Fühle mich so hilflos wie noch nie - ab wann ist Klinik der einzige Weg?

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moonlight11
Beiträge: 4
Registriert: 16. Aug 2023, 16:09

Fühle mich so hilflos wie noch nie - ab wann ist Klinik der einzige Weg?

Beitrag von moonlight11 »

Hallo an alle,

als Background: ich habe kürzlich schon mein erstes eigenes Thema über meinen Umzug verfasst, welcher am 11.9. stattfand und mich aus einer alten, lauten Wohnung und Wohnungsumgebung retten sollte. Ich habe total darauf hingearbeitet und dabei vergessen, dass auch die neue Wohnung eventuell laute Nachbarn oder andere laute Faktoren beinhalten kann. (Lest dort gerne mehr dazu)

Jetzt ist genau das eingetroffen; und es gab schon zwei Nachbarn, einer hört mittags eine Stunde laut Musik und die andere hatte heute während der Mittagsruhe immer wieder lauter Musik an. Dazu kommt, dass ich zwar schon ein Jahr in dieser neuen Stadt zum Studieren lebe, allerdings gerade zeitgleich Wohnung UND Studiengang wechsle.

Ich habe neben der Depression seit einem Trauma 2018 eine Zwangsstörung entwickelt, in der ich viele Ecken meiner RÄume checke oder bestimmte Abläufe und Rituale wiederholen muss, um mich von innen heraus sicherer zu fühlen. Seit ich den lauten Nachbarn in der alten Wohnung hatte, hat sich mein zwanghaftes Verhalten auch auf Geräusche fixiert und ich kriege sofort Herzrasen, wenn ich entfernt Musik höre, auch wenn es nur leise wahrnehmbar ist. Vor dem Stress mit meinem vorherigen Nachbarn kannte ich sowas gar nicht. Wenn ich lärm von anderen Häusern oder Menschen auf der Straße höre, stört mich das gar nicht, da ich das nicht kontrollieren kann und auch weiß. Nur von Nachbarn in um mich rum, da ich dort mehr kontrollieren muss und auch kann indem ich zb. dort klingle und um mehr Ruhe etc. bitte.

Hinzu kommt, dass ich bisher noch keine richtige Therapie machen konnte und meine jetzige Therapeutin, die ich seit ein paar Monaten habe, auch nicht wirklich die richtige für mich ist und wichtige Themen nicht abdeckt (Essstörung, Trauma etc.).. Ich fühle mich oft nicht wahrgenommen von ihr und habe das Gefühl wir drehen uns im Kreis. Vielleicht ist das aber auch meine Schuld bzw. Inkompetenz. Allerdings muss ich das in einem Termin morgen klären.

Nun zum eigentlichen Problem: Ich habe es MASSIV unterschätzt, wie sehr dieser erneute Umzug (habe nur 8 Monate in der alten Wohnung gewohnt) und der neue Studiengang auf mich einstürzen werden. Ich bin dieses Wochenende so obsessiv mit dem Hinhören nach Musik umgegangen, es macht mich so müde und gleichzeitig innerlich unruhig. Ich nehme gerade auch keine Medikamente und glaube, es wird Zeit darüber nachzudenken.

Ich habe mich immer gegen einen Klinikaufenthalt entschieden, da ich bereits in einer Klinik für Essstörungen negative Erfahrungen gemacht habe und ich keinen Mehrwert für mich daraus ziehen konnte, es lief alles sehr oberflächlich ab. Allerdings sind sowohl meine Mutter als auch ich mit dem Latein am Ende und ich fühle mich so allein und hilflos. Durch einen ursprünglich falschen Studiengang, mit einem sehr kleinen Kurs, konnte ich gar keine Freundschaften in meiner Unistadt aufbauen und hangle mich von Bumble BFF (App für Freundschaft finden) Kontakt zu Bumble BFF Kontakt. Ich habe weder Freunde hier, noch in meiner Heimatstadt und einfach kein Support System außer meiner Mama.

Ich bin so traurig, so unruhig und möchte einfach nur, dass es mir wieder besser geht, dass mich vereinzelter Lärm mancher Nachbarn nicht mehr aufregt und ich zur Ruhe kommen kann. Ich weiß nur gar nicht mehr, wo vorne und hinten ist und welche Schritte ich jetzt gehen sollte. Entweder ich warte den Studienstart Anfang Oktober ab, konfrontiere meine jetzige Therapeutin, fange mit Medikamenten an und gebe dem neuen Studienkurs eine Chance ODER ich muss mich jetzt komplett aus dieser Situation und Einsamkeit hier entfernen indem ich auf einen Klinikplatz warte oder zu meiner Mutter nach Hause fahre.

Als es mir noch etwas besser ging vor ein paar Monaten da habe ich das alleine hier wohnen geliebt und mich gefreut, eine neue Chance hier zu bekommen mit dem neuen Studiengang und der Wohnung. Aktuell fühlt sich das alles komplett wertlos an und ich bezweifle nochmal die Kraft zu haben, mich hier an alles Neue mit der Wohnung, den Nachbarn und der Umgebung zu gewöhnen.

Ich hoffe, das macht irgendwie Sinn und würde mich freuen, von Euren Erfahrungen zu hören und/oder Eure Tipps zu lesen. Ich bedanke mich für Eure Zeit und Mühe! <3
NCC-1701
Beiträge: 9
Registriert: 1. Mär 2021, 20:54

Re: Fühle mich so hilflos wie noch nie - ab wann ist Klinik der einzige Weg?

Beitrag von NCC-1701 »

Es ergibt Sinn aber ist sehr komplex.

Mit den Geräuschen in der neuen Umgebung ist klar, dass du die erst einmal stärker wahrnehmen wirst. Sie sind ungewohnt und manches triggert dich zusätzlich. Ich würde den heutigen Termin mit der Therapeutin nutzen um über alle deine Gedanken bzgl. Klinik, Medikation... zu sprechen.

Meine Erfahrunen mit der Klinik und meiner Medikation waren sehr positiv. Der Aufenthalt brachte mich zurück ins Fahrwasser. Es war in meinem Fall sehr hilfreich als Starthilfe. Danach habe ich mich in der Therapie Stück für Stück um meine Themenbereiche gekümmert.
MaWe
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Registriert: 8. Feb 2020, 10:03

Re: Fühle mich so hilflos wie noch nie - ab wann ist Klinik der einzige Weg?

Beitrag von MaWe »

Wenn es dir ganz schlecht geht kannst du dich auch in einer Psychiatrie als Notfall aufnehmen lassen. Dort könnte man immerhin mit der Medikation beginnen und du könntest evtl. etwas zur Ruhe kommen.
Zuletzt geändert von MaWe am 19. Sep 2023, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
Bauchtänzer
Beiträge: 392
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Re: Fühle mich so hilflos wie noch nie - ab wann ist Klinik der einzige Weg?

Beitrag von Bauchtänzer »

Ich nehme gerade auch keine Medikamente und glaube, es wird Zeit darüber nachzudenken.
Denke ich auch.

Ich kenne das, was du bescheibst, aus vergangenen Zeiten sehr sehr gut. Bei mir hat es etwas mit 'Kontrolle verlieren', in der Falle zu sitzen, Vertrauen u.ä. zu tun. Ich hatte sehr viele Jahre mit dieser extremen Geräuschempfindlichkeit zu kämpfen. Wie bei dir nur im eigenen MFH, nie Strassenlärm oder anderes.

Als schnelle Hilfe bleibt wohl nur ein Medikament, also am besten der Gang zum Psychiater, oder, wie mawe schon schrieb, die Klinik zum Medi-Einstellen. Langfristig braucht´s Psychotherapie.

Edit: ach so, als Tip: ich hatte immer einen Ventilator im Schlafzimmer stehen, das sonore Geräusch hat einiges überdeckt. Den stetigen Lärm, auf höchster Stufe insbes., hab ich gern in Kauf genommen.
Lavendel64
Beiträge: 546
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Fühle mich so hilflos wie noch nie - ab wann ist Klinik der einzige Weg?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
wo Du von schlechten Erfahrungen eines Klinikaufenthaltes sprichst. Die habe ich in meiner Jugend ebenfalls gemacht, die Behandlung war eine Katastrophe, verglichen mit dem, was ich vor einigen Jahren in der Tagesklinik erfahren habe. Einen stationären Aufenthalt habe ich wegen dieser traumatischen Erfahrungen abgelehnt. Die Tagesklinik bot eine gute Alternative, allerdings nur mit langer Wartezeit - was bei stationärem Aufenthalt aber nicht anders ist.

Ich habe die Klinikzeit als sehr empathisch empfunden, mir wurde geholfen und ich habe vieles ausprobieren können, um mich in instabilen Situationen selbst stabilisieren zu können.

Du bist auf jeden Fall einen großen Schritt gegangen: Du hast festgestellt, dass es so nihct geht und du Hilfe brauchst. Wenn der Kontakt zu Deiner Mutter gut und vertrauensvoll ist, wäre eine Rückkehr vielleicht eine gute Idee (das kannst nur Du beurteilen), da es Dich von vielen Verpflichtungen befreien könnte. Wie es mit dem Studium weitergeht, würde ich persönlich hintenan stellen, denn die Gesundheit braucht jetzt Deine Aufmerksamkeit. Vielleicht gibt es in der Nähe eine Klinik mit psychiatrischer Ambulanz, auch dort gibt es Wartezeiten, aber dort bekommt man eine fundierte Diagnose und ggfs auch den Ratschlag, wie der weitere Weg aussehen könnte.
Leider sind überall lange Wartezeiten, man braucht beim Telefonieren Geduld und muss "dran bleiben". In Krisensituationen gibt es Notdienste, Notfallnummern, wo man Dir für's erste weiterhelfen kann.

Liebe Grüße Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Mountainbiker
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Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Fühle mich so hilflos wie noch nie - ab wann ist Klinik der einzige Weg?

Beitrag von Mountainbiker »

Ich war vor drei Jahren in einer Klinik, und will nun unbedingt noch mal in eine. Ich war damals in einer depressiven Phase und mir wurde dort sehr gut geholfen. Vielleicht auch, weil es damals nicht so schlimm war. Nun aber bin ich schwer depressiv und ich versuche nur noch die Zeit bis zum Klinikaufenthalt zu überbrücken, oder soll ich sagen irgendwie zu überleben.
Für mich ist dieser Aufenthalt die letzte Rettung, so empfinde ich es jedenfalls. Darum rate ich dir es einfach zu machen, abbrechen kannst du den Aufenthalt immer noch, wenn es dir nicht zusagt. Aber dort sind Leute die dir helfen können und dies in der Regel auch tun.
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
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