.

Antworten
Inertia
Beiträge: 200
Registriert: 8. Mär 2015, 02:14

.

Beitrag von Inertia »

.
Zuletzt geändert von Inertia am 31. Jan 2020, 17:33, insgesamt 1-mal geändert.
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Depression bekämpfen - wozu?

Beitrag von Meridian »

Hallo Inertia,

erstmal zu den Personen, denen du dich anvertraut hast: Ich kann mir vorstellen, dass es wehtut, wenn sie dich jetzt ignorieren, aber vielleicht ist das auch nur Hilflosigkeit auf ihrer Seite, vielleicht können sie mit dem Thema Depression nicht viel anfangen oder wollen sich auch gar nicht damit auseinandersetzen.
Aber gerade die Gefühle, die du schilderst in Bezug auf die wiederkehrenden Depressionen, könnten
ja Thema in einer Therapie sein, wieso empfindest du das so und nicht anders und wie kannst du lernen,
anders (besser) damit umzugehen.
Ich sehe das so, dass ich eine Therapie mache, wenn ich etwas verändern will und das alleine nicht schaffe.
Ich will die Depression auch gar nicht unbedingt bekämpfen, ich will verstehen, warum sie da ist (oder immer wiederkommt) und ich will lernen, anders mit meinen Gefühlen umzugehen oder sie überhaupt
erst mal zuzulassen.
Das ohne Hilfe zu schaffen, stelle ich mir unglaublich schwierig vor.

LG, Meridian
Sheemie
Beiträge: 27
Registriert: 19. Dez 2019, 14:57

Re: Depression bekämpfen - wozu?

Beitrag von Sheemie »

Hey,

shit, das klingt richtig blöd mit den Menschen, denen du dich anvertraut hast!! Ich hoffe, du hast/findest Menschen, die da besser mit umgehen! Es gibt sie und du hast andere Leute verdient!

Zu deinem anderen Punkt - der Sinn, der Lichtblick, der Grund ist das Bekämpfen an sich! Es gibt (für mich persönlich) keinen objektiven Sinn, ich würde sagen, unser Leben ist in einem bestimmten Sinn "sinnlos" - aber genau deswegen ist der Sinn das was wir TUN!
Also, etwas kompliziert und philosophisch, mir hat das aber mega weitergeholfen, als ich mich damit beschäftigt habe - kennst du den Mythos des Sisyphos? Der Typ, der den Stein den Berg hochrollt und sobald er oben ist rollt er wieder runter? Das wird immer als Bild für total blöde/sinnlose Arbeit gesehen, für verschwendete Zeit. Ich würde das total umdrehen - es ist ein Akzeptieren der eigentlichen Sinnlosigkeit und in einem zweiten Schritt sein Leben in die Hand nehmen. Hm, ich kanns nicht so gut ausdrücken wie kluge Philosophen, darum hier mal ein Zitat von Albert Camus (wie gesagt, das hat mir persönlich echt geholfen im Umgang mit meiner Depression):
„Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. [...] Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf. […] Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Ich weiß nicht, ob Du damit was anfangen kannst...aber vielleicht kannst du ja versuchen, dich erst mal auf die Therapie einzulassen und es zu versuchen, auch wenn es grad sinnlos erscheint.

Alles Gute
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression bekämpfen - wozu?

Beitrag von Katerle »

Hallo Inertia,

war auch mal in einer solchen Situation, dass sich keiner dafür interessiert hatte, wie es mir ging usw. und das ich es nachvollziehen kann, sich solche Fragen zu stellen...
Du schreibst, dass dein erster Termin beim Therapeuten bevorsteht. Das ist der erste Schritt. Und ja, es ist wirklich nicht einfach, wenn man keinen Lichtblick hat, aus seinem Loch wieder rauszukommen.
Bei so einer Erfahrung ist es tatsächlich schwer, es alleine zu schaffen. Auch ich hatte viele Niederlagen zu verkraften, aber ich ging meinen Weg weiter, denn ich hatte Kinder und ich tat/tue es für mich in erster Linie. Therapeuten haben mich bis hierhin begleitet und ich bin auch weiter in einer Therapie, die mich weiter bestärkt.
Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir schreibe, du wirst bei deinem Weg auch auf viele verständnisvolle Menschen treffen, die dich ernst nehmen und auch unterstützen.

Wünsche dir viel Mut, Kraft und das du durchhältst,
Katerle
trübetasse77

Re: Depression bekämpfen - wozu?

Beitrag von trübetasse77 »

Hallöchen Inertia

Hier bei uns bist du bestens aufgehoben!!!

Habe den Mut, den ersten Schritt in ein positives Leben zu wagen , es wird hart werden und langwierig sein, aber es ist es wert! DU bist es wert!!!
DU BIST EIN WERTVOLLER MENSCH!!! Vergiss das nie!!!
Liebe Grüße und alles liebe für deine erste Sitzung, Tini
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
Kontaktdaten:

Re: Depression bekämpfen - wozu?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Inertia,

ich komme inzwischen mit dem Ausdruck "gegen die Depression kämpfen" nicht mehr klar. Weil ich finde, dass es am Thema vorbeigeht. Die Art und Weise, wie wir als Erwachsene unser Leben gestalten, hat ganz viel mit Strategien zu tun, die wir entweder erlernt oder entwickelt haben. Eine Depression zeigt, sofern keine anderen Ursachen vorliegen, einen Fehler im System - nur leider nicht, welchen. Aber dafür ist Therapie da.

Die Menschen, mit denen wir uns freiwillig umgeben, suchen wir nach bestimmten Kriterien aus. Nach welchen hast du die drei ausgesucht, die dich nun so sträflich im Stich lassen? Du hast sie, seit du sie kennst, angelogen. Bzw. hast du einen wesentlichen Teil deines Selbst absichtlich verschwiegen - ein wirkliches Vertrauensverhältnis gab es also von vorherein nicht. Wie kam es, dass du gerade diese Menschen ausgewählt hast und wie kam es, dass sie bis jetzt nie von deiner depressiven Gefühlswelt erfahren haben? Wie kann man jemandem nahe sein und gleichzeitig etwas von dieser Tragweite verbergen?

Nun änderst du auf einmal das Drehbuch, indem du dich offenbarst. Das hätte funktionieren können, wenn diese Personen wirklich an dir interessiert gewesen wären. Dann wären sie vielleicht froh gewesen, endlich etwas Echtes von dir zu erfahren und es hätte euch enger zusammengebracht. Leider ist aber etwas anderes passiert, es hat dich von ihnen entfernt. Das ist das Risiko, das man eingeht, wenn man etwas ändert: du weißt nicht, wie es ausgeht. Garantien gibt es keine. Es kann schlechter werden. Es kann aber auch besser werden und das ist das eigentlich Entscheidende, denn schlecht ist es ja für dich jetzt schon.

So richtig toll ist das ja nun nicht, wenn das Leben nicht mehr zu bieten hat als dass man gerade so klarkommt, der Alltag irgendwie halbwegs funktioniert.
Wenn du jetzt eine Therapie machst, heißt das nicht automatisch, dass irgendetwas besser wird. Wenn du die Therapie jetzt aber nicht machst, heißt das automatisch, dass absolut nichts besser wird. Und du wirst dich jeden Tag fragen: was wäre wohl, wenn...?

Was hast du zu verlieren? Dir gehts scheiße. Deine Freunde waren keine und sind jetzt eh weg. In meinen Augen stellst du die Frage daher falsch. Es muss nicht heißen "Warum eine Therapie machen?", sondern es muss heißen "Warum keine Therapie machen?" Probiere es aus und schau, was passiert. Spannend ist es doch allemal. Und was wäre, wenn es tatsächlich hülfe? Was wäre, wenn es deinen weichen Kern zugänglich macht, so dass der Weg frei ist für authentische Beziehungen? Und führt der Weg aus der Hölle nicht bekanntlich mitten durch?

Alles Gute für dich!
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Antworten