step by step - den eigenen Weg finden

susan
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step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Wege.....


"Wer seinen Weg finden will, braucht keine ausgetretenen Pfade"

"Wege entstehen dadurch, daß man sie geht."
Franz Kafka

"Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken: Das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen: Das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung: Das ist der bitterste."
Konfuzius

"Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen."
Erich Kästner

"Man kann dir den Weg weisen, gehen musst du ihn selbst."
Bruce Lee

"Der Weg zu allem Großen geht durch die Stille."
Friedrich Nietzsche

"Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden."
Marlon Brando



Hallo Ihr Lieben,

wir alle sind auf dem Weg. Jeder muss seinen eigenen Weg finden und gehen, aber die Kenntnis anderer Wege und Erkenntnisse anderer können bei der eigenen Suche helfen.
Ich freue mich auch weiterhin auf den Austausch mit Euch!

Susan


susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Hier der letzte Beitrag aus "step by step - Wege ins Licht"

Hallo liebe Susan, liebe Heike und auch an alle anderen, heute doch noch ein Hereinschauen vor dem Wochenende.

Liebe Heike, deinen Tankwagen für Susan finde ich eine Superidee. Kompliment!

Liebe Susan, zu deinen Gedanken schicke ich dir ein paar Zeilen von Keneth Cohen (bin gerade wieder dabei, den Wälzer durchzulesen...):
?Sich fallenzulassen und zu entspannen bedeutet tatsächlich, loszulassen und sich einer Weisheit unterhalb der Bewußtseinskontrolle hinzugeben. Es bedeutet, das Wilde, geheimnisvolle ins Auge zu fassen und zu akzeptieren. Laozi sagt: werde zum Klotz. Das heißt, versuchen Sie nicht, sich in eine Gußform zu pressen oder die Fülle dessen, was Sie sind, durch Regeln und Regulierungen ? das sollst du, das sollst du nicht ? zu nivelieren. Halten Sie sich vielmehr, wenn Sie durch Qi Gong-Praxis erfahren, wo Ihre Schwierigkeiten liegen, zurück, und stürzen Sie sich nicht gleich darauf, um sie zu korrigieren. Kompensieren Sie Ihren Wunsch, alles sofort zu verbessern, durch eine starke Dosis Selbstakzeptanz. Das gibt Ihnen die Möglichkeit zu langsamem, stetigen Wachstum."

Ach ja, irgendwie wissen wir es ja, aber geht es euch auch so, die Ungeduld und der Wunsch nach sofortiger Besserung des Lebensgefühls ist manchmal stärker. Also es läuft wohl doch auf das große Thema Entspannung hinaus. Oder wie ein Arzt mal meiner Mutter sagte: ?Das ist alles nervlich! Sie müssen öfter mal LMA denken!"
Soviel der kleine Wochenender...

Aber nochmal zu der Familienaufstellung. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich unsere Familie empfinde, und habe sehr schnell begriffen, dass es eine 3er-Gruppe gibt, die sehr stark miteinander verbunden ist durch die täglichen Belastungen, und dann stehe da ich, irgendwo draussen, gehöre zwar dazu und bin auf alle Fällle und unumstritten geliebt, aber ich bekomme auch sofort allen Ballast aufgepackt, wenn ich vor Ort bin. Manchmal verschwinde ich dann fluchtartig, weil es mir zuviel wird.
Muss man da noch viel analysieren?

Also wie gesagt, ich stimme Heike auch nochmals zu; die Berichte, die ich bereits über die Medien verfolgt habe, sind nicht gerade seriös anmutend.
Eine Chance sehe ich wohl darin, sich über die vielleicht eigenen Verhaltensweisen klar zu werden, und einen Weg zu finden, damit Frieden zu schließen, und für die Zukunft unter Umständen anders zu reagieren, andere Prioritäten zu setzen. Aber das muss wohl jeder für sich und die eigene Familie entscheiden.

Ihr Lieben Mitleser, ein friedliches Wochendene, und denkt daran. ein jegliches hat seine Zeit...
In diesem Sinne, liebe Grüße,
martina


susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Hallo, liebe martina, ihr Lieben alle

der Text aus deinem Buch passt sehr gut zum Thema "Loslassen" Ich denke auch, dass wir uns viel verbauen, indem wir uns an unser "Regelkorsett" halten und glauben, nur dass ist das Wahre. Aber es gibt viel mehr, was möglich und machbar ist, viel zwischen den Zeilen und wir können nur einen Teil davon erahnen. Sich auf die Gegebenheiten einlassen, heißt auch, sich loszulösen von Vergangenem. Das widerum kann sich anfühlen, als wenn ein Stück Sicherheit und Beständigkeit verloren geht. Sich dem Ungewohntem zuzuwenden, heißt, sich auf Neues Unbekanntes einlassen und das Schritt für Schritt. Es fühlt sich oft an wie dünnes Eis und wir haben Angst, weitere Schritte zu gehen. Für mich ist es wichtig herauszufinden, wohin meine "Reise" geht und was ich vom Leben erwarte. Da tun sich eine Unmenge an Fragen auf und ich habe heute auf einige noch keine Antwort. Das macht Leben aus und es kann mich dahin führen, wo ich mich gut und sicher fühle. Wichtig ist die Entscheidung, leben zu wollen.

Mir fällt es nicht leicht, mich dem Leben zuzuwenden, weil ich oft voller Ängste bin. Ich weiß, dass diese Ängste zur Vergangenheit gehören und dass ich sie heute nicht mehr bräuchte. Ich hoffe, dass sie nach und nach ihre Macht verlieren und ich diese Energie FÜR mich nutzen kann.

Auch mein Körper ist mir ein wichtiger "Wegweiser" geworden. Ich habe viele Jahre mit chronischen Schmerzen gelebt und diese nicht ernst genommen. Heute versuche ich, die Sprache des Körpers zu verstehen und denke, dass all die Schmerzen Warnsignale sind, die mich darauf hinweisen wollen, dass etwas nicht stimmt. Ich habe einiges verändert und die Resultate sind spürbar Es bringt mir z.B. nichts, mich unter Druck zu setzen, Dinge zu tun, weil MAN sie tut oder weil es mir von meinem Elternhaus so vorgelebt wurde. Es geht eher darum, herauszufinden, was für mich richtig und wichtig ist, ohne diese Vorgaben.

In energielosen Zeiten ist es nötig, Ausschau nach "Tankstellen" zu halten, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich fühle mich sehr mit der Natur verbunden, liebe die Blumen in meinem Garten und schaue den Bäumen gern beim Wachsen zu im Ernst, es fasziniert mich, wie ein Baum durch alle Jahreszeiten kommt, wie er es schafft, immer die Kraft aus der Erde zu holen, besonders schön das Frühjahr, wenn die ersten grünen Triebe sich zeigen, um sich im Sommer dann in ein prächtiges Blätterkleid zu verwandeln. Die Natur hält viele Wunder für uns bereit, wir müssen sie nur sehen
Was sind für euch sogenannte Kraftquellen?

Wünsche euch allen ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße
Susan


heike56
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von heike56 »

Liebe Susan, Martina und alle anderen,

es mag hart klingen, was ich jetzt schreibe. Meine Mutter ist vor 2 Jahren gestorben und mein Vater ist ein absoluter Pflegefall ( gut 250 km von hier).

Ich fühle mich seitdem zunehmend befreit, mein Leben zu leben und mich nicht immer mehr nach ihren Forderungen zu richten.

Ich habe es damals nie geschafft mich wirklich abzugrenzen. Obwohl ich mich sehr viel damit auseinander gesetzt hatte.

Gelassenheit empfinde ich als sehr wichtig. Ich vertraue dem Leben heute, dass die Dinge so kommen, wie sie gesschehen sollen.
Ich habe so etwas schon so oft erlebt.
Probleme für die ich keine Lösung sah, lösten sich quasi von selbst.

Susan, Du fragtest was uns Kraft gibt. Es ist bei mir sehr ähnnlich wie bei dir. Die Natur, Pflanzen, Tiere, schöne Stimmungen machen mir Freude.

Martina, über dein Kompliment habe ich mich sehr gefreut.

Ich wünsche allen einen angenehmne Sonntag.

Liebe Grüße,

Heike 47
maggy
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von maggy »

Liebe Susan,

E-Mail kommt irgendwann auch noch, aber das Thema Kraft finden und halten ist momentan mein Thema:
Ich habe es für mich Energiequellen genannt und in den letzten Monaten festgestellt, dass meine Energiequellen sprudeln solange ich sie nicht von Energiefressern benutzen und belagern lasse.
Insofern finde ich das, was Du liebe Heike schreibst gar nicht hart, sondern LebensNOT WÄNDIG, damit sich die Not endlich wenden kann.

Die Energiefresser von mir fern zu halten, bzw. ihnen den Rücken zuzudrehen (ist ein bisschen einfacher als der ewige Kampf mit dem Fernhalten ) sind für mich also die Kräfte, die mir die Energiequellen frei halten. Und wenn die freigehalten sind, habe ich natürlich auch genügend kraft, ein ewiger Kreislauf....

Alles Liebe
von
Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
maggy
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von maggy »

Ich nochmal:

habe gerade nochmal gelesen, was ich hier geschrieben habe und will dazu noch was anmerken:
Als Energiefresser bezeichne ich nicht nur Menschen, die mich umgeben, oder zu denen ich mich hinbegebe, sondern auch: Dinge mit denen ich mich beschäftige, Gedanken, die ich denke...usw.


Schönen Sonntag noch,
bei uns verregent und um unser Grundstück findet gerade eine Treibjagd statt.
Zwei gute Gründe es mir zu Hause gemütlich zu machen

alles Liebe
von
Maggy
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Emily
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Emily »

Liebe Maggy,

>>> Ich habe es für mich Energiequellen genannt und in den letzten Monaten festgestellt, dass meine Energiequellen sprudeln solange ich sie nicht von Energiefressern benutzen und belagern lasse.
Was für ein befreiender Gedanke... so habe ich das noch nie betrachtet. Da ist viel Wahres dran.

>>> Insofern finde ich das, was Du liebe Heike schreibst gar nicht hart, sondern LebensNOT WÄNDIG, damit sich die Not endlich wenden kann.
So ist es. Dir auch einen herzlichen Dank, liebe Heike.

Aufgeheiterte Sonntagsgrüße an alle hier,
Emily
susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Heike, ihr Lieben alle

das Thema "Eltern" ist immer wieder schwierig - auch für mich. Ich habe es, solange ich zu Hause gelebt habe, als sehr einengend empfunden. Es gab Regeln und Vorschriften, die ein eigenes, unabhängiges Leben nicht möglich machten. Heute ist mir bewußt, dass meine Eltern selbst Opfer waren, dass sie gar nicht anders konnten als sich so zu verhalten.

Liebe Heike, es klingt nicht hart, was du schreibst - eher stark und kraftvoll! Du hast es immerhin geschafft, in erster Linie an dich zu denken und unabhängig von ihnen zu werden. Ich wünsche dir, dass es so bleibt

Ich bin noch auf dem Weg - muss das richtige Mass an Nähe und Distanz finden. Zur Zeit muss die Distanz sehr groß sein, weil in der Therapie zuviel passiert und ich mit ihnen nicht darüber reden kann. Ich könnte andererseits auch nicht mit ihnen zusammensein und so tun, als wenn die Welt für mich in Ordnung wäre. Das ist sie nicht - leider! Die Vergangenheit ist noch zu mächtig, ich bin dabei, das zu ändern, denn ich bin mir sicher, dass mein Leben nicht im Gestern stattfindet.

Im Gegensatz zu unseren Eltern sind wir in der Lage, unser Leben frei von einengenden Regeln und Glaubensätzen zu gestalten. Es geht nun darum, das, was uns schadet und uns am Lebendigsein hindert, zu "entsorgen"

Liebe Maggy,
dann hoffe, ich, dass dir die sprudelnden Energiequellen immer zur Verfügung stehen, wenn du sie brauchst! Den Begriff "Energiefresser" finde ich übrigens köstlich Oft ist es schwer, sie als solche zu erkennen, meinen sie es doch alle sooooo gut mit uns....

Hi, Emily
schön, dass du da bist

Gruß an alle
Susan


Bellasus
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan und alle anderen,

oh je, bei eurer Schreibwut und euren vielen Gedanken kann und will ich im Moment gar nicht mithalten, selbst alles zu lesen ist mir zu viel, weil ich gerade versuche aus dem ewigen "Gedanken machen" etwas herauszukommen. Wenn ich erst mal anfangen würde, würden es Romane werden, denn es ist ja nicht so, dass ich keine Gedanken im Kopf habe (kratz am Kopf - oh, Stroh... , war nämlich vorhin im Pferdestall)

Also, den eigenen Weg im eigenen Tempo gehen - und andere ihren Weg in deren Tempo gehen lassen - und jeden noch so kleinen Fortschritt wahrnehmen - ich wünsche euch allen weiterhin alles alles Gute,

liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

das mit der Schreibwut ist bei mir eher phasenhaft Oft fährt auch mein "Gedankenkarussell" zu schnell, so dass ich es anhalten muss, um von den aufkommenden Gefühlen nicht überschwämmt zu werden. Deshalb verstehe ich es gut, dass du dich jetzt nicht mit einigen Themen befassen kannst und willst. Das heißt ja nicht, dass es nicht auch wieder Zeiten geben kann, in denen wir uns über das eine oder andere austauschen. Gerade das "Innere Kind", "Eltern", auch die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit sind für mich immer wieder aktuell. Es ist jedoch unmöglich, das alles auf einmal zu verstehen und Klarheit über die Zusammenhänge zu bekommen. Manchmal geht es halt nur im Schneckentempo, dann wieder innehalten, neuorientieren, weitergehen....usw

Dir alles Liebe und einen gangbaren Weg!

Liebe martina,
ich war gestern bei meiner Ärztin und hatte ein sehr offenes Gespräch mit ihr. Sie ist sonst eher kurz angebunden, deshalb war ich schon erstaunt, dass sie sich Zeit für mich genommen hat. Sie überläßt es mir, ob ich die Dosis der Medis erhöhe, so verspüre ich keinen Druck von dieser Seite, das tut mir gut.- Abends bin ich dann noch zur SHG, danach fühlte ich mich nicht so toll. Es wurde vieles angesprochen, was ich aus eigener Erfahrung kenne, und das hat einiges aufgewühlt, so dass ich die ganze Nacht kaum geschlafen habe Am Tag haben sich die Wogen dann wieder geglättet und ich habe es sogar geschafft, Qui-Gong zu üben.
Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen?

Gruß an alle
Susan


häslein
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Liebe Susan,

ich habe die letzten Tage leider auch nur mitlesen können, in meinem Hirn arbeitet es auf Hochtouren. Ein schlechter Freitag war gefolgt von einem einigermassen guten Wochenende, danach ein schrecklicher Montag (vergessen wir ihn), aber zum ersten Mal bin ich am Dienstag nach "meiner Stunde" nicht so schlecht drauf gewesen, sondern habe mich bis spät abends in der Stadt rumgedrückt. (Musik eingekauft und im Auto gegroovt Yeah!)

Vielleicht war es gut, das Feedback meiner Therapeutin zu erhalten, dass mein momentaner Rückzug von der Familie gut und wichtig ist.
Ihr seht, auch für mich ist das Thema Eltern ein allzu gegenwärtiger Begleiter. Ich schleppe immer ein schlechtes Gewissen mit mir rum, kommt euch das auch bekannt vor?
Meine Therapeutin gab mir eine "Brücke" mit, in dem ich mir in selbigem Falle das schlechte Gewissen als eigentliche Aggression vorstellen solle, gewissermassen also das Gegenteil der Depression. Ich kabbere noch an der Interpretation, und muss das beim nächsten Mal vertiefen.

Ich kann auch nicht ganz offen mit meinen Eltern darüber reden, da ich auch nicht möchte, dass eine Art Schuldbewußtsein entsteht. Sie haben sich ihr Leben mit Sicherheit auch anders vorgestellt und waren mit der familiären Situation mehr als überfordert. Vielleicht sollte man da auch wirklich bewußt eine Grenze setzten, damit man die Schmerzen der Vergangenheit vergibt, loslassen und dem Leben neuen Platz geben kann. (soooo einfach...)

Ich lese mich gerade wieder durch neue Literatur, es hilft mir, Verknüpfungen zu verstehen, woher die Ängste kommen und die Depression, und welche Zusammenhänge die familiäre Situation dabei hat. Ich berichte euch bei Gelegenheit.

Ach ja, einen kleinen Erfolg habe ich noch zu verzeichnen: die letzten beiden Nächte kann ich ohne Unterbrechung verbuchen...

Liebe Susan, liebe Annette, Heike und Mitleser, es ist grottenkalt geworden und die erste Schneeschicht lag gestern auf der Strasse. Ich hoffe, ihr kommt alle gut mit dem Wintereinbruch klar. Einen entspannten Tag wünscht euch Martina
susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe martina, liebe Mitleser

mein Weg ist zur Zeit eher zäh, ich fühle mich oft energielos, muss ständig darauf achten, mich nicht zu überfordern, alles in allem anstrengend und die Sicht auf das Wesentliche scheint versperrt. Ich zähle die guten Stunden, versuche sie zu geniessen, das Beste rauszufiltern und dem negativen die Macht zu nehmen, indem ich es lasse - doch das gelingt kaum. Gelassenheit, Geduld - so kleine Worte mit so großer Wirkung! - ich bin weit entfernt davon. Ich habe mich am Wochenende in die "Höhle des Löwen" begeben - meine Eltern mögen mir diesen Ausdruck verzeihen. Doch leider kann ich es zur Zeit nur so empfinden, jede Annäherung an sie geht mit Angst und Schmerzen (seel. und körperlich) einher, die ich nicht "im Griff" habe. Die Distanz ist wichtig für mich - JETZT - und ich habe es trotz dieses Wissens wieder anders gemacht. Es hat mir - wieder mal - den Boden unter den Füßen weggerissen, nun steh' ich da und komme mir so hilflos vor

Liebe martina,
dir scheint es ähnlich zu gehen, was dieses Auf und Ab angeht und das schlechte Gewissen - ich weiß, wovon du sprichst. Vielleicht hilft es, wenn wir uns sagen, dass es jetzt wichtig ist für uns, mal nur unsere Befindlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Eltern sind keine Götter, sie machen Fehler, dessen bin ich mir bewußt. Doch sie mögen mir die Zeit zugestehen, aus diesem ganzen Schlamassel wieder rauszufinden! Sie begreifen nichts und ich weiß nicht, wie ich es ihnen erklären soll. Distanz ist wichtig für mich, für uns?, nur so kann ich Klarheit bekommen und evtl. - ich glaube noch dran! - meinen inneren Frieden (wieder?) finden.

Ich finde es gut, dass deine Therapeutin dir den Rücken stärkt. Mir ging es nach der letzten Therapiestunde ziemlich mieserabel. Ich habe mich so alleingelassen gefühlt, als ich die Tür zu seiner Praxis hinter mir zumachte. Stand da, mir liefen die Tränen und ich hatte das Gefühl, nirgendwo hinzugehören. Am liebsten wäre ich umgekehrt, aber das habe ich letztendlich doch nicht getan. Am nächsten Tag war es nicht besser und ich habe versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Nur der AB und den wollte ich nicht bemühen. Letztendlich habe ich mich mit meinem HP in Verbindung gesetzt, bei dem ich am Freitag eine sehr intensive Stunde hatte, die mir sehr geholfen hat, meinen Weg wieder zu sehen.

Schön, dass es bei dir mit dem Schlafen besser geklappt hat, hat es angehalten? Ich schlafe durch die Medis durch, träume aber viel wirres Zeug.

Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen?

Dir und allen anderen einen erholsamen Sonntag-Abend

Liebe Grüße
Susan


häslein
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Liebe Susan, liebe Mitleser,

ja, wie ist es mir ergangen? Ich hatte 4 friedliche Tage, mit friedlichen Nächten. Dann hat mich das Wochenende wieder zurückgeschleudert, Wieso, kann ich nur ahnen: da war zum einen wieder das Grübeln, ob ich nun das Richtige getan habe mit dem Brief an meine Freundin; zum anderen habe ich mich einfach furchtbar traurig gefühlt, und um dem noch die Krone aufzusetzten, bin ich über den Friedhof spaziert. Also, ich kann verstehen, wenn ihr jetzt den Kopf schüttelt, aber ich wollte mich dort auch von jemandem verabschieden, um dessen Beerdigung ich mich schon gedrückt hatte. Es war also im gewissen Sinne ein Abarbeiten der Trauer.

Abends hat meine Freundin angerufen und um ein Treffen gestern gebeten. Was soll ich euch sagen: es hat nicht lange gedauert, und es war wieder da: Unruhe, Erwartungsangst, Zurückfallen in alte Muster. Schlaflosigkeit. Ich bin aber hin, habe mir gesagt, was soll’s, sie weiss ja eh schon alles. Und natürlich war es unbegründet. Wie konnte ich nur so zweifeln? Wir haben viel geredet, und anschließend war mir um einiges leichter.

Ja, das ist einer der Schritte, Susan. Verstehen und annehmen. Verstehen, dass die Arbeit bei einem selbst liegt, vor allem aber verstehen, dass das Annehmen dieser widersprüchlichen Gefühle der erste und wichtigste Schritt zum Ausstieg aus den depressiven Mustern ist.

Und ich habe an diesem Wochenende noch eines gelernt. Die uralten Überforderungsmuster, die wir/ich schon vor langer Zeit angelegt haben, können wir nicht verlassen, wenn wir zur Tagesordnung übergehen, sobald es uns ein wenig besser geht. Loskommen von der Depression heisst immer wieder um Selbstwert und Selbstachtung kämpfen, auch wenn Rückschritte und Umwege manchmal den Glauben an Fortschritt nicht erkennbar werden lassen.

Ich soll morgen meine Therapieziele definieren. Mir schwirrt schon jetzt der Kopf, so viel möchte ich ändern, und so sehr muss ich mich in Geduld üben. Ich habe mich auf einen langen Weg eingestellt. Am Ende steht hoffentlich ein Mensch, der sagt: so, wie ich bin, bin ich gut.

Liebe Susan, lass dich nicht beirren, was deine Gefühle zum Zuhause angeht. Es ist in erster Linie wichtig, dass es dir gut geht, du bist für dich verantwortlich und du hast ein Recht auf dein Wohlbefinden. Man wird wohl immer der Mensch bleiben, der man ist mit all seinen Empfindungen und Empfindlichkeiten, aber das wichtige dabei ist, dass wir anders damit umgehen lernen.
Vielleicht merkt deine Familie auch dass sie gar nicht richtig verstehen kann, was in dir vorgeht, das erzeugt Unsicherheit, man bleibt draussen und wird hilflos. Aber ich möchte mich da nicht zu weit vorwagen, das weißt du selbst am besten. Von meinen Eltern weiß ich zumindest, daß sie sich darüber im Klaren sind, dass manchmal eine Familie nicht mehr helfen kann, daß dies ein Außenstehender tun muß, das hilft schon sehr, um beim Einhalten einer zeitlichen Distanz nicht zu sehr in die Schuldfalle zu tappen.

Wenn es dich interessiert, ich habe mir ein Buch gekauft über Depression und Familie. Es ist meiner Meinung nach einer der seriösen Ansätze. Da ich mich nicht auskenne, wie das hier gehandhabt wird mit Empfehlung von Literatur, falls Interesse besteht, maile ich dir den Titel gerne zu.

Also, laßt uns weiter gehen, laßt uns die guten Tage heller in Erinnerung behalten, und verwenden wir die schlechten dazu, um aus ihnen etwas zu lernen. Das Leben ist wie der Lauf der Sonne. Im dunkelsten Augenblick wartet schon das Tageslicht.

Ich freue mich auf weiteren Austausch mit euch, Grüße, Martina
häslein
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Hallo Susan,

ich hoffe, deine Therapiestunde in dieser Woche ist besser. Ich habe gestern an dich gedacht, da mir beim Betreten meiner Praxis eine weinende junge Frau über den Weg gelaufen ist. Ich wünsche dir jede Menge Stärke, Menschen an deiner Seite und Arme, die dich sanft auffangen.

Die Idee mit dem HP finde ich gut. Ich habe auch wieder 2 Kugeln bekommen, weil das mit dem Schlafen immer noch nicht so klappt. Warten wir’s ab.

Dir liebe Grüße, Martina.
susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina,

...nett, dass du fragst...

Ich stecke in meinem immer wiederkehrenden nach-der-Therapie-tief. Die Stunde an sich war okay, nur das Danach ist und bleibt schwierig. Gedanken, Gefühle, Bilder tauchen auf und das will erst mal sortiert werden Hat auch was mit "entrümpeln" zu tun, denn nicht alles davon will ich behalten. Die Last wird leichter und insgesamt wird es überschaubarer - hoffentlich bald! Nächste Woche hat mein Therapeut Urlaub und im Januar hat er auch schon 3 Wochen angekündigt - das muss ich erst mal verdauen Finde es jedoch besser, er sagt es mir jetzt, als kurz vor der Angst.

Das es mit deiner Freundin so gut gelaufen ist, freut mich. Es bringt auch nichts, wenn du ihr gegenüber schauspielern musst, das kostet viel zu viel Kraft und es bleibt ein dumpfes, ungutes Gefühl. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten in Familie/Bekanntenkreis verstehen, was es heißt, mit der Krankheit zu leben. Jede Freundschaft/Beziehung wird auf die Probe gestellt und am Ende zeigt sich, was sie wert war und ist.

Du kannst mir gerne einen Buch-Tipp geben, ob hier im Forum oder per mail wäre mir egal. Ich habe "Versöhnung mit den Eltern" gelesen, da stand sehr viel Verwertbares drin. Für Angehörige, aber auch für Betroffene wird immer wieder das Buch "Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist" empfohlen, welches ich mir auch zugelegt habe.

Wie ist es ausgegangen mit den Therapiezielen, hast du sie mit in die Stunde nehmen können? Mein Therapeut hat in dieser Hinsicht noch nichts von mir verlangt. Wäre auch schwierig, weil ich mir unsicher bin, was mit dieser Art Therapie machbar ist und was nicht. Klar, gibt es einiges, was ich verändern möchte, aber das scheint mir weit entfernt. Eine zentrale Frage für mich ist auch der Umgang mit der Vergangenheit, wie man in den inneren Frieden finden kann, frei von belastenden Träumen, Bildern und neg. Gefühlen. Was dann übrig bleibt, so hoffe ich, bin ich selbst im Einklang mit der Welt

Dir eine erträgliche Woche und ein Licht, das deinen Weg erhellt!

Liebe Grüße
Susan


häslein
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Hallo Susan,

hier der Buchtipp: "Sie haben es doch gut gemeint", Depression und Familie, von Josef Giger-Bütler, erschienen im Verlag Beltz, ISBN 3-407-85788-8

Zum Autor: "Josef Giger.Bütler, Dr.phil., ist seit 30 Jahren in Luzern als Psychotherapeut in freier Praxis tätig. Sein Tätigkeitsgebiet umfasst neben den Therapien Supervision und Ausbildung in personenzentrierter Psychotherapie. Sein Hauptinteresse gilt seit jeher der Depression und psychosomatischen Erkrankungen."

Ich habe erst mal in unserem Literaturcafé quer gelesen, und es dann erst mitgenommen, ich fand es ganz einleuchtend, vor allen Dingen ohne überfrachtete fachpsychologischen Brgriffe.

Na ja, das mit den Therapiezielen hat nicht mehr geklappt, weil aktuelle Geschehnisse wichtiger waren. Das fand ich aber auch gut, daß meine Therapeutin erst darauf eingestiegen ist. Außerdem habe ich ein gedankliches Notfallprogramm für meine Grübeleien erhalten. Sie meint, es habe selbst bei einer 60zig-jährigen Patientin funktioniert, zeuge also davon, man könne in jedem Alter und zu jeder Zeit immer noch etwas in seinem Leben ändern. Ich probiere es schon aus. Meine Therapieziele habe ich ihr aufgemalt mitgegeben. So hat sie auch ein paar Hausaufgaben zu tun , warum soll ich die Arbeit alleine machen?

Urlaubsphasen sind tatsächlich eine Belastungsprobe. Mir ist auch nie wohl, da ich nun schon zum zweiten Mal bei Urlaub meines Hausarztes im Krankenhaus gelandet bin. Tja, wird er wohl in Zukunft auf seinen Urlaub verzichten müssen
Vielleicht kannst du dir in dieser Zeit etwas Gutes gönnen? Vielleicht schöne Massagen, etwas, das körperlich ein bißchen Spannung nimmt, das nur für dich da ist?
Hat er dir eine Alternative angeboten, falls du dringend jemanden brauchst?

Ist es nicht schade, dass so wenige Angehörige oder Freunde mit der Depression und Angst umgehen können? Dabei werden es immer mehr, vor allem junge Menschen, die den Weg in die Therapie suchen. Ich habe zu meiner Freundin gesagt: "Ist es nicht schick, nun habe ich auch einen Therapeuten!" Und wir haben herzhaft darüber lachen können. In der heutigen Zeit mit ihrer Hetze und permanenten Überforderung kann es doch jeden treffen...

Dazu fällt mir noch ein schöner Spruch ein: "Der Mensch bringt sogar die Wüste zum Blühen. Die einzige Wüste, die ihm noch Widerstand leistet, befindet sich in seinem Kopf." (Ephraim Kishon)

Liebe Susan, und alle Mitleser, noch eine lebendige Restwoche wünscht euch Martina.
Bellasus
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Bellasus »

Hallo ihr Lieben,

will euch nur ein kurzes Hallo schicken an diesem kalten nassen Novemberabend, sitze in eine Decke gewickelt vorm PC und hoffe, ihr habt auch einen gemütlichen Kuschelplatz.

Allerliebste Grüße

Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina,

das mit dem Notfallprogramm für Grübeleien hört sich interessant an, magst du mehr darüber schreiben? Hat es dir schon geholfen? Ich habe nachts oft lange Wachphasen, da dreht sich mein Gedankenkarussell und ich habe große Mühe, wieder zur Ruhe zu kommen. Wie kann man es anhalten?

In der Urlaubszeit meines Therapeuten bleibt mir nur, mich an meine Ärztin zu wenden, doch mehr als dass die Dosis der AD's verändert wird, wird dabei auch nicht herauskommen. Im Notfall bleibt auch die Klinik, ich hoffe aber, dass es so weit nicht kommt. Ich weiß auch gar nicht, ob ich es gut finden würde, wenn ich derweil zu einem anderen Therapeuten gehen könnte - ob dann gleich das Vertrauen da ist?

Ist doch gut, dass deine Therapeutin sich mit dem Thema der Stunde nach deiner Befindlichkeit richtet. Das mit dem Aufmalen der Therapieziele ist eine gute Idee, würde mir aber sehr schwer fallen. Wahrscheinlich auch, weil ich mir da noch nicht ganz im Klaren drüber bin. Welches Ziel ist dir am wichtigsten?

Danke für den Buchtipp! Von dem Buch habe ich schon gehört, besitze es selber aber nicht. Zur Zeit befasse ich mit "Focusing" (gleichnamiges Buch ist von Ann Weiser Cornell), da geht es darum, die Sprache des Körpers besser zu verstehen, also bewußter in sich rein zu hören. Wenn man es beherrscht, kann es u.a. helfen, Entscheidungen zu treffen.

Die SHG, in die ich seit 2 Jahren gehe, hilft mir zur Zeit kaum. Es sind eine Reihe Neue hinzugekommen und es wird zunehmend schwieriger, in 1 1/2 Stunden alles unter einen Hut zu bekommen. Die Probleme sind sehr vielfältig und ich bin froh, dass uns eine Psychologin auch weiterhin unterstützen kann. Das hängt immer von den Finanzen ab, die der Kontaktstelle zur Verfügung stehen. Wo geht es nicht um's Geld?

Liebe Annette,
schön, dass du noch da bist! Das derzeitige Wetter steigert nicht gerade das Wohlbefinden. Da hilft es schon, sich mal was Gutes zu tun, um sich aufzuwärmen. Ein Tee, eine Kerze und Musik von Tracy Chapman - fällt mir dazu ein Dir weiterhin alles Gute in der Tagesklinik, lass wieder von dir hören, wenn du magst und kannst...

Wünsche euch allen ein erholsames Wochenende sowie Zeit und Raum für die schönen Dinge des Lebens!

Liebe Grüße
Susan


heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von heike56 »

Liebe Susan und liebe Mitleser,

leider habe ich jetzt keine Möglichkeit mehr, hier tagsüber zu schreiben oder zu lesen. Bleiben mir nur die Abende und das Wochenende.

In diesem Jahr ist es das erste Mal, dass ich kaum eine Stimmungsverschlechterung zum Herbst spüre. Woran es liegt, weiß ich nicht. Aber ohne Medikamente bin ich auch nicht.

Liebe Susan, dein Weg ist mühsam. Ich wünsche dir viele Momente, wo Du ein bißchen Licht siehst und Kraft schöpfen kannst.

Ich wünsche euch allen, dass ihr Step bei Step weiter kommt.

Liebe Grüße

Heike 47
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

Tracy ist eine gute Idee, ich liebe ihre Musik schon lange, aber aus unerfindlichen Gründen höre ich seit Monaten keine Musik - ich scheue mich davor, mir etwas Gutes zu tun .

Das genannte Buch habe ich auch und kann es nur empfehlen - ich hatte beim Lesen das Gefühl, der Autor kennt mich, und er erklärt Zusammenhänge sehr gut verständlich.

Ich habe momentan das Gefühl, ich mache 24 Stunden am Tag Therapie, das ist manchmal dann doch zu viel, deshalb kann ich hier im Forum noch nicht einmal viel lesen, ich muß einfach mal abschalten, sozusagen nach der Tagesklinik wirklich "Feierabend" machen, aber ich denke viel an dich und einige andere und begleite dich gedanklich auf deinem Weg, der glaube ich ein guter ist für dich .

Ganz liebe Grüße
Annette




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susan
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

so wie du es beschreibst, ist der Aufenthalt in der Tagesklinik sehr anstrengend und kräftezehrend? für dich. Siehst du es positiv, dass sich so viel bewegt oder hast du eher das Gefühl, dass du mehr Zeit bräuchtest, um das, was dort passiert in den Therapien zu verarbeiten? Welche Therapieart ist für dich die effektivste, kannst du aufkommende Fragen und Probleme ansprechen? Sicher ist es nicht immer einfach, die eigenen Grenzen wahrzunehmen, um Überforderung zu vermeiden. Es gilt immer wieder zu schauen, was dir gut tut. Weißt du schon, wie lange du noch dort sein wirst?

Liebe Martina,
wie geht es dir zur Zeit? Wie war die letzte Therapiestunde? Ich bin in dieser Woche "therapielos", das verkrafte ich ganz gut.
Am Wochenende war ich zum Seminar "Familienaufstellen". Es war sehr intensiv und erkenntnisreich. Gerade das Thema Eltern hat mich sehr berührt und ich konnte einiges für mich mitnehmen. Inzwischen hatte ich auch ein Gespräch mit meinen Eltern, welches ganz gut gelaufen ist. Jedenfalls habe ich ihnen gesagt, dass ich mit einigem in der Vergangenheit nicht klarkomme. Sie haben sehr verständnisvoll reagiert. Es wird sich zeigen, wie sie nun damit umgehen und ob sie mir die für mich nötige Distanz lassen.

Liebe Heike,
ich freue mich, dass dir die dunklen Tage nichts anhaben können Wünsche dir, dass es so bleibt!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

du machst ja auch keine Pause, jetzt hast du mal eine Woche frei, und da gehst du zum Seminar und sprichst mit deinen Eltern - es gibt eben Zeiten, wo es einem gar nicht intensiv genug sein kann, wo man Bewegung, Entwicklung und das Gefühl, es geht voran braucht. Und dann gibt es Zeiten, da ist einfach kein Platz mehr für neues, man muß verdauen und abwarten, wie es weitergeht.

Ich wünsche dir sehr, dass deine Eltern spüren, wie sie sich am besten verhalten. Vielleicht kannst du ihnen ja sagen, dass sie fragen können, wenn sie unsicher sind, was für dich am hilfreichsten ist.

Also, ich bleibe bis Mitte Januar in der Tagesklinik. Eigentlich wollten sie mich Mitte Dezember entlassen, aber das war noch nicht ganz ausgesprochen, da brach ich schon zusammen - Angst, Panik alleingelassen zu werden, es noch nicht zu schaffen - wie ein kleines Kind, das ausgesetzt wird habe ich mich gefühlt. Ich konnte viel darüber sprechen, war absolut offen wie es mir geht, und sie haben 4 Wochen verlängert. Ich will diese Zeit jetzt nutzen und nicht schon wieder nur vor dem Ende Angst haben. Denn die Therapien bringen mir wirklich sehr viel, ständig spüre ich, wo ich mich überall und immer wieder klein mache und mir keinerlei Wut erlaube, so dass diese sich in Form von Muskelverhärtungen festsetzt, von denen die Masseurin jede Menge findet und sagt, dass sind festgehaltene Gefühle. Und an meinen Fingernägeln kann man auch ablesen, wie es mir geht...

Im Moment geht es aber gerade ganz gut, gestern waren wir bei Sonnenschein wandern, das tat so gut, mal den Kopf frei zu bekommen . Denn es ist sehr anstrengend, abends bin ich ziemlich ko, und wenn ein paar Tage sehr intensiv waren, bin ich komplett ausgepowert und muß viel schlafen.

Das war jetzt mal wieder etwas mehr als ein kurzes Hallo, ich wünsche dir und allen Mitlesern natürlich, dass es euch immer besser geht!

liebe Grüße
Annette




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häslein
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von häslein »

Liebe Susan, und ein hallo an alle Mitleser,

mir geht es zur Zeit nicht sehr gut. Seit 1 Woche bin ich in ein Loch geplumpst, wo geht’s hier nun wieder raus? Ich fahre lediglich die Durchhalte-Strategie, zwischenzeitlich schiebe ich mich zu vorweihnachtlichen Aktivitäten in meinen 4 Wänden an, die Ergebnisse sind zwar ansehbar, aber ich habe keinen rechten Spaß daran.
Ich bin total erschöpft, habe Schmerzen, und bin enttäuscht und frustriert, dass ich mal wieder vor zwischenmenschlichen Begegnungen gekniffen habe. Zwar wollte ich nicht weg, aber so paßt es mir auch nicht. Fühle mich total ausgeschlossen, und vermisse, dass sich niemand um mich kümmert. Ich glaub, ich kann mich momentan selbst nicht leiden (seufz). Ich mache es mir aber auch nicht leicht. Könnte ja mal Geduld aufbringen, aber nee...

Liebe Susan, das Gedanken-Stop-Programm heißt: Rote Ampel zeigen, Fuß vom Gas und auf die Bremse. Ich weiß noch nicht, ob ich es zum Funktionieren bringe, vielleicht sollte ich erst mal Gute-laune-mäßig wieder auf’s Gas steigen, so wird das nämlich nix mehr.

Also, auf bessere Zeiten... morgen ist ja 1. Advent. Ich wünsch euch einen hellen Sonntag.
Grüße, Martina.
susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Martina,

geht es dir inzwischen besser? Enttäuschung ist oft ein Zeichen für zu hohe Erwartungen, auch an sich selbst. Warst du evtl zu streng mit dir, hast dich unter Druck gesetzt, an einem Treffen unbedingt teilnehmen zu müssen? Bei mir ist es auch oft so, dass mein Körper mit Schmerzen reagiert und dass ich mich ausgeschlossen und allein fühle, wenn ich an Familienfeiern nicht teilnehme. Inzwischen sage ich mir aber, dass ich meinem Körper vertrauen kann, dass er weiß, was für mich gut und richtig ist Wenn er rebelliert, dann hat das immer einen Grund und ich versuche, mich nicht gegen ihn zu stellen, sondern auf ihn zu hören. Nicht immer sind die Gründe klar erkennbar und er gibt mir noch genug Rätsel auf , aber ich verstehe ihn schon wesentlich besser als noch vor einigen Jahren. Da hat er mir ziemlich deutlich gezeigt, dass ihm was nicht passt, nur verstehen konnte ich ihn (noch) nicht.

Leider ist es oft so, dass Herz und Verstand nicht eine gemeinsame Sprache sprechen. Auch wenn wir uns mit manchen Entscheidungen besser fühlen, ist der Verstand ganz anderer Meinung und schnell fühlen wir uns schlecht und zweifeln an der Richtigkeit der Entscheidung. Da hilft es auch, die "Argumente" des Verstandes zu hinterfragen, um alte Regeln und Glaubenssätze zu erkennen und aufzulösen - was alles andere als einfach ist. Auch "alte" Gefühle sind oft übermächtig und sind dort platziert, wo sie nicht (mehr) hingehören. Das soll uns jedoch nicht den Mut nehmen, auf unserem Weg zu bleiben und immer wieder kleine Schritte zu gehen

Schön, dass du vorweihnachtliche Stimmung in deine 4 Wände gebracht hast! Ich war da auch nicht untätig, nachdem ich 3 Jahre keine Freude daran hatte....

Dir liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - den eigenen Weg finden

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

ich freu' mich für dich, dass du noch 4 Wochen länger bleiben kannst:-) So hast du noch Zeit, einige Dinge für dich zu klären und etwas stabiler zu werden.

Ja, ich habe ein gutes Gefühl, was das Gespräch mit meinen Eltern betrifft. Ich denke, dass sie nun verstehen, dass ich auch Distanz brauche, um gesund zu werden. Ich habe auch gemerkt, dass sie sehr unsicher in ihrem Verhalten mir gegenüber waren. Ganz klar lag das auch an mir, weil ich oft nicht wußte, wie ich ihnen erklären soll, was ich brauche. Alles zu seiner Zeit, dieses Gespräch war erst jetzt möglich, und es war gut so.

Das Seminar wirkt immer noch nach. In vielen Fällen ging es um das innere Kind und ich habe gesehen, dass auch andere Schwierigkeiten haben, ihrem inneren Kind die nötige Zuwendung und Fürsorge zu geben, die es braucht. Ich denke, es braucht Zeit und Geduld, um diesem Kind "gute Eltern" zu sein.

Wünsche dir noch eine gute und erkenntnisreiche Zeit in der Tagesklinik!

Lieber Gruss
Susan


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