Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Bambinii
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Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bambinii »

Hallo zusammen,
ich nehme seit jetzt knapp 2 Wochen 50mg Sertralin. Ich weiß, dass die Medikamente ihre Zeit brauchen um zu wirken. Ich habe Sertralin schon zweimal genommen und es wieder abgesetzt, wenn es mir besser ging. Ich weiß also eigentlich aus eigener Erfahrung, dass es wieder besser wird. Hoffnungslosigkeit ist ja auch ein Symptom der Depression und wenn ich jetzt dadrin feststecke, kann ich nicht glaube, dass da ein Licht am Ende des Tunnels ist.

Hier sind viele Artikel zu Medikamenten zu finden, aber ich habe Angst was ich da alles lesen könnte „hat nicht angeschlagen, seine Wirkung verloren, schlimme Nebenwirkungen usw.“
Ich möchte euch bitten hier nur von euren positiven Erfahrungen mit Antidepressiva zu berichten. Wie sie euch helfen. Vielleicht nehmen einige ja schon seit Jahren Antidepressiva und kommen damit gut zurecht. Mittlerweile wäre das auch für mich eine Lösung. In 6 Jahren hatte ich 3 Episoden, das kann so nicht weitergehen.
Her mit euren Antworten, alles was Hoffnung macht, ist willkommen!
Liebe Grüße
Bambinii
Bittchen
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bittchen »

Liebe Bambini ,

es ist dein gutes Recht deine eigenen Erfahrungen hier positiv zu schildern.
Noch vor wenigen Jahren konnte ich nicht verstehen,wenn Menschen gegen die Einnahme von Psychopharmaka waren.
Nebenwirkungen hatte ich oft ,die Ads wirken ja bei jedem anders oder auch gar nicht.
Trotzdem habe ich sie weiter genommen und ganz viele Wirkstoffe probiert,auch Sertrali.
Durch Sertralin hatte ich ständig schlimmen Durchfall und ich wurde dann auf Citralopram umgestellt.
Das vertrug ich zumindest besser mit dem Darm.
Wenn du bis jetzt nur Positives berichten kannst ,dann ist das für dich sehr gut.
Da wünsche ich dir sehr,dass es bei dir gut läuft und du die depressive Störung gut
überwinden kannst.
Aber MEDIKAMENTE HEILEN NICHT,das solltest du nicht vergessen!!!
Bei mir ist Vieles falsch gelaufen,das werde ich auch weiter schildern,weil ich es selbst so erlebt habe.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Monchen12345
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Bambinii,

In meiner ersten Episode haben mir 30mg Citalopram ganz gut geholfen.
In der zweiten Episode hatte das nur sehr wenig Erfolg, über einen Versuch mit Venlafaxin (bis 375mg) bin ich dann bei Bupropion gelandet. Nach ca. 10 Tagen ging es mir fast schlagartig deutlich besser. Ich hab mit 150mg letztes Jahr im Januar angefangen. Es waren dann ungefähr 2 Monate später, dann wurde es auf 300mg hochgesetzt. Damit und mit viel Therapie wurde es immer besser. Seit 3 Wochen versuche ich mit 150mg klar zu kommen. Das ist gar nicht so einfach, aber es geht so halbwegs... Bin halt grundsätzlich der Meinung dass ich Medikamente so lange und viel nehme wie nötig, aber eben auch nicht länger.
Ich weiß, du willst nur die positiven Seiten hören, aber die gibt es eben nicht nur.
Die Frage ist zum Teil einfach die, womit man besser leben kann.
Regenschirm
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Regenschirm »

Hallo Bambinii,

im Jahr 2002 habe ich zum ersten Mal 20mg Fluneuin genommen, nachdem ich vorher 12 Jahre lang als trockene Alkoholikerin durch das Leben gestrudelt war. Der Psychiater hatte mich immer mal gefragt, ob ich nicht lieber was nehmen wollte, ich hatte es aber abgelehnt, da ich von den anonymen Alkoholikern " Pille statt Pulle" gewöhnt war und mich straeubte. Allerdings brachten aber alle Versuche wie Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, Homöopathie, Klinik-Aufenthalte , Bewegung, etc...keine durchschlagende Wirkung.
2002 konnte ich nicht mehr und begann etwas einzunehmen. 3 Wochen lang ungeheure Müdigkeit und dann legte sich der Schalter um. Was ich dann erlebt habe, hatte ich in meinem Leben noch nicht kennengernt und hat mich Jahrelang echt positiv umgehauen.
-Die ewig schweren abwertenden Gedanken VERSCHWANDEN von selbst
- ich mochte MICH selbst
- ich gewann an Sicherheit im Umgang mit Anderen, mit mir und mit meiner Tochter
- ich konnte auf der Arbeit meine Kompetenzen zeigen und mich sicher einbringen
- das soziale Miteinander wurde leichter, da ich nicht mehr ewig so unendlich empfindlich war
- ich musste nicht mehr dauernd gereizt und aggressiv reagieren
- ich konnte dem Leben zunehmend schöne Seiten abgewinnen
- ich durfte Fehler machen und fand mich trotzdem in Ordnung
- mein Selbsthass verschwand
bis hierhin erstmal?
Insgesamt kann ich sagen , dass mir die Einnahme von AD`S mittlerweile Sertralin eine Lebensqualität beschert hat, die ich vorher nicht kannte.
Dennoch finde ich natürlich auch Einiges kritisch und nicht leicht, besonders Dosisveränderungen , Absetzen und ohne AD leben. Aber damit wollen wir uns ja hier nicht mit beschäftigen.
ganz liebe Grüße
Regenschirm
Bambinii
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bambinii »

Das sehe ich genauso! So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Letztlich glaube ich, dass ich die Medikamente im letzten Jahr zu schnell abgesetzt habe. Aber irgendwie meine ich dann immer, mir geht’s wieder gut, brauche ich nicht mehr.

Danke Regenschirm, auf solche Antworten habe ich gehofft!!
CJ43
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von CJ43 »

Hallo Bambinii!
Ich hatte in 25 Jahren etwa 6-7 Episoden. So genau weiß ich das gar nicht mehr. Können auch 8 gewesen sein und mehrere kleinere Episoden dazu, die ich ohne Behandlung durchgestanden habe.
Gleich das zweite Medikament, Fluoxetin, hat mir gut geholfen. Gerade in sehr schlechten Phasen habe ich nach dem Ansetzen von Fluoxetin gemerkt, das meine Grübelschleifen im Kopf langsamer und kürzer wurden. Ein wahrer Segen! Das hat mich nämlich immer völlig verrückt gemacht und eine große innere Unruhe ausgelöst. Diese Endlosgedanken an Versagen, Katastrophen und Minderwertigkeitsgefühlen, die kamen nicht mehr so sehr in den Vordergrund.
Die Medikamente habe ich nach Besserung immer wieder abgesetzt. Ich wollte "ganz normal" sein, ohne Medikamente und dachte immer wieder, dass ich es jetzt im Griff habe.
Leider kamen die Depressionen immer wieder schleichend zurück. In manchen Lebensphasen habe ich nur irgendwie funktioniert, bin arbeiten gegangen, habe die Kinder versorgt, aber Lebensfreude und so, das war über lange Strecken nicht drin.
Auf der Suche nach Besserung habe ich Psychotherapie gemacht. Das erste Mal hat mich das gut stabilisiert. Das zweite Mal (Psychoanalyse, bei einem Mann, nach einem halben Jahr abgebrochen) ging es mir sehr viel schlechter.
Zur Reha bin ich auch 2x gewesen und davon habe ich wirklich jedes mal profitiert.

Und trotzdem: die Depressionen blieben mir treu.
Mit den Jahren bin ich (zum Glück!) pragmatischer geworden und habe kapiert, dass mir niemand eine goldenen Verdienstmedaille umhängen wird, weil ich so tapfer ohne Antidepressiva aushalte.
Ich nehme seit einigen Jahren nun durchweg 20mg Fluoxetin am Tag. Es ging mir noch nie so gut!
Damit meine ich nicht: euphorisch über eine Wiese tanzen und Blumen schwenken, sondern einfach ein normal gutes Leben.
Mich selbst ganz ok finden. Nachsichtiger gegenüber anderen sein. Den Sommer genießen, abends den Grillen zuhören. Mich freuen, dass meine Kinder groß werden.
So ganz normales Zeugs eben, das früher immer durch Ängste und Sorgen überlagert gewesen ist.
Dafür bin ich unendlich dankbar. Wenn es nach mir geht, setze ich mein AD nie wieder ab.

An Medikamenten nehme ich sonst überhaupt nichts ein. Außer Vitamin B12, weil ich vegan lebe.
Ob das Zeug heilt oder nicht, ist für mich irrelevant. Das tun ja Insulin, Blutverdünner, Blutdrucksenker usw. auch nicht. Kommt es darauf an? Ich finde: Nein.
Es kommt auf mein Leben an und wie ich mich damit fühle.

Tja, das sind so meine Erfahrungen mit Antidepressiva.
Viele Grüße, Constanze!
Regenschirm
Beiträge: 59
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Regenschirm »

Ach wie herrlich Constanze, genauso oder so ähnlich habe ich es auch erlebt. Die Depression mit allen Facetten zog sich durch und war ein Teil jeder Zelle meines Koerpers. Ich konnte mich noch so anstrengen, der rote Faden blieb. Ich erlebe es auch als unglaubliche Erleichterung so wie du es sagst einfach relativ normal leben zu dürfen.Und keiner wird auf meinen Grabstein schreiben.Sie schaffte es ohne AD.
Danke für eure Beiträge, das tut mir total gut!
Lieben Gruß
Regenschirm
Bambinii
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bambinii »

Eure Nachrichten tun mir gerade auch richtig gut! Musste lachen über das Bild mit der Wiese und den Blumen und auch über den Grabstein :D
Vielen Dank dafür! Ein kleiner schöner Moment, die sammle ich gerade bis mein AD auch endlich richtig wirkt.
LG Bambinii
yellohmellow
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von yellohmellow »

Ich nehme seit 1997 Fluoxetin. Meine Lebensqualität hat sich dadurch grundlegend verbessert. Nach 4 Jahren mußte die Dosis angepasst werden, von 20mg auf 40mg, die nehme ich bis heute täglich.

Ich denke nicht gern an die Zeit zurück vor der Behandlung mit dem Antidepressivum. Durch die Depression habe ich meinen Arbeitsplatz verloren, ich hatte kaum noch Kontakte, habe um ein Haar auch meine Partnerin verloren, hatte phobische Ängste, bin manchmal panikartig aus dem Supermarkt geflüchtet, hab den vollen Einkaufswagen einfach stehen gelassen. Ich hatte Zwänge, Angst vor Menschen, Suizidgedanken. Das alles war innerhalb von 2 Monaten wie weggeblasen.

Ich konnte sogar erstmals mein musikalisches Talent in einer Band einbringen und mich am Beifall des Publikums bei Auftritten erfreuen. Das alles wäre ohne das Medikament unvorstellbar gewesen.

Meine Hoffnung gilt heute der Entwicklung neuartiger Behandlungsmethoden, damit auch die ca. 40 Prozent der Betroffenen, denen Antidepressiva leider nicht helfen, endlich die Hilfe erhalten, die auch Ihnen ein lebenswertes Dasein ermöglicht.

LG yellohmellow
anna54
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
wie gut dass es Erfolge gibt,ich habe leider kein Glück,mir helfen Antidepressiva nicht,machen mich unendlich unruhig,ohne auch nur einen Schritt gehen zu können.
Aber ich weiß auch um die anderen Patienten,die Gutes berichten können.
Viel Mut und eine gute Zeit
anna54
Unhappy38

Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Unhappy38 »

Hallo Zusammen,

@Regenschirm und Constanze: welche ADs habt ihr denn genommen, die euch so gut geholfen haben?

Ich selbst habe seit zwei Wochen eine Packung Mirtazepan zu Hause liegen. Habe mich noch nicht getraut sie zu nehmen. So viele Leute haben geschrieben, dass man davon matschig in der Birne wird und todmüde ist und ich habe mich einfach noch nicht getraut, damit anzufangen. Denke meistens, ich schaffe das auch so. manchmal denke ich aber auch anders... ich weiß es einfach nicht :-/ (schrecklich, diese Unentschlossenheit!)

Liebe Grüße,
Unhappy
ßßßß

Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von ßßßß »

@unhappy38

keine Angst vor Mirtazapin
hat bei mir zwar nicht positiv gewirkt, aber die nw hielten sich in grenzen.
Das mit dem einschlafen war bei mir so das ich 15-20min nach einnahme im bett sein musste, weil das wie ein ausschalter funktionierte.
Regenschirm
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Regenschirm »

Also ich habe Fluneurin von 2002-2007 genommen. Hat unglaublich positiv gewirkt. Dann bin ich in einer Reha-Maßnahme auf 100mg Sertralin umgestellt worden. Konnte das 2007 erstaunlicherweise ohne größere Probleme auf 50mg reduzieren. Dann habe ich es mal 1, 5 Jahre unter immer größer werdenden Qualen ganz ohne AD versucht. Was dann kläglich scheiterte. Dann wieder 50mg Sertralin. Und bis die positive Wirkung einsetzt können bei mir von 3- 7 Wochen vergehen mit ganz üblen seelischen Qualen, was dann aber tatsaechlich vorbei geht und ich mich dann gut bis sehr gut fühle. Vor 3 Jahren bin ich dann auf 100mg , die ich auch aktuell wieder nehme. Zwischendurch meine ich immer , ich müsste es mit Weniger probieren. Ist aber nur noch schwierig und qualvoll.
Also Fluneurin und Sertralin hat Beides sehr gut gewirkt. Aber bei mir ist davon Loskommen schwierig bis nicht möglich, weil ich mir nicht mehr vorstellen kann mit diesen seelischen Qualen und Anstrengungen durch das Leben zu gehen.
liebe Grüße
Regenschirm
Unhappy38

Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Unhappy38 »

Danke für eure Antworten! Ich frag mich halt, wenn es 2-4 Wochen dauert, bis es richtig wirkt, ob ich dann überhaupt arbeiten gehen kann? Gehe zwar nur 4h aber hab ja auch mittags noch die Kinder... denkt ihr, dass ist zu schaffen?

Lg,
Unhappy
Regenschirm
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Regenschirm »

Da die Medikamente bei jedem unterschiedlich wirken koennen, ist das schwer zu sagen. Bei meiner ersten Einnahme war ich vor allem unglaublich müde und ging aber in aller Muedigkeit meinen Aufgaben nach. Ca. 3 Wochen lang. War zu bewältigen. LG Regenschirm
Pusteblume2019
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Pusteblume2019 »

Hallo zusammen,

es war für mich als Neuling sehr interessant Eure Beiträge zu lesen. Derzeit leide ich sehr unter meinen negativen Gedanken und bin hin- und hergerissen, ob ich wieder mit einem AD beginnen sollte. Lange Zeit über habe ich versucht ohne klarzukommen, was sehr viel Kraft kostet. Ich habe Angst vor der "Prozedur" und sich selbst einzugestehen, dass es vielleicht das Beste ist (ist auch nicht so beglückend).

Ich fühle mich dermaßen hilflos. Zum Arzt zu gehen und sich wieder einzugestehen, dass man wieder Hilfe braucht. Das ist so ätzend. Einen Therapieplatz zu bekommen ist fast aussichtslos. Es gibt hier auf dem Land zu wenig Therapeuten - dafür viel zu lange Wartelisten.

Es gibt Tage, da habe ich auf den ganzen Mist einfach keine Lust mehr.

…. So der Arzttermin ist ausgemacht … Ich möchte es so gerne ohne schaffen, doch es ist so anstrengend das Leben zu bewältigen.

Herzliche Grüße an Euch (Schreiber & Leser)
Bittchen
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bittchen »

Hallo zusammen,
ich bin nicht grundsätzlich gegen die begrenzte Einnahme von Ads bei schweren Depressionen.
Jeder Betroffene sollte aber informiert sein auf welche Behandlung er sich da einlässt und was es für Schwierigkeiten beim Absetzen geben kann.
Auch die Spätschäden bei langer Einnahme sollten nicht immer wieder verschwiegen werden,das finde ich fahrlässig.

https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... on210.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Beste Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Sieglinde1964
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Sieglinde1964 »

Ich nehme seit 11 Jahren jetzt Venlafaxin in 150 mg und es hat mir bisher sehr gut geholfen. Vorher war ich immer mit anderen Medikamenten ziemlich antriebslos und zurückgezogen und auch die depressiven Phasen waren nie ganz weg. Ich vertrage Venlafaxin auch sehr gut und kann auch wieder seit einigen jahren arbeiten gehen da ich recht stabil und gut mit dem Medikament eingestellt bin.
Bambinii
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bambinii »

Vielen Dank für deine Nachricht Sieglinde,
vielleicht sollte ich nochmal einen Termin beim Psychiater machen. Irgendwie fühle ich mich dieses Mal von Sertralin gar nicht gut unterstützt. Ich bespreche das mal mit meiner Therapeutin. Ich freue mich aber weiterhin über viele positive Erfahrungen!!!
LG Bambinii
sonnenblume71
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von sonnenblume71 »

Liebe Bambinii,
du nimmst jetzt ca. 11 Wochen Sertralin, oder? Wenn du bis jetzt keine deutliche Verbesserung spürst, ist ein Termin beim Psychiater sicher gut (evtl. Dosisanpassung oder anderes AD).
Ich habe gute Erfahrungen mit der Einnahme von ADs (und schlechte, nach dem Versuch sie abzusetzen). Ursprünglich habe ich Citalopram 20 mg gegen atypische Gesichtsschmerzen verordnet bekommen und es war das einzige Medikament, das mir half (selbst Morphiumspritzen in die Nervenwurzeln wirkten nicht). Ca. 4 Jahre (2007) später habe ich es von heute auf morgen abgesetzt, als ich wusste, dass ich schwanger bin. Acht Wochen nach der Geburt habe ich dann wieder 30 mg Citalopram genommen und im Laufe der Monate ging es mir wieder besser. 2012 habe ich das AD über 2-3 Wochen ausgeschlichen und ein halbes Jahr später (verbunden mit einer Anpassungsstörung auf eine berufliche Situation) bin ich in eine tiefe Depression gerutscht. Mein damaliger Psychiater verordnete mir wieder Citalopram, das anfänglich wirkte, bis zu einer Schildrüsen-OP, in deren Folge ich massive Schlafstörungen entwickelte. In der psychiatrischen Klinik wurde ich nach dem Versuch mit Trevilor (das mich unruhig machte) auf 60 mg Cymbalta eingestellt.
Diese Dosis nehme ich bis heute. Nach einer langen Rede, könnte ich es so auf den Punkt bringen: AD sind meine Schwimmflügel, den Kopf muss ich selber über Wasser halten!
Der Grund, warum ich jetzt wieder in eine Depression gerutscht bin, sehe ich nicht in der fehlenden Wirkung des ADs, sondern in meiner fehlenden Selbstfürsorge, die aufzubauen jetzt meine Aufgabe ist.
Wie Constanze so treffend sagte „Ich habe kapiert, dass mir niemand eine goldene Verdienstmedaille umhängen wird, weil ich so tapfer ohne Antidepressiva aushalte.“
Liebe Grüße
Sonnenblume 71
Bittchen
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bittchen »

Hallo zusammen,liebe Sonnenblume,

um Mal zu relativieren,was du geschrieben hast.

Keiner erwartet,das bei einer schweren Depression eine Medaille verliehen wird,weil er oder sie ohne Ads klar kommt.
Antidepressiva heilen nicht,sie KÖNNEN aber bei einer schweren Depression unterstützen!!!
Die Erfahrungen ,die du bei deinen Gesichtsschmerzen gemacht hast,bestreite ich nicht.
Denn depressive Störungen können sich auf sehr viele Nerven auswirken.
Eine Nervenschädigung kann aber auch bei zu hoher und zu langer Dosierung von Psychopharmaka passieren.
Bei Neuroleptika sind Spätschädigung wie Neuropathien schon medizinische erwiesen.
Bei Antidepressiva wehren sich noch die Psychiater das zuzugeben,aber andere Fachärzte äußern sich da auch negativ in dieser Richtung.
Es gibt es ganz verschiedene Erfahrungen und leider kein Mittel was immer wirkt.
Die Pharmaindustrie hat da sehr lukrative Interessen.
Aber die Forschung ist schon sehr eingeschränkt worden,zu teuer ,weil sowieso in den vielen Jahren in Richtung Psychopharmaka nicht viele Erfolge zu verzeichnen waren!!!
Der Profit ist ja sowieso sicher,es werden immer mehr Psychopharmaka verschrieben,auch Kinder sind da schon ein großer Markt.

Liebe Grüße
Bittchen

PS.Ein pharmakritisches Buch kann zur Info hilfreich sein,entscheiden kann nur jeder mit seinem Arzt gemeinsam ,wie der Weg aus der Krise sich gestalten kann.

http://www.sgipt.org/medppp/medik/10gebote.htm" onclick="window.open(this.href);return false;
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sonnenblume71
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von sonnenblume71 »

Liebe Bittchen,
ich stimme mit dir überein, dass ADs nicht helfen, in dem Sinne, dass sie die Ursache für Depressionen beseitigen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie bei schweren Depressionen unterstützend wirken.
Die Nervenschmerzen waren nicht die Folge von der Einnahme von AD, bis dato habe ich keinerlei Psychopharmaka eingenommen.
Ich traue mir in meiner momentanen Lebenssituation (100 /´% alleinerziehend, voll berufstätig) nicht zu, ohne AD zu „leben“, auch wenn ich deine Position verstehen kann, ja sogar bewundere, dass du ohne „Krücke“ lebst. Selbst mein Psychiater und mein ehemaliger Psychotherapeut sehen die Einnahme von AD kritisch.
Ich würde mich freuen, wenn du mir ein wenig schildern könntest, wie du ohne Schwimmflüge den Kopf über Wasser hältst.
Liebe Grüße
Sonnenblume 71
Leben heißt, nicht zu warten bis der Sturm vorbeizieht, sondern, zu lernen im Regen zu tanzen!
yellohmellow
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von yellohmellow »

Ich fand den Vortrag von Thorsten Sträter gestern beim 5. Patientenkongress Depression in Leipzig sehr gut. Er begann damit, die Pharmaleute als Verbrecher zu bezeichnen, die Medikamente aus Profitgründen auf den Markt bringen, für die die passenden Krankheiten erst noch erfunden werden müssen.
Doch dann wurde er persönlich und berichtete von seiner eigenen Depression. Und darüber, daß er dankbar ist, daß es Antipressiva gibt, die ihm letztlich, allerdings nach viel Ausprobieren, so geholfen haben, daß er sehr dankbar dafür ist, daß es die Mittel gibt, ohne die er möglicherweise nicht mehr leben würden, so besch... ging es ihm.
Es gibt eben immer zwei Seiten der Medaille.

LG yellohmellow
Bittchen
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von Bittchen »

Hallo yellohmellow und liebe Sonnenblume,

Es gibt immer zwei Seiten,bei schweren Depressionen können Antidepressiva hilfreich sein,das
bestreite ich ja nicht.
So viel wie nötig und so wenig wie möglich.

Bei Thorsten Sträter (ich mag in seine Beiträge über Depressionen sehr gerne),kann ich nur empfehlen sehr genau hinzu hören,denn der wird nicht ein Leben lang weiterhin Pillen schlucken.
Er hat viel in seinem Leben verändert!!!
Auch finde ich es sehr gut ,dass er sich als Schirmherr einbringt,denn er weiß sehr gut wovon er spricht.
Liebe Grüße
Bittchen

Auch sein Umgang mit Depressionen gefällt mir.
https://www.youtube.com/watch?v=O7c7g26X0Ng&t=45s" onclick="window.open(this.href);return false;

PS.Tobi Katze,der Freund von Thorsten Sträter, ist auch in der Öffentlichkeit vertreten und sein Buch "Morgen ist leider auch noch ein Tag" hat mir auch sehr gefallen.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
yellohmellow
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Re: Positive Erfahrungen mit Antidepressiva

Beitrag von yellohmellow »

Bittchen hat geschrieben:Hallo yellohmellow und liebe Sonnenblume,

Es gibt immer zwei Seiten,bei schweren Depressionen können Antidepressiva hilfreich sein,das
bestreite ich ja nicht.
So viel wie nötig und so wenig wie möglich.
E
Die Frage ist, gibt es wirklich „leichte Depressionen“?
Mit Walter Kohl, der gestern übrigens beim Kongress m.M.n. den besten Beitrag lieferte,
sage ich (auch aus Erfahrung), die gibt es nicht.

Man sollte es lieber „ beginnende Depression“ nennen. Ich mag jetzt nicht darüber streiten, ob man bei einer beginnenden Depression bereits mit Medis beginnen sollte oder erst dann, wenn Sie in ihrer ganzen Dimension aufgeblüht ist. Ich habe bei meiner „beginnenden Depression“ mir mit Baldrian, Knoblauchpillen oder Tai Ginseng versucht zu helfen, leider vergeblich.

Thorsten Sträter gestern zur Frage aus dem Publikum, was er von Homöopathie hält:
„Das ist was für Leute, denen „TicTac“ Pillen zu billig sind“ :)

LG yellohmellow
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