Depressionen und Gutachten

Antworten
SigiM1
Beiträge: 8
Registriert: 25. Sep 2019, 20:33

Depressionen und Gutachten

Beitrag von SigiM1 »

Hallo,
ich habe seit 01/2017 wegen Krankheit einen Rechtsstreit mit der Rentenversicherung wegen Erwerbsminderungsrente. Natürlich kam vom Sozialgericht ein Gutachten das ich 6h und mehr Arbeiten kann, das ich nicht nachvollziehen kann.
Dann habe ich mir einen Gutachter gesucht, der mir ein Gegengutachten erstellen sollte. Ich habe eine Rechtsschutzversicherung, also wird der Gutachter von mir bzw. der Vers. bezahlt.
Ich traute meinen Augen nicht, das Gutachten sagte auch das ich 6h und mehr Arbeiten kann. Der Gutachter hat mich ganz schön über den Tisch gezogen.
Was kann ich jetzt noch machen? Kann mir jemand einen Tipp geben?
Das Sozialgericht möchte unverzüglich wissen, ob ich die Klage weiter führen möchte.
Was kann ich nur tun.?

MfG Sigi
GiseEli
Beiträge: 396
Registriert: 9. Sep 2018, 11:20

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von GiseEli »

Guten Tag lieber SigiM.

Wie ich sehe , bist du ganz neu im Forum.
Herzlich Willkommen hier.

Darf ich dir empfehlen, deine Anliegen besser
im Unter_Forum Depression, Arbeit, Ämter und Renten zu posten?

Oder auch
im Unterforum Umgang mit der Krankheit

Dort wird das dann sicher gelesen und beantwortet.

Hier bist du im falschen Unter_Forum gelandet.


Alles Liebe und Gute für dein Anliegen
GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Siggi,

Wenn selbst der Gutachter, den du (deine Versicherung) bezahlst, zu dem Urteil kommt das mehr als 6 Stunden gehen, könnte da vielleicht auch was dran sein...
Der Gutachter muss das ja irgendwie begründet haben, im Zweifelsfall kannst du ihn ja auch fragen.
Die 6 Stunden und mehr beziehen sich übrigens nicht unbedingt auf deinen bisherigen Beruf, meist gibt es da in den Gutachten schon auch Einschränkungen oder besondere Anforderungen an den zukünftigen Arbeitsplatz.
Bei mir heißt es zum Beispiel: kein Schichtdienst, ruhig mit wenig Stress...

Ich hab keine Ahnung, was genau bei dir los ist und warum du fest überzeugt bist, nicht mehr arbeiten zu können oder was im Vorfeld gelaufen ist.
Ein Gutachter schreibt seine Beurteilung ja meinst nur nach einem (kurzem) Gespräch.

Vielleicht lässt du dich auf den Versuch ein, dich diesbezüglich mal ausgiebig testen zu lassen. Über sogenannte Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gibt es die Möglichkeit von wenigen Tage bis 5 Monate mal zu gucken, wie Leistungsfähig bist du noch, in welchen Berufsfeld geht da noch was oder käme evtl. auch ne Umschulung in Betracht.
Das war es erstmal, was mir zu dem Thema einfällt,
Monchen
SigiM1
Beiträge: 8
Registriert: 25. Sep 2019, 20:33

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von SigiM1 »

Hallo Monchen,
die sogenannten Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben habe ich schon hinter mir und eine Umschulung kam nicht zu Stande, da ich keine Ausbildung habe. Da ich seit dem 1. Lebensjahr bis in meine Jugend schweres Asthma hatte (bzw. bis jetzt -52j., nicht mehr so schlimm) in einem Dorf gewohnt habe und meine Eltern leider auch Arm waren, war das mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so einfach . . . leider.
Ich bin damals dem Tod schon mehrmals von der Schippe gesprungen wegen meinen Asthma und denke mir, warum ich nicht gleich gestorben bin (die ständige Atemnot, ringen um Luft . . . ). Hätte mir einiges erspart, mehrere Klinikaufenthalte usw. ! Kann sich ja keiner vorstellen!
Trotz allem habe ich 30 Jahre gearbeitet, aber leider kann ich nicht mehr. Jetzt sind 2014/2015 die chronischen Schmerzen (Sprunggelenk li. 2 OP´s, LWS, BWS, HWS, Schulter li. 1 OP, Schulter re.) und Schwere Depressionen dazu gekommen. Irgendwann geht es nicht mehr, jeder Tag ist für mich ein Kampf. Ständig Müde, erschöpft, Kraftlos, ohne Energie! Ich weiß nicht wie lange das mit mir noch so weitergeht . . . irgendwann werde ich nicht mehr darüber reden und schreiben.

Das ist nur ein Bruchteil meiner Geschichte !

Danke Monchen für die Antwort


Lg Sigi
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von Monchen12345 »

@SiggiM: das die Umschulung nicht zu Stande kommt, wenn man keine Ausbildung hat, stimmt nicht. Ich erlebe da im BTZ ganz oft das Gegenteil. Hab mich schon drüber amüsiert dass das auch Umschulung heißt, wenn man vorher keine Ausbildung hatte. Hängt halt mit den Bedingungen zusammen. Eine Umschulung ist ja quasi eine verkürzte Ausbildung, weil die nur 2 Jahre dauert und nicht die klassischen 3 Jahre einer Ausbildung.
Arbeitsfähig bist du, wenn du in der Lage bist, leichte Tätigkeiten auszuführen. Also auch, wenn du jetzt nicht mehr in einer Schreinerei arbeiten kannst, was spricht gegen Alltagsbegleiter, Empfangsdienst, Parkwächter, Fahrer oder auch Arbeiten in einem geschützten Bereich (2ter Arbeitsmarkt)?

Man liest aus deinem Post deutlich heraus, dass du dich selbst sehr bemitleidest. Ich denke du tust dir selbst den größten Gefallen, wenn du anfängst das Urteil und die Gutachten zu akzeptieren und zu gucken wie du die nächsten Jahre so gestalten kannst, dass es für dich leidensgerecht ist.
Dass du mehrere Ops hattest, sagt erstmal nichts über den aktuellen Zustand aus. Ich bin auch schon an der Hand operiert worden, aber seitdem ist alles super. Wenn die OP den Schaden behoben hat ist das kein Grund, warum du zur EM-Rente berechtigt bist.
In deinem Alter noch komplette Umschulungen genehmigt zu bekommen ist ehr selten. Aber eine Qualifizierung gür ein Jahr ist kein Problem.
Ich denke du solltest dich mit der Rentenkasse arrangieren. Testung über mehrere Wochen, mit den Fragestellungen: wie belastbar bist du wirklich noch? Was wären berufliche Optionen? Welche Qualifizierung kannst du evtl. machen?
Wie auch oben schon erwähnt: eigentlich gibt es immer auch eine Beschreibung, was nach Gutachter noch geht. Stehende sitzende, laufende Tätigkeiten, max. bis xkg Gewicht heben usw.
Ich bin niemand der eine Rechtsberatung durchführen darf und kann. Von daher würde ich nochmal Rücksprache bzw ne unabhängige Beratung in Anspruch nehmen. Nicht nur unbedingt der Anwalt, der weiß dass du ne Rechtsschutzversicherung hast....
Deine OPs hast du grob aufgelistet, aber was machst du denn gegen deine Depressionen?
Wie genau begründest du denn deine erwerbsunfähigkeit? Psychisch oder auch orthopädisch?
Wenn, auch der eigene Gutachter einen für voll arbeitsfähig hält, denke ich dass du sehr schlechte Chancen hast, dass die nächste Instanz des Arbeitsgerichts das anders sieht.
Sorry, dass ich keine andere Antwort habe.
DieNeue
Beiträge: 5397
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von DieNeue »

Monchen12345 hat geschrieben: Dass du mehrere Ops hattest, sagt erstmal nichts über den aktuellen Zustand aus. Ich bin auch schon an der Hand operiert worden, aber seitdem ist alles super. Wenn die OP den Schaden behoben hat ist das kein Grund, warum du zur EM-Rente berechtigt bist.
@ Monchen: So wie ich es verstanden habe, kamen durch die OPs noch chronische Schmerzen dazu.
SigiM1
Beiträge: 8
Registriert: 25. Sep 2019, 20:33

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von SigiM1 »

Ich habe eine Schwerbehinderung von 70% und war wegen Psychosomatik 2 mal in einer Psychiatrie und noch auf 1 mal Reha. Ich habe 3 Attests (weniger als 3h Arbeite) , 4 Befunde wo mir bestätigen das ich Arbeitsunfähig bin. Aber auch ein Gutachten, das mir bestätigt das ich weniger als 3h arbeiten kann.
Und der VDK war mir nicht wirklich eine große Hilfe, vor Gericht war der sehr still.
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Siggi,

Wir kennen uns nicht und fangen hier bei Null an. Dass es auch anders lautende Atteste gibt, wäre vielleicht schön gewesen früher zu erfahren. Man kann hier nur danach Ratschläge geben, was man auch weiß.
Nichtsdestotrotz gibt es 2 aktuelle(?) Gutachten die sagen, dass du zur Zeit voll arbeitsfähig bist. Meine Frage nach den Begründungen dazu in den Gutachten hast du bisher nicht beantwortet...
Gibt für mich nur 2 Ansätze: kooperativ zeigen und dich testen lassen oder halt die Begründung widerlegen. Du musst halt nachweisen können dass die Gutachter falsch liegen.
Wie hat denn das Gericht sein Urteil begründet? Einzig nach dem Gutachten? Wurden die Atteste nicht anerkannt und wenn ja, warum nicht?
SigiM1
Beiträge: 8
Registriert: 25. Sep 2019, 20:33

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von SigiM1 »

Monchen12345 hat geschrieben:@SiggiM: das die Umschulung nicht zu Stande kommt, wenn man keine Ausbildung hat, stimmt nicht. Ich erlebe da im BTZ ganz oft das Gegenteil. Hab mich schon drüber amüsiert dass das auch Umschulung heißt, wenn man vorher keine Ausbildung hatte. Hängt halt mit den Bedingungen zusammen. Eine Umschulung ist ja quasi eine verkürzte Ausbildung, weil die nur 2 Jahre dauert und nicht die klassischen 3 Jahre einer Ausbildung.
Arbeitsfähig bist du, wenn du in der Lage bist, leichte Tätigkeiten auszuführen. Also auch, wenn du jetzt nicht mehr in einer Schreinerei arbeiten kannst, was spricht gegen Alltagsbegleiter, Empfangsdienst, Parkwächter, Fahrer oder auch Arbeiten in einem geschützten Bereich (2ter Arbeitsmarkt)?

Man liest aus deinem Post deutlich heraus, dass du dich selbst sehr bemitleidest. Ich denke du tust dir selbst den größten Gefallen, wenn du anfängst das Urteil und die Gutachten zu akzeptieren und zu gucken wie du die nächsten Jahre so gestalten kannst, dass es für dich leidensgerecht ist.
Dass du mehrere Ops hattest, sagt erstmal nichts über den aktuellen Zustand aus. Ich bin auch schon an der Hand operiert worden, aber seitdem ist alles super. Wenn die OP den Schaden behoben hat ist das kein Grund, warum du zur EM-Rente berechtigt bist.
In deinem Alter noch komplette Umschulungen genehmigt zu bekommen ist ehr selten. Aber eine Qualifizierung gür ein Jahr ist kein Problem.
Ich denke du solltest dich mit der Rentenkasse arrangieren. Testung über mehrere Wochen, mit den Fragestellungen: wie belastbar bist du wirklich noch? Was wären berufliche Optionen? Welche Qualifizierung kannst du evtl. machen?
Wie auch oben schon erwähnt: eigentlich gibt es immer auch eine Beschreibung, was nach Gutachter noch geht. Stehende sitzende, laufende Tätigkeiten, max. bis xkg Gewicht heben usw.
Ich bin niemand der eine Rechtsberatung durchführen darf und kann. Von daher würde ich nochmal Rücksprache bzw ne unabhängige Beratung in Anspruch nehmen. Nicht nur unbedingt der Anwalt, der weiß dass du ne Rechtsschutzversicherung hast....
Deine OPs hast du grob aufgelistet, aber was machst du denn gegen deine Depressionen?
Wie genau begründest du denn deine erwerbsunfähigkeit? Psychisch oder auch orthopädisch?
Wenn, auch der eigene Gutachter einen für voll arbeitsfähig hält, denke ich dass du sehr schlechte Chancen hast, dass die nächste Instanz des Arbeitsgerichts das anders sieht.
Sorry, dass ich keine andere Antwort habe.
Ich nehme Antidepressiva, geh regelmäßig zur Psychiater in, geh regelmäßig zur Psychotherapeutin, mache Rehasport, geh regelmäßig ins Fitnessstudio, bekomme KG, Spritzen und Morphium.
Tja, recht viel mehr geht nicht mehr. Aber trotzdem wird es nicht besser und wenn jemand sagt das man da noch Arbeiten kann, der hat noch nie Chronische Schmerzen gehabt bzw. weiß nicht wie das ist. Dann kommen Chronische Depressionen noch dazu... Ist das nicht schön, wenn man als Taugenichts und als Versager weiter leben muß.
Danke!
SigiM1
Beiträge: 8
Registriert: 25. Sep 2019, 20:33

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von SigiM1 »

Rehasport und Fitnessstudio war bis vor ca. 5 Jahren regelmäßig, leider schaffe ich es so nicht mehr.
Welshcorgi
Beiträge: 175
Registriert: 2. Sep 2018, 09:47

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von Welshcorgi »

Hallo Sigi,
Ich würde einen Fachjuristen - Fachanwalt für Sozialrecht- aufsuchen und mit ihm klären ob Ihr zusammen in die nächste Instanz geht. Je nach Einkommenslage kannst Du Dir einen Beratungsschein bei Gericht holen.
Viel Glück
Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von Monchen12345 »

"Ist das nicht schön, wenn man als Taugenichts und als Versager weiter leben muß."

@Siggi: das ist eine Einstellung an der du dringend arbeiten solltest.
Waldbär
Beiträge: 120
Registriert: 1. Mär 2018, 09:38

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von Waldbär »

Monchen12345 hat geschrieben:"Ist das nicht schön, wenn man als Taugenichts und als Versager weiter leben muß."
Lieber Sigi,

wer hat dir denn den Floh in den Kopf gesetzt? Du bist genauso ein individueller Mensch, und genauso wertvoll wie alle hier im Forum.

Zum Umgang mit der Depresssion ist auch ein Mitgefühl mit dir selbst notwendig, und das heisst auch dass du dich wert schätzt!
yellohmellow
Beiträge: 231
Registriert: 2. Mär 2019, 09:01

Re: Depressionen und Gutachten

Beitrag von yellohmellow »

Waldbär hat geschrieben:
Monchen12345 hat geschrieben:"Ist das nicht schön, wenn man als Taugenichts und als Versager weiter leben muß."
Zum Umgang mit der Depresssion ist auch ein Mitgefühl mit dir selbst notwendig, und das heisst auch dass du dich wert schätzt!
Hallo,

Ich verstehe Sigi so, daß er von anderen, den Nachbarn, Verwandtschaft usw. als Taugenichts und Versager gesehen wird. So läuft es doch meistens, wenn man durch das soziale Netz gefallen ist.

Sigi, Du brauchst Dich nicht zu ändern, aber resigniere bitte nicht. Die Fakten sprechen doch eindeutig für Dich. Lass am besten ein drittes Gutachten anfertigen. Bei meiner Berentung zog sich das von der Antragstellung bis zur Bewilligung über 4 Jahre hin, erst das 3. Gutachten befürwortete eine Rente, ein Gutachter war sich nicht zu schade, mir eine Rentenneurose zu attestieren, also etwas was in keiner ICD Klassifizierung als Diagnose auftaucht. Hinterher stellte sich heraus, daß dieser Gutachter mit meinem früheren Chef verbandelt war, der mich zuvor in meinem Job übelst gemobbt und schließlich fristlos entlassen hat. Die fristlose Entlassung mußte er später vor dem Arbeitsgericht zurücknehmen, weil sie mit Lügen begründet wurde.

Du siehst, Du bist mit Deiner Erfahrung nicht allein. Lass Dich ja nicht unterkriegen.

LG yellohmellow
Antworten