Ausgemustert?

Henrike
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Henrike »

Hallo Wandervogel,

zwar arbeite ich noch, habe aber Angst das ich wegen Fehlern und Langsamkeit auffalle. Dann wäre der Weg auch Krankschreibung, Aussteuerung und ALG oder Rente. Der Job gibt mir das Gefühl noch "drin" zu sein und eine Aufgabe zu haben. Ohne Job würde ich in ein Loch fallen was ich die ganze Zeit tun soll. Selbst mit Job fühle ich mich innerlich leer.

Schon jetzt ist es so, dass niemand mehr etwas von Depression hören will, die man mir natürlich nicht wie dir auch ansieht. Wenn ich davon nicht rede und mich oberflächlich verhalte, spiele ich eine Rolle. Eine Kollegin mit entfernter Schildrüse bekommt mehr Aufmerksamkeit, das ist vorzeigbar.

Aber du hast in die Versicherungen eingezahlt, die Rente steht dir zu und ich wünsche dir alles Gute.

LG Henrike
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo ihr Lieben,

mir geht es immer noch schlecht. Jeden Morgen wenn ich aufwache habe ich das Gefühl, unter einer 5 Tonnen schweren dunklen Decke zu liegen. Sobald ich aufstehe schmiegt sich diese Decke komplett um meinen Körper und ich schleppe sie durch den Tag. Nachmittags und gegen Abend wird sie ein wenig leichter, aber sie wiegt immer noch 3 Tonnen...und sie lässt nicht von mir ab. Ich habe so viele Strategien in meinem Leben gelernt, um mich selbst an den Haaren aus jeder noch so elenden Stimmung heraus zu holen. Aber gegen diese elende körperliche Erschöpfung hilft einfach nichts. Weder Bewegung an der frischen Luft, noch Ruhe, gesunde Ernährung, motivationsfördernde Beschäftigungen,...es nützt alles nichts...ich habe auch keine Idee mehr was ich noch tun könnte. Gestern habe ich angefangen L- Carnitin zu nehmen, vielleicht hilft es ja ein bisschen, ich hoffe es.

Bezüglich sinnvoller Gestaltung meines Rentnerdaseins bin ich auch bisher wirklich keinen Schritt weiter gekommen. Ich quäle mich durch die Tage, erledige was unbedingt gemacht werden muss, jede Kleinigkeit kostet so viel Kraft....ihr kennt das ja alle.
Mit LEBEN hat es nichts mehr zu tun, von Lebensqualität möchte ich garnicht erst sprechen, für mich ist es eher ein Überlebenskampf, der eigentlich kein klares Ziel mehr hat... :(

In meinem Kopf sieht es genauso chaotisch aus wie in meiner Wohnung. So viele Dinge beschäftigen mich. Ich bräuchte eine Therapeutin, die dieses innere Durcheinander mit mir bearbeitet. Aber hier auf dem Land ist das aussichtslos (hatte ich 2018 schon mal versucht, kam nicht mal auf eine Warteliste...) und ich hätte auch keine Kraft für eine erneute Suche.

Manchmal denke ich, ich möchte es irgendwie schaffen, meine ganz persönliche Vergangenheit, mit allen Höhen und Tiefen loszulassen...mich mit ihr auszusöhnen...und sie dann dort lassen wo sie hingehört...nämlich zeitlich weit hinter mir, eben in der Vergangenheit. Ich will diesen ganzen seelischen Müll einfach nicht mehr länger mit mir herum schleppen. In der systemischen Therapie gibt es eine Methode die nennt sich Externalisieren. D.h., die Probleme werden nach außen verlagert damit man sie sich mit etwas Abstand anschauen kann. Vielleicht könnte das eine Möglichkeit für mich sein. Ich muss mich unbedingt mal wieder in diese Materie einlesen.
Früher hat es mir immer gut getan, systemische Literatur zu lesen. Allein die Lektüre und die Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen der systemischen Therapie hat mich jahrzehntelang strukturiert und funktionsfähig gehalten. Im Grunde hatte ich da auch eine theoretische Heimat für mich gefunden. Aber diese "Lebensgrundlage" musste ich aufgeben, zusammen mit meinem Beruf, meiner früheren Persönlichkeit, meiner Leistungsfähigkeit und Kompetenz. Es hat einfach geknallt. Mein gesamtes Leben, innen wie außen, ist explodiert. Wie bei einem Urknall. Seither fliegen mir die Scherben um die Ohren. Es ist nichts von mir übrig geblieben. Alles ist kaputt. Ich bin eigentlich gar nicht mehr da. Es gibt mich nicht mehr. Alles, was ich mir in meinem Leben aufgebaut habe, alles was ich einmal gelernt habe, hat sich in Luft aufgelöst. Es ist einfach nichts mehr da. Mir das einzugestehen ist vielleicht die größte Herausforderung überhaupt.

Danke fürs lesen. :)

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.

LG Kenny
malu60
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von malu60 »

Liebe kenny,
es bewegt mich sehr,was Du schreibst.Vieles versteh ich und kenne ich.

Vielleicht rührt aber auch die körperliche Erschöpfung daher,dass das was Du glaubst,was verschwunden ist,und Dich ausmacht,garnicht "zu schaffen" war. "Du bist viel mehr"

Auch wenn es erfüllend ist und ein gutes Gefühl ,etwas zu leisten,kompetent und hilfreich zu sein,könnte es Dich über Deine Grenzen beansprucht haben,ohne das Du es als Belastung
empfunden hast?Hast Du Dich vielleicht darüber vergessen?

Mir hat das Landleben auch zunächst sehr gut getan,alles ist entschleunigt,es ist preiswert hier
zu leben....aber auch..... alles weit weg,Therapien,Selsthilfegruppen,interessante Leute easy treffen,nix weit und breit.......Corona geschuldet fühl ich mich auch hier wie geparkt......z.Zt.

Ehrenamt, Chor,Wandergruppen,Schwimmen....alles weg

Mir hilft das Radfahren,der Garten,hin und wieder Gesellschaftsspiele.Körperl.fühl ich mich auch wenig belastbar...bin bald 66Jahre,ja endlich das passende Alter um sich ausmustern zu lassen.....nur,dass ich diesen Zustand schon 20Jahre lebe...
Dies ist alleine mehr als schwer....immer wieder Struktur schaffen......ein Stück Zufriedenheit leben ist ein dauernder Try und Errro.......

Ja,das Alte hinter mir zu lassen,das hab ich gelernt,teils gut geschafft.Sich neu aufzustellen,was
kann ich gut,wer bin ich im Innersten.....dieser Prozess dauert und da sind Menschen,am besten Freunde unverzichtbar,zum Spiegeln...ohne tappe ich im Dunkeln und ängstige mich über"Vieles" unnötiger Weise.......Hier sind Freundschaften rar. z.Zt.wandelt sich auch da Einiges,hab auch loslassen lernen müssen....alles bleibt eben nicht beim Alten......Hoffe und suche "Neues".

Daran seh ich auch Entwicklung.

Mir hilft sehr die Ergo-Therapie,sie ist menschlich und praktisch eine wertvolle Hilfe.Hier reflektiere und strukturiere ich mich.Anfangs schrieb ich Wochenpläne...bald versuche ich auch ohne sie auszukommen....wieder eine neue Herausforderung,die auch etwas ängstigt....vielleicht wäre so eine Ergo-Therapie,die der Psychiater verschreibt ,auch etwas für Dich,da ohne Wartezeit

Ich hatte Glück,dass" Meine" auf mich eingehen kann.Nach vielen Therapien,auch Lebenserfahrung,hab ich meine Vorstellungen und reagiere allergisch auf"Küchenpsychologie".
Etwas mit den Händen tun,auch schonmal Körperarbeit oder mal 2 Stunden wandern,da ist ein großer Spielraum,in der Therapie ganz anders als ich es aus größeren Praxen in der Stadt kannte.Das ist auch ein Vorteil,hier auf dem Land so war auch die letzte Verhaltenstherapie meine "Beste" in all den Jahren.

Die Menschen,die ich hier kennenlerne sind bodenständiger und herzlicher,anders als in der Stadt.Bei den Behandlern fühl ich mich offener und beziehungsfähiger,weil alles ruhiger und entspannter abläuft,ich fühle mich nicht wie " eine Nummer"

Ich wünsche Dir sehr,dass Du körperl. kräftiger und seel.leichter in der Zukunft wirst.Nie die Hoffnung aufgeben. Corona macht es um Einiges schlimmer,besonders für Menschen,die sich wegen Depression einigeln.......Vielleicht kannst Du die wärmeren Frühlingstage in Dein
Herz und Deine Seele lassen.......der Frühling kann helfen,die Natur überwindet soviel,ob uns da auch ein Aufbruch gelingt,es wäre sehr zu wünschen..".Manches "geht auch einfach...
In diesem Sinne alles Liebe für Dich,Du bist nicht allein,wie gut,dass es das Forum gibt,malu
Leben ist mehr
Dora20
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Liebe Kenny,

mir geht es wie Malu - es tut mir so leid, dass es dir so schlecht geht!

Mir selbst kam letztes Jahr der Corona-Lockdown durchaus entgegen.
Ich konnte und musste wenig tun. Ich war einkaufen, für mich sorgen. Fertig.
Ich konnte und musste nirgendwohin, nicht zum Chor, keine neue Aktivitäten ausprobieren...
Nichts für mich Anstrengendes tun, mich keinen Herausforderungen stellen.
Ich habe die Zeit überwiegend mit Lesen und Nachdenken verbracht, versucht für mich allein weiter zu kommen, innere Fortschritte zu machen. Ich habe viel geweint.

Ich "beneide" dich um dein systemisches Wissen, davon habe ich so wenig Ahnung.
Und bin sicher, dass es viel Wohltuendes und Hilfreiches gibt.
Falls du mal die Energie aufbringst, freue ich mich für gute Hinweise in dieser Richtung von dir (Literatur etc.)!

Ich weiß nicht, warum bei dir alles "explodiert" ist.
Aber das klingt so krass, dass ich einfach denke, du musst erstmal Scherben sammeln. Das kostet so wahnsinnig viel Kraft.
Du hast ja schon hier im Forum nach einem Ziel/lohnenden Zielen gesucht. Das versteht ich. Und Überleben lohnt nicht für ewig. Aber manchmal braucht man diese Zeit zu überleben. So ätzend und unschön es ist.
Vielleicht musst du es dir zugestehen. Und dir sagen können, Lebensqualität kommt in winzigsten Schrittchen wieder, wenn du an irgendetwas Schönes von früher anknüpfen kannst, vielleicht nur zufällig. Eine kleine Freude auftaucht beim Kerzenlicht oder Sonnenschein, beim Blättern in einem deiner Bücher, einem Lied im Radio.
Vergangenheit Vergangenheit sein lassen ist in gewisser Weise notwendig.
Aber bis du wieder im Moment sein kannst, auch das dauert.
Gibt es irgendjemanden, der/die für dich mal da sein kann? Und ich muss auch zugeben, ich hatte in dieser Zeit Therapie, das war schon sehr hilfreich.
Vielleicht ist Malus Idee mit der Ergo für dich möglich?

Aus meiner Sicht kann ich dir sagen, dass ich auch eine lange Zeit durch eine ziemlich dustere Phase "alles kaputt, "alles sinnlos" durchmusste. Mich von alldem erholen.
Dann kam eine Zeit langsamer Erholung. Nicht immer geduldig, oft getrieben, es muss alles gut werden, jetzt oder nie. Es hat sich auch viele Monate hingezogen (ist noch nicht ganz zuende).
Mit viel Literatur zu Selbstmitgefühl, Sei gut zu dir, "Jetzt geht es um mich" von Josef Giger-Bütler, Dami Charf zu Trauma und vielen/vielem mehr. Achtsamkeit, Meditationen.
Ich musste geduldig werden.
Denn auch das dauert.
Aber langsam langsam sortierten sich Dinge zusammen, stellten sich neue Gefühle ein, sogar ein paar andere Verhaltensweisen.

Noch immer habe ich kein echt lohnendes Ziel gefunden :P . Aber ganz kleine Schrittchen von Hoffnung, es könnte was werden, es könnte sich ändern.

Irgendwie kann ich ja gar nichts zu tun, um dir aus dem Scheißloch zu helfen. Das täte ich gern.

Aber vielleicht können wir dir ein bisschen Mut machen durchzuhalten.
Vielleicht wird es ja doch mit Frühling und Sonnenschein ein bisschen besser.

Lass es zu ganz reinzufallen, wenn es sein muss, und ich drücke dir fest die Daumen, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis ein paar lebenswerte Kleinigkeiten auftauchen.
Oder der große Durchbruch!
Wenn du ihn gefunden hast, gib uns Bescheid!?! :hello:

Alles Liebe von Dora
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

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Kenny
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Re: Ausgemustert?

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Kenny
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Re: Ausgemustert?

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Dora20
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Hej liebe Kenny,

ja, sehr ärgerlich, wenn man sich so angestrengt hat und dann alles verschwunden ist! Ist mir auch schon passiert.
Falls du mal reinschaust, auch wenn du nicht schreibst:
Ich habe grade wieder in "Jetzt geht es um mich" gelesen. (Für mich, nicht für dich.)
Und im Kapitel Umgang mit dem Körper und der Erschöpfung gibt der Autor dir sehr viel Bestätigung, das alles erstmal zuzulassen.
"... dass sie eine Müdigkeit mitschleppen, die oft Jahrzehnte alt ist, und dass die letzten Monate und Jahre die schwierigsten waren, der Energieverbrauch ins Unermessliche stieg...
Je größer die Müdigkeit und die Erschöpfung, umso häufiger taucht die Angst auf, dass ja gar nichts passiert, dass er nichts unternimmt, um sie Situation zu verändern und zu verbessern. Auch wächst die Verzweiflung, dass sich nichts bewegt und nichts sich verändert und die Depression ihn weiter gefangen hält. So nachvollziehbar diese Ängste sind. So fehl am Platz sind sie.
Denn auch, wenn sie kaum die Kraft haben, etwas zu tun, geschieht unendlich viel. ...
Ich will meinem Kopf und meinem Körper so viel Ruhe gönnen, wie es von den äußeren Umständen und von der Unruhe in mir her möglich ist. Ich will zufrieden sein mit dem, was möglich ist, auch wenn im Moment alles nur schleichend und mühsam geht. Und auch das braucht Kraft, zum Teil mehr, als ich davon habe....."

Die dunkle Decker deiner Mutter scheint auch schwer zu sein, und liegt auch schon lange auf dir.
Also, lass es zu, auch wenn es nicht schön ist.

Eine irgendwie trotzdem auch gute Osterzeit für dich!

Liebe Grüße, Dora
Kenny
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Re: Ausgemustert?

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Frankk
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Frankk »

Liebe Kenny,

ich bin noch nicht Rentner. Ich habe noch eineinhalb Jahr Arbeit vor mir. Ein Freund, der nur ein paar Jahre jünger als ich sagte mir neulich: "Wir haben noch ungefähr ein Drittel unseres Lebens vor uns. Die letzten Jahre dürfte mühsam werden aber zuvor können wir noch ganz viel schönes erleben." Der Gedanke ich richtig. Was ich tun werde, wenn Rentner bin? Das weiss ich nicht.

Ich hatte vor mindestens die Hälfte der Zeit bei einem Freund auf dem Land in der Provence zu verbringen und dort zu schreiben, zu lesen und eine großer Bibliothek mit den vielen Bücher aufzubauen, die er und ich schon haben und die viele Menschen nicht länger behalten möchten. Mein Freund aus der Provence starb aber neulich an einem schlimmen Krebs. Werde ich trotzdem dorthin fahren, was mir seine Kinder ermöglichen? Ich weiss es nicht.

Reisen möchte ich und zwar anders als in Urlaub: Langsam und weniger geplant. Ich stelle mir vor, mal nach Schweden, Irland, oder in die Mongolei für ein paar Monate zu fahren und vor Ort zu entscheiden, wie die Reise weiter geht. Werde ich es aber tun? Ich weiss es nicht. Ich bin viel mit dem Zug von München nach Wien verreist und habe oft dabei gedacht, dass es schön wäre, diese Reise einmal zu Fuß zu machen und dort zu schlafen, wo ich einen kleinen Platz finde. Vielleicht mache ich. Eineinhalb Monat dafür dürften die Reise angenehm werden lassen.

Es gibt auch ein paar berufliche Dinge, die ich aus Freude an der Sache noch erledigen möchte. Das werde ich vermutlich nach und nach angehen. Und ich möchte zeichnen, die Technik Siebdruck lernen, und lernen, wie man mit software zeichnet und Fotos künstlich verändert.

Ich frage mich auch, was für einen Platz, was für Aufgaben ich in der Gesellschaft übernehmen könnte. Ich werde vermutlich mich sozial engagieren. Aber wo? In München, wo ich lebe? In Paris, woher ich komme? In Afrika, wo ich ein paar Kontakte habe? Das weiss ich noch nicht.

Aber eines weiss ich: Ich möchte nach wie vor Menschen kennen lernen und Sonnenuntergänge genießen. Der Rest wird sich ergeben. :-)

Beste Grüße

F
Dora20
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Liebe Kenny,

ich wollte dir noch danken für deine Empfehlung aus der systemischen Therapie!

Ich bin gerade auch nicht besonders gut drauf. Obwohl ich zum Glück diese Müdigkeit schon länger nicht mehr habe, Kenny.
Aber Leere steigt wieder auf. Auch kein neues Gefühl.
Ich habe wie du auch wenig selbstbestimmt getan im Leben. Und es ist nicht ganz leicht, einen wirklichen Zugang zu Passendem zu finden, auch zu dem, was es schon gab im Leben.

Lieber Frank,

es ist ganz wunderbar, was du schreibst.
Offenbar haben sich aus allen deinen Lebensbereichen weitergehende Wünsche und mögliche zukünftige Freuden ergeben. Sehr schön.
Traurig, dass der Freund in der Provence gestorben ist. Aber die Idee mit der Bibliothek ist herrlich!

Deine Ideen zu reisen sind schön. Wunderschön die Idee, den Weg, den du mit dem Zug kennst, zu Fuß zu gehen.

Aus dem Beruf weitere Ideen zu entwickeln.

Aufgaben in der Gesellschaft - alle sehr gut.

Ich kann mir all das super vorstellen, mit zu machen.
Aber es wäre nicht richtig. Weil es nicht mein eigenes ist.
Aber möglicherweise hast du mich doch angeregt, nochmal bei mir nachzudenken.

Du arbeitest noch. Darf ich dich etwas fragen? Nicht böse sein. Warum bist du hier im Forum? Hast du Depressionen?
Entschuldige, das klingt alles so "gesund" und "lebendig"

Dein letzter Hinweis ist für uns alle hier ein wichtiger Hinweis:
Nach wie vor Menschen kennen lernen und Sonnenuntergänge genießen. Der Rest wird sich ergeben.

Ich versuche heute, ob ich meine "Leere" auch ein bisschen positiv sehen kann, im Sinne von ich darf und kann sie zum ersten Mal im Leben alleine Füllen.
Ob das ein möglicher Weg ist, weiß ich nicht.

Liebe Kenny, vielleicht kann dich doch irgendwas oder irgendwann anregen, ich würde mich freuen,

liebe Grüße,

Dora
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

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Zuletzt geändert von Kenny am 25. Feb 2024, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

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Zuletzt geändert von Kenny am 25. Feb 2024, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.
malu60
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von malu60 »

Hallo,liebe Kenny,
es freut mich sehr,dass Du diese Bilder von den Reisen vor Dir siehst...auch Wünsche aufkeimen......es könnte auch für Dich nochmal losgehen.Schließlich hast Du schon Gutes,auf das Du zurück schauen kannst.

Du hattest Kraft,Deine Wünsche umzusetzten.Was einmal ging...wer weiß...

Es fängt eben mit dem 1.Schritt an.....der führt Dich und auch mich eben erst mal aus der Wohnung,dies ist nicht zu unterschätzen.Ich geh nämlich aufs Rad mit keinem tollen Gefühl,aber dann,auf dem Weg,passiert was mit mir....ich brauche Wind um die Nase,Bewegung und die wechselnden Bilder der Landschaft,mehr als ich dachte....

Zu hause,ist die Comfortzone,die aber auch Müdigkeit,Grübeln und Unzufriedenheit bringt.
Klar ,sie gibt Sicherheit und Langeweile hab ich da auch nicht,dennoch dreh ich mich im Kreis und es kommt wenig von Außen,was ich aufnehmen und genießen kann.

Jetzt waren es Lämmer in den jecksten Farben,da hab ich mir gestern extra noch den Fotoapparat geholt....dann lagen abgeschnittene Weidenkätzenzweige rum,die haben mich zu einem schönen Gesteck motiviert,alles Geschenke,weil ich draussen war.......

Ich glaube,ich möchte auch irgendwann nochmal auf Reisen gehen.Radurlaub /Donau
oder Städte im Osten würden mich interessieren......Weit bin ich nie gekommen,da ich wenig Geld hatte,aber la Gomera war vor 25Jahren mein besonderes Erlebnis,mit meiner großen Liebe.
Grad heute las ich einen Artikel,sah die Fotos und spürte Sehnsucht......

Wieder was spüren,Bilder vor Augen,so ist doch ein Samenkorn gelegt......
Schönes ist so wichtig,zu sehen und sich vorzustellen,daran will ich arbeiten.

Ich freue mich,liebe Kenny,dass es Dich erreicht hat,was Frank schrieb.....ich hab gestaunt über Frank,s Worte,so kann man auch seine Rente planen,"nicht ausgemustert",sondern freie Zeit
nach eigenem Gusto leben,wenn auch die finanziellen Spielräume gering sind.Lieben Gruß malu

P.S.Da haben wir uns gerade überschnitten.Übrigens hab ich mir gerade das Buch auch bestellt,danke für den Tipp,liebe Kenny...bin sehr gespannt...schönen Abend...wünsch ich.
Hab auch Schnee aber nun scheint wieder die Sonne.......
Leben ist mehr
Kenny
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

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Zuletzt geändert von Kenny am 25. Feb 2024, 17:33, insgesamt 1-mal geändert.
Dora20
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Liebe Malu, liebe Kenny,

ich koche jetzt für ich und setze mich dann vor den Fernseher.
Eure Texte beantworte ich später oder morgen...
Aber schön, dass Euch alle beide etwas berühren konnte und ausgelöst hat.

Also, bis bald, alles Liebe, Dora
Dora20
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe gegessen und der Fernsehabend mit Nachrichten und Tatort ist vorbei.

Oweia, es steckt so viel drin, dass ich gar nicht weiß, was ich alles sagen soll.

Liebe Malu, ich habe auch im anderen thread gelesen, wie schön du dich wirklich aufgerafft hast loszuziehen in den letzten Tagen. Das finde ich toll!
Ja, das kenne ich auch. Dass es zuhause gemütlich und entspannt sein kann. Keine Herausforderung, kein Stress, kein Ärger, kein Streit.
Aber es passiert halt auch nichts Neues.

Sind es alte Kindheitsmuster, die uns, mich festhalten?
Ja. Und nein.
Ja, es sind sehr starke Prägungen von Misstrauen, Verlassenwerden, Nichtverstandenwerden, Einsamkeit und bei mir letztlich vor allem Vergeblichkeit, die sich ganz fest und tief in mich eingegraben haben. Am Tiefpunkt, als sich meine Mutter umgebracht hat, als ich 18 und noch zuhause und für sie zuständig war.

Andererseits es gab ja immer auch andere Anteile, vorher als Kind und Jugendliche, und auch danach wieder, als ich vieles verdrängt habe. Und das ist ja bei Euch offensichtlich auch so. So dass ich manchmal auch denke, ich müsste "einfach" diese guten Anteile wieder mehr ausgraben, die schweren hatten genug Zeit, haben mich genug belastet.

Ich war ein braves und angepasstes Kind, aber auch sehr nett und fröhlich, sportlich und lustig, sehr gerne mit anderen Kindern unterwegs.
Ich habe später studiert, gearbeitet, Beziehung gelebt, Kind bekommen.
Und auch viele schöne Reisen gehabt. Sehr selten weit weg.
Aber auch Wanderungen, Radtouren in Frankreich, Italien, Slowenien und in Deutschland waren wunderschön.

Nun haben wir ja schon einige Gemeinsamkeiten gefunden.
Und wer weiß, vielleicht ergeben sich ja wirklich irgendwann ein paar Tage mit gemeinsamen Diskussionen über Systemische Therapie und andere Wege, sich zu finden, zu helfen, neue Schritte zu gehen.
Ich wünsche mir für mich immer ein bisschen mehr Leichtigkeit, Scheiß-drauf und "Verrücktsein", wozu mir tanzen im Regen einfällt. Das heißt wohl für mich auch, egal, was andere denken.
Und vielleicht schaffen wir es ja wirklich eines Tages, das alles und was Ihr gerne wollt, mal ein paar Tage in schöner Natur zu teilen.

Nun für heute eine Gute Nacht
ein Erwachen mit ein bisschen Freude

Dora
DieNeue
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kenny,

nur kurz wegen dem E-Bike und der Treppe: Mein E-Bike hat vorne am Lenker einen Knopf, den wenn man drückt, fährt das Rad von alleine los. Nennt sich, glaub ich, Schiebehilfe oder so. Wie gut man da lange steile Treppen hochkommt, weiß ich nicht, aber es ist schon für Fälle gedacht, wo man am Berg schieben muss. Man darf ja nicht überall mit dem Fahrrad durch, wie in der Fußgängerzone z.B. und ein E-Bike ist schon schwer. Meins hat, glaub ich, so 25 kg, kann sein, dass es mittlerweile schon leichtere gibt, die sind dann wahrscheinlich teurer. Aber für kleine Anstiege oder auch über Bordsteinkanten, wenn das Rad voll bepackt ist, ist die Schiebehilfe super. Weiß nicht, ob das jedes E-Bike hat. Vielleicht hat dein Nachbar den Knopf an seinem Rad noch gar nicht gefunden ;)

Falls die Treppe breit genug ist, könnte man am Rand vielleicht ein Brett als "Fahrradspur" zum Hochschieben anbringen?

Oder gäbe es vielleicht die Möglichkeit, dass du dir irgendwo eine kleine Fahrradgarage hinstellst? Sowas wie hier z.B.:
https://www.google.de/search?q=fahrradg ... u78xwofoHM" onclick="window.open(this.href);return false;

Mein E-Bike steht in der Küche, die ist gleich am Wohnungseingang. Hatte bis jetzt auch nicht die Möglichkeit es sicher irgendwo draußen unterzubringen. Ist bisschen unpraktisch, aber es geht. Tagsüber wenn es mich nervt, stelle ich es auch mal raus auf die Terrasse und nachts dann wieder rein. Mir ist schon mal ein Rad geklaut worden, da ist es mir immer lieber, wenn das teure Teil drin steht. Im Winter, wenn ich es nicht nutze, steht es bei meinen Eltern. Muss es demnächst mal wieder holen und durchchecken lassen und dann fahre ich hoffentlich auch wieder öfter. Hab mich ganz schön an mein Auto gewöhnt...

Es würde mich für dich sehr freuen, wenn das mit dem E-Bike bei dir klappen würde. Es gibt einem wirklich mehr Freiheit und man kann auch in der näheren Umgebung neues entdecken. Vielleicht gibt dir das auch wieder mehr Energie, nicht wegen der Bewegung, sondern weil man einfach mal wieder was anderes sieht, man die Welt wieder mehr entdecken kann.

Liebe Grüße,
DieNeue
malu60
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von malu60 »

Hallo in die Runde,
statt aufs Rad zu gehen,hab ich Euch jetzt gelesen und will noch was zum E-Bike schreiben.

Ich hab,s glaub ich im 4.Jahr.In meiner Verhaltenstherapie haben wir daran fast ein 1/2 Jahr
gearbeitet.Es ist schwer ja,aber ich hab das große Glück mir dann auch hier im Haus eine freie Garage gönnen zu können.....war alles nicht so leicht,Geld für mich auszugeben,hab ich lernen müssen.........auch wollte ich was "schönes, farbmäßig und so,wenn schon viel Geld bezahlen und es ist ja quasi das Auto,das ich nie hatte für mich...purer Luxus...und doch heute so selbstverständlich.

Der Therapeut merkte,ich komm nicht in die Pötte und bot mir gar an,mit seinem Bulli in Bonn
"Großhandel" Eins zu suchen...ich war bis dato nur im Internet auf Spurensuche....

Dazu war ich aber dann zu stolz,ich hab Meins dann im nahen Städtchen gekauft,es war etwas
teurer,aber eder Besitzer hat mir schon oft einfach so geholfen und Inspektion jährlich ist auch sehr günstig.Ist was kaputt,fahr ich die Strecke im Bus hin(war noch nicht nötig)....
Schön ist es nicht,aber sehr gut für mich zu händeln,beste Technik,die auch ich verstehe....
Tiefeinsteiger und beige....naja.....jünger werde ich ja nicht und ich will es lange haben.

Der Akku,"Bosch" ist leider auch teuer,und wenn der entsorgt werden muß,ist auch ne Umweltsünde........Hoffe,er läuft noch länger....fahre ja viel....

Liebe Kenny,freut mich,was Du geschrieben hast,la Gomera ist wirklich,oder war ein Paradies.
Diese große Liebe,ist längst Geschichte,ähnlich wie Du,war mir eine lange Beziehung nicht
möglich.....war auch zu oft "krank",dann kann ich auch schwer im Kontakt bleiben.

Hab ja meinen Sohn aus einer 7jährigen Beziehung,der Längsten.Er war damals Hausmann,so haben wir eine gute Familienzeit gehabt und ich war ja erst 20J und konnte dadurch im Beruf Fuß fassen.Damals schrecklich,vom Baby weg zu sein,heute ein Segen,da Pensionsanspruch.

Er ist schon länger verstorben und hat den Kontakt zu unserem Sohn nicht gehalten.das war fast eine Tragödie für den 7jährigen kleinen Kerl.Ich war dann ja voll- berufstätige Alleinerziehende ohne Unterhalt unser Sohn in Schülerläden,später nachmittags bis 15.30Uhr allein.
Ich zog mit ihm in die Großstadt,dort arbeitete ich ,bekam eine Dienstwohnung (ohne Balkon),
und das tollste,es gab "83" dort schon Ganztagsgrundschulen (Peter-Petersen-Schule).

Ich hab zwar gute Beziehungen gehabt,aber nie mehr gemeinsam gewohnt und meist war nach
5 Jahren ,die Beziehung zuviel für mich.Schön ist,dass wir heute immer noch "Freunde" geblieben sind.Sie sind alle gebunden mitlerweile,es lag wohl doch an mir und meiner Krankheit,die immer wieder mich aus der Bahn warf.Ich konnte es abschließen und das Gute bewahren.Beim Refektieren ist mir eingefallen,dass ein Freund vor 10Jahren auf den Azoren/Flores lebt und er meinen Sohn/mich schon oft eingeladen hat.Wir schreiben schonmal und er hat mir herrliche Bilder von dort geschickt...urig,überall Hortensien,meine Lieblingsblume.....
Wasserfälle,ein kleines Wanderparadies.......mich zog es aber nie dahin,ja und das ist dann wohl die Depression,Angst vor dem Ungewissen...der Aufbruch,der fällt mir so schwer.....

Ich bin aber auch nun seit fast 15Jahren ohne festen Freund,ich genieße das auch oft,doch allein ist allein und sich dann auch noch aufmachen in die weite Welt ist schwer,allein.
Außerdem glaube ich,dass ich komisch geworden bin,kurze Urlaube mit Freundinnen haben mich immer sehr erschöpft...zusammen leben und kochen in Ferienhäusern,hat mich nicht
wirklich motiviert,das öfter zu machen......gefragt werd ich öfter von Single-Freundinnen,
die erkennen nicht,wie schnell ich an meine Grenzen komme und einfach Ruhe brauche.

Oh,jetzt hab ich aber wieder viel geschrieben,seht es mir nach,bitte....

Und jetzt aber raus,es liegt etwas Schnee,die glatten Straßen sind abgetaut und Sonne in Sicht.
Seid lieb gegrüßt....ich versuche es so zu nehmen und auf mehr zu hoffen...Eure malu
P.S.Liebe Grüße an Dich,DieNeue,ich hab diesen Knopf nicht am Lenker,toll,dass es das gibt!
Leben ist mehr
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Gertrud Star »

Das Problem mit dem Aufraffen kenne ich auch zu gut.
Ich hatte dann irgendwann mal einen großen Überraschungseffekt. Mir ging es mal ganz schlimm. Ich packte da einfach meine Badesachen und ging ins Hallenbad. Das ist bei mir um die Ecke und hatte an diesem Tag wieder Warmbadetag. Das war dann so schön und mir ging es sofort besser. Das ist im Kopf hängen geblieben und beim nächsten Mal rechnete ich fast schon damit, dass es mir dann auch besser gehen wird. War dann auch so.

Mir fehlt im Moment auch Bewegung und Tapentewechsel. Immer nur um den See gehen ist langweilig.

Da ich momentan aber etwas das Keyboardspielen lerne, ist es aushaltbar.
Gestern habe ich im Internet ein Buch gefunden: Keyboard leren für Senioren über 55. Da soll es die passende Musik geben, und es soll auch auf Brillentragen eingehen (größere Schrift) und darauf, dass die Finger nicht mehr ganz so beweglich sind.
Wenn ich mein Geld nachgezahlt bekommen habe, werde ich mir das wahrscheinlich zulegen.
Kenny
Beiträge: 324
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Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

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