Watt Nu ?

[Peter1]

Hallo Aurelia und alle Anderen
Es liest sich nicht nur wundervoll, es ist auch ein wahnsinnig schönes Gefühl, die Depressionen wenigstens für kurze? Zeit hinter sich zu lassen. Ich werde die Zeit, bis sie zurück kommen, geniessen. Dieses mal bin ich wesentlich besser aufgestellt. Zuerst ist da meine Thera, und auch ich habe mein Verhalten, und vor Allem meine Denkmuster geändert. Ich bin nicht mehr, wie all die Jahre vorher, Berufspessimist, sondern, wenn auch noch ganz vorsichtig optimistisch eingestellt.
Ich habe als Kind gelernt, das jeder Mensch seine Probleme selbst lösen muss. In den letzten zwei Jahren hat mir aber mein Umfeld gezeigt, das das völlig falsch ist. Zuerst Lissy, dann Ronja, Barbara, meine Thera, und die Ärzte haben mir gezeigt, das selbst Probleme, die mir riesig, und unlösbar erscheinen, auf mehrere Schultern verteilt, schnell an Größe verlieren, und ganz winzig werden.
Was ich damit sagen will, ist eigentlich ganz einfach. Wenn einer von euch Probleme hat, die er selbst nicht lösen kann, bittet um Hilfe. Scheut nicht davor zurück, Diakonie, Caritas und viele andere Organisationen haben Beratungsstellen, die weiter helfen können. Es ist kein Grund sich zu schämen, und auch kein Zeichen von Schwäche, zu zu geben, das man mit dem Stress und der Hektik der heutigen Zeit nicht mehr klar kommt.
@Aurelia
Jetzt hätte ich dich doch fast vergessen. Vielen Dank für deine einfühlsamen Antworten.

Alles Gute und Schöne

[Peter1]

Hallo Christiane
Nicht alles ist gut. Ich habe mir nie die Zeit genommen, um zu trauern.Ich bin einfach wieder arbeiten gegangen, weil ich dachte, den Schmerz so vergessen zu können. Als das nicht klappte, bin ich in den Alkohol geflüchtet. Zwei, drei Jahre ging alles gut, bis ich eines Morgens merkte, das ich zum Alkoholiker werde. Von einem Augenblick zum anderen beschloss ich, nichts mehr zu trinken, und hielt es auch durch. Das hätte mir eigentlich zeigen müssen, das ich stärker war, als ich dachte, aber ich fiel immer tiefer in die Depression. Dann kam der Tod meiner Mutter, und hat mir vollends den Boden unter den Füßen weg gezogen. Ich war nicht in der Lage, zu erkennen, das ich krank war, und anstatt auf die Zeche, wohl eher in eine psychiatrische Klinik gehörte. Erst mein Antrag auf rechtliche Betreuung, 15 Jahre später, hat mir gezeigt, was ich schon viel früher hätte erkennen müssen. Wenn man den Trauer Prozess nach dem Tod eines geliebten Menschen nicht durch macht, kommt man nie zur Ruhe. Erst jetzt, 35 Jahre nach Carolas Tod , konnte ich das Kapitel Carola, Marie und meine Mutter abschließen. Sie werden für immer in meinem Herzen bleiben, aber es tut nicht mehr so weh, an sie zu denken. Ein klein wenig Wehmut ist da natürlich immer noch, aber ich glaube, das kann mir keiner verwehren.

Alles Gute und Schöne Peter

[janedoe]

Ach Peter, Wehmut darf da sein, Du bist ein Mensch mit einem großen Herzen und da darf, kann und soll ein breites Spektrum an Gefühlen drin sein. Auch traurige oder unangenehme Gefühle. Carola, Marie und Deine Mutter, alle hast Du geliebt und tust es noch, anders als wenn sie leben würden, aber Du tust es und die Traurigkeit oder Wehmut werden immer zu Dir gehören. Sie stehen nur nicht mehr im Vordergrund, werden Durch neue Gefühle überlagert und das ist gut so. In die Vergangenheit schauen, die Erinnerungen annehmen, aber im Jetzt leben.
Ich freu mich immer, so positiv von Dir zu lesen.
Janedoe

[Christiane1]

Hallo Peter,

ich bin flugs hergekommen.
Mache dir bitte keine Vorwürfe, dass du auf deine Verluste so reagiert hast wie du reagiert hast, denn das ist sowas von menschlich.
Ich bin aus der Gefahr auch noch nicht raus, ein Tod steht mir noch bevor und ich habe sehr grosse Angst davor. Weil ich ahne, was dann wieder mit mir passiert und ich es diesesmal vielleicht nicht schaffen werde. Aber weisst du, das Risiko besteht und ich möchte das nicht nochmal durchmachen, aber es wird passieren, scheisse nochmal. Ich wüsste nicht mal, wo ich ordnungsgemäss anfangen sollte die elterliche Wohnung aufzulösen, das ist für mich gar nicht machbar ohne Hilfe von aussen. Ich habe viel Angst, weil ich nicht gläubig bin und darin Trost finden könnte. Gut, dass man das vorher nicht weiss, aber ich glaube, deshalb ist auch mein Bruder abgehauen vor sieben Jahren, der will das gleiche nicht nochmal durchmachen wie beim Tod seines Vaters.

Es wird nicht gut werden, nur anders, wir überleben auch das.
Du bist ein stark trauernder Mensch und wirst es auch immer bleiben, aber du lebst selber wieder und das finde ich ganz toll.

Liebe Grüsse
Christiane

[Peter1]

Hallo Christiane
Du wirst auch den nächsten Schlag verdauen. Wir sind meist stärker, als wir glauben. Ich dachte auch, mein Leben wäre zu Ende, aber nach dem „Hilfe Ruf“ ans Amtdgericht, stand mir auf einmal eine ganze Armee von Helfern zur Seite. Diakonie und Caritas mit ihren Beratungsstellen, der Betreuungsverein, die Klinik, meine Thera, und allen voran Lissy, und mein kleines schwarzes Teufelchen. Alle haben sich mehr oder weniger darum gerissen, mir helfen zu dürfen. Ich habe vorher nie geglaubt, das es so viele Menschen gibt, die anderen, meist völlig selbstlos helfen. Man muss nur um Hilfe bitten, dann bekommt man sie auch.

Alles Gute und Schöne Peter

[Bittchen]

Liebe Christiane,liebe Mitleser,

ich glaube auch ,dass Menschen im Glauben viel Trost und Hoffnung finden.
Für mich ist die Evolution aber realistischer.
Meinen Glauben habe ich verloren bei der Frage,warum lässt Gott das zu ?
Trotzdem glaube ich mittlerweile wieder an eine höhere Macht ,aber so wie ich sie verstehe.
Auch du wirst Verluste erneut erleben und verkraften,das gehört zum Leben dazu.
Leicht ist das nie.
Ich leide sehr unter Verlustängsten.
Bei mir ist es die Angst,diesen Schmerz noch Mal erleben zu müssen.
Angst hängt ja oft mit Verlusten zusammen,es dreht es sich dabei nicht nur ums Sterben.
Wenn man die Eltern verabschiedet,ist ja oft der Gedanke dabei "Ich bin die nächste Generation,
die geht."
Wenn diese Reihenfolge eingehalten wird,dann ist das der Lauf der Welt und auch in Ordnung so.
Da müssen wir alle durch.
Das sind meine Gedanken dazu,das heißt nicht,dass es nicht auch weh tun darf.

Liebe Grüße
Bittchen

[Peter1]

Hallo
Über Verlustängste könnte ich ein Buch schreiben.
Meinen Glauben habe ich am 21.12.1984 verloren. Von diesem Tag an konnte ich nicht mehr an einen LIEBEN,GNÄDIGEN,VERZEIHENDEN GOTT glauben. Wenn ich ehrlich sein soll, ich habe ihn in der Zeit danach sogar öfter verflucht.
Wenn jemand im Glauben Linderung seiner Schmerzen findet, ist das eine schöne Sache. Ich bin aber zu oft von ihm enttäuscht worden, um ihm auch nur den geringsten Platz in meinen Gedanken zu geben.
Nach vielen Jahren beginnen meine Schmerzen zu verblassen. Sie werden nie ganz verschwinden, dafür hatte ich die Menschen viel zu lieb. Ich möchte doch nur, das sie so weit verschwinden, damit genug Platz für Barbara und mich bleibt, ist das zu viel verlangt ?

Alles Gute und Schöne Peter

[Peter1]

Hallo
Ich war gerade, um 17Uhr30 eine halbe Stunde mit Chilly im Wald. Auf dem Rückweg habe ich mich gefühlt, als stände ich am Hochofen. So schnell wie man schwitzt, kann man gar nicht trinken, Jetzt mache ich es wie die Wüstenvölker, und trinke heißen Pfefferminz Tee. Mal schauen, ob das hilft.

Peter

[Bittchen]

Lieber Peter ,

ich koche jetzt auch Tee zum Abendessen.
Sehr kalte Getränke regen den Kreislauf an,das erhöht zusätzlich das Schwitzen.
Da haben die Wüstenvölker nicht unrecht.
Aber heute Nachmittag haben wir uns doch einen Eiskaffee gegönnt und auch genießen können.
Noch ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße
Bittchen

[Christiane1]

Lieber Peter,

ich denke auch, dass man Hilfe bekommt, wenn man sie braucht, ich bin es nur (noch) nicht gewohnt zu fragen. Bei dir ist wirklich das ganze Netz angesprungen, als du nicht allein weiterkonntest, mir würde manchmal schon eine/r reichen mit Rückgrat, aber das ist meistens wohl sehr ungünstig gerade oder löst schlechte Gefühle aus bei anderen, wenn deren Leben gerade schön ist.
Bei mir ist es auch schön, mit Betonung auf auch, nur nicht so oft. Denk immer dran, du hast es geschafft!.

Liebe Bittchen,
ich hoffe sehr, dass ich (und wir alle) im Falle eines Falles überleben und weiterleben werde, davon gehe ich jetzt mal aus.
Wer will schon Schmerzen spüren, vor allem, wenn sie schon Teil des Lebens waren wie eine zweite Haut. Schön wäre, wenn man das teilen könnte und sich nicht so allein fühlt, aber andererseits denke ich oft, es hat schon seinen Grund, dass es so ist wie es ist.
Wäre ich gläubig, käme ich eventuell auf die Idee auserkoren zu sein mich um die Mutti zu kümmern und müsste ihr Leid quasi auf meinen Schultern tragen, aber ich hatte pragmatisch gesehen als Frührentnerin die meiste Zeit und stand zur Verfügung, na, was für ein Glück, und das nicht nur für sie!;-).

Liebe Manu,
was für ein schönes Erlebnis mit deiner Oma, das gab dir bestimmt viel Trost.
Mein Vater war auch so, dass er gerne über die Kirche schimpfte, aber auch gerne zu Weihnachten wie ein kleines Kind mit leuchtenden Augen darin sass und das Vaterunser mitmurmelte. Ich dagegen habe die Scheiben gezählt und geduldig gewartet, bis die Türen vorne wieder geöffnet wurden. Gar nicht mal ablehnend, aber ich wusste schon immer,
dass es nicht meins ist, auch zu intolerant alles;-).

Liebe Grüsse, hier kühlt es langsam ab, durchatmen ist angesagt.

Christiane