Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Merdian,

Es tut mir so leid, dass du dich gerade überfordert fühlst! Schade, dass sich das Gefühl auch auf die Therapie überträgt! Kannst du dir jetzt am Wochenende etwas Gutes tun?

Ich bin nach wie vor etwas überrollt von meiner Therapiestunde am Mittwoch und zähle die Tage bis zur nächsten Stunde. Meine Therapeutin hat ein paar sehr deutliche Aussagen getroffen letzte Woche und ich habe totale Schwierigkeiten damit, die Anspannung zu regulieren. Heute habe ich tatsächlich das erste mal gedacht, dass eine Klinik vielleicht eine gute Idee wäre. Ich hasse das alles so sehr gerade.

Ich bin wirklich wahnsinnig froh darüber, dass meine Therapeutin mich jeden Tag zweimal anruft, ich kann es kaum erwarten, bis sie sich heute meldet. Ohne würde es vielleicht gar nicht gehen.

Verrückte Zeiten.

Ich denke an euch!

Marleo.
Gartenkobold
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo ihr,
mich beschäftigt gerade auch weiter meine Therapie: Heute hat mir meine Therapeutin eine Mail geschrieben, in der sie mich gebeten hat, darüber nachzudenken, ob ich die Therapie bei ihr fortsetzen will, weil ich mich in den letzten drei Sitzungen kritisch über Aussagen und Ansätze von ihr geäußert hätte, Vertrauen aber die Grundlage jeder Therapie sei.
Dann war ich eben zum Erstgespräch bei einer Verhaltenstherapeutin, die auch Traumatherapie durchführt. 2017 war ich zweimal bei ihr, ich habe aber damals keinen Lebensfragebogen ausgefüllt, jedenfalls hatte sie keinen von mir. Sie hat gesagt, sie habe damals eine mittelgradige Depression und Verdacht auf Traumafolgestörung infolge eines Kindheitstraumas diagnostiziert. Im Laufe der Sitzung heute hat sie mir dann erklärt, wie eine Traumatherapie abläuft und dass diese auch den Kontaktabbruch zum Täter beinhaltet. Sie hat auch gesagt, dass die Therapie wahrscheinlich Jahre in Anspruch nehmen würde, was mich als Selbstzahlerin zusätzlich geschockt hat. Es klang plötzlich so, als wäre sie sich des Traumas definitiv sicher.
Ich stehe gerade ziemlich neben mir, frage mich aber schon, wie sie auf der Grundlage von ihren Notizen aus nur 2 Sitzungen so sicher sein kann, dass ich a) traumatisiert bin,
b) eine jahrelange Therapie brauche?
Bei der anderen Therapeutin war keine Rede von Trauma.
Ich bin gerade durch: 1. Woche zurück im Job, Bauarbeiten, wenig Schlaf, 2 Therapiestunden in einer Woche bei 2 Therapeutinnen plus die Mail - und das alles in einer Woche...
Ich wünsche uns allen, dass wir am Wochenende gut für uns sorgen und vielleicht auch ein bisschen gedanklich Abstand von der Therapie gewinnen können!
Alles Liebe für euch!
SonneundDunkenheit
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Phoenix,
ganz schön viel mit einmal.
Die Chemie zwischen dir und deiner bisherigen Therapeutin ist gerade ganz schön toxisch. Eigentlich passt es nicht (so wie du es beschrieben hast). Mich irritiert zutiefst, dass deine Therapeutin eine Mail schreibt zu einem doch so bedeutsamen Thema. Ihr muss doch klar sein, welche Verunsicherung (Ängste, Zweifel...) damit verbundenen sind....und das auch noch vor dem Wochenende.
Bei der neuen Therapeutin bin ich auch erstaunt. So schnell solche Aussagen zu treffen.....
Wenn es tatsächlich ein schweres Kindheitstrauma ist, dann dauert es wahrscheinlich wirklich lange, bis man dahin vordringen kann, wo es "wehtut". aber nach einer Stunde im Erstkontakt finde ich persönlich die Einschätzung ganz schön gewagt. Eine ambulante Traumatherapie solltest du dir gut überlegen. Das kostet enorm viel Kraft..?
Gut, dass du die erste Woche nach dem Urlaub geschafft hast. War bestimmt nicht einfach.
Ich hoffe,dass die Bauarbeiten am Wochenende ruhen und du besser schlafen kannst.
LG
Gartenkobold
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Ganz schön was los hier:)
und es scheint für viele von uns gerade eine schwierige Zeit.
@meridian
Du hast das Thema mit der Abgrenzung innerhalb der Familie ja auch gerade.
Wie gehst du denn damit um?
Ja - tatsächlich kämpfe ich gerade mit dem gleichen Thema. Du hast nur die Frage deines Therapeuten erwähnt, ob du es als Kränkung erlebst, wenn dein Sohn sich distanziert. Was kommt denn da für eine Antwort tief aus deinem Inneren?
Wenn ich es auf mich beziehe, lautet die Antwort (leider): Ja!
Ich bin natürlich wahnsinnig stolz, dass er selbständig ist und eine Freundin hat. Aber ich merke auch, dass ich mich "schützen muss". Hört sich verrückt an, aber für mich ist es (auch aus der Biografie heraus) "gefährlich", sich zu sehr auf andere Menschen einzulassen, zu viel Nähe zuzulassen. Wenn dann nur die geringste Abweisung kommt, bricht für mich eine Welt zusammen und ich ziehe mich total zurück. Und genau wie bei dir, ist Verdrängung dieser wuchtigen Gefühle meine bisherige Strategie.
Die Therapie sollte genau der Ort sein, wo wir diese Gefühle wohlproportioniert zulassen dürfen. Ich denke, dass mir die Therapiepausen auch deshalb so schwer fallen, weil es eben wie eine kleine Zurückweisung ist.
@marleo
Auch bei dir ist die Therapie wohl gerade dein Anker und es ist echt super von deiner Therapeutin, dass sie so nah an dir dran bleibt.
Bei mir geht es ab Montag wieder los. Gefühlt würde ich sagen, dass ich Wochen brauche bis ich alles erzählt habe was in der Pause los war. Es kann aber auch gut sein, dass ich kein Wort rausbekomme und mir die ganzen Vorkommnisse zu oberflächlich erscheinen. Es ist ja viel schwieriger (aber bedeutender) über das zu sprechen, was darunter liegt....

Passt alle gut auf euch auf.
LG
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

LIebe Iffy,

die Frage mit der Kränkung, auf die die Antwort wohl auch bei mir ja lautet.
Aber da komme ich eben in der Stunde gar nicht ran.
Da habe ich noch gedacht, was will der Therapeut von mir, es ist doch super, wenn mein Sohn sich so gut abgrenzen kann (was es ja auch ist).
Und dann bin ich schon wieder zu Hause, wenn die darunter liegenden Gefühle mit der ganzen Wucht hochkommen...
Deine Therapiepause hast du fast geschafft, ich freue mich für dich, dass es am Montag weitergeht

@alle: Passt gut auf euch auf. Ich versuche später noch auf andere Beiträge einzugehen.
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo SonneUndDunkelheit,
vielen Dank für deine Einschätzung,
ja, ich sehe es genau wie du: Dass meine Therapeutin eine solche Mail und auch noch vor dem Wochenende schreibt, finde ich höchst fragwürdig und verantwortungslos! Und die Aussagen der Verhaltenstherapeutin heute aufgrund zweier Gespräche vor 4 Jahren finde ich auch fragwürdig.
@Gartenkobold: Danke dir für all die Informationen und deine ermutigenden Worte! Sie ist Verhaltenstherapeutin, nimmt aber bei mir keine PTBS, sondern eine Traumafolgestörung infolge eines Bindungstraumas in der Kindheit an. Ich hatte und habe keine Symptome einer PTBS. Ich hatte auch nie Trigger mit entsprechenden Reaktionen, die sie mir heute einfach mal nahegelegt hat. Ich bin "nur" beziehungsängstlich. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie unbedingt ein Trauma diagnostizieren will. Auch in Bezug auf meine Erschöpfung meinte sie, dass müsse kein Symptom der Depression, sondern könne auch ein Symptom des Traumas sein. Mir geht ihre Diagnose einfach ein bisschen schnell.
Ich weiß gar nicht genau, wie man erkennt, ob jemand speziell in Traumatherapie aus- bzw. weitergebildet ist. In EMDR kann man sich doch relativ schnell ausbilden lassen, habe ich mal gehört.
Ach, ich bin gerade so therapiemüde nach all den Enttäuschungen...
Ich hoffe auch, dass die Handwerker jetzt Wochenende machen!;)
Ich wünsche uns allen ein erholsames Wochenende,
Viele Grüße!
Marleo84
Beiträge: 157
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Phoenix, das mit der E-Mail ist ja echt ein Ding... Ich finde das ziemlich unverantwortlich, bei einer Klientin, von der man weiß, dass sie unsicher in Beziehungen ist. Ich finde auch hier wieder, dass deine Therapeutin zu sehr bei sich ist, schlecht abgegrenzt. Mir würde die Frage durch den Kopf gehen, ob SIE nicht vielleicht diejenige ist, die die Therapie beenden möchte, weil sie die Auseinandersetzung nicht aushält.

Noch kurz zu dem Thema mit dem Trauma: da hat jeder Therapeut seinen eigenen Schwerpunkt. Manche legen einen starken Fokus auf die Aufarbeitung, andere glauben, dass eine Verankerung des Klienten im Hier und Jetzt besser sei.

Wichtig finde ich immer, dass die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens traumatisiert wurden. Wenn man sucht, dann findet man also und kann daraus ganz wunderbar Hypothesen und Therapien ableiten. Wenn es sich nicht nach deinem Thema anfühlt, dann lass lieber die Finger erstmal davon. Ich finde Traumaufbereitung wichtig, aber nur wenn es zum Prozess passt, nicht alle Klienten brauchen das.

Als ich meine Therapie angefangen habe, hatte ich das Thema Trauma überhaupt nicht auf dem Schirm für mich. Es hat sicher zehn Stunden gedauert, bis ich einen guten Zugang dazu gefunden habe. Ich hätte mich vorher nie als traumatisiert bezeichnet, aber meine Symptome sprechen Bände (und meine Geschichte auch, aber ich habe da tatsächlich nie drüber nachgedacht). Ich tue mich immer noch etwas schwer damit, mich als traumatisiert zu bezeichnen, tatsächlich.

Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass VT für dich schon passen könnte. Das mit dem Trauma musst du entscheiden, das hängt vielleicht auch davon ab, für wie suggestibel du dich hältst und wie gut du der Therapeutin deine Grenzen zeigen kannst. Traumatherapie ist auf jeden Fall kein Spaß. Ich mache das nur, weil die Symptome mittlerweile meinen Alltag ziemlich beeinflussen, ansonsten wäre das echt nicht nötig gewesen, das alles aufzumachen.

Liebe Grüße.
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

PS: ich habe übrigens definitiv nicht die Symptome einer PTBS. Man muss echt vorsichtig sein, finde ich bei dem Thema, da ist auch einiges Halbgares im Umlauf und man kann alle Probleme, die man im Hier und Jetzt hat auf irgendein Kindheitstrauma beziehen. Mir ist das manchmal zu kausal. Aber das ist jetzt auch ein bisschen eigene Meinung. Ich würde die Therapeutin da noch etwas mehr drauf festnageln. Kann sie nach ICD 10 irgendwas mit Trauma diagnostizieren, an welchen Lebensereignissen macht sie das fest? Wenn ptbs und kptbs rausfallen (und davon gehe ich aus), dann kann sie eigentlich auch nichts mehr mit Trauma diagnostizieren, sondern nur auf Symptomebene. Und das wären dann also Depressionen, Dissoziationen oder was auch immer.

Liebe Grüße!
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Marleo,
vielen Dank für deine Einschätzung und deine Erfahrungen!
Ihr bestärkt mich darin, nach der Sache mit der Mail, zumal vor dem Wochenende, die Therapie definitiv nicht fortzusetzen, da sie mir nicht gut tut. Die Therapeutin heute fand die Mail auch fragwürdig und hat mich dafür gelobt, Irritationen angesprochen zu haben. Sie sagte, nur so könne man konstruktiv weiterarbeiten.
Was die Traumathematik betrifft, bin ich natürlich Laie. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine PTBS habe, der Begriff fiel auch nicht heute im Erstgespräch, ich denke, wenn, habe ich eher ein Entwicklungs-/ Beziehungstrauma. Ich fand die Diagnose bzw. die Äußerung des Verdachts nur ziemlich vorschnell, ist ja auch starker Tobak, den man da erstmal verdauen muss.
So langsam beschleicht mich der Eindruck, dass es unter den TherapeutInnen auch viele schwarze Schafe gibt und man wirklich Glück haben oder lange suchen muss. Alles nicht so einfach und ich darf gar nicht an das investierte Geld denken, das aus dem Fenster geworfen ist, zumal es mir jetzt durch die erneute Enttäuschung fast schlechter als vorher geht. Ist ziemlich kontraproduktiv.
Dir und allen hier eine Zeit zum Sackenlassen und Verarbeiten!
Viele Grüße!
Gartenkobold
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:35, insgesamt 1-mal geändert.
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Gartenkobold,
vielen Dank!
Meinst du, dass Verhaltenstherapie grundsätzlich nicht zur Behandlung von Bindungstraumata geeignet ist oder nur der Begriff eher nicht von Verhaltenstherapeuten verwendet wird?
Was die Listen der KV betrifft: Ich bin privat versichert, daher habe ich so eine Liste noch nie gesehen. Findet man die online?
Vielen Dank nochmal und eine gute Nacht, ich muss den Tag jetzt erstmal sacken lassen und hoffe, ohne Baulärm aufzuwachen;)
Sul
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sul »

Hallo,
ich möchte wegen Psychotherapeuten mit oder ohne Kassenzulassung nur noch ergänzen, dass es sehr gut ausgebildete Psychotherapeuten gibt, die keine Kassenzulassung anstreben oder sie sogar zurückgegeben haben. Eine Kassenzulassung bedeutet einerseits ein sicheres Einkommen, aber andererseits auch Gängelei und Vorschriften durch die Kassenärztliche Vereinigung. In meiner Stadt gibt es einige sehr gute Psychotherapeuten, die nur noch eine Privatpraxis betreiben. Aber egal ob Kasse oder privat, die Suche bleibt mühselig.
Viele Grüße, Sul
Gartenkobold
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Phoenix,
ich wäre auch sehr skeptisch, wenn die Therapeutin direkt in den ersten Gesprächen ihre Vermutung äußert, dass es sich um ein Bindungstrauma handelt.
Selbst wenn das der Fall sein sollte bei dir, wäre es ganz wichtig, eine gute, stabile Beziehung zu der Therapeutin zu haben, bevor sie das anspricht.
Ich habe vor Jahren eine Therapie abgebrochen, weil die Therapeutin irgendwann ziemlich unvermittelt (aber nicht direkt in den ersten Stunden) sagte, sie hätte den Eindruck, ich sei traumatisiert.
Jetzt in der Therapie ging es erst mal um Stabilisierung und Vertrauen, also um Beziehungsaufbau, ehe der Therapeut das angesprochen hat und wir haben uns gemeinsam und vorsichtig dem Thema angenähert, obwohl ich überzeugt bin, dass er die Vermutung schon direkt am Anfang der Therapie hatte.
Um das alles aufzuarbeiten, ist für mich Tiefenpsychologie besser geeignet, aber ich denke auch, dass das sehr individuell ist. Mir war es wichtig, an die Ursachen meiner Probleme zu kommen,
den Umgang mit den Symptomen zu lernen (vereinfacht ausgedrückt) reicht mir nicht.
Was die Mail der anderen Therapeutin angeht:
Meiner Ansicht nach sollte so etwas im Gespräch geklärt werden, um dir auch die Möglichkeit zu geben, direkt darauf einzugehen.
Gerade wenn es sich um Beziehungsängste und fehlendes Vertrauen handelt, ist ihr Vorgehen
nicht in Ordnung.
Ich hoffe, du kannst trotz allem etwas zur Ruhe kommen am Wochenende (gut, dass wenigstens die Handwerker nicht arbeiten).
LG
Gartenkobold
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:31, insgesamt 1-mal geändert.
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Guten Morgen zusammen,
vielen Dank für all eure Beiträge!:)
Nach einer guten Nacht empfinde ich das Vorgehen der Therapeutin gestern immer noch als unseriös und vorschnell und mir ging es richtig schlecht danach. Ich war vollkommen überfordert und am Ende einer solchen Woche total erschöpft.
Was die Mail der anderen Therapeutin betrifft, so finde ich dieses Vorgehen ebenfalls völlig unangemessen und den Zeitpunkt vor dem Wochenende sowieso.
Ich werde jetzt erstmal versuchen, abzuschalten und habe entschieden, weder bei der einen noch bei der anderen Therapeutin weitere Termine zu machen.
Ob VT oder tiefenpsychologisch: Ich habe keine Ahnung, was besser für mich wäre. Mir fehlte aber bei der tiefenpsychologischen die Struktur und Transparenz sowie die Lösungsorientierung. Da ich gerade so viel aktuelle, auch praktische Probleme meistern muss und erstmal stabiler werden muss, suche ich vielleicht erstmal weiter nach einem VT-Platz.
Echt nicht so leicht - ich glaube, ich habe bald 20 TherapeutInnen kennengelernt und noch immer nicht die passende gefunden. Da ist es schwer, zuversichtlich zu bleiben.
Ich wünsche euch allen einen guten Tag!
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

@ Gartenkobold und Phoenix,

ich verstehe eure Position, was die Therapierichtung betrifft, vollkommen und vielleicht braucht es beides, den Zugang zu den Ursachen, das Verstehen, woher die Symptome kommen und dann lernen, wie man anders (besser) damit umgeht.
Für mich war und ist eben das Verstehen ganz wichtig. Das Trauma wird immer Auswirkungen auf best. Reaktionen und Verhaltensweisen haben, aber ich hoffe, dass es irgendwann zu meiner Vergangenheit gehört und mich im Alltag und in meinen Beziehungen nicht ständig beeinträchtigt.
Ohne einen kompetenten und zuverlässigen Therapeuten, dem ich vertrauen kann, würde ich das nicht schaffen, diese Beziehung ist vielleicht das Ausschlaggebende und viel wichtiger als
die Therapierichtung.
@Phoenix: Alles Gute für die weitere Suche, bitte zuversichtlich bleiben!

LG
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Vielen Dank für die aufmunternden Worte, Meridian! Mein Leben gleicht zurzeit dem BER vor der Fertigstellung und ständig ergeben sich durch äußere, nicht beeinflussbare Umstände neue Baustellen. Ich werde mich bemühen, die Hoffnung auf die richtige Therapeutin nicht aufzugeben.
Viele Grüße!
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo zusammen,

Ich glaube, in welcher Therapierichtung man sich am wohlsten fühlt ist tatsächlich super individuell. Studien haben übrigens belegt, dass die Therapierichtung relativ wurscht ist, am Ende zählt für den Erfolg am Meisten die Beziehung zwischen Therapeuten und Klienten. Mit Ausnahme der PA, die lassen sich ja nicht so gerne evaluieren.

Ich glaube, für die Bewältigung von Alltagsproblemen, wenn das die Hauptbelastung ist, wäre ich immer noch bei VT. Ob und wie die Traumataaufarbeitung gut integrieren können, weiß ich allerdings auch nicht. Ansonsten ginge es mir wie Gartenkobold, die Symptome sind aktuell zu stark für tPT, an PA glaube ich nicht. Deshalb bin ich auch bei tPT immer schon etwas skeptisch. Wäre aber im Grunde schon aufgeschlossen dafür. Aber Traumabearbeitung ist bei mir zum Beispiel gerade gar nicht möglich. Ich habe mit meiner Therapeutin gar nicht darüber gesprochen, wie man mein Trauma nennen würde, ob Bindungstrauma oder Entwicklungstraume. Ich fürchte, ich habe da eher mehrere eingesammelt.

PTBS gehört übrigens zu den am meisten fehldiagnostiziertesten Erkrankungen (falsch positiv). Um das ganze Thema Trauma ist irgendwie gerade ein richtiger Trend ausgebrochen.

Ich möchte hier auch nochmal die systemische Therapie ins Spiel bringen. Die folgen nicht so sehr einem festen Schema wie VT, sind aber viel lösungsorientierter als tPT und flexibel genug für zum Beispiel Traumabearbeitung. Da sie mehrgenerational arbeiten, haben sie sowieso immer auch die Herkunftsfamilie im Blick. Und biologische Faktoren. Gibt es jetzt auch mit Kassenzulassung, das wissen nur nicht viele :)

Mir gehts so lala. Ich bin wahnsinnig erschöpft und habe immer wieder Probleme mit hoher Anspannung und Dissoziationen. Ich hätte große Lust, Urlaub zu machen, so ganz alleine :)

Liebe Grüße an alle!
Sonnenschein34
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Registriert: 31. Dez 2018, 18:42

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo zusammen,

bezüglich Traumabearbeitung und VT kann ich vielleicht etwas beitragen. Mache das zur Zeit mit meiner Therapeutin.

Ich schreibe einfach mal, wie es abläuft...

Zuerst ging es natürlich um die Stabilisierung. Wir haben dann mit EMDR angefangen (auch nicht direkt mit dem Trauma, sondern andere belastende Situationen zum üben und testen, ob EMDR mir hilft).

Später haben wir dann "Abschnitte" des Traumas gebildet, die wir aktuell wieder mit EMDR bearbeiten.

Ich muss sagen, dass ich auch schon Verbesserungen spüre. EMDR ist ja evtl nicht für jeden passend. Aber wie hier schon von anderen geschrieben wurde, ich denke auch, dass eine vertrauensvolle Beziehung auf gleicher Augenhöhe (egal welche Therapierichtung), das wichtigste ist.

LG
Sonnenschein
Zuletzt geändert von Sonnenschein34 am 31. Aug 2021, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.
iffy04
Beiträge: 430
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Hallo,
ich will doch kurz von meiner heutigen Stunde berichten. Ich hatte ja fast 5 Wochen nach der Pause auf den Termin gewartet und jetzt? Keine Ahnung, hab halt in groben Zügen erzählt was so los war und natürlich war das Hauptthema Ablösung, Loslassen.
Und - wen wundert‘s - hat der Therapeut mir Parallelen zu meinem „missglückten“ Abnablungsprozess von meinen Eltern aufgezeigt (als ob ich da nicht auch schon dran gedacht hätte). Klar, waren bei mir Sachen passiert, die mit der heutigen Situation nicht zu vergleichen sind, aber ich denke der Schmerz ist ähnlich. Ich hab wohl den „Fehler“ gemacht, meinen Sohn zum Mittelpunkt meines Lebens zu machen, ihn über mich und meine Bedürfnisse zu stellen. Jetzt heißt es loszulassen, das weiß ich ja. Und ich merke, wie ich mich von ihm distanziere, eher abweisend und verletzt reagiere (und das kotzt mich an mir echt an); aus Schutz vor Zurückweisung, ziehe ich mich lieber vorher selbst zurück :?
Ach mann, total doof gerade….
Ich überlege mir dann: Du brauchst einen anderen Fokus, einen anderen Lebensmittelpunkt, was Neues - keine Ahnung was; kann eine Ablenkung über den Schmerz hinweghelfen?
Nachdenkliche Grüße
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo iffy,

ich würde dir gerne mehr dazu schreiben können, aber ich stecke wohl selbst noch zu sehr in einem ähnlichen Prozess zur Zeit. Ich glaube, das Thema ist mir zu nah, ich bin immer noch dabei, die entsprechenden Gefühle zu sortieren und daher kann ich nicht wirklich viel hilfreiches beitragen gerade.
Ablenkung funktioniert wohl nur bedingt, ich denke, es geht kein Weg daran vorbei, die Gefühle zuzulassen und wie du mir mal geschrieben hast: Die Therapie ist der richtige Ort dafür.
Mir ist aber auch eingefallen, dass du erwähnt hast, dass du dich beruflich gerade neu orientierst
und dein Abschluss demnächst ansteht und ich kann mir vorstellen, dass es dir eventuell schon hilft, den Fokus auf eine andere Aufgabe, auf eine neue Herausforderung legen zu können.
Gib dir einfach Zeit, der Prozess des Loslassens ist schmerzhaft und wenn du verletzt reagierst, dann hat das doch aus deiner Geschichte heraus einen Grund.
Und es wird nicht so bleiben, du bist dabei, das aufzuarbeiten, also wird sich auch etwas verändern und zwar sowohl die Beziehung zu deinem Sohn als auch die zu dir selbst.

LG, Meridian
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Phönix,

ich finde Deine Therapeutin sehr unprofessionell!
Meiner Therapeutin ist es wichtig, daß ich alles in der Beziehung zu ihr anspreche.
Sie hat von Anfang an gesagt, daß es auch in einer Therapiebeziehung mal schwierig werden kann und nur darüber reden, wenn ich mich falsch verstanden, behandelt, ... fühle helfen kann.
Ich habe ihr mal gesagt habe, daß eine Sache / Übung aus der vorherigen Stunde überhaupt nichts für mich war. Und sie konnte gut damit umgehen.

Ich wünsche Dir eine sehr viel bessere Therapeutin!

Alles Gute,
Suchende
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