neu hier

Antworten
FrauH
Beiträge: 3
Registriert: 4. Sep 2018, 15:19

neu hier

Beitrag von FrauH »

Hallo zusammen!
Ich lese schon lange in diesem Forum und begleite euch quasi passiv; eure Geschichten und Ratschläge geben mir immer wieder Kraft. Nun habe ich es endlich geschafft, mich anzumelden und wollte erstmal ein großes DANKE an euch alle richten.
Danke, dass ihr eure Geschichten teilt, danke, dass zugehört wird, danke, dass jeder ernst genommen wird.

Um ehrlich zu sein,habe ich gerade keine große Kraft, mir alles von der Seele schreiben zu können, hoffe aber sehr, dass ich mit dem ersten Schritt der Anmeldung auch bald aktiv am Forum teilnehmen kann. :)

Allerdings habe ich eine Frage an euch, die mir schon länger unter den Nägeln brennt und über die ich permanent grübele.
Manche suizidgefährdeten Menschen hilft es, mit Ihrem Therapeuten einen Vertrag zu schließen.

Haltet ihr es für sinnvoll, solche Verträge für Depressive abzuwandeln? Ich suche für mich und meine Freunde eine Möglichkeit, mich stärker verpflichtet zu fühlen, um aus tiefen, depressiven Phasen besser herauszukommen. Könnte so etwas helfen? Hat das einer von euch schon versucht?

Außerdem ziehe ich es auch in Erwägung, solch einen Vertrag mit einer Arbeitskollegin zu schließen. Sie weiß viel von mir und meiner Geschichte und ich vertraue ihr völlig - aber ich weiß nicht, wie lange ich mit meinem immer wiederkehrenden Fehlverhalten für meine Arbeitsstelle tragbar bin und besagte Arbeitskollegin ist die einzige, die sich noch für mich 'aus dem Fenster' lehnt. Ich möchte ihr also irgendwie damit beweisen, dass ich es ernst meine und an mir arbeite.

Ich tue mich leider auch wahnsinnig schwer im Formulieren und weiß gar nicht so recht, wie ich das anfangen soll... hat jemand von euch Erfahrung und würde mir helfen?


Ich freue mich, zukünftig Teil des Forums zu sein und vielleicht eines Tages auch eine Hilfestellung für andere leisten zu können :)

Bestes,
FrauH.
Laura7
Beiträge: 22
Registriert: 30. Jul 2018, 22:38

Re: neu hier // Abänderung eines non-suizid-Vertrags?

Beitrag von Laura7 »

Hallo,

ich habe davon noch nie etwas gehört.
Spontan kam mir folgendes in den Sinn:

Fühlt man sich durch Verpflichtungen nicht automatisch unter Druck gesetzt?

Was würde denn eigentlich am ehesten einen Suizid(versuch) verhindern?

Bei mir wäre es wohl ein Mensch, der mir versichert, dass ich im Notfall Tag & Nacht anrufen darf/kann/und am besten: soll.

ADFD.org: Forum - Infos über das Absetzen von Medikamenten
PSSD: Sexualfunktionsstörungen durch SSRI und SNRI
ABCB1 Gentest: Schneller das richtige AD finden
FrauH
Beiträge: 3
Registriert: 4. Sep 2018, 15:19

Re: neu hier // Abänderung eines non-suizid-Vertrags?

Beitrag von FrauH »

Hi Laura,
ja, dieser Einwand ist völlig berechtigt und wird auch so diskutiert. Ich hab nochmal einen Link zur Info rausgesucht:

https://nlp-trainings-tille.de/blog/non-suizid-vertrag/" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich finde den Gedanken an eine Abmachung dieser Art einerseits als Stütze, aber klar, wenn es zu straff oder zu... hm, wie soll ich sagen... mit zu hohen Zielen verknüpft ist, wäre es sicherlich auch eher hinderlich bzw der Druck, unter den man sich selbst setzt, absolut nicht förderlich.

Du siehst, ich bin total zwiegespalten, kann aber auch nicht aufhören, darüber nachzudenken und wie das quasi für mich als Person mit schweren Depressionen abgewandelt werden könnte.

Ich dachte, hier wäre vielleicht der richtige Ort sowas zu besprechen, da es auch anderen helfen könnte?!

Liebe Grüße
FrauH.
Suboshi
Beiträge: 21
Registriert: 12. Aug 2018, 00:12

Re: neu hier // Abänderung eines non-suizid-Vertrags?

Beitrag von Suboshi »

Hi,
bei mir hat der Non-Suizid-Vertrag überhaupt nichts gebracht. Mein Psychiater wollte ihn mit mir nach meinem schweren Suizidversuch abschließen. Ich habe es ihm zuliebe gemacht. Der Vertrag galt immer für einen Zeitraum von etwa 4 Wochen, jedoch war ich etwa wöchentlich in der Ambulanz wenn meine Zeit es zu lies. Der Vorteil des kurzen Intervalls lag darin, dass der Vertrag immer wieder in Erinnerung gerufen wurde und bei Ablauf ein Neuer erstellt wurde. Ich musste ihn jedes mal vor Unterzeichnung vorlesen. Nach ein paar Monaten habe ich den Vertrag dann sein gelassen.
Mir war damals nach meinem Suizidversuch klar, dass ich entweder mein Leben ändern muss oder es tatsächlich beenden werde. Daran habe ich jedes mal bei der Unterzeichnung gedacht. Der Plan mein Leben zu ändern kristallisierte sich aber bereits gegen Ende meines Aufenthaltes auf der Intensivstation, daran hatte der Non-Suizid-Vertrag keinen Anteil.
Gerettet hat mich also meine Überzeugung mein Leben endlich zu ändern. Der Holzhammer hat mir die Augen geöffnet und gesagt: Versuche doch wenigstens Dein Leben zu ändern bevor u aus dem Leben gehst. Hätte ich danach tatsächlich Selbsttötungsabsichten gehabt hätte ich a) auf Grund meiner Erfahrung niemandem davon berichtet und b) wäre mir der Vertrag sowas von Wumpe gewesen.

Papier hätte mich nicht aufgehalten. Vielleicht hätte es das bei emotional schwachen Menschen die sich leicht beeinflussen lassen. In der Psychiatrie wird halt alles versucht.

Viel wichtiger sind Menschen die einen umgeben. Lebensmüde die aus dem Affekt handeln könnten Freunden und Familie Zeichen geben. Dafür braucht es aber dritte die es erkennen.

Wer es tatsächlich plant tut dies oft im Stillen. Meine Frau wusste es trotzdem, konnte es aber auch nicht verhindern. Überlebt habe ich wegen einer Fehlkalkulation.

Meine Erfahrung ist, so schwer es mir fällt, dass es andere Personen braucht. Vielleicht hilft ein Non-Suizid-Vertrag mit diesen Menschen, sie gehen damit quasi eine Verpflichtung ein sich um einen zu Sorgen.

Ich hoffe ich konnte helfen.
Chris
150mg Bupropion+225mg Venlafaxin

davor:
Sertralin, Abilify, Doxepin, Lithium, Bupropion, Quetiapin.
Jul'15-Okt'15 Psychiatrie
Jul'16 schw. Suizidv. + Psychiatrie
Jul'17 Suizidv.
Nach über 40 Jahre endlich gelernt zu meiner Transidentität zu stehen.
Lavendel64
Beiträge: 552
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: neu hier // Abänderung eines non-suizid-Vertrags?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,

ich schließe mich Suboshi an, weil ich ebenfalls nicht glaube, dass ein Stück Papier etwas verhindern könnte. Den Versuch mag es wert sein - vielleicht ist es für manche eine Hemmschwelle.

Allerdings glaube ich, dass man sich in einer solchen Ausnahmesituation befindet, dass das logische Denken und Handeln völlig ausgeblendet ist. Und letztlich ist die Unterschrift konsequenzlos, denn wer will dich für den Verstoß bestrafen? Und wie?

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1697
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: neu hier // Abänderung eines non-suizid-Vertrags?

Beitrag von Anne Blume »

Hinweis von der Moderation:
Wir haben hier zum Schutz der Leser Regeln zum Umgang mit dem Thema Suizidalität aufgestellt. Ich bitte um Beachtung.
Vielleicht können Sie, Frau H nochmal etwas genauer Ihre Idee eines "Angehörigenvertrages" erläutern. Mir scheint die Diskussion geht gerade etwas ab von dem was Sie interessiert hat.

Viele Grüße
Anne Blume
DieNeue
Beiträge: 5807
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: neu hier // Abänderung eines non-suizid-Vertrags?

Beitrag von DieNeue »

Hallo zusammen,

also, so wie ich FrauH verstanden habe, geht es ihr nicht um einen Vertrag, der sie vom Suizid abhalten soll, sondern darum (ähnlich wie bei einem Non-Suizid-Vertrag) einen Vertrag mit Freunden/Arbeitskollegin abzuschließen, der Maßnahmen enthält, die sie als Betroffene ergreifen soll, wenn es ihr schlechter geht, damit die Freunde/Arbeitskollegin sehen, dass sie sich wirklich bemüht, etwas gegen ihren schlechten Zustand zu tun. Dass z.B. ihre Arbeitskollegin merkt, sie macht die Fehler, obwohl sie sich bemüht, und nicht weil sie nachlässig ist. Dass sich die Kollegin nicht denken muss: "Jetzt muss ich wieder ihren Fehler ausbaden, nur weil sie nicht gewillt ist, was gegen ihre depressive Phase zu tun..."

Sozusagen wie ein Neujahrvorsatz, den man schriftlich verfasst, damit andere Leute einem etwas auf die Finger klopfen können, wenn man den Vorsatz nicht (mehr) umsetzt. Mal ganz platt nach dem Motto: "Du, du hast gesagt, du jammerst mich nicht mehr stundenlang voll, sondern machst einen zusätzlichen Termin bei deinem Therapeuten aus, wenn es dir schlechter geht. Also halt dich an den Vertrag und geh zu deinem Therapeuten."
Für FrauH wäre das eventuell eine Hilfe, weil sie so vielleicht mehr Motivation hätte, die Maßnahmen gegen die depressive Phase konsequenter umzusetzen.
Hab ich das richtig verstanden, FrauH?
Suboshi hat geschrieben:Meine Erfahrung ist, so schwer es mir fällt, dass es andere Personen braucht. Vielleicht hilft ein Non-Suizid-Vertrag mit diesen Menschen, sie gehen damit quasi eine Verpflichtung ein sich um einen zu Sorgen.
Das würde ich als Angehöriger/Freund so niemals unterschreiben. Denn wenn der Andere doch Suizid begeht, würde ich mir große Vorwürfe machen, dass ich mich nicht genug um ihn gekümmert habe. Ich denke, in so einer Situation macht man sich dann eh schon Vorwürfe, warum man es nicht bemerkt hat und nichts getan hat. Wenn man sich dann auch noch vertraglich verpflichtet hat, sich um den anderen zu kümmern... na, dann Prost Mahlzeit.
Ich habe noch nie so einen Vertrag gemacht, aber ich denke, egal, wofür man so einen Vertrag aufsetzt, die Verantwortung und Verpflichtung sollte immer beim Betroffenen liegen. Der andere Vertragspartner sollte nur dazu dienen, dass man jemanden hat, vor dem man Rechenschaft ablegen muss.
Natürlich kann man z.B. auch vereinbaren, dass man den Freund zu jeder Tages und Nachtzeit anrufen kann. Allerdings sollte es nicht so ausarten, dass der Freund dann Tag und Nacht ständig wie auf Kohlen hockt.

Liebe Grüße,
DieNeue
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: neu hier // Abänderung eines non-suizid-Vertrags?

Beitrag von Zarra »

Hallo FrauH,

ich kenne das (Non-Suizid- u.ä. Verträge) aus einer Klinik. Hm. Ich glaube, ich bin in mehrfacher Hinsicht anders gestrickt. Für mich persönlich klingt schon "Vereinbarung" viel besser als das formal-rechtliche "Vertrag"; da mögen aber andere innerlich ganz anders funktionieren. Und eigentlich schließt man in einer gut laufenden Therapie vielleicht eh unbewußt teilweise so etwas ab, blöd gesagt: würde das seinem Therapeuten nicht antun wollen, das zumindest vorher nochmals ansprechen.

Es kann in manchen Situationen eine formale Sicherheit für Therapeuten und Ärzte sein; blank so. Kann ich verstehen. Ich befürchte, daß ich mich nicht besonders wohl damit fühlen würde. Wenn das mit einem halbwegs zeitnahen Kontaktangebot verknüpft wäre, verknüpft gewesen wäre (da momentan glücklicherweise weit weg bei mir), vielleicht eher, sehr viel eher. Einfach so in die Luft: Von Gefühl her: Nö.

Das andere und was es bringen kann, wohlgemerkt hauptsächlich im Klinikkontext: Ich habe neben einer knappen Formulierung (siehe teils auch zur Absicherung - in diesem Kontext hätte und habe ich das wahrscheinlich problemlos einfach unterschrieben) auch sehr ausführliche und vor allem auch individuelle Verträge und die "ARBEIT" daran erlebt. Und eigentlich ist es das, was Dir weiterhilft, weiterhelfen kann. Das Erkennen, wann ..., daß es vielleicht doch irgendwelche Auslöser gibt; was abmildern, abfedern kann; etc. etc. Und das Verantwortung-für-Dich-und-Dein-Wohlergehen-Übernehmen.

Wenn ich platt meiner (!) Kollegin versprechen würde, daß ich an dem relevanten Tag auf alle Fälle superpünktlich komme, hätte ich mehr Druck, aber nicht weniger Depressionsauswirkungen. Also zumindest manche Sachen lassen sich nicht "wegversprechen". Zumal es in diesem Fall die formale Forderung eh schon gibt. Blöd oder gut (!!) ist halt, daß es real eigentlich im Normalfall fast egal ist.

"Sich stärker verpflichtet fühlen": Es kommt darauf an, was Du dabei fühlst. Reiner Druck hilft meines Erachtens gar nicht. Andererseits können "Liebe", Wollen, Neugierde zwar nicht die Depression wegzaubern, aber doch helfen, auch mal depressive Hürden zumindest leichter zu überwinden.
Ich suche für mich und meine Freunde eine Möglichkeit, mich stärker verpflichtet zu fühlen, um aus tiefen, depressiven Phasen besser herauszukommen.
Wenn (!!) das Dir dann irgendwie gut tut oder hilft, könnte ich mir eher eine Vereinbarung vorstellen, daß Du xy (z.B. einen bestimmten Smiley, einen bestimmten Spruch, was weiß ich) per Mail schickst (oder per Telefon) und sie dann Dich z.B. trotz Unlustäußerungen mit zum Essen, ins Kino etc. nehmen. Manchmal hat man ja einfach keine Eigeninitiative mehr, fühlt sich aber auch sehr allein; allerdings kenne ich auch Phasen, in denen ich wirklich nur meine Ruhe und keinen sehen wollte.

Bevor mich die Konzentration völlig verläßt, schicke ich jetzt ab.

P.S. Habe gerade noch auf den Link geklickt. Öhm, wenn ich auch nur in die Richtung gewesen wäre, hätte ich über einen Teil des Textes "nur gelacht", weil so völlig unwirksam (für mich - für mich immer nur, aber dennoch); meine Erfahrung ist, daß es für einen ernsteren Fall deutlich konkreter und real machbar (!) sein muß, sonst wischt man das locker weg.

Und auch um vielleicht weg vom redaktionellen Einschreiten hier zu kommen: Du wolltest das ja wahrscheinlich eher "runtergebrochen" auf normaleres depressives Erleben, nicht auf DIESEN Ernstfall bezogen, oder?

Was tut Dir gut? Und warum tust Du es manchmal dennoch nicht? Könnten Dich andere dann dabei unterstützen, indem sie einen kleinen "Stups" geben?
... vielleicht würde ich in solch eine Richtung denken.

LG, Zarra
Frau_Wal
Beiträge: 134
Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: neu hier

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo FrauH,

aufschreiben halte ich generell für eine gute Idee, denn die wirklich guten und hilfreichen Maßnahmen fallen einem bei akuten Problemen nicht immer gleich auswendig ein.

Ich würde es erst mal mit einer Art Checkliste versuchen und schriftlich festhalten, was du unternehmen willst, wenn du in der Depression feststeckst. Allerdings finde ich persönlich Formulierungen mit "ich muss..." oder "ich verpflichte mich,..." eher belastend und einengend. Das erhöht für mich den Druck, funktionieren zu müssen. Das kann kurzfristig sogar klappen, aber es hilft mir langfristig nicht aus meiner miesen Lage heraus, sondern erschöpft mich nur noch mehr. Als Formulierung würde ich eher etwas wählen wie "Wenn es mir schlecht geht, versuche ich... /achte ich darauf, dass..." und dann alles aufzählen, was dir helfen kann. Dann kannst du bei Bedarf die Liste durchgehen und hast gleich eine Menge Möglichkeiten vor Augen, die du ausprobieren kannst.

Du kannst dir auch Leitsätze aufschreiben, die du dir jeden Morgen und zwischendurch bei Bedarf durchliest, z.B. soetwas wie "Ich erledige meine Arbeit in kleinen Schritten und gönne mir regelmäßig Pausen."

Der soziale Druck, der entsteht, wenn du andere in dein Vorhaben einbindest, kann zwar motivierend wirken, aber auch zu einer zusätzlichen Belastung werden. Ich kann gut nachvollziehen, dass du die Geduld deiner Kollegin und deiner Freunde nicht überstrapazieren möchtest. Vielleicht hilft es aber auch schon, ihnen davon zu erzählen, was du alles unternimmst, damit es dir besser geht.

Wenn du andere stärker einbinden und dich stärker verpflichten möchtest, würde ich die Formulierungen trotzdem erst mal alleine an mir selbst ausprobieren. So kannst du herausfinden, womit du dich wohlfühlst.

Viele Grüße,
Frau_Wal
Suboshi
Beiträge: 21
Registriert: 12. Aug 2018, 00:12

Re: neu hier

Beitrag von Suboshi »

Hi
FrauH hat geschrieben: Haltet ihr es für sinnvoll, solche Verträge für Depressive abzuwandeln? Ich suche für mich und meine Freunde eine Möglichkeit, mich stärker verpflichtet zu fühlen, um aus tiefen, depressiven Phasen besser herauszukommen. Könnte so etwas helfen? Hat das einer von euch schon versucht?
Es geht darum sich verpflichtet zu fühlen, und nicht sich tatsächlich zu verpflichten. So ein Vertrag ist sicherlich und vor allem in Abhängigkeit der Formulierung nicht bindend. Die Änderung der Bezeichnung in "Vereinbarung" ist womöglich keine schlechte Idee, aber wenn es sich um einen nicht bindenden Vertrag handelt, wo ist dann der Unterschied. Letztendlich ist es nur ein Name, ein Label.

Die Frage ist worauf eine solche Vereinbarung abzielen soll. So wie ich das verstehe soll damit zum Ausdruck gebracht werden: "Ich gebe auf Dich acht. Und ich gebe auf mich acht."
In meinem Verständnis ist dies genau das was in der Depression hilft. Und zwar zu erkennen wenn jemand abrutscht und Hilfestellung leisten, diese kann von Kaffee trinken oder Blumen Pflücken über Umarmungen bis hin zu persönlicher Begleitung in die Notfallambulanz sein. Es geht um Sensibilisierung.
Mit mir hat das keiner gemacht, ich wäre froh darüber gewesen wenn ich jemanden gehabt hätte der in dieser Form um mich gesorgt hätte.

Was steht nun in einem solchen Vertrag? Ich glaube ich habe meine Verträge vernichtet, aber ich schaue mal nach wenn ich wieder zu Hause bin. Grundsätzlich stand bei mir drinnen dass ich mich dazu verpflichte mich im Notfall bei meinem Arzt oder in der Klinik zu melden. Daneben wurden Telefonnummern und Emailadressen genannt. Es sollte darauf abzielen dass ich keine Ausrede haben werde.

Du könntest verschiedene Situationen auflisten. Zum einen ganz alltägliche, dass man sich gegenseitig anruft, einen Kaffee trinkt, ins Kino geht. Dass heikle Themen angesprochen werden dürfen. Dass man angesprochen werden darf wenn andere der Meinung sind dass es einem schlecht geht. Das man eine schlechte Stimmung anderer nicht persönlich nehmen soll da dies eine Folge der Depression sein kann. Dass man möglicherweise sich das recht herausnehmen darf den anderen zu einem Arztbesuch zu bewegen. Dass man im Ernstfall auch Nothilfe leisten soll um schlimmeres zu verhindern...

Macht das so Sinn?
Anne Blume hat geschrieben: Wir haben hier zum Schutz der Leser Regeln zum Umgang mit dem Thema Suizidalität aufgestellt. Ich bitte um Beachtung.
Nur ganz kurz zum Thema Suizidalität: Ich habe das ja alles bereits hinter mir und meine Erfahrung gemacht, und bin froh dass ich mich damals verkalkuliert habe. Rückblickend weiß ich aber das ein Non-Suizid-Vertrag Suizide nicht verhindern kann.
Ich lese mir die regeln noch einmal durch

Grüße
Chris
150mg Bupropion+225mg Venlafaxin

davor:
Sertralin, Abilify, Doxepin, Lithium, Bupropion, Quetiapin.
Jul'15-Okt'15 Psychiatrie
Jul'16 schw. Suizidv. + Psychiatrie
Jul'17 Suizidv.
Nach über 40 Jahre endlich gelernt zu meiner Transidentität zu stehen.
Antworten