer chronischen körperlichen Erkrankung, die man von außen auch nicht auf den ersten Blick bemerkt, die aber in vielerlei Hinsicht zu Einschränkungen für uns beide führt. Es ist für mich völlig selbstverständlich, dass ich ihm helfe und ihn unterstütze, wo ich nur kann und mit diesen Einschränkungen zu leben, weil ich ihn freiwillig liebe. Das gilt auch umgekehrt, als ich so krank war, war mein Mann auch immer für mich da, selbst als für ihn sehr schwer wurde.
Ich meine, es ist doch nichts anderes, als wenn mir ein Arm, ein Bein oder sonst etwas fehlen würde - ich bin krank, eingeschränkt und was auch immer. Trotzdem bin ich kein schlechterer Mensch und in meiner Ganzheit immer noch liebenswert, oder nicht?
Dass es Gründe gibt, dass Menschen das dann nicht mehr können bzw. wollen, ist klar und ich kann diese Seite nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen.
Aber wenn ich als Geliebte(r) in meiner Ganzheit nicht mehr angenommen werde, warum lebe ich weiter freiwillig in einer solchen Situation? Das verstehe ich einfach nicht, würde es aber gerne.

Noch einmal, das soll keine Wertung sein, es ist jedes Menschen eigene Entscheidung und die akzeptiere ich. Es geht mir nicht um richtig oder falsch, sondern um Verständnis einer menschlichen Facette, die ich bei mir so nicht entdeckt habe.

Viele Grüße
Karin
Julimond
Beiträge: 51
Registriert: 17. Nov 2004, 09:20

Re: kein verständnis

Beitrag von Julimond »

Liebe Karin,

ich habe das keineswegs irgendwie falsch verstanden und hier hat ja jeder das Recht auf freie Meinungsäußerung. Ich wollte weder Dich noch sonst jemanden angreifen und habe auch Dein Posting nicht als Angriff verstanden.
Ich begreife so ein Verhalten ja selbst nicht. Nach meinem Posting habe ich mich gefragt, ob das wohl irgend jemand versteht, was ich da geschrieben habe. Ich bin im übrigen auch der Ansicht, dass sich niemand so etwas antun muss. Rat mal, wie oft ich noch meine Eltern besuche .

Liebe Grüße
Julimond
Zisky
Beiträge: 25
Registriert: 11. Apr 2005, 16:39

Re: kein verständnis

Beitrag von Zisky »

Also ich bin wirklich fassungslos, wenn ich sowas lese. Selbst wenn man über die Krankheit nicht viel weiß, darf man sich nicht derart abwertend über die Menschen äußern, die man doch (angeblich) liebt.
Ich bin Angehörige und leider musste ich diese Erfahrung auch schon in meinem näheren Umfeld machen, also absolut fehlendes Verständnis. So sagte mein VATER!!!! mal über meinen Freund... "Im Tierreich hätten sie ihn schon längst gefressen!"... ABER: Da hat er bei mir genau die Richtige erwischt!

Völliges Unverständnis und Kopfschütteln über das, was Euch hier widerfährt.

Ich wünsche Euch, dass es Euch bald wieder besser geht und Ihr Menschen in Eurem Umfeld habt, die für Euch da sind und Euch helfen.
- dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig -
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