Angst

cyranosun
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Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo zusammen,
Ich bin neu hier und hoffe hier Unterstützung für meine Gesundung zu finden.
Im März diesen Jahres hat mich die Depression nach fast zehn Jahren wieder voll erwischt.
Mehrere Aufenthalte in einer Tagesklinik folgten. Zwischendurch ein Wiedereingliederungsversuch, der leider mit einem Rückfall endete.
Jetzt starte ich einen neuen Versuch am 10.09. Hoffe es geht gut.
Meine Erkrankung Depression und Angst. Die Depression glaube ich so langsam mit Bupropion und Duloxetin in den Griff zu kriegen, nur die Angst quält mich noch sehr.
Kennt Ihr das, morgens immer zur gleichen Zeit, viel zu früh auf zu wachen und sofort Gedankenkreisen und Beklemmungen, jeden Morgen.
Was kann ich dagegen tun ???
Katerle
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Re: Angst

Beitrag von Katerle »

Hallo cyranosun,

herzlich Willkommen hier im Forum und wünsche dir, dass du dich gut mit anderen austauschen kannst.

Gedankenkreisen und Beklemmungen hatte ich auch morgens. Und da hilft es nur, deine Gedanken auf was anderes zu lenken. Zum Beispiel habe ich es mir morgens, wenn ich allein bin, zur Gewohnheit gemacht, Musik zu hören beim Käffchen oder danach mich mit positiven Gedanken zu beschäftigen. Nachrichten schaue ich auch später, wenn ich Zeit habe.
Entspannung mache ich ebenfalls und dann, was noch so im Haushalt zu machen ist. Nehme mir dabei aber nicht zuviel vor, damit ich auch noch genügend Freiraum für andere Aktivitäten habe, die mir Freude machen. Meistens klappt es, nur manchmal habe ich auch Tage, an denen es mir schlechter geht.

Wenn du dich beispielsweise beim Grübeln ertappst, kannst du den Gedanken stoppen, indem du dir ein rotes Stoppschild denkst und laut oder in Gedanken STOPP sagst.

Oder du atmest bewusst langsam ein und aus und stellst dir was Entspannendes oder Beruhigendes vor, dass kann ein Strand sein oder eine Blumenwiese. Habe mir z. B. eine neue Entspannungs- CD bestellt, von Meeresrauschen.

Spazierngehen kann auch helfen, um von seinen Gedanken wegzukommen oder ein Hobby (basteln, malen, lesen oder ne Handarbeit?) Sport?

Im Forum zu schreiben hilft mir auch, mich auf andere Gedanken zu bringen, z. B.

Wünsche dir gute Besserung,
Katerle
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo Katerle
lieb von dir mir einige Tips zu geben. Einiges davon hat bereits Einzug in meinen Tagesablauf gefunden. Auf youtube habe ich gestern eine wirklich gute Meditations Serie gefunden. Sind ca. 20 Minuten lang und zu verschiedenen Themen. Ich habe eine Einheit gestern bereits gehört und es hat mir gut getan. Ich schaffe es schon recht gut mich ab zu lenken und komme auch zügig aus der Spirale raus. Frage mich halt ständig wann ich mal wieder aufwache und das unangenehme Gefühl ist verschwunden? Wünsche Dir einen guten Tag und danke für Deine Tips
Katerle
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Re: Angst

Beitrag von Katerle »

Gerne,
klingt gut bei dir, wie du es schaffst, dich auf andere Gedanken zu bringen. Mich holen ja auch immer mal wieder negative Gedanken ein, doch dann versuche ich mich wieder auf Positives zu besinnen. Manchmal gelingt es mir besser, manchmal wieder etwas schlechter. Vielleicht gelingt es dir mit etwas mehr Gelassenheit, dir nicht ständig diese Frage zu stellen. Danke dir auch einen guten Sonntag. LG
Widukind
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Re: Angst

Beitrag von Widukind »

Hallo cyranosum,

ich schlafe zum Glück gut und das ist auch der glückliche Moment, wenn das ständige Gedankenkreisen aufhört.

In einem Achtsamkeitskurs, den ich besucht habe, hat die Lehrerin die Gedanken mit lauten kleinen Kindern verglichen, die unaufhörlich um mich herum sind und Aufmerksamkeit wollen. Unbedingt, stampf, schrei, zeter....
Die Buddhisten sprechen von den schreienden Affen, die sich durch den Dschungel schwingen...

In den letzten Jahren habe ich einige Bücher gelesen über den Geist/die Gedanken und war überrascht.
Was da oben im Hirnkasten doch für eine relative Autonomie herrscht, von der ich gar nichts mitkriege.

Ich habe daraus ein Mantra für mich gemacht: 'Ich bin nicht meine Gedanken'
Das sage ich mir immer wieder, wenn es in meinem Hirn hoch her geht.
Wenn Ängste oder Grübelungen mir den Tag vermiesen wollen.

Ich bin das nicht.
Das denkt in die falsche Richtung.
STOP

Auf diese Weise kann ich das Grübeln beeinflussen. Und nicht wie Kaninchen auf die Schlange starren und warten, wann es denn wieder losgeht...

Liebe Grüße
Widukind
Du mußt das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.

Rainer Maria Rilke
Gertrud Star
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Re: Angst

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Widukind,
das klingt gut, wie du das beschreibst.
Von einer Achtsamkeitstrainerin kam mal der Satz: Ich bin mehr als meine Gedanken. ich bin mehr als meine Gefühle. Das kann man dann ja auch spezifizieren, wenn man mag, angewendet auf die konkrete Momentane Situation. Ich bin mehr als dieser Gedanke (den ich gerade konkret denke, also den benennnen), mehr als dieses (konkrete momentane Gefühl).
Danke für die Auffrischung. Werde ich wohl die nächste Zeit öfters üben.
LG Gertrud
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo Widukind
kennst Du also auch Angst bei frühem Aufwachen??
Widukind
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Re: Angst

Beitrag von Widukind »

Guten Abend,

ja leider ist das ein großes Problem.
Ich wache auf und liege da, es ist noch überhaupt nichts passiert, aber ich habe Angst.
Vor dem Tag, vor dem was passieren könnte und plötzlich geht die Gedankenmühle los...

Liebe Grüße
Widukind
Du mußt das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.

Rainer Maria Rilke
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo Widukind
ja das Gedankenkreisen ist ätzend.
Mache mir im Moment sehr viele Gedanken weil ich Montag in die Wiedereingliederung gehe.
Widukind
Beiträge: 16
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Re: Angst

Beitrag von Widukind »

Hallo cyranosum,

kann ich gut verstehen.
Möglicherweise kennst du aber aus deinen Erinnerungen und Erfahrungen, dass wir uns meistens vorher zuviele Sorgen machen, als sich hinterher als notwendig herausstellt.
Sicherlich ist es wichtig, sich mental einzustimmen auf eine neue Aufgabe und es ist auch völlig normal, aufgeregt zu sein. Vielleicht legst du dir ein Mantra zurecht: 'Ich schaffe das' oder so ähnlich, was du gegen die kreisenden Gedanken verwendest..

Das ist so ähnlich wie Methode STOPP, die auch Katerle erwähnt hat.


Ich drück dir die Daumen
Widukind
Du mußt das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.

Rainer Maria Rilke
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Ganz lieb von Dir Widukind
wünsche einen schönen Abend und eine gute Nacht
cyranosun
Beiträge: 43
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo zusammen,

ich melde mich mal wieder um ein kurzes Update zu geben. Seit letzter Woche Montag bin ich in der Wiedereingliederung. Zurzeit sind das vier Stunden jeden Tag, die ich ganz gut meistere. Ab der nächsten Woche sind es dann noch für zwei Wochen jeweils 5 Stunden. Dann ist die Wiedereingliederung zu ende. Mit meiner Geschäftsleitung habe ich für die Zeit nach meiner Wiedereingliederung vereinbart, dass ich generell nur noch 30 Stunden die Woche arbeiten werde, also sechs Stunden am Tag. Für diesen Schritt habe ich lange überlegt, denn man kann sagen, dass ich die letzten zehn Jahre ein Workaholic gewesen bin. Nun werde ich zwar weniger finanzielle Mittel haben, dafür aber ein mehr an Freizeit, das es zu füllen gilt. An sich hat sich meine Stimmung gegenüber den ganz schlimmen Phasen der letzten sechs Monate verbessert. Ich kann sogar hier und da wieder schöne Dinge um mich herum sehen.
Nach wie vor belasten mich jedoch die morgendlichen Beklemmungen, direkt nach dem Aufwachen.
Ich habe hier und auch sonst im Internet schon sehr viele Ratschläge bekommen, wie ich mit dieser Angst besser umgehen könnte, doch wenn ich erwache gelingt es mir nach wie vor nicht, direkt auf zu stehen und für Ablenkung zu sorgen. Ganz im Gegenteil, ich rolle mich wie ein Embryo zusammen, lausche auf die Geräusche von draußen die schon den neuen Tag anzeigen und die Beklemmung wird immer schlimmer. Es ist ein Druck auf der Brust, ein Unwohlsein im Bauch, eine latente Übelkeit. Wenn ich es dann endlich schaffe, das Bett zu verlassen und im Wohnzimmer das Licht anmache, verschwindet diese Beklemmung recht zügig nach und nach. Da es mir ja jetzt über den Tag bereits viel besser geht, möchte ich auch von diesen morgendlichen Ängsten befreit sein. Ich möchte, dass es endlich aufhört. Wer hat ähnliche Erfahrungen und kann mir Hoffnung machen ????
Lavendel64
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Re: Angst

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
ohne dir die Hoffnung nehmen zu wollen: diese Symptome sind bei mir als letztes verschwunden. Und zwar, als ich schon wieder relativ fest im Leben stand. Ich habe mir geholfen, indem ich mir morgens von vornherein eine kurze Zeit "im Bett" eingeräumt habe. In der ich eine bestimmte Stellung eingenommen habe und mit mir selber ins Zwiegespräch gegangen bin. Was habe ich vor? Was erwartet mich? Welche Belastungen stehen heute an? ... und vor allem: wie gleiche ich die Belastungen aus, wie "belohne" ich mich. Wobei das zu Anfang hauptsächlich Ruhezeiten waren, die ich noch brauchte.
Irgendwann stellte ich fest, dass ich leichter aufstehen konnte ... diese kurze Zeit gönne ich mir aber weiterhin morgens - und abends (als Resumee des Tages)

Ich habe es übrigens gerade ähnlich wie Du gemacht. Nach einem Tief bin ich in die WE gegangen, die nach 6 Wochen beendet war. Ich habe per se eine 32-Stunden Woche, aber ich merkte, dass das noch nicht klappt. Mit 25 komme ich aber klar. Also habe ich das bis zum Ende des Jahres so belassen, danach sehen wir weiter. Klar, es fehlt Geld, aber ein Rückfall oder eine Überlastung in dieser sensiblen Zeit wäre schlimmer.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo Lavendel
ich danke Dir für die Zeilen.
Versucht habe ich auch schon einiges. Hat allerdings wenig Erfolg gehabt. Am Besten hat es geholfen wenn ich,egal wie früh ich erwache, dann sofort aufstehe. Meine Hoffnung gebe ich nicht auf, dass es irgendwann besser gehen wird, ich muss halt geduldig sein. Denn irgendwann wird es schon aufhören. Das hat es bei dir ja auch. Hattest Du schon öfter im Leben mit Depression zu tun?
Lavendel64
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Re: Angst

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Cyranosum,

ja, aber lange unerkannt und falsch behandelt. In meiner Jugend klinisch als Essstörung - bin aus der Klinik geflüchtet ... danach ambulante Therapie, die auch half. Vor vier Jahren wurde dann eine mittelschwere Depression diagnostiziert und da wurde mir klar, dass im Laufe der Zeit immer mal Episoden da waren, die ich aber ohne große Hilfe durchstehen konnte.

Vor vier Jahren war ich 8 Wochen in der Tagesklinik und insgesamt 8 Monate AU. Danach Wiedereingliederung und weiter ... Im März erkrankte mein Vater schwer (verstarb im Juli) und das warf mich noch einmal völlig aus der Bahn. Aber ich kannte die Symptome und konnte rechtzeitig bremsen. 2 Monate AU und Wiedereingliederung. Bin jetzt einigermaßen auf den Beinen, habe aber die Arbeitszeit bis Ende Dezember noch verkürzt, da meine Mutter Unterstützung braucht und ich beides plus Familie einfach nicht schaffen kann. Ich habe gelernt, mir dann Freiräume zu schaffen.

LG Lavendel
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Frau_Wal
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Re: Angst

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo cyranosun,

es freut mich, dass es dir besser geht und du die Wiedereingliederung machen kannst. Die Stunden zu reduzieren halte ich für eine gute Idee.

Morgens Aufstehen ist für mich Hochleistungssport. Ich komme furchtbar schwer aus dem Bett. Was zumindest ein bisschen hilft, ist eine Lichterkette, die ich per Fernbedienung mit einem einzelnen Knopfdruck anschalten kann, direkt vom Bett aus. So habe ich ohne große Anstrengung gleich sanftes, freundliches Licht. Gerade jetzt, wenn die dunkle Jahreszeit wieder vor der Tür steht, ist das viel wert. Vielleicht hilft dir soetwas auch gegen die morgendlichen Beklemmungen.

Viele Grüße,
Frau_Wal
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

@Lavendel

der Leidensweg von Dir ist ja auch schon etwas länger. Und wie Du schreibst hast Du auch ein ganz schweres Bűndel zu tragen. Ich war dieses Jahr im Ganzen rund sechs Monate in einer Tagesklinik, mit kurzen Unterbrechungen. Eine vier wöchige Wiedereingliederung hatte ich auch schon versucht. Leider scheiterte diese. Ok habe ich mir gedacht und bin zurück in die Tagesklinik gegangen. Diese Wiedereingliederung die ich jetzt gerade mache sollte klappen, denn auch wenn ich einen recht verständigen Arbeitgeber habe, so wird die Geduld sicherlich nicht ewig andauern. Das mit Deinem Vater tut mir leid. Wie alt war er denn? Nimmst Du Medikamente? Was hilft Dir in deiner Depression. Heute morgen beim Aufwachen hatte ich einen kurzen Moment das Gefühl das die Angst plötzlich weg war. Na vielleicht sind dies ja die ersten Vorboten einer baldigen Genesung. Wie geht Dein Partner mit Deiner Erkrankung um? Ist er eine Hilfe fűr dich. Meine Depressionen müssen auch schon im Kindesalter da gewesen sein. Jedenfalls ist diese jetzt meine vierte schwere Episode. Wie verbringst Du heute diesen doch recht unschönenen Regentag?
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

@Frau_wal
schön von dir zu lesen. Ja, bis jetzt halte ich die Arbeitszeit verkürzung auch für eine gute Idee. Natürlich hat dies eine reduzierung der finanziellen Mittel zu folge, doch da ich ganz gut verdient habe, und auch keine größeren finanziellen Verpflichtungen bestehen werde ich wohl ganz gut damit zurecht kommen.
Der Vorteil ist halt ein Mehr an Freizeit die ich jetzt nur noch mit schönen Dingen füllen muss. Mit Dingen halt die mir helfen sollen wieder stabil und gesund zu werden. Natürlich auch als Vorbeugung gegen einen neuerlichen Rückfall. Das mit der Lichterkette hört sich gut an. Ich sollte am besten sofort aufstehen wenn ich morgens wach werde. Wie sieht Dein Tag heute bei diesem schlechten Wetter aus?
Lavendel64
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Re: Angst

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
hier regnet es nicht :)

Zur Zeit nehme ich Medikamente, Sertralin 100 täglich morgens. Mir hilft es, aus dem Bett zu kommen. Jedenfalls bilde ich mir das ein ;) Es bringt mir auf jeden Fall Stabilität, denn als ich es mal versehentlich weggelassen habe, habe ich das bemerkt.

Was mir hilft? In der Depression relativ wenig. Fernsehen, dösen, Nichtstun. Inzwischen glaube ich, dass mein Körper mir die Anzeichen schickt, wenn ich a) in alte Muster zurückfalls und/oder der Akku leer ist. Ich reagiere inzwischen darauf und schalte meine Aktivitäten auf "Notfallmodus", d.h. ich schaue, wo ich meine normalen Aktivitäten entlasten kann. Haushalt muss nicht sein. Arbeit ja ... aber nur, solange sie gut tut und ablenkt. Ansonsten Krankschreibung und absolute Ruhe. Ich packe mich auf Sofa und döse oder schlafe dann 1-2 Tage, danach stehe ich von selber wieder auf, merke wie die Kräfte und Aktivität zurück kommen. Das ist ein Automatismus, dadurch habe ich auch keine Angst, nicht wieder auf die Beine zu kommen. Ich zwinge mich in der Tiefphase zu nichts. Wenn ich wieder aufstehe, versuche ich leichte Aktivitäten (ja, das kann das Ausräumen des Spülers sein ... ), gönne mir immer wieder Pausen und steigere das langsam. Ist viel Gefühlssache.

Als mein Vater ins Krankenhaus kam und zum Pflegefall wurde, war mir die Überlastung völlig klar. D.h. diese Depressionsepisode war quasi mit Vorankündigung. Trotzdem konnte ich nichts tun - es musste alles ja getan werden. Und sobald Ruhe einkehrte, kam der Absturz. Das kann man dann nur akzeptieren.

Meine Familie ist eine große Stütze. Mein Mann ist geduldig, nimmt mir exakt das ab, worum ich ihn bitte. Zwischen uns herrscht gerade in Tiefphasen eine kontinuierliche Kommunikation, weil ich oft große Probleme mit dem Alleinsein habe. Und er Angst, dass ich mir was antun könnte. Das bedeutet, wenn ich sage, es ist okay, wenn du wegfährst, muss es auch okay sein. Und wenn sich der Zustand verschlechtert, muss er sicher sein, dass ich als erstes IHN anrufe. Das sind so Dinge, die vereinbart man ohne wirklich zu wissen, ob dieses Netz im Ernstfall hält und trägt. Meine Töchter gehen ihre Wege, nehmen Sachen ab, leben aber ansonsten ihr Leben weiter - das muss so sein.

Geholfen hat z.b. der gemeinsame Besuch (meines Mannes und mir) bei der Therapeutin der Tagesklinik. Ein Gespräch über Empfindungen, Ängste etc.

Mein Mann hat mich allerdings 1989 in einer Depressionsphase kennengelernt. (Also Reklamation von wegen versteckter Mangel geht nicht) Er hat gleich eine schlimme Zeit mitgemacht und gewusst, worauf er sich einlässt. Ich habe seitdem lange symptomfreie Zeiten gehabt. Jetzt weiß ich, wogegen ich kämpfe und denke, ich werde klarkommen, solange keine allzu großen Belastungen auftreten.

LG Lavendel
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Frau_Wal
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Re: Angst

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo cyranosun,

Das schlechte Wetter hat mir gestern nicht viel ausgemacht. Ich war bei einer Freundin zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Da konnten wir im Warmen sitzen und gemütlich zuschauen, wie draußen die Welt untergeht. :D

Das gleich Aufstehen fällt mir furchtbar schwer. Noch eine Möglichkeit: Wenn ich unbedingt zu einer bestimmten Zeit aufstehen muss, stelle ich mir den Wecker mit Vorlauf und positioniere schon abends eine Flasche Wasser an meinem Bett. Wenn ich dann merke, dass ich nicht aus dem Bett komme, trinke ich erst mal viel Wasser. Dann muss ich bald so dringend zur Toilette, dass mein Notfallprogramm greift und ich mich irgendwie ins Bad schleppe. Ich trickse mich sozusagen selbst aus. ;)

Viele Grüße,
Frau_Wal
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

@Frau_Wal
das war sicher sehr gemütlich bei Kaffee und Kuchen und dazu der Regen der ans Fenster trommelt. Wie geht es denn heute? Ich bin ja seit zwei ein halb Wochen wieder arbeiten Wiedereingliederung die vier Wochen dauert. Ich merkte gestern und heute schon sehr, das ich noch nicht so ganz fit bin. Kann mich schlecht konzentrieren. Hoffe das wird noch besser. Arbeitest Du??
Frau_Wal
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Re: Angst

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo cyranosun,

ich arbeite 80%. Das reicht mir finanziell noch und ich habe mehr Freizeit. Bisher war ich wegen der Depression noch nicht länger krankgeschrieben. Meine Therapie mache ich ambulant.
Bei mir gibt es auf der Arbeit bessere und schlechtere Tage. Manchmal fällt es mir auch schwer, mich zu konzentrieren, aber bisher habe ich es immer halbwegs hinbekommen.
Nicht zu arbeiten wäre für mich weniger hilfreich, denn meine Depression kommt nicht in erster Linie von der Arbeit, sondern ich schleppe das schon sehr lange mit mir herum.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute für die Wiedereingliederung und nette und verständnisvolle Kollegen!
Viele Grüße,
Frau_Wal
cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo Ihr Lieben
heute ist kein guter Tag. Schon heute morgen bin ich wieder mit Ängsten aufgewacht. Den halben Tag auf der Arbeit gerade mal so geschafft. Meiner Frau geht es auch nicht gut. Heute Abend hätten wir Gruppe, doch das werden wir wohl heute nicht schaffen. Wenn Es mir so schlecht geht vermeide ich es mit dem Auto zu fahren. Euch Allen alles liebe
Lavendel64
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Re: Angst

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
es gibt solche Tage. Die muss man einfach nur überleben. Morgen kann die Welt schon wieder anders aussehen.
Ich wünsche dir alles Gute.
LG Lavendel
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cyranosun
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Re: Angst

Beitrag von cyranosun »

Hallo Lavendel,

da hast Du sowas von recht. Manchmal fehlt mir aber die Kraft, das so zu sehen. Da will ich einfach nur, dass es endlich aufhört. Wünsche Dir und allen Anderen einen schönen Freitag und ein friedliches Wochenende.

Cyranosun
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