Nun ist es offiziell

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Stipsi
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Nun ist es offiziell

Beitrag von Stipsi »

Nachdem ich sehr lange hin und her überlegt habe, habe ich mich dazu entschlossen eine Psyschotherapeutische Sprechstunde aufzusuchen. Einen Temrin gab es auch ganz schnell über die 116117.

Heute war ich dort zum Gespräch und bekam nun eine offizielle Diagnose (bisher hing das Wort "Depression" immer im Raum, nachdem die Hausärztin das zwar mal gesagt hat, es aber nie von einem Fachmann oder einer Fachfrau abgeklärt wurde.
Bei mir ist es laut der Psychologin bei der ich heute war eine Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode. Mittelgradig auch nur deshalb, weil ich noch arbeiten gehe.

Uff... Das hat gesessen.

Generell merke ich, dass ich jetzt, da das Antidepressivum abgesetzt ist, wieder mehr in Gedankenkreisel versinke, ich bin wohl auch wieder mürrischer und maulischer etc.

Mir wurde empfohlen zunächst einen Psychiater aufzusuchen und eine psychotherapie wäre bei mir wohl auch sinnvoll Da soll ich mich nun entscheiden, welches Verfahren ich machen möchte. Um ehlich zu sein, sagt mir das fast alles irgendwie zu aber irgendwie auch nicht. Ich werde hier zu mal im Bereich Psychotherapie lesen, ob ich da etwas zu finde.

Mein Plan ist nun erst einmal einen Psychiater zu suchen. Da das sicher eine Zeit lang dauert, werde ich morgen früh gleich mal zur Hausärztin fahren und gucken, dass ich wieder ein Antidepressivum bekommen kann. In dem halben Jahr, in dem ich das Medikament genommen habe, ging es mir doch etwas besser.

Nun noch dazu warum ich hier schreibe:
Es wäre super wenn ich Erfahrungen zu folgendem bekomme:

Die Psychologin meinte, ich soll erst einmal keinen Sport machen. Ich wäre zu kraftlos und soll mich daher nicht verausgaben. Lieber soll ich achtsam spazieren gehen.
Hat hier jemand Erfahrungen? Ich hatte mich so gefreut wieder Sport machen zu können, will aber natürlich auch was die Psysche angeht nichts schlimmer machen.
Für so Achtsamkeitsspaziergänge - Macht das hier jamand und kann mir villeicht von Erfahrungen berichten?

Dann hatte ich das Gefühl, dass die Psychologin, wenn sie es denn könnte/dürfe, mich am liebsten sofort wieder krank geschrieben hätte.
Grundsätzlich ist es aber so, dass ich im Moment wirklich blöde Aufgaben mache, bald aber wieder Tätigkeiten sessionsbedingt anfallen, die zwar stressig sind, mir aber richtig viel Spaß machen und der Grund sind, warum ich in meinem Beruf arbeite.
Alles was Spaß macht und mir gut tut, ist angeblich erlaubt. Nun bin ich ein wenig im Zwiespalt was die Krankschreibung angeht. Die Psychologin meinte, dass ich bisher viel zu kurz krank geschrieben war (wobei ich die 5 Wochen schon lang fand, denn ich war noch nie vorher so lange krank geschrieben).

Wenn jemand Erfahrungen, Meinungen etc hat, würde ich mich freuen darüber zu lesen.
Soli
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Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Soli »

Willkommen Stipsi :hello:

Ich hab erst mal 2 Fragen (wenn du sie beantworten möchtest): Warum wurde das Antidepressivum denn abgesetzt? Und wieso sollst du dich zwischen Psychotherapie und Psychiater entscheiden? In Kombination ist die Wirkung eigentlich effektiver. Oder meinst du das Therapieverfahren (Verhaltenstherapie/Tiefenpsychologisch)?

Zu den Achtsamkeitsspaziergängen kann ich sagen, dass sie mir sehr gut geholfen haben, eine Pause vom Grübeln zu bekommen. Man kann da verschiedene Ansätze verfolgen. Ich hab mir einmal Autos angeschaut: Marke, Modell, Farbe. Dann habe ich den Untergrund (Gras, Kies, Kopfsteinpflaster) bewusst wahrgenommen (Wie fühlt es sich an?) und auf Geräusche geachtet.

Wenn dir die Arbeit Spaß macht, mach sie weiter. Durch die Arbeit bekommst du ja auch etwas Struktur, die in einer Depression sehr wichtig ist. Wenn du aber merkst, dass dir der Stress zusetzt, solltest du dir eine Auszeit gönnen. Denn der Ausfall wird umso länger, je hartnäckiger die Depression ist.

Ich wünsche dir von Herzen gute Besserung :)
Stipsi
Beiträge: 21
Registriert: 13. Jun 2021, 15:07

Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Stipsi »

Hallo Soli,

danke für die Antwort.

Das Antidepressiva hatte ich von meiner Hausärztin bekommen. Sie meinte, ich soll nun in den hellen Monaten veruschen ohne auszukommen, da die Jahreszeit wohl Stimmungsaufhellend ist (sie hatte mich nie irgendwohin überwiesen und hatte bisher alles selbst gemacht). Allerdings sagte sie auch, dass wenn ich merke, dass ich es brauche ich zurück kommen soll.

Mit dem Entscheiden: Sorry, da hab ich mich wohl blöd ausgedrückt. Ich meinte das Entscheiden zwischen den Therapieverfahren. Es wurde mir empfohlen, dass ich sowohl zum Psychater gehe als auch eine Psychotherapie beginnen soll. Aber mir wurde ein Zettel mitgegeben, auf dem vier verschiedene Therapieverfahren stehen und ich muss ich für einen entscheiden.

Danke für den Bericht zum Achtsamkeitsspaziergang. Das klingt für mich erst einmal nach eine riesen erausforderung.... Mich wirklich auf die Umgebung zu konzentrieren und nicht auf die Gedanken in meinem Kopf. Ich möchte das aber unbedingt mal ausprobieren.
Suchende2
Beiträge: 1258
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Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Stipsi,

herzlich willkommen.
Am Anfang (ich war aufgrund einer OP und der Depression für Sport nicht in der Lage) bin ich spazieren gegangen. Achtsam ging nicht, aber ich habe folgende Erfahrung für mich gemacht.
Die ersten ca. 3 Km wurde das Gedankenkarusell schneller, dann kam für ca. 1 1/2 Km eine "neutrale" Phase und die letzten ca. 1 1/2 Km war das Gedankenkarusell gestoppt.

Welche Art von Therapie für Dich die richtige ist, kannst nur Du entscheiden. Ich hatte das Glück, daß ich dieses in einem Erstgespräch erarbeiten konnte. Leider konnte ich bei dieser Therapeutin nicht bleiben, aber sie und ich waren am Ende des Gesprächs derselben Meinung, das tiefenpsychologisch für mich der richtige Weg ist. Vielleicht hast Du auch die Möglichkeit, daß mit dem Psychiater oder nochmals mit der Therapeutin zu besprechen.

Meine Therapeutin hat mir geraten, Sport zu machen.
Ich mache Sport ab 50, bin aber noch lange keine 50. Meine Therapeutin meinte, das ist so gut, da die jüngeren für mich zur Zeit zu dynamisch wären. :-)
Beim oder nach dem Sport kommt es bei mir nicht zur Endorphinausschüttung. Das liegt laut meiner Therapeutin daran, daß ich mich zu sehr anstrenge und übertreibe (was ich nicht mache) oder, was wahrscheinlicher ist, daß ich einfach noch zu tief in der Depression drin bin.

Alles Gute,
Suchende
Lavendel64
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Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,

aaalso ... lass die Diagnose erst einmal ein paar Tage auf Dich wirken (die Termine kannst du ja trotzdem machen). Du hast endlich Gewißheit, aber leider geht es nicht so wie beim Armbruch (OP und alles ist wieder gut).

Es kann dir niemand raten, was du machen sollst, für Depressionen gibt es keine allgemein gültige Gebrauchsanweisungen. Mir war die Arbeit immer hilfreich, ich fühlte mich wohl und konnte auch "durchhalten" - bis zu dem Tag, wo das Gedankenkarrussell mich auch dort erreichte und ich merkte, dass die Belastung zu hoch ist. Das Ergebnis war die Krankschreibung (über viele Wochen). Blöderweise wollte ich nach 2 Wochen Erholung wieder arbeiten (es zog mich förmlich dorthin), glücklicherweise riet man mir ab - ich wäre vermutlich in eine Spirale geraten.
Für mich war das Schwerste, die Ruhe und das Nichtstun zu ertragen. Ohne mich schuldig oder unnütz zu fühlen. Inzwischen kann ich das, falle aber immer mal weider in die alten Muster zurück.

Mit dem Sport ist es ähnlich ... er kann eine Stütze sein, muss aber nicht. Du kannst dich auch verausgaben - mir Hilfe der Therapeuten wirst du lernen, deine Kräfte einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Wenn du unruhig bist, mach einen Spaziergang ... aber halte inne, spüre den Wind, die Wärme, achte auf die Geräusche und Düfte um Dich herum. Das ist total spannend und gibt dir einen neues Lebensgefühl.

Ich wünsche Dir eine gute Besserung und viele neue Erfahrungen.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Hörnchen2020
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Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Hörnchen2020 »

Hallo, ich bin am Anfang, als ich noch sehr erschöpft war, immer den gleichen Weg gegangen (alles andere war mir zu anstrengend, weil ich immer wieder Entscheidungen treffen musste, wo ich lang gehe). Nach ein paar Tagen ist mir aufgefallen, wie sich etwas verändert hat, dass neue Blumen blühen, dass ein Zaun frisch gestrichen ist, dass eine Hecke gestutzt ist. Mit einem Mal habe ich auch immer wieder Neues entdeckt. Dann bin ich zum Walken übergegangen, mal mit und mal ohne Stöcke. Nach einiger Zeit wurde ich immer schneller und habe jetzt wieder mit dem Joggen angefangen. Es dauert, aber ich merke, dass mir Bewegung gut tut. Überfordere dich aber nicht. Lass dir Zeit. Ich weiß ja nicht, welchen Sport du gemacht hast, aber leichte Bewegung ist auf jeden Fall gut.
Hörnchen2020
Beiträge: 34
Registriert: 29. Nov 2020, 21:03

Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Hörnchen2020 »

Hallo nochmal, mir ist gerade noch eingefallen, dass dein Hausarzt gesagt hat, im Sommer braucht man weniger Medikamente. Das gibt es zwar wirklich, ist aber nicht bei jedem so. Bei mir fing die Depression im Mai an und ab November ging es mir wieder langsam besser. Das war im vergangenen Jahr. In diesem Jahr hatte ich im Mai und Juni wieder ein Tief, das aber nicht so schlimm war.
Alles Gute für dich!
Stipsi
Beiträge: 21
Registriert: 13. Jun 2021, 15:07

Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Stipsi »

Danke euch allen für die lieben Worte.

Ich habe nun für mich den Entschluss gefasst, dass ich auf jeden Fall die Citalopram wieder nehmen möchte oder irgendein Antidepressiva.
Ich habe über die 116117 einen Termin bei einem Psychiater am 31 August bekommen. Den sollte ich bestätigen nur läuft da eine Bandansage, dass der Urlaub hat bis heute und man sich an die Vertretung wenden soll. Ich rufe also am Montag da nochmal an.
Ansonsten habe ich selber noch einen Termin vereinbart für den 3. September in einem Zentrum, in dem Psychiater und Psychologen arbeiten. Die haben zwei Standorte und ich konnte nur einen Termin für den Standort, der weiter von mir weg ist bekommen. Wenn ich den Termin bei dem anderen also am Montag bestätigen kann, dann sage ich den weiter weg wieder ab. Die Psychologen dort behandeln nämlich nur Privatpatienten und Selbstzahler und somit wäre der Vorteil "Alles in einem Haus" für mich eh schon wieder irrelavant.
Da mir das aber zu lange dauert, um wieder mit den Tabletten anzufnagen, war ich heute noch einmal beim Hausarzt. Die Ärtzin, bei der ich zuletzt immer war, war nicht da und so konnte ich endlich nochmal zu "meinem" Hausarzt gehen, bei dem ich mir auch direkt besser verstanden gefühlt habe. Er hat gut eine halbe Stunde mit mir gesprochen und mir auch die Tabletten wieder verschrieben. Sollte ich weiter Schlafprobleme haben, soll ich nochmal rein kommen und wir gucken wegen einem anderen Medikament.

Für den 30 September habe ich auch schon einen Termin für ein Erstgespräch bei einem psychiatrischen Psychotherapeuten. Der ist auf Psychoanalytik spezialisiert. Bei einem psychologischen Psychotherapeuten stehe ich auf der Warteliste für ein Erstgespräch. Dieser bietet Verhaltenstherapie an. Ich hoffe, durch diese Gespräche in diese Richtung schon einmal etwas Klarheit für mich zu bekommen.

Arbeiten gehe ich weiter und ich hoffe, dass ich das auch noch durchhalte. Aktuell schwankt es bei mir recht häufig zwischen: Ja, das passt, das schaffe ich und oh gott, am liebesten würde ich sofort für das nächste halbe Jahr eine AU haben... Ich hoffe, dass sich das nun auch mit den Medikamenten wieder stabilisiert.

Nochmal Danke für eure lieben Berichte, wie es bei euch war.
Soli
Beiträge: 5
Registriert: 9. Jul 2021, 13:39

Re: Nun ist es offiziell

Beitrag von Soli »

Stipsi hat geschrieben:Aber mir wurde ein Zettel mitgegeben, auf dem vier verschiedene Therapieverfahren stehen und ich muss ich für einen entscheiden.
Welche Therapieverfahren stehen denn da drauf? Ich würd einfach probieren. Wechseln kannst du ja sicher immer noch :)
Stipsi hat geschrieben:Danke für den Bericht zum Achtsamkeitsspaziergang. Das klingt für mich erst einmal nach eine riesen erausforderung.... Mich wirklich auf die Umgebung zu konzentrieren und nicht auf die Gedanken in meinem Kopf. Ich möchte das aber unbedingt mal ausprobieren.
Ist es auch und gelingt auch nicht immer. Aber je öfter man es macht, desto mehr wird es zur Routine.
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