Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

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Louissa
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Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Louissa »

Hallo,

Ich bin seit etwa zwei Monaten dabei, Escitalopram abzusetzen. Ich war auf 20 mg eingestellt (hatte Ende letzten Jahres langsam eingeschlichen) und habe ganz langsam die Dosis reduziert. Zuletzt war ich noch bei 3mg und hatte die Einnahmeintervalle etwas gestreckt. Vor ein paar Tagen habe ich die Einnahme dann ganz beendet und mir ging es die ganze Zeit über relativ gut. Zumindest hatte ich keine „Brain Zapps“.

Gestern ging es dann los, dass ich beim Drehen des Kopfes kurz eine Art „Fahrstuhlgefühl“ mit Zischgeräusch im Kopf hatte. Schwer zu beschreiben. Ich dachte erst, dass das vielleicht ein orthopädisches Problem ist und habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich Jemandem das Phänomen erklären soll.

Heute hat das Problem zugenommen und tritt auch auf, wenn ich nur die Augen bewege, z. T. auch ganz in Ruhe. Nach einer Recherche, was das sein könnte, bin ich drauf gekommen, dass das vermutlich Brain Zaps sind. Die in der Packungsbeilage vom Medikament beschriebenen „stromschlagartigen“ Missempfindungen hatte ich mir etwas anders vorgestellt – schmerzhaft und mehr wie ein echter kleiner Stromschlag, die Beschreibungen, die man im Netz findet, treffen aber ziemlich genau zu und ich habe ja auch gerade ein AD abgesetzt. Ich gehe daher davon aus, dass ich jetzt doch auf den letzten paar Metern Absetzerscheinungen bekommen habe.

Nun die große Preisfrage: womit muss ich rechnen? Also nimmt das weiter zu? Wie lange hält so etwas an? Gibt es etwas, was man dagegen tun kann ohne das Medikament gleich wieder anzusetzen? Mein Psychiater ist allgemein gesprochen keine besonders wertvolle Informationsquelle und die Praxis auch nicht gerade um die Ecke. Außerdem steht jetzt das Wochenende an.

Es wundert mich, dass die Zaps jetzt erst auftreten. 3mg ist doch gar nichts und ich habe davor überhaupt keine Missempfindungen gehabt.
Senif
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Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Senif »

Hallo Louisa,

ich nehme auch Escitalopram 10 mg und ich hatte auch schon das Medikament nicht genommen, nach 2 Tagen trat das Gehirnzucken auf. Ich empfand das als sehr unangenehm. Mir steht das Absetzen noch bevor und werde das ganz langsam machen. 3mg erscheint mir schon noch eine gewisse Dosis zu sein. Irgendjemand meinte aber dann mal, dass es auch in Tropfenform gibt, wo man noch kleinschrittiger reduzieren kann.
Wie lange diese anhalten kann ich dir nicht sagen, meine aber mal gelesen zu haben bei jemanden, ungefähr eine Woche.

Weiterhin viel Erfolg beim Absetzen.

LG Senif :hello:
Louissa
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Registriert: 14. Sep 2022, 22:10

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Louissa »

Danke für die Antwort Senif! Eine Woche wäre ja immerhin absehbar….
BadewanneVollGeld
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Registriert: 7. Okt 2015, 11:34

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Meine Brain Zaps waren eher schneller vorbei, eher so nach 3-4 Tagen, ist aber auch schon ein paar Jahre her seit dem letzten Wechsel/Absetzen des AD... ich versuche es mir immer in der Zeit gut gehen zu lassen, mein Lieblingseis zu essen und sowas. Ich wüsste sonst nichts, was dagegen hilft, außer durchhalten.
Wäre aber auch an weiteren Tipps interessiert, vielleicht setze ich mein aktuelles AD ja auch irgendwann wieder ab.

Ich drücke dir die Daumen, dass es schnell vorbei ist.

VG
BvG
Louissa
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Registriert: 14. Sep 2022, 22:10

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Louissa »

Dankeschön, BadewanneVollGeld (welch schöner Name ;)) Ich erlaube mir dann mal ein wenig Optimismus – wäre wirklich schön, wenn das nach ein paar Tagen passé wäre.
Mayana
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Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Mayana »

Hallo,
Ich hatte beim Absetzen eines anderen Medikaments auch brain zaps, das Gröbste war aber nach einer Woche vorbei.
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von DieNeue »

Hallo Louissa,

ich habe das auch immer, wenn ich das Venlafaxin vergessen habe. Ich habe es auch schon mal ganz abgesetzt, da kamen die Brain Zaps auch erst, als ich gar nichts mehr genommen habe. Nach einer Woche waren damals alle Absetzserscheinungen weg. Fand es auch komisch zu beschreiben. Hatte immer das Gefühl, beim Drehen des Kopfes rückt das Bild etwas zeitversetzt nach.

Liebe Grüße und viel Erfolg beim Ausschleichen.
DieNeue
Louissa
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Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Louissa »

Danke Euch allen für die Antworten und das Teilen Eurer Erfahrungen! Eine Woche halte ich das aus. Hoffen wir mal, dass das dann ein Ende hat. Immerhin sind die Zaps über das Wochenende hinweg nicht schlimmer geworden. Hinlegen und Ablenken scheint auch etwas zu helfen.
DieNeue hat geschrieben: 14. Jul 2024, 21:59 Fand es auch komisch zu beschreiben. Hatte immer das Gefühl, beim Drehen des Kopfes rückt das Bild etwas zeitversetzt nach.
Ist bei mir so ähnlich. Wenn ich den Kopf oder auch nur die Augen zur Seite drehe, fühlt es sich eine Sekunde lang so an, als würde ich Fahrstuhl fahren, aber nur im Kopf. Gleichzeitig höre ich ein tiefes Zischgeräusch und es fühlt sich an, als würde mein Gehirn gegen den Schädel reiben, aber nur ganz sanft. Zum Teil zieht das Gefühl durch meinen Körper hindurch. Schmerzen habe ich aber keine.

Von den “Stromschlag–ähnlichen Missempfindungen“ hatte ich vorab der Einnahme schon gelesen, bin aber anfangs gar nicht auf die Idee gekommen, dass es das ist, was ich wahrnehme, weil ich dachte, das fühlt sich eher an, wie der Schmerz, wenn sich etwas beim Berühren entlädt.

Naja, jetzt weiß ich bescheid und bin ein bisschen beruhigt, weil ich davon ausgehe, dass der Zirkus bald vorbei sein wird.

Liebe Grüße
BadewanneVollGeld
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Registriert: 7. Okt 2015, 11:34

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Hallo Louissa,
nun ist eine Woche seit deinem Beitrag vorbei und mich würde interessieren, ob es dir besser geht?

Viele Grüße
BvG
Senif
Beiträge: 1812
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Senif »

Das würde mich auch interessieren. Ich fand die Bain Zaps immer sehr unangenehm.

LG Senif :hello:
Louissa
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Registriert: 14. Sep 2022, 22:10

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Louissa »

Hallo Ihr beiden,

danke der Nachfrage. Ich habe immer noch Zaps, aber den Eindruck, dass die Intensität bereits nach ein paar Tagen nachgelassen hat und sie nur noch auftreten, wenn ich mich bewege oder den Kopf und die Augen zur Seite drehe. Vielleicht habe ich mich auch mittlerweile daran gewöhnt, so dass sie mir nicht mehr so auffallen.

Ich komme inzwischen relativ gut damit klar, hoffe aber sehr, dass diese Zaps irgendwann der Vergangenheit angehören und ich mich nicht dauerhaft damit werde herumschlagen müssen.

Erschreckend finde ich, dass das alles auftritt, obwohl ich gar nicht so lange eingestellt war. Ich will gar nicht wissen, wie es wäre, wenn ich nach einer längerfristigen Einnahme absetzen würde.

Vielleicht habe ich auch zu schnell herunter dosiert. Mein Psychiater hatte mir empfohlen, jeden Tag 1mg weniger einzunehmen, um das Escitalopram„schnell“ abzusetzen. Ich war skeptisch und habe die restlichen Tabletten geteilt, und mit Tropfen kombiniert, um das Ganze etwas zu verlangsamen, im Netz habe ich nun aber gesehen, dass es Absetzpläne gibt, und die ein noch langsameres Vorgehen empfehlen.

Wie soll man denn Ärzten vertrauen, wenn sie einen mit der Handhabung von Psychopharmaka alleine lassen und Müll erzählen? Der Letzte hatte mir 40mg Fluoxetin ohne Eindosierung reinballern wollen und der Jetzige hatte mir vor der Verordnung von Escitalopram Promethazin verordnet, um besser schlafen zu können, ohne mir zu sagen wieviel ich einnehmen soll. Auf meine Nachfrage hin, ab welcher Dosierung Nebenwirkungen auftreten könnten, meinte er lediglich, dass selbst sehr hohe Dosen keine Nebenwirkungen bewirken würden. Ich solle auf seine Erfahrung vertrauen. Fun fact: die von ihm genannte Dosis wäre fernab der Maximaldosis und völlig überdosiert gewesen, und bei höheren Dosen besteht zudem die statistisch belegte Gefahr sehr unschöner und irreversibler Nebenwirkungen. Mein Vertrauen: futsch. Alternative Behandler in Sicht, an die ich mich stattdessen wenden könnte: nein. Kein Wunder, dass Psychopharmaka so einen schlechten Ruf haben, wenn ihr Einsatz von Ärzten so lax gehandhabt wird, und in der Folge Nebenwirkungen auftreten.
Senif
Beiträge: 1812
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Senif »

Hallo Luissa,

vielleicht war dein Arzt ein Hochstapler ? :lol:

Aber schon mal gut, dass du jetzt besser damit klar kommst. Bei mir bleibt jetzt erstmal alles so wie es ist, wegen Stress etc .... aber auf lange Sicht würde ich das Escitalopram auch gern los haben. Ich werde es gaaaanz langsam machen, die Brain Zaps fand ich wirklich unangenehm.

:hello: LG Senif
Louissa
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Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Louissa »

Senif hat geschrieben: 21. Jul 2024, 10:43 vielleicht war dein Arzt ein Hochstapler ? :lol:
Leider nein, beide haben ein Medizinstudium absolviert und verfügen über einen legitim zugeteilten Arztsitz. Das Lachen ist mir persönlich vergangen, Deinen Humor kann ich daher nicht teilen.
Sensibel72
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Registriert: 15. Feb 2012, 18:41

Re: Brain Zaps – Wie lange? Was tun?!

Beitrag von Sensibel72 »

Hi!

Kenne diese Absetzerscheinungen auch noch. Wusste bisher gar nicht, dass es dafür einen eigenen Begriff gibt. Bei mir war es damals mit Venlafaxin so. Wusste gar nicht, wie ich es das ganze einzuordnen hatte, weil dieser Zustand für mich schon irgendwie beängstigend war. Irgendwann war es dann verschwunden, aber es wird mit Sicherheit auch 3-4 Wochen gedauert haben.
Gruß,
Sensibel
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