Freunde finden mit Depressionen

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Sunshine5678
Beiträge: 986
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Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von Sunshine5678 »

Du sprichst mir aus der Seele.
Da es mir sehr schwer fällt aus dem Haus zu gehen, treffe ich natürlich keine Menschen und habe daher kaum sozialen Kontakt.
In der Klinik habe ich festgestellt wie schön es ist regelmäßig Kontakt mit Leuten zu haben. Aber jetzt hält mich die Depression zu Hause fest.
Wenn ich einen Termin habe oder einkaufen muss, beeile mich ganz schnell wieder heim zu kommen.
Früher war ein geselliger Typ der gerne sich mit andern getroffen und Spaß gehabt hat.
:hello:
yellohmellow
Beiträge: 231
Registriert: 2. Mär 2019, 09:01

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von yellohmellow »

Liebe Meliii,

mir geht es ganz genauso wie Dir. Es fehlt dann irgendwann die menschliche Kommunikation, die ja so wichtig ist, um sich weniger allein zu fühlen.

Auf Urlaubsreisen oder im Alltag gelingt es mir so gut wie nie, Menschen anzusprechen, geschweige denn Freundschaften zu entwickeln.

Es gab aber dann doch noch eine Lösung für mich, zumindest teilweise. Ich entschloß mich, einer Selbsthilfegruppe für Betroffene anzuschließen. Mit der Zeit entwickelten sich dort tatsächlich zu einzelnen Teilnehmern über die Treffen hinaus freundschaftliche Kontakte. Das ist zwar nicht immer leicht, weil man in einer Freundschaft sich noch stärker verbunden fühlt und natürlich heftig mitfühlt, wenn es dem Anderen schlecht geht. Aber das zahlt sich dann umgekehrt ja auch wieder aus, weil man dann in eigenen schlechten Zeiten sowas wie einen verständnisvollen Beistand hat.

Du kannst ja mal überlegen, ob das für Dich auch in Frage käme. Solche Gruppen gibt es vielerorts, am besten man erkundigt sich bei den Wohlfahrtsverbänden, die solche Gruppen unterstützen, z.B. in Deutschland der Paritätische Wohlfahrtsverband.

LG yellohmellow
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von LukaRo »

Hallo Meliii,

Freundschaft ist ein Thema, an dem ich mich seit 6 Jahren abarbeite. Ist ein schwieriges Thema. 2014 bin ich akut erkrankt, zu dem Zeitpunkt gab es null soziale Kontakte mehr, alle Freundschaften, auch wenns wenige waren, hab ich bis dahin nach und nach verloren, schleichender Rückzug über die Jahre, nach und nach hatte ich alle Kontakte abgebrochen. Ab dem Zeitpunkt hab ich versucht, neue Beziehungen zu Menschen aufzubauen, ist mir aber nicht wirklich gelungen.

Da gab es reichlich Menschen, die ich als Bekannte einordnen würde, ich hab über die Jahre einiges an Gruppen organisiert, bin auch immer ein guter Zuhörer gewesen, war aber faktisch nicht in der Lage, mich selbst mitzuteilen. Das hab ich vermutlich vor 2014 auch nie groß getan, aber nach 2014 und parallel zu 4 Jahren Gesprächstherapie hab ich zwar sprechen gelernt, nur das sind halt alles keine Dinge, die man Fremden mitteilt. Abgesehen von Therapeuten. Die wenigen Personen, denen ich dann doch Dinge von mir mitgeteilt hab, waren in der Regel immer Personen, die selbst krank waren. Selbst unfähig waren, normalen Smalltalk zu machen. Aber ja, das waren dann auch nur Begegnungen auf Zeit und man ist wechselseitig auch nicht wirklich in Beziehung getreten, waren eher gemeinschaftliche Monologe.

Wirklich wohl fühl ich mich unter Menschen nicht, schätze ich bin so lang ich denken kann gefühlt im Abstand und in depressiver Grundstimmung. Mag sein, dass man mich auch in der Kategorie Sozialphobie einordnet. Keine Ahnung, mir fehlen ebenfalls Freunde, gleichzeitig fühl ich mich unfähig, tiefere Beziehungen aufzubauen. Bekannte ja, Freunde eher nein. Vermutlich hab ich immer das Gefühl, ich muss mich schützen. Solang ich nur Fassade präsentiere, werd ich auch nicht näher wahrgenommen. Teil ich mehr über mich, endet alles meist über kurz oder lang in Kontaktabbrüchen meinerseits.

Ich weiß, das hilft Dir nicht weiter. Was ich trotzdem sagen möchte: Es hilft schon, in Gemeinschaft zu sein und mit anderen schöne Dinge zu tun. Vereine, Gruppen, VHS, Kirchen. Es gibt ne Menge Möglichkeiten, soziale Kontakte zu pflegen, nicht allein zu sein und gemeinsam Dinge zu tun. Man hat dann zwar keine engen Freunde im Wortsinn, aber trotzdem einige tragende Strukturen.

Lieben Gruß,
Lukas
DasPhantastikS
Beiträge: 280
Registriert: 27. Dez 2019, 00:16

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von DasPhantastikS »

Ich hatte damals Angst gehabt, dass meinen Freunde mit mir nichts zu tun haben möchte, weil ich depressiv bin. Aber jetzt ist unsere Freundschaft stärker.

Es gibt immer irgendeinen auf der Welt, der dein Freund werden kann. Es kann aber auch sehr lange dauern, aber sollte niemals die Hoffnung da drin aufgeben.
Sunshine5678
Beiträge: 986
Registriert: 19. Nov 2019, 20:06

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von Sunshine5678 »

Der Rat Freundschaften wieder aufleben zu lassen hat durchaus Berechtigung.
Bei mir gibt es aber keine alte oder neue Freundschaften, da ich leider immer meinen Job in den Fokus und Priorität gestellt habe.
Jetzt weiß ich wie dumm das war.
:hello:
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von LukaRo »

DasPhantastikS hat geschrieben:Ich hatte damals Angst gehabt, dass meinen Freunde mit mir nichts zu tun haben möchte, weil ich depressiv bin. Aber jetzt ist unsere Freundschaft stärker.

Es gibt immer irgendeinen auf der Welt, der dein Freund werden kann. Es kann aber auch sehr lange dauern, aber sollte niemals die Hoffnung da drin aufgeben.
Nunja. Vermutlich ist der Knackpunkt, wenn man aufhört Fassade zu präsentieren, anfängt offen zu werden und dann schaut, wer einem da gegenüber sitzt. Solang man Fassade konnte (so ne Depression kommt in der Regel nicht über Nacht, man hat schon vorher lange Themen verdrängt, für sich, gegenüber anderen), hat man meist auch nicht offen hingeschaut oder nachgehakt, wer der andere ist. Depressionen zu haben und dann reden zu lernen, auch über Gefühle, Zweifel, das Leben und offen über das eigene Selbst, kann Beziehungen klären. Vertiefen oder andererseits beenden. Meist reduzieren sich die Kontakte, je nachdem wie groß der vorherige Bekanntenkreis war und dass eigene Bedürfnis ist, jedem gegenüber authentisch zu sein, sofern man die Personen dann überhaupt noch mag und Vertrauen hatte oder das Bedürfnis, offen zu sprechen. Übrig bleiben dann möglicherweise wenigere, aber tiefere menschliche Kontakte. Und ein mehr an Austausch mit denen, die geblieben sind oder bei denen man bleiben wollte.

LG, Lukas
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von LukaRo »

Sunshine5678 hat geschrieben:Der Rat Freundschaften wieder aufleben zu lassen hat durchaus Berechtigung.
Bei mir gibt es aber keine alte oder neue Freundschaften, da ich leider immer meinen Job in den Fokus und Priorität gestellt habe.
Jetzt weiß ich wie dumm das war.
Dumm wär nur, auch in Zukunft Beziehungen zu Menschen zu meiden, es für vergeigt zu erklären. Selbst im Alter kann man Freunde finden. Nur dazu muss man sich themenbezogen Gleichinteressierten anschließen. Gibt ja keine Zwangskollektive wie Kindergarten, Schule, Ausbildung u./o. Studium mehr.

Mein erster Therapeut meinte lapidar, man fände im Alter kaum noch Freunde. Das ist Bullshit. Stimmt nur, wenn man keine neuen Dinge ausprobiert. Es gibt Vereine, Chöre, Parteien, Plattformen für Aktive. Was auch immer. Freunde findet man am ehesten, wenn man bestimmte Dinge gern macht, gern auch mit anderen zusammen und möglichst vielen gleichgesinnten Leuten begegnet, wiederholt, nachhaltig, am besten in Gruppen. Persönliche intensivere Beziehungen entwickeln sich dann automatisch. Ohne dass man es will oder verhindern kann.

LG, Lukas.
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von LukaRo »

Praktische Anregung:

https://www.spontacts.com/" onclick="window.open(this.href);return false;

Nur ein Vorschlag, Anregung, keine Werbung. Es geht da nicht um Freunde finden, nur um Aktivitäten erstellen, Leute machen einfach mit, oder (als Neuling) man macht einfach öfter wo mit, wo man den Inhalt mag. Irgendwann kennt man ne Menge von Leuten von Aktivitäten her vom Sehen, einige persönlicher, manche mag man, zu den meisten hält man mehr Abstand, dass sind dann Bekannte. Wer einfach nur Kontakt und Begegnung sucht ist bei der Plattform gut aufgehoben. Leider nur in aktiven Gegenden - auf dem Dorf oder abgelegenen kleineren Städten nutz das leider nix.

Gruss, Lukas.
LukaRo
Beiträge: 129
Registriert: 9. Jul 2020, 15:59

Re: Freunde finden mit Depressionen

Beitrag von LukaRo »

(meine letzten Beiträge fallen alle mehr in das Raster soziale Kontakte, Begegnung. Gemeinsames Tun. Freunde sind darüber möglich, aber nicht zwingend. Ich kann für mich das Wort Freundschaft schwer definieren. Bin schon froh, wenn ich überhaupt halbwegs stabile soziale Beziehungen hab.)
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