Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

chimera

Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Liebes Forum,

muß Euch jetzt wieder zumüllen. Fühle mich nicht gut dabei, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen. Ich bin eigentlich ganz okay drauf, muß aber irgendwie mit dem Thema *Ich-muß-jetzt-arbeiten* umgehen. Dadurch kommt wieder ein Menge in mir hoch... Soll heißen: Es geht mir nicht so schlecht wie es aufgrund des Postings den Anschein haben könnte.

Ich hänge seit dem Aufstehen wieder nur im Internet herum. Vorhin rief ein nerviger Kunde an und war ziemlich sauer, daß ich seine Aufträge nicht bearbeite. Aber ich kann (bzw. will) einfach nicht. Mein Widerstand der Arbeit gegenüber ist so heftig, daß ich der unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt bin, meine Existenz zu verlieren. Mietrückstand, ungeöffnete Mahnbescheide, Ladungen zur EV, usw... Kein Wunder, Selbständig-Sein und Depri-Haben ist keine gute Kombi. Kein soziales Netz, keine Therapie, nur die Depris und ich. Depri = Nix Arbeiten = Nix Geld = Nix leben können.

Jede Tätigkeit fällt mir so schwer, ich hasse es. Ich will das so nicht mehr erleben. Die ständigen Zweifel, die verzweifelte Suche nach dem Sinn. Warum soll ich meine Jobs machen? Damit ich Geld verdiene? Und sonst? Wo ist meine Freude daran? Keine Ahnung, es gibt sie nicht. Im komplett falschen Beruf bin ich nicht, der Beruf hat schon viel mit mir zu tun.

Die Verweigerung führt immer mehr zur totalen Verzweiflung, ich finde einfach keine Vision von "Glück". Wenn ich diese nicht habe, mache ich nichts. Im *Jetzt* finde ich das "Glück" natürlich auch nicht. Falscher Anspruch, klar.

Ich lebe und arbeite hier in einer wirklich hübschen Wohnung in einer charmanten Gegend, fühle mich *eigentlich* sehr wohl hier und laufe wieder einmal Gefahr, diese Wohnung zu verlieren. Aber auch das bringt mich nicht dazu, meine Widerstände der Arbeit gegenüber beseitigen bzw. mindern zu können. Irgendetwas fehlt mir und ich will mir dieses "Fehlende" besorgen. Die Arbeit hilft mir dabei nicht, deswegen interessiert sie mich nicht.

Ich bin von der Grundtendenz seit einigen Tagen relativ relaxt, habe mich weit "heruntergefahren", aber die Arbeit macht mir fucking viel Angst. Habe immer wieder Anflüge von Lust, fange dann etwas an, und nach einer halben Stunde sind die Widerstände wieder riesig. Habe Dutzende von Sachen, die ich machen müßte, und Tausende von Zweifeln, die darin stecken. Meine Energie reicht nicht aus, mich entschieden um eine Sache zu kümmern. Ich weiß genau, daß ich es nicht schaffe, zumindest *einen* Job zu machen, weil mich auch die Erledigung dieses Jobs nicht befriedigen würde. Es gibt nichts und niemanden, der mich zur Arbeit motivieren könnte, aber ich muß trotzdem. Will nicht auf der Straße landen... (Okay, das ist eine gewisse Motivation.)

Widerstände, soweit ich mich zurückerinnern kann leide ich an heftigen Widerständen. Widerstände und Verweigerung sind *das* Thema meines Lebens. Warum?

Manchmal – wenn die existenzielle Bedrohung sehr groß wird - schaffe ich es, mich zur Erledigung eines Auftrages zu *prügeln*. Aber auch das bringt mir nichts, bringt mich nicht mehr in den Fluß. Nur ein harter Kampf, auf den ich keine Lust mehr habe... Im selben Moment wie ich Lust verspüre etwas zu tun kille ich sie auch wieder. Lust ist bei mir scheinbar immer daran gekoppelt, in der Sache, die ich machen will, einen *Sinn* bzw. *Wert* zu sehen. Sofort stelle ich diesen *Sinn* bzw. *Wert* jedoch wieder in Frage und ich weigere mich. Das ist doch so eine kaputte Struktur. Die Zweifel sind wahrscheinlich immer so stark, weil ich mich nicht im *Hier und Jetzt* befinde. Weil ich völlig verquerte Ansprüche habe. Weil ich immer "einzigartiges" und "bahnbrechendes" schaffen möchte, weil ich "die Welt retten möchte". Armer Irrer. Verquertes, krankes Denken.

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Manchmal habe ich trotzdem das Gefühl, ich sei gesünder als der "Durchschnitt" hier (sorry, nicht blöde gemeint) und manchmal denke ich, ich bin noch viel kränker. Meine zeitweilige Abgetörntheit geht dann so weit, daß mir wirklich gar nichts mehr "heilig" ist, ich verachte dann alles und jeden. Habe dann auch das Gefühl, von diesem Forum nicht "akzeptiert" zu werden. Ich glaube, ich werde auch hier nie "dazugehören", die Welt und die Menschen waren mir schon immer fucking fremd, wird sich wohl nie ändern. Der "Vater in meinem Kopf" implantiert mir eben eine hartnäckige Menschenfeindlichkeit: "Die Menschen sind so dumm, so minderwertig, "wir" (mein Vater und ich) sind etwas besseres." Diese Gedanken sind nicht "von mir", sorry, daß ich hier sowas poste. Ich bin eigentlich sehr "weiß", finde meinen Antrieb nur in der Liebe, nicht im Streben nach Macht... Es scheint, als hätten sich die Probleme, die mein Vater hat und hatte, mit den meinigen multipliziert. Vielleicht weil wir von der selben Mutter "erzogen" wurden? Das "die Welt" und "die Menschen" uns nicht "wollen", dieses Gefühl teile ich so sehr mit ihm, wodurch es riesengroß wird. Zum Kotzen. Mein innerer Vater meldet sich in jedem zweiten Gedanken und sagt mir, wie schlecht diese Welt ist und das "wir" nicht dazugehören. Und "etwas" in mir glaubt ihm immer noch. Weil der Vater ja immer "recht" hat... Aus Euren Postings lese ich manchmal ein Vertrauen in die Gesellschaft heraus, so etwas fehlt mir komplett.

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Mein nächstes großes Problem ist, daß ich immer wieder in meine reduktionistischen Denkmuster verfalle, in den kompletten Analyse-Modus, zerpflüge alles und jeden, wechsle dann in die Betrachtungspostition eines rationalen Wissenschaftlers und empfinde dann gar nichts mehr. Auch Menschen "zerlege" ich dann komplett, das fühlt sich einfach nur übel an. Habe das Gefühl, daß mir die "Beziehung" zu meinem Leben fehlt... Kann mich auf nichts einlassen, weil ich immer Angst habe, es sei nicht echt, nur Betrug, nur Fake. Kein Vertrauen...

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Macht ihr Euch eigentlich auch den ganzen Tag fertig? Kritisiert Euch für alles was Ihr tut? Könnt nicht einmal die Waschmaschine einräumen, ohne daß Ihr Euch eins auf die Fresse haut? Weil alles, was man tut, ungenügend, dilettantisch und unbefriedigend ist? Der "innere Kritiker", fast so schlimm wie der innere Vater.

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Sorry wegen meines Dauergelabers. Würde mir einfach sehr wünschen, daß mir jemand einen Rat geben kann, was ich gegen diese Verweigerung tun kann. Das Forum hat mir schon viel gebracht, auch wenn das gerade nicht so rüberkommt. Gibt viele schlaue und nette Leute hier. Danke Euch!



Viele liebe Grüße aus dem Verweigerungs-Sumpf
DepriXX
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Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

hai,
1. gewerbe oder selbständigkeit aufgeben
2. sozialhilfe beantragen
3. klinik
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von winnie »

Hm, SuMu, ganz so pauschal würde ich das jetzt nicht auf diesen Punkt bringen...

Chimera, ich kenn das, was Du beschreibst - es ist eine Arbeitsblockade, in einer Depression nicht gerade ungewöhnlich.
Und weil Du meintest, eigentlich ginge es Dir besser als dem Durchschnitt hier, aber noch eigentlicher eher schlechter - auch das paßt genau dazu.

Denn keine Depression gleicht der anderen. Jeder hier kämpft mit seiner eigenen Hölle, mit seinen eigenen Symptomen. Und bei jedem zeigt sich die Depression genau dort, wo sie sich wahrscheinlich zeigen MUSS.

Auch bei mir war es vor zwei Jahren eine totale Arbeitsblockade, die mich bald zur Verzweiflung trieb. Ich hatte einen Termin, bis zu dem ich eine umfangreiche Arbeit abzuliefern hatte, und ich saß nur vor dem Rechner und tat NICHTS. KONNTE nichts tun. Wenn ich die entsprechende Datei öffnete und den Text sah, bekam ich Übelkeitsanfälle - völlig ausgeschlossen, auch nur einen einzigen Satz weiterzuschreiben. Ich habs so oft versucht, aber es GING einfach nicht. Und der Termin rückte näher, meine Angst stieg, und gleichzeitig zermarterte ich mich von wegen "Es sind nur noch 60 Seiten zu schreiben das, MUSS ich doch schaffen!!!" Aber ich schaffte es nicht.
Ich schaffte es erst über ein halbes Jahr später. Nach einem Totalzusammenbruch und Monaten, die ich praktisch im Bett und unter Medikamenten verbracht hatte.
Bis dahin hatte ich mich immer dagegen gewehrt, daß ich einfach nicht mehr konnte.
Und so zog mein Körper und meine Kreativität die Notbremse.

Jeder hat seine eigenen Depressionszeichen.
Versuch, Deine Depressionen in den Griff zu kriegen (Medikamente und Therapie), dann wird vermutlich auch die Arbeitsblockade verschwinden.

Alles Gute und Gruß!
Winnie
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

hai winni

[chimera:...Mietrückstand, ungeöffnete Mahnbescheide, Ladungen zur EV, usw. /]

ich denke, dass sagt doch genug oder? er/sie muss ja nicht noch die wohnung verlieren!

ausserdem ist er/sie selbständig und geht nicht zu einem psychiater (wenn ich das richtig in erinnerung habe), bzw. nicht krankenversichert?!

wie weiter willst du noch runter? noch kannst du gewisse sachen in die wege leiten, auch wenns schwer fällt.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Hallo SuMu,

meine Wohnung ist viel zu teuer, als daß das Sozialamt sie bezahlen würde. Kenne mich da nicht so aus, aber ich kann mir das nicht vorstellen... Nochmal umziehen? In eine billigere Wohnung? Never! Mach ich nicht. Ferner bin ich viel zu stolz, als daß ich mit irgendwelchen Ämtern rummachen würde. Ich will von denen nichts, die sollen mich nur in Ruhe lassen.

Außerdem schrieb ich ja, daß es mir *nicht* so schlecht geht. Mein Posting war eine Momentaufnahme aus dem Kampf, den ich mit mir führe. Da stellt man natürlich alles krasser dar, als es ist.

Kann nicht erwarten, daß Du meine anderen Postings gelesen hast, aber ich bin aus dem tiefen Loch schon draußen. Ich mag meine Wohnung sehr gerne, obdachlos war ich schon. War 6 Jahre total am Sack, seit ein paar Monaten geht es mir besser, was soll ich jetzt noch in einer Klinik?

Will ja nur wieder Freude an meiner Arbeit finden können. Bin in einem kreativen Beruf tätig, ohne Lust geht da gar nichts. Aufträge habe ich auch, wäre die Weigerung nicht da könnte ich meine finanziellen Verpflichtungen gut erfüllen.


Viele Grüße
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

das hörte sich für mich anders an.
wenn du mit dieser quälerei leben willst und kannst..?

kannst du nur selbständig arbeiten?
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Liebe Winnie,

vielen Dank für Dein Posting.

Du hast Recht, natürlich ist die Blockade Teil meiner Depression. Kann Dein Beispiel gut nachvollziehen, erlebe das häufig. Es geht dann auch tatsächlich nicht, man kann dann nur die Arbeit ruhen lassen, sich am besten ins Bett legen und am nächsten Tag weitermachen.

Wenn es mir besser geht kann ich auch zum Teil 16 Stunden am Tag arbeiten, dann bin ich wieder im Fluß.

Ich habe meine Blockade so detailiert dargestellt, weil ich eben schon immer solche Probleme mit der Arbeit (und früher auch in der Schule) hatte und einfach wissen möchte wodurch sie entstehen. Ich habe es einfach satt, mich mein ganzes Leben damit herumzuplagen.

Leider kann ich keine Therapie machen, bin nicht sozialversichert. Thera privat bezahlen ist gerade schwierig, hat mich letztes Jahr schon viele tausend Euro gekostet.



Viele liebe Grüße
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Liebe SuMu,

mein Problem ist, daß ich Schulden von früher habe. Habe alle Katastrophen schon hinter mir. In einer abhängigen Beschäftigung würde ich wesentlich weniger verdienen und könnte dadurch meine Schulden gar nicht bezahlen. Kämpfe seit vielen Jahren gegen die EV und möchte jetzt - kurz vor Schluß - nicht aufgeben.

Ich habe eigentlich ganz gute Chancen, aber manchmal ziehe ich eben in den Krieg gegen meine "alten bösen Geister", das muß ich ja tun. Aber es zieht mich dann total runter.

Es haben sich bereits ein paar positive Dinge entwickelt, meine Zähne habe ich letztes Jahr renovieren lassen, habe wieder eine "Heimat" und vielleicht bald wieder eine Freundin, aber manchmal zieht es mich total runter, wenn ich auf die krassen Blockaden stoße.

Hätte manchmal schon ganz gerne eine (teilweise) Festanstellung, weil mich dieses Zuhause-Arbeiten total ankotzt.



Viele liebe Grüße
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

versuch doch einen teilzeitjob in festanstellung zu bekommen, dann bist du wieder sozialversichert?!
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



GIGI
Beiträge: 55
Registriert: 28. Apr 2004, 20:13

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von GIGI »

Hallo chimera,

habe gerade ins Forum geblickt und sehe gerade mit Entsetzen,dass es Dir gerade wider so schlecht geht. (hatte gerade erst positiv an Dich gemailt)
Spontan viel mir dazu ein Satz meiner Cousine ein: "Gigi, Du denkst zuviel nach !!!)
Ich glaube, Du denkst Dich bald schwindelig. Du drehst Dich im Kreis, ohne zu wissen wo Du anfangen sollst. Es ist schon viele Jahre her. Da hatte ich einen ersten Depressionsschub. Ich weiß noch genau, dass ich da auch die Menschen gehasst habe. Tiere waren mir lieber. Ich habe verachtungsvoll auf die Menschen geblickt und konnte mit ihnen nichts anfangen. Dann habe ich mich vor mir selber erschreckt und habe in kleinen Schritten versucht umzudenken. immer wenn ich schlecht über einen menschen denken wollte, oder dieses Egal-Gefühl hatte, habe ich
s o f o r t versucht gegenzusteuern. Dieses ständige negative Denken brennt sich ein. Aber man kann auch wieder umdenken. Es fordert nur mehr Kraft. Ich konnte auch nicht mehr arbeiten. Aber dann habe ich versucht darüber nachzudenken, was mir an meiner Arbeit Spaß gemacht hat. Habe mich versucht daran zu erinnern,wie ich gefühlt habe, als ich noch Freude hatte. Und habe dann dieses kleine nachempfundene Gefühl "kultiviert". Wie Du weißt, fühle ich nun jetzt bald zuviel, aber es ist mir wirklich gelungen, eine 180 Grad-Wendung zu machen. Als ich vor eineigen Monaten bezüglich meiner Arbeit einen kleinen Rückfall hatte, bin ich ja zum Arzt gegangen, habe mir was verschreiben lassen, sodass ich eine Basis hatte und habe mich wiederum an das erinnert, was ich an meinem Beruf mag und es hat wieder geklappt, weil ich sofort gegengesteuert habe.
Du hast Dich irgendwie mit Deinen negativen beuflichen Gedanken verrannt und festgefahren. Aber bitte versuche das Ruder herumzureißen. Gehe Deine finanziellen Problem an. Auch ich hatte sie, habe jetzt aber alles soweit geordnet und irgendwann in absehbarer Zeit wird alles ausgestanden sein. Aber das Schlimmste was Du machen kannst, ist alles laufen zu lasen. Nutze jeden posiven Funken, den Du erhaschen kannst und versuche bildlich gesehen eine Flamme daraus zu machen. Lass nicht locker und versuche Dir "vorzustellen" wie Du erfolgreich arbeitest. Bildliche Vorstellungen haben den Ruf, auch in Wirklichkeit Gestalt anzunehmen. Ich glaube, dass Du es schaffen kannst, denn Du hast einen starken Willen, den Du nur richtig ausrichten muss.
Ich denke an Dich

Gina
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Liebe Gina,

vielen Dank für Dein Posting. (Mail lese und beantworte ich nachher noch.) Es geht mir wirklich nicht so schlecht, hatte das ja am Anfang meines Postings geschrieben. Ich wage es einfach mich mit uralten Strukturen zu konfrontieren und kann mir nur in diesem Forum Luft verschaffen. Habe ja keinen Therapeuten oder so.

Ich denke zu viel nach, ich drehe mich im Kreis, ja. Du hast vollkommen recht, in allem.

Wie ich geschrieben hatte, mein Vater hatte eben einen heftigen Einfluß auf mich. Er ist ein kranker Egozentriker, der auf subtile Art und Weise versuchte, seinem Sohn seine kaputte, nicht-liebende Sicht der Welt einzuflößen. Bin ohne ihn aufgewachsen und war in meiner Kindheit nie so. Er hat mich nie wirklich geliebt, hat nie etwas mit mir anfangen können, er hasst die Menschen, hatte nie Freunde. Er schafft es nicht einmal, mit unserem Hund Gassi zu gehen, den er scheinbar so sehr liebt. Ich habe aus unserem Hundi letzten Sommer wieder einen "jungen Hund" gemacht, weil ich täglich mit ihr an Ihren Lieblingsfluß gegangen bin. Und sie ist wirklich 5 Jahre jünger geworden. Und mein Vater fand es blöde. Ich gebe alles, was ich geben kann, und er verachtet mich. Danke.

Ich hatte früher grenzenloses Vertrauen in meinen Vater und habe vieles von ihm angenommen. In den letzten Jahren habe ich jedoch gemerkt, daß ich nicht so bin wie er. Ich bin wirklich so, wie meine letzte Mail an Dich. Meine Vater sitzt mir eben zum Teil im Nacken, ich höre ihn ganz genau. Er ist sehr präsent, hatte bis vor einem dreiviertel Jahr extrem viel mit ihm zu tun, das war eine ganz üble Zeit.

Bin wirklich froh, daß ich das hier mal alles zur Sprache bringen kann, habe ich früher nie getan. Deswegen auch meine Endlos-Texte. Ich will die Dinge, die mich seit 33 Jahren zur Strecke bringen, auf den Tisch bringen. Habe es früher nie gewagt, jetzt tue ich es. Gehe in Gefühle zurück, die ich vor 15 Jahren begraben habe. Ich empfinde das Posten in diesem Forum gerade auch als eine Art Befreiung, ich zeige mich, wie ich bin. Wie ich nie sein durfte. Ich wende mich an "die Welt", an wildfremde Menschen. Das ist auch eine Art der Aussöhnung. Habe das Gefühl, darin auch meine Liebe zu dieser Welt wieder zu finden.

Es ist alles in Ordnung.



Liebe Grüße
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

"Er hat mich nie wirklich geliebt, hat nie etwas mit mir anfangen können, er hasst die Menschen, hatte nie Freunde. Er schafft es nicht einmal, mit unserem Hund Gassi zu gehen, den er scheinbar so sehr liebt."

das kenne ich von meinem dad,da war es ähnlich.
warum hast du noch kontakt zu ihm? löse dich doch von ihm
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Hallo SuMu,

ich habe mich von ihm größtenteils gelöst und bin sehr froh darüber. Es gibt noch ein paar Altlasten, die muß ich noch beseitigen. Und: Wir haben noch einen gemeinsamen Hund, den ich sehr liebe. Der Hund ist auch der Grund, warum ich mich nicht früher von ihm gelöst habe.

Die Konfrontation mit meinem Vater war übrigens ein Anlaß für meinen Total-Zusammenbruch.

Hast Du Dich mit Deinem Vater konfrontiert?



Grüße
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

nein.
ich habs versucht, aber er hat nichts verstanden! mittlerweile ist er tot!
hast du eine emailadresse? wenn du lust hast, mehr über mich zu lesen, schick ich dir einen link.

kannst du den hund nicht zu dir nehmen?
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Ja, es ist normal, daß die Eltern nichts verstehen. Zu verbohrt. Kenne ich auch aus meinem Bekanntenkreis.

Deine Geschichte interessiert mich sehr. Ich schicke Dir nachher eine E-Mail, dann kannst Du mir zurückschreiben.

Unseren Hund kann ich leider nicht zu mir nehmen, sie ist schon alt und kann absolut keine Treppen mehr laufen. Tragen kann ich sie nicht immer, sie ist zu schwer. Außerdem ist seit einem halben Jahr mit meinem Vater in Rumänien.


Liebe Grüße
GIGI
Beiträge: 55
Registriert: 28. Apr 2004, 20:13

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von GIGI »

Und nochmal ich,

ich finde es richtig, dass Du Dich mit Deinen Altlasten auseinandersetzt. Aber nimm' nicht zuviel auf einmal. Nein, Du bist eindeutig nicht wie dein Vater und ich weiß, dass es seine Zeit dauert, dass selbst zu erkennen, zu akzeptieren und dann sich loszulösen. Gerade auch, wenn es noch Verbindungspunkte gibt (hier Dein Hund). Ich habe selber mit meinem Vater gebrochen. Der letzte Hinderungsgrund war meine Mutter, die nun seit 1 Jahr tot ist. Trotzdem habe ich bis vor 2 Monaten die Zeit gebraucht, mich zu lösen. Aber auch dadurch, dass eine andere Person (mein Hausarzt) mir gesagt hat, dass es in Orndung ist sich zu lösen, nein, sogar dass ich mich lösen muss. Und dass ich deswegen kein schlechter Mensch bin, wenn ich mich als Kind löse, sondern er ein schlechter Vater war. Dass es micht ehrt, dass ich Skrupel habe mich zu löesn (weil er ja mein Vater ist), aber dass es dennoch nötig ist. er selbst hat es seinerzeit auch getan und es wäre gut so gewesen. Dass hat den Ausschlag gegeben und so habe ich den Kontakt abgebrochen. Ich habe ihm aber auch noch gesagt, wie ich empfinde. Nicht alles, aber einen Teil. Der andere Teil war mir zu hart.
Dei Vater hat mit seiner Art eine Gehirnwäsche mit Dir veranstaltet und Dir das ganze negative Zeug eingeimpft. Wehr Dich jetzt dagegen. Du hast richtigerweise erkannt, wie Du wirklich bist. Lass ihn und alles los. Ich weiß, dass es nicht so enfach geht. Aber in Wirklichkeit, arbeitst Du ja bereits daran und unternimmst hier die ersten Anläufe. Das ist der Weg. Lass dei Leben nicht durch Deinen Vater indirekt fremdbestimmt sein. Gib' ihm nicht diese Macht über Dich . Nur Du hast die Macht über Dich. Du und Dein Denken über Dich und Andere. Er ist ein "armer" Mensch! Laß' ihn !! Behalte ruhig den Kontakt zu ihm, wegen Deinem Hund, aber distanziere Dich innerlich von ihm.
Du bist anders als er! Vergiß' dass niemals und Du musst Dich vor ihm auch nicht wert erweisen. Er ist Deiner nicht wert.

Lieben Gruß

Gina
Otto
Beiträge: 16
Registriert: 4. Mai 2004, 20:39

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Otto »

Hallo Chimera,

danke für dein Eingangs-Posting. Offen, ehrlich. Auch bei mir oft zutreffend. Ich bewundere dich dafür, so offen diesen Teil einzugestehen. Ratschläge sind da nicht nötig. Wenn man diese Dinge, die man sonst kaum denken mag, so offen darlegen kann, ist man auf dem besten Weg, sie zu besiegen.

Gruß
Otto
Franzi
Beiträge: 191
Registriert: 1. Apr 2003, 12:10

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Franzi »

Hallo chimera,

wollte Dir schon längst schreiben, habe aber auch im Augenblick nicht soviel Zeit, da ich gleich los muß. Daher fürs erste etwas kürzer! Dein Schreibstil gefällt mir.

Wie wäre es, wenn Du Dir überlegen würdest, mit anderen Freiberuflichen zusammen ein Büro zu mieten. Ich denke, dass es schwierig ist "nur" im eigenen Saft zu schmoren. Ich halte auch bei kreativer Arbeit Austausch oder Anregungen, sprich Impulse für wichtig.
Auch wenn das Deine momentane finanzielle Situation nicht zuläßt, so könntest Du doch langfristig so eine Idee ins Auge fassen.

Übrigens zu Deinem anderen Thread,den ich auch mitverfolgt habe, fiel mir dass Du narzisstische Züge hast. Vielleicht hat die schwierige Beziehung zu Deinem Vater dazu beigetragen. Warum willst Du alles alleine mit Dir abmachen? Wäre eine unterstützende Therapie nicht doch sinnvoll?

Was Dein Verliebtsein angeht, so scheinst Du mir unwahrscheinliche Angst zu haben, zu viel von Dir preiszugeben, Dich zu öffnen. Du hast wohl große Angst davor verletzt zu werden. Aber wenn Du keine Schritte wagst, dann...

Soviel für heute,

Grüße
Franzi
Chaca58
Beiträge: 21
Registriert: 22. Mär 2004, 18:55

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Chaca58 »

Hallo Chimera,

vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir schreibe, dass es mir fast genauso geht, wie Dir?

Vorwarnung an dieser Stelle: Ich hab es noch nie geschafft, mich kurz zu fassen, deswegen wird mein Text wohl wieder sehr lang werden.

Ich lese jeden Tag hier im Forum mit, auch wenn ich nur selten was schreibe. Mir wird es oft zuviel, Worte zu suchen und zu finden, der Druck, ich müsste dann auf Postings antworten, obwohl ich dann vielleicht gar nicht mehr schreiben will....

Ich war im März/Anfang April 3 Wochen zuhause, teils Urlaub, teils arbeitsunfähig. Da war ich fix und alle, ging gar nichts mehr. Was sich eigentlich schon seit vielen Monaten angebahnt hat, immer wieder das Nachdenken darüber, dass der Job eigentlich gar keinen Spaß bringt, dass ich den Job nur aus Image-Gründen (Chefstylistin bei nem Fernsehsender) mache. Seit Mitte April sitze ich nun also wieder jeden Tag im Büro (festangestellt, vollzeit).

Was tu ich seitdem? NICHTS. Bitte wörtlich nehmen. N I C H T S. 8 Stunden am Tag Internetsurfen, Wissensquiz machen, hier mitlesen. Sonst nichts. Keine Anrufe, keine Mails, gar nichts. Arbeit wäre genug da. Geht aber nicht, will nicht, kann nicht. Ist mir alles egal. Ich hab noch nicht mal immer Angst. Alles wurscht. Nur wenn das Symbol für neue Mails aufleuchtet, da fängt mein Herz an zu rasen, ob das ein Mail vom Chef sein könnte, der mich fragt, warum sich x Kunden beschweren, dass ich mich um nichts kümmere. Denkste, seit ich krank war hat noch nicht mal einer meiner Chefs gemerkt, dass ich nichts tue. Ich hab meine Chefs genau zweimal seit meiner Auszeit gesehen.

Es macht mich echt fertig, nicht zu wissen, was mir überhaupt Spaß machen würde. Von Klamotten hab ich die Nase gestrichen voll, von 8 Stunden sinnlos im Büro sitzen auch. Aber was dann?? Ich weiß es einfach nicht, also mach ich weiter mit meiner sinnlosigkeit. Und die Schuldgefühle werden immer größer. "REiß Dich doch zusammen, blöde Kuh, Du wirst es doch wohl schaffen, Deine Unterschrift unter zwei Rechnungen zu setzen?" Denkste, die Rechnungen liegen seit ner Woche auf dem tisch, ne Sache von einer Minute, wirklich easy, aber geht nicht.

Morgens stehe ich ne Stunde nach dem Weckerklingeln auf, mit ganz normaler Laune. Ist ja eh egal, wenn ich ne Stunde zu spät komme, merkt keine Sau. Mittlerweile hat mein Sturschädel mir aber ein Ritual eingeredet, was ich morgens mache. Egal ob ich Lust habe oder nicht - ich trödle so lange in der Küche mit der Kaffeemaschine rum, dass mein Mitbewohner (WG) vor mir im Bad verschwindet. Dann hab ich nämlich die Legitimation, mich auf mein Bett zu setzen und die erste Zigarette des Tages zum Kaffee durchzuziehen. Weil *unschuldig-vor-mir-selbst-rechtfertige* wenn das Bad besetzt ist, hab ich ja eh nichts zu tun, also kann ich auch rauchen. Und die zehn Minuten, die ich dann noch später ins Büro komm, sind eh egal.

Dieses Ritual hat aber leider noch nen Haken. Sobald ich auf dem Bett sitze, die erst Kippe von zwei Schachtel am Tag in der Hand, beginnen meine Gedanken zu kreisen. So wie Du es auch kennst, dieses Grübeln im Kreis, das zwanghafte Nachdenken, suchen nach Sinn und Antworten.

So schaffe ich es dann, innerhalb von fünf Minuten mich auf das negative Scheiß-Egal-Gefühl einzuschießen. Und bin mir dessen sogar noch bewusst. Das Verhalten ändern? Kann ich nicht, geht nicht, will ich nicht. Ich hab damit angefangen, jetzt MUSS ich es durchziehen, komme was da wolle. Ich darf mein Verhalten nicht ändern, das wär doch inkonsequent, damit würd ich mich lächerlich, unglaubwürdig machen. Nein, was ich einmal gesagt oder getan habe, muss ich beibehalten, PUNKT!!

Also, ab ins Büro, das Haus betreten mit regungsloser Mine, computer einschalten, hinsetzen, Kaffee trinken, nichts tun. Ab 12.00 kommen wenigestens Talk- und Richtershows, die vertreiben mir die Zeit bis 18.00 Uhr. Heimfahren, vielleicht noch was essen, ab vor den Fernseher. Alles begleitet von Zigaretten. Hab ich mir tagsüber eingebildet, abends Rotwein zu trinken, dann tu ich das, auch wenn er mir nach nem halben Glas nicht schmeckt. Egal.

Ich krieg es aber gebacken, alle zwei, drei Wochen Großputz- und Umräumtage zuhause einzulegen. Da arbeite ich dann den ganzen Tag in der Wohnung (am liebsten bei schönem Wetter, als Legitimation, nicht rausgehen zu müssen) und fühle mich abends zwar gut, aber gleichzeitig taucht der Schuldgefühl-Teufel im Hirn auf "Jaja, zuhause schaffst Du es, aber im Büro bist Du zu faul, zu unfähig, und Deine Kollegen müssen das irgendwann ausbauen, Du bist doch echt das letzte". Rate mal, natürlich gewinnt dann wieder der Schuldgefühl-Teufel.

Ich hab nur leider auch noch keinen Weg gefunden, der mich da raus holt. Meine Thera ist mehr oder weniger hilflos, weil ich alles abwehre, was mir helfen könnte. Schließlich muss ich ja so bleiben, wie ich bin, sonst wäre ich inkonsequent!!! Ein Teufelskreis, unter dem ich wirklich leide.

Bin also sehr an Tips interessiert und hoffe, dass es Dir hilft zu wissen, dass es anderen auch so geht. Mir hat es sehr geholfen, Dein Posting zu lesen, das erleichtert mich etwas.

Grüße
Chaca
Luna12
Beiträge: 13
Registriert: 17. Okt 2003, 12:31

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Luna12 »

Liebe Leute!

wenn ich das hier alles so lese, dann habe ich das Gefühl ich könnte auch noch zum richtigen "Arbeits-Verweigerer" werden...
nicht das ich meine Arbeit nicht gebacken bekomme (die Zeiten, wo ich mal nichts tue, bemerkt eh keiner) aber da gibt es ja noch den Haushalt:
habe das schon mal hin und wieder erlebt, da habe ich einen Haufen Wäsche zu bügeln und habe auch Zeit... aber einfach keine Lust, so absolut keine Lust, bin einfach unfähig es zu machen. Der Gedanke daran, daß ich es noch machen MUSS, der macht mich krank, ich fühle mich dann richtig (körperlich) schlecht. *warum muß ich mich dazu zwingen?* Vernunft arbeitet gegen Gefühl.
Oder Wäsche aufhängen... ich habe schon zweimal heftige Kopfschmerz-Attaken dabei bekommen!!! und das bei einer 15-Minuten-Arbeit !! der Gedanke, das ich das jetzt machen MUSS, der bringt mich einfach um... umso schlimmer wirds weil ich weiß, das es keine vernünftige Erklärung dafür gibt.

ich kann mich dann nur noch ins Bett legen und nichts tun.

Das einzig beruhigende ist bei mir: es sind Ausnahmen. Nichts wirklich wichtiges bleibt liegen. Aber in den Augenblicken habe ich das Gefühl, das ich selbst die kleinen Dinge im Leben nicht bewältigen kann.

Übrigens das mit dem rumtrödeln am Morgen kenne ich sehr gut: für mich ist das allerdings der "Luxus" den ich mir in meinem Leben gönne..
erstmal schön lange liegen bleiben *warum aufstehen? ist doch das schönste, mal liegen zu bleiben*, dann hier ein bißchen räumen und was Morgengymnastik und ein nettes Frühstück und dann *mist, es ist ja schon viel zu spät* doch noch Gas geben um rechtzeitig auf der Arbeit zu erscheinen.

Was mir aber bei Dir chimera und Chaca auffällt: auf der einen Seite seid Ihr richtige Arbeitstiere (mit hohem Anspruch an sich selbst), klotzt richtig rein und dann kommt das Nichts-tun... (kenne ich auch von mir) das sind zwei krasse Gegensätze
Vielleicht hängt das ja irgendwie zusammen? der Gedanke ist mir schon mal gekommen. Vielleicht mal in einer "Arbeitswut-Phase" einen Gang zurück schalten.

lieb gemeinter Rat
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Liebste Gina, lieber Otto, liebe Franzi,

vielen Dank für Eure Postings.


@ Gina:

Bei Dir melde ich mich heute abend noch per E-Mail.


@ Otto:

Dein Kommentar war für mich ziemlich überraschend. Er hat mich sehr aufgebaut und bedeutet mir viel. Danke! Bin gerührt...


@ Franzi

Auch Dir vielen lieben Dank.

Bürogemeinschaft:

Woher weißt Du, daß ich schon seit einigen Monaten einen Spiegel-Artikel über Freiberufler-Bürogemeinschaften auf meiner Festplatte abgespeichert habe? So etwas habe ich in der Tat vor, wenn ich es finanziell irgendwie kann. Ich fürchte mich jedoch vor den Leuten, bin eben zickig.

Narzisstische Züge:

Ja, die habe ich en masse. Stehen sehr im Widerspruch zu meinem ansonsten eher harmonisierenden Wesen. Extreme Eitelkeit, das Bedürfnis, der eigentliche "Super-Star" zu sein, teilweise Total-Arroganz, Eigenbrödlertum, extreme Verletzbarkeit. Manchmal halte ich mich wirklich für super-toll. *Schäm

Der Umgang mit mir ist zum Teil sehr schwierig. In meiner alten Arbeitsstelle haben sogar mehrere Kolleginnen wegen mir gekündigt. (Nein, ich habe sie nicht sexuell belästigt oder hatte sonstiges Interesse an Ihnen.) Okay, ich war da der einzige Mann unter "klüngelnden" Frauen, ist immer eine schwierige Situation. Kann mich jedoch in Gruppen allgemein schlecht integrieren, ziehe mich dann zurück und bin einsam. Schwieriges Thema: Bin eigentlich ein lieber Kerl und dennoch teilweise total arrogant und zickig.

Mein Vater war mal mein "totales Vorbild", er hat(te) eine beeindruckende Ausstrahlung, ist sehr machversessen. Mit meiner ehrlichen Art kam ich dagegen nie an. Hat mir sehr zu schaffen gemacht, daß seine Fassade in den letzten Jahren bröckelte und dann zusammenbrach. Er hat mich insofern "betrogen". Wir sind sogar zum Teil gemeinsam "untergegangen", wobei nur ich gestärkt und gereinigt daraus hervorging. Ist zumindest mein Eindruck.

Therapie:

Geht ja im Moment nicht, keine Sozialversicherung. Würde generell schon gerne eine machen.

Verliebtsein:

Bingo! Meine Mutter hat mich abgelehnt und deswegen trage ich seit 33 Jahren die Panik mit mir herum, ich könnte erneut von einer Frau abgelehnt werden. Bei jeder näheren Begegnung geht es um Leben oder Tod. Ich habe mir die innere Verpflichtung geschaffen, der absolute "Märchenprinz" zu sein... Jede Ablehnung könnte diese Bild (ohne daß ich nicht leben kann) zerstören. Eigentlich müßte ich mich beim Blick in den Spiegel gleich killen... Aber ich muß mir einbilden, daß ich ganz toll bin, um überhaupt lebensfähig zu sein. Habe vor knapp 3 Jahren mal eine (eigentlich harmlose) Abfuhr von einem Mädchen bekommen, daran nage ich noch heute. Deswegen: Kein (sichtbares) emotionales Engagement, never!

Ach so, mir fällt noch ein: Bin ja gar nicht richtig verliebt: Wer mit seinen eigenen Schwächen nicht umgehen kann, kommt auch mit den Schwächen anderer nicht klar. Wie soll man sich da "richtig" verlieben?




Viele liebe Grüße
chimera

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von chimera »

Hallo Chaca,

ich finde es recht amüsant, daß *Du* mir antwortest. Hatte vor einiger Zeit auch Deine Postings gelesen und konnte mich damit recht gut "identifizieren".

Also, ich kann in Deiner Arbeitswelt sehr gut "mitleben", war früher Art-Director in einer Werbeagentur. Eine Rolle die ich nur fachlich gut ausfüllen konnte, ansonsten war es eine echte Katastrophe. Wie Du es schaffst, das Du keinen Ärger wegen Deiner Untätigkeit bekommst ist mir allerdings ein Rätsel... Du scheinst dort nicht wirklich benötigt zu werden.

Mein Lebensinhalt besteht übrigens auch im Rauchen, eine narzißtische Persönlichkeitsstörung habe ich auch, usw... Ja, und eine (männliche) Zicke bin ich auch.

Daß Internet-Surfen Dich völlig kaputt macht und das Leben in Dir komplett abtötet, das brauche ich Dir ja eigentlich nicht zu sagen. War bei mir wirklich genauso, habe mal mehrere Monate ausschließlich mit Internet und Schlafen verbracht. Internet ist wirklich tödlich, alles (scheinbar) nur einen Klick weit weg und dennoch alles komplett leer. Internet-Surfen ist der Anfang vom Ende... Sorry, wegen der drastischen Worte, aber mein Niedergang wurde dadurch eingeleitet. Abschied von der stofflichen Welt, Kapitulation, keine Konfrontation mehr mit sich, mit den Schwächen, mit der Unfähigkeit. Wenn Du Dich nicht mehr mit Dir konfrontierst, hörst Du auf zu leben...

Übrigens: Zusammenreißen klappt nur bei kleinen Widerständen... Ansonsten: Keine Chance. Kannst Du noch Kontakt finden, zu dem was Du willst? Was Dir wirklich Freude macht? Wo die Widerstände nicht so groß sind?

Nochmal übrigens: Schuldgefühle bitte abstellen. Du verweigerst Dich, weil Dir etwas fehlt, weil Du Widerstände hast, weil Du Angst hast. Nicht, weil Du "schlecht" bist.

So, und nun mein Tip, mit dem ich mich höchstwahrscheinlich in die Nesseln setzen werden. Schmeiß Deinen Job hin, laß Dich entlassen. (Ich vernehme ungläubiges Entsetzen im Forum...)

Du schriebst: Du machst den Job nur aus Image-Gründen. Was für ein beschissenes Motiv. Okay, Du kannst natürlich weiterhin versuchen, dieses - auf schlechtem Fundament erbaute - Gebäude zu erhalten. Aus Angst, was mit Dir in der dann bestehenden Arbeitslosigkeit geschehen würde. Logisch, es ist kraß, einen Job mehr oder minder freiwillig aufzugeben, vor allem [Klischee-On] in der heutigen Zeit [Klischee-Off]. Aber ich sehe es eben so. Ich finde, Du bist ziemlich "fertig". Sorry, daß ich das so heftig formuliere. Aber ich halte Dich auch irgendwie für stark, sonst würde ich das hier nicht hintexten.

Habe jetzt nicht mehr alle Deine Postings im Kopf, aber irgendwie kann ich mich nicht daran erinnern, von Dir über irgend etwas gelesen zu haben, was Dir wirklich etwas bedeutet, was Du liebst. Kam irgendwie nicht rüber. Du klingst so "cool"...

Du hast nach meinem Empfinden die Zuneigung zu Deinem Leben verloren, Du ertrinkst in der Lieblosigkeit. Kein "Anklage" oder so, geht/ging mir genauso.

Ich bemühe mich, etwas Hilfreiches zu schreiben. Mag sein, daß ich in meiner "Diagnose" falsch liege, aber ich wollte kein "Wischi-Waschi"-Posting. Habe das Gefühl, daß Du es ohne einen krassen Einschnitt nicht schaffst, Urlaub hattest Du ja schon.

So, und nun noch etwas befremdlich anmutendes: Wenn Du keine Lust hast, zu antworten, dann tu es nicht. Bezieht sich auf den Satz: "der Druck, ich müßte dann auf Postings antworten, obwohl ich dann vielleicht gar nicht mehr schreiben will...." Ich schrieb ja, daß ich auch zickig bin... Soll heißen: Bitte keine Höflichkeitsantwort.

Es würde mir noch wesentlich mehr zu Dir und Deinen Postings einfallen, ich bin ja auch eine Labermaschine. Aber das war es fürs erste.

Eine Frage noch: Warum mußt Du so bleiben, wie Du bist? Wer sagt das?



Viele Grüße
Ann-Louis
Beiträge: 48
Registriert: 21. Nov 2003, 13:48

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Ann-Louis »

Hallo chimera, hallo chaca und alle Mitleser

"Mir geht es echt beschissen, aber ich habs gründlich durchdacht!" Diesen Spruch las ich an der Wand des Wartezimmers meiner Ärztin, als ich das erste Mal da war. Es stimmte und stimmt immer noch. Die ganzen geschilderten Gefühle kenne ich. Seit vielen Jahren bekomme ich meine Arbeit nicht mehr bewältigt. Am Anfang ging gar nichts. Ich neige zum Perfektionismus, aber was klappt schon zu 100 %? Schon zu meiner Schulzeit hatte ich die Einstellung entweder ich kann es (dann alles) oder ich kann nichts (gar nichts). Ein Mittelding war nicht möglich. Also konnte ich auch gar nichts arbeiten. Nach Monaten akzeptierte ich endlich, dass ich kleine Schritte und Unzulänglichkeiten einräumen muss. Ich kochte z. B. ein Essen, was ich vorher nie gekocht habe. Es konnte von der Qualität nicht verglichen werden.
Das wurde mir aber auch erst später klar.
Ich machte mit meinem Mann aus, dass er sich morgens etwas wünscht, was ich im Verlaufe des Tages erledigen sollte. Wünsche konnte ich eher erfüllen. Ich konnte entscheiden ob ich wollte oder nicht.

Chimera zu Dir wollte ich sagen, es ist nötig dich mit deinem Vater auseinanderzusetzen. Vielleicht machst Du es wie ich. Ich habe meiner Schwester einen Brief geschrieben, in dem ich ihr meine Gefühle mitteilte. Was mich gestört hat, was ich nicht verstanden habe. Also alles was ich bisher aus Höflichkeit nie direkt gesagt hatte. Ich habe darauf geachtet sie nicht anzugreifen und leider hat sie den Kontakt danach nicht aufgenommen. Damit habe ich auch gerechnet. Aber es war ein Basaltstein, der mir vom Herzen fiel, als ich den Brief in den Kasten warf. Das ist jetzt mehrere Jahre her und ich habe es noch nie bereut.
Vielleicht überlegst Du auch einmal was Du wirklich gerne machen würdest (kreativ) und tust es. Nimm Dir danach zehn Minuten Zeit etwas zu machen, was dein Auftraggeber von Dir erwartet. Es ist ja nicht unbedingt kreativ die Vorstellung eines Auftraggebers umzusetzen. Betrachte es als seinen Wunsch über den Du entscheidest.

Chaca und zu Dir will ich in etwa das Gleiche sagen. Du hast innerlich bereits längst gekündigt. Wahrscheinlich wurde Deine Arbeit vor der Arbeitsverweigerung genauso wenig beachtet wie jetzt das Nichtstun. Du wartest nur darauf, dass es jemanden auffällt und Du dann entlassen wirst. Dann hast Du die Beachtung und Dir wurde auch die Entscheidung abgenommen zu kündigen. Suche vielleicht jetzt schon nach einer Tätigkeit die auch von anderen anerkannt und gesehen wird. Man schafft dann zwar nicht alles, aber immerhin etwas. Heute freue ich mich wenn ich schon einen kleinen Teil erledigt habe. Es muss nicht mehr perfekt sein.

Chimera könntest Du dir vorstellen mit jemanden zusammenzuleben, der perfekt und fehlerfrei ist? Ich glaube es wäre eine Katastrophe. Die Schwächen und Fehler machen einen Menschen doch erst richtig liebenswert. Bei einer Person ohne "Fehl und Tadel" würden mir meine eigenen Fehler doch nur noch mehr auffallen. Es ist eine ziemlich unangenehme Vorstellung. Diese Forderung nach Fehlerfreiheit wirkt auf andere Menschen nicht unbedingt anziehend.

Denkt mal drüber nach, ob meine Empfindungen evtl. zutreffen. Alles Gute und

viele Gruesse
Ann-Louis
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von DepriXX »

hallo ann

[du schreibst:Chimera zu Dir wollte ich sagen, es ist nötig dich mit deinem Vater auseinanderzusetzen. Vielleicht machst Du es wie ich. Ich habe meiner Schwester einen Brief geschrieben, in dem ich ihr meine Gefühle mitteilte. Was mich gestört hat, was ich nicht verstanden habe./]

wie hast du dich mit deinem dad auseinandergesetzt,wenn du deiner schwester einen brief schreibst? oder versteh ich da was falsch?
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Ann-Louis
Beiträge: 48
Registriert: 21. Nov 2003, 13:48

Re: Existenzbedrohende Arbeitsverweigerung...

Beitrag von Ann-Louis »

Hallo Sumu,

ich hatte das Problem mit meiner älteren Schwester. Mein Vater ist früh gestorben. Mit ihm hatte ich nicht solche Probleme.

Gruss
Ann-Louis
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