Wann wirkt Escitalopram? Alternatives Antidepressivum?

[Fehlfarben]

Hallo zusammen,
Ich schreibe kurz was zu mir und meiner Depression.
Ich habe 2013 zum ersten Mal die Diagnose Depression bekommen.
War lange in einer Tagesklinik und habe 10mg Escitalopram eingenommen.
Dann nach einigen Monaten abgesetzt, in 2018 wieder eingenommen und dann wieder ausgeschlichen.
Nun nehme ich seit drei Wochen wieder Escitalopram ein, die erste Woche 5 mg, seitdem 10 mg.
Leider merke ich bisher keine Verbesserung.
Ich versuche mein Empfinden mal zu beschreiben: ich bin innerlich unruhig, komme einfach nicht zur Ruhe. Morgens aufstehen fällt mir schwer. Meine Energie ist irgendwie gebremst, ich fühle mich nicht leistungsfähig. Viele Dinge/ Erledigungen strengen mich an.

Mein Schlaf ist seit Einnahme etwas besser geworden, allerdings schaffe ich es weiterhin nicht früher ins Bett zu gehen als zwischen 1 und 2 Uhr.
Ich fühle mich trauriger als vor der Einnahme.
Au#erdem habe ich sehr häufig Kopfschmerzen.
Auch mehr als vor der Einnahme.
Ich habe das Gefühl (ohne das ich das näher beschreiben kann), dass hinter allem auch ein diffuses Angstgefühl steckt, was vielleicht sogar ursächlich für die Unruhe ist.

Ich habe mit meiner Hausärztin besprochen, dass ich mich nach Ostern wieder bei ihr melde und dann ggf. eine Überweisung zum Psychiater bekomme um ein anderes Antidepressiva zu versuchen.

Vorher möchte ich aber gerne eure Meinung und eure Erfahrungen hören.
Speziell zur Wirkung von Escitalopram und evtl. auch Alternativen, wenn ihr ähnliche Erfahrungen habt. Und natürlich auch sonst gerne eure Tipps, Erfahrungen, Umgang mit vielleicht ähnlichen Gefühlen und Zuständen.
Ich freue mich auf eure Antworten und einen Austausch.

[Gartenkobold]

Hallo Fehlfarben,

bei mir hat Venlafaxin besser gewirkt als Escitalopram, weil es Ängste und damit die Unruhe bei mir reduziert hat.
Jeder reagiert aber anders auf ein Antidepressivum, meistens hilft ausprobieren. Meine Psychiaterin hat auch mir Escitalopram angefangen (weil laut der Leitlinie mit einem SSRI begonnen werden soll).

Hoffentlich findest Du ein passendes AD.

LG Gartenkobold

[Fehlfarben]

Ich bin jetzt in der 6. Woche der Einnahme von Escitalopram, davon jetzt 4 Wochen mit 10 mg und seit Freitag auf 15 mg gesteigert.
So hatte ich es mit dem Arzt aus der Tagesklinik, in der ich vor 7 Jahren war, telefonisch besprochen.
Ich fühle mich weiterhin morgends müde, oft mit gleichzeitiger innerer Unruhe. Auch habe ich sehr regelmäßig leichte bis mittlere Kopfschmerzen hinter der Stirn.
Ich habe immer wieder Mühe mich zu konzentrieren. Es ist ein bisschen so, als ob man kurz vorm Einschlafen ist, der Kopf irgendwie in Watte gehüllt.

Ich frage jetzt nochmal nach euren Erfahrungen.
Kann das so lange dauern bis eine positive Wirkung einsetzt?
Kann die Steigerung auf 15 mg oder dann ggf. auf die Höchstdosis von 20 mg noch helfen?

Ich habe erst am 11.5. einen Termin beim Psychiater bekommen.
Soll ich bis dahin einfach Escitalopram weiter einnehmen.
Ich meine, letztendlich kommt es ja leider nur auf den Versuch an, welches Medikament am besten wirkt und erträgliche Nebenwirkungen hat, oder?

Aber vielleicht gibt es hier schon Menschen mit ähnlichen Erfahrungen mit Escitalopram.
Hat es bei euch erst spät gewirkt?
Oder gar nicht?
Zu welchem Antidepressiva seid ihr gewechselt?

[Sul]

Hallo Fehlfarben,
jeder reagiert anders auf ein Antidepressivum. Da hilft leider nur Ausprobieren. Bei mir hat eine positive Wirkung bei Escitopram nach ca 3 - 4 Wochen eingesetzt. Aber da ich sehr starken Tinnitus davon bekam, setzte ich dieses SSRI wieder ab. Ich nehme nun Elontril, das sehr antriebssteigernd wirkt. Ich leide aber nicht an Ängsten. Da eignen sich wohl andere Antidepressiva besser.
Ein Psychiater ist dafür ein geeigneter Ansprechpartner, auch wenn die Warterei auf den Termin nervt und ans Eingemachte geht.
Viele Grüße, Sul

[Gartenkobold]

Hallo Fehlfarben,

ich konnte dann von 10 mg Escitalopram auf 75 mg Venlafaxin wechseln, ich musste das Venlafaxin nicht noch einmal Einschleichen und habe es dann nur noch gesteigert. Auch wenn Escitalopram jetzt nicht Dein Medikament ist, war die Medikamenteneinnahme nicht umsonst. Aber Dein Psychiater kann Dich da besser beraten, ob Du überhaupt umstellst, worauf und hat auch Umrechnungstabellen, wie viel mg des einen Ad wie viel mg eines anderen Ad entsprechen.

LG Gartenkobold

[Fehlfarben]

Verdammt, ich bin mittlerweile entnervt und frustriert, was die Antidepressiva angeht.
Ich nehme jetzt zusätzlich zu den 5 mg Escitalopram noch Mirtazapin.
Ich habe - immer in Absprache mit der Psychiaterin - mit 5mg Escitalopram morgends und 7,5 mg Mirtazapin abends begonnen.
Diese kleinen Dosierungen, weil ich bei 15 mg Escitalopram mehr Ängste bekommen habe und allgemein sehr empfindlich auf Tabletten reagiere.
Mein Schlaf wurde eher schlechter als besser.
Dann auf 15 mg Mirtazapin gesteigert, wenn das den Schlaf nach 5 Tagen nicht verbessert 30 mg Mirtazapin.
Was soll ich sagen: Mein Schlaf war weiterhin meistens eine Katastrophe.
Noch schlechter als vor Einnahme der Antidepressiva!!
Gestern dann auf 30 mg gesteigert.
Ich bin diverse Male aufgewacht, aber dann wenigstens wieder eingeschlafen.
So weit, so gut.
ABER: ich kam dann erst um 10. 30 Uhr aus dem Bett und habe einen Kopf wie Pudding. Total seltsames Gefühl, ein bisschen wie verkatert und gleichzeitig leicht angetrunken.
Ätzend.

Kann sich das nach ein paar Tagen bessern?
Denn so geht das gar nicht, ich fühle mich wie ein Zombie.
Das bin doch nicht ich....

[Fehlfarben]

Mmh, schade, keinerlei Antwort auf meinen letzten Post.
Ich versuche es nochmal.
In Absprache mit der Psychiaterin seit 17 Tagen umgestiegen auf Agomelatin.
Mein Schlaf bleibt eine Katastrophe.
Selten, dass ich mal zwei Stunden im Stück schlafe.
Es ist mittlerweile absolut entnervend.

Gestern dann Dosiserhöhung von 25 auf 50 mg.
Und noch wacher als die anderen Nächte.
Das kann es doch nicht sein.
Anscheinend wirkt es nicht schlaffördernd, sondern mit Schlaflosigkeit.

Wer hat Erfahrungen mit Agomelatin??

[Gartenkobold]

Hallo Fehlfarben,

Dein Problem scheint sehr komplex zu sein. Richtig weiterhelfen wird Dir dieser Beitrag auch nicht, fürchte ich...
Ich habe auch starke Schlafprobleme, seit vier Jahren schon, wache alle 2 h auf und bin am Morgen gerädert.
Ich nehme Valdoxan (50 mg), mir hilft es beim Einschlafen und ich kann ca. 3 durchschlafen. Eigentlich ist Mirtazapin die Steigerung von Valdoxan, und wenn Mirtazapin schon nicht wirkt...
Ich wollte Mirtazapin nicht, da es einen Überhang (morgens noch müde und matschig sein) haben kann. Man könnte da noch mit dem Einnahme-Zeitpunkt spielen, so die Theorie. Die weitere Steigerung wäre ein Neuroleptikum. Im Forum gibt es viele Berichte dazu. Ich habe diese Medikamente auf Grund der NW (Gewichtszunahme...) für mich ausgeschlossen. Nur Du kannst entscheiden, ob Neuroleptika für Dich in Frage kommen. Käme auf den Versuch an.
Es gibt auch andere sedierende Tricyclische Antidepressiva (wie Mirtazapin), vielleicht hilft Dir ein anderes TCA besser? Das wäre eine Frage, die Du Deinem Psychiater stellen könntest. Mir hilft am besten regelmäßiger Ausdauersport (Laufen) mit wirklich anstrengender Intensität (wenn ich fühle, ich habe was gemacht) und Frequenz (3x die Woche). Durch meine Allergie gegen ADs und das Schwitzen, das beim Laufen verstärkt ist, kann ich momentan keinen Laufsport machen. Radfahrern und Schwimmen ist meine Alternative. Hat bisher nicht den gleichen Effekt wie Laufen. Mir hat Sport bei Schlafproblemen besser geholfen als jedes Medikament.

Gute Besserung!
LG Gartenkobold

[lost of horizont]

Nun ich hatte valdoxan schon mal gehabt. War sehr enttäuschend gewesen. Keinerlei Wirkung. Hatte eig so gut wie fast alle ad durch, auch neuroleptika. Der Schlaf war genau so schlecht wie mit ohne den medis. Erst als ich venlafaxin bekommen hab, verschwanden die Schlafstörung. Werde früh wach, bin sehr aktiv bis früh Abend und so erschöpft vor Müdigkeit. Schlafe dann problemlos seitdem ein und durch.

[Gartenkobold]

Venlafaxin hat bei mir nicht diese Wirkung, auch nicht in Kombination mit Tianeurax und ich nehme es schon 21/2 Jahre. Die Wirkung von ADs ist halt sehr individuell.
Da hilft nur Ausprobieren...

[buggybeast]

Auch ich habe meine Erfahrungen mit "nur" Citalopram gehabt, was mir überhaupt nicht geholfen hat. Seit ca. einem halben Jahr nehme ich Venlafaxin, und das war der absolute Durchbruch für mich. Ich übertreibe nicht, und natürlich ist es, wie Gartenkobold mehr als einmal erwähnt hat, individuell, aber es ist meiner Meinung einen Versuch wert. Das blöde an Venlafaxin ist, dass es ganz ganz vorsichtig wieder ausgeschlichen werden muss. Und ich kann da von Erfahrung sprechen. Bin von 75mg auf 150mg gegangen, und ganz ehrlich, mein Leben hatte endlich wieder einen Sinn. Vor ca. 3 Wochen bin ich zurück auf 75mg und just die letzte Woche musste ich mich krank schreiben lassen und war bei meinem Neurologen. Seitdem wieder erhöht, aber nur auf 75% (ca. 110mg). Das geht wieder besser bei mir.
Also man braucht einen wirklich guten Arzt (auf keinen Fall einfach nur der Hausarzt) und dann kann ich Dir, Fehlfarben, das einfach mal nur empfehlen zu probieren, besonders wegen Deiner geschilderten Probleme mit dem Schlaf.
Versuch das Beste draus zu machen, ich wünsche Dir viel viel Erfolg
LG

[Bonsai_94]

Hallo Fehlfarben,

Depressionen werden häufig durch Ängste ausgelöst bzw. begleitet, weswegen deine Beschreibung eines "diffusen Angstgefühles" sich schon sehr zutreffend anhört. Die innere Unruhe gehört ebenfalls dazu.

Ich nehme mittlerweile seit über einem Jahr 10mg Escitalopram täglich, und merke schon, dass es mir langfristig hilft. Soweit ich mich zurückerinnern kann, hatte es auch so ca. 1 Monat gedauert, bis die Wirkung vollständig eingesetzt hat. So weit ich weiß ist es bei Escitalopram üblich, dass die innere Unruhe zunächst zunimmt, da bei vielen zuerst nur der körperliche Antrieb zurück kommt, bevor "der Kopf nachzieht". Das würde vllt. deine unruhigen Nächte erklären.

Wirklich qualifiziert weiterhelfen kann dir denke ich jedoch nur dein Arzt. Aber es hört sich vllt. so an, dass du dem Medikament nicht genug Zeit gibst.

LG

[Marco15487]

Ich habe erst Citalopram 20 mg ca 9 J. genommen, mit der Zeit hat mein Körper eine Toleranz entwickelt, weswegen die Wirkung nachließ. Ich bin dann zu Escitalopram und hab anfangs 10mg eingenommen, da das so ungefähr den 20mg Citalopram entsprach laut Arzt.

Mit der Dosis kam ich nicht aus, die Wirkung war zu flach, weswegen ich von selbst auf 20 hoch bin. Erst da hat sich die volle Wirkung entfaltet. Die 20 mg nehme ich bis heute, überlege aber zu wechseln, da sich das Medikament wie auch das vorherige, schlecht auf meine Augen auswirkt.

Edit: Mit der Einnahme von Escitalopram hatte ich anfangs, ca. 2 Monate Probleme und zwar folgende: Nachtschweiß, nächtliches Aufwachen und erschwertes Einschlafen. Ich lag teilweise 3h im Bett und konnte nicht schlafen, außerdem war mein Bett nass vom Schwitzen. Das legt sich mit der Zeit, jetzt hab ich nicht mehr diese Probleme. Ich schlafe gut und viel.:(Ich liege selbst am Tag 2-3 h auf der Couch und bin weg.