Ausgemustert?

DieNeue
Beiträge: 5397
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Ausgemustert?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kenny,

komme jetzt endlich mal dazu, dir auf deine Antwort zu antworten. Wollte ich schon lange machen. Wollte eigentlich auch mehr schreiben, aber ich kriegs grade nicht hin, kann nicht denken.
Wollte dir dennoch Danke sagen für deine aufbauenden Worte!

Das mit der Zusammenfassung von dem Buch werde ich, glaube ich, nicht machen können, auch wenn es ne gute Idee ist. Normalerweise bin ich selber so, dass ich am liebsten alles, was ich "durcharbeite" schön fein säuberlich nochmal zusammengefasst in meinem Schrank liegen hätte, quasi meine gesammelten "Erkenntnisse" aufbewahre, damit ich sie jeder Zeit wieder nachschauen kann.
Aber ich muss ehrlich sagen: Ich habe jetzt ein Viertel von dem Buch gelesen und bis jetzt stand da irgendwie nichts neues für mich drin. Im Prinzip wird beschrieben, wie das Leben mit chronischer Krankheit aussieht, und ich frage mich immer wieder, wann denn jetzt der eigentliche Inhalt los geht^^... Deshalb habe ich das Buch bis jetzt auch immer mal nur kurz vorgeholt, bisschen was gelesen und dann wieder weggelegt.
Vielleicht ist das für Angehörige interessant oder Leute, die mit chronischen Krankheiten nichts am Hut haben, die verstehen dadurch vielleicht einen chronisch kranken Menschen besser.
Für mich ist es bis jetzt höchstens beruhigend zu wissen, meine eigenen Einschätzungen meiner Situation sind nicht ganz falsch, aber ansonsten... wäre vielleicht eher interessant, wie Gesunde die Beschreibung in dem Buch finden. Wobei... vielleicht will ich das lieber gar nicht wissen?
Ansonsten ist das Buch aber sehr gut geschrieben und super lesbar. Bin halt nur grade auch nicht so aufnahmefähig bei Sachbüchern, von denen ich auch noch was im Kopf behalten möchte. Hoffe, das wird mal wieder besser, hatte eigentlich schon vor, das Buch ganz zu lesen.

Liebe Grüße!
DieNeue
slowbutfurious
Beiträge: 100
Registriert: 10. Dez 2020, 19:46

Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

..
Zuletzt geändert von slowbutfurious am 6. Jan 2021, 19:11, insgesamt 1-mal geändert.
"Nichts ist entweder gut oder schlecht. Erst unser Denken macht es dazu"
Chinesisches Sprichwort
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo SBF,

ja das kann sein, dass das was man sucht, nicht wirklich benennbar ist. Sei es teils weil man selbst keine Worte dafür hat, teils auch, weil es einige Dinge gibt, die man nicht aussprechen möchte, weil es nicht gut ankommen würde.

Ich finde, es ist auch insgesamt ein schwieriger Prozess, in das Rentnerleben hineinzuwachsen, wenn es so ist, wie es ist und so war, wie es war, und man der Typ ist, der man ist.

Man hat trotzdem viele Freiheiten, die andere nicht haben.
Heute habe ich mir vorgenommen, die Stehlampe zu reparieren. Mal sehen, wie weit ich mit meinen wenigen handwerklichen Erfahrungen und wenigem Werkzeug, und begrenztem Geschick komme. Ich ahne trotzdem, wo sie wahrscheinlich kaputt ist. Die Lampe gefällt mir sehr und gehört wahrscheinlich noch zu der Generation derer, die man noch selber reparieren kann.
Jedenfalls tut mir das Schrauben ab und an gut. Habs damit etwas mehr wie mit den Handarbeiten.
Dann will ich noch auf unserem örtlichen Geschenkmarkt anrufen, da steht ein Klapptretroller zum Verschenken, vielleicht ist der ja noch da. Das Frühjahr kommt ja bald, und vorher auch einige schöne Tage. Vielleicht lockt mich das Teil ja etwas aus der Wohnung heraus, und verschafft mir Bewegung und etwas Spaß, zumindest Abwechslung und die Möglichkeit abzuschalten.

Wissen was ich brauche, darin bin ich ja nicht unbedingt Großmeisterin drin.

Gruß Gertrud
Aurelia Belinda
Beiträge: 7913
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Sbf und Gertrud,

Ich meine zu ahnen was ihr beide sucht.
Ich nehme euch nicht ab, dass ihr nicht wisst was ihr sucht.
Benennt es also einfach.
Gerade hier sollte es doch möglich sein. Wenn nicht in einer SHG wo dann?
Ist halt leider nur virtuell.

Der Fluss der Zeit läuft weiter. Versuche können wir täglich starten und täglich haben wir die Chance, das Vergangene ( das uns auch zu dem macht was wir sind ) hinter uns zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen.
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hey ihr Lieben,

der Austausch hier läuft ja schon richtig prima, das freut mich total. :D

Habe alles gelesen, nun schwirren Eure Gedanken wie kleine Bienen in meinem Kopf herum und ich weiß garnicht wie ich alles sortieren soll. Aber das wird schon... :)

Ich finde es auch sehr schwierig, in dieses Rentnerleben hineinzuwachsen. Es ist einfach noch einmal anders, wie wenn man in Altersrente geht. Denn das ist irgendwie ein natürlicher/normaler Vorgang, auf den man sich ein Leben lang freut (oder auch nicht) und der auch gesellschaftlich akzeptiert wird. Als Rentner im Alter muss man sich nicht rechtfertigen warum man nicht mehr arbeitet. Bei mir war das (und ist es noch heute) anders. Immer wieder werde ich darauf angesprochen...mit meiner Andersartigkeit konfrontiert. Das empfinde ich oft sehr belastend. Dabei geht es doch im Grunde keinen etwas an.

Soziale Beziehungen sind auch so ein Schwerpunktthema für mich. Manchmal denke ich, das Einsiedlerdasein ist die beste Lebensform für mich. Die meisten Menschen empfinde ich bereits nach kurzer Zeit nur noch anstrengend. Menschen, die mir wirklich gut tun, die mich emotional in positiver Weise berühren, finde ich äußerst selten. Ich weiß auch nicht, wo ich diese besondere Spezies aktiv suchen sollte. Vielleicht muss ich einfach mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein um ein neues Exemplar dieser Gattung zu finden. Oder sie sind längst ausgestorben und ich habe es nicht bemerkt. Jedenfalls ist mir schon seit langer Zeit niemand mehr begegnet, der/die mich wirklich interessiert hätte.
Andererseits bemühen sich oft Menschen um mich, mit denen ich einfach keinen intensiveren Kontakt möchte...weil ich sie anstrengend finde...oder weil sie mich einfach so schnell langweilen...das ist dann auch immer schwierig.

Insgesamt müssen wir wohl alle, gerade in diesem Bereich sehr auf eine (für uns persönlich) gute Balance achten. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig, ausprobieren welche Dosis für jeden einzelnen passend ist. Keine einfache Aufgabe.


Die Freiheit, die wir mit der Rente bekommen, ist für mich das größte Geschenk. Die Existenzängste sind wesentlich kleiner geworden, das tut mir gut. Aber die Tatsache, dass auch kleinste Alltagsanforderungen so unglaublich viel Kraft und Zeit kosten, schränkt diese Freiheit wieder ein. Nach der täglichen Alltagsbewältigung bleibt dann auch nur noch sehr wenig Kraft übrig, die für angenehmere Beschäftigungen genutzt werden kann. Bei mir sind es in erster Linie die vielen Arzttermine die mich so belasten,....manchmal habe ich das alles so satt!

Weitere Einschränkungen ergeben sich aus der finanziellen Situation. EM-Renten sind nicht unbedingt eine gute Grundlage für ein sorgenfreies Leben. Wir alle haben uns erst mal auf die neue, reduzierte Finanzlage einstellen müssen. Viele hier können nicht von ihrer Rente leben, müssen mit ALGII aufstocken oder einen Minijob finden...Und auch dann reicht es nur für das Nötigste. Wie soll man damit zufrieden sein? Wie soll man damit gesund werden? Ich habe keine Ahnung.

Auch das Selbstwertgefühl ist so eine schwierige Angelegenheit....in einer Gesellschaft, in der Leistung oberste Priorität hat...da finde ich oft keine Möglichkeit, mein Selbstwertgefühl zu stabilisieren, wenn ich doch nichts mehr leisten kann.... Noch so eine schwierige Aufgabe.
Wie können wir sie bewältigen?

Kreative Beschäftigungen scheinen ja sehr hilfreich zu sein. Auch das Ehrenamt hat einen hohen Stellenwert. Manche mögen Sport, Bewegung in der Natur, am liebsten im Wald,....aber kann das ausreichen um sich eine neue, zufriedenstellende und gesundheitsfördernde Perspektive aufzubauen? Ich glaube nicht.

Aber was bräuchten wir denn? Was würde uns wirklich helfen, langfristig ein wenig besser leben zu können? Von allem die richtige Dosis? Oder etwas ganz anderes? Ich weiß es nicht.

Leben ist für mich ein immerwährender und lebenslänglicher Lern- und Entwicklungsprozess. Egal in welcher Lebensphase wir uns gerade befinden und egal wie klein die Schritte sind, die wir aktuell tun können. Wichtig ist nur, dass wir sie tun. Jeder in seine eigene, ganz spezielle Richtung. Jeder in seinem eigenen Tempo und mit seinen persönlichen Zielen, Inhalten und Themen. Wenn wir stehen bleiben findet kein Leben mehr statt.


LG Kenny
Katerle
Beiträge: 11266
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Katerle »

Hallo Kenny,

ich wurde auch öfters drauf angesprochen und musste mich rechtfertigen, was ich aber dann später nicht mehr tat. Vor allem erkannte ich ja für mich selbst, dass es erneut über meine Kräfte gehen würde, wenn ich wieder zuviel von mir abverlangt hätte und das wollte ich keinesfalls nochmal so erleben. Ausserdem kostete es mich auch weiterhin Kraft, für meine Kinder weiter da zu sein und meinen Alltag zu bewältigen, mit all seinen Verpflichtungen und Arzttermine mussten ja auch weiter wahrgenommen werden (da es ja auch keine Fachärzte in unserem Ort gab), so das ich auch da einen weiteren Weg bewältigen musste/muss.

Für mich war das mit der Rente auch eine gewisse Freiheit, die ich vorher nicht kannte. Auch hatte ich Existenzängste und ich empfand es als befreiend, über mein Geld selbst bestimmen zu können, was mir zur Verfügung stand, im Interesse der Kinder und auch in meinem Interesse. Zum Beispiel konnte ich mir mal Fahrscheine ermöglichen, damit ich auch mal in die Stadt fahren konnte, abgesehen von meinen Ängsten, die ich Schritt für Schritt überwinden konnte. Auch konnte ich dann auch mal zum Friseur gehen oder auch mal mit dem Zug fahren, um einiges zu nennen. Spazieren war ich ja schon immer gegangen und später gelang es mir auch mal, alleine mal essen zu gehen und später auch mal mit jemanden oder auch mal ins Kino oder ein Cafe.` Es gab Zeiten, da wurde ich sehr eingeschränkt, obwohl ich einmal ein selbständiger Mensch war, der für sich selbst Verantwortung übernahm. Und ich hatte Zeit, um auch meinen kreativen Interessen nachzugehen, wenn ich mich dafür in der Lage fühlte. Mit Schmerzen musste ich mich eh schon lange herumschlagen, auch auf Arbeit..., was mir eh keiner ansah...
Für mich kann ich sagen, dass ich zufrieden bin mit meiner finanziellen Situation. Und das liegt wohl auch daran, dass ich schon in meiner Kindheit und Jugend gelernt hatte, mit dem auszukommen, was ich hatte und auch nicht zu hohe Ansprüche besaß. Zum Beispiel musste ich auch kein Auto haben, wenn ich eh kein Geld dazu hatte oder ein Haus... oder Schmuck..., um einiges zu nennen.
Ich war auch damals viel allein mit meine Kindern baden gegangen und hatte ihnen auch selbst das Schwimmen beigebracht. Die Schwimmprüfung hatte ihnen dann der Bademeister abgenommen. Oder ich war auch viel draußen mit den Kindern in der Natur. Wenn sie krank waren, war ich da oder auch überhaupt, wenn es um die Erziehung ging bzw. um andere Probleme, Schule. Mir ging es zwar nicht gut gesundheitlich, aber es war mir trotzdem gelungen, worauf ich auch ein Stück stolz bin..., denn es war keinesfalls einfach...
Auch muss ich selbst abwägen, was ich mir arbeitsmäßig noch zumuten kann mit meinen vorhandenen Kräften und da bin ich derzeit mit meiner freiwilligen Tätigkeit auch zufrieden und für meine Enkel möchte ich ja auch weiter da sein und für die Kinder, wenn ich gebraucht werde, was mich ja auch Kraft kostet und wichtig ist auch, mich dabei nicht zu vergessen und auch weiter auf meinem selbstfürsorglichen Wegen zu bleiben. Das sind für mich momentan erreichbare Ziele und das muss auch jeder für sich selbst herausfinden, was für ihn hilfreich ist, um mit seiner Situation zufrieden sein zu können. Ein paar wenige Freunde habe ich ja auch noch und G.

Wünsche einen angenehmen Tag und ein paar schöne Momente heute.
LG Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 7. Jan 2021, 16:08, insgesamt 1-mal geändert.
slowbutfurious
Beiträge: 100
Registriert: 10. Dez 2020, 19:46

Re: Ausgemustert?

Beitrag von slowbutfurious »

..
Zuletzt geändert von slowbutfurious am 6. Jan 2021, 19:10, insgesamt 3-mal geändert.
"Nichts ist entweder gut oder schlecht. Erst unser Denken macht es dazu"
Chinesisches Sprichwort
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Liebe Katerle,

Du kannst stolz sein auf Deine Lebensleistung, trotz dieser Erkrankung, die uns immer wieder in die Knie zwingt. Deine Kinder und Enkelkinder, zu denen Du ja ein sehr gutes Verhältnis hast, führen Dir das auch immer wieder vor Augen. Und ein eigenes Einkommen finde ich auch sehr wichtig, das stabilisiert auf jeden Fall das eigene Selbstwertgefühl, auch oder gerade wenn man verheiratet ist und der Partner sich nicht unbedingt als hilfreiche Stütze beim Kampf gegen die Depression erweist. Nun sind Deine Kinder erwachsen und Du kannst Deine Zeit und Deine Kraft verstärkt in Deine eigene Entwicklung investieren, um Dir selbst noch einmal neue Möglichkeiten zu erschließen. Das tust Du ja auch im täglichen Leben und darauf darfst Du ebenfalls stolz sein.

Kleine Kinder sind sehr liebenswert, aber sie kosten auch Kraft. Neulich war ich mal mit den beiden Jungs (3 und 6 Jahre alt) meiner jungen Freundin auf dem Spielplatz. Das war sehr schön, aber nach einer Stunde herumtoben, spielen, immer aufpassen dass ja nichts passiert, den kleineren Racker immer mal wieder vom Klettergerüst gepflückt auf das er eigentlich nicht hinauf sollte...war ich froh und dankbar, als der Ältere dann genug hatte und wieder heim wollte. Ich brachte die Zwerge zurück, ging auch heim und fiel erst mal tot um. :lol:
Da kann ich, auch als Nicht-Oma sehr gut verstehen, wenn Du vernünftige Grenzen setzt.

Mir geht es insgesamt auch gut, mit meiner Rente komme ich zurecht und ebenso wie Du brauche ich weder Schmuck noch sonstige teure Konsumgüter um zufrieden leben zu können. Bin auch eher bescheiden aufgewachsen, ich glaube das macht die Sache auch einfacher. Trotzdem ist es natürlich schön, wenn man sich auch mal etwas besonders leisten kann um die eigene Stimmung an trüben Tagen ein wenig aufzuhellen. Für mich sind das halt aktuell in erster Linie schöne Farben (zum malen). Irgendwie stöbere ich total gerne (meist virtuell) in meinem Kreativshop herum und gönne mir hin und wieder ein paar neue Pastellkreiden, oder auch neue Farbtöne für die Acryl- und Ölmalerei. Nach ein paar Tagen kommt ein Päckchen und ich freue mich wie ein kleines Kind, wenn die neuen Sachen da sind. Habe mir auch eine Kunstecke /Maltisch in meiner Wohnung eingerichtet, da kann ich alles stehen lassen und jederzeit loslegen. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber viele schöne Farben in meinem zuhause zu haben, das löst irgendwie eine sehr tiefe Freude bei mir aus. Ist vielleicht einfach der Gegenpart zum inneren Nebel, der mich schon mein ganzes Leben lang umgibt. Schau doch mal, wenn Du magst, im "Kunstpark", da wird dein kreatives Herz bestimmt auch höher schlagen. Die haben auch viel Bastelmaterial und Sachen für Kinder, da findest Du bestimmt was für Dich und Deine Enkel,...natürlich nur wenn Du möchtest.

Liebe Grüße

Kenny
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo slobwbutfurious,

als alleinstehende Frau muss man halt lernen, viele Dinge selbst zu reparieren. Ich finde das völlig normal und mit lesbisch hat das nichts zu tun. Vielleicht ist es ganz gut, wenn diese uralten Rollenbilder endlich mal ein wenig aufgelöst werden. Als Kind habe ich immer sehr darunter gelitten, wenn ich zu Weihnachten mal wieder 5 Puppen, eine Puppenküche und einen Puppenwagen bekam. Ich konnte mit Puppen einfach nichts anfangen. Mein Bruder bekam so tolle Sachen wie Elektrische Eisenbahn, Werkzeugkästen, Autorennbahn, usw. das fand ich immer so viel besser. Einmal bekam ich selbst einen riesigen LKW mit langem Anhänger, er war voll beladen mit bunten Bauklötzen...da war ich richtig glücklich.

Liebe Grüße

Kenny
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo DieNeue,

danke für Deine Antwort auf meine Antwort :) und für den Einblick den Du uns in Dein neues Buch über chronische Erkrankungen gegeben hast.

Ich habe heute ein Buch angefangen.
Titel: So lerne ich mich selbst zu lieben. (von Mag. Sabine Standenat)
Es ist gut geschrieben und leicht lesbar, auch wenn es mit der Konzentrationsfähigkeit (bei mir) hapert. Die Autorin ist klinische Psychologin und hat selbst lange Jahre an Panikattacken, Depressionen und körperlichen Erkrankungen gelitten. Sie beschreibt, wie wir mit uralten Glaubenssätzen und unbewussten Verhaltensmustern uns immer wieder in denselben Bahnen bewegen und ihren eigenen, ganz persönlichen Ausweg. Vieles ist mir eigentlich bekannt, aber es ist auch gut, sich diese Strategien einfach mal wieder vor Augen zu führen. Also mir gefällt es gerade.

Liebe Grüße

Kenny
Katerle
Beiträge: 11266
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Katerle »

Danke Kenny,

das liest sich aber auch sehr schön bei dir mit deiner Kunstecke/Maltisch in deiner Wohnung.
Ja und was meine Enkel betrifft, sind die auch ganz gerne bei mir, was mich auch sehr freut. :) Letztens hatten sie zu meinem Geburtstag ein schönes Bild gemalt. Und im vorigen Jahr bastelten wir ein kleines Krokodil, was auch ganz toll war. :) Danke für den Tipp mit dem Kunstpark. Werde ich auf jedem Fall mal vorbeischauen.

Wünsche einen angenehmen Tag heute,
Katerle
aprill
Beiträge: 83
Registriert: 2. Nov 2014, 22:32

Re: Ausgemustert?

Beitrag von aprill »

Super, zu lange geschrieben, alles weg.
Wollte auch schon ein Thema eröffnen um Rente durch was dann? Alltagsbewältigung und Zukunftsperspektiven, schön das Thema hier zu finden.


Ich bin vor 10 Jahren raus mit Mitte 30, da hatte ich Ausbildungen, 2. Bildungsweg und Studium hinter mir, nix Jahrzehnte gearbeitet oder ein Job in den ich zurückkehren könnte, aber auch keine Kinder zu versorgen. Nix geleistet in einer Leistungsgesellschaft.

Probleme sind die geringe Energie, oft komme ich über die normalen Basics Haushalt, einkaufen, kochen nicht hinaus, arbeite seit Monaten daran das Gesamtchaos in der Wohnung zu reduzieren, ich habe einfach zu viel Kram für den Platz. Dann hat man eine schlechte Phase, es bleibt viel liegen und muss das erst wieder wegarbeiten um weiter zu kommen und das dauert. Dann gibt es gute Tage und man fragt sich, ob man nicht doch nur zu faul an den schlechten Tagen ist.

Soziale Kontakte hab ich fast nur noch mit anderen Betroffenen. Schwierig neue Kontakte zu finden, auch wegen der finanziellen Situation oder Vorstellungsrunde in Kursen: 1. Name 2. Beruf, da fühle ich mich schon meist schlecht. Gudrun hat das alles schon gut erklärt. In der Gruppe treffen wir uns privat, Stammtisch im Restaurant ist nicht drin. Geschenke oder mal Essen gehen vom Kurs oder Verein fällt schwer.

Ich muss mit Grusi aufstocken, damit komme ich einigermaßen hin, aber Sonderausgaben, Anschaffungen, Extras und was ich am meisten vermisse: Reisen nicht drin und so sportlich mal queer durch Europa zu laufen oder mit dem Rad bin ich auch nicht und man ist auch keine Anfang 20 mehr.

Gesprächsstoff wird auch immer schwieriger zu finden wenn andere von Urlauben, stressigen Arbeitsalltag, Familienleben, Probleme mit den Kids, Schule, Partner, Hauskauf erzählen und man froh ist über eine Sozialwohnung und den Singlehaushalt so eben wupppt.

Normale Rentner sind halt 20 Jahre älter und der normale Frührentner auch eher Mitte 50.

Manchmal hab ich schon Ideen, was ich noch mit der Restlebenszeit anfangen könnte, z.B. Buch schreiben, hab mich da auch schon etwas eingearbeitet, aber das liegt nach 2 recht aktiven Monaten auch schon wieder seit 2, mal ist die Konzentration nicht da, dann keine Energie, dann verlässt einen der Mut.
Weiterbildung, Fernstudium usw. nicht finanzierbar.

Ich habe schon einige kreative Hobbys, habe aber oft keine Energie nachdem ich was im Haushalt gemacht habe, was frustet. In der letzten Zeit habe ich mich aufraffen können zu nähen, meist Weihnachtsgeschenke, immerhin.

Minijob, Ehrenamt ist da nicht drin, ich habe oft Einschlafprobleme wegen der PTBS und keinen festen Tagesrhythmus. Versuche früh aufzustehen trotz wenig Schlaf klappt nicht, ich schlafe dann am Tag ein und kann in der Nacht nicht einschlafen, und oder mit Sport müde machen, schlafe ich früh ein und bin Mitternacht wach.

Ist halt alles nix, wo man eine Perspektive sehen kann, wobei die finanzielle Situation oft der minimierende Faktor ist. Ich hab vor 1,5 Jahren auch mein Auto verloren und damit sind dann nochmals Kontakte und Kontaktmöglichkeiten und auch Freiheit weggebrochen. Hatte gerade das VHS Programm in der nächsten größeren Stadt zu schätzen gelernt, da trifft man einfach andere Menschen als in einer Kleinstadt mit vielen Einfamilienhäusern. War da auch zuletzt zur Therapie und habe in der Bibliothek viele gute Bücher zum Thema gefunden und ausgeliehen, jetzt ist das Busticket so teuer, dafür bekommt ein Buch.

Wenn das immer nur so weitergeht, ständige Geldsorgen, immer weniger soziale Kontakte, wenig Energie, irgendwann kommen die Alterszipperlein, keine sinnvolle Beschäftigung oder Lebensziel außer irgendwie den Haushalt zu wuppen und stabil zu sein - Existieren ist kein wirkliches Leben
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo ihr Lieben,

aktuell bin ich wirklich sehr sehr froh über mein "Ausgemustertsein", zum einen Corona..., zum anderen dieses Sauwetter da draußen...wir hatten die ganze Woche Schneeregen, Sturm, es war eiskalt,...da setzte ich freiwillig wirklich keinen Fuß vor die Türe und bin froh um jeden einzelnen Tag, an dem ich keine Termine habe. In den nächsten Tagen soll es milder werden, aber dafür ist Dauerregen angesagt...auch nicht so verlockend für mich.
Meine Katze geht auch immer nur kurz raus, sie mag es lieber warm, trocken und gemütlich. Dieses Tier liegt aktuell bald 20 Stunden täglich irgendwo herum und schläft. Sie hat auch gar kein schlechtes Gewissen dabei, da kann ich direkt noch was lernen. :lol:

Neulich habe ich gedacht, diese Probleme mit dem ausgemustert sein hängen für uns/mich einfach sehr eng damit zusammen, dass in unserer Gesellschaft die Leistungsfähigkeit eines Menschen so extrem wichtig erachtet wird. Wer etwas leistet, einen guten Job hat, Kinder erzieht, Verantwortung übernimmt, der/die definiert sich ja auch hauptsächlich über diese Tätigkeiten. Das eigene Selbstwertgefühl ist so eng an diese Leistungsfähigkeit gekoppelt.
Diese Idee ist, gerade (glaube ich zumindest) in meiner Generation (Jahrgang 64), so tief verankert, dass man sie kaum noch los werden kann. Und wenn ich dann nichts mehr leisten kann, dann zieht mich das emotional auch immer wieder in die falsche Richtung. Vielleicht wenden sich darum so viele von uns den Tieren oder der Kunst zu; Tiere bewerten uns nicht und in der Kunstwelt herrschen ganz andere Werte.
Ich möchte versuchen, mich von solchen Wertvorstellungen zu lösen. Als Persönlichkeit bin ich trotzdem wertvoll, auch, wenn ich nichts mehr leisten kann. (Wenn ich das irgendwann mal verinnerlicht habe...und wirklich davon überzeugt bin, dann bin ich einen großen Schritt weiter gekommen.)

Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Sonntagabend.

Liebe Grüße

Kenny
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo aprill,

Du hast so viele Bereiche beschrieben, die ich sehr gut von mir selbst kenne. Die Kombination von inneren (Depression, Erschöpfung,...) und äußeren (finanzielle Unterversorgung, leben am Existenzminimum) Einschränkungen macht es uns besonders schwer, überhaupt noch ein wenig Lebensqualität aufzubauen oder zu erhalten. Aber aufgeben ist irgendwie auch keine Option, jedenfalls nicht für mich. Ich werde weiterhin versuchen, wieder ein paar gute soziale Beziehungen zu interessanten Menschen aufzubauen. Auch wenn aktuell alles still steht, irgendwann ist der Winter vorbei, der Lockdown wird aufgehoben, dann werde ich mich wieder auf den Weg machen....und vor allem werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass es noch ein paar schöne Erlebnisse in meinem Leben geben wird. Ohne diese Hoffnung würde ich es nicht schaffen.

Liebe Grüße an Dich

Kenny
aprill
Beiträge: 83
Registriert: 2. Nov 2014, 22:32

Re: Ausgemustert?

Beitrag von aprill »

Hallo Kenny!

Ja, die Hoffnung darf man nicht verlieren, aber je nach Stimmung ist die eben mal größer oder kleiner.
Bin jetzt angefangen Haushaltsbuch zu führen. Ich glaube ich muss mir feste Reiseziele setzen, Amsterdam wäre z.B. nicht so weit weg und dann eben sparen, wird vor 2022 eh nichts. Ich hatte mich auch schon informiert, wie ich günstig mal raus komme, aber dann kam Corona.
Erstmal wird’s auch irgendwann wieder Frühling, wo man mehr draußen machen kann, die Tage werden wieder länger. Irgendwie muss und geht es wieder weiter.
Solveig53
Beiträge: 4
Registriert: 5. Apr 2020, 21:53

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Solveig53 »

Hallo zusammen, eure Beiträge habe ich fürs Erste nur überflogen, das ist mir einfach viel zu viel.
Aber ich finde mich in so vielem wieder und im Moment versuche ich gerade, auf welche Weise auch immer, neue Kontakte zu knüpfen.
Ich bin 53 und nun schon 6 Jahre verrentet, sich ausgemustert und als Versagerin zu fühlen kenne ich leider zu gut. Single, schon immer, einige gute Freunde, der Kontakt zu meiner Familie - schwierig.
Zum Glück kann ich mit meiner Rente gut leben, haben zumindest in diesem Punkt keine Sorgen.
Mich ausgemustert zu fühlen bestimmt mein Denken noch sehr, aber ein Kontakt und Austausch über das Thema hinaus wäre mein Wunsch. Jemanden finden, der/die die Situation kennt, man sich nicht erklären muss, aber auch über anderes reden/schreiben. Ich habe hier im Forum für dieses Anliegen nicht dir richtige Nische gefunden, weiß nicht, ob es hier in diesem Thread jemanden gibt, der/die sich eben auch über "Normales" austauschen will. Gemeinsame Themen und Interessen, aber in einem etwas kleineren Kreis, denn wie am Anfang schon geschrieben, der Umfang der bisherigen Beiträge überfordert mich etwas.
Und Überforderung ist genau das, was mich im Moment am meisten runterzieht.
Ich bin gerade dabei, mir ein Stück von dem, was früher mein Leben ausgemacht hat, zurückzuholen, endlich wieder Dinge zu tun, die so lange Zeit für mich gar nicht existierten. Und dann kommt Corona und bremst mich, wie viele andere hier, aus. :-(
Lesen geht fast immer, Kunst, Kino, Ausstellungen, Musik, viel der Natur unterwegs sein. Ich will versuchen, der Depression nicht mehr so viel Raum in meinem Leben zu geben, auch wenn ich weiß, dass ich sie nie wirklich loswerden will. In gewissem Sinn macht sie mich eben auch aus.
Jetzt ist der Beitrag länger geworden, als ich es vorher gedacht hätte und habe doch gleichzeitig das Gefühl nicht das ausdrücken zu können, was ich genau meine.
LIebe Grüße, Solveig
Dora20
Beiträge: 217
Registriert: 1. Nov 2020, 15:05

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Liebe Kenny und alle anderen,

schön, dass der thread nach oben gerutscht ist, und ich ihn gefunden habe.
Ich bin seit ein paar Wochen hier unterwegs.
Hier passe ich ganz gut rein.
Ich bin 60, seit 2 Jahren frühverrentet. Lebe nach WG- und Familienleben seit 15 Jahren allein.
Ich suche einen Austausch, der mir ermöglicht, alles über mich zu sagen, was mir wichtig ist, wie ich bin, was mich belastet. Und respektvoll behandelt zu werden. Und andere möglichst respektvoll zu behandeln.

Und ich suche nach Ideen, möchte Perspektiven entwickeln, austauschen. Eventuell sich gegenseitig motivieren.

Das Forum ist super!
Mir fehlt hier trotzdem die "Sinnlichkeit" in der Begegnung.
Ich habe auch nach konkreten Begegnungsmöglichkeiten in Berlin gesucht.
Bisher erfolglos.
Ich lebe in Berlin, natürlich gibt es hier alles. Auch viele Selbsthilfegruppen.
Aber erstens haben wir Corona, und zweitens hatte ich auch einige schwierige Erfahrungen in SHG, was viel mit einer großen Verletzlichkeit meinerseits zu tun hat.
Ich bin in einer Familie mit überforderten Eltern groß geworden, die diese Überforderung auf uns 3 Kinder übertragen haben, so saßen wir zu fünft in einem kleinen gemeinsamen Überforderungsboot, und haben uns alle gegenseitig viel entwertet.
Ich lerne noch. Vielleicht kann ich es irgendwann auch besser.

Im Forum erlebe ich einen respektvollen Umgang miteinander. Das ist sehr schön.
Vielleicht liegt es ja auch am Medium. Es gibt die Zeit nachzudenken, bevor man schreibt.
Dennoch möchte ich mein Leben dauerhaft nicht im Internet verbringen.

Ich vermisse sehr Freude, Spaß, Ausgelassenheit (Musik, Bewegung, Natur...)

Der Widerspruch Stadt - Land taucht hier immer wieder auf.
Ich beneide Euch auf dem Land um Eure Natur. Einfach vor die Tür gehen, und es ist schön!
Aber ja, ich möchte auch nicht auf die Möglichkeiten in der Stadt verzichten.
Auch wenn ich aus finanziellen Gründen wenig teilhabe und wegen Corona derzeit kaum etwas möglich ist, kann ich sonst auch die Vielfalt und Buntheit etc. hier "genießen" (wenn es mir gelingt).

Ich bin mein Leben lang politisch, gesellschaftlich, sozial orientiert. Habe im früheren Leben Soziologie studiert.
Meine zentralen Themen, Interessen sind soziale Teilhabe (wohnen, Mobilität, Bildung, Kulturelles....).
Und - was man heute diversity nennt -, Verständnis und Toleranz für ungewöhnliche Menschen, Menschen in Außenseiterpositionen....

Ich versuche hier in Berlin in dieser Richtung einzusteigen, mich zu engagieren (Mieterdemos, Teilnahme an einer Gruppe "gut Älterwerden trotz finanzieller Begrenzung", Wohnprojekte).
Ich merke aber immer wieder, dass es mir nicht leicht fällt, im "normalen" Leben das zu realisieren. Ich rutsche immer wieder mal in Resignation. Ich brauche viel Rückzug, um mich auf mich zu besinnen und zu reflektieren.

Meine Rente ist klein, aber sie erlaubt mir aktuell ohne Stress zu leben.

Ich möchte wieder/erstmals ein für mich richtiges Leben finden, das sich richtig anfühlt, zumindest teilweise und immer wieder.

Der Austausch im Forum ist sehr intensiv. Das ist sehr schön und interessant.

Aber ich verstehe auch den Beitrag mit der Überforderung von Solveig. Es kann ganz schön viel werden.

Mir kam die komische Idee, ob wir hier nicht ein reales Treffen organisieren könnten, im Sommer, irgendwo, wo es günstig ist, z.B. in einer Jugendherberge, mit uns "vergleichbaren" Menschen, ähnlichen Erfahrungen.... Jede/r kann sich zurückziehen, jederzeit, wann er/sie will, es braucht.
Aber eben auch mit der Chance, sich zu begegnen und auszutauschen und kreativ zu spinnen.
Ich habe dein Eindruck, hier kommt so viel Erfahrung, Wissen, Reflektion zusammen, das macht mir Spaß!
Na ja, ist vielleicht Blödsinn.

Ich schicke allen hier Teilnehmenden sehr gute Wünsche für kleine Freuden und größere Perspektiven und freue mich auf weiteren Austausch.

Herzliche Grüße,
Dora
aprill
Beiträge: 83
Registriert: 2. Nov 2014, 22:32

Re: Ausgemustert?

Beitrag von aprill »

Hallo Solveig!

Ja, das versuche ich auch immer mal wieder, mich etwas mit Kunst und Kultur, Literatur zu beschäftigen, zu oft bin ich sonst nur zum shoppen irgendwohin hingefahren, aber mit Schwerbehindertenausweis kommt man meist vergünstigt in Museen. Ist dann meist nichts geworden, weil man sich regelmäßig informieren muss, ob es Ausstellungen in der Umgebung gibt, die einen interessieren.

Da geht es mir sehr wie Dora, Hallo!
Man hat zwar viele Ideen, aber oft nicht die Energie das umzusetzen, oft reicht es nur für den normalen Haushalt, wenn mal wieder ein Tief kommt.

So etwas wie ein Treffen fände ich toll, mit den Reisebussen und Sparpreisen der Bahn kann man ja mit Glück recht günstig wegkommen, wenn es nicht ans ander Ende geht.
Ich dachte auch in Berlin findet man alles, aber vielleicht gibt es schon zu viel, da in der Fülle der Angebote durchzublicken kann schwierig sein.
Ich hab 3 Semester in Berlin studiert und eine heftige depressive Phase bekommen, war mir aber nicht bewusst damals, war in Mitte und wenn man aus dem Norden kommt und in diesen Häuserschluchten nie den Horizont zu sehen, die Hektik und auch das Elend, fand ich alles nicht schön und bin dann schnell zurück. Außerhalb gibt es schöne grüne Viertel, aber da muss man lange rein lange fahren.

Wenn ich das so überlege muss ich mich wohl mehr fokussieren auf 2-3 Dinge, sonst verlier und verzettel ich mich und bekomme nichts hin.
Z.B. fest einplanen ein Reiseziel alle 1-2 Jahre, ein Museen/Ausstellung/Konzert/Kino fest alle 6 Monate besuchen, alle 1-2 Monate ein Buch lesen, nicht nur ausleihen, momentan baue ich einen Berg von angefangen oder schon lange geplanten Nähprojekten ab, vorher hab ich mehr gelesen, im Frühling hab ich den Balkon, mache Radtouren, bin mehr draußen.
Aber ich brauche einfach Ziele, Erlebnisse, auf die man sich freuen kann, die über den Alltag und Haushalt hinaus gehen. Aber ich muss mir das fester vornehmen als: ich möchte vielleicht mal, wenn es denn finanziell geht, schau ich mal wie das Wetter ist...
Tuuli
Beiträge: 2
Registriert: 12. Feb 2021, 22:11

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Tuuli »

Hallo Kenny,

ich bin ganz neu hier und richtig froh, gerade auf deinen Post gekommen zu sein. Mir geht es nämlich ganz genauso: ich bin auch berentet (volle Erwerbsminderungsrente, seit ein paar Jahren) und obwohl ich das so gewollt habe, ist das "Rentnerleben" doch nicht einfach. Der Geldmangel, der nie besser wird, und damit der Mangel an Möglichkeiten am Leben teilzuhaben, ist für mich ein großes Problem, aber manchmal auch das Alleinsein. Die Gesundheit kommt dazu.

Geldmangel, da meine Rente unter ALG II-Niveau liegt, ich aufstocken muss und viel für die Gesundheit ausgeben muss. Viele Menschen denken ja, dass man alles, was man braucht, vom Staat bekommt, aber das ist eben nicht so. Ich persönlich habe z. B. nie genug, um mal einen Volkshochschulkurs zu machen, um jemand Neues überhaupt kennen zu lernen, oder um mich überhaupt öfter mal im Café zu treffen.

Tja, und so ist das Leben schwer geworden.

Ich suche trotzdem das Schöne, das "kleine Glück" im Alltag, und versuche, meine Blick auf die Dinge zu richten. Aber es ist anstrengend, jeden Tag.

Ich würde mich freuen, mich auszutauschen.

Liebe Grüße,

Tuuli
Zuletzt geändert von Tuuli am 14. Feb 2021, 20:01, insgesamt 1-mal geändert.
Tuuli
Beiträge: 2
Registriert: 12. Feb 2021, 22:11

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Tuuli »

@Der-Micha

Ich habe eben deinen Beitrag weiter vorne gelesen und habe gedacht, das kenne ich gut, was du schreibst. mir ging es auch so... aber nach ein paar Jahren Berentung habe ich Frieden damit geschlossen - manchmal bäumt sich die Angst und Ablehnung noch kurz auf, aber dann nehme ich sie in die Arme und es wird wieder gut... Wenn du möchtest, kannst du dich gern an mich wenden - das wollte ich dir nur anbieten. Und wenn nicht, dann nicht - auch das ist kein Problem. :)

So oder so, alles Gute auf dem Weg, wo er nun auch immer hinführen mag.

Liebe Grüße,

Tuuli
Kenny
Beiträge: 324
Registriert: 3. Sep 2017, 16:37

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Kenny »

Hallo ihr Lieben,

ich konnte auf Eure letzten Beiträge leider nicht mehr eingehen, seit 2 oder 3 Wochen geht es mir (wieder mal... :( ) ziemlich schlecht. Trotzdem habe ich mich über Eure Postings gefreut.
Hab gerade alles noch mal gelesen, kann mich aber weder konzentrieren noch die Inhalte der Beiträge den jeweiligen Personen zuordnen...die Nebel im Kopf sind noch zu dicht.

Ich fände es auch sehr schön, wenn sich hier ein paar Kontakte ergeben würden, die über das Forum hinausgehen. Es geht mir ja auch so, dass "gesunde" Menschen für mich hauptsächlich anstrengend...und oft auch frustrierend sind, sie können meine Situation einfach nicht verstehen. Es wäre sehr schön, ein paar Menschen zu finden die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden...mit denen ich mich auf Augenhöhe austauschen könnte...und nicht immer dieselben Dinge erklären müsste.
Auch ein richtiges Treffen fände ich toll, ich glaube der Vorschlag kam von Dora, das wäre doch mal ein Highlight dass die düsteren Wolken vertreibt. Aber schon allein der Gedanke, mehrere hundert Kilometer fahren zu müssen aktiviert gleich wieder die depressiven Anteile: Kenny, wie willst Du das schaffen bei Deinem geringen Energielevel? Was machst Du mit Deiner Katze?...und so weiter...

Also aktuell ist einfach nichts mit mir los, heute morgen habe ich angefangen meinen Wäscheständer abzuhängen, nachdem ich ungefähr die Hälfte geschafft hatte fiel ich völlig erschöpft aufs Sofa...die Klamotten hängen noch immer. Habe mir später was gekocht, die Katze versorgt, ansonsten ist der Tag völlig ereignislos an mir vorbei gerast...ich weiß immer nicht wieso die Zeit so schnell an mir vorbeifliegt in diesen schlechten Phasen. Es ist meine Lebenszeit und ich würde sie so gerne besser nutzen. Aber es geht irgendwie nicht. :cry:

Jetzt hör ich auf, bevor ich noch jemanden mit runter ziehe, das möchte ich auf keinen Fall.

Liebe Grüße an Euch alle,


Kenny


...die bestimmt irgendwann wieder aus diesem dunklen Loch heraus krabbelt. :hello:
Dora20
Beiträge: 217
Registriert: 1. Nov 2020, 15:05

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Liebe Kenny,

schön, dass du wieder da bist!
Mich ziehst du nicht runter - wahrscheinlich die anderen auch nicht - wir kennen das doch alle!

So wie es dir geht, mache dir nicht noch Stress und Druck, dass du jetzt wissen müsstest, wie du die Rente verbringst. Und auch nicht damit, dass du etwas organisieren musst oder Hunderte Kilometer fahren oder sonst irgendwas!

Ob, wann und wo dass alles passieren wird, steht im Moment in den Sternen, schön wäre es, aber es muss jetzt gar nix sein!

Gönne du dir richtig Zeit, ja, schade um die Lebenszeit, aber die Lebenszeit unter Stress ist auch nicht besser und sinnvoller.
Komme erstmal zur Ruhe, Entspannung.
Du musst gar nichts!
Außer auf dich aufpassen!
Und dann meldest du dich wieder, wenn du magst, wenn du was brauchst. Und solange bist du weg ohne schlechtes Gewissen. Streichle deine Katze und genieße, wenn sie brummt.

Alles Liebe
Dora
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Ausgemustert?

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen,hallo ,liebe Kenny,
du wirst sehen,wenn es in den Frühling geht,wird Dir die Natur helfen.
Ich setz mich in diesen Zuständen raus,genieße die Wärme,schau den Vögeln und
Insekten zu,gieß eventuell die Blümchen und mach erstmal garnix.Dann kommt oft
Unkraut in den Blick,oder ich hol den Besen....es kommen kleine Sachen,die ich tun kann
,auch will......ein Arzt sagte mal:gehn sie den kleinsten Impulsen nach....das mach ich dann.

Hauptziel ist aber draussen zu sein...nichts zu müssen....

Mit dieser Zeit,die unvertan vergeht,das quält mich auch manchmal sehr.Es gibt aber auch kleine
Freuden,wie: ich hab jetzt die Wäsche geschafft,mir was gekocht,ich höre einen Beitrag (Radio)ganz bewußt,interessiere mich für die Lokalpolitik,ein gesellschaftliches Thema,irgendetwas außer mir und meinem seelischen Dilemma.Dann kommt auch bald wieder eine bessere "Zeit".

Dora,Du hast tolle Ideen,ich würde auch gern,irgendwo in der Mitte sich treffen,wenn Corona und meine Gesundheit es mir erlaubt.Darauf läßt sich ja auch hinsparen,in dieser Zeit geb ich eh wenig Geld aus.......Vor Jahren haben wir vom Forum aus ein Treffen in Bad Beversen/Lüneburgerheide gehabt.Die Barmer hat das gesponsert und Frau Blume und der Doc haben es organisiert.Wir waren vielleicht 15 Leute und es war toll,sich kennenzu lernen.

Dann gibt es ja auch in Unterforen Möglichkeiten sich in der Nähe zu treffen.Vor Corona wollten wir in Köln ein Treffen machen,im Kaffee,konnte leider nicht statt finden....also es ist möglich

Gerade wir "Ausgemusterten"könnten zusammen Manches unternehmen,wenn wir stabil sind.

Ich lebe seit 11 Jahren im Dorf und muß schon sagen,dass ich Köln,den Rhein,alle Angebote,auch Selbsthilfegruppen und niederschwellige Freizeitangebote sehr vermisse.Als ich dort lebte und arbeitete hatte das gar nicht den Stellenwert.....

Gesund erhält aber hier die Ruhe,die Natur.

Es ist eine Gradwanderung und man vermißt meist,was man nicht hat.
Menschen lerne ich hier auch kennen,aber sie sind wirklich anders als die Städter und leben mehr in Familienverbänden.......da kommt man nicht rein und es paßt auch nicht wirklich zu mir.....

Im Frühling werde ich unternehmungslustiger und werde meinen Radius wieder erweitern.
Nach Stadtausflügen bin ich dann meist froh,in die Ruhe zurück zu kommen.

Ich wünsche uns gute Ideen und Möglichkeiten sie umzusetzen,vor Allem Hoffnung,dass es immer wieder besser wird und wir unsere Möglichkeiten sehen und nie aufgeben.L.G.malu
Leben ist mehr
Dora20
Beiträge: 217
Registriert: 1. Nov 2020, 15:05

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Dora20 »

Liebe Malu,

auf die Idee, dass das Forum das organisieren könnte, wäre ich nicht gekommen.
Das ist ja toll!
Was muss man dafür tun?
Ich denke, dass man im Sommer wieder unterwegs wird sein können, Natur täte mir gut!

Liebe Grüße, dir und allen anderen, für dich Kenny ein ganz ruhiges Wochenende, indem du dich nur fragst, was tut mir gut, und auch nur das tust,

Dora
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Ausgemustert?

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute

auch ich beziehe EM-Rente. Seit 16 Jahren schon. Erst immer wieder befristet, was sehr belastend war. Ständig zum Gutachter, was mir wie ein Tribunal vorkam wo ich mich zu rechtfertigen hatte und meine Krankheit beweisen musste. Ich habe richtig gemerkt, dass die von der Rentenversicherung bezahlt wurden und nach deren Gusto zu entscheiden versuchten.
Außerdem immer wieder der Druck, alle 2 Jahre überlegen zu müssen wie ich klar komme, wenn die Rente nicht mehr bewilligt wird. Hatte riesen Bammel wieder auf den Arbeitsmarkt, der mich heilos überforderte zurückkehren zu müssen.

Seit diesem Jahr bin ich endlich unbefristet berented. Eigentlich sollte ich mich freuen.
Uneigentlich stellt sich mir die Frage: Was nun?

Leute, die noch im Berufsleben stehen schauen mich schief an und es kommen Sprüche: Ach, hartzen wir mal ne Runde? oder: Einen faulen Lenz würde ich mir auch gern machen.

Depressionen sieht einem keiner an, wie ein fehlendes Bein, Krebs oder geistige Behinderungen.
Da muss man sich schnell rechtfertigen und das macht mir immer sehr zu schaffen.

Jetzt wo nicht mehr der Druck da ist, dafür zu sorgen, doch noch fit für den Arbeitsmarkt zu werden (was ich mit verschiedenen Eingliederungen immer wieder erfolglos versucht habe). Macht sich auf einmal eine gewisse Leere breit.
Was nun?

Liebe Grüße
Antworten