Zorn und Tränen

Antworten
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Heute mal wieder die volle Packung "Leben" abbekommen. Gestern musste ich schon eher aus der LTA gehen, weil mich Schwindel von jetzt auf gleich aus der Bahn geworfen hat. Trotzdem wollte mein Dickschädel keine Pausentag zulassen. Externer Dozent mit einem viel zu schwierigem Thema. Seid Wochen quäle ich mich damit rum, Frontalunterricht auf Hochschulniveau für Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss. Lange habe ich durchgehalten, mitgemacht und zugehört, gerechnet und versucht zu verstehen, was mir völlig fremd erschien. Genausogut hätte er chinesisch mit mir sprechen können. Nicht falsch verstehen, wir haben uns Frontalunterricht gewünscht, gerade in W&V. Nur eben nicht auf Managementebene. Ich kann keinen Geschäftsbrief schreiben, kenne mich mit den Din Normen nicht aus, Word und Excel geht auf Heimniveau, die shortcuts mit und auf der Tastatur wären gut zu wissen. Aber ich soll Geschäftsbilanzen lesen und verstehen. Heute habe ich versucht zu vermitteln, dass ich dieses Level nicht schaffe, komme aus einer anderen Branche, aber ich wurde nicht verstanden oder hatte mal wieder das Gefühl ich kann mich nicht ausdrücken. Vor lauter Frust, dass ich nicht rüberbringen kann, was ich sagen will, kamen irgendwann die Tränen, ich hab mich so minderwertig und klein und blöd gefühlt. Ich bin nicht mal erwachsen genug, um mich adäquat zu artikulieren, schäme mich, wenn ich losheule wie ein kleines Kind.


sich "montags wieder blindlings in Aufgaben stürzen zu können", gibt mir eine gewisse "Daseinsberechtigung" - zumindest so lange bis Selbstzweifel, Versagensängste und Schuldgefühle mir wieder einzureden versuchen, dass ich zu nichts tauge und überall nur "Schaden" anrichte.....


Dabei ist heute nicht mal Montag...
Seit zwei Tagen traue ich mich nicht über die Autobahn nach Hause, weil ich mich frage, wofür das alles. Dann lieber langsam durch die Innenstadt.
Wie verhindere ich die Tränenfluten, wenn ich so völlig überfordert bin.
Ich dank euch für jeden Input.
Janedoe
Unhappy38

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Unhappy38 »

Liebe Jane Doe,

was bedeutet denn LTA? Was besuchst du denn da für eine Weiterbildung oder machst du eine Ausbildung?

Machst du das freiwillig? Wenn der Stoff so schwer ist und dir die Grundlagen fehlen, kann ich gut verstehen, dass dich das ganze überfordert. Dass einem manchmal die Worte fehlen und man sich nicht richtig verstanden fühlt, kenne ich auch gut. Du musst weinen und fühlst dich überfordert, das geht, glaube ich, jedem hier öfters so. Nichts wofür du dich schämen musst ;-)

Ich glaube, und dass man einfach seine Belastungsgrenze kennen muss. Bin ich auch noch am herausfinden... heute war ich mit einem ganz normalen Urlaubstag überfordert, was eigentlich lächerlich ist.

Ich hatte vor kurzem ein Jobangebot von einer sehr guten Firma wo ich mich gehaltsmäßig und auch von der Tätigkeit richtig hätte verbessern können... was soll ich sagen? Ich habe gemerkt, dass man große Erwartungen an mich hat und ich hab es mir auf einmal nicht mehr zugetraut. Außerdem habe ich gemerkt, dass auf meiner jetzigen Arbeit alles gut läuft, dass ich keinen Stress habe und gut mit den Leuten klarkomme. Gerade vor dem Hintergrund, dass ich weiß, dass i h momentan nicht so belastbar bin, habe ich mich für die anspruchslosere Arbeit entschieden. Betuflich und finanziell eine eindeutige Fehlentscheidung. Für mich persönlich war es aber momentan richtig so.

Möchtest du mir ein bisschen erzählen von dem was du da gerade machst?

LG,
Unhappy38
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe janedoe,

tut mir leid, dass es dir so schlecht geht...Nehm dich jetzt mal lieb in Arm...
So traurig, wie es sich jetzt für dich anfühlt, lass dich bitte davon nicht runterziehen. Du brauchst dich deshalb nicht klein oder minderwertig fühlen usw.
Du hast versucht, rüberzubringen, das du es nicht schaffst. Das ist kein Weltuntergang... Wenn du nicht verstanden wirst, ist das nicht dein Problem und streiche die Selbstzweifel, Versagensängste und Schuldgefühle... Und Kopf hoch, dass Leben geht weiter.

Wünsche dir Kraft und Zuversicht,
Katerle
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Monchen12345 »

LTA: Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben. Dazu gehört ein ganzes Packet an Maßnahmen. Janedoe ist in einer Maßnahme in einem Berufstrainingszentrum.

Hey Janedoe,

Ich würde jetzt am Liebsten sagen: so wild ist das gar nicht, komm wir setzen uns mal hin und gucken das gemeinsam an.
Ist der Unterricht für dich Pflicht? - Sonst lass den Kurs doch einfach.
Ansonsten hilft da nur reden, entweder im dem Dozenten, dass du ein Problem hast und dem so nicht folgen kannst. Alternativ halt mit deinem Ansprechpartner aus dem Psychosozialem Bereich.
Gut, aber kein Muss, wäre es wenn du dir schon überlegst was dir helfen würde, was sich ändern müsste.

Ich musste da auch durch. Ich war anfangs total unterfordert (ist nicht besser als überfordert, auch wenn es sich im ersten Moment so anhört...,).
Ich habe direkt und indirekt angesprochen dass ich mehr tuen will, das Ergebnis war auch erstmal nicht gut. Ich fand das ganz schlimm 6 von 8 Stunden nichts zu tun zu haben; nur der Kopf hatte viel zu tun. Frust vom Bewerbungstraining, Stress zu Hause und ne für mich schwierige Situation in der ich mich nicht wehren konnte, kammen noch hinzu und ich saß halt auch weinend vor der Werkstatt. Kommunikation ging da nicht mehr so richtig, sagen was los ist konnte ich nicht. Man hat mich dann aber auch erstmal den nächsten Tag in Ruhe gelassen und nicht bedrängt. 2 Tage später haben wir dann einen Termin für die nächste Woche vereinbart. Der Fachtrainer meinte dann, warum ich nichts gesagt hätte? - Ich hab dann gesagt, dass ich das sehr wohl gemacht habe. Er hat einen Moment überlegt und mir dann Recht gegeben. Okay, er hat es halt nicht geschnalt. Seit dem geht es mal besser und mal schlechter, aktuell ist es okay. Die haben jetzt zumindest verstanden, dass ich was zu tun brauche auch eben mit dem Kopf.
Von der Therapeutin bekam ich die Aufgabe nochmal nachzufragen warum er das nicht geschnallt hat, aber da hat er die Schuld alleine bei sich und dem Personalmangel gesehen.

Also wäre mein Rat berühige dich ein, zwei Tage und dann gehe das Thema an. Die sind dazu da dir zu helfen.

Ich drücke die Daumen dass es dir bald besser geht.
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Gestern hieß es noch Unterricht ist Unterricht, also Pflicht. Nach dem Tränendesaster heute ist es wohl nimmer ganz so eng. Angesprochen hatte ich es schon oft, sogar bei der Teilnehmervertretung, passiert ist nichts. Auf der anderen Seite bin ich selbst Schuld, ich kann nicht offen sagen, dass ich überfordert bin, eher so über Umwege, nach dem Motto, ich hätte noch etwas anderes zu tun, kann ich nicht das machen.... Zugen, dass ich überfordert bin, wäre versagen für mich und das mache ich schon mein ganzes Leben. Ich würde mit dem Thema auch nicht zu meiner Bezugspsychologin gehen, aus dem gleichen Grund. Dann lieber mitmachen, daheim die Sachen nacharbeiten und das was ich nicht schaffe entweder abends oder auf den nächsten Tag schieben. Mich ärgert meine Sprachlosigkeit, die Versagensängste, dass ich meine Grenzen ständig überschreite und am Meisten meine Tränenausbrüche.
Janedoe
Aida1
Beiträge: 681
Registriert: 3. Jan 2016, 11:06

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Aida1 »

.
Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 12:11, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Wie gehen die Anderen damit um? Mitmachen, schimpfen, Rückzug, Zustimmmung, dass das Level viel zu hoch ist....
Totale Begeisterung, riesiges Fachwissen, immer noch eine Erklärung mehr, Unterforderung....studierter Diplomkaufmann.
Janedoe
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Janedoe,

bei mir ist es schon lange her,dass ich vom Jobcenter in so eine Maßnahme gesteckt wurde.
Aber ich weiß,noch, mir ging es da oft sehr schlecht.
Oft war ich unterfordert,weil ich viel schon wusste.
Aber auch überfordert,weil es mir schwer fiel in einer Krise,in der war ich da auch,neues zu lernen.
Damals war ich über 50 und habe mich wieder krank schreiben lassen,weil ich kurz vor dem Zusammenbruch war.
Manchmal ist es einfach zu früh,schon wieder voll durchzustarten.
Vor allen Dingen wenn du so zu kämpfen hast.
Du versagst nicht,sondern du bist weiterhin in einer depressiven Phase.
Da geht es nur um Erholung und nicht um Leistung,das solltest du drüber nachdenken.
So wirst du die Spirale nach unten nicht stoppen,sondern immer wieder an dir zweifeln.
Das liegt nicht an dir,sondern an der Depression.
Kein Mensch sollte so krank zur Arbeit gehen!!!
Sprich bitte mit deinem Psychiater und sei ehrlich über deine Gedanken.
Denn immer wieder stark sein schadet dir nur noch mehr.
Es wird nicht gleich zum Äußersten kommen,wie du das befürchtest.
Der nächste Kurs kommt bestimmt,gib dir Zeit und tue was für dich.
Gute Besserung und liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Wesley
Beiträge: 25
Registriert: 19. Mär 2019, 10:45

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Wesley »

janedoe hat geschrieben:
Wie verhindere ich die Tränenfluten, wenn ich so völlig überfordert bin.
… ich denke erstmal gar nicht.
Denn was raus will, muss raus.
Es ist quasi das Ventil, welches der Körper der Seele zur Verfügung stellt.

"Geh Du vor", sagte die Seele zum Körper, "auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf Dich."
"Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für Dich haben", sagte der Körper zur Seele.


Wie Bittchen schon geschrieben hat solltest du dies nicht bis zum äußersten treiben.
Wenn‘s nicht mehr geht, geht’s nicht mehr.
Die Frage ist nur welche Möglichkeiten gibt es:

Ist es eine der „Zwangsmaßnahmen“ oder machst du das freiwillig über eine Wiedereingliederungsvereinbarung?

Ist es möglich für Dich „Ressourcen zu akkreditieren“:
Also z.B. im Privaten Umfeld Hilfe von Freunde zu bekommen, für die Bereichen in denen du Unterstützung brauchst (z.B. mit Excel, Word oder den Normen)?
Bei guter Vorbereitung wird der Kurs für dich evtl. verständlicher, und du gehst mit mehr Selbstbewusstseins in den nächsten Kurstag.

Dir alles Gute,
liebe Grüße
Wes
live long and prosper
Herd04
Beiträge: 1365
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Herd04 »

Liebe janedoe,

ich habe mich auch gefragt,ob diese Maßnahme ein Pflichtangebot ist oder ob du so ganz freuwillig daran teilnimmst.
Ich habe auf diesem Gebiet leider gar keine Ahnung. Doch das,was du schilderst,klingt sehr Besorgnis erregend. Du zweifelst stark an dir, du brichst sehr oft in Tränen aus und du hast Angst,auf der Autobahn zu fahren.
Das sind doch alles deutliche Depressionssymtone. Nimm diese sehr ernst und lass dich krankschreiben,bevor alles noch größere Ausmaße annimmt und du vielleicht nicht nur für dich,sondern gar auch für andere (z.B.beim Autofahren) zur Gefahr wirst. Du bist kein Versager, der nichts auf die Reihe bringt oder sich nicht artikulieren kann. Rede dir das nicht ein.Vielleicht schaffst du es,mal aufzuschreiben,was dir in letzter Zeit gut gelungen ist.
Natürlich ist auch Wes' Idee,dir im privaten Bereich fachliche Hilfe zu holen, überlegenswert. Vielleicht könntest du ja eine(n) aus deinem Kurs,der/die gut mitkommt ,um Hilfe bitten.
Endet diese Maßnahme mit einer Prüfung?
Wenn das so wäre,solltest du wirklich sehr gründlich überlegen, ob du diesen zusätzlichen Druck aushalten kannst.

Bei mir kam es nach solch einer "Maßnahme " zum Ausbruch der Deoression.
2003 musste ich noch einer berufsbegleitenden Weiterbildung in Englisch für die Grundschule,die ich nicht freiwillig absolviert habe,eine Prüfung ablegen. Diesen Gedanken hatte ich das ganze Jahr im Kopf. Sehr oft hatte ich das Gefühl,überfordert und deshalb nicht gut genug zu sein. Auf die Prüfung war ich trotzdem gut vorbereitet. Eine "Probeprüfung" verlief einwandfrei,die richtige dagegen habe ich nur mit Ach und Krach bestanden, was für mich eine unwahrscheinlich schmerzliche Erfahrung war. Die hätte ich mir ersparen können, hätte ich rechtzeitig auf die Warnungen meines Körpers und meiner Seele reagiert. Einige Monate vor der Prüfung bekam ich Tinnitus,später dann einen ganz starken Infekt,den ich wochenlang nicht loswurde, und Kreislaufprobleme. 3 Monate nach der Prüfung brach die erste Depressionsphase aus.

Was ich dir sagen will,ist,dass nichts,überhaupt gar nichts mehr Bedeutung als deine Gesundheit hat. Krank zu sein, ist kein Versagen.

LG,Edda
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Edda,dein Beitrag hat mir noch mal deutlich gemacht,wie schwer solche unabwendbaren "Niederlagen" sich auswirken können.
Danke für deinen Beitrag,wenn wir uns hier immer wieder deutlich machen,wie viel Schutz ein Mensch braucht,der psychsich schwer erkrankt ist,dann werden die anderen mutiger,für sich den nötigen Schutzraum einzufordern.
Mich macht es nach über 10Jahren noch immer "machtlos",wie ich mich am Arbeitsplatz hab verdrängen lassen und in die unsägliche Frührente hab drängen lassen.
Frührente ja,wenn es ein Gewinn ist,aber nicht am Ende einer Verlustrechnung.
Davon erholt man sich nicht.
Die Zahlen sprechen für sich,am Arbeitsplatz ist kein Raum für diese Krankheiten.
Das muss sich ändern!
Herzliche Grüße
anna54
Aida1
Beiträge: 681
Registriert: 3. Jan 2016, 11:06

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Aida1 »

.
Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Ihr Lieben,
dankeschön für eure Antworten. Ich habe zwei Jahre für diese LTA gekämpft und kann und will jetzt nicht einfach aufgeben, nicht versagen, nicht in H4. Leider geht auch ein Wechsel nicht, obwohl ich Handwerk und Holzwerkstatt liebe, sehe ich dort keine berufliche Zukunft für mich, nicht in meinem Alter und nicht mit meinem Rücken. 30 Jahre Pflege haben Spuren hinterlassen.
Natürlich ist es mein preussischer Dickschädel, der mich durchhalten lässt. Meine Ressource wie es meine ehemalige Therapeutin immer genannt hat. Ich muss mehr auf mich achten, kann es aber nicht, weiß nicht, was mir in solchen Momenten gut tut, außer Flucht und das darf ich nicht.
Ich möchte am liebsten jede Minute des Tages beschäftigt sein, damit der Kopf Ruhe gibt.
Janedoe
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Janedoe,

Wenn du jetzt abbrechen würdest, wäre das nicht einfach so. Du hast doch bis jetzt schon echt gekämpft. Manchmal muss dann auch der Dickkopf über seinen Schatten springen. Das gilt auch dafür, dass man anderen gegenüber Schwächen eingestehen kann.
BTZ's können nicht alle Berufszweige nachstellen. Was man da vor Ort macht, ist unabhängig davon was man bisher oder zukünftig beruflich macht. Es geht da ja erstmal um Basics, die berufsunabhängig sind. Für die berufliche Orientierung sind die Praktikas da.
Wenn du also meinst innerhalb des btzs würde dir ein Wechsel helfen, dann sprech das doch mal an. Ja, dazu müsstest du Schwächen eingestehen und mit denen reden. Aber wenn du so lange dafür gekämpft hast und das durchhalten willst, dann ist das das kleinere Übel.

Ziel der ganzen Kiste ist es doch herrauszufinden, was und wieviel noch geht und einen möglichen Weg zu finden, mit dem du gut(!!!!!) Leben und Arbeiten kannst. Wenn du so weiter machst verbaust du dir selbst die Chancen auf ein vernünftiges Ergebnis. 2 Jahre gekämpft, dafür dass ein falsches Ergebnis rauskommt kann ja auch nicht das Ziel deines Dickschädels sein, oder?
Herd04
Beiträge: 1365
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Herd04 »

Liebe janedoe,

wie lange dauert denn diese Maßnahme noch? Hast du danach eine Chance, etwas zu machen,dass sich sowohl mit den Rückenproblemen und auch der psychischen Belastbarkeit vereinbaren lässt?

Du schreibst,dass ein Wechsel nicht möglich ist.Dann solltest du dich krankschreiben lassen,wenn es gar nicht mehr geht. Leider kann ich dir keine besonders schlauen Ratschläge geben, weil ich,wie schon geschrieben, die ganze Prozedur nicht kenne.

Liebe Anna,während der Episoden konnte ich nicht für mich kämpfen, ich stand auch folgender Situation nur machtlos und vor allem weinend gegenüber: Meine 4.Klasse beendete die Grundschulzeit, während ich krank war. Vom meiner Schulleiterin erfuhr ich, dass ich im folgenden Schuljahr an eine 50 km entfernte Schule angeordnet werden sollte. Für mich brach in dem Moment eine Welt zusammen. Abordnungen für ein Jahr waren normal,aber dass es mich in meiner Verfassung traf,ließ mich fast verzweifeln. Zwar wurde dann doch noch eine Schule gefunden,die 10km näher war,aber das Problem blieb.Ich hatte keine Kraft, mich dagegen zu wehren und auf meinen Behinderungsgrad von 50% hinzuweisen.
Letztendlich erledigte sich dann doch alles von selbst, weil ich auf unbestimmte Zeit krank war und danach für ein Jahr befristet Rente
bekam. In dieser Zeit habe ich vor allem gelernt, dass ich mir Hilfe suchen muss,wenn Entscheidungen nicht im Sinn meiner Gesundheit getroffen werden sollen. Die Behindertenbeauftragte im Personalrat war in der folgenden Zeit meine erste Ansprechpartnerin.

Liebe janedoe, wer könnte dir helfen, aus der schwierigen Situation rauszukommen?

LG,Edda
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Monchen12345 »

Hey Janedoe,

Ich musste gestern noch an dich denken. Gestern abend waren wir mit Leuten vom BTZ gemeinsam in ner Kneipe und es waren halt auch hauptsächlich Leute aus dem Bereich Lager/Logistik/Käufmännisch. Ich hab schon öfter festergestellt, dass diese unzufriedener, unentspannter sind und viel mehr zu meckern haben. Gestern kam auch noch hinzu dass mir dprt auch welche erzählt haben, dass die nur noch mit Magenschmerzen hingehen und sich vom PC und den Anforderungen im Unterricht überfordert fühlen.
Ich denke das hat halt verschiedene Ursachen:
- ein Großteil ist und bleibt einfach theoretisch. Es gab da letztens ein Projekt, das wurde eine Große Veranstaltung theoretisch geplant. Aber es blieb halt bei der Theorie. Ich denke, dass sähe schon anders aus, wenn die auch Sowas mal durchführen würden.
- die hocken den ganzen Tag im Büro aufeinander und haben auch einfach sehr viel Zeit sich gegenseitig negativ hochzuschaukeln. Selbst wenn man es nocht will, wenn alle um einen herrum alles negativ bewerten, ist es sehr schwer das anders zu bewerten.
- das dritte ist die Erwartungshaltung und Einstellung mit der die dahin gehen. Das kann niemand zaubern. Die Leute dort können dich unterstützen, aber gehen muss man die Wege alleine und halt auch einen entsprechenden Einsatz zeigen.
Gestern ging es ums Praktikum. Eine hat sich halt aufgeregt dass ihre Sozialarbeiterin ihr einen Praktikumsbetrieb vorgeschlagen hat, wo sie ihr auch ein Praktikum besorgen könnte. Das war in dem Bereich den der Teilnehmer wollte. Der lag aber halt in der Nachbarstadt und sie muss mit Bus und Bahn fahren. Sie hatte sich bis jetzt keine Gedanken gemacht, wo sie ihr Praktikum machen wollte, Null Adressen rausgesucht, keine Idee für einen Betrieb, aber schimpfen wie unmöglich der Vorschlag und wie unfähig das BTZ ist, ging sehr gut.
Letzteres ist nur ein Beispiel und ich möchte nicht sagen dass du genauso bist.
Aber die eigene Erwartungshaltung überprüfen, ist vielleicht auch nicht verkehrt.

Bei mir hat meine Therapeutin mir die Ausgangssituation und den Grund, warum ich eigentlich da bin, nochmal ins Gedächtnis gerufen. Dann hat sie auch gesagt: sehen sie dass wie einen Supermarkt. Es ist eine Mischung auch verschiedenen Angeboten. Man sollte sich das rausnehmen, was einem zusagt und hilft und den Rest getrost liegen lassen. Der nächste Ratschlag war noch: nehmen sie die Leute nicht ganz so ernst.
Aida1
Beiträge: 681
Registriert: 3. Jan 2016, 11:06

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Aida1 »

.
Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 12:08, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Liebe Aida,
oft antworte ich übers Handy, dann kann ich die vorigen Texte nicht lesen und so fallen manche Fragen hinten runter.
Die Maßnahme dauert ein Jahr und am Ende derselbigen soll eine Rückkehr ins Arbeitsleben stehen. Es gibt verschiedene Praktika. Die ersten sind nur zum Schnuppern, schaffe ich die Arbeitszeiten, ist die ausgesuchte Richtung überhaupt etwas für mich, welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um überhaupt in diesem Beruf arbeiten zu können, brauche ich noch Weiterbildungen etc... Das dürfen auch mehrere Praktika sein. Das nächste sollte dann schon in dem Wunschberuf sein, dauert 3 Monate und endet bestenfalls mit einer Übernahmen. Erforderliche Fortbildungen übernimmt die RV (in meinem Fall) oder das AA, je nachdem wer Maßnahmeträger ist.
Ich komme aus der Pflege und darf nicht dorthin zurück. Mehrere Gutachten haben das ausgeschlossen. Mobbing und psychische und physische Gewalt haben mich so kaputt gemacht, dass allein der Gedanke daran, so großen Druck und Angst auslöst, dass ich mich selbst verletze. Mein Ziel ist nicht unbedingt Chefsekretärin, aber ein ruhiges Plätzchen in der hintersten Ecke eines Büros wäre ein Anfang.
Janedoe
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Ach Monchen, dass Du in Deiner Freizeit an mich denkst, war so nicht geplant.
Ein Wechsel in die Werkstatt geht nicht, so gerne ich das wollen würde. Dort ist zur Zeit ein TN, der ganz böse triggert. So lange wir nicht direkten Kontakt haben, geht es. Manchmal kann er mir auch im Treppenhaus begegnen, ohne dass es etwas mit mir macht, dann muss ich aber sehr stabil sein, was zur Zeit nicht gegeben ist. Er weiß nichts davon, weil ich möchte, dass er unbefangen arbeiten kann und nicht auf mich Rücksicht nimmt. Bis auf wenige Ausnahmen funktioniert es ganz gut. auch, weil wir in verschiedenen Gruppen eingeteilt sind, macht er Entspannung, gehe ich zur Ergo, hab ich die eine Psycho-Gruppe, ist er in der anderen. Hat eine Weile gedauert, bis alle Mitarbeiter gemerkt haben, dass es für mich nicht geht, aber jetzt läuft es relativ gut.
Das Einzige, was mir an der Praktikumsstelle Angst macht, ist mein eigenes Versagen, nicht gut genug zu sein.
All Deine geschilderten Situationen kann ich 1:1 bestätigen. Aber so ist es wohl, wenn so viele verschiedene Meschen aufeinander treffen. Hier kommen ja noch die mehr oder weniger großen Päckchen , die jeder zutragen hat, dazu. Ist sicherlich für viele nicht einfach.
Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart morgen

Janedoe
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Janedoe,

ich möchte dir liebe Grüße hier lassen,
auch hoffe ich,dass es dir etwas besser geht.

Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Danke Bittchen.
Hab mein Praktikum überlebt. Die Arbeit war großartig, hat Spaß gemacht und ich könnte es mir als zukünftigen Job vorstellen.... aaaaaber mein Kopf und Körper haben rebelliert. Jeden Morgen Übelkeit, Durchfall, Schwierigkeiten mit der Luft und der Wunsch dort nicht hin zu müssen. Am Bahnsteig immer ganz an der Kante. Weiß nicht warum.
Ab Montag wieder normal btz. Mein Kopf überlegt, ob ich zu meinem Psychiater gehe und mich AU schreiben lasse, weil es mir mental so gar nicht gut geht und doch glaube ich nicht, dass ich es tun werde. Hilft mir ja nicht weiter, wenn ich mich daheim einigele.
Janedoe
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Janedoe,

es ist sehr schön,dass dir die Arbeit so viel Spaß macht.
Das ändert aber leider nichts daran,dass es dir noch körperlich so schlecht geht.
Gehe doch erst einmal zu deinem Hausarzt und lasse auch deine Übelkeit und den Durchfall abklären.
Nicht immer ist es nur psychosomatisch.
Es kann auch eine Magenschleimhautentzündung sein.
Auch Nebenwirkungen von Ads sind möglich,solltest du welche nehmen.
Bei mir hat Sertralin,ein Ad,erst nach vielen Wochen massiv Durchfall ausgelöst.
Diese Probleme hatte ich öfter und auch heute macht mir schnell der Magen und der Darm zu schaffen, wenn ich Stress habe.
Nein, einigeln ist auch nicht gut,aber zu etwas zwingen,wenn es dir so schlecht geht, auch nicht.
Zuhause kannst du dich erholen,das heißt auch raus gehen,dich etwas bewegen, Dinge tun die dir früher Spass gemacht haben.
Das ist am Anfang nicht leicht,fange langsam an,mit der Zeit wird es besser.
Rede auch mit deinem Psychiater,was er dazu meint,ob Krankschreiben im Moment nicht doch die beste Lösung ist.
Entscheiden kannst du immer noch,ob du es psychisch weiterhin schaffst ins btz zu gehen
Hast du noch einen Therapeuten mit dem du reden kannst?
Auch das wäre gut.
Passe gut auf dich auf,es ist die Krankheit die dir falsche Empfindungen vorgaukelt.
Bleibe stark,das heißt auch zugeben zu können ,wenn es dir nicht gut geht.
Du bist wichtig,passe auf dich gut auf.
Alles erdenklich Gute wünsche ich dir und ganz liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Janedoe,

Ich befürchte fast, dass dein Dickschädel gewinnt und du weiter machst.
Aber ständig die Botschaften des eigenen Körpers zu missachten ist noch nie gut gegangen. Am Ende ist es schlimmer als wenn du jetzt eine Pause einlegen würdest.
Auch wenn ich die Einstellung nicht mag...dein Verhalten muss zu deiner Geschichte passen. Wenn du im btz sagst, dass es dir morgens nicht gut ging, du aber für die btzler weiter machdt wir bisher, dann passt das nicht unbedingt zusammen. Wochenlanges Einigeln meine ich auch nicht aber gönne dir doch einfach eine kleine Auszeit. Sprich bleib ne Woche fern vom btz und mache Dinge die dir gut tun.
Das btz kennt sowas durchaus und die werden sehr gelassen reagieren.

Ich für meinen Teil bin nicht so der Mensch für ständig wechselnde Situationen und mir war das die letzten Wochen auch etwas too much. Praktikum, Urlaub, 4 Tage BTZ, 1 Tag alter Praktikumsbetrieb, dann neuer Praktikumsbetrieb. Ich will das jetzige Praktikum durchziehen, aber denke halt auch drüber nach, entweder Mittwochs nicht ins btz zu gehen oder mir danach auch eine Auszeit zu nehmen.

Von mir nur noch der Appell: Höre auf deinen Körper.
Alles Gute für dich,
Monchen
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Zorn und Tränen

Beitrag von janedoe »

Übelkeit und Durchfall sind Psychosomatisch, kämpfe schon lange damit. Immer wenn Stress und Aufregung zu groß werden. Ad nehme ich zur Zeit nicht. Da sie keine Wirkung gezeigt haben, hab ich sie wieder abgesetzt. Ich möchte keine Chemie in meinem Körper, die mir nicht hilft.
Ich sage im Btz nicht, wie es mir geht, dadurch stimmt meine Geschichte wieder. Mal schauen, wie es mir morgen geht. Heute kämpfe ich mit Schwindel, dieser Wetterumschwung macht mir zu schaffen.
Janedoe
Antworten