Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Antworten
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Hallo ihr,

ich war wieder länger nicht hier. Ganz kurz nur zu meiner Situation: Seit 2002 immer wieder depressive Episoden, eigentlich nicht klar abgrenzbar, lange in Behandlung medikamentös und therapeutisch, laufe gefühlt seit 3 Jahren im Schnitt nur auf 40%-60% Leistung. Ich habe seit 2,5 Jahren eine halbe Stelle (20 Std, selbst gewollt) als wissenschaftliche Mitarbeiterin (völlig ohne Promotionsabsichten oder sonstiger Ambitionen, das Thema war einfach "meins").
Ich schaffe den Job einigermaßen, niemand beschwert sich, aber ich selber denke, es ist nicht genug und ich bleibe hinter meinen eigenen Anforderungen zurück. Andererseits kann ich mich recht gut abgrenzen, auch mal nein sagen, und ich nutze die flexiblen Arbeitszeiten ziemlich aus. Es gibt oft aber auch Nachmittage/Abende, an denen ich ziemlich k.o. bin und kaum noch etwas anderes machen kann. Leider gibt es auch immer mal wieder ein paar Tage Krankschreibung... vielleicht alle 2-3 Monate ein paar Tage.

So, nun zum Punkt: Ich habe jetzt eine weitere halbe Stelle angeboten bekommen. Vom Thema passt es ganz gut, die Kollegen sind auch ok. Finanziell wäre das meine Rettung, weil ich große Probleme habe, meine Wohnung zu halten, ich lebe dadurch im Moment quasi unter Hartz4-Niveau.

Im Grunde sollte man meinen, die Entscheidung wäre klar, das ich den Job annehmen sollte.... aber ich habe Zweifel. Nicht unbedingt, weil ich es mir nicht zutraue und das eher depressive Gedanken/Zweifel sind, sondern auch, weil ich an die Zeit denken muss, in der ich noch Vollzeit gearbeitet habe. Und ich habe mich gequält. Konsequent und dauerhaft 8 Stunden bzw. 9 Stunden zu arbeiten fiel mir schon seit Jahren schwer. Natürlich lag das auch an der jeweiligen Arbeitssituation und ich habe bestimmt einiges gelernt die letzten Jahre, so dass ich mir selbst nicht mehr ganz so viel Druck mache bei der Arbeit und für mehr Ausgleich sorge, aber dennoch... ich weiß nicht recht, was ich machen soll.
Einfach ausprobieren? Hab Angst vor'm Scheitern.. blöd, ich weiß.

Hat jemand von euch Erfahrung im Aufstocken und welche Zeichen man da beachten sollte?
Gesundheitlich traue ich es mir nicht so richtig zu, aber es kann auch sein, dass wenn meine Geldsorgen verschwinden, ich dann auch wieder mehr Energie habe. Oder mache ich mir da etwas vor?
Blöde Entscheidungsschwäche und Grübelei %)

Danke fürs Lesen, ihr Lieben.
DieNeue
Beiträge: 5484
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Vanezzo,

ich kann dir natürlich nicht sagen, wie du dich entscheiden sollst, aber ich denke, dass du deine Bedenken wegen deiner Gesundheit ernst nehmen solltest.
Ich kann deine Geldsorgen gut verstehen, hatte ich auch sehr lange. Als die dann geklärt waren, ging es mir auch wieder etwas besser.

Hast du dich schon mal über das Thema "Wohngeld" informiert?
Das Wohngeld können Leute in genau deiner Situation bekommen, die zwar arbeiten, denen aber nicht mehr ausreichend Geld für die Miete bleibt. Das Geld ist wirklich nur für die Wohnkosten gedacht, hat auch nix mit Hartz 4 zu tun.
Es wäre quasi ein Zuschuss zu deinem jetzigen Einkommen, so dass du wegen der Wohnung nicht in Hartz 4 abrutschen müsstest, aber gleichzeitig nicht noch einen zweiten Job annehmen müsstest.
Beantragen kann man das beim Wohngeldamt deiner Stadt, einfach mal googlen. Man braucht ein bestimmtes Mindesteinkommen, wie hoch das sein muss, weiß ich nicht, aber vielleicht passt es ja für dich.

Das fände ich (!) die gesündeste Lösung. Du musst nicht noch mehr arbeiten und wärst (hoffentlich) deine Geldsorgen los.
Soweit ich weiß, wird Wohngeld immer für ein ganzes Jahr bewilligt. Das wäre dann auch ein Jahr lang mal ohne Sorgen ums Geld.

Hoffe, du findest eine gute Lösung für dich!
Liebe Grüße,
DieNeue
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Vanezzo,

deine Entscheidung, ob du die neue Arbeit annehmen oder ablehnen solltest, kann ich dir auch nicht abnehmen. Aber ich kann dir meine Erfahrungen zurück in die Vollzeitarbeit erzählen.

Das war in der Tat gar nicht ganz einfach.
Vorher habe ich mir lange überlegt, ob ich das wirklich will und auch schaffen kann - Motivation waren bei mir ebenfalls die Finanzen.
Dann ging es los und nach nur 2 Wochen dachte ich, dass ist echt zuviel, dass halte ich nicht durch. Ich habe dann nach Alternativen gesucht - kam auf einen Homeoffice, den ich für 3 Tage die Woche bewilligt bekommen habe.
...
Und jetzt, 7 Monate später hat sich alles eingependelt. Ich arbeite 5 Tage Vollzeit in der Firma. Ich bin auch froh, wenn der Freitag geschafft ist aber das Vollzeit arbeiten bereitet mir absolut keine Probleme mehr. Mein Homeoffice habe ich noch nie nutzen müssen.

Natürlich sollte man sich wirklich Zeit nehmen zu schauen, ob (jetzt) schon der richtige Zeitpunkt für eine Aufstockung gegeben ist. In meinem Fall war auch die Altersversorgung mitentscheidend - in ein paar Jahren bin ich Rentnerin. Dann soll es mir finanziell auch gut gehen.

Aber der Grundsatz bleibt - die Gesundheit steht an alleroberster Stelle.

Liebe Sonntagsgrüße

Luna
Cynthia
Beiträge: 445
Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Cynthia »

Entscheiden musst natürlich Du. Also Vollzeit zu arbeiten heißt meiner Erfahrung nach nach der Uhr zu leben. Man muss ständig planen. Wann kauf ich ein, wann mach in diese oder jene Aufgabe. Aber man kommt in eine Routine. Und dann ist man im Trainig, weil man ja flexibel sein muss am Arbeitsplatz. Ich würde diese "Chance" nutzen. Wann bekommst Du wieder so eine? Die Jobs liegen nicht auf der Strasse. Mir ist finanzielle Unabhängigkeit wichtig. Und wenn es nicht klappt, was solls? Was passiert denn dann schlimmstenfalls?
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Ihr Lieben,

danke für eure Gedanken und Schilderungen! Es tut total gut, so etwas mit anderen Betroffenen zu teilen, weil das doch nochmal eine andere und oft realistischere Sichtweise ist. Danke dafür.

Ich habe mich jetzt dazu entschieden, die Stelle anzunehmen und es wieder Vollzeit zu versuchen. Ich muss und werde gut auf mich achtgeben, mich vor Überforderung schützen soweit es geht und - das kann ich mir dann leisten - weiterhin ab und zu zu meinem Therapeuten gehen, um "auf Kurs" zu bleiben. Und ganz ehrlich - wenn ich die Stelle in meinem jetzigen Zustand angeboten bekomme, d.h. sie wissen, worauf sie sich einlassen, dann kann mein Weg nicht so verkehrt sein und ich leiste offenbar genug. Und darum geht es doch, gut genug zu sein, nicht perfekt. :)

Wenn ich es schaffe, werde ich hier hin und wieder ein Update reinschreiben. Vielleicht hilft es anderen.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Bittchen »

Liebe vanezzo,

ich finde es mutig und auch gut ,wie du dich entschieden hast.
Die Firma traut dir das zu,also nutze deine Chance.
Dir immer Mal was leisten zu können,wird viel zu mehr Lebensfreude beitragen.
Achte auf dich,suche dir neben der Arbeit einen gesunden Ausgleich und dann klappt das auch gut.

Alles Gute weiterhin!
LG Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Heute hatte ich einen Termin bei meinem Psychiater. Er war weniger begeistert von meiner Job-Entscheidung. Er hätte mir nicht dazu geraten, meinte er. Tja. Hmpf.

Und als wir über meinen gescheiterten Absetzversuch des Trimipramins sprachen und er sagte, dass ich am besten mindestens ein Jahr wirklich stabil sein sollte vor dem Absetzen und andere Patienten würden AD 20 Jahre oder mehr nehmen, da kamen mir die Tränen. Er ist ein ruhiger, guter Arzt, aber das war für mich irgendwie hart.
Er hat mich auch nochmal darauf eingeschworen, dass ich auf mich aufpassen soll, Bewegung und Privates und Freizeit nicht vergessen etc. Hab ihm auch gesagt, dass ich in Therapie bleiben will, zumindest einmal im Monat oder so, dann eben aus eigener Tasche, wenn die KK nichts mehr genehmigen will. Er legte mir nahe, nach drei Monaten eine ehrliche Bilanz zu ziehen.

Ich war heute eigentlich recht guter Dinge auf der Arbeit, hab schon Pläne gemacht, mir auch überlegt, welche Anschaffungen mit dem Mehr an Gehalt dann endlich gehen. Und nun bin ich schon wieder verunsichert. War das die richtige Entscheidung oder wünsche ich es mir einfach so sehr, wieder „normal“ zu arbeiten und Geld zu verdienen, dass ich deshalb zugesagt habe? Hoffentlich merke ich es rechtzeitig, wenn es zu viel werden sollte.
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Vanezzo,

dass du das Ad abgesetzt hast, ist mir entgangen.
Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür,da schließe ich mich deinem Psychiater, mit meiner langjährigen Erfahrung mit ADs mal an.
Immer schön langsam,erst abwarten wie die Mehrbelastung durch die Arbeit, von dir verkraftet wird.
Ein Rückfall in die Depression,geschieht oft durch Überforderung,da solltest du vorsichtig sein.
Dein Arzt scheint wirklich in Ordnung zu sein.
Man kann von Medikamenten halten was man will,aber mehr arbeiten und dann noch das Medikament absetzen,das geht mit Sicherheit in die Hose.
Höre auf deinen Behandler und achte gut auf dich.
Wenn du so weit stabil bist und meinst du könntest nach angemessener Zeit das Ad ganz langsam ausschleichen,dann bespreche das immer erst mit deinem Arzt.
Mit einer Depression wieder in das "normale" Leben zurück zu kehren,ist anstrengend.
Deine Arzt hat recht,ziehe nach drei Monaten Bilanz und wahrscheinlich geht es dir nicht schlechter wie jetzt.
Du hast ja nichts zu verlieren,außer dass du über deine Grenzen gehst.
Da kannst du durch eine gesunde Lebensweise und Bewegung gegen steuern.
Wichtig ist auch die Anerkennung auf der Arbeit und es sollte dir Spaß machen.
Das sehe ich für dich gegeben,sonst hätten sie dir keine volle Stelle angeboten,das ist heute nicht selbstverständlich.

Alles Gute für dich,mache dir nicht so viele Sorgen,du schaffst das.


Liebe Grüße

Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Hallo Bittchen,
vielen Dank für deine mutmachenden Worte. Ja, ich werde die Verantwortung übernehmen und gut auf mich aufpassen.
Das Absetzen war im Grunde mit ärztlicher Absprache, ich wollte es unbedingt, weil ich dachte, es geht schon wieder. Ich nehme Trimipramin und Elontril jetzt ca. 2 Jahre. Davor seit Anfang 2013 verschiedene andere AD ausprobiert. Das war schon der zweite Absetzversuch. Ich hab mir sogar ein Buch dazu gekauft, viel recherchiert, gaaaaanz langsam reduziert, aber Pustekuchen. Offenbar brauche ich diese "Krücke" noch, ohne geht es im Moment noch nicht. Dann ist es natürlich vernünftiger, sie zu nehmen. Mach ich ja auch.
Ich werd mal versuchen, diesen Thread als Orientierung zu nehmen; immer mal was reinschreiben und gucken, wie es sich entwickeln wird. Es hilft bestimmt die "soziale Kontrolle" durchs Forum :)
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Hallo zusammen,
die ersten 2 Wochen mit der Vollzeit-Arbeit sind nun um. Es gibt einige positive Aspekte.... fester Rhythmus, die Aussicht auf mehr Geld, stärkere Identifikation mit dem Job.... aber ich kratze auch ganz stark an der Überforderungsgrenze. Heute z.B. bin ich früher nach Hause, weil es mir körperlich nicht gut ging, aber auch, weil ich während der Arbeit 2-3 mal (auf der Toilette) geheult hab. Und da ist bei mir dann eine Grenze erreicht... das kann nicht gesund sein.
Es ist schwer auszuhalten, dass ich (noch) nicht so kann wie ich gern möchte. Diese Zerrissenheit zwischen wieder funktionieren-wollen und verstecken-wollen kostet mich Kraft.
Es sind jetzt erst 2 Wochen, ich werde es noch weiter beobachten. Zumal ich privat auch viel um die Ohren hatte und eine neue (Fern-)Beziehung angefangen habe... (ja, blödes Timing, aber so ist halt das Leben). Das trägt sicher auch zur Erschöpfung bei.
Ich möchte lernen, mir noch weniger Druck zu machen. Wenn ich mich nämlich dazu entscheide, nach Hause zu gehen, dann geht's mir oft gleich besser. Für mich heißt das, es liegt an meinem eigenen Druck....
Insgesamt bereue ich es aber nicht, den Schritt gewagt zu haben. Und im Moment setze ich auch noch viel Hoffnung darauf, dass der erste Gehaltsscheck ebenfalls zur Motivation beiträgt... ein bisschen zumindest.
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Luna1966 »

Guten Morgen, Vanezzo,

super, dass du dich getraut hast, den Schritt in die Vollzeitarbeit wieder zu wagen.

Bei mir ging es im März diesen Jahres nach 4 Jahren Teilzeit auch wieder los. Der Anfang war wirklich holprig, ich fühlte mich so oft so erschöpft und überfordert. Kleinigkeiten brachten mich zum Weinen, auch private Dinge.
Ich wollte aber nicht aufgeben, habe nach Alternativen gesucht um mir die Vollzeitarbeit zu erleichtern - auch in Form eines Homeoffice gefunden.

Jetzt, 8 Monate später ist alles "normal". Vielleicht auch, weil ich jeťzt weiß, ich MUSS nicht zur Arbeit fahren, kann auch zuhause arbeiten. Ich habe noch nicht einen Tag auf der Arbeit wegen der Arbeitsanforderung gefehlt und mein Homeoffice noch nie genutzt. Ich mag den Austausch mit Kollegen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Zeit alles irgendwie kleiner gemacht hat. Nebenbei ist natürlich das Finanzielle eine Belohnung und auch die Aussicht, monatlich in meine Zukunft zu investieren (Rente/Pension) ist für mich ein wichtiger Punkt. Ein paar Jahre habe ich ja noch abzuleisten, bevor ich meine 45 Jahre voll habe ;-)

Vielleicht hilft dir auch die Zeit und die Erkenntnis, dass es auch bei dir irgendwie leichter wird um mit der Belastung besser zurecht zu kommen. Oder die neue (Fern)beziehung spielt sich ein und wird mehr zur schönen Normalität. Zu Anfang ist sowas ja immer ein enormer Zeit- und Gedankenfresser, wenn meist ja auch positiv.
Ich wünsche dir diese Erfahrung

und wenn nicht, hast du es versucht und weißt wo deine individuelle Belastungsgrenze ist. Ich finde es wirklich klasse, dass du diesen Schritt gegangen bist. Hut ab!

Liebe Grüße
Luna
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Hallo alle,
nun ist es ca. 1 Jahr her, dass ich wieder Vollzeit arbeite. Es klappt aus meiner Sicht nicht so richtig gut. Ich habe zwar keine Beschwerden bekommen o.ä., aber ich bin schon oft noch krank, mal nur 1-2 Tage, jetzt im Sommer aber auch mal 5 Wochen am Stück. Jetzt gerade heute habe ich mich wieder krank gemeldet und mein schlechtes Gewissen ist übel.. immer noch.. nach all den Jahren mit rez. Despressionen tappe ich immer noch in die Schuldgefühl-Falle. Ätzend.
Ich fühle mich schnell überfordert. Andererseits tut es mir auch gut, wenn ich mal etwas um die Ohren habe und Erfolgserlebnisse habe. Es ist mühselig. Oft gehe ich früher nach Hause und bleibe nicht meine 8-8,5 stunden im Büro. Dadurch habe ich permanent ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Kollegen z.T. im Stich lasse (obwohl mir eigentlich nur Verständnis entgegengebracht wird).
Ich habe Angst, dass ich nach meiner Befristung nicht weiter beschäftigt werde und mir etwas neues suchen muss.

Auf der anderen Seite muss ich auch gestehen, dass das volle Gehalt viele Sorgen genommen hat. Ich kann die Miete allein tragen, habe mal was übrig für mich etc pp. Das ist schon eine riesen Erleichterung.

Meine VT ist nun auch ausgelaufen, habe vor 2 Monaten den letzten Termin gehabt. Ich hatte im Juli eine Reha - auf Vorschlag meines Neurologen hin - beantragt und Anfang September genehmigt bekommen. Ich habe den Starttermin nach hinten verschoben, weil ich beruflich im Moment stark eingebunden bin und weil ich mich nicht unnötig unattraktiv machen will, weil ich eben nur eine befristete Stelle habe und auf eine Verlängerung hoffe.

Keine Ahnung, im Moment ist alles einfach viel und ich hab das Gefühl, ich brauche Ruhe und Zeit für mich, damit ich mit dem Wenigen an Energie, was ich habe, zumindest einigermaßen ausgeglichen über die Runden komme.

Ich habe das Gefühl, ich drücke mich vor der Arbeit :(
Frau_Wal
Beiträge: 134
Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo vanezzo,

ich kenne dich zwar nicht persönlich, aber aus deinen Posts lese ich heraus, dass du deine Arbeit durchaus ernst nimmst und das, was du tust, auch gut machen willst. Von "vor der Arbeit drücken" oder "Faulheit" kann da keine Rede sein.

Du darfst krank sein wie jeder andere Mensch auch und dann ist es auch wichtig und richtig, sich krankschreiben zu lassen und sich auszukurieren.
Ich bin z.B. gar nicht erfreut, wenn meine Kollegen hustend und schniefend im Büro auftauchen und ihre Erreger großzügig weitergeben. Mir wäre es viel lieber, wenn sie sich zu Hause auf der Couch erholen würden, auch wenn ich dadurch jemanden vertreten muss.
Man muss ja nicht wegen jedem Wehwehchen zu Hause bleiben und ich nehme auch gerne Rücksicht auf verstauchte Handgelenke, Krücken oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten im Arbeitsleben. Aber wenn ein Kollege sich wegen seiner Erkrankung gar nicht mehr konzentrieren kann (egal, ob wegen übler Rückenschmerzen, Depression, Asthmaanfall oder Bauchkrämpfen), ist die Genesung wichtiger als die Arbeit.

Eine befristete Stelle ist natürlich immer mit einem höheren Risiko verbunden. Trotzdem solltest du deine Gesundheit nicht komplett hintenanstellen.
Ich arbeite nicht mehr Vollzeit, sondern nur noch 80%. Dadurch habe ich zwar finanzielle Einbußen, aber die sind für mich verschmerzbar. Dafür habe ich mehr Zeit für mich und die psychische Entlastung, dass meine Arbeitswoche schneller vorbei ist. Wäre das auch für dich eine Option?

Viele Grüße,
Frau_Wal
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Zarra »

Liebe vanezzo,

ich kann Dir leider keinen Rat geben, weil das immer doch sehr individuell ist.

Sicher erscheint mir jedoch: Du drückst Dich garantiert nicht vor der Arbeit! (Oder besuchst Du in dieser Zeit einen Malkurs oder arbeitest in Deinem Garten oder oder?!? Ich kann da jetzt schon für Dich "nein" sagen.)

Und die Ängste hinsichtlich der Befristung kann Dir leider keiner nehmen. Vielleicht wirst Du ganz selbstverständlich weiterbeschäftigt trotz der Depressionsausfälle, - vielleicht würdest Du auch nicht weiterbeschäftigt, wenn es diese nicht gäbe, weil ganz anderes zur Debatte steht oder es die Stelle einfach nicht mehr gibt. Außerdem isses so, wie es ist. Ich denke, Du gibst Dein Bestes (... und manchmal ist das hinsichtlich der Krankheit leider zuviel).

(Ich selbst habe leider die Erfahrung gemacht, daß "mehr Ruhe" u.ä. sich leider nicht mit den Erfolgserlebnissen vereinbaren läßt; ... allerdings hatte ich die vorher auch nicht wirklich, von daher ist auch diese Aussage wieder fragwürdig.)

Ganz herzlich und in der Hoffnung, daß Du für Dich einen guten Weg findest,

Zarra
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Hallo alle,

vielleicht liest ja der eine oder die andere hier in diesem Thread noch mit.
Es ist wieder ein Jahr vergangen und "lustigerweise" schreibe ich wieder im Herbst. Die dunkle Jahreszeit scheint doch auch einen Einfluss auf mein Gemüt zu haben.

Nach etwas Hin und Her arbeite ich jetzt seit dem Sommer auf 75% in einer 4-Tage-Woche.
Ich schaffe es nicht. Ich bin heute bis zur Arbeit gefahren, dort direkt auf die Toilette, hab geheult, und bin dann direkt wieder nach Hause gefahren und hab mich krank gemeldet.
Ich schäme mich so unheimlich dafür, dass ich es anscheinend nicht auf die Reihe kriege. Ich bin die letzten Wochen/Monate wieder ständig krankgemeldet, wenn es gar nicht geht, dann mit AU vom Hausarzt, bei dem ich mich aber nicht verstanden fühle. Der Psychiater bat darum, solche Sachen wie "nur Krankschreibung" bitte erstmal beim Hausarzt zu regeln... ist ja verständlich, aber es fühlt sich schei*e an. Ich überlege dann immer, was sich beschi**ener anfühlt: Zur Arbeit gehen oder zum Arzt? Oft fühlt sich zum Arzt dann blöder an, weil ich von mir erzählen muss, wie es mir wirklich geht und dann verurteile ich mich dafür - schließlich habe ich doch selbst die Verantwortung und mache immer noch zu viel falsch - bewege mich kaum, esse zu viel, ziehe mich zu viel zurück und arbeite (gefühlt) auch nicht genug an mir.... denn sonst würde es mir ja besser gehen. Wenn dann der Hausarzt auch noch mit große Augen fragt: "Und was soll _ich_ da jetzt machen?", dann könnte ich sofort losheulen oder ihn anfauchen.

Aber egal, es soll hier ja um die Arbeit gehen.
Wenn ich also ganz ehrlich bin, schaffe ich es im Moment vielleicht zu 20%, wirklich mein volles Pensum zu arbeiten. Das "Blöde" ist, bei meiner Arbeit fällt das nicht auf - es gibt viele Freiheiten und keine Kontrolle, bis vor Kurzem kaum Kollegen auf dem Flur.
Ich bin wirklich nicht stolz drauf und habe permanent ein schlechtes Gewissen, aber ich weiß nicht, wie ich es anders machen soll.... wäre die Alternative mich ständig krankschreiben zu lassen, wenn ich statt 8 nur 5-6 Stunden schaffe? Arbeit und Struktur und Geld sind doch irgendwie wichtig... die Auseinandersetzung mit der KK wegen Krankengeld nach einer Weile kommt mir mindestens genauso anstrengend vor wie zur Arbeit zu gehen. Und was soll eine AU denn bringen? Im Moment denke ich, ich würde mich gern nochmal intensiver mit meinem vermutlichen Entwicklungstrauma beschäftigen und in Richtung ganzheitlicher/körperbetonter Therapie gehen und dafür brauche ich einfach die Zeit und die Energie, die mir im Moment für die Arbeit draufgeht. Aber würde das was bringen?

Es fühlt sich einfach festgefahren an gerade. Ich bin sogar dabei, mich von einem Hobby zu trennen bzw. das zu verkaufen, das eigentlich ein jahrelanger Traum/wunsch war, weil ich es nicht schaffe und es nicht ausreichend pflegen kann. Das tut unheimlich weh.
Dazu habe ich seit ca. einem Jahr mit wenig Ausnahmen den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen und meine älteste (und vermeintlich beste) Freundschaft ist im Sommer auseinandergebrochen, was mir sehr weh getan hat.
Im Moment läuft einfach vieles schief.

Ich wünsche mir Entlastung, aber habe enorme Schwierigkeiten, mir das zu erlauben und es "durchzuziehen" und denke, dass es evtl. auch besser ist, einfach weiterzumachen. Was würdet ihr machen?
Aida1
Beiträge: 681
Registriert: 3. Jan 2016, 11:06

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Aida1 »

Hallo Vanezzo
Du fragst, was würdet ihr machen?
Ich würde erst mal beim Psychiater einen Klinikaufenthalt für psychosomatische Beschwerden besprechen um mal zur Ruhe zu kommen.
Dort würde ich mit dem Sozialen Dienst sprechen und ggf. Eine Teilerwerbsrente beantragen. Dann wäre der finanzielle und psychische Druck nicht so groß eine volle Stelle haben zu müssen.
HG
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Bittchen »

Lieber Vanezzo,

auf alle Fälle nicht so weiter machen wie bisher.
Da du eine rezidivierende Depression hast,ich wage das einfach mal die Diagnose zu schreiben,wirst du nur dein Leben ändern können.
Aida hat dir da schon ein paar Vorschläge gemacht.

Warum schämst du dich ?
Du bist an einer depressiven Störung erkrankt,das ist der Grund für deine Symptome ,da bekommt mit der Zeit,ohne weitere Behandlung, keiner was richtig auf die Reihe.
Mehr bewegen,gesund ernähren,das ist zu ändern,wenn das dein Selbstbild verbessert.
Nicht alles auf einmal ,aber in kleinen Schritten anfangen.
Ratgeber in der Literatur gibt es da genug.
Was soll dein Hausarzt machen?
Das ist eine gute Frage,zumindest kann er dir sagen,was du machen könntest und dich dabei begleiten.
Vom Hobby trennen finde ich nicht so gut,es ist ja das, was dir Freude macht.
Etwas zu verändern und mehr auf dich und seine Bedürfnisse zu achten bedeutet, dir einzugestehen,dass etwas im Moment nicht gut läuft.
Was, das ist wirst du auch herausfinden können.
Zu akzeptieren depressiv zu sein, ist der erste Schritt etwas verändern zu können.
Du hast nicht die Verantwortung dafür weil du erkrankt bist,das ist falsch.
Sagst du das auch wenn du umgeknickt bist und dir das Bein brichst ?
Auch dann bist du lange krank geschrieben,das hat nichts mit faul sein zu tun.
Ich war Mal durch einen Sprunggelenk-Bruch drei Jahre krank und bin berufsunfähig geworden.
Solche Dinge passieren,aber es war nicht das Ende der Welt.
Klar,nicht leicht damals,ich habe dann in einem anderen Beruf wieder Fuß gefasst.
Sehr gut ist ja,dass du wieder hier bist und dadurch schon akzeptierst,dass du Hilfe brauchst.
Dabei kannst du selbst sehr viel machen,erinnere dich,was du in deiner VT gelernt hast.
Wenn du über deine Nöte schreibst,bist du hier in verständnisvoller Gesellschaft.
Es kann ein langer Weg sein bis es besser wird ,aber alles fängt immer mit dem ersten Schritt an.
Einen guten Austausch und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
DieNeue
Beiträge: 5484
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von DieNeue »

Hallo vanezzo,

ich habe jetzt nur deine aktuellen Beiträge gelesen, meine aber, dass ich letztes Jahr deinen Thread mitverfolgt habe.

Ich finde Aidas Vorschlag mit der Teilerwerbsminderungsrente gut. Ich könnte mir vorstellen, dass das einigen Druck rausnehmen würde. Ob es finanziell dann noch für dich passen würde, müsste man dann halt schauen.
Ich selbst habe seit ein paar Jahren eine volle Erwerbsminderungsrente und bin sehr froh darüber, auch wenn ich erst 33 Jahre bin und man sich da natürlich was anderes im Leben vorgestellt hat.
Das, was du machst, würde ich gar nicht mehr schaffen. Ich denke, du solltest da gut aufpassen, dass du nicht weitermachst, bis es gar nicht mehr geht.

Der Spruch vom Hausarzt ist... naja, zum auf den Mond schießen ;) Was soll man da drauf sagen? "Helfen vielleicht!?! Sie sind der Arzt!"
Schon überlegt, mal den Hausarzt zu wechseln? Vielleicht gibt es ja einen in der Nähe, der mit sowas besser umgehen kann. Dem muss man dann zwar wieder was erzählen, aber wenn der nix ist, dann kannst du immer noch zu dem jetzigen gehen.

Das mit dem "ich verändere nicht genug, ich arbeite nicht genug an mir usw." kenne ich gut. Das denke ich mir auch immer wieder.
Andererseits denke ich mir auch, ich habe so viele verschiedene Baustellen, ich kann nicht gleichzeitig an gefühlt 100 verschiedenen Sachen rumschrauben.
Deshalb geht es bei manchen Dingen halt nicht kontinuierlich weiter, sondern ich kümmere mich mal um dieses mal um jenes Problem. Und für anderes bleibt in dem Moment nichts übrig.
Vielleicht hilft dir diese Sichtweise ja ein bisschen weiter.

Liebe Grüße,
DieNeue
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Danke euch für die Hinweise.
Ich hab jetzt ein bisschen zur EMR recherchiert und kann mir kaum vorstellen, dass das bei mir klappt bzw. dass das sinnvoll ist. Ich habe zwar vor 1 Jahr bereits eine Reha gemacht, aber war ja bisher nicht wirklich lange krank geschrieben o.ä. Es liest sich so, als müsse man erstmal die komplette Krankengeld-Zeit mitmachen. Ich werd nochmal weiterschauen. Falls ihr noch Tipps oder Quellen habt, gern her damit.

Ratgeber habe ich übrigens en masse gelesen; war bis vor kurzem noch in VT und nehme 2 AD. Ich habe schon ein bisschen was durch, aber nichts brachte den "Durchbruch".
Überall höre und lese ich, dass man (ich) so lange wie möglich im Job bleiben soll.
Ich fühl mich im Moment zu schwach, um mich neuen Herausforderungen (Jobwechsel? Krankengeld? Rente? erneut Klinik? usw usf) zu stellen.
Über einen Hausarztwechsel habe ich auch bereits nachgedacht. Werde ich mal rumfragen/recherchieren.

EDIT
Achso und mein nächster Termin beim Psychiater ist im Juli(!). Die Notfallsprechstunde machen sie auch nicht mehr. Prost Mahlzeit.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Zarra »

Hallo vanezzo,

mir kommt ganz Unterschiedliches in den Sinn:

1. ... sehr depressive Gedankengänge!!!

und 1.b. "Einfach weitermachen" kannst Du doch gar nicht - und in gewisser Weise wäre es wohl auch nicht gut.
Warum hast Du keine Therapie mehr? War diese gut, ausreichend?

2. ... puuh, locker schreibt sich das immer noch nicht genauer: Ich beziehe seit Sommer 2011 eine teilweise/Halbe EM-Rente und arbeite halb. Für mich ist das eine sehr gute Lösung. (Gerne auch per PN, wenn Du etwas wissen möchtest, sofern ich das beantworten kann.) Ob das möglich ist oder nicht: Überlaß die Beurteilung doch anderen. Ich war jedenfalls auch nicht monatelang krankgeschrieben etc. (krankgeschrieben für lange Reha und versuchte Wiedereingliederung hinterher natürlich schon). Sicherer scheint mir: Ohne erneute Reha wird es nicht gehen, weil dieser Abschlußbericht nicht alle, aber schon ein paar Weichen stellt. Ich hätte das damals definitiver in die Halbrente haben können, wollte es aber nicht, sondern die komplette Wiedereingliederung versuchen. Der Gutachtertermin war skurril, aber okay.

Das muß nicht Deine Lösung sein! - Aber nur "gefühltes Hamsterrad ohne Aufzuschauen" kann es auch nicht sein. Zumindest nach passender Therapie, stationär oder ambulant, würde ich schauen an Deiner Stelle. Und vielleicht ergibt sich daraus ja ein Weg. Depressive Beeinträchtigungen können ja auch unterschiedlicher Art sein.

3. ... vielleicht fehlt Dir ja auch die Unterstützung durch die VT, wenn diese erst vor kurzem zu Ende ging?

Aalllsoo: Ich finde meine Psychiaterpraxis schon ... genug, - "Juli 2020" kann ja wohl nicht wahr sein!! Die AD-Rezepte bekommst Du am Tresen? Oder vom Hausarzt?

4. Ein Hausarzt ist ein Hausarzt ist ein Hausarzt. Super-Ausnahmen außen vor; da muß dann aber auch ganz viel stimmen. - Ich habe irgendwann beschlossen, daß die Hausärztin von der Erkrankung weiß und daß meine alte zumindest gerne klare Ansagen hatte, was ich nie gelernt hatte, vor allem nicht in solchen Dingen; also: "Ich bräuchte eine Krankmeldung, ich kann so nicht arbeiten", und wenn Du besser bist als ich, auch mit eher einer länglichen Terminierung (also lieber zwei oder drei Tage länger als das absolute Erholungsmuß), zumindest bei Nachfrage. Keine Ahnung, ob ich das heute besser könnte als damals - doch, besser als damals immerhin.

5. siehe 1.: "und arbeite (gefühlt) auch nicht genug an mir.... denn sonst würde es mir ja besser gehen": Das streichst Du aus Deinem Vokabular!
Depression verläuft nicht so, Krankheit verläuft nicht so. - Ja, es mag Fälle geben, die zu wenig "Eigeninitiave", Veränderungswillen, was auch immer zeigen, - Du gehörst jedenfalls nicht dazu, denn das sind die, die solche Sätze nicht schreiben würden.

Nächtliche Grüße, Zarra
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Danke für eure Gedanken!
Ich habe mich jetzt vom Hausarzt krankschreiben lassen - mit dem Mut der Verzweiflung habe ich das geradezu "gefordert". Jetzt habe ich erstmal Luft, um zu Kräften zu kommen und mir die nächsten Schritte zu überlegen.
Lustig ist, dass ich auf einmal bei bestimmten Dinge der Arbeit wieder motiviert bin und jetzt sogar freiwillig von zuhause ein wenig arbeite. Vermutlich, weil der Druck weg ist.
Ich schreibe wieder.
Einen schönen Tag euch, hier ist es sonnig.
Welshcorgi
Beiträge: 175
Registriert: 2. Sep 2018, 09:47

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Welshcorgi »

Hallo vanezzo,

wenn ich richtig informiert bin darf man/frau während einer Krankschreibung nicht arbeiten.
Auf jeden Fall macht es die "Krankschreibung" unglaubwürdig.
Ruhe Dich besser aus und genieße die Zeit oder tue etwas um Deine Genesung zu fördern.

LG Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Hallo Welshcorgi,

ich dachte das auch und habe extra nochmal recherchiert. Nach meiner Kenntnis ist eine AU kein Beschäftigungsverbot und bez. Versicherung ist das auch nicht relevant, man ist trotzdem versichert.
Allerdings darf der AG einen nach Hause schicken bzw. die Arbeit verbieten, Fürsorgepflicht und so.

Interessanter Punkt, dass du meinst, das würde die Krankschreibung unglaubwürdig machen. Ich sehe das anders. Ich bin durchaus in der Lage mich ab und zu für 1-2 Stunden zu konzentrieren, allerdings reicht es eben nicht für einen kompletten Arbeitstag. Und der Druck es zu _müssen_ ist auch ein anderer, wenn man nicht AU ist.
Und persönlich ist es aus meiner Sicht nur fair, ein bisschen was zu tun, soweit ich es kann und möchte, weil ich vorher oft genug nur halbe Kraft gemacht hab. Das ist ja oft mein Dilemma - ein bisschen geht, aber nicht genug.
Waldbär
Beiträge: 120
Registriert: 1. Mär 2018, 09:38

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von Waldbär »

Welshcorgi hat geschrieben: wenn ich richtig informiert bin darf man/frau während einer Krankschreibung nicht arbeiten.
Ruhe Dich besser aus und genieße die Zeit oder tue etwas um Deine Genesung zu fördern.
Das kann ich 100% unterstützen.

Rein rechtlich ist das ein sehr heisses Eisen, während der Krankschreibung zu arbeiten.

Ich würde an deiner Stell auch lieber zuhause bleiben und neue Kraft schöpfen.
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Zweite halbe Stelle annehmen trotz Zweifel?

Beitrag von vanezzo »

Tut mir leid, aber ich kann das so einfach nicht stehen lassen.
Ethisch/moralisch mag da jeder eine eigene Meinung haben, was arbeiten trotz AU angeht. Ich bin da eigentlich auch kein Fan von. ABER: Die rechtliche Lage ist nicht so, wie viele glauben. Eine AU ist kein Beschäftigungsverbot und versichert ist man auch:
z.B. hier nachzulesen:
https://www.allianz.de/recht-und-eigent ... chreibung/" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.juraforum.de/ratgeber/arbei ... as-erlaubt" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.impulse.de/recht-steuern/re ... 29279.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Bitte nicht einfach Hörensagen verbreiten.
Wenn es andere Quellen/Urteile o.ä. gibt, immer her damit.
Antworten