Das Leben danach

enduro
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Re: Das Leben danach

Beitrag von enduro »

Hey Peter das freut mich sehr für dich:)
Wie hast du das gemacht?
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Enduro
Ich habe am Anfang meiner ambulanten Therapie gelernt, das ich auch mit kleinen Schritten ans Ziel komme. Danach zeigte sie mir, wie ich meine Gedanken bewusst steuern kann.Ich hatte vorher immer Angst, mit Bus und Bahn zu fahren. Ständig warnte mich mein Gehirn vor irgend einer Gefahr. Ich wusste nicht einmal, wovor ich Angst hatte, aber ich wusste, das keinerlei Gefahr drohte. Trotzdem geriet ich in Panik. Nachdem ich meine Gedanken besser steuern konnte, waren auch die Ängste verschwunden. Danach war meine Selbstsicht dran. Selbstvertrauen, Selbstachtung, und Selbstwertgefühl zu bilden ist im Grunde genommen etwas, das man als Kind lernt, indem man für Erfolge gelobt wird. Bei mir war aber die komplette Selbstsicht im Minus Bereich. Erst jetzt, nach fast einem Jahr Therapie, beginne ich so langsam meine Werte zu erkennen, zu sehen, was ich im Leben geleistet habe, was für ein Mensch ich geworden bin, und ich sehe auch meine Fehler.
Ich hatte über Weihnachten sehr viel Zeit zum nachdenken, und habe mir die letzten Gespräche mit der Thera noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich habe dabei einige Sachen gefunden, die ich erst jetzt richtig verstehe. Es war wie eine Therapie ohne Therapeutin.
Jetzt kann ich auch meine Gefühle beeinflussen, falls sie mir mal wieder im Weg stehen, das war für mich bis jetzt der größte Schritt in meiner Therapie.
Jetzt kann ich auch wieder Lächeln.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
enduro
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Re: Das Leben danach

Beitrag von enduro »

ok, so wie ich es quasi mache....
Aida1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aida1 »

Hallo Peter,
Und kannst du vielleicht auch noch erklären wie du deine Gefühle beeinflusst?
GLG
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Aida
Ich habe eine sehr rege Phantasie, die ich nutze, um der Depression ein Schnippchen zu schlagen. Wenn ich z.B. traurig werde, lege ich die richtige Musik auf, und träume mich an einen anderen, schöneren Ort. Im Moment ist es ein Tal, im Hochgebirge. Grüne Wiese, bunte Blumen, Sonnenschein, blauer Himmel. Durch dieses Tal gehe ich ganz alleine, und bin glücklich und zufrieden. Das hält auch an, wenn ich zurück komme, denn vor meinem inneren Auge sehe ich das Tal noch immer.
Oder, (da ich Diabetiker bin, lebe ich low fat low carb) ich stelle mir ein wunderbares Menü vor, Sauerbraten mit Knödel und Rotkohl. Dann sind die miesen Gedanken und Gefühle sofort verschwunden.
Aber am Besten geht es mit Musik. Wenn ich eine Oper höre, konzentriere ich mich so sehr, das ich quasi in die Musik hinein falle. Dann werden bei mir Gefühle und Emotionen geweckt, wie sonst nirgendwo. Ich kann durch die Wahl, welche Oper ich höre, also mehr oder weniger die Emotionen wählen, die ich wecken möchte. Klappt nicht immer, aber sehr oft.

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich komme mir im Moment richtig fies vor. Ihr habt überwiegend eure Probleme, und ich erzähl euch hier von heiler Welt. Sicher geht es mir zur Zeit sehr gut, und ich habe auch keine Angst mehr, vor der nächsten Episode, obwohl ich weiß, das sie kommen wird, aber wo bleibt mein Selbstvertrauen ? Alle anderen Symptome sind verschwunden, nur die Vergesslichkeit, und das Minderwertigkeitsgefühl sind teilweise geblieben. Zwar nicht mehr so schlimm, wie vor einem Jahr, aber da hat die Thera noch einen Haufen Arbeit vor sich, und ich bin zuversichtlich, das wir es schaffen werden.

Alles Gute und Schöne Peter
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saneu1955
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Re: Das Leben danach

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Peter, ich denke nicht dass du dir dies vorkommen musst. Genieße deine Symptomfreiheit einfach.

Klar geht es hier vielen im Moment nicht gut, ich schließe mich da nicht aus. Du kannst jedoch einfühlsam deine Erfahrungen einbringen und somit zeigen, dass es auch wieder bessere Tage gibt.

Ich weiß auch, was mit mir los ist und ich habe auch meine Strategien, wie ich da wieder raus komme u d manchmal ist es einfach gut, sich zurück zu ziehen.

Saneu1955
Aida1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aida1 »

Danke Peter,
Leider kommt sie für mich nicht infrage. Außerdem finde ich sie nicht nachhaltig genug, die Wirklichkeit ist da doch sehr real.
Woher weißt du denn das für dich eine neue Episode kommen wird? Wieso kannst du das für dich nicht so hoffnungsvoll sehen? Ich finde du strahlst das alles aus.
Und das andere....gegen Vergesslichkeit helfen Postis und Humor...weißt du noch? Und für das Selbstvertrauen hilft Pudding kochen ;o)...also etwas machen, herstellen usw. Und mit dem Gelingen kommt Selbstwertgefühl.
Und ganz so heile sehe ich deine Welt gar nicht. Aber ich lese gerne von deinen Erfolgen.
LG
Zuletzt geändert von Aida1 am 9. Jan 2020, 23:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
@Aida
Meine Strategie ist zwar nicht nachhaltig, aber da meine Tiefs zur Zeit nur ein paar Stunden lang sind, wenn ich nichts unternehme, sind sie wirkungsvoll. Nachhaltig kann für mich nur eine Änderung meiner Selbstsicht sein.
Ich kann Symptome einer Depression zurück verfolgen, seit ich denken kann. Ein immenses Schlafbedürfnis, Absonderung von anderen Menschen,ständige Traurigkeit, sehr oft Tränen, ohne Grund und ein fehlendes Selbstwert Gefühl. Das Ganze wurde von meinem Erzeuger noch gefördert, weil ich nicht der Junge war, den er haben wollte, den er sich gewünscht hatte. „DU Memme, aus dir wird nie was werden, du taugst nichts“. Dazu kamen noch die Schimpfworte aus der Fäkalsprache. Wie soll ein Kind da Selbstbewusstsein entwickeln ?
Mein Psychiater ist davon überzeugt, das ich damals schon, mit 3 oder 4 Jahren wenigstens eine Dysthymie hatte. Aber die Zeit ist vorbei, wenden wir uns also der heutigen Zeit zu.
Du hast recht. Meine Welt ist wirklich nicht heile, aber im Gegensatz zu früher ist sie trotz der Fehler, die sie immer noch hat, so wunderschön, das ich alles mir mögliche tun werde, um sie zu erhalten.
@All
Ich kann mich noch gut an den Juli 2017 erinnern. Damals war ich ein psychisches Wrack. Ich war bildlich gesprochen, auf dem Weg in den Baumarkt, um mir ein Hanftau zu kaufen. Zum Glück war Ronja bei mir, als das Tief begann. Zusammen mit Lissy hat sie mich überredet, in die Klinik zu gehen, obwohl ich panische Angst davor hatte.
Im Rückblick kann ich nur sagen, das ich den Beiden ewig dankbar sein werde, weil sie mich dort eingeliefert haben. Sonst, wer weiß..... !
Seit dem ist viel Zeit vergangen, in der ich gelernt habe, das Leben, mein Leben, zu lieben. Zu lieben, so wie es im Moment ist. Mit all den kleinen und vielleicht auch großen Fehlern. Mit allen Stolper Stellen und Überraschungen. Ja ! Ich glaube, ich fange an, mich selbst zu lieben, und ich weiß, das das wieder ein großer Schritt in die richtige Richtung ist.

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich war heute, zum ersten mal, nach 30 Jahren ,am Grab meiner Mutter. In den ganzen Jahren war ich nicht dazu in der Lage. An dem Tag, als meine Mami gefunden wurde, habe ich ein Gedicht geschrieben. Erst heute hat das Ende einen neuen Sinn bekommen, als ich die Überschrift unter das Gedicht schrieb.

Die Mutter gab mir, ach so viel,
an Liebe und an Wärme.
Sie liebte ihren kleinen Prinz,
und mühte sich stets gerne.
Sie lehrte ihren kleinen Sohn,
Gefahren zu umgehen,
und wenn ich einmal doch gefalln,
half sie mir aufzustehn.
Sie formte den Charakter mir,
und förderte mein streben.
Jetzt ging sie fort, für immer.
Wer hilft mir nun zu leben ?

Ich !

Ich war 2017 im Begriff, ein sehr wertvolles Geschenk, das meine Mami mir gemacht hat, weg zu werfen. Mein Leben ! Ich kann auch jetzt noch nicht sagen, warum ich es tun wollte, aber eins weiß ich ganz genau, ich werde es nie wieder tun. Ich habe es meiner Mami heute versprochen.

Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Bittermandel, herzlichen Dank, für deine guten Wünsche.
Heute geht es mir wieder richtig gut. Ich hätte wohl doch auf meine Thera hören sollen. Sie meinte, das es noch zu früh sei, um das Grab zu besuchen. Aber ich wusste es mal wieder besser, und bin prompt reingefallen. Es war nichts schlimmes, aber fast den ganzen Rest des Tages war ich sehr traurig.
Erst Natalie Dessay konnte mich mit dem Lied „Ah! Non credea mirarti,“ aus Bellinis Oper „La Sonnambula“ wieder etwas fröhlicher stimmen. Die Frau singt mit so viel Gefühl, das ich die Welt um mich herum vergesse, wenn ich sie höre. Danach war wieder alles in Ordnung. Ich glaube, das es für mich besser ist, wenn ich in Zukunft den Ratschlägen der Thera folge. Sie kennt mich bald besser als ich selbst. Ich habe am Anfang der Therapie schon mal gesagt, das ich das Gefühl habe, als könne die Thera meine Gedanken lesen. Das Gefühl habe ich immer noch, obwohl ich weiß, das das Unsinn ist. Sie scheint meine Antworten schon zu kennen, bevor sie eine Frage gestellt hat. :lol:

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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich dachte immer, das die Menschen zur Zeit wesentlich offener sind, vor allem psychischen Krankheiten gegenüber. Dem scheint aber nicht so zu sein. Warum fragen hier sonst viele von den neuen Mitgliedern, „Wie sage ich es meiner Familie, meinen Freunden“?
Darauf gibt es nur eine Antwort, die nackte, ungeschminkte Wahrheit.
Wenn die Angehörigen mit der Diagnose nicht klar kommen, so ist das deren Problem, und nicht das, des Betroffenen. Der hat schon Probleme genug, er muss sich nicht noch um die der Anderen kümmern. Das hört sich jetzt zwar hart an, aber ist in meinen Augen die einzig gängige Lösung. Jeder Angehörige oder Freund hat hunderte Internet Seiten, auf denen er sich informieren kann, wenn er das möchte. Der Haken an der Sache ist nur, das viele Menschen heute zu gleichgültig sind. Aber es gibt auch die andere Seite. Als ich in der Klinik war, fand jeden Freitag eine Beratung statt, in der von Ärzten und Psychologen, den Angehörigen der Patienten die Depression erklärt wurde. Auch Lissy hat daran teil genommen.

Alles Gute und Schöne Peter
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saneu1955
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Re: Das Leben danach

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Peter, ganz so einfach ist es leider nicht immer. Ich gehe in meiner Familie und der meiner Kinder auch so offen mit meiner Erkrankung um, nur kommen leider da einige absolut nicht mit klar. Auch im Freundeskreis gibt es Leute, die davon nichts wissen möchten. Wenn du dann immer und immer wieder die Frage bekommst: "Bist wo heute nicht gut drauf", dann läßt du es irgendwann, es immer wieder zu erklären. Von Freunden kann man sich trennen, Familie hat man, ob man will oder nicht.

Mittlerweile ist mir das aber egal, ich schaue auf mich und was mir gut tut.

Aber man sollte eigentlich immer offen damit umgehen, diese Geheimniskrämerei schadet nur der eigenen Gesundheit.


Saneu1955
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Saneu hallo Bittermandel
Vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe es vielleicht etwas zu hart geschrieben, aber ich habe mich vom Rest meiner Familie getrennt, weil sie mich so, wie ich zu der Zeit war, nicht akzeptieren wollten oder konnten. Das ewige Schauspielern war ich leid. Ich bin, ohne etwas zu sagen, 50 Km weg gezogen. Seitdem ich mich nicht mehr vor ihnen rechtfertigen muss, geht es mir viel besser.
Dieses ganze höher, schneller, weiter, ging mir schon immer gegen den Strich. Auch das der Zweite bei einem Wettkampf schon Verlierer ist, kann und will ich nicht verstehen. Brauchen wir wirklich amerikanische Verhältnisse, hier bei uns ? Ich denke nein, denn seit ich diesen Wahnsinn nicht mehr mitmache, geht es mir besser. Wann werden die Gesunden endlich begreifen, das sie damit ihren Körper und Geist über Gebühr ausbeuten ?

Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich habe mich früher immer gefragt, warum mich die Anderen nicht akzeptieren. Heute weiß ich, das es die falsche Frage war. Ich hätte mir lieber die Frage stellen sollen, warum ich mich nicht selbst akzeptiere. Ich wollte früher immer so sein, wie die Anderen, aber niemand hat mir den Weg gezeigt. Meine Sensibilität, Gefühle und Emotionen standen mir immer im Weg. Das habe ich allerdings erst mit 64 Jahren in der KVT gelernt. Aber besser spät, als nie, denn seit ich es weiß, geht es mit mir aufwärts. Ich lerne so nach und nach, meine Gefühle, und den anderen Kram zu steuern, oder wenigstens zu beeinflussen, und damit auch meine Depressionen. Warum habe ich das vorher nicht gesehen ? War ich blind ?

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich habe mich nie so akzeptiert, wie ich war. Schon als Kind wurde mir immer wieder vor Augen gehalten, das ich nicht so war, wie andere Jungen. Fußball spielen war für mich uninteressant. Ich stand mehr auf Bücher. Lesen war für mich die liebste Freizeit Beschäftigung. Irgendwann kam ich dann an mein Lieblingsbuch, „Nachricht aus der Ferne, von Danielle Steel“. Das Buch begleitet mich seit dem durchs Leben. Immer wenn ich traurig bin, nehme ich es zur Hand, schlage es irgendwo auf, und lese ein paar Seiten. Danach geht es mir besser, weil ich wieder weiß, das auch andere Menschen traurig sind. Sie wollen es nur meist nicht zeigen, da es nicht in die heutige Zeit passt, wenn man zu viel Gefühle zeigt. Seit dem ich besser mit meinen Gefühlen und Emotionen klar komme, steht das Buch einsam im Regal. Mittlerweile habe ich das Buch auch als Film. Der Film ist zwar sehr gut, aber das Buch ist tausend mal besser.
Seit Beginn der Therapie habe ich gelernt, das es vollkommen egal ist, was andere von mir denken. Das Wichtigste ist, das ich mich selbst so akzeptiere, wie ich bin, mit all meinen Fehlern , Macken und Eigenschaften. Ich bin nun mal wer ich bin, und das ist gut so !

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Aurelia Belinda
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Peter,

Genau so ist es. Wir müssen lernen uns selbst so anzunehmen wie wir nun mal sind. Nicht dem hinterher dackeln wie andere uns gerne haben mögen.
Nur dann kann man auch eine Art Selbstliebe aufbauen, und es wird immer mehr egal, was andere erwarten.

Ist eh alles Quatsch, das mit dem “immer hart sein“, nie Gefühle zeigen.
Ist ja eigentlich unmenschlich, man wird ja regelrecht dafür gehasst und gedemütigt wenn man seine Gefühle zeigt, schlimm oder?
Jeder Mensch ist anders gestrickt, von Natur aus, das ist so gewollt.
Rennt er einen Wahn hinterher, oder zieht ständig Vergleiche, und kann nicht mithalten oder darf keine Gefühle zeigen, macht das krank.
Es war auch einer von einigen Bausteinen bei meiner Therapie...Ich hatte mich ständig zu arg verglichen, wollte das leisten was andere können, wollte so sein wie der “angebliche Durchschnitt“ den es eigentlich gar nicht gibt weil wir Individuen sind. Aber wenn Eltern immer sagen, du bist doch nicht normal, stell dich nicht so an, andere können das auch.....hab ich so erlebt.
Ich war auch “anders“ schon als Kind u. Teenager hatte ich andere Interessen, wie Gedichte formulieren, Texte schreiben, Sprüche mit Sinn ins Leben, unter Menschen zu tragen und verbreiten.
Teilweise war ich auch ängstlich.
Vor neuen Aufgaben, neuer Schule usw.
Auch hat man mich in verschiedene Vereine gesteckt, war okay, ich konnte aber nie viele Jahre dort ausharren.....warum? Weil dies für mich einfach nicht gemacht ist.
Es war zwar schön, Tanzen, Sport etc. mir aber das ständige aufeinander hocken zu viel. Vielleicht brauchte ich da schon Ruhe Pausen? Es waren aber trotz dem schöne Zeiten.
Es wurde aber immer nur gesagt, stell dich nicht so an. Andere halten auch durch, ich wollte z.B. schnell das
Handtuch immer schmeissen, wenn ich Fehler gemacht hab, oder nicht schnell genug war, beim Tanzen oder so...
Das war halt auch die Haltung die man von daheim kannte, man hat perfekt zu funktionieren. Fehler wurden verteufelt, man würde bestraft mit Demütigung und Ignoranz, und es war immer sehr wichtig, wie wirkt man nach außen beim Volk.

Und das arge Vergleichen rührte sicher von meinen Eltern her, sehr stark der Mutter. Die meint heute noch ich stelle mich nur an.
Das gute ist dass ich nach der Therapie wusste, ich bin ich. Niemand kann und darf mich nach seinen Wünschen formen, sondern ich habe mich zu akzeptieren gelernt, und so meine Mitte gefunden, da rüttelt heute niemand mehr dran.
Zu lange habe ich mich geopfert für den Weg, den andere gerne sehen würden...
Zufrieden bin ich erst, seit ich mich so wahr nehme wie ich bin und das akzeptiere.
Und das wünsche ich jedem der sich noch nicht gefunden hat.

Weiter guten Fortschritt dir bei der Therapie.

Liebe Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Meine Thera hat mir geraten, mir mal wieder was gutes zu tun. Den Rat habe ich heute gleich umgesetzt. Seit dem ziert eine neue Oper mein DVD Regal. „Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti . Die Titelheldin und ihr Geliebter sterben zwar am Ende, aber ich habe selten eine so schöne Oper gehört. Ich habe sie mir gleich zwei mal hintereinander angehört, und bin jetzt tiefen entspannt. Schade, das das nicht bei allen funktioniert, sonst hätte ich euch gerne die eine oder andere Oper ausgeliehen, damit ihr auch mal so gut ausspannen könnt.

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
„Was sollen die Nachbarn von uns denken, wenn ich einen bekloppten Sohn habe“?
Das war ein Standartspruch von meinem „Vater“. Heute, gut 50 Jahre später, weiß ich, das er ein ganz armer Mensch war. Er konnte keine Gefühle zeigen, weil er es nie gelernt hat. Darum kam er auch mit mir nicht zurecht, weil ich meine Gefühle offen zur Schau getragen habe.
Wenn meine Mutter am Tisch saß, den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt, und weinte, kam von ihm nur, „Stell dich nicht so an, das geht schon wieder vorbei.“
Diese Gefühlskälte hat mir schon als Kind Schauer über den Rücken laufen lassen. Ich habe manches mal gedacht, „Ist die ganze Welt da draußen so, dann ist dies nicht meine Welt.“ Dabei habe ich doch nur Trost gesucht, weil meine Mami traurig war. Ich war immer total verunsichert, suchte nach einem Menschen, der mir sagt, das nicht ich der Grund für ihre Tränen war. Aber, da war NIEMAND !

Alles Gute und Schöne Peter
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Camille
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Camille »

Lieber Peter,
Ich war immer total verunsichert, suchte nach einem Menschen, der mir sagt, das nicht ich der Grund für ihre Tränen war. Aber, da war NIEMAND !
Du weißt gar nicht wie gut ich dich verstehe.
Und wie sehr dieser Schmerz ein ganzes Leben lang bestimmen kann.

Du hast geschrieben: "Da WAR niemand".
"WAR" ist Vergangenheit. Das alles "WAR" sehr schlimm. Es "WAR" sehr schmerzhaft.

Ich wünsche Dir, dass es jetzt anders "IST" und "SEIN WIRD".

Liebe Grüße
Camille
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ja, Camille, ich habe unter die ganze Sache einen Strich gezogen. Zuerst dachte ich, das eine räumliche Trennung von der Familie reichen würde, aber dem war nicht so. Erst in der Verhaltens Therapie habe ich gelernt, mich auch in meinen Gedanken vom Rest meiner Familie zu trennen. Ab und zu spukt mal einer von denen durch meinen Kopf, aber das sind meist nur kurze Momente, dann ist er wieder verschwunden. Mir geht es auf jeden Fall besser, als mit der Herkunftsfamilie. Seit über 30 Jahren habe ich niemand mehr von denen gesehen.
Seit ich mehr an die Gegenwart denke, sind auch meine Depressionen zurück gegangen. Vor allem gestalte ich mein Leben jetzt nach eigenen Vorgaben. Im Moment unterstützt durch eine gute Therapeutin. Aber ich bin sehr zuversichtlich, das ich es hinterher auch ohne sie schaffen werde. Die junge Frau ist im letzten Jahr zum Mülleimer meiner trüben Gedanken geworden, und freut sich noch darüber. Sie sagt öfter, das ich einer der wenigen Patienten sei, der ihre Ratschläge und Anregungen auch umsetzt. Ich habe durch die Menschen, hier im Forum gelernt, das die eigentliche Therapie ich selber machen muss. Ich muss meine Denk- und Verhaltensmuster ändern, und das kann nur ich selber.

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Heute wird das Jahr vierzehn Tage alt. 14 Tage ohne Symptome, außer einer kurzzeitigen Gedächtnisstörung, die hin und wieder auftritt, aber damit kann ich leben. Peinlich wird es nur,wenn es vor fremden Menschen passiert, aber mein Selbstbewusstsein ist inzwischen so groß, das ich einfach darüber hinweg gehe. Ich bin nun mal so, und wem das nicht passt, der kann gerne gehen. Meine verbleibende Lebenszeit ist zu kurz, um sie mit Menschen zu verbringen, die mir nicht gut gesinnt sind.
Monchen hat sich die Frage gestellt,“Ab wann ist man wieder gesund“?
Das ich jemals ganz gesund werde, ist für mich keine Überlegung wert, denn sie führt nur zu unnützen Gedanken, die mich Kraft kosten, die ich an anderen Stellen besser gebrauchen kann. Das die Störung zu jeder Zeit wieder auftreten kann, weiß ich dagegen ganz genau. Ich möchte nur lernen, wie ich ihr entgegentreten muss, um sie ab zu wehren, oder wenigstens so weit zurück zu drängen, das ein vernünftiges Leben möglich ist. Meine Thera hilft mir dabei.

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Heute um elf ist wieder Thera Time.Ich weiß noch nicht, über was ich mit ihr reden soll, obwohl ich mir gestern den ganzen Tag den Kopf zerbrochen habe. Letzte Woche haben wir über meine sozialen Kontakte, die außer der Nachbarschaft nicht bestehen, gesprochen. Sie möchte gerne, das ich mehr unter Leute gehe, aber sie sagt auch, das das nur nützlich wäre, wenn ich es selbst will.

Alles Gute und Schöne Peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Bin wieder zurück von der Thera, und einkaufen war ich auch schon. Als ich wieder nach Hause kam, war meine Wuffeline beleidigt. Ich hatte sie drei Stunden alleine zu Hause gelassen, für sie sehr schlimm. Sie ist nicht gerne alleine. Das hat sie mich spüren lassen. Sie hat noch nicht einmal ein Leckerchen angenommen. Erst als ich die Leine in die Hand nahm, kam sie an, und wollte mit mir kuscheln, weil sie danach immer eine Belohnung bekommt. :lol:
Meine Thera hat heute wieder die sozialen Kontakte angesprochen. Sie meinte, da es mir im Moment so gut geht, wäre es Zeit, ein paar Bekanntschaften zu gründen, damit ich, falls die Depris zurück kommen, Ansprechpartner habe, mit denen ich reden kann, nur ist das nicht so einfach, wie die Thera sich das vorstellt.

Alles Gute und Schöne Peter :
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saneu1955
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Re: Das Leben danach

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Peter, soziale Kontakte zu knüpfen ist tatsächlich nicht so einfach.
Wie wäre es z. B. Über eine ehrenamtliche Tätigkeit oder einen Kurs bei der Volkshochschule.
Bei uns gibt es in der Stadt so eine Stelle, wo man sich informieren kann, was man alles ehrenamtlich machen kann, da gibt es so viele unterschiedliche Möglichkeiten. Ich bin dadurch damals zum Diakoniekrankenhaus gekommen, erst in der Bibliothek und dann in der Seelsorge. Durch die Schulungen habe ich viele neue Menschen kennen gelernt.

Waren jetzt nur so meine Gedanken.

Saneu1955
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