Gehen oder bleiben?

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Hlfe123
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Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo,
ich brauche dringend eure Hilfe/Ratschläge oder eigene Erfahrungen:
also, mein Mann ist seit vielen Jahren depressiv, leider hat sich das oft in sehr schlechtem Verhalten mir gegenüber gezeigt, er hat mich von einem Moment zum anderen ignoriert, beschimpft etc. Diese schlechten Phasen kamen immer sehr plötzlich. Das Ganze geht schon viele Jahre so. Jetzt sagt er, dass es ihm besser geht (er ist in Therapie), er ist in der Tat sehr freundlich usw.
Das Problem: ich merke jetzt, dass durch die ganzen Krisen meine Gefühle für ihn weg sind. Das irritiert mich selbst total, ich war immer für ihn da und habe versucht zu helfen, und jetzt, wo es ihm vielleicht besser geht, kann ich gar nichts damit anfangen. Es erreicht mich einfach nicht!
Es ist auch so, dass ich nicht sicher sein kann, wie lang die gute Phase dauert: für immer, für ein paar Monate? In der ganzen schlechten Zeit habe ich viel für mich alleine gemacht (oder mit Freunden) und das war gar nicht schlecht.
Am liebsten würde ich mich trennen - aber ich bin nicht sicher, ob das ein großer Fehler sein könnte. Was meint ihr?

Verwirrte Grüße
Kirsten29
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Hlfe123,

ich habe eben gesehen, dass du ja schon eine ganze Weile hier im Forum angemeldet bist.

Ich habe mir den Großteil der Beiträge durchgelesen. Für mich entsteht da der Eindruck einer Frau, die lange lange lange um ihre Beziehung gekämpft hat. Die viel ertragen, geduldet und gehofft hat. Du warst selbst in Therapie? Du hast gelernt, dich abzugrenzen, auf dich selbst zu achten, bist also selber gewachsen. Dass die "Luft raus" ist, finde ich persönlich verständlich. Und ich verstehe auch deine Zweifel.

Meine Oma (väterlicherseits) wird bald 80 und hat ihr ganzes Leben ihrem jähzornigen Mann untergeordnet. Sie wurde vor versammelter Familie regelmäßig von ihm beschimpft, konnte ihm nichts recht machen. Erst vor einiger Zeit habe ich dann noch von seiner Brutalität erfahren. Vor etwas mehr als drei Jahren ist er freiwillig gegangen, ohne Brief. Niemand von uns weiß, warum er diesen Weg gewählt hat. Meine Oma hat ihn gefunden.

Seitdem hat sie wieder etwas Lebenskraft schöpfen können und geht gelegentlich auf Reisen. Aber sie hatte mir ab und zu, wenn wir unter uns waren, erzählt, dass sie es oft bereut hat, so lange bei ihm geblieben zu sein.

Um ehrlich zu sein, mag ich dir keinen konkreten Rat für deine Situation geben. Ich persönlich entscheide mittlerweile mit dem Herzen, auch wenn das erstmal viel Angst bedeuten kann. Aber ich möchte es anders als die Frauen in meiner Familie machen, ohne sie zu verurteilen. Hier in meinem Wohnzimmer hängt eine Frage, die ich aus einer großen Veranstaltungsreihe zum Thema Leben und Sterben mitgenommen habe: Wie will ich leben?

Liebe Grüße
Kirsten
Zuletzt geändert von Kirsten29 am 4. Jul 2020, 08:18, insgesamt 1-mal geändert.
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
Hlfe123
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo Kirsten,
vielen lieben Dank für deine schnelle Antwort. Dass du meine älteren Beiträge gelesen hast, um dir ein Bild zu machen, finde ich toll! Ja, die Therapie war wegen der familiären Belastungssituation und hat viel gebracht. Ich werde über das, was du geschrieben hast nachdenken. Es ist so eine verrückte Situation bei mir...
Ich wünsche deiner Oma noch viele schöne, ereignisreiche, perfekte Jahre!
Hlfe123
Beiträge: 61
Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo Schlafmütze,

ja, ich habe ihm gesagt, dass mich die positiven Veränderungen irgendwie nicht mehr erreichen. Dass sie mich freuen, aber nicht das Herz erreichen. Ich fühle mich dabei total undankbar für seine gute Entwicklung (von der ich aber natürlich nicht sagen kann, ob sie anhält!). Da ist eine große Angst in mir, ihn zu verletzen - obwohl er mich in der Vergangenheit oft verletzt hat mich seinen Worten.
Spontan würde ich nur weg wollen. Aber dann sehe ich diesen Mann vor mir, der in Kindheit und Jugend so gelitten haben muss...
Schon klar, ich kann das nicht reparieren, aber ich möchte ihm nicht wehtun!
Kirsten29
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Hlfe123,

ob das "Zufall" ist? Ich habe vor wenigen Minuten für einen Mann gebetet, dem ich viel verdanke. Aber der Schmerz war am Ende zu groß und heute Morgen musste ich ihm schreiben, dass es zu spät ist. Ich hab für dieses Auf und Ab keine Kraft mehr (das war nicht mal was Festes). Als emotionale Antwort erhielt ich, ich wäre ein "Knallkopp". Ich sehe in ihm auch den tief verletzten Jungen und sexuell missbrauchten Jugendlichen. Ich hab unzählige Anläufe gebraucht, um mir immer wieder zu sagen, dass ich nicht für ihn verantwortlich bin. Ich hab lange die Stellung gehalten, das hat er gar nicht gemerkt. Ich hab Angst um ihn, er läuft vor seinen Wunden weg. Deshalb habe ich gebetet. Meine Entscheidung ist richtig, das weiß ich, aber es tut halt doch auch ganz schön weh.

Ist jetzt vielleicht etwas arg gefühlvoll, aber dein Beitrag sprach mich eben so an.
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

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Kirsten29
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Kirsten29 »

Liebe Schlafmütz,

deine Umarmung nehme ich sehr gerne an, das tut gut...
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

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Hlfe123
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo ihr beiden,

@Schlafmütz: Diese offene Kommunikation ist neu, ganz neu und ich hätte sie mir lange vorher gewünscht. Ich werde mich mal bei der Eheberatung beraten lassen. Vielleicht können die meine Gefühle sortieren oder mir dabei helfen. Im Prinzip ist eine Weile getrennt wohnen sicher nicht schlecht. Dann kann ich auch sehen, wie es mir damit geht.
@Kirsten: die Vorgeschichte der Männer gleicht sich...

Euch beiden alles Gute
FrequentFlyer
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Hilfe123!
Hlfe123 hat geschrieben: Es ist auch so, dass ich nicht sicher sein kann, wie lang die gute Phase dauert: für immer, für ein paar Monate? In der ganzen schlechten Zeit habe ich viel für mich alleine gemacht (oder mit Freunden) und das war gar nicht schlecht.
Genau das würde ich, egal was geschieht, beibehalten.
Die Krankheit bei meiner Freundin ist ja geprägt von hart abgegrenzten Episoden, die im längsten Fall auch mal neun Monate gedauert hat. Nachdem ich dieses „Abtauchen“ in die Episode mehrmals mitgemacht habe, richte ich mein Leben nicht mehr danach aus. Bei Planungen die man mit Familie und Freunden macht, nehme ich keine große Rücksicht mehr. Also ich meine jetzt langfristige Dinge, nicht die Party am Wochenende. Da will sie sich auch nie wirklich festlegen. Da aber bei vielen Dingen genau so eine Festlegung notwendig ist, lass ich sie bei den Planungen außen vor. Das nimmt sie mir auch nicht krumm. Und so kommt es halt nicht mehr zu Situationen in der meine Freundin in einer Episode steckt und meine Freunde gemeinsam etwas unternehmen und ich nicht dabei sein kann, weil ich nicht früh genug zugesagt habe. Das macht mich dann ärgerlich bis traurig. Muss ich nicht haben. Vielleicht wirkt das auf Außenstehende kaltherzig, ist aber halt auf die Krankheit zurückzuführen. Ich fahre nächste Woche mit meinen Söhnen nach Dubrovnik (Games of Thrones Kulisse – ein Muss) – das hatten wir schon lange vereinbart und fest gemacht. Im September will sie mit mir wegfahren – eventuell, wir müssen mal schauen, vielleicht... so sehen halt ihre Planungen aus.


Was ich dir noch ans Herz legen möchte ist abzuwarten mit der Trennung. Auch du hast das Recht dich mal aus der Beziehung zurück zu ziehen und ohne Druck nachdenken zu können.
Ich weiß von mir, dass ich mich jedes mal regelrecht überfahren gefühlt habe, wenn meine Freundin aus einer Episode zurück gekommen ist. Einmal habe ich mir auch die Frage gestellt, ob ich dies auch wirklich will. Es ist halt durchaus eine Herausforderung auf einmal eine völlig andere Rolle innezuhaben, auf einmal kein Single mehr zu sein. Bei mir ist es eigentlich auch immer schon klar das die nächste Episode kommen wird. Spätestens Weihnachten / Neujahr wird es wieder soweit sein. Das ist seit fünf Jahren so. Eine solche Beziehung kann ich halt nur leben, indem ich auch weiterhin für mich alleine etwas mache oder mit Freunden zusammen.
Nur um eins klar zu stellen: Wir führen eine sehr innige, nicht immer harmonische aber insgesamt sehr schöne Beziehung. Nur während ihrer Episoden kann sie halt nicht. Und wenn man mit einem besonderen Menschen eine Beziehung führt, muss man dies halt auch besonders tun. In meinem Fall in dem ich sehr auf meine Eigenständigkeit achte.

LG
Hlfe123
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

@FrequentFlyer: Ja, das stimmt: Was Jahr um Jahr schlechter geworden ist, kann auch nicht auf einmal gut sein. Ich habe gemerkt (er wollte eine schnelle Entscheidung), dass ich mich nicht unter Druck setzten möchte. Also lasse ich mich beraten und wir lassen die Dinge auf uns zukommen. Nur: Es wird halt vorübergehend nicht ganz so, wie er sich das vorstellt (nämlich mit rosa Wölkchen etc.) sondern vielleicht etwas distanzierter.
Bei mir ist es halt auch so, dass wir schon etwas zu viele schlechte Episoden hatten. Bisher war ich nach einer schlechten Episode immer wieder mit an Bord, nur jetzt ist "es" auf einmal weg. Merkwürdig und irritierend.
Viel Spaß in Dubrovnik!
Kirsten29
Beiträge: 461
Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Kirsten29 »

Hlfe123 hat geschrieben:Hallo ihr beiden,

@Schlafmütz: Diese offene Kommunikation ist neu, ganz neu und ich hätte sie mir lange vorher gewünscht. Ich werde mich mal bei der Eheberatung beraten lassen. Vielleicht können die meine Gefühle sortieren oder mir dabei helfen. Im Prinzip ist eine Weile getrennt wohnen sicher nicht schlecht. Dann kann ich auch sehen, wie es mir damit geht.
@Kirsten: die Vorgeschichte der Männer gleicht sich...

Euch beiden alles Gute
Ach das ist so schwierig, ich verstehe das Widersprüchliche... Wie ist im Moment bei dir/euch die Stimmung?
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
Hlfe123
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

@Jupiter19: Habe voriges Mal dein Posting übersehen. Danke für das Feedback! Distanz ist im Moment wichtig, aber nicht ganz leicht zu erreichen, wenn der andere auf einmal viel Nähe möchte.
@Kirsten: Die Stimmung ist in Ordnung, bloß, dass mit meinem Wunsch nach Distanz muss ich wohl noch mehr betonen. Derzeit warte ich auf einen Termin bei der Beratung. Aber irgendwie bin ich auf Weggehen eingestellt. Ich will aber nichts übereilen.
Kathinka2
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Kathinka2 »

Hallo, Hilfe 123!
Deine beschriebene Gefühlslage ist genau wie meine. Meine Gefühle zu meinem Mann, der mich nun seit 3,5 Jahren episodisch fertig macht, beschimpft, etc. um dann wieder in "guten"Zeiten der liebe beste Mann sein kann, verfliegen...
Er wird mir körperlich immer fremder, ich mag ihn sogar in den guten Zeiten kaum mehr küssen, eigentlich warte ich in den guten Zeiten, die maximal 3 Wochen dauern, immer nur auf den Zeitpunkt, der die schlechte Phase wieder auslöst.Die letzte schlechte Phase dauerte über 4 Monate!!!
Bin eigentlich immer in einer Hab-Acht!-Spannung.Meine Liebe zu ihm ist so gut wie weg.Ich kann die ganzen Beschimpfungen und Schuldzuweisungen und seinen Egoismus einfach nicht mehr vergessen und ertragen.Während der ersten 3 Jahre konnte ich es und war immer selig, wenn er wieder "normal " wurde und wir uns gegenseitig sagten, wie sehr wir uns doch lieben würden und was wir für ein tolles Team seien.Seine Depression zeigt sich in einer Aggressivität alleine mir gegenüber, die nun kaum mehr erträglich ist und die mich natürlich auch aggressiv macht.
Aber ich sehe trotzdem immer noch, wie schlecht es ihm geht und das tut mir so unendlich leid.
Ich erinnere mich an meinen geliebten Mann und versuche,ihn in dem "Neuen" wiederzuerkennen, aber es funktioniert nicht.
Aber ich schaff es auch nicht, auszuziehen. Ich hoffe immer noch auf ein Wunder...
Ich war bei einer Beratung und die meinten, ich soll mit ihm reden, oder ausziehen. Klasse. Soweit bin ich auch schon.Vielleicht ne Paarberatung?Hast Du damit nun Erfahrung gemacht?Hat es was geändert an Deiner Gefühlslage?
Ich wünsche Dir von Herzen, dass es Dir wieder besser geht..
Liebe Grüße von Kathinka
flokati
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von flokati »

Hallo ihr Lieben,
hatte grad pipi in den Augen, genau so geht es mir auch...nur das mein Mann mind alle 2 Wochen in ein Loch fällt......die letzte Zeit hab ich das Gefühl er kommt da gar nicht mehr raus.....kein Danke, kein Entschuldigung, kein Liebes Wort, oft noch nicht mal ne Antwort auf eine Frage.....jedes falsch gewählte Wort anlass zum explodieren.....

Manchmal würd ich am liebsten abhauen, dann lugt wieder ganz kurz der Mensch ums Eck den ich mal über alles geliebt hab und schon ist wieder die Hoffnung da daß da noch was ist, das sich was ändert wenn nur..........

Ich frag mich immer ob es sein kann dass ein depressiver Mensch mit seinen Depressionen leben muss ? ? Ich denke es muss doch irgendetwas geben das hilft ? ? Irgendjemand der helfen kann ? ? oder hab ich wirklich nur die Option zu ertragen oder zu gehen ? ? ?.....

Ich wünsch euch jedenfalls viel Kraft, weise Entscheidungen und dass ihr die Hoffnung auf bessere Umstände nie aufgebt
Kathinka2
Beiträge: 14
Registriert: 2. Feb 2020, 13:30

Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Kathinka2 »

Hallo, Flokati!
Deine Beiträge hab ich auch schon so oft durchgelesen und wollte immer antworten- jetzt bist Du schneller! Ja, wir haben wohl die gleiche Situation... Es ist einfach manchmal nicht auszuhalten. Mein Mann ist immer noch bei seiner Therapeutin, mit der er "übt", sich bei mir durchzusetzen...Ich habe ihn inständig gebeten, die Therapeutin zu wechseln, da es ja nicht sein kann, dass es nach so langer Zeit immer schlechter wird, als besser, aber er sieht es nicht so. Es ist "seine"Therapeutin. Basta.
Jetzt ist er für 4 Tage weggefahren, außer, dass er ne SMS geschickt hat, mit "Gut angekommen und gegessen", kam nichts mehr.Heute kommt er wohl wieder. Ich lebte in einem Karussell- Sehnsucht nach ihm und trotzdem Erleichterung, endlich mal zur Ruhe zu kommen. Ich freue mich einerseits gar nicht auf ihn, andrerseits hoffe ich, dass er als "mein Mann" nach Hause kommt. Aber dann hätte er sich ja längst gemeldet. Also hoffe ich wohl umsonst.
Selbst wenn er mal freundlich ist, kann ich es kaum erwidern.Meine Gefühle ihm gegenüber sind derart zwiegespalten. Ich glaube wirklich, ich liebe ihn nicht mehr.Und sofort, wenn ich das hier schreibe, bekomme ich einen Stich in den Magen und würde den Satz am liebsten sofort löschen.
Wenn ich bloß eine Lösung hätte.Vielleicht haben wir wirklich nur die beiden Optionen Gehen oder Bleiben und damit Ertragen.
Klar, ich kann groß reden, dass ich ausziehen werde, aber wenn ich dann wirklich weg bin, kommt vielleicht die große Liebe/Abhängigkeit/Nicht-Allein-sein wollen zurück und ich bin dann noch(???) unglücklicher?!Und ganz ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich ihn hier alleine lassen kann. Meine Nachbarin hat schon Angst, dass er in seiner Schusseligkeit und Hektik, die wegen des ADHS ja auch noch da ist, die Wohnung abfackeln könnte. Momentan ist es sehr sehr ärgerlich, weil ich in der Arbeit Fehler mache und immer wieder Tränen in den Augen habe, wenn ich arbeite.So kanns ja auch nicht weitergehen.
Ich denk an Euch!
Ach ja, meine Mann nimmt keine Medikamente mehr, da er der Meinung ist, er sei ja nun gesund, aber ich sei krank.....
Kathinka
flokati
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von flokati »

Oh Mann, das macht es nicht leichter aber es tut so gut ........ständig suche ich die Schuld bei mir......das "du solltest auch mal zu einem Therapeuten gehen" kenne ich......auch das " ich nehme keine Medikamente weil ich krank bin, sondern damit ich nicht krank werde"......
Bei uns war es so das der Therapeut gar nicht so übel war (ich durfte ja mitgehen) das "Problem" war das der Therapeut meinte das meine Erwartungen gar nicht so unrealistisch sind und das ER sich doch mal Gedanken machen soll was er eigentlich will...was ihm gut täte..was er für Ziele hat und welche Erwartungen....und damit war er überfordert, Hausaufgaben wurden nicht gemacht....weil er sich damit überfordert gefühlt hat. Nun ist Zwangspause (von seitens der Kasse) und er hängt wieder in einem absoluten Loch...geht jetzt nicht mehr zum Therapeuten sondern hat sich einen Psychater gesucht wg Tbl einstellen....reden kann er gar nicht mehr mit mir und wenn wir mal reden dann ist es eine Frage der Zeit bis er wegen einem Wort oder einer Formulierung meinerseits die ihm wiederstrebt, dicht macht und das Gespräch abbricht, weil :"du hast gesagt..."......da nützt keine Entschuldigung und keine Erklärung was......
Ja ich hab auch schon oft darüber nachgedacht zu gehen, im Moment hab ich ständig nen Kloß im Hals wenn ich nur Worte wie Liebe und Vertrauen höre oder ein Pärchen Händchen haltend irgendwo sehe........aber das ist nicht so einfach, den ich hab Kinder zuhause die nicht gesund sind und noch nicht auf eigenen Beinen stehen, ausserdem arbeite ich nur auf Minijob geht nicht anders weil ich das Zuhause nicht anders schaffe (Garten, Malern, Renovieren usw bleibt alles mir)....es ist ein Teufelskreislauf......eine Auszeit wär super ich würd mir so wünschen das die Klinik anruft und sagt:"......sie können kommen".....aber da muss ich noch durchhalten bis April......Ja, ich schramme mittlerweile auch an Depressionen, sagt die Ärztin, aber "ich verbiete es mir" einer reicht.......
Hlfe123
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo Kathinka und Flokati,

ich war eine Weile nicht hier im Forum und bin erstaunt wieviel sich hier noch getan hat. Ja, kurz zusammengefasst: Bei mir ist es genauso. Beispielsweise dass ich jetzt in der "guten Zeit" keine Nähe möchte, mir das Ganze sehr widersprüchlich vorkommt etc. Vielen Dank für eure Beiträge, obwohl ich ja dadurch noch keine Lösung habe, tut es mir immer gut zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die solche Erlebnisse hat! Auch ich habe in bestimmten Situationen einen Kloß im Hals, schramme an der Depression vorbei und denke, stop, einer reicht... Mein Mann nimmt auch keine Medikamente mehr. Momentan erzählt er zwar nicht, dass ich die Kranke sei, aber er hat ja zusätzlich noch eine Zwangserkrankung und die ist echt nicht weg. Und man weiß nie, wann die Stimmung wieder kippt. Das kann einem leider keiner garantieren...
@flokati: Den Teufelskreis mit Kindern und nicht ausreichendem Job (für ein eigenes) Leben kenne ich auch. Derzeit suche ich was in Vollzeit und die Kinder sind mittlerweile, während der ganzen Geschichte, erwachsen geworden, z.T. aber noch im Haus. Die Schwelle, zu gehen, ist komischerweise nicht wesentlich kleiner geworden. Und auch ich habe sozusagen Angst vor der eigenen Courage, d.h. dass ich es vielleicht bedauern würde, wenn ich dann ausziehe und dann vielleicht denke, das war ein Fehler. Rückblickend war es sogar ein Fehler, nicht schon früher zu gehen, denn die Kinder haben mehr mitbekommen, als ich dachte. Tja, denen entgeht nichts!
Ich war mittlerweile bei einer Beratungsstelle, und was sich herauskristallisiert hat, waren zwei Punkte, über die ich jetzt gerade nachdenke:
1. Habe ich noch eine Basis mit ihm? Was waren die Gründe, warum wir damals zusammen gekommen sind? (Ergebnis: Eigentlich keine Basis mehr, die sich auf den Anfang der Beziehung bezieht)
2. Das große Problem ist auch die mangelnde Anerkennung durch ihn, egal, ob es Kuchenbacken, mein Job, oder meine trotz allem durchgezogene Fortbildung ist... da kommt selten bis nie etwas dazu von ihm. Auch jetzt in der "guten Zeit" nicht. Beispiel: Ich war kurz mit einem der Kinder im Urlaub, er hat mir zwar bei der Rückkehr Kaffee gemacht, aber weder gefragt, wo genau wir waren oder wie es dort war!
@Kathinka: Dein Mann soll lernen, sich gegenüber dir durchzusetzen? Pardon, aber was erzählt er eigentlich der Therapeutin? Das klingt schon fast makaber.

Im Ergebnis werde ich wohl ausziehen, aber das Ganze vielleicht so gestalten, dass es nicht allzu viele Scherben gibt. Dafür habe ich in der Tat keine Energie mehr.

Ich wünsche euch beiden und allen Betroffenen alles Gute. Genau, gebt die Hoffnung auf bessere Umstände nicht auf!
flokati
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von flokati »

Wisst ihr ich Frage mich halt einfach: Es gibt so viele Therapieformen, soviele Medikamente.......kann es wirklich sein, das einem depressiven nur geholfen werden kann wenn er es zulässt......was muss passieren das jemand umdenkt, seine Einstellung ändert ? ? Ich meine.....ich denke jetzt mal an meinen Mann, er ist todunglücklich, denkt immer wieder darüber nach das er nicht mehr leben möchte, er möchte etwas ändern oder geändert haben (weiß ich nicht so genau) aber jeder Versuch jede hingehaltene Hand wird abgeschmettert.......Liebe Hife123 das mit der Zwangserkrankung (ich weiß nicht was es ist, aber ich kann mir vorstellen das es wie bei meinem Mann ein Fetisch oder eine Sucht ist) ......mittlerweile steht die über der Beziehung,,,,,,eigentlich hab ich keine Chance........er sagt er will davon weg, tut aber genau das gegenteil.......ich will ihm helfen, aber er will sich von mir nicht helfen lassen.......und das ist was mich so Ratlos macht.....etwas das in mir das Gefühl weckt ihn im Stich zu lassen......will er wirklich ? ? kann er wirklich nicht ? ?ich weiß es nicht......wenn er könnte und nix tut ist das denke ich eine andere Grundlage wie wenn er sagt: ich versuch es ja, ich arbeite ja dran.......
ich schaff es nicht ihm zu unterstellen das er es nicht tut.......und da würde ich ihm in Stich lassen.....deshalb heißt es für mich noch im Moment durch halten.
Fühlt euch gedrückt
Hlfe123
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Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Hlfe123 »

Hallo Unscheinbar,

ich sehe deinen Beitrag auf keinen Fall als Einmischung, Vorwurf oder Ähnliches! Man darf gerne auch in so einer Situation mal mit der Nase auf das Wesentliche gestoßen werden :-) Deswegen schreibt man hier ja, wegen Denkanstößen und Meinungen "von außen".
Die Tatsache, dass Kinder (oder nunmehr erwachsene Kinder) da sind, hat meine Entscheidung dahingehend beeinflusst, dass ich eine Trennung wegen des unvermeidlich folgenden "Kriegs" früher immer vermeiden wollte. In meinem Fall war es dennoch wahrscheinlich auch für die Kinder die insgesamt bessere Lösung, erst einmal zu bleiben, bis die Kinder größer waren.
In meinem Fall ist es in der Tat keine Beziehung mehr, die auf Augenhöhe verläuft. Mein Mann denkt irgendwie, jetzt wo er sich (vorübergehend? für immer?) besser fühlt, dass alles in Ordnung und wie früher ist. Es ist so schwierig, so jemand zu sagen, dass man nicht mehr will. Und ja, das schlechte Gewissen ist dabei, den "guten" Zustand nicht zu würdigen und nicht wie früher zu denken, dass nun alles gut ist.
Den Rat, nicht auf Wunder zu hoffen, nehme ich gerne an. Er bezieht sich in meinem Fall sowohl auf die Idee einer Gesundung meines Mannes aber vor allem auch auf das Wunder, plötzlich die richtige Entscheidung treffen zu können.
Dir auch noch einen guten Sonntag!
flokati
Beiträge: 12
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Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von flokati »

Kann Hife123 nur zustimmen, ich sehe das auch nicht als einmischung ! Wir denke ich sind alle hier um die Situation mal nicht aus der betroffenen warte zu sehen, sondern um Hilfe zu finden die Situation mal objektiv zu betrachten.
Ich für meinen Teil bin mittlerweile über 30 Jahre verheiratet meine Kinder sind alle schon Erwachsen aber aus gesundl. Gründen hab ich noch 3 zuhause. Ja Kinder sind nicht dumm ganz im gegenteil sie bekommen mehr mit als uns bewusst ist.
Aber ich für meinen Teil hatte soviel all die Jahre zu tun mit dem Krankheitsbild meiner Kinder und er ungünstigen Arbeitssituation meines Mannes (6 Tage Nachtarbeit) dass wir sehr lange gebraucht haben um zu verstehen was hinter all den Problemen steckt. Der Fetisch war schon vor unserer Ehe da, da hätte ich nie damit gerechnet das sich das mal so auswirken würde....ich hab viel recherchiert über ihn, hab alle möglichen Richtungen abgeklopft von Narzissmus über Traum bis Depressionen bis wir bei der Erkenntnis gelandet sind Depressionen. Ja du hast absolut Recht, das sagte mir kürzlich eine Freundin auch "Depressionen sind kein Freibrief für ein A.......Verhalten" aber auch wir als Angehörige müssen erstmal raus finden was ist möglich was nicht, was kann erwartet werden was nicht, wo kann geholfen werden wo nicht. Man schmeisst ja nicht gleich bei den ersten Schwierigkeiten hin, noch dazu wenn man selber (so wie ich) irgendwann man an dem Punkt steht das man nicht mehr weiß was ist richtig was ist falsch, wo erwarte ich zuviel, und wo bin ich vielleicht selber schuld. Das sind Dinge die passieren nicht von heut auf morgen und eh man sich versieht sind die Kinder groß.
Leider müssen sie feststellen das Papa nicht so funktioniert wie sie es sich wünschen würden, aber sie merken es und sehen es zu Glück nicht als normal (so wie ich eine ganze Weile )
Kathinka2
Beiträge: 14
Registriert: 2. Feb 2020, 13:30

Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von Kathinka2 »

Hallo!
Ja,Unscheinbar, ich finde auch Deine Seite sehr bedenkenswert. Aber es hört sich bei Dir,Unscheinbar, an,als ob wir hier "plötzlich" in so eine Situation gekommen sind. Nein, es entwickelte sich soooo langsam, und irgendwann stellt man fest, so gehts dann doch nicht weiter. Man lenkt sich auf dem Weg dahin ab, überdenkt immer wieder alle Lösungen, plötzlich ist dann der Mann ja auch wieder "normal" und ich denke dann, oh, vielleicht bleibts ja doch so, aber dann kommt die schlechte Phase und irgendwie vergehen wieder Monate der Ohnmacht. Bis ich hier im Forum schrieb, habe ich gedacht, ich kann unsere Ehe wirklich weiterführen, aber nun ist der Punkt gekommen, wo ich mir Hilfe und Verständnis von anderen holen muß oder mich einfach nur ausk... will.
Mit meinem Mann kann ich leider nicht klar kommunizieren und trotzdem versuche ich es immer wieder. Ich sehe manchmal meinen "echten" Mann und das gibt mir wieder ein klitzekleines bisschen Kraft, tatsächlich weiter zu hoffen.
Vielleicht sieht man aus Deiner Perspektive die Dinge anders und urteilt auch anders.Ich als Angehörige kann nur meine Situation beschreiben und meine Hilflosigkeit mitteilen. Ja, genau, vielleicht ist es nicht "Was wir uns im Namen der Depression gefallen lassen", sondern diese schreckliche Hilflosigkeit, die uns lähmt.
flokati
Beiträge: 12
Registriert: 11. Jul 2020, 22:05

Re: Gehen oder bleiben?

Beitrag von flokati »

Ja......dieses nicht wahrhaben wollen das der Mann den man über alles geliebt hat da ist und doch nicht da......man hofft immer das er wieder kommt und das nur eine Episode ist..... es verbindet ja auch einiges.......ganz besonders wenn gute Momente da sind......auch die schlechtem Momente in denen man spürt wie schlecht es ihm geht und man nur noch helfen möchte.......du hast recht ! Depressionen sind kein Freibrief für ein A.........Verhalten........aber was wenn er dafür nix kann ? ? ? Er sucht es sich ja nicht aus........Wenn mein Partner im Rollstuhl sitzt geh ich doch auch nicht nur weil er nicht mehr mit mir wandern gehen kann und er gefrustet ist sondern man sucht nach alternativen.......
Wobei ich UNSCHEINBAR in dem Punkt recht geben muss, das man sich schon fragen muss wo ist meine Belastungsgrenze ? den alles muss man sich nicht bieten lassen.......
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