Wenig Schlaf

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Rich
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Wenig Schlaf

Beitrag von Rich »

Hallo Zusammen,

Habe schon lange nicht mehr hier was geschrieben.
Die letzte Zeit Schlaf ich extrem schlecht. Möglicherweise auch weil ich beruflich viel unterwegs war. Heute ist aber besonders schlimm. Ich bin ich Bett seit Stunden und nichts. Tue mich drehen, die Gedanken dehnen sich auch, und werden dabei immer schlimmer.
Habe irgendwie Angst.., fühlt sich nicht gut an.
Was kann man da machen? Ist jemand überhaupt da?
Ich würde am liebsten weg, da wäre ich aber weiterhin alleine.
Keine Ahnung... vielleicht kommt wieder.
Grüße
Rich
Aurelia Belinda
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Rich,
Ganz schlecht einschlafen können über einen längeren Zeitraum, Plus Angst und Gedanken kreisen, ist vermutlich ein Zeichen dass was gewaltig außer Takt läuft bei dir.
Sind diese Ängste mit bestimmten Situationen verbunden?
Und in welche Richtung gehen die Gedanken beim wach liegen?
Du warst viel beruflich unterwegs in letzter Zeit, vielleicht zu viel?
Vielleicht brauchst du eine Verschnaufpause.
Ich hatte das auch oft in der Vergangenheit, ewig wach liegen, grübeln, Angst.
Die Angst entsteht dann meistens als Folge der eigentlichen Überlastung im Alltag oder Beruf.
Du solltest erst mal reflektieren ob dein Pensum aktuell vielleicht zu hoch ist. Schlafmangel Ost sehr zermürbend.
Hält es länger an, auch einen Arzt aufsuchen.

Erst mal wünsche ich dir mehr Ruhe,
Weniger Gedanken kreisen.
LG Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Rich
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Rich »

Vielen Dank für die Antwort. Ich habe tatsächlich seit längerem Schwierigkeiten mit dem Schlafen. Gestern war es aber extrem.... ich war extrem müde, bin sehr schnell eingeschlafen. Aber nach weniger als zwei Stunden war wieder wach und dann ging es nichts mehr.... ich wollte irgendwann einfach aufstehen und los... keine Ahnung wohin.

Die Gedanken waren nicht schön .... weiß es nicht ob ich es beschreiben kann... vielleicht lieber nicht.

Ein Arzt ... ich war schon etwa 2 Jahren in einer Therapie. Am Ende war für mich wie in die Folterkammer... habe viel Kraft sammeln müssen um sie abzubrechen. Letzten Februar habe ich versucht etwas zu finden, reihenweise Absagen bekommen. Ehrlich, möchte mir sowas nicht antun. Aber habe eben das Problem, nirgends Hilfe zu finden. Auch wenn ich mir welche wünsche. Gestern zum Beispiel, hätte sie nötig gehabt...

Grüße

Rich
Camille
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Camille »

Lieber Rich,

Du brauchst dringend Hilfe.

Ich kenne diese Nächte - nach 2 Stunden Schlaf ist man wach und dann ist da nur noch Verzweiflung. Und alles wird immer schlimmer und schlimmer.

Du kommst da alleine nicht mehr raus.

Ich habe Angst um dich. Bitte hole Dir Hilfe.

Du kannst dich jederzeit rund um die Uhr in einem Krankenhaus vorstellen - deine Gedanken und Ängste schildern. Ganz ohne Überweisung oder Einweisungsschein.

Oder wähle die Notfallnummer - steht hier oben rechts.

Ich spüre deine tiefe Verzweiflung - aber auch Dir kann geholfen werden

Bitte Pass auf dich auf

Camille

Wenn es Dir helfen sollte - dann kannst du auch hier schreiben.
Aurelia Belinda
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Rich,
Ich sehe das eigentlich auch wie Camille.
Ich denke du gehörst in medizinische und therapeutische Hände.

Du sagst du willst keine Therapie mehr.
Das ist zu verstehen.
Wenn sie nichts geholfen hat, oder du enttäuscht warst, gut.

Aber es gibt so viele verschiedene Arten von Therapie. Vielleicht war es noch nicht dir richtige für deinen Zustand.

Es gibt Leute die erst nach mehreren Therapien Erfolg haben.
Sich besser fühlen.

Der Zustand jetzt wird dich über kurz oder lang kaputt machen.

Ich hatte das auch. Ganz, ganz lange Zeit. Ohne Therapie hätte ich null Chance gehabt wieder ins Leben zurück zu finden. Ich war ein Wrack.

Das nicht einschlafen können.
Oder immer nach ein, zwei Stunden wach sein, zermürbt.
So wirst du dann langwierig gesehen deinen Job auch nicht gut ausführen können. Dann lieber eine ordentliche B Behandlung. Ambulant oder stationär.
Und dann kann man positiver in die Zukunft blicken.

Welche Medikamente nimmst du?
Welche Art von Hilfe hättest du heute Nacht gerne gehabt?
Einfach ein Mittel was dir mal Ruhe und Schlaf bringt, das Gedankenkreisen mal unterbricht.
Oder moralischen Beistand?
Der hilft mir z.B oft besser als jede Tablette.
Auch hab ich schon mal den Krisendienst angerufen. War auch gut.
Da hat Camille ja auch drauf hingewiesen.

Kann mich so gut in deine Lage versetzen.
Ich hatte das so viele Jahre.
Immer wieder. Das raubt so viel Kraft.
Deshalb, such dir bitte Hilfe.
Am Ende ist es nie der Job. Sondern immer die Gesundheit, die zählt.

So gerne du auch deinen Beruf ausübt.
Das versuchen wir doch alle.
Manchmal braucht es aber eine “ Pause “ um zu neuen Kräften zu kommen.

Gute Besserung.
Liebe Grüße,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Rich
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Rich »

Was ich gemeint habe ist, ich will nicht durch die ganze Prozedur um einen Therapieplatz zu bekommen. Wie gesagt, ich habe praktisch nur absagen bekommen. Alle mit den ich telefonierte haben erhebliche Zweifel, die Kasse würde mir nochmal was bezahlen nach dem die erste Therapie abgebrochen worden ist. Umso weniger haben sie sich darum bemüht einen Termin für mich zu organisieren. Ich kann zwar verstehen dass zu wenig Therapeuten gibt, aber ganz ehrlich, kann ich was dafür? Wie soll ich einschätzen, ich brauche das wirklich? Wie soll ich wissen, welche Therapieform für mich geeignet ist wenn ich von Fach null Ahnung habe und bekomme nicht die Chance, mit jemandem darüber zu reden?

Mit Medikamenten habe ich persönlich große Probleme... habe von ganz nah erlebt, wie jemand Medikamente genommen hat und würde nie besser. Die Tabletten zu schlucken war am Ende eine noch zusätzliche Belastung.

Ich kann leider nicht aufhören... irgendwie muss es weiter gehen. Mir eine Auszeit zu nehmen wäre denke ich fatal.... nicht wegen der Arbeit, oder zumindest nicht nur. Die Welt nimmt keine Auszeit, alles um mich herum läuft weiter wenn ich Pause mache. Da werde ich mit den gleichen Problemen konfrontiert, wenn meine Pause zu Ende ist. Oder die Probleme sind sogar gewachsen... kann das gut gehen? Da habe ich meine Zweifel.

Grüße

Ricardo
Camille
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Camille »

Lieber Rich,

Ich verstehe dich - ich hatte und habe auch bis heute große Angst, beruflich zu "pausieren."

Ich habe es abgelehnt, mich krankschreiben zu lassen. Meine Psychiaterin und meine THerapeutin haben meine Beweggründe ernst genommen - es mir nur zu meinem "eigenen Wohl" nahegelegt "eine Pause" zu machen. Ich konnte weiter im Beruf bleiben - was für mich sehr wichtig war. Das wirst auch du können - wenn du es möchtest.

Ich habe auch den Rat mich stationär behandeln zu lassen, abgelehnt. Ich dachte, dass ich dann "noch" tiefer falle - ich dachte, es steht mir nicht zu - ich hätte mich noch mehr gehasst und verachtet, dafür meine "KInder" zu versorgen.... Niemand hat mich gezwungen. Ich habe mit meiner Psychiaterin und meiner THerapeutin gemeinsam entschieden, wie es weiter gehen kann. Das wird auch bei Dir so sein.

Du musst auch keine Medikamente nehmen, wenn du es nicht möchtest.

Und eine Therapie steht Dir zu - egal, ob du eine abgebrochen hast oder nicht.

Du kannst beraten lassen z.B. bei einem Psychiater oder Hausarzt- wie er dich einschätzt und was er Dir rät. Auch welche Therapieform. Du kannst auch hier im Forum dich nach unterschiedlichen Therapieformen erkundigen. Und nach deinem "Bauchgefühl" gehen - was du glaubst, was für dich geeignet sein könnte.


Es gibt Möglichkeiten, dass es Dir wieder besser geht.

Auch wenn du sie im Moment nicht siehst oder nicht daran glauben kannst.


Es wird Dir wieder besser gehen


Camille
Aurelia Belinda
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Rich,
Ja, das stimmt schon. Es ist einfach eine Tortour nach einem neuen Therapieplatz zu schauen.
Viele sagen ab, da ist man erst mal hilflos.
Welche Therapie geeignet ist rät eigentlich ein Facharzt.
Aber wie Camille sagt, du kannst dich au h hier etwas informieren.

Du kannst auch gerne deine schlimmen Gedanken erzählen. Vielleicht kam man es so besser einschätzen.
Diagnosen stellen aber halt Fachärzte.

Mit Medikamentn für die Psyche bin ich nach reichlich schlechter Erfahrung auch sehr vorsichtig.
Vielleicht könnte man die aber mal vorübergehend mit was “ leichtem “ helfen.
Oder etwas zum Schlafen.
Ich verstehe auch sehr gut dass man natürlich in seinem Beruf bleiben will, darin gut sein will, das kann man aber eben am besten, wenn es einem gut geht.

Und dir geht es z.Z. nicht gut.

Wenn du willst schildere doch mal welche Ängste dir den Schlaf rauben.

Alles Gute,
LG Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1684
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Rich,

hier im Diskussionsforum können Sie sicher zusätzlich Unterstützung finden, wenn Sie stabil genug sind.
Wir können und dürfen jedoch keine Krisenintervention leisten. Ihre aktuellen Beiträge hören sich für mich so an, als sollten Sie zunächst Ihren Hausarzt oder aber auch eine Notfallambulanz aufsuchen.

Herzliche Grüße
Anne Blume
Philosophin
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Philosophin »

Hallo Rich,

es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht und du kaum schlafen kannst! Ich schlafe zurzeit auch sehr schlecht- in manchen Nächten gar nicht. Das lange wach liegen verleitet zum Grübeln und kann Ängste bis ins Unerträgliche steigern. Dennoch habe ich persönlich festgestellt, dass es wichtig ist, Schlafstörungen nicht überzubewerten und zu dramatisieren. Es ist wichtig, dass du das im Blick hast, wahrnimmst, dass etwas nicht stimmt, dass deine Depression evtl. stärker wird und du nach Lösungen suchen solltest. Aber, wenn du jetzt jede Nacht wachliegst und dich verurteilst, weil du schon wieder nicht schlafen kannst, wird es nicht besser werden- im Gegenteil kann das einen unangenehmen Teufelskreis in Gang setzen.

Du kannst auch nach einer schlaflosen Nacht arbeiten und deinen Alltag bewältigen- es wird sich nicht gut anfühlen, aber es geht. Den fatalsten Fehler, den ich in meiner Depression gemacht habe, ist komplett aus dem Alltag ausgestiegen zu sein.

Vielleicht kannst du dein Arbeitspensum reduzieren? Die vielen quälenden Symptome der Depression zeigen dir, dass du etwas ändern solltest und nicht so weitermachen kannst, wie bisher. Wenn du gar nicht darauf hörst, kann es dir passieren, dass für viele Monate gar nichts mehr geht.

Deine ablehnende Haltung gegenüber Medikamenten kann ich gut nachvollziehen! Ich weigere mich, jeden Tag Tabletten zu schlucken und habe lange genug die negativen Effekte von Antidepressiva ausgehalten. Es gibt aber auch Medikamente, die du bei Bedarf nehmen kannst, um wenigstens mal eine Nacht gut zu schlafen und dich zu erholen. Eine Zeit lang haben mir Atosiltropfen geholfen- die lassen sich leicht dosieren und haben nicht so eine lange Halbwertszeit.

Ansonsten ist es- gerade mit Schlafstörungen- wichtig, jeden Tag um die gleiche Zeit ins Bett zu gehen und wieder aufzustehen. Egal, ob du arbeiten musst, oder nicht.

Zu einem Hausarzt-/Psychiatertermin rate auch ich dir.

Für mich stehen heute noch eine Fahrstunde und Arbeiten an- ohne Schlaf in der letzten Nacht. Es ist belastend und furchtbar anstrengend, aber keine Katastrophe. Vielleicht wird die nächste Nacht erholsamer. Wenn ich die beiden Termine wegen meiner Müdigkeit nun absagen würde, wäre mir nicht geholfen. Ich nehme Rücksicht auf die Depression, wenn ich mich heute Mittag nochmal hinlegen werde.

Ganz liebe Grüße
Philosophin
Rich
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Rich »

Hallo Zusammen,
erstmal, vielen dank für die Rückmeldungen. Es ist schön zu merken, dass man irgendwie gehört wird.
Ich bin auch sehr dankbar für die Vorschläge die zweifellos Sinnvoll sind … leider kann ich mir nicht vorstellen, wie ich etwas davon umsetzten kann.
Meine Arbeit ist zwar eine große Belastung für mich (es war früher nicht so), ich habe zum großen Teil bereits reduziert. Leider kann man als Selbständiger sich nie wirklich aussuchen, wann man arbeitet und wann nicht. Entweder hat man die Arbeit oder kann man die Rechnungen irgendwann nicht mehr bezahlen. Ich bin auch kein Überflieger, der sich vieles leisten kann; wenn ich was Falsches mache, bin ich draußen … wenn ich oft Projekte absage auch, es gibt eben Tausende die den Job besser machen könnten wie ich. Ich muss leider vorsichtig sein nicht das wenige zu verlieren was ich habe. Und damit wären viele Träume am Boden …
Sind aber eben nur Träume, könnte man sagen. Für sie habe ich aber bereits einiges gemacht …
Das ist ein Beispiel von den vielen Ängsten, die ich habe. Wenn etwas mit dem Job nicht gut geht, es könnte eine Kettenreaktion in Gang setzten, am Ende bleibt nichts mehr. Aber von allen habe ich Angst um meinen Sohn, bzw. meinen Kindern. Während dieser schlaflosen Zeit kreisen sich ständig Gedanken über sie; ob nichts passieren wird, ob sie fürs Leben genug Kraft haben werden … ob ich als Vater das richtige mache für sie … auch ob nicht das schlimmste passieren könnte.
Es ist ganz schwierig zu beschreiben, alles was mir durch den Kopf geht. Auch weil selten nur ein Gedanke mich beschäftig. Meistens sind viele die kommen und gehen, überschneiden sich oder einfach verschwinden. Das alles nachzuvollziehen ist sehr anstrengt …
Ich glaube leider nicht, dass ich Hilfe wo anders finden werde … leider … weder bei Medikamente, noch bei anderen … noch weniger bei einem Arzt. Vielleicht liege ich falsch, aber so sieht es für mich aus … ich muss das alleine schaffen, irgendwie.
Rich
Welshcorgi
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Welshcorgi »

Hallo Rich,

sorry, aber das wird jetzt sehr hart und deutlich.

Du schreibst: "Ich glaube leider nicht, dass ich Hilfe wo anders finden werde … leider … weder bei Medikamente, noch bei anderen … noch weniger bei einem Arzt. Vielleicht liege ich falsch, aber so sieht es für mich aus … ich muss das alleine schaffen, irgendwie."

Okay dann mach einfach so weiter! Was wird dann passieren? Du wirst irgendwann zusammenbrechen und für Monate oder Jahre ausfallen! Du wirst Insolvent gehen und Deine Familie und Du werden von ALG II (zu deutsch: Hartz4) leben müssen. Deine Träume kannst Du alle begraben. Willst Du das? Ich denke nicht.

Meine "vorschreiber" haben Dir schon geraten zum Arzt zu gehen. Das rate ich Dir auch. Entweder zum Hausarzt oder am Besten zu einem Psychiater. Keinen Termin machen - anrufen, sagen Du bist ein Notfall und hingehen. Du brauchst Hilfe und zwar dringend!
Wieso glaubst Du denn, daß Dir kein Arzt helfen kann? Jeder hier im Forum hat einen behandelnden Psychiater. Die einen nehmen Medis - die anderen nicht. Ärzte helfen jeden Tag Millionen von Menschen in Deutschland. Sie werden auch Dir helfen. Denn Du brauchst Hilfe.

Zu den Medikamenten: Ich gehöre nicht zu denen die Medikamente ablehnen. Meiner Meinung nach, brauchst Du dringend Antidepressiva: Eine Sorte zum Schlafen und eine andere für den Antrieb am Tag. Die Medikamente werden Dir helfen Dein Gedankenkarusell zu druchbrechen. Sie werden Dir einen erholsamen Schlaf bescheren und Dir für den Tag Antrieb geben damit Du weiterhin Deinen Beruf machen kannst und Deine Familie versorgen kannst. Und sie werden Deine negativen Gedanken eindämmen. Denn auch sie sind typisch für die Depression.
Du wirst vielleicht am Anfang Nebenwirkungen haben. Die meisten gehen nach einiger Zeit weg. Bleiben sie, muss man ein anderes Medikament nehmen.

Und Du wirst eine Therapie machen müssen. Wenn die Medis wirken wirst Du dazu in der Lage sein.

Das alles dauert seine Zeit: Die Medikamente müssen wirken, man muss die richtigen finden, einen Therapieplatz zu finden dauert. Aber den Arztbesuch den kannst Du schnell erledigen. Also, gehe es an. Je früher, je besser sind Deine Chancen.

Warum schreibe ich Dir das alles so deutlich und klar? Weil ich ähnliches wie Du mitgemacht habe. Ich habe auch geglaubt kein Arzt kann mir helfen. Dann kam es zum Totalzusammenbruch. Als ich mich nach 10 Tagen aus der Akutklinik entlassen habe weil die nichts mit mir machten, bin ich zu meinem damaligen Hausarzt der auch Psychotherapeut war. Ich hatte wie Du keinerlei Krankheitseinsicht. Er hat sofort angefangen mit mir zu arbeiten. Wöchentlich musste ich zum Gespräch kommen und Medikamente nehmen. Bei unserem dritten Gespräch ist er ausgeflippt. Er hat mich angebrüllt: "Jetzt begreifen Sie doch endlich mal, daß Sie an einer lebensbedrohenden Krankheit leiden". Das war deutlich und laut und ich hatte es endlich begriffen!

Bitte mache Dir das klar: Du leidest an einer lebensbedrohenden Krankheit und um die wieder los zu werden musst Du zu einem Arzt sonst wird es übel. Bei einem entzündeten Blinddarm würdest Du ja auch zum Arzt gehen. Oder würdest Du Dir den selber raus schneiden? Also.

Wenn Du das jetzt alles nicht schaffst weil die Krankheit Dich blockiert, dann rufe Dir einen Rettungswagen. Das ist die letzte Möglichkeit.

Ich hoffe Du nimmst mir meine deutlichen Worte nicht übel. Aber ich hatte das Gefühl, daß man Dir anders nicht beikommen kann. Man muss Dich mal anbrüllen damit Du aufwachst.

Alles Gute und Gute Besserung.

Liebe Grüße
Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Welshcorgi
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Welshcorgi »

Nachtrag:

Du schreibst: "Alle mit den ich telefonierte haben erhebliche Zweifel, die Kasse würde mir nochmal was bezahlen nach dem die erste Therapie abgebrochen worden ist."

Sorry, aber dann haben die keine Ahnung. Ich habe auch eine Therapie abgebrochen und danach problemlos eine weitere Therapie genehmigt bekommen. Der Therapeut muss nur in seinem Gutachen darlegen warum eine erneute Therapie notwendig ist. Dazu waren die mit denen Du gesprochen hast wohl zu bequem.

So, nun genug. Und bitte gehe zu einem Arzt. Du brauchst dringend Hilfe und kannst Dir nicht selber helfen.

Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Rich
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Rich »

Ich war knapp 2 Jahre wöchentlich 3x in der Therapie. Auch wenn es mir sehr schwer fiel … niemand kann sagen, ich habe keine Hilfe gesucht.
Ich habe bereits mehrere Male ernsthaft versucht mich beruflich neu zu orientieren damit die Belastung kleiner wird und ich mehr Zeit und Energie für meine Familie haben kann … ohne Erfolg. Keiner kann mir Untätigkeit vorwerfen.
Mein Sohn war wegen mehrere OPs 4 Monate in der Klinik, wo er sehr gut betreut war, aber seine Genesung ging es deutlich länger. Nach der Entlassung hat keiner sich dafür interessiert, ob ich mit seiner Betreuung überfordert war oder nicht. Ich weiß also sehr gut, dass Hilfe nicht von Himmel fällt.
Trotzdem trage ich die volle Verantwortung dafür, dass jetzt alles so ist wie es ist. Man kann also anders ausdrücken, am Ende ist es meine Schuld.
Dass die Therapeuten mit den ich gesprochen habe zu bequem waren, glaub ich auch. Ich kann sie aber nicht ändern. Nicht mal böse sein kann ich, sie sind wohl von Arbeit überlastet. Es ist aber trotzdem meine Schuld, dass ich keine Hilfe bekomme.
Denkst du nicht, ich bin der einzige der daraus kann? Wer denn sonst?
Grüße
Rich
Camille
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Camille »

Lieber Rich

Alles, was du gerade geschrieben hast, zeigt wieviel Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft du mitbringst. Aber auch der belastbarste Mensch kann auch mal am Ende seiner Kräfte sein. Und dann darf man Hilfe annehmen.


Auch du darfst das.


Auch ich habe mich nicht als krank erkannt - dachte immer nur, dass ich ein Versager sei - habe mich so für mich und mein Unvermögen geschämt - meint, dass ich müsse mich nur mal zusammenreißen - da könne mir auch kein Arzt helfen - ich bin ja an allem selbst schuld usw.

Das sind die typischen Gedanken, wenn man ganz tief drin steckt. Du hast schon so viel geleistet - so viele schwere Moment durchgestanden. Du bist so stark. Und auch so erschöpft.

Gehe zum Arzt - Anne Blume und Welshcorgi haben Recht.

Dir kann geholfen werden
Tue es für deine KInder
DEine Familie
und auch für Dich

Du darfst das annehmen
Camille
Aurelia Belinda
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Rich,

Doch ich traue dir sehr viel zu.
Aber ob du da wirklich ganz alleine wieder raus findest, es ist vieles möglich.
Über lange Zeit kann man mit großem Durchhaltevermögen unmögliches schaffen.
Das kenne ich selbst.
Auch von meinem Mann.
Auch er dachte, alle Verantwortung liegt bei ihm. Er war am Ende Alleinverdiener.
Die Existenz Ängste können einen zermürben.

Du bist ganz sicher ein super Familienvater. Da gibt's für mich keine Zweifel. Vielleicht hattest du einfach wie so oft zu vieles an Belastung in letzter Zeit.

Da kann das Gleichgewicht auch mal kippen. Du bist immerhin viel beruflich unterwegs, da ist es nicht einfach sich um alles familiäre zu kümmern.
Du hast doch nichts falsch gemacht, wie kommst du da drauf?

Warum sollst du schuld sein?
Niemand hier wirft dir vor, du hättest dich nicht bemüht um Hilfe.
Klar hast du das. Du hattest Therapie.
Ich vermute du hast einfach zu starke existenzielle Ängste auf der einen Seite.
Und die Sorge deiner Kinder auf der anderen Seite. Und diese Gedanken lassen dich nicht los, was sehr gut nachzuvollziehen ist.

Die Frage bleibt trotzdem, warum gibst du dir Schuld an allem.
Und warum willst du auf Biegen und Brechen da alleine durch.
Mit Unterstützung ist es sicher hilfreicher.
Das mit der OP deines Sohnes war wohl eine ziemlich komplizierte Genesung.
Du sagst da hat sich niemand drum geschert, ob du da überfordert warst.


In dem Zusammenhang habe ich mich gefragt,bist du denn Alleinerziehend?
Wenn ja, gibt es doch auch wenn man beruflich selbständig ist u. Arbeiten muss, Hilfeleistungen der Krankenkasse.
Eine andere Art der Unterstützung kannst du Dur die vielleicht vorstellen.
Z.B. jemanden für die Kinder.
Damit du dich auf deinen Beruf konzentrieren kannst.
Nur eine Überlegung.
Wie geht es denn dem Kranken Sohn heute.
Ist da wieder alles gut?

Also ich sehe es so, du brauchst zumindest vorübergehend Hilfe.
Einmal medizinisch gesehen, zum Beispiel um wieder besser schlafen zu können.
Mit wenig Schlaf, vielen Sorgen ist man weniger leistungsfähig. Und du möchtest seinen Beruf weiter gut machen.
Die andere Art von Hilfe könnte so aussehen, dass du jemanden zur Unterstützung stundenweise Hast für die Kinder.
Du kannst nicht wenn du beruflich sehr oft unterwegs sein, überall sein.
Das kann niemand.
Da braucht es immer Unterstützung.
Deswegen, mache dir keine Vorwürfe.
Du bist nicht schuld.

Du hast nur zu viel um die Ohren durch einmal beruflichen Druck, und dazu kamen private Dinge.
Das kann jeden aus der Bahn werfen.

Du sagst du hast beruflich schon geschaut nach Alternativen, und reduziert.
Es wirft dir keiner hier vor, du hättest nichts versucht.

Aber dein Gedanken Kreisen kennen eben sehr viele hier, ich hatte selbst lange damit zu kämpfen.
Von daher glaube ich, so ganz alleine ist es zu schwer da raus zu kommen.

Ich wünsche dir die richtige Entscheidung, im Sinne deiner Kinder.
Und deines Wohlbefindens.

Gruß Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Rich
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Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Rich »

Hallo,

Erst mal vielen Dank für die Nachricht... es ist toll zu merken, jemand hat sich so viele Gedanken über das was ich erzähle.
Weil alleine das erzählen mir sehr viel Kraft kostet. Auch wenn ich es eigentlich möchte. Gestern war wieder eine schreckliche Nacht, ich quälte eine ganze Weile im Bett bis ich endlich einschlafen könnte. Dabei überlegte ich oft, ich könnte hier noch was schreiben. Es ging aber einfach nicht ... es waren so viele Gedanken die mir durch den Kopf gingen, ich könnte nichts wirklich fassen. Wüsste weder wie ich anfangen noch wie ich etwas zu Ende formulieren könnte.
Heute weiß ich eigentlich auch nicht ... ich dachte ich versuche es trotzdem...
Ich denke schon dass ich einiges falsch gemacht habe ... das alle Fehler machen, ist klar. Nur meine Stören sehr ... warum auch immer. Schlimm ist aber das Gefühl, es ist zu spät wieder gut zu machen. Beruflich sehr wahrscheinlich. Und mit meinen Kinder, ich lebe mit Angst ... alles was ich tue könnte für sie Konsequenzen haben. Ich bin die ganze Zeit verunsichert. Trotzdem muss ich handeln, jeden Tag. Sie hören nicht auf zu wachsen, es geht immer weiter, gefühlt immer schneller. Davon kann man definitiv keine Pause machen.
Nein, ich bin kein alleinerziehendem. Aber ich fühle mich so ... die ganze Verantwortung liegt bei mir. Es war schon immer so, und es wird sich wohl nicht ändern.
Vielleicht ist das am schlimmsten ... dass man doch, egal was man tut, am Ende ist man da doch alleine. Und man kommt nicht weiter.
Keine Ahnung ob ich heute etwas geschrieben habe was Sinn macht. Wenn nicht, es tut mir leid. Es war ein Versuch.

Liebe Grüße

Rici
Aurelia Belinda
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Wohnort: Mittelfranken

Re: Wenig Schlaf

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Rici,

Ich finde es gut verständlich wie du deine Sorgen schilderst.
Es ist traurig und belastend für dich,
Dass du sämtliche Last auf deinen Schultern trägst.....

Aber warum ist das so.
Diese Frage solltest du dir stellen.
Du bist nicht alleinerziehend,
Also auch in meinen Augen nicht komplett für alles verantwortlich.

Wie kommst du darauf.
Dass alle Probleme Dir geschuldet sind.
Das macht mich nachdenklich.
Meistens sind es doch viele Faktoren die zu Problemen führen.
Hast du in der Vergangenheit Fehler begangen?
Denkst du deshalb Du bist schuld.
Selbst wenn das so wäre, Fehler machen ist menschlich.
Diese ausbaden müssen kann schwierig sein.
Es ist besser diese zu akzeptieren.
Und für die Zukunft es besser zu machen.
Und das Beste aus schwierigen Situationen zu machen.

Aus Fehlern kann man immer lernen.
Es ist nie zu spät.
Wieder gut machen ist nicht nötig in dem Fall. Das kann man nicht.
Wir können die Zeit nicht zurück drehen.

Was wir aber können, ist daraus zu lernen. Immer wieder. Immer aufs Neue.

Niemand ist an einer Situation alleinig schuld. Es spielen meist viele Dinge rein.

Ist es möglich dass du einen ganz kleinen Teil deiner Verantwortung in andere Hände abgibst.
Du schulterst meiner Ansicht nach zu vieles.

Der Schlafmangel, das schlechte Einschlafen, die Gedanken.....
Kommen nicht von irgend wo her.
Sind eine Folge von zu viel Last.

Zu deinen Gedanken, ist es so dass du das Gefühl hast deinen Kindern nicht oder nicht mehr genügen zu können... .
Dem Druck im Beruf nicht dauerhaft Stand halten zu können.....
Und gibt es dafür Gründe?

Also, gesundheitliche sind klar....
Können jeden Treffen der zu viel Belastung hat. Aber noch andere Gründe?

Sind die Gedanken So, dass du glaubst das alles nicht mehr aushalten zu können, weg laufen zu wollen.....
Dann kenne ich diese Gedanken.
Sie sind sehr zermürbend.

Sind die plötzlich aufgetreten,
Oder hat sich das gesteigert.?
Hat es viel mit dem Druck im Beruf auch zu tun.
Oder ist familiär auch einiges in der Schieflage.
Alles in allem wäre das dann die Konsequenz was das Fass dann zum Überlaufen bringen kann.

Wenn es so oder so ähnlich ist,
Wurst du da schlecht ganz alleine wieder raus kommen.
Meine Vermutung, bzw. Auch eigene Erfahrung.
Vielleicht doch nochmal irgend eine Art an Unterstützung suchen.

Alles, alles gute.
Liebe Grüße,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
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