Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

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niri76
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Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

Hallo liebe Forum!

Ich brauche mal euren Rat. Kurz zu mir. Ich bin 48 Jahre alt. Mutter von zwei wunderbaren Kindern Sohn (17), Tochter (27) Jahre. Ich selbst bin schon immer an Depressionen erkrankt gewesen.

Jetzt trägt sich gerade folgen Situation zu:
Meine Tochter wird demnächst Ihr Jurastustium mit dem 2. Staatsexamen abschließen. Sie lebt in Frankfurt (wir im hohen Norden) und sie wünscht sich, dass wir zu Ihrer Abschlußprüfung kommen. Das wollen wir natürlich auf keinen Fall verpassen.

Jetzt ist es aber so, dass mein Sohn am selben Tag seine praktische Fahrprüfung zum zweiten Mal hat. Er leidet sehr unter Prüfungsangst und hätte gern einen von uns bei sich.

Ich habe das meiner Tochter gesagt, daraufhin war sie völlig aufgelöst. Erst als ich ihr gesagt habe, dass wir doch kommen hat sie sich beruhigt.
Dafür geht es jetzt meinen Sohn schlecht. Er redet nicht.Lacht nicht. Ist in sich gekehrt. Die Prüfung kann er leider nicht verschieben, da er den Führerschein zu Beginn seines Bundesfreiwilligendienstes im Rettungsdienst braucht.
Wenn ich ihn so sehe, bekomme ich Angst, dass er auch in eine Depression rutscht. Und ich würde es ihm so gerne abnehmen. Kann es kaum ertragen ihn so zu sehen.

Aber ich weiß ja auch, dass er auch lernen muss, mit solchen Situationen umzugehen.

Habt Ihr eine Idee, wie ich ihm helfen kann?

Liebe Grüße
niri76
Fleckenstein
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Registriert: 22. Dez 2021, 15:38

Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von Fleckenstein »

Also von außen gesehen würde ich sagen, deine Tochter ist erwachsen und steht mit zwei Beinen im Leben. Wieso hier die Mama bei dem 2. Staatsexamen in der Nähe sein muss, ist schwer zu verstehen.

Dein Sohn erscheint unsicher, ist im pubertierenden Alter und braucht hier mit Sicherheit mehr Rückhalt.

Eine Führerscheinprüfung dauert nicht lange. Danach kann man doch immer noch zur Tochter anreisen. Eigentlich ist sie doch in einem Alter um das zu verstehen. Als Juristin wird sie später noch ganz andere „Prüfungen“ im Job durchleben müssen… ohne die Mama.

Ist natürlich schwierig, jetzt wo du ihr schon zugesagt hast. Aber du hast formal immer noch eine Erziehungs- und Unterstützungspflicht deinem minderjährigen Kind gegenüber… auch juristisch gesehen, und damit in ihrem Umfeld. Das Argument müsste doch ziehen.
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

Hallo Fleckenstein!

Sie hat sehr hart dafür gearbeitet. Und es hat auch ewig lange gedauert. Daher möchte Sie gern, dass wir an ihrem besonderen Tag dabei sind.

Leider findet die Führerscheinprüfung erst am Nachmittag statt. Da würden wir eine pünktliche Anreise nicht mehr schaffen. Ihre "Schwiegereltern" reisen auch extra an, damit wir uns mal kennenlernen können.

Es ist echt schwierig.

Grüße
niri76
SonneundDunkenheit
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo niri,

da bist du ganz schön im Dilemma.

Ich bin auch Mama von 3 Kindern (darunter Zwillinge). Wir mussten oft Entscheidungen treffen, wenn mehrere Termine gleichzeitig anstanden, die für die Kinder von hoher Bedeutung waren.

Lässt sich die Fahrprüfung wirklich nicht verschieben? Würdest du dir Vorwürfe machen, wenn dein Sohn durchfällt während du bei deiner Tochter warst?
Gibt es eine Vertrauensperson, die zuhause deinen Sohn unterstützen kann?

Welches Verhältnis haben deine Kinder untereinander? Können diese untereinander klären, wer jetzt deine direkte Aufmerksamkeit in dieser "unglücklichen" Situation bekommt?

Wessen Termin stand zuerst fest?

Du schreibst von "einem von uns". Das klingt nach dir und dem Vater der Kinder. Vielleicht wäre es eine Lösung euch zu teilen. Einer unterstützt die Tochter, einer den Sohn. Diese Lösung mussten wir mehrfach nutzen, da sich Termine gedoppelt haben. Natürlich wird auch hier die Frage aufkommen, wer wen unterstützt.... notfalls könntet ihr losen... haben wir tatsächlich schon gemacht. Eure Kinder sind groß und sollten Verständnis haben, dass du nicht überall helfen kannst.

Mein erster Gedanke beim Lesen war, dass ich ganz persönlich zur Tochter fahren würde.

Ich lese Schuldgefühle in Bezug auf deine Depression heraus. Kinder müssen diese Disposition nicht übernehmen. Viele junge Menschen fallen durch die erste oder auch zweite Fahrprüfung. Das ist leider so. Daraus entwickelt sich nicht zwangsläufig eine Depression. Könnt ihr euren Sohn dahingehend unterstützen ein paar Fahrstunden mehr zu finanzieren, eventuell privat zu üben, damit er mehr Sicherheit bekommt. Durch die Prüfung muss er letztlich alleine durch. Den Druck, daß er den Führerschein für den Bundesfreiwilligendienst braucht, macht es nicht besser. Was passiert, wenn er wieder durchfällt?

Du wirst das Ereignis (2. Staatsexamen oder beim Sohn bleiben) nur "genießen" können, wenn du hinter der jeweiligen Entscheidung stehst.

Alles Gute für euch
Zuletzt geändert von SonneundDunkenheit am 24. Jul 2024, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.
SonneundDunkenheit
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Man hat bei einem fast erwachsenen Kind keine Fürsorgepflicht in Bezug auf eine zweite Fahrprüfung. Das ist Quatsch. Moralisch vielleicht, aber nicht juristisch betrachtet.

Beide Kinder haben ein emotional berechtigtes Interesse die Mutter/ Eltern an ihrer Seite zu haben. Das spricht ja auch erstmal für eine gute Beziehung zwischen Eltern/Mutter und Kind.
Auch der Sohn ist in einem Alter, wo der Umgang mit Misserfolgen verkraftbar sein sollte.
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

Hallo SonneundDunkelheit!

Ich habe vorgestern noch mit dem Fahrlehrer gesprochen wegen eines anderen Termins. Leider ist der TÜV sehr unterbesetzt und zur Zeit sind dann ja auch noch Ferien. Dazu kommt, dass mein Sohn den Termin auch garnicht verschieben will. Er möcht es jetzt hinter sich bringen, hat er gesagt. Und falls er nochmal durchfallen sollte, hätte er noch ein bißchen Luft um noch eine Prüfung vor dem Bundefreiwilligendienst zu machen.

Das mit dem Aufteilen haben wir unseren Kindern auch vorgeschlagen. Und das mein Mann und mein Sohn am nächsten Tag nachkommen. Mein Sohn fand das super! Meine Tochter nicht! Dazu muss man sagen, dass ihr Papa sie bisher auch noch nicht in Frankfurt besucht hat. Uns sie uns gern beide dabei haben will. Ist halt ein schon ein wirklich sehr wichtiger Tag für sie.

Fahrstunden kann er meinetwegen nehmen, soviel er benötigt. Aber selbst die Fahrstunden bereiten ihm schon Bauweh und ihm wird übel.

Grüße
niri76
SonneundDunkenheit
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo niri,

auch wenn ich den Wunsch deiner Tochter verstehe (sie will ihre Mühen "bewundert" sehen...ihr sollt stolz sein dürfen, sie hat es zu was ganz Besonderen gebracht...), so denke ich - nachdem was du geschrieben hast - muss auch sie einsehen, dass ihr euch nicht "vervielfältigen" könnt. Warum der Papa in all den Jahren nicht bei seiner Tochter war, wisst nur ihr ...

Ich finde eure angedachte Lösung gut und wenn 3 Personen von 4 damit gut umgehen können, dann scheint das von Außen betrachtet ein machbarer Kompromiss zu sein. Wie ist das Verhältnis eurer Kinder untereinander?

Liebe Grüße
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

Hallo SonneundDunkelheit!

Das Verhältnis der Kinder untereinander ist wirklich gut.

Grüße
niri76
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

HalloSonneundDunkelheit!

Eigentlich haben wir ja jetzt entschieden zu ihr zu fahren.
Aber wie kann ich meinem Sohn helfen, der jetzt völlig in sich gekehrt ist?

Grüße
niri76
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

Es hätte auch die Möglichkeit bestanden, dass seine Oma an dem Prüfungstag zu meinem Sohn kommt. Will er aber auch nicht. 🙄
SonneundDunkenheit
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Blöd.

Ihr habt eurer Tochter zugesagt. Sie freut sich.

Für euren Sohn scheint es auch eine gute Lösung zu geben. Er möchte was anderes, aber so blöd es jetzt klingt; er ist durch die erste Prüfung gefallen nicht seine Eltern. Ihr tragt keine Verantwortung an der verzwickten Situation.

Ihr werdet in dem Dilemma bleiben und euch fragen, was ist jetzt das "Richtige". Das ist aber ein Problem, dass Eltern mehrerer Kinder immer wieder haben. Es gibt keine Lösung mit der alle gleich gut leben/ umgehen können.
SonneundDunkenheit
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Du kannst deinem Sohn eigentlich nur immer wieder Mut zusprechen, an ihn glauben, weiterdenken wie es auch beim wiederholten Durchfallen weiter gehen kann.
Abnehmen kannst du ihm seine Angst nicht.
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

SonneundDunkelheit

vielen Dank für Deine Gedanken.

Vielleicht sollten wir trotzdem die Oma fragen, ob sie kommen kann. Aber eigentlich hat er ja gesagt, dass er das nicht will.
Wir sind ja die ganze Zeit telefonisch errreichbar. Und wenn wir zuhause wären, würden wir ja auch nur warten...

Dein Rat hat mir geholfen. Vielen Dank.

Grüße
niri76
DieNeue
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von DieNeue »

Hallo niri,

ist das die Zeugnisvergabe von deiner Tochter oder was läuft da bei der Prüfung ab, dass man da jemanden dabei haben kann? Versteh grad nicht so ganz, weshalb man jemanden bei einer Prüfung dabei haben will.

Liebe Grüße,
DieNeue
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

HalloDieNeue!

Sie hat an diesem Tag Ihre letzte Prüfung. Mündlich. Wir nehmen Sie danach dann vor dem Gebäude in Empfang. Danach wollen wir mit den Schwiegereltern gemeinsam Essen gehen.

Es ist wirklich schon eine große Leistung die sie da erbracht hat. Sie hat das erste Staatsexamen und auch das 2. mit Prädikat bestanden. Das schaffen gerade mal 2 %. Sie hat so hart darüf gearbeitet. Ist bis an ihre Grenzen gegangen und auch nicht selten darüber hinaus.
Ich verstehe schon, dass es ihr wichtig ist, dass wir dabei sind. Ist sie für einer der wichtigsten Tagen in ihrem Leben.

Grüße
niri76
mime
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von mime »

Hallo Niri76,

hm, beim Lesen kam mir der Gedanke, dass ihr es beiden nicht recht machen könnt. Also: Schadensbegrenzung anstreben - ich fand den Vorschlag, dass ihr euch aufteilt, gut. Wenn ihr euch jetzt für die gemeinsame Fahrt zur Tochter entschieden habt, ist das auch gut.

Wenn dein Sohn die Prüfung hinter sich hat, wird es ihm vermutlich auch wieder besser gehen, man kann nachvollziehen, dass er sehr angespannt ist (mit der Prüfungsangst im Hintergrund natürlich noch mehr). Ob du da momentan wirklich etwas für ihn tun kannst, bleibt fraglich, vielleicht hat er ja etwas, was ihn etwas ablenken kann, damit er von den angstmachenden Gedanken etwas Abstand gewinnt. Ich würde ihm die Oma nicht "aufhalsen", wenn er das nicht möchte, vielleicht tut es ihm auch gut, das Ganze alleine durchzustehen.

Mal von außen betrachtet (ich habe keine Kinder): Wichtig ist, auch zu sehen, was du und dein Mann zu tun oder lassen bereit seid - um uns hat sich vermutlich niemand groß geschert bei unseren Prüfungen / Abschlüssen, und wir haben es auch überlebt... Das nur mal als ganz anderer Gedanke.

Alles Gute für euch.
LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
niri76
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Re: Umgang mit negativen Gefühlen des Sohnes

Beitrag von niri76 »

Hallo an Alle!

Meinem Sohn geht es wieder besser. Er musste es wohl nur erstmal verdauen. Ich muss lernen, dass er auch einfach mal enttäuscht sein darf. Fällt mir nur sehr oft schwer, da ich immer gleich denke, dass er vielleicht auch in eine Depression verfällt. Die Oma soll jetzt doch kommen. Und ich habe ihm ja auch gesagt, dass er uns telefonisch ja erreichen kann.

Danke an Alle für eure Unterstützung heute.

Liebe Grüße niri76
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