Es ist so schwer immer zu kämpfen

Blumenwiese000
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Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Blumenwiese000 »

Hallo zusammen.

Ich muss jetzt auch mal hier was los werden. Im Moment geht es mir nicht so gut... Wie ich diesen Satz hasse, wenn ich ihn sagen muss.
Ich bin 36 Jahre alt, habe zwei Kinder (7+9, beides Jungs). Gehe 15 Std. die Woche arbeiten. Vor einem Jahr war ich 6 Wochen in Reha, dass hat mir sehr gut getan. Alle 3-4 Monate bekomme ich so eine Phase, die mich total runterzieht. Im Juni habe ich meine Tabletten abgesetzt.

Seit Freitag geht es mir wieder schlechter, ich merke das immer, dass ich dann schlapp bin, Magenprobleme bekomme und ständig weinen muss. Wenn ich nur genau wüsste, was immer der Auslöser dafür wäre... Seit 2014 leier ich an Depressionen. Eigentlich habe ich sie ja ganz gut im Griff, aber wenn dann diese Tage kommen, dann denke ich immer, es wird für immer so bleiben. Ich kann diese Krankheit nicht annehmen, verstehe nicht, dass ich nicht so viel kann. Arbeiten, Haushalt und die Kinder sind mir eigentlich schon zu viel. Und wenn dann noch die Termine dazu, weil die Jungs zB zur Logo müssen... Wieso schaffe ich das alles nicht, es ist ja nicht viel. Unser Haus ist nicht groß und sowieso mache ich nur das Nötigste. Ich hasse es, wenn es hier so aussieht, dass triggert mich natürlich. Jetzt sitze ich hier, die Jungs sind aus dem Haus, ich bin noch eine Minirunde mit dem Hund gegangen und völlig ko. Könnte nur weinen, Entspannungsübungen und was man sonst noch so gelernt hat, sind mir gerade so fern.
Ich habe Angst, dass ich bald keine Kraft mehr habe, immer nur zu kämpfen.
Bittchen
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Blumenwiese,

das können auch Absetzerscheinungen von den Psychopharmaka sein.
Das fühlt sich an wie eine erneute Krise.
Da gibt es im Netz schon sehr viel Informationen drüber.
Das würde ich dir empfehlen mal zu googlen.
Dein Psychiater wird dir raten dein AD erneut einzunehmen,das ist aber auch deine eigene Entscheidung.
Ich möchte dich da nicht beeinflussen,aber ich habe durch sehr lange, zu hoch dosierte Verschreibungen von Medikamente, auch Spätschäden.
Es gab Zeiten,da habe ich mich so schlecht gefühlt,da habe ich nur auf Chemie gesetzt,das war für mich falsch.
Aber es ist trotzdem ganz wichtig in ärztliche Behandlung zu sein.
Eine depressive Störung ist eine sehr ernst zu nehmende Krankheit.
Aber da du schon länger an rezidivierenden Depressionen leidest,wirst du auch wissen ,es geht wieder vorbei.
Gönne dir jetzt Ruhe,mit dem Hund raus gehen, ist schon sehr gut.
Du kannst jetzt nicht funktionieren,das würdest du mit einer körperlichen Krankheit auch nicht.
Gib dir Zeit,mache nur kleine Schritte ,aber bleib aktiv.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen gute Besserung.
Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Blumenwiese000
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Blumenwiese000 »

Ich habe die Medikamente bereits im Juni abgesetzt. Danach hatte ich eine Phase, das war wg den Medikamenten. Aber noch fast 4 Monaten würde ich nicht sagen, dass es daher kommt. Ich kann mich heute nicht aufraffen, selbst mit dem Hund vor die Tür ist mir zu viel. Eigentlich weiß ich ja, was zu tun ist, aber es geht gerade gar nichts. Vielen Dank für deine Antwort.
cyranosun
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von cyranosun »

Hallo
ich weiß genau wie Du dich fühlst. Die letzten vier Wochen war ich in der Wiedereingliederung. Diese Woche musste ich frei nehmen, da durch meine mehrere Monate dauernde Depression noch fast mein ganzer Jahresurlaub noch da ist. Jetzt scheint die Sonne und mir wäre es lieber wenn es regnen würde. Heute morgen beim Aufwachen war diese Angst wieder so stark. Trotzdem ich weiß es wird vorbei gehen und es lohnt zu kämpfen. Es wird vergehen und dann sieht man auch die Sonne wieder und kann die genießen.
Cyranosun
Bittchen
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Liebe Blumenwiese,

nur du kennst die Ursache deiner erneuten Krise.
Da will ich dir nichts einreden.
Ich habe von Januar-Mai 2017 20 mg Es-Citalopram ausgeschlichen.
4 Monate waren viel zu kurz ,nach 7 Jahren Einnahme.
Auch vorher immer wieder verschiedene Psychopharmaka,aber ich bin nie stabil geblieben.
Medikamente ,Akutklinik,Reha,Psychotherapie,die Liste ist lang,was ich über 30 Jahren versucht habe um die ätzende Depression los zu kriegen.
Du bist noch jung,vielleicht klappt es ja bei dir besser.
Bei mir wurde 15 Jahre nur mit verschiedenen ADs behandelt,die Psychotherapie wurde viel zu spät angeregt,da war die Depression schon chronisch.
Ich bin seit 25 Jahre in der Instituts Ambulanz in Behandlung,da ist bei mir viel falsch gelaufen.
Vorher haben Hausärzte, mit teilweise sehr starken Substanzen, an mir rum gedocktert.
Jetzt habe ich mich da auf keine medikamentöse Behandlung mehr eingelassen.
Im Moment bin ich nach vielem Stress wieder in einer depressiven Episode oder evtl.sind es noch Auswirkungen von dem Absetzsyndroms.
Das wird aber von meinem ärztlichen Psychologen verneint.
Wer weiß schon was richtig ist ?
Ich kann sehr gut nachempfinden wie du dich fühlst.
Nur du kannst für dich entscheiden,was für dich gut ist.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Blumenwiese000
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Blumenwiese000 »

Vielen Dank für eure Antworten.

Mir geht es anstatt besser, leider schlechter. Die Kids sind gerade aus dem Haus und ich bin so was von ko. Mir tut alles weh, habe Übelkeit und fühle mich krank. Dazu diese Traurigkeit! Wieso eigentlich, ist doch nichts Trauriges hier... Ich kann mich irgendwie auch nicht richtig ausruhen, weil ich keine Ruhe habe. Liege ich auf der Couch fühle ich mich schlecht und ehe mich mehr versehe, ist der Vormittag schon rum und die Jungs stehen wieder vor der Tür. Ich war gestern bei meinem Hausarzt, der kennt sich sehr gut mit dem Thema aus. Er sagte, ich sollte die Medis wieder nehmen, ich wäre eine junge Mutter und diese müsse ja irgendwie funktionieren und wenn es mir unter Medis besser geht, warum sollte ich mich da jetzt so quälen. Ja warum eigentlich? Ich habe da einfach Respekt vor, weil ich nicht weiß, welche Spätfolgen es verursachen kann. Ich habe Esicitalopram 15 mg genommen. So hoch ist die Dosierung doch nicht oder?
Sonne
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Sonne »

@Blumenwiese: Ich nehme seit 5 Jahren Medikamente und ich bin ganz klar eine Verfechterin davon. Ich verneine eventuelle Spätfolgen nicht, aber das weiss man nicht. Ich finde die Angst- und Panikmache hier im Forum total unangemessen. Oftmals machen Medis nämlich gerade den Unterschied damit man überhaupt therapiefähig ist und etwas ändern kann. Steckt man zu sehr im Loch, geht das nämlich unter Umständen nicht.

Ja, auch mich haben die ADs sensibler meinen Ängsten gegenüber gemacht, als ich die Medis mal versuchshalber abgesetzt habe. ABER: Mir haben sie das Leben gerettet und sie ermöglichen mir ein normales Leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Was habe ich von einem Leben in Armut und mit Rente, dafür ohne Medikamente? Genau nichts.

Deshalb: Wenn es dir mit den ADs besser geht, nimm sie. Dann hast du wieder so etwas wie Lebensqualität und das ist auch verdammt viel. Aber bitte mache nebenbei eine Psychotherapie, damit du lernst, mit der Depression umzugehen. Das ist ganz wichtig.
GiseEli
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von GiseEli »

Guten Morgen Blumenwiese.

Als ich deinen Eingangsbeitrag gelesen habe, dachte ich, "welch seltsame Unterschätzung deiner eigenen Höchstleistungen, die du täglich erbringst".

Du erziehst 2 Kinder, die auch Bedarf an Logopädie haben, also da Organisieren, Hinfahren.
Du meisterst den Haushalt für 4 Personen, neben dem Aufräumen des Hauses gehören da ja noch viel mehr Dinge dazu, so wie Einkauf, Kochen. (Ich nehme einmal an, dein Mann macht letzteres nicht).
Ach so, dann auch noch der Hund.

Und dann bist du auch noch berufstätig für 15 Stunden die Woche, also entweder täglich drei Stunden, oder an 3 Tagen 5 Stunden oder an 2 Tagen voll.

Eindeutige Mehrfachbelastungen, so empfinde ich es .

Und da klagst du dich an, dass das doch alles gar nicht viel sei, und du nicht wissest, warum du so erschöpft und k.o. bist.
Und du wirfst dir vor, das alles mit Links schaffen zu müssen.

Wahrlich, du bist ein Mensch und keine Maschine.

Wo sind deine kleinen Rettungsinseln, wo du auftanken kannst? Wo deine Seele baumeln darf, Zeit, die du nur ganz alleine für dich hast, so wie vielleicht mal ein Mädelsabend, oder nen Nachmittag gemütlich auf Balkonien ein Buch zu lesen, mal Schwimmen zu gehen und sich zu sonnen......
Das frage ich mich, wirken deine tausend Pflichten und das damit verbundene Zeitmanagment auf mich doch sehr kräftezehrend.

Und wie könnten Entlastungen aussehen? Ist der Job aus finanziellen Gründen nötig?
Kann eine Haushaltshilfe Erleichterung verschaffen.
Oder können die Pflichten des Haushaltes gerechter aufgeteilt werden?

Das sind lediglich Überlegungen von meiner Seite aus.
Du musst das nicht hier öffentlich beantworten.
Vielleicht dir im stillen Kämmerlein mal darüber Gedanken machen.
Wenn du es magst.

ADs sind nicht grundsätzlich und in jedem Fall eine schlechte Sache. Aus tiefsten Löchern können sie einen rausholen.
Erst einmal.
Hmmh, dann aber wäre es schön, wenn man sich das Leben so einrichten könnte, dass es einem auch öfters mal richtig gut geht.
Das kann ja nicht immer sein, weil Belastungen, Herausforderungen, Schicksalsschläge auch zu einem Leben dazu gehören und schwierige Gefühle deswegen nicht vermieden werden können.

ADs zu nehmen, oder verordnet zu bekommen, um wieder genauso zu funktionieren wie zuvor, das finde ich fragwürdig.

Ich wünsch dir so von Herzen, dass du liebevoll und fürsorglich mit dir umgehen kannst, und dir auch zugestehen darfst, dass deine Mehrfachbelastungen deine depressive Störung aufrechterhalten, vielleicht auch erst verursacht haben.

Ich wünsche dir so von Herzen.
Sei gut zu dir.
Pass auf dich auf.
Geh liebevoll mit dir um.
Erkenne, wieviel du leistest.
Mach dich nicht klein.

Eine Psychotherapie kann dir vielleicht helfen?

GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
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Franz Kafka
Welshcorgi
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Welshcorgi »

@Sonne:
Deine Meinung kann ich nur unterstützen. Danke, daß das mal jemand geschrieben hat.

Ich nehme seit über 15 Jahren AD's und habe nur geringe Nebenwirkungen. Die sind mir aber auch egal. Warum? Weil mir ADs das Leben gerettet haben.
Bevor ich die Pillen nahm hatte ich mehrere S-versuche und war in einer sehr schweren Depression. Seit ich die ADs nehme bin ich nie wieder in eine sehr schwere Depression gerutscht. Nein, gesund bin ich nicht: Ich habe eine rezidivierende mittelschwere Depression aber ich möchte diese Welt nicht mehr verlassen und lebe noch. Und das ist mir die Einnahme wert.

Übrigens: Wegen eines anderen Medikaments muss ich jedes Quartal zur Blutuntersuchung und meine Werte sind in Ordnung.

Ach ja, ich habe natürlich zu den Pillen auch noch Psychotherapie gemacht. Aber auch die war damals erst möglich als mich die Medikamente etwas aufnahmefähig gemacht hatten.

LG Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Welshcorgi
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Welshcorgi »

@Blumenwiese

Sorry, für den Off Topic Beitrag aber das musste bei mir mal raus.

Du schreibst, daß Du die Krankheit nicht annehmen kannst. Das kann ich sehr gut verstehen. Aber was wäre, wenn Du Dir ein Bein gebrochen hättest. Das würdest Du vielleicht leichter annehmen können. Letztendlich bleibt einem auch nichts anderes übrig. Ich habe die Erkenntnis das ich ernsthaft krank bin mit dem Holzhammer beigebracht bekommen: Mein damaliger Hausarzt hat mich nach dem dritten S-Versuch laut angebrüllt: "nun verstehen Sie doch mal endlich, daß Sie an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden". War zwar hart aber es hat bei mir gewirkt.

Du schreibst, daß Du in einer Reha warst. Hat man denn da keine Konzepte mit Dir erarbeitet die Dein Leben verändern und damit verhindern, daß Du schnell wieder in eine Depression abrutschst. Meine Vorposterin hat ja schon einiges angesprochen. Mit fällt noch ein, daß die Kinder auf eine Ganztagsschule gehen könnten und Du so von morgens bis zum Nachmittag erstmal Zeit für Dich hast.

Mir hat auch sehr mein langjähriger Psychiater geholfen. Immer wenn ich nicht mehr weiter wusste konnte ich dort aufschlagen. Auch ohne Termin, musste dann halt nur lange warten. Ich habe die Erfahrung mit Psychiatern gemacht, daß man denen nicht gut etwas vorspielen kann. Mein Psychiater erkennt wann es mir schlecht geht - auch wenn ich ihn anlächele und ihm sage, daß es mir gut geht. Mein Hausarzt würde das nicht erkennen. Er ergreift dann Maßnahmen, verändert die Medikation oder empfiehlt mir Psychotherapie.
Praktischerweise haben die Psychiater meistens auch ein paar Adressen von empfehlenswerten PsychotherapeuthInnen parat. Ja, sie dürfen es nicht. Aber machen es trotzdem. Durch meinen Psychiater bin ich immer zu einem für mich passenden Psychologen gelandet.
Vielleicht denkst Du mal darüber nach, ob Du die Krankheit Deiner Seele nicht in die Hände eines Facharztes legen solltest und Deinen Hausarzt nur noch für körperliche Probleme nutzt.

Um eine Psychotherapie kommst Du -meiner Meinung nach- nicht drum herum. Du brauchst jemanden der mit Dir zusammen Wege ermittelt wie Du aus der Depression raus kommst und nicht wieder in eine neue rutschst. Vielleicht findet Ihr zusammen auch eine Ursache.
Außerdem kann ein Psychologe auch Deinem Mann beibringen was sich bei Euch zu Hause alles ändern muss.

Es ist übrigens gar nichts dabei sich erstmal auszuruhen wenn die Kinder aus dem Haus sind. Im Freudeskreis hat auch ein paar junge Kinder und die Frau macht es genauso. Also, alles normal. Und es steht nirgendwo, das eine Frau 16 Stunden am Tag arbeiten muss um dann erschöpft noch 8 Stunden zu schlafen. Das hält niemand durch und wenn man auf die Beschwerden der Seele keine Rücksicht nimmt, dann fängt meist der Körper an zu meckern.

Ich hoffe ich konnte Dir ein paar Anregungen geben. Alles Gute.
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Bittchen
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Hallo Sonne,

hier macht keiner Angst oder Panik.
Eigene Erfahrungen dürfen aber geteilt werden.
Jeder kann das machen ,was er für richtig hält!!!
Die Antwort von GiseEli kann ich zu 100% unterschreiben!!!

LG Bittchen
Zuletzt geändert von Bittchen am 9. Okt 2018, 15:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Welshcorgi
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Welshcorgi »

Hallo Bittchen,

ich antworte jetzt auch mal, weil ich den Beitrag von Sonne unterstütze.

Du gehörst nicht zu denen die Angst und Panik machen. Du berichtest auch Deiner persönlichen Sicht. Auch wenn ich manchmal denke: hätte sie es sich bei dem Beitrag nicht mal verkneifen können: ist das Deine Sache.

Es gibt hier leider auch einige oder besser -einige wenige- User die den Leuten Angst vor Medikamenten machen in dem sie ihnen Nebenwirkungen zuschreiben die sie nicht haben. Das finde ich unangebracht und verantwortungslos. Man/frau muss immer davon ausgehen, daß der Beitragschreiber gerade evtl. in einer Krise ist. Das Panikmachen kann da böse enden.

Meine Meinung, jeder/e hat seine/ihre und das ist auch gut so. Das ist Demokratie und die müssen wir gerade in diesen Zeiten hochhalten.

LG Welshcorgi

P.S. Danke für Dein freundliches Willkommen. Und ich hoffe Du bist nicht sauer über meinen Beitrag. Ich weiss, Dir geht es nicht gut und ich möchte da nichts verschlimmern.
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Sonne
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Sonne »

Liebe Bittchen

Ich weiss, dass du mit starken Spätschäden von deiner jahrelangen Medikamenteneinnahme kämpfst. Das tut mir sehr leid, auch dass es dir momentan nicht gut geht.

Ich empfinde aber den Ton hier im Forum als sehr kritisch den Antidepressiva gegenüber. Das kann neue User, die hier Hilfe suchen, verunsichern. Mich hat es anfangs auch sehr verunsichert. Dabei haben viele von uns keine andere Wahl, als zumindest kurzfristig, manchmal auch längerfristig ADs zu nehmen, damit es einen Therapieerfolg geben und langfristig wieder ein normales Leben geführt werden kann.

Wir leben in einer Demokratie, und zum Glück kann jeder schreiben was er möchte und jeder Beitrag ist wertvoll. Ich möchte aber den kritischen Stimmen hier eine andere Sichtweise hinzufügen. Nämlich die, dass Spätschäden nicht bewiesen sind (Neuroleptika ausgenommen) und ADs eine grosse Hilfe auf dem Weg aus der Depression sein können, wenn man sie mit Psychotherapie kombiniert.

Ich glaube dir, Bittchen, dass deine körperlichen Beschwerden von deinem Medikamentencocktail kommen, den du jahrelang eingenommen hast. Ich denke aber auch, dass du und andere die damit kämpfen, nicht die Regel seid.
Bittchen
Beiträge: 5430
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Hallo lieber Welshcorgi,liebe Sonne,

ich möchte mir keinen Beitrag verkneifen oder mich gar rechtfertigen.
Ich habe sehr lange Erfahrung habe mit Ads.
Alle Substanzen in den über 30 Jahren, kann ich nicht mehr aufzählen.
Sehr lange war ich eine absolute Befürworterin von Psychopharmaka.
Da habe ich auch einige User genervt,die schon ganz andere Erfahrungen gemacht hatten.

Nachdem ich vor zwei Jahren Magengeschwüre bekam und dadurch bedingt auch Magenbluten,habe ich mich schlau gemacht über die Nebenwirkungen.
Steht ja alles im Beipackzettel,welche Auswirkungen sein könnten.
Sehr lange habe ich die Augen davor verschlossen und mein Behandler hat später auf mein Nachfragen geantwortet "Kann sein,nicht muss."
Übrigens,die mittelschwere Depression habe ich immer mit mir rum geschleppt.
Medikamente heilen nicht,da werdet ihr mir zustimmen müssen.
Einen Suizidversuch habe ich in der Zeit auch nicht unternommen,das wollte ich meiner Familie nicht antun.
Ohne Medikamente ,in meiner Jugend aber schon,nach sehr einschneidenden Lebenskrisen.
Wenn ich Suizidgedanken hatte,bin ich in die Akutklinik gegangen,oft mit Unterstützung meiner Familie.
Das war bei mir auch mit Ads der Fall.
Dann wurde der Wirkstoff gewechselt und ich habe mich dann ausgezittert, bis der Körper sich daran gewöhnt hatte.
80 Stunden kognitive Verhaltenstherapie hatte ich auch.
Mein damaliger Psychotherapeut war ein Verfechter von Medikamenten.
Das hat die Chemie zwischen uns nicht beeinträchtigt,heute denken wir beide anders.
Vor 16 Monaten habe ich nach 7 Jahren 20 mg ES-Citalopram, innerhalb von 4 Monaten, ausgeschlichen.
Das hat mich in eine schwere Krise gebracht,dieses Mal bin ich nicht in eine Akutklinik gegangen,sondern mein Mann hat auf mich aufgepasst.
Nach 8 Monaten ging es mir besser.
Oft habe ich schon geschrieben,es geht mir jetzt ohne Ads nicht schlechter,wie mit.
Aber ich habe wieder Gefühle,ich genieße es sogar wieder weinen zu können.
Das konnte ich mit Ads sehr lange nicht.
Meine Emotionen sind wieder da,nicht künstlich verflacht.
Ich bin erst sehr spät wegen den Nebenwirkungen sehr empfindlich geworden.
Wie ich jünger war, habe ich das vermehrte Schwitzen , den trockenen Mund und die trockenen,blutenden Schleimhäute, gerne in Kauf genommen.
Selbst keine Libido zu haben,sah ich als nicht so tragisch an.
Mein Mann aber schon.
Was ich in höherem Alter noch für Auswirkungen von den Substanzen hatte ,lasse ich hier weg.
Keine Panikmache von meiner Seite,nur eigene Erfahrungen und Aufklärung.
Ärzte verschweigen das ,sonst würde es noch mehr Abbrecher der medikamentösen Therapie geben,was ja nicht bei jeder Diagnose richtig ist.
Ich bin auch der Meinung ,kurzfristig können Ads bei schweren Depressionen evtl.hilfreich sein,wenn die richtige PPs gefunden werden.
Ich habe nur Erfahrungen mit Ads,kurzfristig in jüngeren Jahren auch mit Neuroleptika.
Da hat mir mein damaliger Hausarzt 2 Jahre Imap gespritzt.
Das ist jetzt ca. 25 Jahre her.
Ich hoffe,das wirkt sich heute nicht auch noch negativ aus.
Heute wäre das ein Unding,bei so leichten Stimmungsschwankungen,wie ich sie in den sehr frühen Wechseljahren hatte, mit so harten Geschützen aufzufahren.
Eindeutig ein ärztlicher Kunstfehler,denn da fing das Elend erst richtig an.
Das geben sogar Fachärzte zu.
Ja,im Moment geht es mir schlecht,aber ich werde keine Ads nehmen,es geht wieder vorbei.
Gerade habe ich herzhaft gelacht,weil nebenbei mein Mann Jürgen von der Lippe im TV schaut.
Das ist bei aller Belastung die ich im Moment habe,ein gutes Zeichen!!!

Ja,wir leben noch in einer Demokratie,darüber bin ich sehr froh.
Darum äußer ich hier auch nur meine ganz eigenen Erfahrungen und es kann jeder selbst entscheiden was er/sie davon halten will.

Liebe Grüße
Bittchen

PS.Liebe Sonne,ich hatte zum Glück nie einen Medikamentencocktail,das ist mir zum Glück erspart geblieben.
Ich hatte immer nur EIN Ad, nie eine Kombination von mehreren Substanzen.
Aber mehrere Wirkstoffe,immer hintereinander,wenn das vorhergehende Ad nicht mehr gewirkt hat!!!
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GiseEli
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von GiseEli »

Hallo Welshorgi,
Hallo Sonne und Hallo Bittchen.

Eure Diskussion ist so wertvoll, und berührt mich.
Und ich stelle mir vor, dass Eine, Einer von euch hierfür einen eigenen Thread aufmacht,
durchaus im Thema "Umgang mit der Erkrankung"......ja nicht im Unterforum Medikamente.
Da liest doch kaum Jemand.

Der Thread der Threaderöffnerin Blumenwiese000 sollte in meinen Augen nicht in so ne Grundsatzdiskussion MEDIS JA ODER NEIN hineindriften.

Dieses Diskussionsforum hier ermöglicht viele Threads zu Themen, zum Thema Umgang mit der Depression.

Seid so gut, und lasst doch Sommerwiese ihren Thread......in ihrer Not, in ihrem Stress.....

GiseEli
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Franz Kafka
Welshcorgi
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Welshcorgi »

Liebe Bittchen,

Du schreibst, daß Dir die AD die Gefühle genommen haben. Das finde ich sehr interessant, denn bei mir war es genau umgekehrt. Erst durch die AD konnte ich wieder weinen, trauer und wut empfinden usw.

Da sieht man/frau mal wie unterschiedlich die Wirkung ist.

LG Welshcorgi

@ GiseEli: Den Thread gibt es schon unter Medikamente irgendwo. Ich werde -für mich- die Diskussion jetzt beenden. Auch damit Blumenwiese wieder zu Wort kommt.
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Bittchen
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Ja, entschuldige bitte liebe Blumenwiese.
Ich werde mich auch nicht weiter äußern dazu,es ist sowieso alles gesagt.

LG Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Bittchen
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Hallo Selea,

ach ja,ich hatte ja ganz vergessen,dass Frau Oberlehrer und Frau Besserwisser wieder anwesend ist.
Dabei hattest du hin und wieder so gute Gedanken,schade ,manches ändert sich nie.

Einen schönen Abend für alle Leser hier.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
GiseEli
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von GiseEli »

Guten Morgen.

Nein, ich weiß gar nichts besser, bittchen. Nicht für dich, nicht für andere hier im Forum.
Nur für mich selber, meine Person, und wie mein Weg weiter sein kann.

Ich fürchte, du hast komplett überreagiert.......

Ich finde beide Themen so interessant und wichtig, und würdig gut diskutiert zu werden.
Nur deswegen meine Bitte, mein Wunsch, das getrennt zu diskutieren.

So deine Angelgenheit, liebe Blumenwiese.
Es ist ja immer wieder so, dass wir uns innerlich mit großen Fehleinschätzungen plagen, was unsere Person oder unsere Lebenssituation anbelangt.
Und deswegen war es mir auch so wichtig dir zu antworten.
Hier im Forum lassen sich Meinungen teilen, und oft merkt man dann selber, "HALT", das stimmt nicht, oder so könnte ich was sehen oder so könnte ich was angehen.

Dass sich zu dem Thema Medis oder nicht dann so eine Grundsatzdiskussion ergeben hat, das hat ja das Anliegen von Blumenwiese in den Hintergrund gerückt.
Das wollte ich lediglich wieder FÜR Blumenwiese in den Vordergrund rücken.

Dieses andere Thema, von einigen hier angeschnitten, Medis ja oder nein, ist ein sehr wichtiges Thema, mit dem ich mich selber auch immer wieder beschäftige, und ich habe doch lediglich freundlich und liebevoll den Vorschlag gemacht, ob das nicht in anderen Zusammenhängen diskutiert werden könne.

Was daran jetzt besserwisserisch oder gar oberlehrerinnenhaft sein solle, das entzieht sich meinem Verständnis.

Lediglich habe ich einen Wunsch, bzw. eine Bitte geäußert, und ein jedes Thema für wertvoll gehalten.

Nun, denn bittchen, das steht dir ja frei, so zu denken, und das hier auch
rauszutröten, das ich doch so oft Scheiß rausdrücke hier.

Überlass doch den anderen UserInnen hier, ob sie meine Beiträge gutheißen mögen oder nicht.


Ich verstehe schon, dass du sehr angespannt bist, und du in einer sehr schweren Lebenssituation bist (in einem anderen Thread habe ich ja geschrieben, dass ich auch einmal eine Brand und die Folgen zu bewältigen gehabt habe).

Aber bitte überlass doch den anderen mündigen MitforistInnen, wie sie meine Beiträge aufnehmen oder einschätzen.
Und bitte bleib doch fair.*
Sonst nimmt nämlich das Teufelchen in dir überhand. *humorvoll* ;)
Und DAS, glaub mir, DAS wäre wirklich schade.


GiseEli,
die dir Kraft für diesen Tag wünscht
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Franz Kafka
Bittchen
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Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Jetzt hast du dich aber selbst enttarnt,Selea.

Wo habe ich geschrieben,dass du oft "Scheiß raus drückst."

Wo ist dein Niveau,auf das du doch so viel Wert legst?
Dieses Zuckerbrot und Peitsche,ekelhaft.
Mann oh Mann, du bist Meisterin der Manipulation und tust mir nur noch leid.

Das war jetzt endgültig die letzte Reaktion von mir, auf ALLES was du so von dir gibst.
Ich wünsche mir nur, dass auch andere Betroffene dich richtig einschätzen können.
Ich glaube halt immer wieder an das Gute im Menschen und bin wieder eines Besseren belehrt worden.
Aber Gott sei Dank bin ich gegen deine Beiträge immun geworden und weiß dich jetzt wieder gut einzuschätzen.
Auch ich lerne immer noch dazu!!!
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Blumenwiese000
Beiträge: 4
Registriert: 25. Jun 2018, 08:23

Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Blumenwiese000 »

Oh oh, jetzt haben hier so viele geschrieben, was mir sehr gut tat.
@Sonne: ich habe seit gestern mit den Ad angefangen, erst mal mit der Anfangsdosis. Ich weiß, dass die Medis mir nicht alleine helfen können, aber doch unterstützen. Ich war in Reha, aber eine genaue Anleitung, das ich nicht in eine Episode abrutsche habe ich jetzt nicht bekommen. Ich kann meinen Alltag irgendwie nicht richtig planen. Es gelingt mir einfach nicht.

Ich schreibe jetzt mal nicht nur auf einen User/in bezogen, dass war jetzt alles sehr viel. Auf der Suche nach einer Therapie bin ich seit Dezember letzten Jahres. Alles voll, sogar Wartelisten zu voll. Gestern aber habe ich endlich eine Praxis erreicht, die mich auf die Warteliste gesetzt hat. Immerhin! Arbeiten muss ich gehen, sonst fehlt das Geld. Es macht mir aber auch Spaß, ist jetzt nicht nur wg dem Geld. Ich Vergleiche mich immer mit anderen, die können das ja alles auch. Wenn ich ein Bein gebrochen hätte, ja das wäre was anderes. Das kann man ja sehen...

Heute geht es mir etwas besser, ich weiß, dass ich etwas ändern muss. Ich weiß nur nicht, was genau und wie ich es dann machen soll.

Ich find es ganz klasse, dass sich hier so viele gemeldet haben. Ihr müsst euch aber nicht streiten, das war ja nicht meine Absicht. Jeder kann seine Meinung äußern, dann lasst denjenigen doch auch.
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Peter1 »

Hallo Blumenwiese
Als erstes höre bitte auf, dich mit Anderen zu vergleichen, denn Depressionen können bei jedem Menschen andere Symptome zeigen, und sich unterschiedlich auswirken.
Viel Glück bei der Suche nach einem Therapeuten,ich suche auch einen.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
DieNeue
Beiträge: 5486
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von DieNeue »

Hallo liebe Blumenwiese,

ich habe zwar keine eigenen Kinder, aber die Nachbarn über mir. Das Paar ist ein bisschen jünger als du und die Kinder sind 1,5 und 3,5 Jahre alt. Die ältere ist vormittags im Kiga. Klar, sind deine Kinder schon älter und selbstständiger als die zwei, aber ich bekomme schon oft mit, wie anstrengend der Alltag ist. Der Haushalt muss ja trotzdem gemacht werden, kochen, einkaufen für 4 Leute, Berge an Wäsche.. Sie geht auch noch ein paar Stunden arbeiten bzw. kann auch zuhause Sachen vorbereiten. Ihr Mann arbeitet teilweise auch zuhause oder außer Haus. Er macht auch relativ viel im Haushalt, kocht mal etc.
Ich treffe mich oft mit der Mutter im Garten, wenn die Kinder draußen spielen, und wir unterhalten uns viel. Sie klagt mir auch immer wieder, wie anstrengend es ist, und ist manchmal echt k.o. (Und, glaube ich, auch froh, wenn sie sich mal bei mir auskotzen kann ;) )
Sie macht auch nachmittags mit den Kindern Mittagschlaf, weil sie sagt, sie braucht das, sonst packt sie den Tag nicht.
Und ich habe auch schon manche Tage ohne Mittagsschlaf mitbekommen, das merkt man ihr wirklich an.
Und sie ist völlig gesund, psychisch und körperlich.
Ihre Wohnung ist jetzt auch nicht riesig und da sie auch nicht gerne Haushaltssachen macht, ist es für sie auch nervig und sie macht auch nicht so viel, wie "man" eigentlich machen sollte, bzw. ist da manchmal auch überfordert.
Manchmal, wenn ihr Mann beruflich paar Tage nicht da ist, ist sie auch schon zu ihren Eltern "geflüchtet" und da blieben dann sogar mal die dreckigen Teller auf dem Tisch übers Wochenende stehen...

Auf mich macht ein typisches Familienleben nach außen hin immer den Eindruck, dass Familie immer supertoll ist. Klar ist es manchmal stressig, klar kriegt man wenig Schlaf, wenn die Kinder klein sind, klar spinnen die Kinder manchmal, das wird einem ja auch manchmal noch erzählt. Aber gerade so in meinem Alter, wo gefühlt alle Kinder kriegen, schweben, finde ich, alle (zumindest nach außen hin) noch so auf einer Kinder-Wolke sieben. Da kann man Zimmerwände voller Familienfotos bestaunen mit Sprüchen drüber wie "Happy family" oder "Family is everything" und alle freuen sich, auf den Bildern und vor den Bildern, sogar bei den Leuten, die früher nieeee im Lebenü Kinder wollten. Und man steht dann da und denkt sich "Wow, die haben ja ein tolles Familienleben!" Dann ist auch noch schön aufgeräumt, wenn man zu Besuch kommt... läuft ja echt super bei denen.
Das war immer so mein Eindruck von dem, was ich von den meisten neu gegründeten Familien mitbekommen habe.

Aber mir hat es echt geholfen bei meinen Nachbarn das richtige Leben mitzubekommen, nicht nur, weil ich bei meinen Freundinnen mit Kindern jetzt besser mitreden kann ;) Ich mag die zwei Kinder voll gern, und sie kommen auch oft und sehr gerne. Ich hol sie auch gerne mal vom Kiga ab. Aber wenn sie dann oben mal den halben Nachmittag wegen einem Pippifax ständig rumkreischen, dann denk ich, das würde ich nicht packen. Ständig präsent sein, immer für 2,3 andere mitdenken, sein Leben voll nach den Kindern ausrichten, hier hinfahren, da hinfahren, ständig neue Erziehungsherausforderungen, immer neue Phasen bei den Kindern, immer konsequent sein, dann passieren irgendwelche unvorhergesehen Dinge und man muss wieder neu reagieren... das ist doch mega anstrengend!

Zum Glück hat man als Eltern auch sehr schöne Momente mit seinen Kindern, wie wenn sie mal zum Kuscheln kommen, und liebt sie. Anders würde man das wahrscheinlich gar nicht aushalten (wollen). Ich hab auch schon öfters mal gesagt, die Kinder können froh sein, dass ich sie so gern hab, bei dem was sie manchmal für Unfug anstellen oder wie sie drauf sind ;)

Für mich als Single war es sehr gut, mal so einen tiefen Einblick in ein fremdes Familienleben zu bekommen. Ich bin auch manchmal einfach spontan hin, bei denen ist eigentlich nie aufgeräumt, aber ich fand's immer gemütlich. In meiner Wohnung nervt mich Chaos echt, da geht es mir wie dir. Alles schreit mich dann an "Räum mich auf! Putz mich! Du hast mich immer noch nicht geputzt, aber du solltest eigentlich schon längst..." Aber bei meinen Nachbarn ist es mir egal. Bei meiner anderen Freundin, da ist immer sehr aufgeräumt, wenn ich komme, da ist es auch schön und auch gemütlich, aber oben ist es trotzdem irgendwie lässiger. Da muss man sich auch nicht blöd vorkommen, wenn es mal bei einem selber ausschaut.

Was ich mit dem allen sagen will, ist, dass es echt ein Unterschied ist zwischen dem, was so von Familien nach außen dringt und was dann im Alltag abgeht.
Bei Depressionen ist es auch so ein Unterschied, ob ich jemandem von meinen Symptomen erzähle, oder ob ich sie zeige. Es ist was anderes, jemandem zu sagen, man war jetzt 4 Tage lang nicht mehr in der Lage, sich die Haare nicht mehr zu waschen, als mit den seit vier Tagen nicht mehr gewaschenen und voll fettigen Haaren unter Leute zu gehen. Und ich denke, beim Familienleben ist es auch nicht groß anders. Es ist was anderes, jemandem zu erzählen, dass man bei den Kindern "manchmal etwas lauter" wird, als wenn ich z.B. höre, wie meine Nachbarin mal ihre Kinder anschreit, weil die absolut nicht hören, die Stimme immer lauter wird und immer mehr Verzweiflung mitklingt.

Du machst nicht nichts, Blumenwiese. Es ist ne große Aufgabe, auch ohne Krankheit. Und du machst das ja auch nicht erst seit gestern, sondern seit 9 Jahren bzw. seit 7 schon im Doppelpack! Ich finde, du kannst dich auch ohne schlechtes Gewissen hinlegen, wenn du k.o. bist.

Können deine Kinder mit deiner Krankheit umgehen?

Du hast geschrieben, dass es dir schwerfällt, deinen Alltag zu planen. Mir hilft bei solchen praktischen Sachen oft meine Betreuerin vom Ambulant betreuten Wohnen. Ich habe ziemliche Probleme Prioritäten zu setzen, da hilft sie mir öfter, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen. Die Gespräche tum mir auch sehr gut. Soweit ich weiß, kann man ambulant Betreutes Wohnen auch beantragen, wenn man nicht Alleinstehend ist. Da geht es dann zwar in erster Linie um die eine Person, aber ja auch die Person in ihrem Kontext, also dein Leben mit/in der Familie. Vielleicht wäre das, was für dich? Hört sich vielleicht erst komisch an, aber ich bekomme eigentlich immer von anderen Leuten die Reaktion "So jemand könnte ich auch brauchen".

Ich hoffe, ich könnte dir ein bisschen helfen :) Gib nicht auf und du hast ein Recht auf das Sofa! ;)
DieNeue
Beiträge: 5486
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von DieNeue »

...ups, ich hoffe, ich habe dich mit meinem langen Beitrag nicht erschlagen...

Nur auch noch kurz zu dem "Offtopic-Thema":
Ich find's auch interessant, Bittchen, dass bei dir durch die ADs die Gefühle abgeflacht waren. Ich hatte am Anfang auch mal Citalopram, da kam ich mir immer ein bisschen fremdgesteuert vor... kann des nicht so gut beschreiben...
Aber bei Venlafaxin ist es bei mir so, dass ich dadurch auch meine Gefühle wieder viel besser wahrnehme. Ich heule nicht mehr in grundlosen Endlosschlaufen, sondern wenn ich heule, weiß ich, warum und es ist meistens auch ein heilsames Heulen.

Bis auf Bittchen seid ihr ja alle erst seit ein paar Wochen im Forum registriert und ich glaube, dass das genau die Wochen waren, wo hier mehrere Leute angefangen haben, kritisch über ADs zu schreiben, wie du, Bittchen, einfach aus deiner persönlichen Sicht (was auch völlig in Ordnung ist) bis dahin, dass sehr vehement und unter Aufzählung sämtlicher möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen pauschal davor gewarnt wurde, wie von Laura7, wo sogar der Verdacht aufkam, sie wolle nur Werbung für ein bestimmtes Forum machen, das beim Absetzen von ADs Hilfe bietet.
Ich habe den Eindruck, dass das vorher nicht so krass war. Korrigier mich bitte, Bittchen, wenn das nicht stimmt!
Ich hoffe auch, dass ich irgendwann die Medikamente los bin. Ich nehme sie auch schon ein paar Jahre. Leber, Niere und Herz geht es bis jetzt gut, ich hoffe, das bleibt so... habe auch nen trocknen Mund (und dementsprechend Karies), Übergewicht (und dadurch Schmerzen im Knie), ich schwitz sehr viel...
Aber ohne ADs wüsste ich nicht, wie ich die letzten Jahre überstehen hätte sollen. Man kann halt leider nicht immer wissen was wäre, wenn...
Blumenwiese, ich wünsch dir sehr, dass es mit dem Medikament klappt und es dir bald wieder besser geht.

Liebe Grüße und gute Nacht,
DieNeue
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Es ist so schwer immer zu kämpfen

Beitrag von Bittchen »

Liebe DieNeue,

gerade hatte ich eine lange Antwort geschrieben und nicht abgespeichert,weg.
Jetzt nur noch kurz.
Deine Beiträge haben mir wieder sehr gut gefallen und zeigen das wahre Leben auf.

Zu deinem zweiten Betrag,das Forum ADFD braucht keine Werbung,aber hier sind diese kritischen Stimmen,wie die von Laura, nicht sehr beliebt.
Die Moderatorn und Betroffen in dem Forum ADFD,habe alle Hände voll zu tun,um Hilfestellung zu leisten.
Laura wollte warnen,das ist ja auch bei anderen Medikamenten gar kein Problem.
Da sollte man sich mal Gedanken drüber machen.
Jeder kann in dem Forum lesen und sich sein eigenes Bild machen.
Riverflow hier, hat da auch ein sehr fundiertes Wissen.
Ich kann nur das schreiben,was mir selbst passiert ist .
Da kann schlecht das Gegenteil behauptet werden und ich habe auch keine Angst mich bei den
Moderatoren hier,(die ich als Menschen sehr gerne mag)unbeliebt zu machen.
Der Austausch hier ist mir noch wichtig,denn mit den Betroffenen hier, kann ich immer wieder sehr gut identifizieren.

Ganz liebe Grüße
Bittchen

PS. Die Bücher von "Josef Giger Büttler",mal vor Jahren hier empfohlen von Salvatore,haben mir auch die Augen geöffnet,was bei mir falsch gelaufen ist.
Zuletzt geändert von Bittchen am 11. Okt 2018, 11:46, insgesamt 1-mal geändert.
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