Wie kann ich mich selbst abgrenzen?

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marleymarley
Beiträge: 2
Registriert: 22. Apr 2018, 21:19

Wie kann ich mich selbst abgrenzen?

Beitrag von marleymarley »

Hallo alle zusammen :hello: ,
ich bin in der „Rolle“ der Angehörigen und stelle heute eine Frage bezüglich meiner eigenen Gesundheit.
Mein Freund hat keine diagnostizierten Depressionen, dennoch psychische Probleme und ist sehr belastet. Er ist derzeit nicht therapeutisch angebunden. Falls ihr dazu mehr Informationen braucht, um meine Frage zu beantworten, gebe ich diese gerne weiter. Irgendwie fühle ich mich jedoch ein wenig schuldig, wenn ich solch persönliche Informationen meines Freundes weitergebe, wenn auch anonym… kennt ihr bestimmt.
Ich persönlich litt in meiner Jugend an depressiven Episoden und einer leichten Essstörung. Punkt ist, dass ich noch nie ein sehr belastbarer Mensch war. Ich bin nun 23 Jahre und auf jeden Fall gestärkt und stabil, nehme mir allerdings die Probleme anderer viel zu sehr ans Herz. Ich leide auch an den allbekannten „Weltschmerz“, was wirklich nervig und, wie gesagt, belastend ist. Ich analysiere sehr gerne, so auch mein Verhalten. Bemerkbar ist, dass ich, wenn es sich um mein soziales Umfeld handelt, keine „Mauern“ aufbauen kann. Dass der Schmerz oder das Leid anderer auch meiner ist und ich alles versuche, um dies zu lindern.

Seitdem ich in einer Beziehung mit meinem Freund bin, nehme ich, ganz klar, sein Leid auf mich. Es belastet mich wahnsinnig zu wissen, dass es ihm nicht gut geht, dass er eigentlich eine Therapie machen sollte, um bestimmte Dinge zu verarbeiten (nach meiner Meinung) und sich mit seinen Problemen auseinandersetzen muss, damit diese ihn nicht innerlich auffressen. Allein der Gedanke stresst mich. Ich habe natürlich schon oft mit ihm darüber gesprochen. Seine einzige Methode ist jedoch, jedes aktuelle oder vergangene Problem zu verdrängen. Dies tut ihm nicht gut, das gibt er zu und weiß es auch. Und ich persönlich weiß auch, dass ich ihn natürlich unterstützen, ich mich aber nicht zu sehr in seine eigenen Angelegenheiten stürzen soll. Ich habe einfach Angst, dass er eines Tages in eine tiefere Depression fällt. Er selbst meint sogar, dass er sich ziemlich sicher ist, dass das so ist, aber er das so hinnehmen müsse. Mein Freund hat große Probleme, auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören bzw. sie zu erkennen. Er hat ein sehr starkes Helfersyndrom, nicht wie ich innerhalb der Familie, sondern bezüglich allen Menschen.

Auswirkung seiner Belastung auf mich selbst: Geht es ihm nicht gut, bin auch ich nicht gut drauf. Mir geht es richtig schlecht. Oft fall auch ich dann in ein Loch meiner vergangenen Probleme (welche ich im Übrigen auch nicht therapeutisch aufgearbeitet habe) und durchlebe sie, als wären sie aktuell wieder da. Bin ich dann in diesem Loch, wird mir oft alles zu viel und ich fange mich an, stark zu kratzen (früher habe ich mich geritzt). Mein Freund selbst schaut im Übrigen sehr auf mich. Er ist also keiner, der mir seine Probleme jeden Tag vor die Füße lädt, aber ich bin eine Beobachterin und merke oft gleich, wenn etwas nicht stimmt. Es geht mir beispielsweise auch mit meinen Eltern so. Haben diese Probleme oder Stress, kann ich dies nicht abgrenzen und übernehme dies auf mich. Das habe ich schon in meiner Jugend gemacht.

So... nach all den, wahrscheinlich unwichtigen, Informationen, meine Frage: Wie kann ich lernen, mich selbst abzugrenzen? Was würdet ihr empfehlen?

Ich traue mich ehrlich gesagt kaum, zu einem Erstgespräch zum Therapeuten zu gehen, da ich denke, dass mein Bedarf viel zu niedrig ist. Geht es den anderen gut, geht es mir ja auch gut. Wie grenzt ihr euch denn ab? Kennt ihr das, in alte Strukturen zu verfallen, wenn ihr gestresst seid?

Ich hoffe, das war nicht zu viel auf einmal! Ich würde mich wirklich über Antworten oder ein wenig Austausch freuen :)!
Akazie
Beiträge: 51
Registriert: 7. Jun 2018, 19:36

Re: Wie kann ich mich selbst abgrenzen?

Beitrag von Akazie »

Hallo und herzlich willkommen hier, :hello:

ich bin auch noch nicht lange hier angemeldet:-) Möchte dir gerne antworten. Du scheinst eine sehr empathische junge Frau zu sein, so wie du schreibst. Ich finde das toll, das ist auch eine Gabe, wenn man so feinfühlig ist. Ich kenne das von mir selbst, ich spüre oft auch über Distanzen hinweg, wenn es Leuten in meinem Umfeld nicht gut geht.

Es gibt da ein paar Übungen wie man dafür sorgt dass man sich abgrenzt, wenn man merkt es wird zu viel. Man kann sich zb ein sogenanntes Schutzschild visualisieren, es gibt Körper-Übungen oder -Haltungen dazu wie du dich besser abgrenzen kannst.

Ich wasche mir bspw sehr intensiv die Hände nach einem anstrengenden Gespräch, öffne die Fenster, lasse frische Luft herein, gehe in die Natur oder mache Sport, das reinigt oftmals die negative Energie und lässt mich aufatmen und mich wieder mehr meinen Themen zuwenden.

Zu dem Thema findest du auch sich noch einiges im Netz.

Auf jeden Fall ist es gut, da hin zu schauen und sich immer wieder ein bisschen abzugrenzen sonst tut es einem nicht gut.

Und weil du sagst du traust dich gar nicht zu einem Therapeuten zu gehen... ich finde das darfst du ruhig tun, warum denn nicht?
Zum einen hast du ja selbst den Hintergrund dass du an depressiven Episoden gelitten hast und eine leichte Esstörung.. reicht doch;-)
Ich finde, es muss einem nicht immer nur superschlecht gehen dass man zum Therapeuten geht, im Gegenteil, es wäre für viele Menschen hilfreich, sie würden viel eher den Weg zu Fachfrau/ Mann antreten als wenn das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist.

Viele herzliche Grüße
von Akazie
marleymarley
Beiträge: 2
Registriert: 22. Apr 2018, 21:19

Re: Wie kann ich mich selbst abgrenzen?

Beitrag von marleymarley »

Hallo Akazie!

Vielen lieben Dank für deine Antwort :)) habe mich sehr gefreut! Das mit den Hände waschen kenne ich! Habe ich bisher eher unbewusst gemacht, aber wendet man sowas bewusst an, kann das ganz sicher eine gute Auswirkung haben. Danke für die Tipps, ich werde mich über solche Haltungen etc. mal schlau machen. Kennst du zufälligerweise ein Buch dazu, oder wie hast du dir dieses Wissen angeeignet?
Und ja, da hast du recht. Eine Therapie kann auch super präventiv wirken und wäre auch sehr hilfreich, denke ich. Ich weiß nicht, wie stabil ich wäre, käme nun unerwartet etwas Schlimmes.
Sowas ist natuerlich eine große Überwindung, aber das schafft man ganz sicher irgendwie :)

Ein schönes Wochenende wünsche ich :)
Akazie
Beiträge: 51
Registriert: 7. Jun 2018, 19:36

Re: Wie kann ich mich selbst abgrenzen?

Beitrag von Akazie »

Hallo :hello:
sehr gerne, kein Problem;-) Wie gesagt kenne ich das " Problem" am eigenen Leib. Habe mir im Laufe der Jahre so einiges angeschaut und ausprobiert. So adhoc hab ich keinen Buchtipp, außer dem Buch welches ich gerade lese, da geht es um Selbstliebe und Selbstfürsorge, es ist nicht schlecht. Ich schicke dir mal eine PN.
LG Akazie
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