Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

bw
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Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Hallo an viele, die hier schreiben, mitfühlen, gute, liebe,kritische, helfende,aufmunternde Worte haben!

Habe hier schon viel gelesen, wenig geschrieben; versuche heute Mut zu haben.
Also Situation, die mich mal wieder ganz schön schafft :

War in meiner einstigen Heimat an der Ostsee; vor einem Jahr Mutter plötzlich gestorben, Vater Suizid weil ich nicht bei ihm auf Dauer bleiben wollte,konnte (Schuldgefühle).War schwer dort zu sein; in Wohnung der Eltern fremde Leute, vom Bruder an Urlauber vermietet.
Frage meines Bruders:"Hab keine Lust mehr zu arbeiten, wie macht man das denn, dass man Rente kriegt?" (hab seit 98 EU-Rente -Deprie, Ängste, Suizidvers. ...)..."Waas du warst in der Klapse(5x Psychatrie, ambul. Therapie, viel Medikamente...),du bist doch nicht etwa irrsinnig?"
Freundin des Br.:"Es gibt genug Simulanten, die wissen wie man zur Rente Kommt"
Bin am nachsten Tag abgefahren; jetzt ziemliches Tief, seit 10 Tagen nicht mehr aus der Wohnung, 4 kg abgenommen, kaum Schlaf. Wie UNENDLICH WEIT sind doch noch sehr viele Menschen noch davon entfernt, seelische Krankheiten verstehen zu Wollen, zu hinterfragen, warum, was, wie. Es tut so weh und macht so traurig; mag mich nicht immer wieder erklären müssen.
Wie geht es euch, die ihr das hier lest mit der sogenannten AKZEPTANZ in der Gesellschaft?
Wünsche mir ein paar Zeilen von euch.
Tschüss Bruni
Thuja
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Thuja »

Liebe Bruni!

Na, da hast Du ja ein Mammutprogramm hinter Dir... Und daß Dein Bruder und seine Freundin so reagierten, finde ich SEHR kränkend, hattet Ihr in der Zwischenzeit gar keinen Kontakt, oder weiß er nichts von Dir?? Oder will er Deine Krankheit gar nicht wahrhaben? Viele Leute gehen einfach so damit um, weil sie selbst Angst haben, sich mit Themen wie diesen, und vor allem, daß es sie ja evtl. auch mal betreffen könnte, nicht auseinandersetzen wollen. Und dann muß man sich ja nicht damit befassen, wenn man den anderen als verrückt abstempeln kann, man muß sich selbst ja nicht in Frage stellen...
Akzeptanz der Gesellschaft - na, damit ist's nicht so weit her. Man muß schon genau gucken, wem man was erzählen kann und will...Und am Arbeitsplatz möglichst nicht!!! Ich erzähle auch nicht jedem davon und erkläre nur denen 'was, die wirklich nachfragen und das nicht abtun, so in dem Sinn "eine Depression hat jeder mal"..., denn DIE, die so reden, wollen gar nichts hören und verstehen!!!
Ich hoffe, Du hast wenigstens ein paar Freunde übrigbehalten, die Dich so akzeptieren und mögen, wie Du bist, auch mit Deinen krankheitsbedingten Einschränkungen...
Laß' Dich nicht kirre machen, Du weißt, daß Du Deine Rente nicht mal nur so zum Spaß kriegst, weil Du vielleicht keine Lust hast zum Arbeiten oder so'n Quatsch!
Jetzt wünsche ich Dir erst mal wieder ein bißchen Boden unter den Füßen und daß Du wieder wieder 'was essen kannst! Und vergiß' das Trinken nicht, bei der Hitze, ja?

Ganz liebe Grüße
Annette
Phoenix108
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Phoenix108 »

Ciao, Bruni

Sei gegrüßt, und willkommen im Kreis der Ratsuchenden

So, wie Dein Bruder mit Dir umgeht, schließe ich auf eine vollkommene Ratlosigkeit im Hinsicht auf die Erkrankung "Depression"
Der Kommentar seiner Freundin ist außerhalb jeglicher Diskussion anzusiedeln
Du frägst Dich, wie andere damit umgehen - nun, mein Vater, selbst Neurologe und Psychiater, ist meiner Problematik gegenüber sehr reserviert, er betrachtet dies alles als eine Form der Schwäche, ich solle doch bitte eine Lehre empfinden, um den wahren Kern der physischen Existenz zu fühlen, ich sei schlicht zu feige, um mich den Herausforderungen zu stellen
Einzig, dieses Gesabbel geht mir am Nordpol vorbei, entscheidend für mich ist es, daß ich wieder Boden unter den Füßen verspüre - und dies ist seit wenigen Stunden der Fall
Doch da ist auch meine Familie - sie versteht mich, ganz gleich, wie schlecht ich auch unterwegs bin - der Familienzusammenhalt ist das Entscheidende, und ich lebe in Dankbarkeit, einer solchen Familie angehören zu dürfen
Du darfst nicht annehmen, daß es mir immer gut ging, einzig, weil ich meine Familie hatte - ich hatte meinen letzten SV vor einem Jahr, kurz nachdem ich aus der Klinik entlassen wurde - doch ich betrachte die Tatsache, daß ich noch am Leben bin, als Gottesurteil
Ich hatte eine Grenzerfahrung, doch ich hatte das Glück, selbige mit meiner Familie teilen zu können
Ich kann Dir nachempfinden, daß es schwer ist, alleine zu leben, tat ich dies doch vor meinem letzten SV über 13 Jahre
Ich hatte in dieser Zeit diverse SV´s, Narben zeichnen meinen Körper, doch es gab stets eine Instanz, ich möchte sie Schutzengel nennen, welche mich vor dem fatalen Schritt bewahrten
Bruni, es gibt ein Leben jenseits der Depression, und in diesem Leben wird Dir Deine Familie Gehör schenken

Das Du seit Tagen die Wohnung nicht mehr verläßt, ist nicht weiter schlimm, selbst, wenn sich der Müll um Dich herum türmt - Was heißt hier, nicht weiter schlimm,. es ist Dein Leben, und es ist das Leben zigtausender Anderer innerhalb dieses Raumes
Es ist nicht schlimm, weil Du eines Tages lernen wirst, mit diesem Problem umzugehen
Dieser Tag mag zur Zeit noch fern sein, doch er wird kommen, vertraue einfach auf die Zukunft
Du bist auf der Suche nach Deiner Identität, nach dem Urgrund Deines Seins
Auf dieser Suche kann Dich Deine Familie begleiten, doch sollte sie es nicht tun, so ist dies noch lange kein Hindernis, Deinem Bestreben Folge zu leisten

Du bist nicht "Irrsinnig", sondern eine Seele auf der Suche nach einem Raum, innerhalb welchens sie sich zum Ausdruck bringen kann
Und Du warst nicht in der Klapse, sondern auf einer Insel, wo Du Kraft und Zuversicht geschenkt bekamst

Ich war selbst 6 Monate auf einer Insel, und sie hat mir geholfen, daß Rüstzeug zu finden, mit welchem ich die Schrecken der Vergangenheit in Zukunft betrachten kann

Laß Dich nicht entmutigen von unqualifizierten Einwürfen, es geht um Dein Leben
Ich wünsche Dir alles Gute

Phoenix
bw
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Hallo Annette!
Endlich traue ich mich wieder an den PC. Hab heute Nacht deine lieben Zeilen gelesen-DANKE.War so froh, dass mir jemand schreibt. War freudig erregt-Chaos im Kopf; Gedanken:"Ich glaubs nicht, jemand nimmt mich für voll. Was antworte ich? Ich kanns nicht, bin unfähig mich auszudrücken, mir fällt nichts ein.Muss antworten(Zwang)."
Jetzt habe ich vielleicht (Zweifel) ein bischen mehr Mut.Versuche erst mal nur auf deine Zeilen einzugehen.Mein Bruder ist über 20 Jahre zur See gefahren, in der Zeit kaum Kontakt.Er wusste,dass ich mehrmals in der Klinik war, hat ihn wohl nicht interessziert.Nach dem Tod der Eltern(er wohnt jetzt im Elternhaus)hoffte ich noch ein Stück Familie in ihm zu haben.Seine Aussage: Er will jetzt leben und von keinen Problemen was wissen. Da hab ich also nichts gesagt. Und was er zur Rente geäußert hat, hat mich ziemlich verletzt und da hab ich also auch nichts gesagt.Reden war noch nie meine Stärke und seit Deprie fällts mir noch schwerer. In SHG(1x im Monat) kann ich's manchmal(je nach Befinden).
Freunde?Wohl eine aus der Kindheit.Zum Studium bin ich in den Süden des Landes gegangen und dort hängen geblieben(große Entfernung, also 2-3 mal im Jahr sehen, ab und zu telefonieren).Erster Mann verstorben, aus Gegend weggezogen; vom zweiten M. geschieden, sein Freundeskreis war auch meiner (nach Scheidung Rückzug).
Hab alle Schotten dicht(Gardinen zu), kommt nicht zu viel Hitze rein.Trinke ab und zu, solange noch Wasser aus dem Hahn kommt.
Oh je, jetzt sind's doch einige Zeilen geworden, hätt ich mir gar nicht zugetraut.Hoffentlich ist es nicht zu viel Mist für dich.
Ganz liebe Grüsse für dich von der jetzt total geschafften Bruni. Wohl erst mal laaange Pause und dann will, muss ich unbedingt noch an?, ich glaube Phönix, schreiben. Sie hatte mir auch geantwortet. Hoffentlich ist sie nicht sauer, dass ich noch nicht reagiert habe.
So, jetzt aber endgültig Tschüss.
Thuja
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Thuja »

Liebe Bruni!

Laß' Dich nicht stressen, Du MUSST hier niemandem in einer bestimmten Zeit oder irgendetwas antworten. Wenn Dir danach ist, kommt's von allein, wenn nicht, ist's auch o.k. Wichtig ist erst mal für Dich, daß Du das ausgedrückt hast, was Dich bewegt, und es gibt sicher viele mitlesende, denen es ähnlich geht und die sich noch gar nicht zu schreiben trauen! Da bist Du doch schon ein Stück weiter!!!
Und viele kennen das, was andere schreiben, wir nehmen einander ernst bei den Gefühlen etc., die im "normalen" Leben unverstanden bleiben und dann ausgeblendet werden!!! Weil viele hier das ja ebenso kennen und wissen, daß es keine "Einbildung" o.ä. ist! Möchte Dir damit Mut machen, weiterzuschreiben, wenn Dir danach ist! In diesem Sinne bin ich überzeugt, daß auch Phoenix weiß, daß eine Antwort an IHN dann kommt, wenn es für Dich stimmig ist!

Die Aussage Deines Bruders, er wolle jetzt leben und von keinen Problemen was wissen, ist meiner Meinung nach mehr als realitätsfremd! Zum Leben gehört das Auf und Ab, leider nicht nur "heile Welt" und wenn man sich das vorspielen muß, dann hat man's wohl auch bitter nötig!!! Ist vielleicht eine Art Vermeidungs-Strategie, um sich mit manchen Dingen nicht auseinanderzusetzen, aber auf Dauer klappt das nicht! Wenn solche abweisenden Sprüche vom eigenen Bruder kommen, wo Du Dir mehr familiäre Wärme gewünscht hättest, ist's natürlich hart! Hattet Ihr früher denn ein offeneres Verhältnis zueinander?

Du MUSST meine Fragen nicht beantworten, ich bin halt neugierig, aber will Dich NICHT bedrängen!!!

Hast Du Kinder? Darf ich fragen, wie alt Du bist? Es hört sich an, als ob Du nach der Trennung von Deinen Männern ziemlich allein geblieben seist und nicht grad' viele Kontakte hast...
Daß Du aber in einer SHG bist, finde ich sehr positiv! Ist das eine SHG von Depri's oder eine andere? Vielleicht ergeben sich, vor allem, wenn Du da auch ein wenig offener sein kannst, auch direkte, persönliche, unterstützende Kontakte, die Dir helfen können.
Gute Kontakte brauchen immer Zeit, um entstehen zu können, Vertrauen muß wachsen können. Gib Dir diese Zeit und laß' Dich nicht "überfahren" und setz' Dich auch nicht unter Druck deswegen.
Auf jeden Fall: Du bist nicht allein, auch hier nicht!!! Und: Du hast ÜBERHAUPT KEINEN MIST geschrieben, wie Du befürchtest!!!
Erhol' Dich erst mal ein wenig, und ich würde mich freuen, wieder von Dir zu hören!
Aber nicht vergessen: KEIN STRESS damit!!!
Nur wenn's für Dich paßt

Ganz liebe Grüße
Annette
bw
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Hallo Phoenix!
Das Verhalten deines Vaters haut mich echt um.Als studierter Fachmann für "Menschen unserer Art" müsste er für dich doch normalerweise DIE große Stütze sein. Ich kanns nicht begreifen, wieder so ein "blindes Huhn"(Entschuldigung), das auf die Menschheit losgelassen ist. Schwäche, dass ich nicht lache, wie gerne wären wir stark. Wahrer Kern der physischen Existenz-schwebt er in anderen Sphären? Hat er überhaupt viele Patienten, die ihm vertrauen? Das ist wieder der Fakt-Hilfe suchen und vielleicht falsche bekommen-Zeit verlieren und in ein noch tieferes Loch fallen-Vertrauen geschenkt-Vertrauen verloren-Misstrauen zu anderen Psychatern aufgebaut. Du schreibst, daß dir sein Gesabbel am Nordpol vorbeigeht. Aber tief im Innern tut es, glaube ich, doch manchmal weh.
Du hast eine Familie(Kinder, Mann, Geschwister?), die dich versteht, dir hilft und immer zu dir hält. Das tut bestimmt unheimlich gut und im tiefsten Fall ist ein Rettungsanker da der dich hält.
Ja richtige gute Familie, ich habs vergeigt und keine Chance mehr. Wie Annette schon geschrieben-erster Mann verstorben(mit ihm 3 Söhne), vom 2. M. geschieden(1 Sohn). 3 Söhne sind erwachsen mit eigener Familie(habe bald 4 Enkel), einer wohnt in der Nähe. Beim 1. großen tiefen Fall haben sie mich aufgefangen, mich in die Klinik gebracht, versucht mich zu verstehen, sich mit der Problematik beschäftigt(sie haben es verstanden und waren dann Tag und Nacht für mich da). Ohne sie würde ich wohl nicht mehr als Mensch aus Fleisch und Blut existieren. Aber wieviel Belastung kann man, darf man, möchte man ihnen antun? Sie führen ein eigenes Leben, ein relativ glückliches; Sorgen und Probleme werden sie noch genug erwarten Sie haben mit mir gelitten und das wollte ich irgendwann nicht mehr und habe sie mit meinem Dilemma immer weniger belastet. Fassade- es geht mir gut- ich halte durch- ich bin stark.
Mein 4. Sohn, mit dem ich jetzt noch lebe ist ein Problem für sich, was Schule und Alltag betrifft recht pflegeleicht.
Aber jetzt noch nach 7 Jahren Trennung von seinem Vater kommen immer wieder Phasen, wo er nicht damit fertig wird. Er wird aggressiv gegen sich selbst und gegen mich, dieses Jahr bisher 3x und es ist immer furchtbar. Das ganze dauert manchmal bis zu 2 Stunden und bald habe ich nicht mehr die Kraft ihn festzuhalten( meine blauen Flecken verstecke ich vor andren). Ich spüre in solcher Situation seine innere Verzweiflung, Zerrissenheit und Hilflosigkeit. Meine Ärztin hat mir einen Kinderpsychologen empfohlen. Aber- sein Vater lehnt solche Ärzte grundsätzlich ab- Psychater solch ein Quatsch, die haben doch selbst ne Macke und sind überflüssig. Und sein Sohn geht dort nicht hin, sein Sohn ist normal. Und weigert sich mein Jüngster strikt. Nun hoffe ich jedes Jahr, daß er die Geschehnisse klarer sieht und sich selbst nicht mehr so leiden lässt. (im laufe der Jahre sind seine Ausbrüche sehr viel weniger geworden).
13 Jahre mehrere SV's, Narben auf deinem Körper- das ist ganz schön heftig. Vielleicht gibt es doch für jeden einen Schutzengel; ich habe ihn noch nicht gefunden,oder bloß nicht gespürt? Ein Leben jenseits der Depression- nun ja ich hab wohl nicht mehr so viel Zeit. Vertrauen auf die Zukunft?- ich versuche seit einiger Zeit nur an Tage, Wochen zu denken, dasbekommt mir besser. Zukunftsgedanken haben mir lange große Angst gemacht(tun es noch).
Ja die stat. Psychatrie hat mir in den meisten Fällen auch Kraft und Zuversicht geschenkt Aber "draussen" im Leben haben sie nicht so lange angehalten. Jetzt muss, muss, muss ich durchhalten, nach aussen stark sein- ich kann mein Kind nicht nochmal so lange allein lassen, sonst geht seine Seele den Bach runter und meine Schuldgefühle würden mich erdrücken.
Das wars erst mal, wohl viel zu viel geschrieben und vor allem zuviel von mir; wollte ich gar nicht.
Wünsche dir, daß du weiter Boden unter deinen Füßen verspürst und das nicht nur für Stunden.
Bruni
Phoenix108
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Phoenix108 »

Mein Väterchen ist ein Thema für sich - gezeichnet von einem unnachgiebigen Vater, jahrelangem Alkoholkonsum und von einer in ihren tiefsten Gründen verletzten Seele weiß er sich nicht anders auszudrücken, oder sollte ich besser sagen, zu formulieren
Sicherlich tut es weh, einen genialen Psychiater derart vegitieren zu sehen, doch es war seine Entscheidung, so zu leben
Ich nenne drei Brüder und eine Schwester mein Eigen, desweiteren bin ich zweifacher Onkel - die Familie grüßt, und in Extremsituationen sind meine Geschwisterchen auch für mich da

Das Du mit Deinem Jüngsten Probleme hast, tut mir sehr leid, einzig, es ist verständlich, vom Standpunkt Deines Jüngsten aus gesehen - er sucht eine Vaterfigurt, und kann es einfach nicht verwinden, daß Du seine heile Welt "zerstört" hast
Bei mir war es nicht anders, allerdings besteht die Möglichkeit, daß ich voreingenommen reagiere

Ich bin heute nicht eben gut drauf, von daher fällt mein Posting heute etwas kurz aus - bitte, versteh dies nicht als Affront

Ich sende Dir einen Satz guter Grüße

Phoenix
bw
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Hallo liebe Annette!
Es tut so richtig gut deine Zeilen zu lesen, ein liebes Dankeschön.
Ja, ich lese schon eine ganze Weile hier, hatte mich im Febr.04 angemeldet- habe gelesen und gelesen, um irgendwie was für mich zu finden- Hilfe, Anregungen, Ratschläge oder was weiß ich. Viele Beiträge sind interessant u. berühren das eigene ich und geben Mut und Anstösse zum Weitermachen; viele sind sehr lang und zum grössten Teil Zwiegespräche zwischen unter sich bekannten Leuten, wo man sich außen vor fühlt. Ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen, daß ich so viel bla-bla schreibe.Ich denke das Forum soll Hilfe für viele sein,die Beiträge müssten so gehalten sein, daß jeder was draus für sich entnehmen kann.Aber das ist wohl sehr schwierig. Letztendlich funktioniert ein Austausch von Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen wohl nur über einen persönlichen Kontakt, der rein realistisch der Bildschirm ist.Aber,ich hätte es nicht gedacht, ich habe das Gefühl, ich rede mit einem Menschen , wenn ich hier an dich schreibe und fühle mich dadurch im Moment überhaupt nicht allein.
Ja ich muss sagen nach einer Weile lesen hatte ich so das Gefühl, daß es wohl überwiegend jüngere Leute sind ,die sich hier austauschen. Mit anderen Worten, ich hab gedacht, ich bin zu alt hierfür und habe eine ganze Weile nicht reingekuckt. Also ich bin 51 Jahre alt, habe also reichlich mehr als die Hälfte der statistischen Lebens erwartung hinter mir und versuche jetzt trotzdem mal hier zu schreiben. Kinder habe ich 4. Nachlesen kannst du über sie in meiner Antwort gestern an Phoenix.
Die SHG ist für Menschen mit Depri und Ängsten. So wie sie läuft ist es noch nicht das gelbe vom Ei; drüber ein andermal.
Andere Kontakte- rede mir ein, ich hab die Einsamkeit gewählt, ich kann tun und lassen was ich will und ich fühle mich gut so. Manchmal sind Zweifel, aber dann merke ich wieder, daß der persönl. Kontakt mit anderen mich ziemlich fertig macht. Auch wenn es wider jeglichen sozialen Verhaltens und wider meiner 3-jährigen Verhaltenstherapie ist, kann ich oder will ich erst mal nicht anders- frei nach dem Motto, es geht mir nicht gut wenn ich raus geh unter Menschen, zu Veranstaltungen usw.- warum muss ich mir das antun?!
Was machst du? Gehst du arbeiten? Wie kommst du damit und der Depri klar? Hast du Menschen, die dich auffangen wenn du fällst- Kinder, Familie, Freunde? (Neugier)
Ich wünsche dir einen Tag mit seehr viel Sonne in der Seele und schöne Stunden mit lieben Menschen.
Liebe Grüße Bruni
Thuja
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Thuja »

Liebe Bruni!

Freut micht, wieder von Dir zu hören! Du schreibst absolut KEIN Bla-Bla!!!!!!! Du schreibst von Deinen Erfahrungen, Deinen Gefühlen, sie sind wertvoll!!! Gerade dadurch, daß es eben Persönliches ist, fühlen sich manche auch angesprochen zum Austausch, Allgemeinplätze hört man sonst oft genug... Also, mach' Dir da keine Gedanken!
Und hinter den Beiträgen hier am Bildschirm stehen (bzw. wohl eher sitzen) lebendige Menschen. Du siehst sie zwar nicht und kennst sie auch kaum (das kann sich aber ändern!), aber dennoch sind es "echte" Menschen mit ihren Gefühlen, deshalb ist der Austausch für mich auch einfach wie "Brief schreiben", da sieht man das Gegenüber ja auch nicht, (nur daß hier noch ein paar andere auch mitlesen) aber es ist dennoch da!
Und was ich so mitgekriegt habe, sind eigentlich alle Altersgruppen vertreten, mal schreiben die einen mehr, mal eben die anderen...
Übrigens, ich bin 10 Jahre jünger als Du, also auch nicht mehr "ganz" jung, obwohl ich mich jünger fühle und auch jünger aussehe. Ganz kurz zu Deinen Fragen: ich arbeite, Teilzeit, einige vertrauenswürdige KollegInnen wissen von meiner Krankheit, die meisten aber nicht. Das ging bisher auch so ganz gut, eben dadurch, daß ich nicht Vollzeit arbeite!
Momentan geht's mir relativ gut, habe seit 1 Monat ein neues Medi, Zoloft 100 mg/Tag, das offensichtlich besser wirkt als das Citalopram vorher. Habe mit der Depri schon seit meinem 12. Lebensjahr immer wieder zu tun, 2 SMV, div. Therapien... Habe eine wirklich tolle Ärztin und eine gute Therapeutin, wo ich viel Unterstützung kriege. Grade z. Z. geht's in der Therapie sehr "ans Eingemachte", da schwankt's natürlich kräftig, aber es geht!!! Und ich habe Freunde, die Bescheid wissen, die auch da sind (die ich aber nicht immer belasten will, denn manches beunruhigt sie doch sehr), grad' hier durch's Forum sind einige Kontakte entstanden, die auch über private Mails dann gut mit "auffangen".
Ich habe keine Kinder.
Mach' das, was Dir guttut, ich kenne es auch, daß direkte Kontakte zu anderen Menschen anstrengend sind, vor allem, wenn man selbst nicht so fit ist. Irgendwann, wenn's dran ist, ergibt sich dann auch das Bedürfnis nach mehr und dann ist man auch fähig, sich dementsprechend ganz langsam aus dem eigenen Schneckenhaus zu bewegen...

Dir wünsche ich jetzt auch einen schönen Sonntag nachmittag!

Liebe Grüße
Annette
mautzihh
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Registriert: 27. Jun 2003, 22:42

Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von mautzihh »

Liebe Annette,

schön zu hören, dass Du jetzt mit dem Zoloft gut zurecht kommst und es Dir im Moment ganz vernünftig geht.

Liebe Bruni,

auch ich möchte Dir sagen, dass Du kein bla-bla schreibst, wenn Du Deine Gefühle schilderst. Ich bin übrigens 56 Jahre, hab keine Kinder und bin seit 2 Jahren arbeitslos bzw. sitze in meinem früheren Büro solange ich nichts anderes finde und versuche, meinem Partner zu helfen.

Einen Bekanntenkreis habe ich auch nicht, hat sich so ergeben, da ich früher viel auch abends im Außendienst gearbeitet hab. Ich bin eigentlich auch nicht so eine Sabbeltasche, vielleicht auch die Gewohnheit.

Hier im Forum finde ich, kann man sich in vielen Kleinigkeiten von anderen wieder entdecken. Und überall findet man mal wieder einen Gedankenanstoss, der einen ein wenig weiter bringt und das ein oder andere Gefühl besser verkraften läßt.

Ich finde auch schön, dass man hier sehr offen erzählen kann und ziemlich sicher sein kann, dass irgend jemand "zuhört".

Im übrigen weiß mein Umfeld von der Depri, d.h. meine Mutter, mein Partner mit Familie. Leider ist er und seine Frau auch betroffen. So kommt es natürlich manchmal vor, dass wir uns gegenseitig runter ziehen, bzw. die gemeinsame Situation (Firma kaputt gegangen). Ansonsten versuchen wir uns gegenseitig zu helfen.

Déine Erfahrung mit Deinem Bruder und seiner Frau ist natürlich alles andere als schön und ich würde mich aus der Richtung auch total zurück ziehen. Das braucht man wirklich nicht auch noch.

Ich wünsch Dir noch einen schönen Sonntag.
Liebe Grüsse

Mautz
bw
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Registriert: 14. Feb 2004, 18:07

Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Hallo liebe Mautz,

Danke, daß auch du ein paar Zeilen an mich gerichtet hast. Da sind wir ja beide sozusagen erst kurz am Anfang der zweiten Hälfte der anzustrebenden 100 Jahre(kleiner scherz). Hast du nicht auch manchmal(ich oft)die Gedanken, daß du keine Zeit mehr hast dein Leben "besser" zu leben? Die vielen Jahre in der oft massiven Deprie kann man nicht nachholen, es ist so viel verschenkte Zeit.Obwohl ich durch die Krankheit heute auch vieles im Dasein mit offeneren Augen sehe, anders und sensibler aufnehme. Aber so wie es bisher war, wollte ich mein Leben nicht. Aber letztendlich ist jeder für die Gestaltug seines Lebens selbst verantwortlich, trägt die Schuld dafür, zumindestens den größeren Teil.D.h. jeder muss mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen leben, denn wir hatten und haben die freie Wahl(wenn das so einfach wäre).Jeder Mensch hat Träume(im Sinne von Hoffnung und Wünsche)-ist das so? Bei mir nicht,ich kann nicht träumen, funktioniert nicht, auch wenn ich es manchmal krampfhaft versuche, das ist doch nicht normal, nur Nebel im Kopf.Zitat aus einem Buch."Zum Glück sind wir uns nicht noch anderer Leben bewußt; wir können schon mit diesem einen nicht zurechtkommen, wenn uns lauter Erinnerungen lähmen." Endzeitpanik?
Wie geht es bei dir weiter wenn eure Firma pleite ist? Du hast keine Kinder,war das deine freie Wahl? Meine Kinderanzahl war nicht meine freie Wahl.
Das solls erst mal gewesen sein.liebe Grüße für dich.
Bruni
bw
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Registriert: 14. Feb 2004, 18:07

Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Liebe Annette,
Weisst du was, bei mir hats klick gemacht, d.h. die graue Zelle die sagt"du kannst es" hat sich gemeldet(hoffentlich nicht nur kurzfristig).Das Schreiben meines 1. Beitrages war für mich eine unheimliche Willensanstrengung.Ich musste mir erst mal alles vorschreiben und habe insgesamt 2 Stunden bis zum Absenden gebraucht. Mein Herz hat gerast, meine Hände und Füsse waren schweißnaß und eisekalt und danach war ich fix und alle. Beim 2. Mal genauso. Beim 3. Mal dachte ich- kann ich's, kann ich's nicht ohne vorschreiben? Habs versucht und es hat funktioniert. Hurra! jetzt bin ich etwas ruhiger und fast süchtig nach schreiben.
Kannst du mir sagen, wie das mit den Smilies funktioniert? Ich kriegs nicht hin.
Hatte über 3 Jahre auch eine sehr gute Therapeutin- Verhaltenstherapie.Absolutes Vertrauen und Verstehn; auch wenn ich sie manchmal verflucht habe und aufhören wollte.Durch sie habe ich wieder ein Stück Selbstvertrauen gewonnen,gelernt auch mal nein zu sagen, ein Stück gesunden Egoismus aufgebaut. Aber- es ist jetzt 3 Jahre her und ich ich bin wieder ein paar Schritte rückwärts gegangen, sprich-soziale Isolation. Ich habe jetzt immer wieder ihren Satz im Kopf."Warum wollen sie nicht"leben".Sie hatte und hat ja so recht.
Ein Zitat von F. Schleiermacher trifft im Moment bei mir den Nagel auf den Kopf:"Denn über nichts muß man einen Menschen so sehr bedauern als über das vergebliche existieren, und wer nicht mehr wird, sondern versteinert ist zu bleiben, was er ist, der existiert doch wirklich vergeblich, nicht nur für sich, sondern auch für andere."
Du hast ja schon ganz schön lange mit der Deprie zu kämpfen, fast 30 Jahre-verlierst du da nie den Mut, den Glauben das es mal "besser" wird? Medis habe ich im Laufe der Jahre auch schon sehr viele durchprobiert. Seit einer Weile nehme ich zu Remergil u. Aponal noch Elmendos und ich glaub das ist es.
Es ist gut, daß du dich jünger fühlst(1. Stelle) und jünger aussiehst(2.Stelle) Dazu wieder ein Zitat:"Ich glaube, daß wir alterslos sind.Das Gefühl, jünger oder älter als der eigene Körper zu sein, verträgt sich nicht mit der allgemeinen Auffassung. Die besagt nämlich,daß unser Bewußtsein so alt sein muss wie unser Körper. Dei Wahrheit ist, daß Bewußtsein überhaupt kein Alter hat."
Oh menno mir fällt noch viel mehr ein, aber das ist schon übergenug.
Also deshalb Schluß. Ich wünsche dir, dass du trotz Rühren deiner Therapeutin im "Eingemachten" heute trotzdem ein wenig entspannt die Sonne genießen kannst.
Liebe Grüße für dich.
Bruni
mautzihh
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Registriert: 27. Jun 2003, 22:42

Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von mautzihh »

Liebe Bruni,

Dein kleiner Scherz ist ja heute gar nicht so unerreichbar, zumindest die 90 hört man schon öfters. Wenn ich meine Mutter mit ihren 78 Jahren ansehe und höre, so hab ich nicht das Gefühl, mit einer Frau in diesem Alter zu sprechen. Aber wenn ich selbst darüber nachdenke, noch mal 30 oder 40 Jahre kämpfen zu müssen, muss ich doch sagen, dass ich da keine Lust zu habe.

Ich glaube, sich jetzt vorzustellen, das Leben könnte man besser leben als bisher, ist illusorisch. Seit 8 Jahren habe mit Depri zu tun, aber vor allem ging es seit dieser Zeit auch beruflich abwärts. Durch meine und die Depris in meinem Umfeld wurden viele Fehlentscheidungen getroffen. Du hast total recht, man ist selbst für seine Entscheidungen verantwortlich, auch wenn sie während einer Depri getroffen wurden.

Ich war leider immer wieder wie gelähmt und konnte dadurch die Firma allein nicht weiter bringen, als mein Partner durch einen Infarkt vor 2 Jahren ausgefallen ist und sich ganz schwer erholt hat. Jetzt sitzen wir da, haben alles in die Firma gebuttert und haben nichts mehr für einen Neustart. Sitzen da wie die hypnotisierten Kaninchen und bibbern vor Angest um das Haus, das durch die Bank hochgradig gefährdet ist. Verkauf geht nicht so leicht und nicht so schnell.

Ja, an dem Gelähmt-sein ändert auch die Aktivität der Stellensuche, die ich Woche für Woche durchführe, nichts. In jedem Angebot wird Englisch und möglichst perfekte PC-Kenntnisse verlangt, dazu mein Alter, mit dem ich eigentlich bisher keine Probleme für mich selbst hatte. Aber für Stellensuche...

Wie es weiter geht, weiß ich wirklich nicht. Ich weiß nur, obwohl meine Mutter mir finanziell enorm hilft, dass ich eine ganze Ecke mehr brauche durch meine Verpflichtungen, als ich habe. Wenn ich dann noch an die Änderungen ab Januar denke, wird mir ganz übel. Ich weiß wirklich nicht...
Dabei geht es so vielen Menschen ähnlich - wie schaffen sie es nur alle?

Eigentlich hab ich mir früher immer ein Kind gewünscht, es ergab sich einfach anders und heute bin ich froh. Ich glaube, dass ich ein Kind als zusätzliche Belastung empfinden würde. Sicher wirst Du widersprechen und sagen, dass Du heute auf keines verzichten möchtest, auch wenn es nicht Deine freie Wahl war?

Ich merke, ich bin heut wieder sehr negativ gestimmt. Ich sag mir zwar immer, dass es so viele gibt, die es unendlich viel schwerer haben, aber richtig helfen kann mir das nicht. Jetzt muss ich aufhören mit dem Jammern. Würde mich aber freuen, wieder von Dir zu hören.

Liebe Grüsse

Mautz
Thuja
Beiträge: 444
Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Thuja »

Liebe Mautz!

Jetzt schick' ich Dir erst mal ein Packerl Mut, daß es Dich wieder ein wenig aufrichtet!
Stellensuche ist ganz sicher mehr als mühsam, noch dazu mit der finanziellen Misere im Hinterkopf. Aber trotzdem wünsche ich Dir, daß sich bald etwas ergibt, zumindest ein Lichtstrählchen...

Liebe Grüße
Annette
Thuja
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Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Thuja »

Liebe Bruni!

Gratuliere zur "Schreibsucht"!!
Mit den Smilies ist's ganz einfach, wenn Du eine Antwort schreibst, ist doch links neben Deinem Schreibfeld "Hilfe zu Smilies". Die klickst Du an, dann siehst Du alle möglichen Smilies, und weißt, wie sie zu kreieren sind. Wichtig ist immer ein Leerzeichen davor, damit's was wird!!
Ob ich den Mut verliere - manchmal schon!
Aber in der ganzen Zeit waren doch immerhin mal 18 Monate am Stück, ohne Medis, wo's mir ganz "normal" gut ging!!! Seitdem weiß ich, wie sich's NORMAL anfühlt...
Und ich wünsche mir einfach sehr, daß ich nochmal dahin komme. Meine Therapeutin hatte mir schonmal gesagt (und bei genauerer Betrachtung der Vergangenheit hat sie Recht), daß ich immer "Begleitung" brauchen werde, muß nicht immer therapeutische sein, können auch gute Freunde sein (wenn sie's aushalten), aber das, was für andere Leute das "normale" Leben ist, beutele mich schon so gewaltig... Akzeptiert...
Und meine Ärztin hat auch schon mal Lithiun als Langzeit-Phasenprophylaxe angesprochen, aber dafür müßte ich erst stabiler sein. (Und bei Lithium habe ich ziemliche Angst vor den Nebenwirkungen, kenne einige, die da ziemliche Probleme haben, deswegen frage ich da auch nicht nach...)
Da hab' ich einfach akzeptiert, daß ich wohl noch sehr lange irgendwelche Pillchen nehmen muss... Hab' mich lang dagegen gewehrt, immer wieder. Aber die Erfahrung hat mich eines besseren belehrt. Weiß einfach, daß ich's wohl sonst nicht packe...

Depri - verschenkte/vertane/vergeudete Lebenszeit ? Ich weiß nicht, jeder muß das für sich entscheiden, es ist EIGENE Lebenszeit. Ja gut, so vom Gefühl her habe ich auch das Gefühl, mit fehlen eigentlich so etwa 10 Jahre dadurch ... so für manche Erfahrungen... Und natürlich gibt es Einschränkungen, o.k. ist so. Aber ich habe dennoch das Gefühl, daß ich sehr INTENSIV (meine damit aber keine Exzesse...) lebe, andere, z. T. viel tiefere, Erfahrungen gemacht habe als "Normale"... Manches fehlt halt auch, aber ich habe nicht das Gefühl, ich hätte 'was wirklich ganz wesentliches verpaßt... Es sind MEINE Erfahrungen, da ist nichts vergeudet... ich brauche einfach die Zeit, die ich für mich brauche, das ist anders als bei anderen, brauche mehr Rückzug und Ruhe. Aber ich wüßte nicht, was ich für mich anders machen könnte, ich kann nur so mit mir und meinen Kräften und Möglichkeiten umgehen, wie es eben grade ist. Und ich denke, so tue ich das auch. Damit habe ich keine Zeit "verschenkt", es ist kein "vergebliches" Existieren. Das kann niemand anders von außen beurteilen! Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine, es ist ein bißchen schwer auszudrücken! Es ist einfach mein Leben, und das ist eben so...
Und ich bin noch neugierig auf Deine anderen Gedanken, die Du nur angedeutet hast...

Jetzt erst mal eine gute Nacht und viele liebe Grüße

Annette
bw
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Liebe Annette!
Heute schwitze ich wieder Blut und Wasser beim Gedanken an schreiben. Aber ich versuchs, vielleicht tuts ein bischen gut. Ich hasse, hasse, hasse mich, wieder versagt. Gestern Riesenmut, Termin bei Versicherungsmaklerin gemacht, damit ich endlich wieder rausgehen kann, muss, will. Heute Nacht 2 Stunden geschlafen, weil ich wußte, ich muß dahin; in der Bude umhergetigert, mir gesagt- du machst das, du willst das, du kannst das. Mit ein wenig Restmut auf den Weg gemacht, und dann wars eine Katastrophe. Nach einer halben Stunde konnte ich ihr nicht mehr mit einer einzigen grauen Zelle meines Gehirns folgen, totale Panik, Atemnot. Nur weg, weg, nach Hause (5 Min. mit dem Fahrrad). Die Häuser stürzen auf mich ein, die Menschen kommen mir zu nahe, alles ist so laut, Hilfe- ich weiß nicht mehr wos langgeht. Bin jetzt hier und lebe noch. Schwarze Gedanken- alles sinnlos, ich bin unfähig, ich kann gar nichts. Ein paar Stunden sind vergangen. Graue-weiße Gedanken- verdammt es ist wie es ist; irgendwann kann ich wieder, oder nicht?? Wann ich jetzt wieder den Mut hab, mich aufzuraffen... Aber irgendwann muss ich, spätestens in 3 Wochen, da kommt mein Sohn nach Hause und kurz vorher muss ich zur Psychaterin. Also noch Zeit um Luft zu holen. Medis nehme ich auch schon viele Jahre- immer wieder Gedanken: ich hasse sie, bin nur noch Chemie mit Hülle.Hab Versuch gemacht ohne, nicht aus Überlegung, sondern als Kurzschlußreaktion. Ende vom Lied- Klinik, akute SM- Gefahr.Mein Bewußtsein hat noch so weit gereicht, meinen großen Sohn anzurufen (Taste am Tel. rot gekennzeichnet). Jetzt hoffe ich, ich habe nicht wieder den Zwang Experimente zu machen. Ich schaff es einfach immer wieder nicht, meine Kräfte einzuschätzen. Aber kommt Zeit, kommt Rad. Positiv??! Seit heute Nacht bin ich zum Kettenraucher mutiert, ekelhaft. Gut, daß ich einen Balkon habe. Drinne rauche ich nicht, weil mein Kind nicht passiv rauchen soll, und der Gestank stört mich auch.
Krieg das mit den Smilies immer noch nicht hin. Bin zu blöd. Gebe die Kürzel ein und nichts anderes erscheint als die Kürzel.
Also, das wars erst mal. Hoffe du hast keinen schwarzen, grauen, weißen, sondern einen bunten(= schööönen) Tag gehabt. Liebe Grüße für dich und alle anderen.
Bruni
Thuja
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Thuja »

Liebe Bruni!

Na, Du hast ja ganz schön viel hinter Dir heute!
Also erst mal: Die Smilies erscheinen NICHT in Deinem aktuellen Schreibfeld, werden aber aus den getippten Zeichen entsprechend beim "Abschicken" auf dem Weg ins Forum umgewandelt, da siehst Du sie dann!

Ich bin absolut sicher, Du bist NICHT UNFÄHIG!!!! Kenne niemanden, der das wirklich wäre, selbst wenn einem die Gedanken das immer wieder einflüstern... Und Du hast auch nicht versagt!!! Du hast viel Mut!!!
Du hast heute einen GROSSEN Anlauf gemacht, hat nicht soo toll geklappt, wie's Du Dir gewünscht hättest - aber ein Stabhochspringer schafft auch nicht auf Anhieb die Olympia-Rekordmarke, sondern muß klein anfangen, immer wieder üben und üben und so langsam steigern sich dann das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Fähigkeiten selbst.
Ich weiß nicht, was Du bei der Versicherungsmaklerin genau brauchst, vielleicht reicht es ja erst mal, sich nur eine Info geben zu lassen, evtl. noch ein bißchen Material - fertig. Du kannst ihr ja sagen, daß Du z. Z. nicht ganz fit bist, da hat sie sicher Verständnis dafür. Und beim nächsten Mal dann für die nächste Versicherung, zum Vergleich. Etc. Dann kannst Du Dir das in Ruhe ansehen, überlegen, Fragen schriftlich notieren, bis Du dann beim weiteren Besuch dort alles klar hast... Da ist der Berg dann nicht auf einmal unüberwindlich groß! Und der Kopf schwirrt nicht so. Und sicher ist, sie beißt Dich nicht, Du kannst Deine Frau stehen und für Dich sorgen, daß es so geht, wie es für Dich paßt!!!
Ich weiß nicht, ob Du irgendwo im Grünen oder in der Stadt wohnst, versuch' doch einfach, für Dich in den Tagesablauf einen kleinen Spaziergang einzubauen. Einkaufen gehen mußt Du doch ohnehin ab und an, das klappt doch auch, oder? Oder wenn Du einen Park in der Nähe hast, hingehen und vielleicht nur einen Baum oder einen Schmetterling oder eine Blüte genau ansehen, ganz genau, neugierig... Das beruhigt. Und dann ganz einfach wieder heimgehen. Und ein oder zwei Tage später nochmal, gucken, hat sich an der Blüte o.ä. was verändert? So ganz langsam kommst Du dann jeden Tag ein Schrittchen mehr aus dem Haus und es macht nicht mehr soooo viel Angst!!!
Dein Sohn ist grade in den Ferien, wie Du sagtest, so daß Du viel Ruhe für Dich hast. Mach' Dir die Zeit einfach schön, tu' Dir 'was Gutes! Sei es ausschlafen, oder lesen oder gemütlich aus dem Fenster gucken und die Vögel beobachten oder ein Entspannungsbad nehmen... Das darfst Du wirklich, Du bist für Dich selbst die allernächste. Und im Moment mußt Du auf niemandes sonstigen Bedürfnisse Rücksicht nehmen, das ist doch TOLL!!!
Ach liebe Bruni, ich möchte Dir einfach viel Mut machen, ich bin mir sicher, daß Du mehr Kraft hast als Du Dir momentan zutraust. So wie Du es geschafft hast, auch hier zu schreiben!!!!!
Ich schick' Dir ein Packerl Mut und Zuversicht!

Bei mir war's eher anstrengend in der Arbeit, war viel los, wenig Leute (Urlaubszeit, Krankheit), so daß wir uns über mangelnde Tätigkeit nicht beklagen könnten... Damit war der Tag durchaus "bunt", aber auch ausreichend gefüllt!
Jetzt wünsch' ich Dir, daß Du heute viel besser schlafen und Dich von der Anstrengung des Tages erholen kannst!

Ganz viele liebe Grüße
Annette
270792
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von 270792 »

Liebe Bruni!

Dass dir die Reaktion Deines Bruders und seiner Freundin sowie deren Desinteresse an Kontakten so zu schaffen macht, kann ich mir gut vorstellen.
Die Ablehnung durch Mitmenschen belastet mich auch sehr und trägt mit dazu bei, dass ich die Krankheit einfach nicht in den Griff bekomme. Ich bin jetzt seit sieben Jahren in psychiatrischer und zeitweise psychotherapeutischer Behandlung, davon 12 Wochen stationär. Angefangen hat es aber schon lange vorher, es war mir nur nicht bewußt.

Zu meinen beiden jüngeren Geschwistern habe ich so gut wie keinen Kontakt und meine Krankheit wird schon gar nicht akzeptiert.

Meine Schwiegereltern waren in den 15 1/2 Jahren, die ich meinen Mann kenne, insgesamt dreimal bei uns zu Besuch, das letzte Mal vor 8 Jahren, dabei sind es nicht mal drei Stunden Fahrt. An unserem ersten Wohnort war es nur 40 km Entfernung, aber sie kamen trotzdem nicht.Sie entschuldigen sich immer damit, dass sie in ihrem Alter nicht mehr mit dem heutigen Straßenverkehr zurechtkommen, was sie aber nicht von ihrer jährlichen Urlaubsreise mit dem Wohnwagen in die Schweiz abhält. Sie wissen auch nichts von meiner Krankheit, es ist ihnen sowieso sch...egal, so richtig haben sie mich nie akzeptiert.
Wir machen einmal im Jahr einen Pflichtbesuch bei ihnen.
Ihrem Sohn geht es sowieso schlecht bei mir, er bekommt nichts vernünftiges zu essen usw.
Und einen Telefonhörer in die Hand zu nehmen und dann auch noch eine Nummer zu wählen und mit uns zu reden ist nun wirklich zuviel verlangt.Kontakt zum Bruder meines Mannes und zu seiner restlichen Familie (Onkel mit 6 Kindern) besteht überhaupt nicht.

Der letzte Besuch meiner Eltern bei uns zu Hause liegt immerhin erst 4 1/2 Jahre zurück, aber bei ihnen gibt es wenigstens gute Gründe und meine Mutter ruft ab und zu an.
Zu meiner älteren Schwester habe ich sehr intensiven telefonischen Kontakt. Das Verhältnis war früher aber auch nicht so gut. Aber sie ist seit einiger Zeit auch wegen Depressionen in Behandlung und kann gut nachfühlen, wie es mir geht. Und sie ist eine der wenigen, die meinen Sohn nicht ablehnt, sondern so akzeptiert, wie er ist. Sie kommt uns morgen auch für einige Tage besuchen, Das Highlight des Jahres, wir kriegen Besuch! Manchmal vergehen Jahre, ohne das jemand zu Besuch kommt.

Ansonsten habe ich mit der Akzeptanz in der Gesellschaft überwiegend negative Erfahrungen, was bei mir letztendlich die Depressionen mit ausgelöst hat. Mein Sohn hat das Asperger-Syndrom, eine Form vomn Autismus und verhielt sich schon sehr frühzeitig auffällig. Wir fanden aber erst eine Ärztin, die uns glaubte,dass er nicht bloß entwicklungsverzögert ist, als er bereits 9 Jahre alt war.
Bekanntschaften wurden sofort beendet, sobald die Leute einen Aussetzer von ihm miterlebten, viele zeigten offen ihre Ablehnung und gaben mir die Schuld an seinem Verhalten. In der Öffentlichkeit immer wieder Kritik an meinen erzieherischen Fähigkeiten, wenn er sich danebenbenahm.Dazu der ständige Kampf mit den Behörden und Ärzten, die alle null Ahnung von Autismus haben, Therapien usw. verweigerten.

Hinzu kommt, wie bei dir der Heimatverlust. Ich stamme aus Thüringen, wir wohnen seit 1993 in Niedersachsen, aber so richtig heimisch sind wie nie geworden, Freunde haben wir bis heute nicht gefunden. Mein ostdeutsches Studium als Grundschullehrerin, das ich ein Jahr vor dem Mauerfall beendet habe, wurde hier nicht anerkannt, nicht gerade förderlich für mein Selbstbewußtsein.
Wenigstens habe ich über das Internet Kontakte mit anderen Eltern autistischer Kinder und kann mir von ihnen Rat und Trost holen. Und dieses Forum hier ist auch Gold wert.

Ich kann dir Mut machen, dass es bessere Zeiten geben wird. Noch vor wenigen Monaten ging es mir ziemlich gut, nachdem ich eine schöne Arbeitsstelle gefunden habe, die mir sehr viel bedeutet. Der Absturz kam, als mein Sohn (vor einer Woche 12 geworden, aber groß und schwer wie ein 16jähriger) wegen sozialem Streß in der Schule eines Tages zusammenbrach und Suizidgedanken äußerte. Das schlug dann später in heftigste Aggressionen um, zwei Mitschüler kamen dabei gesundheitlich zu Schaden, zum Glück nur leicht. Inzwischen greift er auch mich tätlich an, sobald ich irgend etwas sage, was ihm nicht passt.Und er erpresst mich gnadenlos, indem er, wenn ich nicht alles so mache, wie er sich das vorstellt, damit droht, sich dann eben vor die Straßenbahn zu werfen.

Ich habe es alles geduldig ertragen und bin ruhig geblieben.
Vor zwei Wochen dann ein Suizidversuch von mir mit Tabletten und Alkohol,nachdem ich auch noch Streß mit meinem Mann hatte. seitdem bekomme ich zusätzlich zum AD noch Tavor,ein Tranquilizer, aber richtig helfen tut es nicht.
Für mich sieht die Welt derzeit sehr schwarz aus, aber ich weiß, dass es wieder besser wird und dieses Wissen gibt mir die Kraft durchzuhalten, auch wenn ich oft denke, es geht nicht mehr weiter.
Mir graut vor dem morgigen Tag, da kommt mein Sohn von einer Ferienreise für behinderte Kinder wieder, und die Ferien sind noch lang...
Und in dreizehn Tagen muss ich wieder arbeiten, Momentan habe ich Urlaub. Dann muss ich funktionieren und niemand darf etwas von meinem Zustand mitbekommen, sonst bin ich den Job los. Ich arbeite in einem kleinen Kindergarten und wer gibt schon seine Kinder in die Hände einer schwer depressiven Erzieherin? Außerdem bin ich noch in der Probezeit.
In meinen früheren Job wurde ich gemobbt, jetzt bekomme ich Anerkennung und auch sonst fühle ich mich dort sehr wohl. Allein die Tatsache, dass sie unter 50 Berwerberinnen mich ausgesucht haben, war für mich ein ungeheurer Motivationsschub und danach ging es mir auch sofort deutlich besser, was ja aber leider nicht anhielt. Der Verlust des Jobs würde mich hart treffen. Schon deshalb muss ich so tun, als ginge es mir gut. Das kostet meine ganze Kraft und für Mann, Kind und Haushalt bleibt nichts übrig.

Was deinen Sohn betrifft, hol dir Rat und Hilfe, auch wenn sein Vater es ablehnt. Dein Sohn lebt ja anscheinend bei dir und du musst mit seinem Verhalten klarkommen, nicht sein Vater, höchstens mal, wenn er bei ihm ist. Und mach deinem Sohn klar, dass es so nicht geht!

Mir ist es immer sehr schwer gefallen, meinem Sohn gegenüber meine Bedürfnisse durchzusetzen, weil ich mir immer gesagt habe, er kann nichts für seine Behinderung.Ich habe mir alles gefallen lassen.Jetzt bin ich gerade dabei zu lernen, mich ihm gegenüber abzugrenzen.
Wir haben ihm klipp und klar erklärt, das es so nicht mehr weitergeht und er deshalb stationär in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt wird, wir warten derzeit auf einen Aufnahmetermin.Ich habe mich lange dagegen gesträubt, habe aber eingesehen, dass ich das nicht mehr leisten kann. Und für mich war es ein schlimmer Makel, mit dem Jugendamt zu tun zu haben, weil das Klischee herrscht, dass die Eltern solcher Kinder assozial sind. Wir haben seit 2 Jahren regelmäßig Termine beim Jugendamt, weil dieses die Autismustherapie bezahlt.

Ich weiß nicht, wie schlimm das bei deinem Sohn ist, vermutlich ist er mitten in der Pubertät,aber du darfst dich nicht von ihm kaputtmachen lassen,du hast auch ein Recht auf ein eigenes Leben.Und wenn es gar nicht geht, drohe ihm mit Konsequenzen und setze das dann auch durch, auch wenn es schwer fällt. Aber ansonsten macht es dich kaputt.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft und hoffe, dass du das schaffst und es dir bald wieder besser geht.

Liebe Grüße

Annette

PS: Übrigens ist eine Depression wissenschaftlich gesehen eine Stoffwechselstörung im Gehirn und somit körperlich begründbar, also nichts von wegen "irrsinnig"!
Nichts im Leben ist hoffnungslos traurig; selbst eine Träne, die die Wange hinabrollt, kitzelt.
lucy
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von lucy »

Hey Bruni,
ah je, solche Panikanfälle hatte ich auch während einer schweren Depression.
Was nimmst Du eigentlich für ein Anti Depressivum? Vielleicht solltest Du zusammen mit Deinem Arzt mal ein anderes Medikament ausprobieren. Ich hatte einen Bekannten der wirklich super stark depressiv war, über Jahre hinweg, er wollte sich chronisch umbringen. Bis ihn meine Freundin zum Psychiater geschleppt hat, dort hat er ein SSRI AD bekommen und konnte schon nach einigen Wochen ein normales Leben führen.
Ich würde an Deiner Stelle echt mal gucken, ob es für Dich nicht ein andere Medikament gibt!
Liebe Grüße
Lucy
bw
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Liebe Annette!
Melde mich zurück aus dem Tal der Tränen. Danke dir wieder für deine passenden,einfühlsamen und aufmunternden Worte. Theoretisch weiß ich ja, dass jeder tiefe Fall wieder vorbeigeht und was man tun sollte. Aber praktisch klappts noch nicht immer.
Heute ist mein Sohn wieder nach Hause gekommen, sein Vater hat keine Zeit. Also heißt es wieder stark sein, zumindest nach Aussen. Bei ihm habe ich das auch meist geschafft, oder wenn es gar nicht geht diplomatisch: Du könntest doch mal die Oma besuchen. Ich sehe es als meine Pflicht ihn auf seinem Weg zu begleiten, bis er allein klarkommt. Weiter denke ich erst mal nicht, weil ich den Sinn für mein weiteres Leben noch nicht gefunden habe, vielleicht kann ich deshalb auch keine Träume haben.
Bei Versicherungsmaklerin wollte ich alle möglichen Vers. kündigen bzw. neue notwendige billigere zu beantragen. Finanziell schaffe ich die alten nicht mehr. Sie ist eine ganz Liebe; die Situation hat für mich wohl deshalb etwas eskaliert, weil ich wegen Neuabschluß meine Krankheit angeben musste. Sie hat Verstndnis gezeigt, ich soll anrufen wenn es besser geht.
Ja es stimmt schon, seit der Deprie nehme ich Baum, Blume, Natur, Klassikradio viel intensiver und bewußter auf wenn auch oftmals mit dem Gedanken, wer weiß wie lange noch (ist aber schon sehr viel weniger geworden).
Zum Abschluß ein paar Zeilen aus einem Lied von wolfsheim:

Immer vorwärts Schritt um Schritt...Es geht kein Weg zurück!
Und was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehn.
Die Zeit läuft uns davon. Was getan ist, ist getan.
Was jetzt ist, wird nie mehr so geschehn.

Ach und könnt ich doch nur ein einz'ges Mal die Uhren rückwärts drehn,
denn wieviel von dem, was ich heute weiß, hätt ich lieber nie gesehn.

Dein Leben dreht sich nur im Kreis,
so voll von weggeworfner Zeit,
und deine Träume schiebst du endlos vor dir her.
Du willst noch leben irgendwann
doch wenn nicht heute wann den dann...?
Denn irgendwann ist auch ein Traum zu lange her.

Hoffe, die Arbeitswust hält sich heute bei dir in Grenzen und du kannst heute vielleicht noch etwas Schönes für dich erleben.
Liebe Grüße
Bruni
bw
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Hallo liebe Annette!
Hatte einen Tag "Ausszeit" und dir deshalb nicht gleich geanwortet. Dein Beitrag hat mich sehr berührt und es tut mir leid, was du ertragen musst. Bewundere dich dafür, dass du glaubst, es wird irgendwann besser und du wirst mehr Kraft haben. Nach Allem was du schreibst, denke ich war dein SM-versuch eine verständliche Kurzschlußreaktion und ein Hilfeschrei. So in dem Sinne- jetzt wendet sich auch noch mei Mann von mir ab(war bestimmt nicht so von ihm gemeint) und jetzt habe ich keinen Menschen mehr, der mir Halt gibt und zu mir steht. Denk immer dran, dein Sohn braucht dich. Und irgendwie bist du in der Pflicht (wie ich das für mich auch bei meinem Sohn sehe) ihn auf seinem Weg noch ein ganzes Ende zu begleiten.
Die Ablehnung durch die "lieben Mitmenschen" sollte dich nicht zu sehr belasten(leichter gesagt als getan), weil man ja eigentlich weiß,daß sehr viele mit Ablehnung, Verurteilung, Desinteresse, Schuldzuweisung... auf Menschen mit seelischen Krankheiten(für sie gibt es nur ganz und dauerhaft "Irre") oder Menschen die ein wenig anders sind. Aber verdammt nochmal, alle die dir den Rücken zugekehrt haben sind es doch nicht wert. Aber ich weiß, was die eigene Familie betrifft,kommt der Schmerz immer wieder hoch. Man hofft im tiefsten Herzen,daß sie doch irgendwann die Arme aufhalten und dich verstehen und dir helfen wollen. Du erlebst es immer wieder: deine Schwester hat selbst Depressionen, jetzt kann sie dich verstehen; du tauscht dich im I-net mit Eltern aus, deren Kinder authistisch sind- sie verstehen dich, können die Ratschläge geben und fühlen mit dir. Und auch dieses Forum...- also eigentlich ist man nicht allein mit all seinen Problemen, aber das vergisst man in Stresssituationen leider sehr leicht.
Suizidandrohungen, Aggressionen gegen dich- mein Sohn verhält sich ähnlich wie deiner. Es ist so eine Gratwanderung, man will ja nichts falsch machen, man will ihn nicht verlieren- Beschützerinstinkt, er kann nichts dafür, man will alles besonders richtig machen. Drohe ich meinem Sohn mit Konsequenzen, geht er zu seinem Vater, die Suizidaußerungen sind erst seit kurzem. Man hat solche Angst in Hinblick auf sein Kind zu versagen, weil es soll! ihm ja gut gehn. Hilfe holen geht bei mir nicht. Sein Vater hat großen Einfluß. Für ihn sind das Pinuts und nicht wichtig. Sagt seinem Sohn, du brauchst solchen Quatsch (Psychologe z.B.) nicht. Also geht mein Sohn nicht dorthin und hintragen kann ich ihn nicht.
Das mit dem funktionieren nach Außen in deinem job ist glaube ich das Richtige und du schaffst es hoffentlich recht lange (bis du stark und gesund bist!!!). Du tust es für dich (weil es dir Spaß macht) und für deinen Sohn(weil du ohne den Job tief fallen würdest und keine Kraft mehr für ihn hättest).
Diesen inkompetenten Sesselfurzern(entschuldige den Ausdruck) vom Jugendamt gehört einen Tritt in den Hintern- Familien mit "solchen" Kindern müssen asozial sein- wie kann eine solche Äußerung von so einer Institution kommen.Ich kanns nicht begreifen. Richtig angagierte , kompetente, mitfühlende, hilfsbereite Leute sind in solchen Berufen die mit Menschen zu tun haben leider oft sehr selten; aber es gibt zum Glück auch ein paar andere. Oder doch vielleicht mehr als man glaubt?
Hoffnung- halt sie ganz doll fest. Kraft- davon wünsch ich dir ganz viel. Freude- davon wünsch ich dir noch vielmehr.
Alles Liebe für dich und ganz viel Mut.
Bruni.
bw
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »


Der vorherige Beitrag ist an Annette- Blautopas, haben ja 2x Annette hier in diesem Thema.
Gruß Bruni
270792
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von 270792 »

Hallo Bruni!

Das ist schön, dass du noch genau geschrieben hast, welche Annette du meinst, ich habe es erst beim Lesen gemerkt, das ich gemeint war, weil dir ja die andere Annette auch geantwortet hatte.

Danke für deinen Beitrag. Eure Anteilnahme tut mir sehr gut und bestätigt mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Die Äußerung, Familien, die mit dem Jugenamt zu tun haben, seien assozial, stammt nicht vom Jugendamt selbst, sondern von lieben Mitmenschen und sowieso sei an allem meine Erziehung schuld.
Aber unsere zuständige Sozialarbeiterin vom Jugendamt kümmert sich eigentlich schon, wenn sie denn mal da ist, sie ist oft wochenlang nicht telefonisch erreichbar und ruft auch nicht zurück, wenn man ihr auf den AB spricht. Eine Vertretung scheint es nicht zu geben. Das Problem in Hannover ist derzeit, dass sämtliche Ämter umstrukturiert werden, weil die Stadt und der Landkreis jetzt gemeinsam zur Region vereinigt werden und niemand mehr durchblickt, wer eigentlich wofür zuständig ist. Und als Hilfesuchender hängt man in der Luft und weiß überhaupt nicht, an wen man sich wenden muss.

Nicht nur meine Schwester hat Depressionen, meine Mutter hatte früher auch welche, mein Cousin hat sich 1985 erhängt, seine Mutter war deshalb monatelang in der Psychiatrie. Mein einer Onkel und dessen Sohn haben derzeit auch eine Depression und mein Sohn sowieso. Kriegt man dafür eigentlich Familienrabatt bei der Krankenkasse?

Ich habe vorhin mit meiner einen Kollegin telefoniert.Sie sagte, wenn unser Arbeitsgeber mich kündigen will, würden sie auf die Barrikaden gehen und sich für mich einsetzen. Das gibt mir wieder etwas Mut.

Ich bin so unendlich traurig und die Zukunft erscheint mir so ungewiß.

Mach es erst mal gut und sei tapfer, ich werde es auch tun

Liebe Grüße

Annette
Nichts im Leben ist hoffnungslos traurig; selbst eine Träne, die die Wange hinabrollt, kitzelt.
Thuja
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Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von Thuja »

Liebe Bruni!

Nun hat's mit den Smilies geklappt, gratuliere!
Gut, daß die Versicherungsmaklerin Verständnis hat, da kannst Du das doch in Ruhe angehen!
Daß Dein Sohn überraschend früh wiedergekommen ist, hat Deinen Zeitplan für Dich vermutlich ziemlich aus dem Konzept gebracht!
Einen Lebens-Sinn ... hm, hab' ich so direkt für mich auch nicht, schon lange nicht... Träume - da müßt' ich jetzt richtig suchen gehen, ob sich wo welche verstecken... (also für's Leben, nicht die nächtlichen Abenteuer, da gibt's genug!!), da können wir uns wohl die Hände reichen!
Heute hab' ich nicht gearbeitet, hab Do + Fr frei, bin dafür Sa wieder drin. Hatte heute erst den Termin bei meiner Ärztin, sie ist jetzt dann erst mal 3 Wochen in Urlaub, und später den Termin bei meiner Therapeutin (sie ist Gottseidank noch die nächsten 2 Wochen da und ich hab' da auch noch jeweils einen Termin), da waren wir vorsichtig wieder beim "Eingemachten", es schwirrt noch so viel im Kopf rum - Ängste, Alleingelassensein-Gefühle, unendliche Traurigkeit, mich am liebsten unsichtbar-machen-wollen...
Bin daher grad' nicht sehr denkfähig und wünsche Dir erst mal eine gute Nacht und einen schönen Tag morgen!

Liebe Grüße
Annette
bw
Beiträge: 20
Registriert: 14. Feb 2004, 18:07

Re: Psychiatrie= "Klapse", seelisch Kranke= "Irrsinnige"

Beitrag von bw »

Hallo Lucy,
danke für deinen Ratschlag. Nehme neben Remergil(Mirtazepam), Aponal(Doxepin) seit ca. Anfang des Jahres in steigender Dosis (jetzt 200 mg) elmendos(Lamotrigin) und bei Bedarf Tavor(Lorazepam). Seit einer kleinen Weile habe ich das Gefühl, daß elmendos gut für mich ist. Es passieren zwar noch Abstürze und Panikattaken, aber ich schaffe es im Moment viel schneller da wieder raus zu kommen. Bis auf ein bischen kaputt und zerschlagen, weil ich nicht viel schlafen konnte, fühle ich mich heute vertretbar. Hoffe nur daß mein Sohn heute nicht zuviel erwartet(von wegen Fußball spielen o.ä.).Ja obwohl ich schon relativ alt bin, habe ich das in guten Zeiten drauf mit auf den Sportplatz zu gehen und ein bischen mitzumischen. Seine Freunde finden es gut und schätzen mich meist jünger. Da freut man sich dann manchmal schon und es hilft ein bischen aufzumuntern, wenn ich mich ganz schön alt(körperlich und geistig)fühle.
Liebe Grüßefür dich
Bruni

Es steht uns frei
zu gehen, wohin wir wollen,
zu werden, was wir sind.
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