Eine Sache möchte ich aber einmal klarstellen: Meinen Sohn "abzugeben" ist wirklich überhaupt keine Option. Eher würde mein Mann mich abgeben... wie ich anfangs schon sagte, unterstützt er mich wahnsinnig viel. Er kümmert sich aufopferungsvoll und mit viel Liebe um den kleinen Menschen, auch eine liebevolle Oma und ein Opa stehen parat. Insofern, um das ganz deutlich zu machen: Wenn auf Dauer und ohne Besserung jemand gehen müsste, wäre das ich, nicht er. Und das ist auch absolut richtig so. Aber da sehe ich mich noch nicht. Denn es nicht im geringsten so, dass ich meinen Sohn "hasse". Es ist meine Rolle, mit der ich mich nicht identifizieren kann und die damit verbundenen Aufgaben nicht (gut) gemeistert kriege. Und bevor mein Sohn darunter leidet, und das habe ich mittlerweile gelernt, suche ich aktiv nach Hilfe bspw. bei meinem Mann oder meiner Mutter, auch wenn mich dann schlechtes Gewissen und Selbsthass übermannen. Aber das hier IMMER das Wohl des Kindes oberste Priorität haben, sollte wohl selbstverständlich sein.
Mir ist die Verantwortung, die ich mir "aufgeladen" habe, absolut bewusst und ich suche aktuell nach Strategien und Ideen, damit bestmöglich umzugehen und meinem Sohn die beste Mutter zu werden, die ich eben sein kann. Die Idee, beispielsweise das, was ich hier geschrieben habe, auszudrucken und meinem Psychologen zu zeigen finde ich absolut großartig und die werde ich bei der kommenden Therapiestunde auch umsetzen. Auch eine Mutter-Kind-Kur ist eine Option, die ich noch nicht in Betracht gezogen habe, aber absolut logisch finde.
Hätte ich vor ca. zwei Jahren gewusst, dass hinter der ewigen Lethargie, Traurigkeit und "Sinnlosigkeit", die mich über lange Episoden seit meiner Jugend begleiten, Depressionen stecken, hätte ich mit Sicherheit auch anders entschieden. Aber ich dachte eben, dass ich einfach ein negativer Mensch bin, ein bisschen an mir arbeiten muss und dann legt sich das schon. Tja, so war es eben nicht, ein Kind zu haben hat die Situation für mich verschärft (was im übrigen auch nicht immer der Fall sein muss, auch diese Erfahrung habe ich bereits im erweiterten Bekanntenkreis gemacht).
Und insbesondere diese Sätze sind in aktuellen Phasen so wertvoll und geben mir viel mehr, als ich erwartet hätte. Danke dir dafür! Denn ich denke Schuldgefühle sind einer der Hauptgründe, warum es sich unmöglich anfühlt, da wieder rauszukommen. Wie sagt man so schön: Wer sich selbst nicht liebt, kann auch anderen keine Liebe entgegenbringen. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht, aber einschränkend ist es in jedem Fall.mime hat geschrieben: ↑4. Jan 2024, 11:25
Was ich damit sagen möchte: Die Schuldgefühle, die du hast, finde ich schwer zu ertragen. Es wäre gut, wenn du fachkundige Unterstützung auch hinsichtlich deiner Schuldgefühle (auch deinem Sohn gegenüber) bekämst. Und zum Schluss: Du gibst alles, was du noch an Ressourcen hast: du kümmerst dich, sorgst dich um den Kleinen usw. usw. Das ist so unglaublich viel und schon schwer genug. Dass deine Seele da momentan nicht mitkommt, ist für mich normal, weil sie in vielen Bereichen so angestrengt ist - unter anderem weil sie an einer Depression erkrankt ist - dass da beim besten Willen nichts mehr übrig ist, was positives Fühlen betrifft.
Ich würde so gerne ein bisschen Last von deinen Schultern genommen sehen, du bist ein wertvoller Mensch und die Zweifel an dir sind so vielschichtig. Sich erst einmal so hinnehmen, wie man ist, das kann auch ein Therapieziel sein. Vielleicht lässt sich längerfristig erreichen, dass der "Hass" auf das Muttersein weniger wird (eine mildere Form könnte z. B. ein "Bedauern" sein - frau muss das Muttersein ja nicht unbedingt lieben).