Welt voller Bekloppter

[Ivory]

Wäre es nicht schön, wenn wir 'Bekloppten' uns frei in der Welt bewegen könnten?
Zur Zeit lebe ich sehr 'kleinstättisch' mit Mann und 2 Kindern und ein paar ganz netten Bekannten,
die aber nicht 'so sind wie ich' - ich weiß, wie blöd sich das anhört.
Ihr sicher auch.
Ich hatte letzte nacht einen Traum. Ich träumte, ich wäre auf die Kunsthochschule gegangen.
Alle hatten bunte Haare und irgendeine Macke und das war ganz normal - niemand nimmt's einem Übel, niemand lästert darüber - ich habe mich so wohl gefühlt - endlich heimisch!
Kann es nicht sein, daß ganz viele in meinem Umfeld sich verstecken?! *such*

[DewaChe]

Liebe Ivory,

lach, es ist doch immer wieder die Frage was ist krank und gesund.

Inzwischen bin ich 53 und hab mich noch nie an Normen gehalten, hatte immer meinen eigenen Stil und setzte meine Vorstellungen durch und hab heute noch ab und an aubergine farbene Haare....

Und trotzdem hats mich vor 3 Jahren "gebröselt" - meine Kindheit holte mich ein aber trotzdem mein Standpunkt, seine Ziele verfolgen, sich nicht knechten lassen, denn dies macht noch mehr krank.

Liebe Ivory, manche Normen darf man getrost überschreiten - es ist halt immer abzuwägen ob es Protest ist oder ob man sich was Gutes tun möchte.
Gerade mit kleinen Kindern ist das schwierig, da haben sie eben alle Handy, Markenklamotten usw... und dann da ein Mittelding finden ist nicht sehr leicht. jaja, ich kenn das....

Den Mut finden, authentisch zu sein, so zu leben wie man möchte.

Aber man kann auch so "Kleinstädter" umerziehen indem man seine Ideale positiv vorlebt.

Schau, viele lachen hier über meine Meditation, die ja auch in Kliniken angeboten wird. Die wenigsten informieren sich, verstehen darunter nur dieses verknotete Stillsitzen "grusel" und kommen eben nicht auf die Idee es mal zu versuchen bzw. sich damit zu beschäftigen.
Ivory, da muss man drüber stehen. Wenn du spürst, es tut dir etwas gut und es schadet niemanden - also, was hindert dich daran???

Come on

Gina

[SophiaDeLuna]

Hallo Ivory,

also ich würd mich (uns) eigentlich nicht als bekloppt bezeichnen.

Allerdings den Wunsch einfach akzeptiert zu werden, so wie ich bin, den kenne ich natürlich auch (wie sicher die meisten hier). Ich träume auch von 'der neuen Welt' von der ja so viele behaupten, daß sie irgendwann (demnächst?) Realität werden wird.

Verstecken tu ich mich zwar nicht direkt, da ich meine Probleme nicht verschweige - allerdings bin ich doch ziemlich isoliert, gehe nicht unter Leute und so (Agoraphobie, Sozialphobie etc.). Wo ist denn Dein Umfeld?
Ich wohne in Nürnberg.

Viele liebe Grüße
Sophia

[Lee]

[nina*tina]

[Linse2]

Wenn du dich bremst, quietscht die Seele.

Die Seele wird krank vor Sehnsucht nach den Dingen, die sie sich selbst verboten hat."
Oscar Wilde

[Leni2]

Ich lach mich hier kaputt beim Lesen von Lees Zitaten, denn heute habe ich genau das gleiche gedacht. Ich bin so im Geiste die Leute in meinem Bekanntenkreis durchgegangen, wer mich verstehen und wem ich mich anvertrauen könnte und bei vielen habe ich gedacht, dass sie doch eigentlich eine ziemliche Macke haben . Ich meine das nicht böse, aber so viele haben sich mit ihren Marotten/Vorurteilen/Ansichten so eingerichtet und lügen sich ihre kleinen Lebensmärchen vor und sind dabei sehr glücklich und ausgeglichen. Ich denk dann, müssten die nicht mindestens ebenso krank sein wie ich?! Ich kam mir jedenfalls in dem Moment wesentlich normaler und gesünder vor !

[barilla]

Liebe Ivory!

Ich gehe ja im realen Leben auf eine Kunsthochschule (siehe auch mein Thread "Kunst und Depressionen...")und ich kann Dir sagen, dass man da vielleicht mehr Bekloppte um sich herum hat, als irgendwo anders, nur leider wird auch dort nicht offen darüber gesprochen!
Ich kenne so einen Traum, der wohl vom Klischee des "verrückten Künstlers" herrührt auch sehr gut, die Realität sieht nur leider, leider ganz oft anders aus: Enormer Konkurrenzkampf um die besten Plätze bei den besten Galerien und so weiter. Künstler sind leider auch nur ganz oft normale Menschen, die mit allen Mitteln versuchen, im (Kunst)-System ganz oben mitzuschwimmen!
Das alles hier meinte ich nicht als Angriff auf Dich und Deinen Traum! Ich weiß, was Du meinst und ich würde mir die Welt ganz oft auch offener und irgendwie natürlicher im Umgang mit "Bekloppten" wünschen!

Alles Liebe,
Barilla

[hexhex]

Hallo Ivory, Nina und Lee,

die Maske..ja hinter der verstecke ich mich die meiste Zeit. Denn ich will niemanden belasten mit mir. Mittlerweile habe ich zwar gelernt das ich auf mich achten muss, auf mein Inneres hören... allerdings gelingt es mir kaum dies umzusetzen.
Ich spüre bzw. fühle mich nicht. Kennt das noch jemand?
Tja und die Frage, "wer" denn nun bekloppt ist, wird sich wohl nie klären lassen.

viele grüße
Sabine

[barilla]

Liebe Sabine!
Ich kann Dich beruhigen, das mit dem sich selbst nicht spüren können kenne auch ich wie viele andere hier sicherlich auch! Wenn bei mir die Dep. ganz schlimm sind, dann kann ich noch nicht einmal mehr meine Liebe zu meinem Freund wahrnehmen. Er steht vor mir und alles ist wie verschüttet. Ich komme weder an meine Gefühle noch sonst an irgendetwas in meinem Inneren heran.
Ich fühle mich nur leer, wie eine Hülle! Schrecklich und gleichzeitig verrückt! Wenn Dich dieses Thema mehr interessiert, dann schau doch mal bei dem Thread über Depersonalisation vorbei! Dort sind ganz interessante Beiträge zum Thema. Wir sind also mit unserem Problem nicht alleine...

Alles Gute für Dich,
BARILLA

[Ivory]

Hallo Ihr,
ich freue mich über jede Eurer Reaktionen ... und was mir schon beim Schreiben so auffiel ... ich finde auch, daß doch die meisten Leute irgendeinen Sockenschuß haben, machmal sogar schlimmer als ich.
Es wäre halt schön, wenn es nicht diese 'Zeigefingermentalität' gäbe und das 'andersein' als Vielfalt betrachtet würde, die man zusammen kreativ nutzen kann.
... Oder so.

[mime]

@Grinch: Was ist der Sinn, einen 15 Jahre alten Thread wiederaufleben zu lassen? Die Nutzer von damals sind (hoffentlich) nicht mehr aktiv im Forum - und für neue User finde ich allein die Überschrift schon nicht gut (da kann sich der ein oder andere [zurecht] "auf den Schlips getreten" fühlen)...
Wenn dich das Thema so sehr anspricht, könntest du ja einen neuen Thread aufmachen.
VG Mime

[Nico Niedermeier]

Da schließt sich die Moderation jetzt einfach an:-)

[Aida1]

Warum das Rad neu erfinden?

Querverweis: https://www.diskussionsforum-depression ... ead#unread" onclick="window.open(this.href);return false;

[Fensterlicht]

Hallo,

ja das denke ich auch manchmal....man ist bekloppt ....ich bin gerad dabei meine 4. Episode zu verkraften.

Und bin gerad in eine Tagesklinik gegangen. --erste Woche ist herum--....Gedanken "Oje...da sind bestimmt nur bekloppte"....ich bin doch nicht bekloppt, oder? 8:00 Uhr ist Einlass...ich bin jedes Mal nervös und sitze vor dem Schild Depressionsstation, Angststation....und man fragt sich warum ich ? Dann kommen langsam die anderen...lächelnd die Treppe hoch...sagen Guten Morgen oder Hallo!!! Manchmal ist es aber auch ganz leise um mich herum...da kann ich mir von Zeit zu Zeit die Tränen nicht verdrücken. Ich schaue mir die Menschen an...mmhh was sie wohl haben? So langsam wird die Tür geöffnet..man geht leise hinein und setzt sich an einen Tisch- den Depressionstisch, es gibt sogar eine Bezugskrankenschwester für Depressionen...( Was es nicht alles gibt ?) Sie schiebt mir ganz nett meine bestellten Medikamente über den Tisch ( ist ja nur ne riesige Packung) Früher wäre mir das peinlich gewesen ( In der Apotheke hätte ich sie am Liebsten nie neben der Kasse liegen gehabt, dann kann ja jeder lesen was ich nehme und ahnen was ich habe), nein jetzt ist es mir nicht peinlich, ich bin dankbar!!
12 Personen sitzen mit am Tisch, jeder mit einer anderen Leidensgeschichte....vom äußeren beurteilt sehen manche abgekämpft und fertig aus...auch ein wenig unheimlich, aber sehe ich anders aus?? Nein...blass, 12 kg leichter, müde und depressiv....
In der Woche lernte ich alle kennen und einige bereits lieben ...die , die mir wirklich vom äußeren Anblick Angst eingeflösst haben, sind total "normale" Menschen...nur mit einer kleinen Schwäche eben....Bankkaufleute, Theaterdarsteller, Erzieher, etc..

Man ist nicht allein bekloppt....es gibt mehr als man denkt!!! Und manchen sieht man das auch wirklich nicht an!"!!Es gibt mehr als man denkt!


Also Kopf hoch!!

lg Fensterlicht

[Katerle]

Wäre es nicht schön, wenn wir 'Bekloppten' uns frei in der Welt bewegen könnten?
Zur Zeit lebe ich sehr 'kleinstättisch' mit Mann und 2 Kindern und ein paar ganz netten Bekannten,
die aber nicht 'so sind wie ich' - ich weiß, wie blöd sich das anhört.
Ihr sicher auch.
Ich hatte letzte nacht einen Traum. Ich träumte, ich wäre auf die Kunsthochschule gegangen.
Alle hatten bunte Haare und irgendeine Macke und das war ganz normal - niemand nimmt's einem Übel, niemand lästert darüber - ich habe mich so wohl gefühlt - endlich heimisch!
Kann es nicht sein, daß ganz viele in meinem Umfeld sich verstecken?! *such*

Das kann nicht nur sein, sondern ist so, dass viele eine Macke haben. Deswegen ist man ja nicht gleich bekloppt. Diesen Ausdruck finde ich nicht so angebracht, weil ich mich auch nicht so fühle, auch wenn man manchmal von anderen so gesehen wird, wenn du stationär warst. Es gibt genug psychisch kranke Menschen, auch im Umfeld, die behandlungsbedürftig wären. Aber diesen Begriff "bekloppt" mag ich nicht anzuwenden. LG Katerle
Bekloppt sind bei mir ganz andere...

[Peter1]

Hallo
Meiner Ansicht nach, sind nicht wir die „Bekloppten“, sondern die, die uns dafür halten. Ich selbst habe zwei mal einen IQ Test gemacht, und beide hoch über dem Durchschnitt abgeschlossen. Nur darf man Intelligenz nicht mit Schlauheit verwechseln. Eine hohe Intelligenz kann manchmal auch zur Qual werden,
Zum Beispiel Wenn ihr irgendwo zu Besuch seid, und der Gastgeber stellt euch ungefragt eine Tasse Kaffee hin. Was denkt ihr dann ? Vermutlich, das der Mann ein netter Mensch ist, oder es zu Hause so gelernt hat. Mir fallen dazu gleich 20 Alternativen ein, und ich zerbreche mir den Kopf, welche die richtige ist. Nun könnte man sagen, frag ihn doch einfach. Würdet ihr ihn fragen ?

Alles Gute und Schöne Peter

[Aida1]

Peter, was fragen?

[Peter1]

Hallo Aida
Ihn fragen, warum er den Kaffee hin gestellt hat.

Peter

[Sul]

Ich würde den Kaffee trinken, wenn mir gerade nach Kaffee ist und mich freuen, dass ich so schnell an Kaffee kam. Und wenn ich dann noch 20 Alternativen im Kopf hätte, würde ich fragen. Falls dann nicht schon nachgeschenkt wurde....

[Aida1]

So ähnlich würde ich es auch machen wenn ich einen gewollt hätte, einfach Danke sagen und trinken. (Und wundern)

[Ein Sommertag]

Hi zusammen,

ich weiß nicht, warum überhaupt polarisiert werden muss! Es gibt Arschlöcher ohne sowie mit psychischer Störung.
Auf der anderen Seite gibt es nette, empathische, hilfsbereite Menschen mit und ohne psychischer Störung.
Es wird auch immer Menschen geben, die jemand nett findet, während ein anderer diese für eher seltsam hält.
Bunt halt.

Das Schwarz-Weiß-Denken hat mich an dem "Irre"-Buch schon so genervt: Macht man 2 Gruppen auf und stellt diese gegeneinander, wie es der Lütz mit den armen, sensiblen Menschen mit psychischer Störung und den "irren und bösen Normalen" gemacht hat, trägt man m.E. nichts dazu bei, dass sich ein breites Verständnis, ein Miteinander in der Gesellschaft ausbildet. Die Fronten verhärten sich eher.

Und "Bekloppte" gibt es schon gar nicht.

Warum sollte ich denken, dass der Gastgeber ein netter Mensch ist, Peter? Warum unterstellst Du, hier würde so gedacht und nur Du könntest differenzieren? Wieso sollte das ein Merkmal von Intelligenz sein?
Objektiv betrachtet, ist eine solche Handlung übergriffig - es sei denn, ich trinke da sehr regelmäßig meinen Kaffee und der Gastgeber kennt mich und meine Vorlieben so gut, dass er mir ungefragt einen Kaffee hinstellen kann.
Ich kenne es üblicherweise so, dass vorher nachgefragt wird.
Jetzt weiß man natürlich auch nicht, welches Motiv dahintersteckt: Hat der Gastgeber vielleicht nur noch Kaffee und die geringe Auswahl ist ihm peinlich und er stellt deshalb jedem ungefragt Kaffee hin? Wird bei ihm immer Kaffee getrunken? Kann er sich so wenig in andere hineinversetzen, dass er sich nicht vorstellen kann, dass es Menschen gibt, die keinen Kaffee mögen, vertragen oder lieber etwas koffeinfreies trinken würden? Muss der Kaffee weg? usw. usw....

Ich würde wohl scherzhaft sagen: "Oh, das ist aber eine prompte Lieferung, ich hatte ja noch gar nicht bestellt!" und ihn so eventuell auf die nette, lustige Art zum Nachdenken bewegen.

Liebe Grüße
Sommertag

[Katerle]

@ Kolibri

Auf geschlossenen Stationen sind aber auch andere Leute und was genau meinst du mit "schrägen Vögeln"? Klär mich mal bitte auf. Schräge Vögel gibt es ja auch draußen zur Genüge, falls du darunter das verstehst, wie ich. Und überhaupt, woher willst du wissen, dass manche nicht arbeiten wollen? LG Katerle

[Paprika]

Herzliches Beileid.
Ansonsten kann ich Dich verstehen.Tickr ähnlich“Beklopptet“
Das schreibt Dir eine Mitbekloppte

[Elaine_4Punkt0]

Dazu fällt mir nur der kluge Spruch ein: "Es ist kein Anzeichen seelischer Gesundheit, sich an eine zutiefst gestörte Welt anpassen zu können." Da wäre sie mal wieder, die Frage danach, wer nun bekloppt ist (vermutlich alle). Ich glaube auch nicht, dass Menschen in der geschlossenen Psychiatrie "besonders" krank sind und schon gleich gar nicht solche, die nicht arbeiten wollen. Nach einem alternativen Lebenskonzept zu suchen ist mehr als verständlich meiner Meinung nach, wenn man in einem System lebt, das nicht mehr funktioniert und mit dem man nur anderen Schaden zufügt. Auch ich habe das Gefühl, dass lausige Zeiten auf uns zukommen oder diese schon angebrochen sind. Ich wünschte mir tatsächlich oft, ich wäre früher geboren - wenn natürlich auch nicht zu früh, um die schlimmsten Jahre der Zeirgschichte zu umschiffen.

Liebe Grüße
Elaine