Mutter einer depressiven Tochter

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Petra50
Beiträge: 9
Registriert: 28. Dez 2018, 18:53

Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von Petra50 »

Hallo zusammen,
ich weiß so langsam nicht mehr weiter. Meine Tochter 24 Jahre ist seit 6 Wochen völlig zurückgezogen. Arzt hat mittelschwere Depression diagnostiziert. Einweisung für Klinik haben wir auch bekommen und warten jetzt auf einen Platz. Wer hat Erfahrung? Wie soll ich mich als Mutter verhalten wenn sich die Tochter völlig abkapselt. Habe auch die Vermutung, dass sie sich selbst verletzt. Aber Antworten bekomme ich von ihr nicht.
Wir sind im Raum Stuttgart. Kann mir vielleicht jemand Rat geben.
Danke
ptrckhf
Beiträge: 7
Registriert: 18. Nov 2018, 17:13

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von ptrckhf »

Hallo Petra,

ich fühle mit dir. Ich war lange Zeit als Jugendlicher depressiv und mache gerade wieder eine Phase durch, bin jetzt 27.
Meine Mutter hat sich auch immer sehr schwer getan, das richtige zu tun und zu sagen. Das tut sie sich heute immer noch, auch wenn sie sehr bemüht ist. Das bist du wohl auch, sonst hättest du dich nicht hier angemeldet.
Es ist jedoch schwierig, Ratschläge zu geben, wie man sich verhalten soll. Dazu weiß ich bisher noch zu wenig von deiner Tochter, der Situation und dem ganzen drumherum.

Schau dir mal den Trailer auf YouTube zu "To the Bone" an. Zwar ein Film über Magersucht, dem Mädchen geht es aber auch nicht gut und hat Probleme mit Ihren Eltern. Vielleicht findest du da schon mal einen "Hinweis", wie man sich als Eltern nicht verhalten sollte.

Ich wünsche dir bis dahin erst einmal alles Gute
John4155
Beiträge: 395
Registriert: 23. Mai 2011, 18:41

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von John4155 »

Hallo Petra,

ich kann deine Ratlosigkeit und Ohnmacht verstehen. Anbei ist ein Link mit Informationen für Angehörige von Erkrankten. Das Dokument beinhaltet ein paar Tips wie du dich in dieser Situation verhalten könntest. Viel Glück!

https://www.leitlinien.de/mdb/downloads ... ge-kip.pdf
Viele Grüße

John
Petra50
Beiträge: 9
Registriert: 28. Dez 2018, 18:53

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von Petra50 »

Hallo ptrckhf,
wie hat sich Deine Mutter Dir gegenüber verhalten? Hast Du sie auch ignoriert? Ich habe den Film angeschaut und nein, so werde ich mich ganz sicher nicht verhalten. Aber wie dann? Sie sitzt nur noch im Zimmer. Tagsüber wach, nachts wach. Reden sinnlos, ich werde einfach stehen gelassen. Vielleicht kann ich es besser verstehen wenn Du mir Deine Sichtweise mitteilst.
Grüße Petra
ptrckhf
Beiträge: 7
Registriert: 18. Nov 2018, 17:13

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von ptrckhf »

Hallo Petra,

es tut mir sehr Leid für euch, dass ihr das durch machen müsst und ich kann es mir auch gut vorsellen, wie hilflos du dich fühlst.
Leider kenne ich euch beide und eure Situation nicht und ich glaube, es ist sehr schwierig, allgemeingültige Tipps oder Ratschläge zu geben.

Es ist sehr schwierig, die richtige Mischung zu finden. Auf der einen Seite könntest du deine Hilfe und ein offenes Ohr anbieten und Interesse zeigen, aber auch nicht aufdringlich wirken oder sie ausfragen, denn dann verschließt sie sich vielleicht noch mehr.

Wenn ich mich zurückerinnere an damals, wollte ich immer mit meiner Mutter reden und ihr erzählen, was los ist. Irgendwie habe ich es aber so gut wie nie geschafft und mich getraut. Selbst wenn sie mich darauf angesprochen hat, was los ist, habe ich kein Wort rausgebracht. Es hat trotzdem gut getan, dass sie gefragt hat und sich um mich gekümmert hat. Aber wie gesagt, es ist ein sehr schmaler Grat zwischen "Fragen, was los ist" und "Vorwürfe machen, weil sie es dir nach dem zehnten Mal fragen immer noch nicht sagt".

Was wohl auf alle Fälle notwendig wäre, ist ein Therapeut zu finden. Aber das wird schon eine Mammutaufgabe, wenn man die Wartezeiten betrachtet, verschiedene Therapieformen durchschaut, bis man die richtige findet.
yeri
Beiträge: 9
Registriert: 1. Apr 2019, 20:13

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von yeri »

Hi ich habe selbst eine Tochter mit Depressionen und mich würde Mal interessieren wie es jetzt deiner Tochter geht, Dein Schreiben ist ja schon einige Zeit her. Ich habe seit längerer Zeit mit dieser Problematik bei meiner Tochter zu tun und komme da immer Mal an meine Grenzen. Macht Deine Tochter schon eine Therapie? Wenn ja dann wünsche ich Euch das es funktioniert. Bei meiner Tochter bin ich da mitlerweile nicht mehr so überzeugt davon . Sie war letztes Jahr für 6 Wochen in einer Klinik und danach wurde es schlimmer. Im Moment macht sie eine ambulante Therapie und es geht immer weiter bergab. Manchmal denke ich es war vielleicht ein Fehler. Ich wünsche Dir viel Kraft, denn die wirst Du brauchen.
Katerle
Beiträge: 11309
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von Katerle »

Finde es auch schwierig, da Ratschläge zu geben. Wichtig ist, dass du ein offenes Ohr für deine Tochter hast und für sie da bist, ohne aufdringlich zu wirken und ohne Vorwürfe.
Bei meiner Tochter wurde während der Schwangerschaft eine Depression diagnostiziert und wir hatten telefoniert. Ihr ging es zwischendurch mal nicht so gut und ich mache mir da aufgrund der Entfernung auch Sorgen. Ich sage z. B. meinen Kindern, dass ich sie liebe und wenn sie mich mal wieder brauchen für meinen Enkel, dass ich dann da bin. (Habe selbst gesundheitliche Probleme).
Ausserdem habe ich meiner Tochter auch gesagt, da ich ja nicht so präsent sein kann, dass sie sich andersweitig Hilfe sucht. Und wenn wir uns begegnen, nehmen wir uns in den Arm.

Alles Gute für euch,
Katerle
Petra50
Beiträge: 9
Registriert: 28. Dez 2018, 18:53

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von Petra50 »

Hallo Yeri, es ist einige Zeit vergangen aber es ist nicht besser geworden. Beim Vorgespräch in der Klinik hielt es die Ärztin nicht für sinnvoll meine Tochter aufzunehmen, da sie extrem Probleme hat wenn Menschen in ihrer Nähe sind (abgesehen davon wollte sie auch nicht dort bleiben). Sie hat sich dann ambulante Termine besorgt. Diese Ärztin riet ihr zum stationären Aufenthalt in einer Klinik!! 2 Ärzte 2 verschiedene Aussagen!! Sie sollte jetzt am Montag aufgenommen werden für 4 Wochen. Sie hat den Termin gestern abgesagt. Sie geht nicht hin. Wieso und warum, keine Ahnung, denn sie redet nicht. Gut gemeinte Ratschläge (von Leuten die in so einer Situation nicht stecken) wie "sie darf dir nicht auf der Nase rumtanzen, du musst durchgreifen und so weiter habe ich genügend gehört. Wie es jetzt weiter geht? Kurzinfo von ihr, sie geht arbeiten und zieht aus. Aber wie soll das gehen? Sie fängt immer wieder Sachen an und im letzten Moment wird alles abgebrochen (zum Glück hat sie ihr Ausbildung abgeschlossen). Du siehst yeri bei uns sieht es auch nicht besser aus und was die Zukunft bringt, wer weiß schon. Ich wünsche Euch alles Gute
LG Petra
Hope25
Beiträge: 2
Registriert: 7. Jul 2019, 08:13

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von Hope25 »

Hallo Petra ich bin neu in diesem Forum habe gerade deinen Bericht gelesen ich habe vollstes Verständnis für deine Situation da ich die gleichen Erfahrungen mit meiner Tochter gemacht habe sie ist vor zwei Jahren an einer mittelschweren Depression erkrankt ist jetzt 18 Jahre alt auch sie hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen und wollte einfach nicht mit mir über ihre Probleme sprechen letzt endlich ist sie in eine Klinik kommen wo sie vier Monate geblieben ist im April 2018 hat sie die Klinik verlassen und ist seit dem in therapeutischer Behandlung und trotzdem hat sie jetzt wieder einen Rückfall bekommen .Ich weiß einfach nicht wie ich ihr helfen soll die Therapiegespräche führt sie alleine die Therapeuten haben Schweigepflicht ich weiß einfach nicht was sie für Probleme hat das ist so ein großes umfassendes Thema und es belastet mich schon sehr dass ich nicht helfen kann wünsche dir und deiner Tochter sehr viel Glück ich weiß wie schwierig es ist ein Klinikplatz zu bekommen und Therapieplätze
binerchen
Beiträge: 23
Registriert: 14. Mai 2019, 07:35

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von binerchen »

Hallo zusammen,

bei meiner 16jährigen steht auch Diagnose Depression im Raum (hat gerade noch Kriseninterventionsgespräche, wir wissen also nix genaues). Sie zieht sich - zum Glück - nicht komplett von uns zurück. In guten Momenten spricht sie auch mit uns (allerdings nie über ihre Psyche).
Ich habe auch das Problem mit der Schweigepflicht. Also versteht mich nicht falsch, die finde ich prinzipiell gut, aber dadurch weiss ich halt auch nicht, inwieweit sie sich Therapeuten gegenüber öffnet und wenn sie sich nicht öffnet, kann es ja auch keine Erfolge geben, oder? Ich selber habe keine Erfahrung mit Therapien, weiss also auch nicht, wie sowas abläuft.
Sie möchte ja unbedingt stationär in eine Klinik, das haben wir jetzt auch am Laufen und warten auf einen Gesprächstermin. ich befürchte nur, wenn die Klinik einen stationären Aufenthalt nicht für nötig erachtet, dass meine Tochter dann in ein tieferes Loch fällt, weil sie sich ja so drauf versteift.


@hope25
wie lange musstet ihr auf den Klinikplatz warten?

ich glaube übrigens, von dem Rückfall darfst du dich nicht entmutigen lassen. Rückfall heisst doch, dass es ihr besser ging. Und die Klinik ist halt ein geschützter Raum (so stelle ich es mir jedenfalls vor). Da ist es natürlich schwierig wieder in das "normale" Leben reinzukommen.

@petra50
ohja, gut gemeinte Ratschläge sind auch Schläge.

Meine Tochter will sehr oft nicht in die Schule und weint dann, sagt, sie kann sich kaum bewegen, sie kann nicht in die Schule gehen. Da wurde mir auch schon angeraten, sie zu zwingen.

ich handhabe es im Moment so, dass ich ihr so oft wie möglich sage, dass ich für sie da bin. ich nehme sie in den Arm, wenn sie es zulässt (was oft der Fall ist) und versuche sie ansonsten in Ruhe zu lassen.

Freue mich über einen weiteren Austausch mit euch

Habt einen guten Tag

binerchen
Mausibaer
Beiträge: 14
Registriert: 2. Mai 2017, 17:41

Re: Mutter einer depressiven Tochter

Beitrag von Mausibaer »

Hallo zusammen,

ich bin zwar weder Mutter noch habe ich Kinder, aber ich bin selbst seit Jahren an einer schweren Depression erkrankt. Mich selbst hat immer gefreut, wenn mir meine Familie und Freunde gezeigt haben, dass sie da sind, wenn ich das will. Aber nichts hat mehr genervt und mich weggetrieben, wenn jemand ständig gefragt hat, wie es mir geht und gleichzeitig nach jeder Therapiestunde eine Besserung erwartet hat. Seid für eure Lieben da, aber GEHT IHNEN NICHT AUF DIE NERVEN. Sonst wird der Abstand nur größer. Ich habe auch Eltern und denen fällt das auch nach fast 5 Jahren noch schwer. Aber wenn täglich 2 mal das Telefon klingelt, gehe ich oft einfach nicht mehr dran. Das ist zumindest meiner Erfahrung.
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