Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

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Laufa25
Beiträge: 47
Registriert: 5. Sep 2014, 17:26

Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Laufa25 »

Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich bin 27 Jahre alt und möchte eventuell demnächst meine dritte (bzw. mit selbstbezahlter Hypnotherapie meine vierte) Therapie in den letzten 6 Jahren machen. Ich habe wohl eine rezidivierende Depression, die alle 2- 3 Monate wiederkommt. Ich bin arbeitsfähig, hatte nur drei Fehltage in den letzten zwei Jahren, trotzdem kommt immer etwas in meinem Unterbewusstsein hoch, dass mir zu schaffen macht, wahrscheinlich Erlebnisse aus meiner Kindheit. Die letzte Tiefenpsychologie verlief zum Schluss im Sande, beidseitig war nur noch eine geringe Motivation zur Weiterarbeit da, Termine nur alle 3-5 Wochen.
Jetzt möchte ich einen weiteren Versuch starten, bin aber auch irgendwie verzweifelt, da ich mich langsam und nach 2 bzw 3 Therapien für "unheilbar" halte. Ist meine Angst berechtigt? Oder ist eine erneute Therapie doch ein wichtiger und guter Schritt? Ich will ja nicht sagen dass ich keine Hoffnung mehr habe, aber langsam macht mir das Angst dass ich nach gut 70 Stunden immer noch nicht gesund bin und schäme mich fast jetzt nochmal einen Therapeuten aufzusuchen
Ich freue mich auf eure Antworten
Beste Grüße
Tobi
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Tobi
Eine Therapie ist immer ein guter Schritt, wenn du Probleme mit der Psyche hast.
Gesund werden ist bei Depressionen eine Sache für sich. Ich habe drei Monate Psychiatrie und sechzig Stunden ambulante Therapie hinter mir, und bin alles Andere, als gesund. Allerdings habe ich in der Therapie gelernt, mit der depressiven Störung zu leben. Das ist schon viel mehr, als andere user aus diesem Forum geschafft haben. Die Störung zeigt bei jedem andere Symptome, und die Medikamente wirken bei jedem Patienten anders.
Mach dir keine Sorgen, wegen der Therapie.
Alles Gute und Schöne peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Nachtmensch
Beiträge: 620
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Tobi,

musst Du Dich schämen? Ganz sicher nicht!
Je nach dem, wie tief die Depression verankert ist, dauert es laut meiner letzten Therapeutin, mehrere Jahre bis man so stabil ist, das man sich als geheilt betrachten würde. Solange Du Therapien bekommen kannst, vor allem wenn sie von der KK übernommen werden, solltest Du sie auch in Anspruch nehmen, sofern sie Dir helfen.

Viele Grüße
R.
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Meridian »

Hallo Tobi,

wenn du den Eindruck hast, dass dir eine Therapie zum jetzigen Zeitpunkt helfen könnte, dann mach es.
Manchmal braucht es einfach mehrere Versuche, mehrere "Anläufe", bis es dann hoffentlich passt.
Das kann versch. Gründe haben, vielleicht war es einfach nicht der richtige Therapeut für dich, vielleicht
nicht die Therapierichtung, die dich weiterbringen kann, vielleicht warst du bisher einfach noch nicht an dem Punkt, dich wirklich darauf einzulassen.
Und bitte nicht mit der Erwartung daran gehen, dass du nach einer best. Anzahl von Stunden gesund sein musst.
Wenn die Therapie wirkt, dann wirst du das merken.
Alles Gute für dich und die Therapeutensuche.

LG, Meridian
Sul
Beiträge: 441
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Sul »

Hallo Tobi,

ich möchte dich auch ermutigen einen erneuten Therapieanlauf zu machen. Es ist doch ein Zeichen von Vernunft, wenn du dir Hilfe suchst. Und aus meiner Sicht sind 70 Therapiestunden eher wenig. Aber hast du von den Therapien profitieren können? Hast du etwas in deinem Leben verändern können?

Viele Grüße, Sul
Katerle
Beiträge: 11295
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Katerle »

@ Tobi

Nein, schämen musst du dich nicht, eine weitere Therapie zu machen. Niemand kann wissen, was du in deiner Kindheit alles erfahren hast, das kannst nur du und wenn du das Gefühl hast, dass noch nicht alles an die Oberfläche gekommen ist und in dir arbeitet, dann ist es einfach notwendig, dir erneut professionell helfen zu lassen, um alles aufzuarbeiten und auch zu verarbeiten.
Manchmal müssen da weitere Anläufe erfolgen, weil eine Therapie einfach nicht ausreicht.

Alles Gute bei deinem weiteren Weg, Kraft und das du durchhältst,
Katerle
Lebenslöwe
Beiträge: 68
Registriert: 21. Sep 2019, 13:34

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Lebenslöwe »

@Tobi: Das musst du nicht. Im Gegenteil: Sei stolz auf dich und darauf, dass du immer noch am Kämpfen bist!! :) Glück haben kann jeder, aber dran bleiben, wenn es schwierig wird/bleibt, dass ist die wahre Leistung.

Ich hab mittlerweile aufgehört zu zählen, mit wie viel Psychologen und Psychiatern und was auch immer ich Kontakt hatte. Es dauert so lange, wie es dauert. Und wenn Leute nach einem Schweren Autounfall noch Jahrelang in Physiotherapie gehen, um einigermaßen laufen zu können, warum sollte ich dann nicht nach den "Seelenunfällen" in meiner Vergangenheit immernoch Hilfe brauchen und diese annehmen?
Beim Autounfall käme auch keiner auf die Idee zu sagen: "Du hattest doch schon zwei Krankengymnastiken!" Da macht man so lange Krankengymnastik, wie man das Gefühl hat, dass es hilft, dass es Schmerzen lindert und neue Bewegungen ermöglicht. Wieso sollte das bei uns anders sein?

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute! :D
Bauchtänzer
Beiträge: 394
Registriert: 13. Jul 2019, 20:38

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Bauchtänzer »

Schämen hilft dir doch nicht weiter, Tobi. 3-4 Therapien in 6 Jahren sind schon viel, daher finde ich Innehalten eine gute Idee.

Ich weiss ja nicht, welche Probleme du letztlich hast, bei mir sind es sogen. Frühstörungen (https://www.medizin-im-text.de/2016/99/fruehe-stoerung/), die mein Leben recht unerfreulich gemacht haben. Da ist wohl der Aufbau einer intensiven Bindung an den Therapeuten günstig und wichtig. Hat bei meiner jetzigen Therapie auf Anhieb geklappt, aber ich hatte Glück, dass das gleich bei der 1. Therapeutin beim 1. Zusammentreffen so war und ich nicht weitersuchen musste.
Lebenslöwe hat geschrieben:Glück haben kann jeder, aber dran bleiben, wenn es schwierig wird/bleibt, dass ist die wahre Leistung.
Genau das ist für mich die Herausforderung.

Wie ist das bei dir? Hast du jeweils gute Bindung aufbauen können? Oder hat sich da emotional beim Therapeuten eher nix getan?

Kurz gesagt: ich glaube, man sollte solange suchen, bis man den Eindruck hat, dass es wirklich passt, und dann dranbleiben.
Laufa25
Beiträge: 47
Registriert: 5. Sep 2014, 17:26

Re: Dritte Therapie... Muss ich mich schämen?

Beitrag von Laufa25 »

So ihr Lieben,
vielen Dank für die zahlreichen unterstützenden Nachrichten :)
Habe heute ein Gespräch mit meinem Facharzt um nochmal zu reden, aber ich denke schon dass ich nochmal eine Therapie machen werde. Eure Meinungen dazu haben mich nochmals bestärkt. Da ich jetzt privat versichert bin, falle ich auch nicht unter die 2 jährige Wartezeit der GKV.
Vielen Dank euch
Jetzt geht es an die aktive Suche nach einem Therapeuten
Beste Grüße
Tobi
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