Sehr guter Freund mit starkem Borderline

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Henri489264
Beiträge: 1
Registriert: 15. Jul 2024, 12:49

Sehr guter Freund mit starkem Borderline

Beitrag von Henri489264 »

Hallo alle,

Ich hab mich in dem Forum registriert, weil ich ein bisschen Unterstützung brauche.
Ein guter Freund von mir hat schon seit ich ihn kenne Borderline Personality Disorder. Ich kenne mich damit absolut nicht aus, also seid mir nen bisschen nachsichtig. Er hat mitlerweile 2 Suizidversuche hinter sich und war mehrfach in der Psychatrie und sowieso in Therapie.
Immer wieder erlebe ich, dass mein Freund mich traumadumpt (die bezeichnung hab ich mir selber ausgedacht und ich finde sie ganz passend). Das bedeuted, dass er aus dem Nichts plötzlich über total traumatische Ereignisse berichtet und mich total damit überrumpelt. Es ist aber auch nicht immer nur Trauma, sondern häufiger (vor allem in letzter Zeit) suizidale andeutungen in Gesprächen oder in Chats. Hier ein Beispiel:

Ich: kannst du am 21?
Freund: Wenn ich es so lange aushalte bestimmt
Ich: Gut das du Zeit hast, sag bescheid wenn du was brauchst, egal was
Freund: Ja komm, ich gehe gleich im Sitzen duschen weil ich nicht weiß ob mein Körper das im Stehen schafft, psychisch und körperlich komplett am Ende
Freund auf meine vorherige Nachricht als Antwort: Alkohol, crack und nutten

Solche Gespräche gibt es immer wieder und häufig macht er in ähnlichen Situationen immer wieder ähnliche Witze.

Ein anderes Beispiel: ich schicke ihm auf instagramm ein Reel, was ich lustig finde in dem es um Gott geht.
Er antwortet: dem komme ich auch immer näher weil ich langsam sterbe.

Ich bin in solchen Situationen dann immer vollkommen überfordert, wie ich auf solche Aussagen reagieren soll, und wie ich mich verhalten soll. Kann mir da vielleicht jemand helfen? Vielleicht verstehe ich seine Krankheit auch einfach nicht richtig und brauche da noch ein bisschen Nachhilfe.

Vielen dank!
GuntherBandel
Beiträge: 158
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Sehr guter Freund mit starkem Borderline

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Henri,

hier geht es ja in erster Linie um die Diagnose Depression.
Hast Du zu Borderline kein vergleichbares Forum gefunden?

Allgemein zu Deinen Aussagen zu Deinem Freund:
Nachdem dieser bereits 2 Suizidversuche hinter sich hat und auch unabhängig davon, musst Du seine Nachrichten in diese Richtung quasi
immer ernst nehmen und müsstest "eigentlich" die 110 oder die 112 informieren.

Ist er derzeit noch in ambulanter Therapie? Wenn ja, wäre es evtl. eine Möglichkeit, dass er Dich mal
zu einem Therapiegespräch mitnimmt, damit Du von einem professinellen Therapeuten ggf. mehr über die Krankheit
aus erster Hand erfährst.

Ansonsten ggf. über Angehörigengruppen oder den sozialpsychiatrischen Dienst informieren?

Viele Grüße

G.
Freiwasser
Beiträge: 90
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Sehr guter Freund mit starkem Borderline

Beitrag von Freiwasser »

Guten Morgen Henri,
Thema Borderline: Hat Dein Freund die Diagnose Borderline oder ist das Deine Vermutung?
Meine Infos zu dem Thema sind nur aus eigenen Recherchen im Netz und aus Podcasts. Demnach gehört die Borderline Störung zu denen, die am Schwierigsten für die zwischenmenschliche Beziehung sind. Deswegen werden Borderliner oft stigmatisiert und abgelehnt.
Toll, dass Du zu Deinem Freund stehen willst. Du musst Dir aber klarmachen, dass Dein Freund seine eigene Situation und seine Beziehungen nur verbessern kann, wenn er sich selbst stark darum bemüht und sich professionell helfen lässt. Wahrscheinlich musst Du Dich auch ein Stück abgrenzen, damit Du nicht von seinen Zuständen und Aussagen fertiggemacht wirst.
Was die Äußerung von Suizidgedanken betrifft, finde ich es sehr kompliziert, damit umzugehen. Ich habe drei enge Angehörige, die immer wieder so etwas äußern. Drei unterschiedliche Fälle, teilweise mit, teilweise ohne Versuch, teilweise als Drohung und Druckmittel an mich, teilweise als vertrauliche Äußerung von Not, teilweise irgendwie philosophisch, teilweise als sehr fragwürdiger Humor. Ich kann da nicht jedesmal den Notruf wählen. Ich habe das erst einmal gemacht, als ich von einem Versuch was mitgekriegt habe. In den sehr akuten Situationen ist es auch ein praktisches Problem, dass ich versucht habe, mit der Person im Gespräch zu bleiben und zu deeskalieren, während ich gleichzeitig ein zweites Telefon gesucht habe, um den Notruf zu wählen. Bei den Gesprächen, wo die Person ihre Not ausdrückt oder philosophiert, möchte ich auch für sie da sein und zuhören und aushalten. Das Wählen des Notrufs wäre da nichts Anderes als eine Abgrenzung: Ich möchte nicht mit Dir über Deine Suizidgedanken sprechen. Diese Abgrenzung ist völlig okay. Wenn ein- zweimal der Notarzt dasteht und Dein Freund ihm erklären muss, dass er sich nicht umbringt, kann ihn das in Zukunft davon abhalten, etwas in der Richtung zu Dir zu sagen. Also für mich persönlich ist das eine relativ komplizierte Abwägung, aber Du bist mit dem Notruf auf der sicheren Seite und es ist wahrscheinlich eine Möglichkeit, diese Art von Äußerungen abzustellen. Was Du Dir auch klarmachen solltest: Es besteht ein Risiko, dass Dein Freund tatsächlich Suizid macht. Vorhergehende Versuche, Borderline Störung, das alles stellt ein Risiko dar. Du kannst versuchen, ihm zu helfen, aber es ist wichtig, dass Du keine Verantwortung übernimmst, die nicht zu Dir gehört.
Es gibt ein Schulungsprogramm für Angehörige von suizidgefährdeten Männern. Das kann ich gleich noch raussuchen. Ich weiß nicht, ob Du Dich als Angehörigen siehst. Wie auch immer, wünsche ich Dir alles Gute.

LG Freiwasser
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