Plötzlich ist alles schlecht

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Puderzucker
Beiträge: 7
Registriert: 16. Mai 2024, 08:45

Plötzlich ist alles schlecht

Beitrag von Puderzucker »

Hallo zusammen,

mein Mann und ich sind etwa 12 Jahre zusammen, davon 9 Jahre verheiratet. Kennen gelernt habe ich ihn mit Dythemie und das war auch immer ein Begleiter unseres gemeinsamen Lebens.

Es gab zwischendrin mal 2 mittelgradige Episoden, die mithilfe von Klinikaufenthalten und Medikation immer wieder gut stabilisiert werden konnten. Er nahm dann auch dauerhaft ein Antidepressivum weiter. Bis er eines Tages meinte keine Medikation mehr zu brauchen, denn es würde ihm ja gut gehen. Er setzte die Medikation direkt komplett ab.

Dadurch wurde das Tief größer, aber das Medikament wieder zu nehmen half ihm nicht mehr. Vor etwa 1,5 Jahren kam dann ein noch größeres Tief, wo er auch akut in eine Klinik musste.

Nach seiner Aussage kam es dadurch, das er anfing über sein Leben nachzudenken und er hat nur für ihn und negative Dinge gesehen. Das zog ihn noch weiter runter.

Sein größtes Problem ist, nach seiner Aussage, sein mangelnder Zugang zu seiner kompletten Gefühlswahrnehmung. Antidepressivas, welche er in den letzen 1,5 Jahren versucht hatte zeigten Zwar positive Auswirkungen an seinem Verhalten, aber er selbst nahm es nicht wahr. Nach eigener Aussage war seine Gefühlswahrnehmung schon immer reduziert, nur war es ihm vorher nicht bewusst.

Leider bezieht er dies nun auf sein ganzes Leben, auch die Ehe wird in Frage gestellt; Nicht weil etwas zwischen uns passiert wäre, sondern wegen der Gefühlswahrnehmung. Vermutlich depressionsbedingt existieren für ihn aber auch keine sachlichen Fakten frür die Beziehung. Die Depression bringt zu allem ein negatives Gegenargument.

Er versteht, dass seine Gedanken und Sichtweisen vermutlich depressionsbedingt sind. Ich bin bereit, den Weg mit ihm gemeinsam weiter zu gehen; Er sieht keine Hoffnung das es jemals besser wird und die Depression redet ihm noch dazu negatives ein.

Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Erwartungen an ihn habe was er schaffen muss, oder wie er sein muss. Auch falls sich seine Gefühlswahrnehmung nicht bessert, bin ich bereit Lösungen zu finden, wie ein weiteres zusammen bleiben für beide gut wäre.

An was er dann aber direkt denkt, sind mögliche unerfüllbare Erwartungen und Anforderungen. Was er tun müsste, um es mir recht zu machen, was ich dann von ihm erwarten würde, usw. Nichts davon habe ich aber gesagt, das sind alles Gedanken und Befürchtungen die es nur in seinem Kopf gibt. Ich sage ihm, dass es nicht so ist und die Depression ist wieder anderer Meinung.

Er hat auch kein Vertrauen mehr, das ich ihm nichts schlechtes möchte. Die Depressionsgedanken meinen bspw. dass ich alles nur aus Eigennutz machen würde. Das er mir wichtig ist, und ich reale Zuversicht habe, die Option kann nicht sein.

Mein Problem an der Situation ist, das er mir nicht sagen kann ob er eine weitere Zukunft zusammen möchte. Immerhin ist es zwar auch kein Nein, aber auch kein Ja und für mich ist das kaum auszuhalten. Aus meiner Wahrnehmung bestand davor eine normale, gesunde Beziehung die aktuell von der schweren depressiven Episode überschattet wurde.

Nur dass die Depressionsgedanken offenbar jeden Krümel aus der Beziehung der auch nur ansatzweise negativ sein könnte aufgreifen, und daraus ein riesen Problem machen das vermeintlich nie im Leben lösbar sein wird.

Als nächstes sind Behandlungen mit Esketamin geplant, aber ich stehe vor der Ungewissheit darauf warten zu sollen/müssen, ob die Behandlung ihm hilft. Meine Befürchtung ist, dass es ihm nicht schnell genug oder nicht intensiv genug ist und er es dann auch wieder negativ wertet. Es soll zwar sehr schnell wirken, aber es ist kein Fingerschnippen und instant ist das Leben super.

Ich bin bereit ohne Erwartungen an ihn dran zu Arbeiten, Lösungen und Kompromisse zu finden, auszupropieren und zu gucken ob es gut ist. Seit kurzem hat jeder sein eigenes Zimmer, so kann er sich zurückziehen, das fand er auch gut.

Für mich wäre es nicht zu verstehen, wie man eine an sich normale und intakte Beziehung aufgibt. Natürlich ist jetzt aktuell nicht mehr alles super, aber es geht ihm nicht schlecht weil die Beziehung schlecht wäre oder war, sondern wegen der depressiven Episode. Es läuft aktuell zwischen uns weniger gut, wegen der depressiven Episode und nicht umgekehrt.

Gibt es irgendeine Möglichkeit, irgendwas? Ich kann nicht abwarten, mit dem Gefühl oder der Befürchtung hintendran, das ihm Esketamin vielleicht nicht ausreicht und er spätestens dann alles hinschmeißt.
GuntherBandel
Beiträge: 45
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Plötzlich ist alles schlecht

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Puderzucker,

bist du mit den Therapeuten/Psychiater mit im Austausch oder geht er dort immer alleine hin?
Evtl. wäre es eine Möglichkeit, ein gemeinsames Gespräch mit Dir und Therapeut/Psychiater zu vereinbaren,
damit er evtl. auch von Therapeutenseite ggf. ein neutraleres Bild gespiegelt bekommt statt nur sein eigenes "depressives".

VG
G.
Puderzucker
Beiträge: 7
Registriert: 16. Mai 2024, 08:45

Re: Plötzlich ist alles schlecht

Beitrag von Puderzucker »

Hallo,

er ist nicht in Therapie, es gab ein paar Versuche aber endete auch recht schnell nach wenigen Terminen wieder. Kontakt zu seinem Psychiater hat er vielleicht 3x im Jahr, via Telefonterminen. Persönlich meine ich 1x im Jahr, damit er ihn überhaupt mal sieht.

Deinen Gedanke finde ich gut, von jemand neutralem dessen Sicht zu der Situation zu bekommen.
GuntherBandel
Beiträge: 45
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Plötzlich ist alles schlecht

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo,

und die Behandlung mit Esketamin wurde von seinem Psychiater empfohlen?

VG
G.
Puderzucker
Beiträge: 7
Registriert: 16. Mai 2024, 08:45

Re: Plötzlich ist alles schlecht

Beitrag von Puderzucker »

Hallo GuntherBandel,

das kann ich so genau gar nicht sagen. Sein Psychiater ist jedenfalls dafür, da er ihn für die Behandlung überweist.
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