Hallo,
Dein Beitrag hat mich sehr berührt - vielleicht, weil meine Töchter nur geringfügig älter sind als du, vielleicht aber auch, weil ich mit ähnlichem Druck erzogen wurde und meine Depressionen nicht als Krankheit sondern als Faulheit deuteten.
Der Klassiker "Wenn du dich nicht zusammenreisst, wirst du als Klofrau enden. Ich komm dann mal und bring dir nen Groschen" - man kann nur sehr schlecht damit klarkommen. Am Ende ging es darum, geplatzte Lebensträume der Eltern zu erfüllen. Ist es ein Trost, wenn ich dir sage, dass sich das Blatt irgendwann wendet und deine Mutter dankbar (sein muss) wenn du dich um sie kümmerst?
Bei uns trifft der Spruch zu "Gut gemeint ist nicht gut gemacht"
Dieses Streben nach Leistung, Materiellem ... ist ungesund, zu viele bleiben auf der Strecke. Schau dich einfach in den Kliniken um. Ich war übrigens entsetzt, wie viele junge Menschen, zum Teil mit stark vernarbten Armen, in der Kliniktherapie waren. Nicht mit Dir läuft etwas falsch, sondern mit der Gesellschaft. Leider ist ein Umdenken sehr langwierig.
Deine Mutter (ähnlich wie meine) kann nicht nachvollziehen was mit dir los ist. Sie weiß es nicht, kann es sich nicht vorstellen. Sie möchte Dich auf einem guten Lebensweg wissen und das funktioniert nun mal nicht wie gewünscht. Das ist nicht DEIN Problem! Ist es eventuell möglich, mit ihr gemeinsam ein Therapiegespräch zu führen? Manchmal hilft es ja, wenn ein völlig Fremder unterstützt und vor allem auch, den Ernst der Sache klarstellt.
Was Du in diesen Zeiten brauchst, ist kein weiterer Druck (Bewerbungen schreiben) sondern Ruhe, um auf die Beine zu kommen und eine Marschrichtung zu finden. Glaubst du, der befürchtete "Rausschmiss" ist ernst gemeint? (Mütter reden manchmal viel ...
Ich würde das emotional nicht hinkriegen - ehrlich nicht, dazu gehört eine Abgebrühtheit, die womöglich eine ganze Familie zerstört.
(Wie sagte meine Tochter kürzlich: "Dünnes Eis, denn ich suche Dein Altersheim aus")
Vielleicht redest du mal mit deinen Eltern über diese Ängste?
LG Lavendel
